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f.
Berichte
der
Dentschen Physikalischen Gesellschalt
SC
im Jahre 1903
enthaltend
V
Yerhandliingcii
der Deutschen Physikalischen Gesellschaft
Im Auftrage der Gesellschaft herausgegeben
von
Karl Scheel
und
Halbmoiiatlichcs Literaturverzeichnis
der „Fortschritte der Physik", dargestellt von der
Deutschen Physikalischen Gesellschaft
redigiert vod
Karl Scheel Richard Assmann
Beine Physik Kosmische Physik
BraunschTfeig
Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn
19 03
Sei /08S,Sf
^0 o
NOV 2 1912
/O
Inhalt*).
Seite
J. Stabk. Der abnormale Kathodenfall des Glimmstroznes ... 1 23
L. Zbhndbb. Über neue Wirkungen von Kathodenstrahlen und
Lichtstrahlen. (Vorläufige Mitteilung.) 1 36
A. WsHNSLT. Eine BsAimsohe Röhre für elektrostatische Ab-
lenkung 1 29
Th. Gross. . Über molekulare Induktion 1 39
H. Stabke. Die magnetische und elektrische Ablenkbarkeit reflek-
tierter und von dünnen Metallblättchen hindurchgelassener
Kathodenstrahlen 2 14
O. LuBCHEB u. E. Fbütosheim. Die strahlungstheoretisohe Tempe-
raturskala und ihre Verwirklichung bis 2300^ abs 2 3
W. Jaeoeb u. H. von Stbinwbhb. Bestimmung des Wasserwertes
eines Bebthelot sehen Kalorimeters in elektrischen Einheiten.
(Mitteilung aus der Physikalisch-Technischen Reiohsanstalt.) 49 50
E. GiEBE. Über die Bestimmung des Wärmeleitvermögens bei
tiefen Temperaturen 49 60
J. Zachabiab. Über neue magnetische Untersuchungen und die
Mechanik der magnetischen Erscheinungen 49
K. Mby. Über das Kathodengefälle der Alkalimetalle 67 Ti
K. Stögkl. Das FEDOBOWsche Universalgoniometer in der Kon-
struktion von FuESB. Anwendung dieses Instrumentes zur
Auflösung sphärischer Dreiecke 67 75
G. Anobnheisteb. Beiträge zur Kenntnis der Elastizität der Metalle 67 80
Vorschläge des wissenschaftlichen Ausschusses der Deutschen Physi-
kalischen Gesellschaft für einheitliche Bezeichnungen, Be-
nennungen, Definitionen und Regeln in der Physik .... 68
Kabl Schbbl. Bericht über den internationalen Katalog der wissen-
schaftlichen Literatur 81 83
J. Stabk. Über eine eigenartige Erscheinung am Quecksilberlicht-
bogen im Magnetfeld 81 87
F. DoLBZALEK. Über die Energieänderungen bei Konzentrations-
verschiebungen in konzentrierten Lösungen 82 90
Edoab Meteb. über die Absorption der ultravioletten Strahlung
in Ozon. (Auszug aus der Berliner Dissertation 1908.) . . 82 ltS4
*) An den durch die fettgedruckten Seitenzahlen bezeichneten Stellen finden sich
ausführlichere Mitteilungen über den betreffenden Gegenstand.
IV Inhalt.
Seite
G. Quincke. Über Kristalle 101 102
F. Neesen. Bestimmung der Geschoßachsenrichtung am Ende der
Flugbahn 101 110
E. Hagen u. H. Rubens. Über Beziehungen zwischen dem Reflexions-
vermögen der Metalle und ihrem elektrischen Leitvermögen 101 113
Karl Scheel. Über die Ausdehnung des amorphen Quarzes. (Mit-
teilung aus der Physikalisch -Technischen Reichsanstalt.) . . 101 119
F. F. Marxens. Über ein neues, tragbares Photometer für weißes
Licht 129 149
W. Biegon von Czudnochowski. Flammen- oder Effektbogenlicht 129 157
M. Thiesen. Zur Theorie der Diffusion. (Zweite Mitteilung.) . . 129 190
P. Drude. Bemerkungen zu der Arbeit von Hagen und Rubens:
,,Über Beziehungen zwischen dem Reflezionsvermögen der
Metalle und ihrem elektrischen Leitvermögen'^ 141 142
A. Wehnelt. Ein einfacher Oszillograph 141 178
E. Hagen und H. Rubens. Das Emissionsvermögen der Metalle
für Strahlen großer Wellenlänge 141 145
K. Gehecke. Das MicHELSONsche Stufengitter und das ZEEHANsche
Phänomen 177
Alexander Gleichen. Die Blendenstellung bei zentrierten opti-
schen Systemen endlicher Öffnung 177 193
E. Dorn. Beseitigung elektrostatischer Einflüsse bei Wägungen
durch Radium 186 189
F. Kohlbausch. Beobachtungen an Becquerelstrahlen und Wasser 186 261
F. Dolezalek. Meßeinrichtung zur Bestimmung von Selbstinduk-
tion und Energie Verlust in Wechselstromapparaten .... 186
K. Prytz. Eän Verfahren zur Darstellung größerer Mengen von Argon 206 206
R. ZsiGMONDY. I. Über kolloidale Goldlösungen und Goldrubingläser 205 209
H. Siedentopf und R. Zsigmondy. II. Über Größenbestimmung
ultramikroskopischer Goldteilchen 205 213
Fr. Heusler. Über magnetische Manganlegierungen 217 219
Fr. Heusler, W. Starck und E. Haupt. Magnetisch - chemische
Studien 217 220
I. Über die Synthese ferromagnetischer Manganlegierungen
von Fr. Heusler 217 220
n. über die magnetischen Eigenschaften von eisenfreien
Manganlegierimgen von W. Starck und E. Haupt .... 217 224
J. Traube u. G. Teichner. Zur Theorie des kritischen Zustandes 218 235
K. V. Wesen DON K. Einige Bemerkungen über die Bestimmung der
kritischen Temperatur 233 238
H. Starke. Über die elektrische und magnetische Ablenkung
schneller Kathodenstrahlen 233 241
E. Warburg und B. Strasser. Zum Verhalten sogenannter un-
polarisierbarer Elektroden gegen Wechselstrom 233 209
F. Neesen. Bemerkungen zu den Vorschlägen des wissenschaft-
lichen Ausschusses der Deutschen Physikalischen Gesellschaft
für einheitliche Bezeichnungen 234 251
Ewald Rasch. Flammen- und Eifektbogenlicht. Erwiderung auf
den gleichnamigen Aufsatz des Herrn W. Biegon v. Czud-
nochowski 234 276
Inhalt V
Seite
Kabl Schebl. über die Spannkraft des Wasserdampfes unter 0^ 284 287
£. Gbhbcke. Über die Elektrolyse der Schwefelsaure bei g^ofier
Stromdichte 234 263
A. WsETNBLT. Über Kathodenstrahlen an glühenden Kathoden.
(Vorläufige Mitteilung.) 266
A.Wehnblt. Über eine Röntgenröhre mit veränderlichem Härte-
grad 269
Sur les OBciUographes. Aus einem Briefe des Herrn Prof. A. Blondel
in Paris an die Redaktion 267
A. Wbhkblt. Bemerkung zur Mitteilung des Herrn Prof. A. Blondel
„Sur les oscillographes'* 268
H. Rubens. Demonstration einiger Versuche mit Reststrahlen von
Quai-z und Flußspat . 291
H. Rubens und E. Hagen. Über die optischen und elektrischen
Eigenschaften der Metalle 291
W. Nebnst. Zur Bestimmung hoher Temperaturen 291
M. Petzold. Diapositive mit stereoskopischer Wirkimg 291 347
P. Dbüde. Demonstration von Meßapparaten für elektrische Schwin-
gungen 292 294
H. Th. Sihon und M. Rbich. Über Erzeugung hochfrequenter
Wechselströme und ihre Verwendung zur drahtlosen Tele-
graphie 292
F. Neesen. Über die Frage der Beeinflussung von Kathodenstrahlen 292 296
F. Neesen. Demonstration einer Quecksilberpumpe 292 296
J. Gl ASSEN. FBESNELsche Interferenzen an zwei planparallelen
Platten als Vorlesungsversuch 292 297
R. Wachsmuth. Schneidentöne und Labialpfeifen 292 299
E. Grimsehl. Analyse und Synthese von Schwingungen .... 292 308
E. ZscHiMMER. Über neue Glasarten von gesteigerter ültraviolett-
durchlässigkeit 292 312
F. F. Mabtens. Demonstraticm zweier Photometer 292
0. Pasche. Über ein Verfahren zur Elimination der Sekundär-
strahlung in der Röntgentechnik 292
Hilbebt. Über Mechanik der Kontinua 292
Minkowsky. Über Kapillarität 292
L. BoLTZMANN. Über die Ergänzung, deren die Lagbange sehen
Gleichungen für nicht holonome Koordinaten bedürfen . . 293
C. Runge. Über die spektroskopische Bestimmung des Atomgewichtes 293 313
E. Gbimsehl. Neue physikalische ünterrichtsapparate 293 316
Leon Asheb. Ein neuer spektraler Farbenmischapparat .... 293 326
E. Raehlmann. Weitere Mitteilung über ultramikroskopische
Untersuchung von Farbstoffmischungen und ihre physikalisch-
physiologische Bedeutung 298 330
P. Ostmann, tj ber die praktische Anwendung des objektiven Hör-
maßes 293 340
Prof. Dr. Julius Lange f ... 351
M. Thibsen. Über stationäre Flüssigkeitsströmung 351
W. Jaegeb und H. v. Steinwehr. Erhöhung der kalorimetrischen
Meßgenauigkeit durch Anwendung von Platinthermometem.
(Mitteilung aus der Physikalisch-Techuischeu Reichsanstalt.) 351 353
VI Inhalt.
W. BiEaoN YOK GzüDNOCHOwsKi. Bemerkungen über das Elek-
trolytbogenlicht 362
E. Wabbubg. Über die galvanomagnetischen und thermomagne-
tisohen Effekte in Antimon und Wismut (nach Yersuchen
von Guy Bablow) 863
H. Stabkb. Über den Potentialverlauf bei der Elektrizitatsleitung
durch Gase, insbesondere der Flammenleitung 363 964
H. Stabke. Über die unipolare Leitung in Gasen 363 377
E. Wabbübg. Zur Theorie der Siemens sehen Ozonisierungsappa-
rate 381, 416 382
E. Goldstein. Über einige Versuche mit dem Giebel sehen Ema-
nationskörper 381 392
R. BöBNSTEiN. Einige Versuche über Elektrizitätszerstreuung in
Luft 381 404
0. LuMHEB. Beitrag zur Klärung der neuesten Versuche von
R. Blondlot über die n-Strahlen 416 416
A. Wehnelt. Über die Phosphoreszenzerregung durch langsame
Eathodenstrahlen 416 423
E. Wandebsleb. Über einen neuen Apparat zur Betrachtung von
Photographien vom richtigen Standpunkte aus 416
F. Kuklbaüm und Günthbe Schulze. Pyrometrisohe Unter-
suchungen an Nernstlampen und Hohlkörpem aus Nemst-
masse . 427 428
F. F. Mabtens. Über einen neuen Beleuchtungsmesser 436
E. Mabx. Zur Kenntnis der Flammenleitung (Bemerkung zu der
Arbeit des Herrn Stabke) 427 441
Mitteilung, betreffend die 76. Versammlung Deutscher Naturforscher
und Ärzte in Kassel 1903 291
Geschäftliches 81, 129, 186, 427
Wahlen des Vorstandes und des wissenschaftlichen Ausschusses . 186
Vermögens - Bilanz der Deutschen Physikalischen Gesellschaft am
31. Dezember 1902 187
Gewinn- und Verlust-Konto am 31. Dezember 1902 188
Aufnahme von Mitgliedern ... 49, 82, 129, 186, 206, 218, 352, 363, 381
Mitgliederliste 466
Alphabetisches Namenregister 463
1903 HeH 1
Berichte
der
Deutschen Physikalischen (üesellschaft
enthaltend
Yerhandlnngeii
der Deutschen Physikalischen Gesellschaft
im Auftrage der Gesellschaft herausgegeben
von
Karl Scheel
und
Halbmonatliches LiteratnrYerzeichnis
der „Fortschritte der Physik", dargestellt von der
Deutschen Physikalischen Gesellschaft
redigiert von
Karl Scheel Bichard Assmann
Beine Physik KosnÜBche Fhyaik
BraanBchweig
Dtuok und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn
19 03
Monaäich zwei Nummern, — Ahonnementspreis pro Jahrgang S Mark, — Zu beziehen
durch aüe Buchhandlungen und Postanstalten (Postzeitungsliste Nr. 104^ a).
Inhalt.
8ett«
1. Yerhandlungen der Deutschen Physikalisohen GtosellBohaft.
Bericht über die Sitzung vom. 9. Januar 1908 1
0. Lamm er vmd E. Pringsheim, Die strahlungstbeoretische
Temperaturskala und ihre Verwirklichung bis 2300^^ abs. . . 3
H. Starke, Die magnetitche und elektrische Ablenkbarkeit reiSek-
tierter und von dünnen Metallblättchen hindurohgelassener
Kathodenstrahlen ' 14
J. Stark, Der abnormale Eathodenfall des Qümmstromes .... 23
A. Wehnelt, Eine Braunsche Röhre für elektrostatische Ablen-
kung 29
L. Zehnder, Über neue Wirkungen von Kathodenstrahlen und
Lichtstrahlen. (Vorläufige Mitteilung.) 35
Th. Groß, Über molekulare Induktion 89
a. Halbmoxiatliohefl Literaturverseiolmie der Fortsohritte der
Fhyvik.
I. Allgemeine Physik 1
II. Akustik 3
in. Physikalische Chemie 8
rV. Elektrizit&t und Magnetismus 6
V. Optik de« gesamten Spektrums 8
VI. Warme 9
Vn. Kosmische Physik 11
Verhandlungen
der
Deutschen Physikalischen Gesellschaft
Im Auftrage der Gesellschaft herausgegeben
von
Karl Scheel
5. Jahrg. 15. Januar 1903. Nr. 1.
Sitzaiig vom 9. Jannar 1903.
Vorsitzender: Herr E. War bürg.
Hr. E. Warburg legt eine Mitteilung von Herrn J. Stark:
Der abjnormale Kathodenfall des
Glimmstromes,
vor und stellt eine Arbeit von Hrn. L. Zehnder:
Über neue Wirkungen von Kathodenstrahlen und
Lichtstrahlen,
in Aussicht, deren Veröffentlichung in den Verhandlungen der
Oesellschaft beschlossen wird.
Ferner legt Hr. M. Planck eine Mitteilung von Hrn.
A. Wehnelt:
Eine BRAUNsche Röhre für elektrostatische Ablenkung, |
vor. j
Sodann trägt Hr. Th. Grofs vor:
Über molekulare Induktion.
2 Yerhdl. d. Beutsohen Physik. GeseÜBch. vom 9. Jan. 1908. [Nr. L
Weiter spricht Hr. H. Starke über:
Die magnetische und elektrische Ablenkbarkeit
reflektierter und von dünnen Metallblättchen hindurch-
gelassener Kathodenstrahlen.
Endlich berichtet Hr. E. Pringsheim über:
Die strahlungstheoretische Temperaturskala und ihre
Verwirklichung bis 2300<^ abs.
(nach gemeinsam mit Hm. 0. Lummer angestellten Unter-
suchungen).
Die straMufiggthearetische OBemperaturskala wad ihre
Verwirklichung bis 2300^ abs.f
von O. Lummer und M. Pringsheim.
(Mitteilung aus der Physikalisch-TeohniBchen Reichsanstalt.)
(Vorgetragen in der Sitzung vom 9. Januar 1903.)
(Vgl. oben S. 2.)
Die absolute, von Sir William Thomson definierte thermo-
dynamisclie Temperatarskala hat bisher nur eine rein theoretische
Bedeutung; tatsächlich beruht die wissenschaftliche Temperatur-
messung auf der Ausdehnung der Gase. Bei hohen Temperaturen
aber stößt die Anwendung des Gasthermometers auf große
Schwierigkeiten und es [ist bisher noch (nicht gelungen, exakte
Messungen nach der gasthermometrischen Skala bei Temperaturen
über llöQo C. auszuführen. Andere thermometrische Methoden,
z. B. die thermoelektrische, lassen sich zwar bis zu erheblich
höheren Temperaturen mit großer Genauigkeit durchführen, sind
aber nur durch Extrapolation einer empirischen Formel an die
gasthermometrische Skala angeschlossen. Dabei ist hervorzuheben,
daß die bei relativ niedrigen Temperaturen gewonnene Beziehung^)
zwischen der Thermokraf t und der Temperatur sich in einem über-
raschend großen Intervall als gültig erwiesen hat. Auch hat die
experimentelle Meßbarkeit der Thermokraft eine Grenze nicht bloß
an dem Schmelzpunkt der benutzten Metalle, sondern auch in
dem Umstand, daß alle als Isolatoren dienenden Substanzen bei
hohen Temperaturen gute Leiter der Elektrizität werden. Dadurch
wird die Messung der elektromotorischen Kräfte bei hohen Tempe-
raturen untunlich. Es fehlte somit bisher für das Gebiet der
hohen Temperaturen eine brauchbare Meßmethode, deren An-
gaben auf die gasthermometrische Skala bezogen sind.
Durch die Verwirklichung der schwarzen Strahlung und die
») Vgl. u. A.: Avenarius, Pogg. Ann. 119, 406, 1863; Tait, Trans.
Roy. Soo. Edmb. 27, 125, 1872—1873 und Pogg. Ann. 152, 427, 1874; Knott
und Mac Gregor, Trans. Roy. Soc. Edinb. 28, 321, 1898; Holborn und
Day, Wied. Ann. 68, 817, 1899 und Ann. d. Phye. (4) 2, 606, 1900.
1*
4: Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 9. Jan. 1903. [Nr. 1.
experimentelle Festlegung ihrer Gesetze ist ein neuer Weg zur
Erreichung dieses Zieles eröffnet. Jedes der als richtig erwiesenen
Strahlungsgesetze ist geeignet, als Grundlage einer Meßmethode
innerhalb des Temperaturintervalls zu dienen, für welches das
betreffende Gesetz experimentell bestätigt ist. Hier kommen zu-
nächst drei für die 'schwarze Strahlung gültige Gesetze in Betracht:
00
1) {EidX^=6T* (SxEFAN-BoLTZMANNsches Gesetz)
2) kn^T = A I (enthalten im WiENschen
3) En,T-^ =^ B\ Verschiebungsgesetz).
Hier bedeutet iJ/dA den zwischen den Wellenlängen k und k-\-dk
enthaltenen Anteil der schwarzen Strahlung für die nach der
gasthermometrischen Skala gemessene absolute Temperatm* T,
während X^, die Wellenlänge ist für welche bei dieser Tempe-
ratur das Emissionsvermögen E,, im Normalspektrum sein Maxi-
mum Ern hat; ö, A und 7? sind genügend genau bestimmte Kon-
stanten.
Ob diese Gesetze auch oberhalb der Grenze gelten, bis zu
welcher die direkten luftthermometrischen Messungen reichen, ist
eine sehr wichtige Frage, deren Beantwortung auf direktem Wege
wenigstens vorläufig unmöglich erscheint.
Aber diese Gesetze sind nicht nur Resultate des Experiments,
sondern die Beziehungen zwischen der schwarzen Strahlung und
der absoluten Temperatur sind auch theoretisch so wohl begründet,
daß man berechtigt ist, sie als Naturgesetze zu betrachten, die
nicht bloß für das Temperaturintervall gelten, für welches sie
experimentell als richtig erwiesen sind, sondern für alle Tempe-
raturen überhaupt. Wenn dies richtig ist, muß sich für die
Temperatur eines schwarzen Körpers nach allen drei Methoden der
gleiche Wert ergeben, me hoch diese Temperatur auch sein mag.
Außer den oben genannten Gesetzen gibt es noch beliebig
viele Beziehungen, von denen jede zur Grundlage einer Meß-
methode gemacht werden kann; diese Beziehungen ergeben sich
aus der Spektralgleichung, welche die Abhängigkeit der schwarzen
Strahlung von Wellenlänge und Temperatur^darstellt.
Unter diesen ist besonders günstig und auch durch die Theorie
gestützt die spektralphotometrische Methode, bei welcher aus der
Nr. 1.] 0. Lämmer und £. Pringsheim. 5
Helligkeit innerhalb eines kleinen Bezirks im Spektrum der
schwarzen Strahlung auf die Temperatur geschlossen wird.
Wir haben uns die Aufgabe gestellt, nach den verschiedenen
genannten Methoden die Temperatur des schwarzen Körpers mög-
lichst weit oberhalb der bisher erreichten Temperaturgrenze zu
bestimmen, um zu sehen, ob die Extrapolation der verschiedenen
Gesetze zu dem gleichen Resultat führt.
Der schwarze Kohlekörper. Zu diesem Zwecke haben
wir einen schwarzen Körper konstruiert, bei welchem ein durch
den elektrischen Strom geglühtes dünnwandiges Kohlerohr die
Strahlung aussendet^).
Von allen hoch zu erhitzenden Substanzen konnte hier allein
die Kohle in Frage kommen, da der gleichtemperierte Hohlraum
genügend große Dimensionen haben muß, um die Apertur der zur
Strahlungsmessung benutzten Apparate auszufüllen. Der strahlende
Hohbaum wurde dargestellt durch ein Kohlerohr R (Fig. 1, a. f. S.)
von 1,2mm Wandstärke, 34 cm Länge und 1cm innerem Durch-
messer. Diese Rohre, von der Firma Gebr. Siemens u. Co. 2) in
Charlottenburg für diesen Zweck besonders angefertigt, zeichnen
sich durch ihre genaue zylindrische Form und gleichmäßige Wand-
stärke aus. Infolgedessen erhitzt der das Rohr durchfließende,
elektrische Heizstrom die Wandung überall auf nahe die gleiche
Temperatur. Die Enden des Kohlerohres sind schwach konisch aus-
gebildet und galvanoplastisch verkupfert. Über diese konischen
Enden sind dickere, 7 cm lange Kohlezylinder Ä mit entsprechender
Bohrung übergestülpt, welche innen und außen verkupfert sind.
Diese Ansatzstücke ruhen in starken metallischem Klemmbacken B^
welche die Stromzuführung vermitteln. Die vordere Klemme B ist
auf der Schieferplatte S des Stativs fest montiert, die hintere
ruht mit einer Gleitfläche auf dem Metallklotz E lose auf, so
daß das Rohr der Ausdehnung durch die Wärme frei folgen
S. auch Sitzungsber. d. Berl. Akad. S. 711, 1901; Verh. d. Ges.
Deutsch. Naturf. u. Ärzte zu Hamburg 2 [1], 31—36, 1901; Zeitschr. f.
Instrkde. 22, 119 f., 1902; Phyeikal. Zeitschr. 3, 97—100, 1901; Arch. d.
Math. u. Phys. (3) 3, 261—281, 1902.
*) Der genannten Firma, welche auch sämtliche Chamotte- und Kohlen-
teile des schwarzen Körpers angefertigt hat, sprechen wir für die freund-
liche Bereitwilligkeit, mit der sie allen unseren Wünschen nachgekommen
ist, auch an dieser Stelle unseren besten Dank aus.
6
Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 9. Jan. 1903. [Nr. 1.
kann. Die Hinterwand des strahlenden Hohlraumes wird durch
einen Kohlepfropf Pj gebildet, der in der Mitte des Eohlerohres
sitzt und dieses möglichst luftdicht abschließt. Die aus der
Figur ersichtliche Form des Pfropfens wurde gewählt, um die
durch ihn bewirkte unvermeidliche Ungleichmäßigkeit in der
elektrischen Heizung möglichst zu verringern. Hinter Pj sitzt ein
eben solcher zweiter Pfropf (Pj), welcher die noch vorhandenen
Lücken zwischen dem ersten Propfen und der Rohrwand möglichst
unschädlich macht. An der Rückseite ist das Rohr durch einen
Fig. 1.
I Cliamotte
dritten Pfropfen (Pj) hermetisch verschlossen, um den Zutritt des
Sauerstoffs der äußeren Luft abzuschneiden. Um die Kohle außen
vor der Verbrennung zu schützen, ist das Heizrohr mit einem
System Yon Hüllen umgeben, deren Montierung aus der Figur'
ersichtlich ist. Da die aus Chamotte bestehenden scheibenförmigen
Träger T der Hüllen fest auf den dicken Kohlezylindern A auf-
sitzen und durch die Kupferringe C dicht an die hervorspringen-
den Nasen der Kohlezylinder angepreßt werden, so kann die Luft
an die äußere Seite des Heizrohres nur auf dem Umwege durch
Nr. 1.] 0. Lumiuer und £. Pringsheim. 7
die äußeren Hüllen gelangen. Das innerste Schutzrohr ü besteht
aus Kohle, welche den doppelten Vorteil bietet, temperatur-
beständig zu sein und zugleich die etwa eintretende Luft yon
Sauerstoff zu befreien. Die übrigen Schutzrohre sind teils aus
Chamotte, teils aus Asbest, ein Bohr Q ist aus Nickel gefertigt.
Bei den hohen Temperaturen gerieten selbst die dicken
metallenen Klemmbacken in Rotglut. Um dies zu verhindern,
wurden große Kupferscheiben D angebracht, die fest auf den
Kupferringen C aufsitzen und die Wärme nach außen ableiten.
Der Heizstrom wurde von Akkumulatoren geliefert Bei An-
wendung eines Stromes yon 160 Amp. wurde eine Temperatur
von etwa 2300® abs. erreicht, auf welcher sich der Körper einige
Stunden ziemlich konstant erhalten ließ. Da aber die äußere
Luft durch die Strahlungsöffnung freien Zutritt zum Heizrohr hat,
80 wird dieses allmählich an seinem vordersten Ende oxydiert
und glüht an dieser Stelle heller als auf der ganzen Länge des
Kohres. Dieser Übelstand bewirkt die allmähliche Zerstörung des
Heizrohres. Gelingt es, ihn zu vermeiden, so wird man nicht nur
die Lebensdauer des Rohres verlängern, sondern zu noch höheren
Temperaturen gelangen können. Vorversuche haben gezeigt, daß
diese Verbrennung wesentlich vermindert wird, wenn man durch
die vor der Mündung des Kohlerohres angebrachte Kappe J^ in
Richtung des Pfeiles einen Stikstoffstrom langsam hindurchstreichen
läßt Dagegen erwies sich das zuerst angewandte Verfahren, käuf-
lichen Stickstoff durch das Heizrohr hindurchzuschicken, als schäd-
lich, da der käufliche Stickstoff nicht frei ist von Sauerstoff.
Versuchsanordnung. Um die Temperatur des Kohlekörpers
nach den verschiedenen Methoden schnell hintereinander bestimmen
zu können, ist folgende Versuchsanordnung getroffen worden. Der
Kohlekörper ist auf einem Wagen montiert, der auf eisernen
Schienen rollt. Längs der Fahrbahn sind die verschiedenen Meß-
apparate, Flächenbolometer, Spektralbolometer und Spektralphoto-
meter so aufgestellt und justiert, daß durch bloße Verschiebung
des Wagens der schwarze Körper vor jedem Apparat in die rich-
tige Position gebracht werden kann; das will heißen, daß bei
jedem Apparat nur solche Strahlen zur Wirkung kommen, welche
aus dem gleichmäßig glühenden Hohlraum stammen.
a) Flächenbolometer. Das benutzte LuMMER-KuRLBAUMsche
8 Yerhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 9. Jan. 1909. [Kr. 1.
Flächenbolometer hatte vier Zweige, von denen je zwei so an-
geordnet waren, daß die Streifen des einen die Lücken des
anderen gerade deckten und somit eine Bolometerwand Yon
3,0 X 3,5 cm bildeten. Das Bolometer konnte längs eines Maß-
stabes verschoben werden ; die bei den Entfernungen 90 cm, 60 cm
und 40 cm vom Meßdiaphragma angestellten Strahlungsmessungen
zeigten, daß das Entfernungsgesetz erfüllt war, ein Beweis für
die Richtigkeit der Justierung und das gleichmäßige Glühen des
Hohlraumes. Das kreisförmige Meßdiaphragma hatte einen Durch-
messer von 5 mm und wurde ebenso wie die Klappe mit Wasser
gespült. Der Hauptstrom des Bolometers wurde meßbar so ge-
ändert, daß trotz der großen Verschiedenheit der zu messenden
Strahlungsmengen das Galvanometer stets nahe den gleichen Aus-
schlag gab. Dazu war eine Variation des Ballastwiderstandes von
50 Sl bis 4000 Ä erforderlich.
b) Spektralbolometer. Zur Bestimmung der Energiekurven
diente das früher von. uns beschriebene Spektralbolometer von
Fr. Schmidt u. Haensch, welches in ein Gehäuse aus Metall und
Glas nahezu luftdicht eingebaut war; die in dem Gehäuse be-
findliche Luft wurde so gut als möglich von Wasserdampf und
Kohlensäure befreit. Die Einstellung und Ablesung am Teilkreis
konnte von außen bewirkt werden. Der aus dem Gehäuse heraus-
ragende Spalt war mit einer Flußspatplatte verschlossen und durch
wassergespülte Diaphragmen gegen die enorme Strahlung genügend
geschützt. Als Prisma diente das vorzügliche Flußspatprisma der
Straßburger Universität, welches uns von Herni Prof. Braun freund-
lichst leihweise überlassen worden war; es hatte einen brechenden
Winkel von 60® und seine Kathetenfläche betrug 3 X 3 cm.
Das zu bestrahlende Linearbolometer nach Lummer-Kurlbaum
nahm einen Winkelraum von etwa 5' ein, während das Spektrum
von 0,6 fi bis 7 fi eine Ausdehnung von 5<> besaß. Statt der
früher benutzten astatischen Spiegelgalvanometer fand hier, ebenso
wie beim Flächenbolometer, eines der neueren Kugelpanzer -Gal-
vanometer nach DU Bois- Rubens mit JuLiusscher Aufhängung
Verwendung.
c) Spektralphotometer. Die spektralphotometrischen Mes-
sungen wurden mit dem Lümmer -BRODHUNschen Spektralphoto-
meter ausgeführt, bei welchem die beiden Kollimatorrohre zu-
Nr. 1.] 0. Lummer und E. Pringsheim. 9
einander senkrecht stehen. Dieser bei Absorptionsmessungen un-
bequeme Umstand ist hier gerade von \'orteil. Während die
strahlende Öffnung des schwarzen Körpers dicht vor den einen
Spalt gebracht werden kann, ist für die Montierung der Vergleichs-
lichtquelle und des rotierenden Sektors genügend Raum vor dem
anderen Spalt vorhanden. Die Messungen selbst wurden in der
schon früher beschriebenen Weise ausgefühit.
Eichung der Meßapparate. Die verschiedenen Meßappa-
rate wurden mit Hilfe eines absolut schwarzen Körpers von be-
kannter Temperatur geeicht. Als solcher wurde der elektrisch
geglühte Porzellankörper benutzt und seine Temperatur durch
ein LE CHATELiERsches Thermoelement gemessen. Auf diese Weise
erhielt man den Wert der Konstanten für die benutzten Meß-
apparate, welche unter ganz den gleichen Verhältnissen zur Tem-
peraturbestimmung des Kohlekörpers dienten.
Als Konstante der Gleichung 2 benutzten wir den früher ge-
fundenen Wert 2940, welcher sich auch aus den früheren spektral-
photometrischen Messungen ergeben hatte.
Diese Eichung ist im wesentlichen eine gleichzeitige, teil-
weise Wiederholung unserer früheren Arbeiten, in denen wir die
Gesamtstrahlung, die Energieverteilung im Spektrum und die
Änderung der spektralen Helligkeit der schwarzen Strahlung als
Funktionen der Temperatur eingehend untersucht hatten. In
Bezug auf die Einzelheiten der Ausführung sei daher auf jene
Arbeiten verwiesen i).
Zur Erzielung der viel höheren Temperaturen beim Kohle-
körper waren jedoch stärkere Ströme nötig, wozu erst neue Ein-
richtungen getroffen werden mußten; dazu gehörten eine Akku-
mulatorenbatterie von 64 Volt, welche Ströme bis zu 200 Amp.
zu entnehmen erlaubt, und die entsprechenden Regulierwiderstände.
Nach beendeter Eichung wurde die Temperatur des Kohle-
körpere abwechselnd an den vei-schiedenen Meßapparaten be-
stimmt, so daß auch bei einem unvermeidlichen Gange dieser
Temperatur die nach den verschiedenen Methoden gewonnenen
Besultate miteinander vergleichbar sind.
») 0. LuMMEE u. E. Pbingshbim, Wied. Ann. 63, 395--410, 1897 und
Ann. d Phys. (4) 3, 159—160, 1900; diese Verh. 1, 23—41, 216—235, 1899;
2, 163—180, 1900; 3, 36—46. 1901.
10
Verhdl. d. Deatschen Physik. GesellBoh. vom 9. Jan. 1903. [Nr. 1.
Resultate. Es wurde der Kohlekörper bei verschieden
hohem Glühzustande der Messung unterworfen, wobei sich stets
zeigte, dals die Unterschiede der nach allen genannten Methoden
bestimmten Temperatur innerhalb der Versuchsfehler blieben. Wir
beschränken uns hier auf die Mitteilung der Resultate bei der
höchsten gemessenen Temperatur. Da die Werte aus der Ge-
samtstrahlung bei den verschiedenen Entfernungen 90 cm, 60 cm
und 40 cm stets miteinander übereinstimmten, sind hier der
Zeitersparnis wegen nur bei den Entfernungen 90 cm und 60 cm
Beobachtungen angestellt worden, bei denen die Justierung eine
viel leichtere ist als bei der kleinsten Entfernung von 40 cm.
„. ^ Die Werte der maximalen
Flg. 2. T-. • . -I T 1
Energie sind direkt aus den
auf das Normalspektrum
reduzierten Energiekurven
abgelesen worden; auch
wurde die Korrektion wegen
der endlichen Breite des
Bolometers und Spaltes nach
RüNGES Formel angebracht,
trotzdem sie auch bei diesen
sehr steilen Energiekurven
am Maximum nur etwa
1 Proz. beträgt und mit der
fünften Wurzel in das Re-
sultat eingeht.
In Fig. 2 ist eine solche
Energiekurve des Kohlekör-
pers für die absolute Tem-
peratur 23200 wiedergege-
ben, die beobachteten Punkte
sind durch Kreise bezeichnet
Außerdem sind im gleichen
Maßstab einige zur Eichung
des Spektrobolometers benutzte Energiekurven von niedrigerer
Temperatur eingetragen, welche mit dem schwarzen Porzellankörper
gewonnen sind.
Wie die Betrachtung der Figur zeigt und wie wir schon
90
BO
70
60
60
40
30
20
10
A
M
r
2320^
\
\
\
\
j
\
V
/
14.
m«
\
/
^
1215<'
93go
^
^
5/t
Nr. 1.]
0. Lammer und E. Pringsheim.
11
mehrfach heirorgehoben haben, ist die Bestimmung der Lage (A«»)
des Energiemaximums relativ ungenau; und zwar um so unge-
nauer, je näher das Maximum an das sichtbare Gebiet rückt; da
der Fehler von k^ mit seiner ganzen Größe in die Temperatur-
bestimmung aus A^ T = 2940 eingeht, so kann diese Methode der
Temperaturbestimmung mit den anderen Methoden nicht kon-
kurrieren. Vielmehr sollte man umgekehrt aus der mittels E^ ge-
fundenen Temperatur die Lage von A^ bestimmen und danach
die Kurve genauer zeichnen. Der aus A» gefundene Wert der
Temperatur ist daher in der Tabelle nicht aufgeführt
Die spektralphotometrischen Messungen beziehen sich auf
verschiedene Wellenlängen, welche nahe regelmäßige Intervalle
des Spektrums umfassen und für welche die benutzten Absorp-
tionsplatten möglichst wenig selektiv sind. Bei der enormen
Helligkeit des so hoch temperierten Kohlekörpers waren fünf Ab-
sorptionsplatten zur Lichtschwächung notwendig, welche zusammen
die Helligkeit auf 1/8000 reduzierten.
In der Tabelle sind die Resultate einer Beobachtungsreihe in
zeitlicher Aufeinanderfolge mitgeteilt.
S> ■,! P,
,
,
1 Methode ', H
90 cm 1 60 cm
0,62^ 0,69^
0,55^
1
0,51^0,49^
:2 ■: s
=2, li <
1
'
!
1. Helligkeit. . . . '12310
- -
2294 * 2315
2309
2312
2320
2. ; Geeamtstrahlung . ll 2325
2317 1 2336
_> _
—
—
—
3. HeUigkeit. . . . I'2320
___ 1 ___
2307 2307
2315
2331
2339
4. Gesamtstrahlung. '2330
2330 1 2330
— —
- - ! -
5. Jcmergiemaxiniuni { 2ufiU
_- __
— —
-_ 1 _ —
6. Helligkeit .... 1 2330
— —
2325 2327
2325 1 2339 2333
7. Geflamtstrahlung . !| 2345
2348 1 2339
— ' —
— — —
3. Emergiemazimum 1 2320
1
— : —
_
—
—
Die spektralphotometrisch gewonnenen Temperaturen sind in
den Zeilen 1, 3 und 6 enthalten, wobei der unter „Temperatur''
angegebene Wert der auf 5° abgerundete Mittelwert aus den für
die verschiedenen Wellenlängen [gefundenen und in der Tabelle
aufgeführten Zahlen ist.
12 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 9. Jan. 1903. [Nr. 1-
Die Zeilen 2, 4 und 7 enthalten die mit dem Flächen-
bolometer gewonnenen Temperaturen als Mittel der für die beiden
Entfernungen 90 cm und 60 cm gesondert angegebenen Zahlen.
Die Zeilen 5 und 8 geben die aus der Intensität des Energie-
maximums erhaltenen Temperaturen wieder.
Die Übereinstimmung der nach den verschiedenen Methoden
gefundenen Temperaturen ist eine so gute, daß damit die Gültig-
keit der zu Grunde gelegten Strahlungsgesetze bis zu 2300^ abs.
als bestätigt gelten darf. Die vorhandenen kleinen Abweichungen
sind nicht nur^ durch die unvermeidlichen Beobachtungsfehler zu
erklären, sondern zum Teil durch einen nahe regelmäßigen Tem-
peraturgang des Kohlekörpers hervorgerufen. Die Messungen
mußten nach Beendigung der Energiemessung Nr. 8 abgebrochen
werden, weil der Kohlekörper durchbrannte.
Da die unseren Versuchen zu Grunde gelegten Strahlungs-
gesetze auf der gasthermometrischen Temperaturskala aufgebaut
sind, insofern ja die Konstanten der Apparate auf diese Skala
bezogen wurden, so kann man schließen, daß man für die Tem-
peratur des Kohlekörpers den gleichen Wert finden' würde, wenn
es gelänge, sie direkt mit einem idealen Gasthennometer zu
messen. Damit ist die Grenze der exakten Temperaturmessung
um fast 10000 erweitert.
In diesem Sinne sind die Gasthermometrie und die Strahlungs-
messung am schwarzen Körper gleichberechtigte Methoden, die
sich in praktischer Beziehung ergänzen, insofern die eine bei den
niederen, die andere bei den höheren Temperaturen voll zur
Geltung kommt. Soweit der schwarze Kohlekörper reicht, ist für
die Eichung der verschiedenen empirischen Pyrometer eine festere
Grundlage geschaffen worden.
Geht man aber weiter und definiert die absolute Temperatur
direkt durch die schwarze Strahlung, etwa indem man die Tempe-
ratur als eine bestimmte Funktion der Gesamtstrahlung definiert, sa
gewinnt man eine neue, strahlungstheoretische Temperatur-
skala. Diese ist in demselben Sinne eine absolute, wie die
thermodynamische, da die schwarze Strahlung nicht von der Natur
irgend eines Stoffes abhängt, sondern den stabilen Gleichgewichts-
zustand der reinen Temperaturstrahlung darstellt. Wälilt man
als diese Funktion die vierte Wurzel aus der Gesamtstrahlung
Nr. 1.] 0. Lnmmer und E. Pringsheim. 13
und nimmt man die konventionelle Festsetzung hinzu, daß die
Temperaturdifferenz zwischen dem Siedepunkt und dem Gefrier-
punkt des Wassers 100^ beträgt, so stimmen die Angaben der
neuen Skala mit denen der thermodjnamischen und der gas-
thermometrischen Skala überein.
Dieses experimentelle Resultat folgt auch aus der Theorie,
da BOLTZMANN das STEFANsche Gesetz als Folgerung aus dem
zweiten Hauptsatz der Thermodynamik hergeleitet hat. Will man
die Beziehungen auf die Fundamentalpunkte vermeiden, um die
Definition von den Eigenschaften irgend welcher Substanzen un-
abhängig zu machen, so kann man z. B. festsetzen, daß die in
«inem Kubikzentimeter der schwarzen Strahlung von der absoluten
Temperatur 1 enthaltene Energie eine festgesetzte Größe besitze.
Die Temperaturgrade dieser Skala würden gleich denen der
CELSiüSschen Temperaturskala werden, wenn man diese Größe
gleich 7,06.10-^^ Ergi) setzt. Vor der älteren thermodynamisch
<lefinierten Temperaturskala hat die strahlungstheoretische den
Vorzug, daß sie nicht bloß eine theoretische Bedeutung besitzt,
sondern daß man gemäß der Definition die Messung auch prak-
tisch ausführen kann.
Vgl. F. KuRLBAUM, Wied. Ann. 65, 746—760, 1898 und M. Planck,
Ann. d. Phys. (4) 4, 562, 1901.
Charlottenburg, den 4. Januar 1903.
14
Die magnetische und elektrische
Ablenkbarkeit reflektierter und von dünnen MetaU"
blättchen hindurchgelassener Kathodenstrahlen;
von H. Starke.
{Vorgetragen in der Sitzung yom 9. Januar 1908.)
(Vgl. oben S. 2.)
1. Die magnetische Ablenkung von Kathodenstrahlen nach
der Reflexion an festen Körpern oder dem Durchgang durch Metall-
folie ist des öfteren zum Gegenstand von Untersuchungen gemacht
worden. Im Gegensatz zu den älteren Untersuchungen von
R Merritti), Ph. Lenard2), W. Seitz^) ist es den Herren
E. Gehrcke*) und G. Leithäüser*) gelungen, eine Änderung
dieser Eigenschaft gegenüber den direkten Kathodenstrahlen nach-
zuweisen. Sie zeigten, daß die von einem abgeleiteten Reflektor
bezw. Metallblättchen ausgehende diffuse Strahlung inhomogen ist,
d. h. aus Kathodenstrahlen verschiedener Ablenkbarkeit besteht,
auch wenn das erzeugende Kathodenstrahlenbündel von einer In-
fluenzmaschine erzeugt wird und bei m^^gnetischer Ablenkung als
scharfes Bündel bestehen bleibt, d. h. sich als homogen erweist.
Nach der Vorstellungsweise der Emissionstheorie ist für die
Ablenkung eines Kathodenstrahlenbündels, welches eine gewisse
Strecke in einem gegebenen magnetischen Felde zurücklegt, außer
der Geschwindigkeit v der sich bewegenden Teilchen noch der
Quotient aus Ladung und Masse derselben maßgebend. Aus
den GEHRCKE-LEiTHÄüSERschen Versuchen würde demnach auf
eine Änderung von v und — oder einer dieser beiden Größen bei
^) E, Mbbritt, Phys. Rev. 7, 217, 1898.
•; Ph. Lenaed, Wied. Ann. 32, 27, 1894.
») W. Sbitz, Ann. d. Phys. 6, 29, 1901.
*) E. Gehrcke, Berl. Ber. 1901, 18. Aprü.
*) G. Lfithäuser, Berl. Ber. 1902, 13. März.
Nr. 1.] H. Starke. 15
dem Auftreffen auf feste Körper zu schließen sein. Da bisher für
Kathodenstrahlen jeder Ablenkbarkeit der Wert als der
gleiche gefunden worden ist, so liegt es zwar nahe, auch für
die Strahlen, deren Ablenkbarkeit durch den Anprall an feste
Körper modifiziert worden ist, ein gleiches anzunehmen und
daher nur von einer Geschwindigkeitsveränderung bei der Re-
flexion bezw. dem Durchgang durch dünne Metallblättchen zu
sprechen. Indessen bedarf diese Interpretation noch der experi-
mentellen Bestätigung. Die im folgenden mitgeteilten Versuche
wurden zu diesem Zweck unternommen.
2. Für die Ausführung der Versuche wählte ich die meines
Wissens für diesen Zweck einzig mögliche Methode, welche Herr
W. Kaufmann*) angegeben und für die gleichen Messungen an
Becquerelstrahlen verwendet hat. Dieselbe beruht darauf, daß
man gleichzeitig in zwei auf einander senkrechten Richtungen
eine elektrische und eine magnetische Ablenkung erfolgen läßt.
Bei homogener Strahlung würde man ein einziges abgelenktes
Strahlenbündel erhalten, welches auf einer photographischen Platte
ebenso wie das unabgelenkte Bündel einen scharfen Fleck er-
zeugen würde. Bei inhomogener Strahlung ^hingegen wird wegen
der verschiedenen Ablenkbarkeit der einzelnen Strahlengattungen
kein scharfer Fleck mehr entstehen können, sondern man erhält
als Bild eine gewisse Kurve, aus deren Verlauf man den Quotienten
und die Geschwindigkeit der Strahlen einzeln berechnen kann.
Der Kunstgriff, nach der Aufnahme der Kurve eine zweite bei
umgekehrtem elektrischen Felde zu machen, vereinfacht die Aus-
messung, und man hat den Vorteil, die doppelte elektrische Ab-
lenkung beobachten zu können. Fig. 1 (a. f. S.) zeigt die für die
Versuche mit durchgelassenen Strahlen benutzte Röhre. Eine
hohlspiegelförmige Kathode sendet ein konvergentes Kathoden-
strahlenbündel auf das mit dünner Aluminiumfolie beklebte Messing-
diaphragma (Loch 1 mm Durchmesser). Die die andere Seite diffus
verlassenden Kathodenstrahlen passieren zwischen den Platten
*) W. Kaufmann, Gott. Nachr. 1901, Heft 1; 1902, Heft 5.
•€
^r
jL
^;
16 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 9. Jan. 1903. [Nr. 1.
(3,5 cm lang, 0,5 cm Abstand) eines eingeschmolzenen kleinen
Kondensators. Dicht hinter demselben befindet sich die photo-
graphische Camera, bestehend aus zwei ineinander genau passenden
pj 1 Messingcylindern. Die
Verschlußplatte des
_ äußeren enthält die
)da8 Strahlenbündel
ausblendende Öffnung
von 1 mm Durchmes-
ser; auf die Ver-
schlußplatte des inne-
ren wurde die photographische Platte mit Wachs aufgekittet.
Der weite Teil der Röhre für die Versuche mit reflektierten
Strahlen, enthaltend Kondensator und Camera, war von gleichen
Dimensionen. Das Entladungsrohr war hier aber unter rechtem
Winkel angeblasen. Reflektor war das schief abgeschnittene
Ende eines mit Schliff einzusetzenden , 1 mm starken Kupfer-
drahtes; er war von der ihm zugewandten Seite des Konden-
sators gleichweit entfernt (5 mm), wie das Aluminiumblättchen
bei der anderen Röhre.
3. Theoretisches. Die Formeln, mit deren Hülfe aus zwei
aus den photographischen Kurven zu entnehmenden zusammen-
gehörigen Werten von elektrostatischer und magnetischer Ab-
lenkung die Größen v und zu berechnen sind, hat Herr Kaüf-
MANN abgeleitet. Die beiden aufeinander senkrechten Ablenkungen
setzen sich nicht einfach gemäls dem Parallelogrammsatz zu-
sammen, so dals man aus der beobachteten Gesamtablenkung
ohne weiteres jede der beiden Ablenkungen, wie sie für sich ohne
Existenz der anderen stattfinden würde, ablesen könnte. Dies
wäre nur der Fall, wenn das Hinzukommen der senkrecht ge-
richteten Ablenkung die andere nicht beeinflussen würde. Dies
ist für das Hinzukommen der elektrischen zur magnetischen
Ablenkung allerdings der Fall, die Größe der letzteren ist von
ersterer vollkommen unabhängig. Nicht aber umgekehrt. Wie
eine leichte Ueberlegung zeigt, muß die elektrische Ablenkung
um so größer werden, je mehr der Strahl in senkrechter Richtung
magnetisch abgelenkt wird.
Nr. 1.]
U. Starke.
17
Fig. 2.
In Fig. 2 befindet sich bei a die diffuse Strahlenquelle (Re-
flektor, Blättchen), bei h das Diaphragma der Camera, bei c trifft
ohne jede Ablenkung das Strahlenbündel die Platte. Seine Rich-
tung sei X, Wird das magnetische Feld erregt, so geschehe die
Ablenkung in der Zeichnungsebene
nach unten (jgr- Richtung). Der Ver-
lauf des die Platte treffenden Strah-
lenbündels sei dann der durch a, i, d
gehende Kreis. Tritt eine senkrecht
zur Zeichnungsebene gerichtete elek-
trische Kraft hinzu, so wird an der Figur
nichts geändert; der gezeichnete Kreis
bleibt die Bahnprojektion in der zz-
Ebene, weil ja die elektrische Ablen-
kung keine Geschwindigkeitsänderung
in der Kreisbahn abc veranlaßt, und
der Krümmungsradius q derselben nur
eine Funktion der Bahngeschwindig-
keit in der a;^- Ebene ist. Die elektri-
sche Ablenkung in der f/- Richtung senkrecht zur Zeichnungs-
ebene wird aber um so größer werden, je stärker die Kreisbahn
in der x^- Ebene gekrümmt ist; denn für die elektrische Ablen-
kung ist direkt maßgebend die Zeit, welche das Teilchen im
elektrischen Felde verweilt. Diese Zeit ist aber um so größer,
je stärker die Kreisbahn gekrümmt ist, weil ja die Geschwindig-
keit in der kreisförmigen Bahnprojektion konstant und der Weg
länger ist Wir können nach dieser Betrachtung ohne Schwierig-
keit die Gröfse des Krümmungsradius der Kreisbahn und der
elektrischen Ablenkung berechnen. Es ist, wenn v die Geschwin-
digkeit in der Kreisbahn ist, der durch das Magnetfeld /f erzeugte
Krümmungsradius q gegeben durch die Beziehung:
1)
1 ~^b X.
'"^
;\
2o
t
//
L
/ /
//
//
V
m— = BVxH oder p = -^7-
Für die Berechnung der elektrostatischen Ablenkung bestimmt
man die Tangente des Winkels a, unter welchem der aus dem
Diaphragma b tretende Strahl gegen die xjst- Ebene geneigt ist.
Derselbe berechnet sich in ähnlicher Weise wie der Elevations-
Winkel eines ohne Luftwiderstand fliegenden Geschosses. Es ist
18 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsoh. vom 9. Jan. 1903. [Nr. 1-
im Punkte b die Geschwindigkeit -^ in der y- Richtung gleich
der Beschleunigung des Kathodenstrahlteilchens im elektrischen
eF
Felde , multipliziert mit der Zeit, während welcher das Teil-
chen das halbe Kondensatorfeld durchläuft:
^^ dt - m^' 2
Wenn man mit ds ein Bahnelement der Kreisbahn in der
.2;^ -Ebene bezeichnet, ferner mit s^ die kreisförmige Projektion
des halben im elektrischen Felde zurückgelegten Weges und mit
Sa die Länge bd der kreisförmigen Projektion der Bahn zwischen
Diaphragma und photographischer Platte, so ist die Kreisbahn-
geschwindigkeit
ds s, , j^ ds ^ ti Si
Vx =^ -n = "T"? also dt = — und ^ = - •
dt _^ Vx 2 Vx
2
Die Tangente des zu bestimmenden Winkels ist tanga = -—;
daher kann man schreiben:
^ dy sFsi
Die elektrische Ablenkung ist daher:
4) y, = s^tanga = ^^^^^ •
Bisher ist also q und j/o bestimmt. Zwischen der magnetischen
■ Ablenkung und q kann man aus der Fig. 2 leicht die angenäherte
Beziehung aufstellen:
_ ^.? + ^2 + ^1 ^2 , ^'£o_
^ ^- 2z, ^ 4«^ + a:-^ -{- ^^x,)
Ferner sind aus derselben Figur für die Größen Si und s^ die
Beziehungen zu finden:
6) s^ =^. Q arcsin -^ ,
wo h die Länge der Kondensatorplatten (hierfür kann man
ohne in Betracht kommenden Fehler Si = - schreiben), und:
Nr. 1.] H. Starke. 19
/) So = 2 p arcstn ' ^ ^ — ^ •
"^ ^ 2p
Nachdem aus der magnetischen Ablenkung und den Dimensionen
des Apparates nach 5), 6), 7) die Größen p, Si, Sj ermittelt sind,
bestimmen sich v und nach den aus 1) und 4) sich ergeben-
den Formeln:
8) «« = ^
9) *=^-
^ m pl?
Die berechnete Geschwindigkeit v^ ist die Projektion der wirkliclien
Bahngeschwindigkeit auf die x;8^- Ebene. Die wahre Geschwindig-
keit ergibt sich daraus als v = Vx(l + V2 2 )• Sie ist für die
beobachteten Ablenkungen von Vx nur um 1 Proz. bis im ungün-
stigsten Falle 3 Proz. verschieden.
4. Messungen: a) Dimensionen des Apparates. Die
Strecke x^ vom Reflektor bezw. dem Metallblättchen bis zum Dia-
phragma der Camera betrug 4,5 cm, die Entfernung x^ des Dia-
phragmas von der photographischen Platte 4 cm. Die Länge h
und der Abstand d der Platten des für die elektrische A^blenkung
dienenden Kondensators w^areu h =-- 3,5 cm bezw. d = 0,508 cm.
b) Potentialmessung. Das Entladungspotential wurde mit
einem geeichten BRAUNschen Elektrometer gemessen. Die einige
hundert Volt betragende Potentialdifferenz der Kondensatorplatten
wurde durch einige Kästen einer Hochspannungsbatterie hergestellt.
Die Spannung jedes einzelnen Kastens wurde mit Galvanometer und
großem Widerstand mit der Spannung einer großen Akkumulatoren-
batterie verglichen, letztere mit einem Präzisionsvoltmeter gemessen.
c) Messung des Magnetfeldes. Da es mii* weniger auf
die Bestimmung absoluter Werte als auf die Konstatierung vor-
handener Änderungen der die Ablenkung bestimmenden Größen
- und V ankam, so umging ich die genaue Auswertung des
Magnetfeldes und seiner Inhomogenität, indem ich für eine ge-
wisse beobachtete Stromstärke in den Spulen mit reflektierten
2*
20 Verhdi. d. Deutschen Physik. Gesellsoh. vom 9. Jan. 1903. [Nr. l.
Strahlen eine Aufnahme bei nur magnetischer, ohne elektrische
Ablenkung machte. Das photographische Bild besteht aus dem
unabgelenkten Fleck und einem auf ihn zu gerichteten Streifen.
Der wenigst abgelenkte Teil dieses Streifens hat nach Gehrcke^
die gleiche Ablenkung, wie sie der direkte (nicht reflektierte)
Strahl haben wüi'de. Aus der Größe derselben kann man daher
unter Annahme des SiMONschen Wertes für - (= 1,865) und eines
m
Geschwindigkeitswertes, wie er dem beobachteten Entladungs-
potential entspricht, einen Mittelwert für das Magnetfeld rück-
wärts aus Formeln 5) und 1) auf S. 18 und 17 berechnen. Für
jede andere Stromstärke in den Spulen ändert sich das Feld
proportional. Auf diese Weise ist es erreicht, daß ohne eine
umständlichere, mit Berücksichtigung der Feldinhomogenität aus-
geführte Berechnung doch der aus den photographischen Kurven
entnommene Wert von — dem SiMONschen nahe kommt
m
d) Die Ausmessung der Kurven geschah mit Zirkel und
fein geteiltem Lineal, was an Genauigkeit nicht viel hinter der
Benutzung der Teilmaschine zurückstand. Eine Exposition ohne
Ablenkung war nie nötig, weil die stets entstehenden Röntgen-
strahlen den direkten Fleck lieferten. Die Ausmessung war
auf etwa 5 Proz. Genauigkeit möglich, obwohl die photographi-
schen Kurven wenig kontrastreich waren, so daß sie für den Druck
auch nicht reproduziert werden konnten.
e) Die Erzeugung der Kathodenstrahlen geschah mit
Hilfe einer äußerst kräftig wirkenden eingebauten 20 plattigen
Influenzmaschine von 0. Leüner, Dresden. Der von dem Draht-
ende gebildete kleine Reflektor befand sich im Vereinigungspunkt
der von einer Hohlspiegelkathode kommenden Strahlen. Ebenso
bei den Versuchen mit durchgelassenen Kathodenstrahlen die
Aluminiumfolie (bezogen von J. Trump, Nürnberg, 0,002 bis
0,003 mm dick). Es wurden zwar vor den eigentlichen Versuchen
erst starke Induktorentladungen einen, manchmal zwei Tage lang
durch die Röhre gesandt, dann erst für kurze Zeit Luft eiu-
gelassen, schnell die Camera mit der Platte eingeführt und wieder
ausgepumpt. Dennoch war die Gasabgabe im Innern des Rohres
nie völlig beseitigt, und es wurde daher das Entladungspotential
Nr. 1.] H. Starke. 21
darch Pumpen mit einer KAHLBAUMschen ' Quecksilberluftpumpe
während der Dauer der Exposition annähernd konstant erhalten.
Das Versuchszimmer war selbstTerständlich nur mit rotem Licht
während der Dauer eines Versuches erleuchtet
5. Resultate: Von den erhaltenen Resultaten teile ich die
Ausmessung an je einer Platte für Versuche mit reflektierten und
mit durchgelassenen Eathodenstrahlen mit Die Ausmessungen
anderer Platten weichen nur wenig von den mitgeteilten ab.
L Reflektierte Katho[den8trahi;en.
Kupferreflektor. Abstand der Kondensatorplatten d =7 0,508 cm.
h
Länge der Kondensatorplatten h = 3,5 cm, [also s^ = ^ = 1,75.
Abstand Reflektor — Diaphragma Xi = 4,5 cm; Abstand Dia-
phragma — Platte x^ = 4 cm.
^ Potentialdifferenz der Kondensatorplatten V = 605 Volt;
V
Intensität des elektrischen Feldes 2^=-^- = 119. lO^rC.-G.-S.
Strom in den Magnetspulen e7^= 4,49 Amp. Ihm entsprechende
mittlere Intensität des magnetischen Feldes H = 19,9.
Entladungspotential der Kathodenstrahlen 8000 Volt.
Expositionszeit sechs Minuten.
^\
3/0
Q
1
».10~*
! -i.io-'
1 '"
1,2
0,52 !
15,00
• 4,19
5,64
1,90
1,4
0,73 1
13,01
1 4.24
4,69
l,öl
1,6
0,94
11,67
1 4,30
4,11
1,77
1,8
1,12
10,54
' 4,40
3,90
1,87
2,0
1,32
9,74
1 4,47
3,66
1,88
I
IL Kathodenstrahlen nach dem Durchgange durch
0,002mm dicke Aluminiumfolie.
Gleiche Dimensionen wie in I.
Intensität des elektrischen Feldes, auch wie in I, F= 119.10^.
Spulenstrom 4,38 Amp.
Intensität des magnetischen Feldes H= 19,4.
Entladungspotential der Kathodenstrahlen 12000 Volt.
Expositionszeit zehn Minuten.
22
Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. rom 9. Jon. 1903. [Nr. 1.
-"o
ya
Q
St
».lo-^
1.10-'
m
1,05
0,42
16,95
4,14
6,26
1,90
1,2
0,56
15,0
4,19
6,38
1,84
1,4
0,78
13,01
4,24
4,42
1,75
1,6
0,98
11,67
4,30
4,03
1,76
1,8
1,19
10,54
4,40
3,8
1,86
Aus den Tabellen ist ersichtlich, daß die Größe — für
Kathodenstrahlen durch das Passieren eines Metallblättchens oder
durch Reflexion an einer Metallfläche nicht verändert wird. Die
sich zeigende Inhomogenität der Strahlen beruht daher allein auf
einer Geschwindigkeitsänderung. Die photographischen Kurven,
aus welchen die in obigen Tabellen enthaltenen Zahlen für ;e^o
und ^0 entnommen sind, sind mithin sehr angenähert Parabeln.
Sie wären es genau, wenn niclU^ die geringe Beeinflussung der
elektrischen durch die magnetische Ablenkung bestände; dann
wäre das Quadrat der magnetischen dividiert durch die elektrische
Ablenkung eine Konstante.
Berlin, Physikalisches Institut der Universität.
23
Der abnormale KathodenfaU des GUmmstromes;
von J. Stark.
(Vorgelegt in der Sitzimg vom 9. Januar 1908.)
(Vgl. oben S. 1.)
§ 1. Einleitung. — Vor längerer Zeit (Phyg. Zeitschr. 3,
88, 1901) stellte ich zahlreiche Messungen über den abnormalen
KathodenfaU K des Glimmstromes an; sie ließen sich durch die
Formel darstellen: JT = Zi, H rn^ (* — ^ •!>•/)*'*; hierin ist j[)
der Gasdruck, / die von negativem Glimmlicht bedeckte Fläche
der Kathode, % die Stromstärke, K^ der normale KathodenfaU,
k und X eine Konstante.
Nach der Theorie der Ionisierung durch lonenstoß kommt
für die schnellen ionisierenden Ionen an der Kathode bis zur
Hellrotglut ledigUch die Zahl der neutralen Moleküle in der
Volumeneinheit, die „spezifische Molekülzahl" w^i, in Betracht
(Ann. d. Phys. 8, 829, 1902). Man tut darum besser, in die
obige Formel an Stelle von j? die spezifische Molekülzahl n^ ein-
zuführen, gemäß der Beziehung 2}=C.nm.T, worin C eine
Konstante, T die absolute Temperatur bedeutet. Man erhält so:
Krrz Kn-\ ^M/j yi "7^ ) > tierin sind a und «Konstanten.
Meine ersten Messungen waren nicht in einem fettfreien
Vakuum ausgeführt; von anderer Seite wurde, allerdings auf
Grund einer geringen Anzahl von Messungen, eine Uneare Be-
ziehung zwischen KathodenfaU und Stromstärke behauptet. Diese
Gründe veranlaßten mich, neue Messungen des abnormalen
Kathodenfalls des Glimmstromes in trockener, fettfreier Luft an
Platin unter Beobachtung jeder Vorsichtsmaßregel anzustellen.
Da sich die VeröffentUchung der ausführlichen Abhandlung noch
längere Zeit verzögern dürfte, seien hier die bisher gewonnenen
Resultate kurz mitgeteilt.
24 Verhdl. d. Deateohen Physik. GesellBch. vom 9. Jan. 1903. [Nr. 1.
§ 2. Einflnfs der Temperatur bei seknndftrer Er-
hitzung der Kathode. — Als Kathode diente ein dünner Platin-
draht, der zwischen zwei dicken Kupferdrähten gespannt war und
sekundär galvanisch erhitzt werden konnte; aus seiner Widerstands-
änderung wurde angenähert seine Temperatur berechnet.
Bei konstantem Gasdruck nimmt die normal,e Strom-
dichte an der Kathode (jn = ~~Y) *^» wenn die Tempe-
ratur erhöht wird. Die Grundfläche des negativen Glimm-
lichtes wächst nämlich unter Konstanz der Stromstärke, wenn die
Kathode erwärmt wird, wie auch bereits G. C. Schmidt») ge-
funden hat
Der normale Kathodenfall ist unabhängig von der
Temperatur (G. C. Schmidt, a. a. 0.).
Bei konstantem Gasdruck steigt der abnormale
Kathodenfall, wenn die Temperatur der [Kathode er-
höht wird. Bei Hellrotglut gilt dieser Satz scheinbar nicht
mehr; doch erklärt sich diese Abweichung aus einer Erhöhung
des Druckes durch Entwickelung von Gas aus der erhitzten
Elektrode.
Die Länge des Kathodondunkelraumes nimmt zu, wenn unter
sonst konstanten Umständen die Temperatur an der Kathode steigt.
§ 3. Einflufs der Temperatur bei Selbsterhitzung der
Kathode. — Die elektrische Arbeit zwischen der negativen
Glimmschicht und Kathode, also im ganzen Kathodendunkelraum,
ist gleich dem Produkt aus dem Kathodenfall und der gesamten
Stromstärke K.Jg = K.(Jp -(- e7„). Die an den negativen Ionen
geleistete Arbeit ^.«7« kommt an den Gasteilchen der negativen
Glimmschicht zur Entwickelung; die an den positiven Ionen
geleistete Arbeit K.Jp wird zum Teil an der Kathode und in der
ersten Kathodenschicht in Wärme verwandelt. Dank dieser Arbeit
erwärmt sich die Kathode des Glimmstromes und die an ihr
liegende Gasschicht von selbst.
In der Fig. 1 sind zu den einzelnen beobachteten Werten
von Kathodenfall und Stromstärke die zugehörigen Temperaturen
G. C. Schmidt, Ann. d. Phys. (4) t, 625, 1900.
Nr. 1.]
J. Stark.
25
(gerechnet Yom Eispunkt) eingetragen, welche die Kathode infolge
der Selbsterhitzung annimmt. Wie man sieht, ist die Temperatur
um so höher, je größer die Fläche des Rechteckes aus Eathoden-
fall und Stromstärke ist
Durch die Selbsterhitzung erhöht der Glimmstrom
Ton selbst seinen Kathodenfall. Bei kleinen Stromstärken
ist indes dieser Einfluß gering; Stromstärke und Kathodenfall
behalten die Werte unverändert bei, welche sie unmittelbar nach
Stromschluß annehmen. Ist jedoch die Stromdichte an der
Fig. 1.
o
>
c
US
1000
900
800
700
600
500
400
300
/-il30'
^^96°
>'2100
Tnöö^
4.300°
-^'40°—
>680<'
)*'390°
'§00°
^160°
--'"2O!
50
,-y-'
2730
-364°
.,'i<
D-S.,A
-' 520°
0,5 1 1,5 2 2,5 .3 3,5
Stromstärke in Milliampere.
4,6
Kathode beträchtlich größer als die normale, so zeigt sich der
Einfluß der Selbsterhitzung; Stromstärke und Kathodenfall be-
halten die Werte, welche sie unmittelbar nach Stromschluß haben,
nicht unverändert bei, sondern sie ändern sich mit steigender
Temperatur an der Kathode erst schnell, dann immer langsamer,
und zwar nimmt die Stromstärke ab, der Kathodenfall zu. Ein
Beispiel hierfür gibt die nachstehende Tabelle:
26
Verhdl. d. Dentachen Physik. Gesellsch. vom 9. Jan. 1903. [Nr. 1.
Zeit
in Sekiindfiii
Druck 0,127 mm
Druck 0,071 mm
nach Schluß
i K
i ! A-
825 1 1695
1085
1470
15
745 • 1718
1020
1500
30
730 1724
1006
1510
45
724 1727
1 999
1515
60
723 1729
1 996
1518
75
722 - 1730
995
1520
§ 4. Einflnfs der Stromstärke. — Die Beziehung zwi-
schen Kathodenfall und Stromstärke ist nicht eine
lineare. Dies haben sämtliche Messungen ergeben. Als Beispiel
mögen die Kurven der Fig. 2 dienen.
In den nebenstehenden Kurven ist der Einfluß der Selbst-
erhitzung an der Kathode nicht berücksichtigt; es sind vielmehr
die stationären Werte längere Zeit nach Stromschluß eingetragen.
Aus diesem Grunde sind die Werte des Kathodenfalls für größere
Stromstärken größer, als der Voraussetzung konstanter spezifischer
Molekülzahl entspricht. Die Krümmung nach unten ist um so
kleiner, je gi'ößer das Produkt K.Jg ist; für höhere Drucke,
bei welchen jenes Produkt grols ist, kann darum die Selbst-
erhitzung der Kathode eine geradlinige Beziehung zwi-
schen Kathodenfall und Stromstärke vortäuschen, wie
aus Fig. 1 ersichtlich ist.
§ 5. Einflufs des Gasdruckes. — Die Temperatur an der
Kathode sei konstant; die Stromdichte an der Kathode sei viel
größer als ihr noimaler Wert; in der obigen Formel soll also
'^'' neben i vernachlässigt werden können; geändert werde
der Gasdruck. Nach der obigen Formel gilt unter diesen
Voraussetzungen:
i'l^
Um die vorstehende Beziehung zu prüfen, muß man einer-
seits Werte der Stromstärke wählen, welche beträchtlich größer
sind, als diejenigen (— 7/— )» für welche der Kathodenfall normal
wird; andererseits dürfen die Stromstärken nicht so groß sein.
Nr. 1.]
J. Stark.
27
daß der Einfluß der Selbsterhitzung bemerkbar wird, daß also die
Stromstärke unmittelbar nach Stromsohluß nicht konstant bleibt,
1^W\
Fig.
2.
IMV)
^<^
/■
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^
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^
700
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^
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600
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..^t^
^
^
400
^
300
1(
X) 21
oo »
30 44
30
6(
X) 6(
X) 7(
X) 8<
[K) 9(
X)
Stromstärke in Mikroampere.
28
Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 9. Jan. 1903. [Nr. 1.
sondern langsam zurückgeht Diesen Forderungen ist in der
nachstehenden Tabelle genügt.
Druck
i
= 400
i = 800
1
i
= 200
•
= 100
in mm
K
(A:-395).J5
K
(ä:-395).|?
K (Zi:-395).p
K
(ä:-3;5).p
0,794
615
85,3
490
75,4
— 1 —
—
—
0,425
610
91,4
575
76,5
530 57,3
_
—
0,313
695
93,9
650
79,8
595 62,6
515
37,6
0,234
800
94,7
740
80.7
665 1 63,2
565
37,4
0,141
1050
92,3
965
80,4
850
64,1
690
41,6
0.108
1245
91,8
1135
79,9
1020
70,2
845
48,6
. 0,089
—
—
1280
78,9
1100
62,7
910
46,8
0,075
—
—
—
—
1230
62,6
1030
47,6
Mittel
—
91,5
- 1 78,8
1 —
63,2
-
43,3
(K-S9b).p\
—
4,57
—
4,55
1-
1
4,49
1
4,33
Es ist zu fragen, ob nicht die elektrische Strömung
die spezifische Molekülzahl an der Kathode bei kon-
stanter Temperatur dadurch vergrößert, daß sie positive
Ionen an der Kathode abscheidet und neutralisiert. Eine
zur Entscheidung dieser Frage erdachte Versuchsanordnung ergab
bisher Folgendes. Bei Stromdichten, die nicht sehr viel größer
sind als die normale, ist die Zunahme der spezifischen Molekül-
zahl infolge der elektrolytischen Abscheiduug positiver loneu an
der Kathode zu vernachlässigen im Vergleicli zu der Zahl ohne
elektrischen Strom; bei sehr großen Stromstärken wird allerdings
die spezifische Molekülzahl an der Kathode durch Elektrolyse
merklich vergrößert, an der Anode verkleinert.
Göttingen, Dezember 1902.
29
Eine Brau tische Möhre für elektrostatische
Ablenkung;
von A. Wehnelt.
(Yorf^legt in der Sitzung vom 9. Januar 1903.)
-[Vgl. oben S. 1.)
So vorteilhaft die bRAUNsche Köhre sich für die Untersuchung
des Verlaufes von Stromkurven mittels elektromagnetischer Ab-
lenkung des Fluoreszenzfleckes verwenden läßt, so ist doch ihre
Anwendung, wenn es sich um Untersuchung von Spannungskurven
handelt, recht beschränkt
Verwendet man zur elektrostatischen Ablenkung der Kathodeu-
strahlen außen am Kohr anliegende Kondensatorplatten, wie es
H. Ebert^), H. Th. Simon und M. Reiche) und viele andere
taten, so treten Ablenkungen nur bei schnell wechselnden elektro-
statischen Feldern ein. Langsam wechselnde Felder geben Ab-
lenkungskurven, die nicht den wahren Feldänderungen proportional
sind. Konstante Felder geben nur beim Entstehen und Ver-
schwinden einen momentanen Ausschlag, während derselbe beim
Bestehen des Feldes fortfällt Der Grund hierfür liegt, wie unab-
hängig voneinander die Herren W. J. Milham ') und Schneider^) ge-
funden haben, in der Leitfähigkeit des durch die Kathodenstrahlen
ionisierten Gases im Bohr. Unter dem Einfluß des Feldes wandern
die positiven und negativen Ionen zu den entgegengesetzt geladenen
Platten und bilden an den Innenwandungen der Glasröhre elek-
trische Doppelschichten, durch die das Feld vernichtet wird.
') H. Ebbbt, Wied. Ann. 64, 242,
*) H. Th. Simon und M. Rhich, Phys. Zeitschr. 2, 284, 1900/1901.;
*) W. J. Milham, Dissertation Straßbarg 1901.
^) ScHNBiDXB, Dissertation Erlangen 1902 (erscheint demnächst im
Drook.
30 Verhdl. d. Deutschen Physik. GeseUsch. vom 9. Jan. 1903. [Nr. K
Verwendet man Innenelektroden, wie J. J. Thomson i),
W. Kaufmann «), W. Wien s) und P. Länard *), so tritt bei höheren
Drucken eine leuchtende Entladung zwischen den Platten ein.
Die hierdurch wesentlich veränderte Verteilung des Potentials
zwischen den Platten bedingt, daß die Ablenkungen keineswegs
mehr proportional den angelegten Potentialdifferenzen sind. Nur
bei sehr tiefen Drucken wurden länger anhaltende Ablenkungen
erzielt*), die, wie J. J. Thomson durch eingehende Versuche fest-
gestellt hat, proportional dem angelegten Felde sind. Bei so
tiefen Drucken können zur Erzeugung der Kathodenstrahlen nur
Induktorien benutzt werden, deren intermittierende Ströme sich
aber nicht zur Darstellung von kontinuierlichen Kurven eignen.
Um nun doch bei höheren Drucken und solchen Entladungs-
potentialen (5000 bis 10000 Volt), bei denen Influenzmaschinen
noch kontinuierliche Entladungen liefern, rein elektrostatische
Ablenkungen der Kathodenstrahlen zu erhalten, habe ich das
Rohr nach Grundsätzen konstiniiert, die sich aus Versuchen von
R WiEDEMANN®) Und mir selbst 7) ergaben. Die Versuche hatten
j,.^ gezeigt, daß das Entladungspotential in verdünnten
Gasen außerordentlich hoch ansteigt, sobald man die
Anode so in den dunkeln Kathodenraum bringt, daß das
positive Licht gezwungen ist, durch den dunkeln Kathoden-
raum hindurch zum Glimmlicht zu gehen. Hat man z. B.
eine plattenf örmige , den Ausschnitt des Rohres aus-
füllende Kathode K (Fig. 1), deren Rückseite und Zuleitung
sorgfältig isoliert, und eine bis zur Spitze isolierte draht-
förmige Anode A so weit genähert, daß dieselbe sich im
dunkeln Kathodenraum befindet, so steigt das Entladungs-
») J. J. Thomson, Phil. Mag. 44, 296-316, 1897.
*) W. Kaufmann, Wied. Ann. 62, 591, 1897, benutzt zur elektrostati-
schen Ablenkung den Potentialgradienten im dunkeln Kathodenraume leuch-
tender Entladungen.
•) W. Wien, Verhandl. d. physik. Ges. BerUn 16, 171—172, 1897.
(Elektrostatische Ablenkung der Lenardstrahlen.)
*) P. Lenard, Wied. Ann. 64, 283, 1898.
*) Vgl. J. J. Thomson, 1. c, und W. Kaufmann, Verhandl. d. D. physik.
Ges. 1, 88, 1899.
•) E. WiEDEMANN, Wied. Ann. 20, 767, 1883; 63, 242, 1897.
A. Wehnelt, Wied. Ann. 65, 511-542, 1898.
Nr. l.J A. Wehnelt. 31
Potential außerordentlich stark, und man sieht das -f"'Li<^^ ^^
rückwärts von der Anode umbiegen und dem Glimmlichte zu-
streben. Wird die Anode nun auch von einer den Querschnitt
des Rohres ausfüllenden Scheibe gebildet, so kann das positive
Licht nicht mehr nach rückwärts, es kommt in diesem Falle über-
haupt keine Glimmentladung mehr zu stände, es herrscht also
zwischen den Platten ein rein elektrostatisches Feld.
Auf Grund dieser Versuche habe ich das in Fig. 2 gezeich-
nete Rohr konstruiert K ist die Kathode, -4 die Anode, die zu-
gleich als Diaphragma dient. Über die 1,5 mm große Öffnung ist
ein feiner Draht gespannt, der als horizontaler Schattenstrich im
Fluoreszenzfleck erscheint. ^. ^
Fiff. 2.
C ist der Kondensator. Der . .\
Abstand der Platten beträgt f " OU— f — ^
0,9 cm. Die Zuleitungen ^^ /T|~^
und Rückseiten der -1,9 cm
X 8 cm großen Platten sind sorgfältig isoliert. Unmittelbar vor
und hinter den Platten befinden sich Diaphragmen aus Glimmer,
von denen dasjenige, durch welches die Abstrahlen in den Raum
zwischen den Platten treten, nur wenig größer durchbohrt ist als
das Anodendiaphragma, dasjenige, durch welches die Kathoden-
strahlen austreten, eine Öffnung hat, die nur wenig kleiner ist
als der Abstand der Platten voneinander. Zwischen diesen so
eingebauten Platten kommt nun erst bei etwa 10000 Volt eine leuch-
tende Entladung zu stände, bei einem Druck, wo der Strom der
Influenzmaschine noch völlig kontinuierlich ist. Man hat also ein
rein elektrostatisches Feld zur Ablenkung der JT- Strahlen zur
Verfügung.
Schaltet man an die Platten, während das Rohr im Betriebe
ist, eine elektromotorische Kraft, z. B. einige Zellen einer Hoch-
spannungsakkumulatorenbatterie an, so wird der von den
-K-Strahlen erzeugte Fluoreszenzfleck abgelenkt und bleibt es, so-
lange die elektromotorische Kraft wirkt. Hebt man die Ver-
bindung auf, so wandert der Fleck ziemlich rasch zurück.
Schaltet man hingegen einen gut isolierenden Kondensator von
z. B. 0,1 MF an, so vergeht eine Zeit von etwa drei bis fünf
Minuten , ehe der Fleck völlig in die Nulllage zurückgekehrt
ist Dies deutet darauf hin, daß ein schwacher Strom zwischen
32 Verhdl. d. Deutschen Physik. GesellBch. vom 9. Jan. 1903. [Nr. 1.
den Platten übergeht Ich habe diesen Strom für einige Potential-
differenzen gemessen und gefunden, daß die Stromstärke der an-
gelegten Potentialdifferenz proportional ist Zahlen gebe ich hier
nicht, sondern in einer ausführlicheren Abhandlung, die dem-
nächst in den Annalen erscheint Die Stromstärken haben die
Größenordnung 10"^ Amp. Ihr Vorhandensein ist ohne weiteres
erklärlich aus der Ionisation des Gases zwischen den Platten
durch die Kathodenstrahlen.
Die Ablenkungen des Fluoreszenzfleckes sind, wie besondere
Versuche zeigten, proportional den angelegten Potentialen, wodurch
das Rohr zur Untersuchung von Potentialkurven geeignet wird.
Durch Variation des Druckes im Rohre läßt sich leicht erreichen,
daß eine Spannungsdifferenz von 80 Volt zwischen den Kon-
densatorplatten einen Ausschlag von 40 mm gibt, d. h., daß
einem Ausschlag von 1 mm 2 Volt entsprechen. Da man nun
leicht bei geeigneter Ablesevorrichtung [z. B. bei Benutzung eines
Fernrohres, in dessen Gesichtsfeld eine nach V. Wellmann i) be-
leuchtete Skala mit hellen Strichen auf dunkelm Grunde pro-
jijiert ist] noch Vi ™di schätzen kann , so können noch Unter-
schiede in der Spannung von ,Va Volt beobachtet werden. Will
man größere Potentialdifferenzen messen, so muß man durch Er-
niedrigung des Druckes in der BRAüNschen Röhre die Kathoden-
„. g strahlen starrer machen. Man kann dann Spannungs-
differenzen bis zu 250 Volt messen. Beabsichtigt man
Spannung über diesen Wert zu verwenden, so muß
man mit Hilfe von hintereinandergeschalteten Konden-
satoren eine Spannungsteilung vornehmen, wie z. B.
Fig. 3 zeigt, worin K vier Kondensatorplatten mit ver-
änderlichem Abstände bedeuten, C den Kondensator
im BRAUNschen Rohre und Pj und Pa die Klemmen
zum Ausschalten der zu untersuchenden Potential-
schwankungen.
Mit Hilfe dieses Rohres war es mir möglich, eine Reihe
interessanter Spannungskurven zu beobachten, von denen ich an
dieser Stelle nur einige wiedergebe.
\\^
') V. Wbllmann, Aatr. Nachr. 127, 3040, 226—270, 1891; vgl. auch
F. F. Martens, Verhandl. d. physik. Ges. Berlin 16, 144, 1897.
Nr. 1.] A. Wehnelt. 33
1. Spannungskurve an einer Wechselstrombogenlampe.
Benutzt wurden Dochtkohlen. Die Klemmenspannung an den
Kohlen betrug 35 Volt. Die ausgezogene Kurve in Fig. 4 zeigt
den Verlauf des Poten- ^ig, 4.
tials an den Kohlen, ^'-n,
die punktiert gezeich- / \
nete den fast sinoidalen
Verlauf des benutzten
Wechselstromes von etwa
60 Volt Spannung. Man
sieht, daß die Spannungs-
differenz am Lichtbogen
trotz variabler Strom- \ /
stärke fast konstant ist
Das zum Einsetzen des Stromes erforderliche Potential ist
€twas höher als das während des Stromdurchganges, wie die
kleine Erhöhung am Anfange der Kurve zeigt.
2. Spannungskurve an einem mit hochgespanntem
Wechselstrom gespeisten Entladungsrohre bei nicht
völliger Bedeckung der Kathode mit Glimmlicht
Die Kurve zeigt einen ähnlichen Verlauf wie Fig. 4. Es
werden dadurch die auf ganz anderem Wege gewonnenen Re-
sultate des Herrn W. Lessing ^) aufs beste bestätigt.
Die Form der Kurve ist verständlich, da ja bei nicht völlig
mit Glimmlicht bedeckter Kathode der Kathodenfall unabhängig
von der Stromstärke ist und der Potentialgradient im positiven
Lichte sich nur sehr wenig mit der Stromstärke ändert.
3. Form der Spannungskurven beim Betriebe
eines Geißlerrohres mit einer kleinen Influenzmaschine.
Bei ganz langsamer Umdrehung einer kleinen Influenzmaschine
erhält man Spannungskurven, welche bequem im rotierenden
Spiegel zu beobachten sind. Fig. 5 (a. f. S.) zeigt dieselben.
*) W. Lbssino, Dissertation Erlangen (erscheint demnächst im Druck).
3
34 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellech. vom 9. Jan. 1903. [Nr. 1-
Der langsame Anstieg stellt den Verlauf des Anwachsens des
Potentials dar. Ist das Entladungspotential erreicht, so sinkt
das Potential außerordentlich schnell
^^' auf 0. Es erklären sich hieraus die
sehr scharfen Entladungsbilder, die
man von einem GeiJJlerrohr im schnell
rotierenden Spiegel erhält.
Erlangen, Physik. Institut der Universität, Dezember 1902.
35
Vber neue Wirkungen
von Kathodenstrahlen und Lichtstrahlen;
von L. Zehnder.
(Vorläufige Mitteilung.)
Vorgelegt in der Sitzung vom 9. Januar 1903.
(Vgl. oben S. 1.)
Bekanntlich hat Goldsteik gefunden, daß viele Salze unter
der Einwirkung von Kathodenstrahlen gefärbt werden, durch nach-
herige Lichtbestrahlung ihre Farbe aber wieder verlieren. Im
Anschluß an seine Untersuchungen über die „Nachfärben^ hat er
in einem Aufsatz: „Über umkehrbare Lichtwirkungen" i) auch eine
Regenerierung des durch Kathodenstrahlen geschwärzten Brom-
silbers und Chlorsilbers durch eine gewisse Behandlung mit
Sonnenlicht und mit diffusem Tageslicht nachweisen können. Nach
€twa dreiviertel Stunden Sonnenbestrahlung war nämlich eine
Schwärzung der in eine zugeschmolzene Glasröhre eingeschlosse-
nen Bromsilber- bezw. Chlorsilbersalze nur noch an der freien
und an der besonnten Oberfläche der Salzmasse vorhanden. Die
Rückseite und namentlich das ganze Innere der Masse war voll-
ständig regeneriert und von frisch hergestelltem Salz im Aussehen
nicht zu unterscheiden. In diffusem Tageslicht waren zur Re-
generierung des Bromsilbers etwa zwei Sommertage, bei Chlor-
silber aber einige Monate erforderlich. — Die Vei-suche gelangen
auch mit Bromsilber- oder Chlorsilberpräparaten, die nicht durch
Kathodenstrahlen, sondern durch Tageslicht an freier Luft ge-
schwärzt worden waren. — Bei dauernder Belichtung an freier
Luft erhielt Goldstein fortschreitende Schwärzung und Zersetzung
des Bromsilbers ohne Regenerierung.
Zum Teil damit übereinstimmend, zum Teil aber abweichend
von den genannten sind einige Ergebnisse, die ich an gewöhn-
lichen, photographisch empfindlichen Schichten gefunden habe:
*) E. Goldstein, diese Verhandlungen 3, 182, 1901.
3*
36 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 9. Jan. 1903. [Nr. 1.
Läßt man auf einer Trockenplatte durch Kathodenstrahlen
ein deutliches Bild eines in den Weg der letzteren gebrachten
Gegenstandes hervorrufen und nachher noch Licht auf die ganze
Platte einwirken, so kann nach der Entwickelung unter Umständen
die von Kathodenstrahlen getroffene Stelle heller erscheinen als
der übrige Teil der Platte, was an eine Solarisation erinnert.
Daß aber die Wirkungen der Kathodenstrahlen und die-
jenigen der Lichtstrahlen auf photographische Schichten nicht
gleichartig sind, erkennt man namentlich leicht bei der Bestrah-
lung von Kopierpapier, etwa von Celloidinpapier. Schwache Ka-
thodenstrahlen färben das Celloidinpapier braun, während dasselbe
durch Tageslicht violett gefärbt wird.
Celloidinpapier, das einmal von Kathodenstrahlen getroffen
wurde, ist dadurch für Lichtwirkungen unempfindlicher geworden.
Durch die Kathodenstrahlen wird die Lichtwirkung auf dieses
Papier gehemmt Setzt man von Kathodenstrahlen getroffenes
Papier diffusem, weißem Licht aus, so färbt sich namentlich der-
jenige Teil desselben dunkler, der nicht von Kathodenstrahlen
getroffen worden ist, und zwar ist dieses um so ausschließlicher
der Fall, je intensiver die Kathodenstrahlen gewirkt haben. Da-
her entsteht merkwürdigerweise bei andauernder Lichtwirkung
auf dem Papier ein Negativ des vorher durch die Kathoden-
strahlen allein erzeugten positiven Bildes.
Andere Kopierpapiere, wie Aristopapier, Soliopapier, Rem-
brandtpapier, lassen analoge Wirkungen erkennen; sie unter-
scheiden sich voneinander nur durch eine größere oder geringere
Empfindlichkeit für Kathodenstrahlen und für Lichtstrahlen. Das
Papier von Wynnes Expositionsmesser ist für Kathodenstrahlen
schätzungsweise etwa zehnmal unempfindlicher, für Lichtstrahlen
aber etwa zehnmal empfindlicher als Celloidinpapier; dasselbe
zeigt die oben beschriebene Erscheinung der Bildung eines Nega-
tivs nur bei ganz schwachen Bestrahlungen.
Waren die Kathodenstrahlen sehr wirksam, so daß eine starke
Bräunung der Chlorsilberschicht zu stände kam, so verblassen
bei Belichtung die getroffenen Stellen sehr deutlich, die Schwär-
zung macht einer helleren Färbung Platz. Eine durch Kathoden-
strahlen getroffene Kreisfläche z. B. wird zuerst am Rande, wo
vermutlich die Kathodenstrahlen weniger intensiv einwirkten,
L. Zehnder. 37
blasser, so daß ein dunkler Kern, umgeben von einem hellen Hof,
erscheint Nach und nach entfärbt sich auch die Mitte und die
ganze Kreisfläche yerblaßt.
Die von Kathodenstrahlen getroffenen Stellen photographi-
scher Papiere mit glänzender Oberfläche zeigen nach der Licht-
bestrahlung, sobald ein deutliches Negativ entstanden ist, eine
andere Oberflächenfarbe und sie spiegeln intensiver als die nicht
von Kathodenstrahlen getroffenen Stellen.
Wird das Kopierpapier nach solcher doppelter Bestrahlung
in Fixiernatron gelegt, so verblassen die von Kathodenstrahlen
getroffenen Stellen viel rascher als die übrigen Teile der empfind-
lichen Schicht, so daß das vorher kaum oder noch gar nicht
sichtbare Negativ sofort deutlich erscheint. Aber in kurzer Zeit
verschwindet das Negativ durch Änderung des Tones wieder mehr
oder weniger vollständig. • Je nach der Dauer der Einwirkung der
Kathodenstrahlen, des Lichtes und des Fixiematrons kann man
das durch Doppelbestrahluiig erhaltene negative Bild wieder in ein
positives verwandeln. Nach dem Auswässern der halb fixierten oder
der ganz ausfixierten Papiere ist von solchen Bildern nichts oder
nur wenig mehr zu erkennen. — Auch durch genügend lange Belich-
tung kann das Bild vollständig zum Verschwinden gebracht werden.
Wenn durch magnetisch abgelenkte Kathodenstrahlen ein
Gegenstand auf dem Kopierpapier abgebildet wird, so beobachtet
man die genannten Erscheinungen ebenso, wie wenn das Bild
durch nicht abgelenkte Strahlen erzeugt worden wäre.
Vom Elektrodenmaterial scheinen jene Wirkungen nicht ab-
hängig zu sein. Wenigstens ergaben eine Platinkathode und eine
Kupferkathode ganz ähnliche Wirkungen wie die Aluminium-
kathoden. Auch von der Elektrodenform sind die Wirkungen
ihrem Wesen nach nicht abhängig. Durch eine Kältemischung
habe ich die Quecksilberdämpfe von der Versuchsröhre abzuhalten
gesucht, ohne eine Änderung der Resultate zu bemerken. Auch
der Sauerstoff, der beispielsweise nach Warburg schon in seinen
kleinsten Resten noch einen so großen Einfluß auf das Entladungs-
potential ausübt, verschuldet jene Negativbildung nicht; denn
nach Warbürgs Verfahren ^) elektrolytisch in das Rolirinnere ein-
») E. Wabburg, Wied. Ann. 40, 1, 1890.
38 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 9. Jan. 1903. [Nr. 1.
geführtes Natrium nimmt wohl alle Sauerstoffreste auf, ohne in-
dessen das Zustandekommen jener Negative zu verhindern.
Wenn man Celloidinpapier bis zur Verfärbung erwärmt, so
kann dadurch die weitere Färbung desselben durch Belichtung
gleichfalls gehemmt werden. Man könnte also die durch die
Kathodenstrahlen bewirkte Erwärmung des Kopierpapieres für die
beschriebenen Wirkungen allein verantwortlich machen wollen;
indessen werden durch solche Erwärmungen doch wieder ganz
andere Färbungen erzeugt. Auch nahm ich nie ein Verblassen
der durch Erwärmung hervorgebrachten Bräunung des Kopier-
papieres wahr, wie solches bei den durch Kathodenstrahlen her-
vorgerufenen Färbungen leicht zu beobachten ist.
Wirkungsvolle, in Gläschen eingeschlossene Radiumpräparate,
die mir zur Verfügung standen, schwärzen ähnlich wie Licht das
oben erwähnte Wynnepapier rascher als Celloidinpapier. Die üm-
kehrung des positiven Bildes in ein Negativ durch nachherige
Lichtbestrahlung konnte ich bei Celloidinpapier deutlich beob-
achten, nicht aber bei Wynnepapier, auch nicht bei sehr schwacher
Schwärzung desselben.
Die von mir beschriebenen Wirkungen scheinen ein neues
brauchbares und bequemes Untersuchungs- und Unterscheidungs-
mittel für verschiedene Strahlenarten zu sein, das vielleicht auch
auf das Wesen solcher Strahlen neues Licht zu werfen geeignet ist.
(Nachtrag bei der Korrektur:) Nach sehr intensiver
Schwärzung durch Kathodenstrahlen habe ich jene Oberflächen-
farbe und Spiegelung der Celloidinpapieroberfläche sofort, schon
vor der Belichtung, wahrgenommen, aber keine deutliche Negativ-
bildung durch Belichtung mehr erhalten können.
Nach der Bestrahlung mit Kanalstrahlen findet man gleich-
falls sofort jene Oberflächenfarbe und die Spiegelung der Celloidin-
papieroberfläche, ebenso eine starke Negativbildung bei nachheriger
Belichtung. — Auch nach der Bestrahlung mit ultraviolettem
Licht starker Brechbarkeit habe ich im diffusen weißen Licht
jene Negativbildung wahrnehmen können.
München, Physikal. Inst. d. Univ., 9. Jan. 1903.
39
tJber molekulare Induktion;
von Th. Orofs.
(Vorgetragen in der Sitzung vom 9. Januar 1903.)
(Vgl. oben S. 1.)
Durch theoretische Betrachtungen, auf die ich heute nicht
eingehen will, wurde ich bestimmt, den folgenden Versuch an-
zustellen.
Ich füllte ein parallelepipedisches Glasgefäß von etwa 23 cm
Länge, 13 cm Breite und 14 cm Höhe 12 cm hoch mit reiner kon-
zentrierter Kupfersulfatlösung und hängte in die Mitten seiner beiden
schmalen Seiten zwei nicht bis auf den Boden reichende 1 mm starke
Kupferdrähte, die durch einen Multiplikator mit 12000 Windungen
und astatischem Nadelpaar untereinander verbunden waren. Hierauf
nahm ich eine rechteckige Platte aus 0,7 mm starkem, blankem
Zinkblech, die höher als das Gefäß und einige Millimeter schmäler
als dessen innerer Querschnitt war, und stellte sie rechtwinklig
zu seiner Länge und etwa 2 cm von der einen Elektrode entfernt
in demselben in fester Stellung auf.
An der Zinkplatte wurde dann Kupfer aus der Flüssigkeit
abgeschieden, und es entstand ein bei minutenlanger Beobachtungs-
zeit dauernder Strom, der nach anfänglich stärkerer Ablenkung
etwa 10® betrug und in der Flüssigkeit von der der Zinkplatte
näheren zu der von ihr entfernteren Elektrode ging. Wurde die
Zinkplatte dann aus der Flüssigkeit herausgenommen und in der-
selben Stellung wie vorhin nahe bei der anderen Elektrode
wiederum in sie eingesenkt, so ging auch der Strom von dieser
letzteren zu der entfernteren Elektrode ; also umgekehrt wie vorhin.
Diese Stromrichtung wurde bei mehreren Versuchen beob-
achtet, doch bleibe vorläufig dahingestellt, ob nicht doch Ab-
weichungen von ihr vorkommen können.
Unmittelbar beim Einsenken der Zinkplatte in die Flüssigkeit
wurden zuweilen momentane entgegengerichtete Ausschläge der
Nadel beobachtet. Ferner wurde die Stromrichtung unsicher, wenn
40 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 9. Jan. 1908. [Nr. 1.
ich die Zinkplatte, ohne sie herauszuheben, in der Flüssigkeit von
der einen zu der anderen Elektrode hinüberführte.
Es entsteht nun die Frage, wie diese Ströme zu erklären
sind. Man könnte ja an Thermo-, Konzentrations- oder lokale
Ströme denken, doch auch diese Annahmen bedürfen der näheren
Untersuchung; ich unternahm es daher, den Versuch auf ein-
fachere Bedingungen zurückzuführen.
^ I. Um die Elektrodendrähte vor Flüssigkeitsströmungen zu
schützen, hing ich sie in Tonzellen von 6 cm Durchmesser, die
ebenfalls Kupfersulfatlösung von ganz gleicher Beschaffenheit wie
die in dem Glasgefäße befindliche enthielten, und die ich an die
Mitten seiner schmalen Seiten stellte. Die Höhenunterschiede
zwischen den Flüssigkeitsspiegeln in den Tonzellen und dem Glas-
gefäße wurden ausgeglichen; übrigens entstand, wie ein direkter
Versuch zeigte, durch geringe Höhenunterschiede kein merklicher
Strom.
Um femer den chemischen Prozeß der Kupferausscheidung
auf eine Seite der Zinkplatte zu beschränken, überzog ich die
letztere auf einer Seite mit einer dünnen, heiß aufgetragenen
Mischung von Kolophonium und Wachs, während ihre andere
Seite blank blieb und nötigenfalls von etwa vorhandenem Oxyd
gereinigt wurde.
Wurde dann die so hergerichtete Zinkplatte wiederum recht-
winklig zur Längsrichtung in das Glasgefäß gestellt, so entstand ein
Strom, der den Zeiger des Multiplikators dauernd um 90^ ablenkte
und von der isolierten zu der blanken Seite der Zinkplatte ging.
Durch Umdrehen der Zinkplatte, so daß ihre blanke Seite zu
derjenigen Elektrode gerichtet war, der vorhin ihre isolierte Seite
gegenüberstand, wurde auch der Strom umgekehrt; er ging also
wiederum von ihrer isolierten zur blanken Seite.
Der relative Abstand der Zinkplatte von den Elektroden war
auf die Stärke und Richtung dieser Ströme ohne Einfluß; sie
blieben ungeändert, gleichgültig, ob die Zinkplatte nahe an die
eine oder die andere Tonzelle gestellt wurde.
Dagegen war der Strom gegen Bewegungen der Zinkplatte
und Erschütterungen der Flüssigkeit sehr empfindlich, und zwar
konnten sie bald verstärkend, bald schwächend auf ihn wirken,
worüber weiter unten noch einij^es bemerkt werden wird.
Nr. 1.] Th. Groß. 41
Die elektromotorische Kraft dieser Ströme wurde nach der
Methode yoq du Bois Reymond bestimmt, nachdem ein etwa
zwischen den Elektroden vorhandener Strom vorher ausgeglichen war.
Dabei ist jedoch darauf zu achten, daß die Intensität des
kompensierenden Stromes stets etwas unter derjenigen des kom-
pensierten bleibt, so dafs kein dem letzteren entgegengerichteter
Strom durch die Kupfersulfatlösung fließt; weil sonst der kom-
pensierte Strom fortdauernd abnehmen konnte. Auch begann die
Kompensation zweckmäßig erst einige Minuten nach Schluß des
Stromes, weil er dann erst stationär wurde.
Bei Berücksichtigung dieses Verhaltens war die elektro-
motorische Kraft bei ein und demselben Versuche, während einer
Beobachtungszeit von 15 Min. und mehr, sehr konstant. Bei ver-
schiedenen Versuchen war sie dagegen verschieden, und zwar lag
sie zwischen 0,3 und 0,6 Volt.
Konzentrationsunterschiede hatten auf die elektromotorische
Kraft keinen merklichen Einfluß, sofern die Flüssigkeit nur so viel
Kupfersulfat enthielt, daß sie tief blau war. Auch wurde die
elektromotorische Kraft durch Beseitigung der Tonzellen nicht
merklich geändert.
Störungen können jedoch entstehen, wenn die Zinkplatte mit
dem abgeschiedenen, am Boden des Glasgefäßes liegenden Kupfer
in metallischer Berührung ist; um dieses zu vermeiden, hing ich
daher meistens die Zinkplatte in das Glasgefäß ein, so daß sie
einige Millimeter von seinem Boden abstand.
Auch ist die Zinkplatte bisweilen von dem auf ihr abgeschie-
denen Kupfer zu reinigen.
Durch die Verwendung der einerseits isolierten Zinkplatte
wurden also sehr viel stärkere Ströme erhalten als durch die
beiderseits blanke Platte und sie waren auch in ihrer Richtung
ganz sicher bestimmt.
n. Um die Beziehung der elektromotorischen Kraft zu dem
chemischen Vorgange weiter zu untersuchen, wurden dem vor-
stehend beschriebenen analoge Versuche angestellt, bei denen die
Flüssigkeit in dem Glasgefäße verschiedene zwischen 4 und 12 cm
liegende Höhen hatte; eine Abhängigkeit der elektromotorischen
Kraft von der Größe des chemisch wirkenden Querschnittes ließ
sich jedoch hierdurch nicht feststellen.
42 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 9. Jan. 1903. [Nr. 1.
Dagegen wurde sie sehr bedeutend verringert, wenn die
chemisch wirksame Oberfläche der Zinkplatte viel kleiner als der
Querschnitt der Flüssigkeit war, oder wenn auch auf der isolierten
Seite der den Querschnitt der Flüssigkeit bis auf einige Millimeter
ausfüllenden einerseits blanken Zinkplatte eine kleinere Fläche,
etwa ein kreisrunder Fleck von einigen Zentimeter Durchmesser,
von dem Wachsüberzuge befreit wurde, so daß der chemische
Vorgang der Kupferabscheidung auf beiden Seiten, aber in ver-
schiedener Quantität, erfolgte.
III. Die hier beschriebenen Ströme ließen sich als wirkliche
elektrolytische Ströme feststellen. Zu dem Zwecke wurden die
als Elektroden dienenden, genau gewogenen Kupferdrähte mit
dünner Leinwand umwickelt in die Kupfersulfatlösung gehängt,
und der durch die einerseits isolierte Zinkplatte zwischen ihnen
erregte Strom mehrere Stunden hindurch mit größerem oder
kleinerem Widerstände geschlossen gehalten. Zwei Versuche er-
gaben dann die folgenden Zahlen:
-- , ii Gewichtsabnahme I Gewichtszunahme
I der Anode der Kathode
1 ' 0,0004 , 0,0004
2 0,0173 0,0171
Daß bei Nr. 2 der Gewichtsverlust der Anode etwas größer
war als die Gewichtszunahme der Kathode, erklärt sich leicht
durch die Bildung von basischem Salz.
Bei Nr. 1, wobei der Widerstand groß war, zeigt sich dieser
Unterschied nicht, da die abgeschiedene Kupfermenge dazu zu
klein war.
IV. Nachdem das Vorstehende festgestellt war, schien es an
der Zeit, zu untersuchen, aus welchem Arbeitsäquivalent die er-
haltene elektromotorische Kraft entsteht
Wird von Induktion und elektrodynamischen Wirkungen ab-
gesehen, so rühren nach der üblichen Auffassung sämtliche Ströme
entweder von chemischen oder Temperaturunterschieden der Leiter
her, wenn unter chemischen Unterschieden auch diejenigen der
Konzentration bei den Konzentrationsströmen verstanden werden.
Denn auch die beim Schütteln und Drücken oder ungleichzeitigen
:Nr. L] Th. Groß. 43
Eintauchen der Elektroden entstehenden Ströme sucht man nicht
^urch diese Bewegungen selbst, sondern durch chemische von den
letzteren bewirkte Unterschiede der Oberflächen der. Elektroden,
wie Änderungen von Gasschichten u. dergl., zu erklären.
Das Äquivalent der Stromenergie ist hiernach entweder durch
<len Arbeitswert chemischer Vorgänge gegeben, die an den Be-
rührungsflächen der verschiedenartigen Leiter erfolgen, oder durch
unmittelbare Wärmearbeit
Sehen wir zuerst, ob die hier beschriebenen Ströme als
Thermoströme aufzufassen sind.
Die wirksame Wärme konnten nur die chemischen Vorgänge
■an der Zinkplatte liefern, man müßte demnach annehmen, daß
durch sie die Flüssigkeitsschichten oder die Elektroden ungleich
-erwärmt wurden. Der Thermostrom geht nun, wie durch einen
Versuch festgestellt wurde, zwischen Kupferelektroden in Kupfer-
sulfatlösung von der kalten zur warmen Elektrode; also mußte,
wenn die hier betrachteten Ströme Thermoströme waren, zufolge
ihrer oben angegebenen Richtung stets diejenige Elektrode stärker
-erwärmt werden, die der blanken Seite der Zinkplatte gegenüber-
stand. Aber die Tonzellen mußten doch den Übergang der Wärme
auf die Elektroden hindern. Ferner mußte auch die Richtung
eines Thermostromes, mochte er von ungleich erwärmten Flüssig-
keitsschichten oder Elektroden entstehen, sich umkehren, wenn
die einerseits isolierte Zinkplatte in die Nähe der einen oder der
hinderen Elektrode gestellt wurde, während, wie oben angegeben,
-die vorliegenden Ströme hiervon unabhängig waren.
Außerdem wurde, um die Frage nach etwa vorhandenen
Thermoströmen zu erledigen, der folgende Versuch angestellt.
Die als Elektroden dienenden Kupferdrähte wurden ohne
"Tonzellen in die Kupfersulfatlösung gehängt, und dem einen
Drahte wurde in einem Abstände von nur etwa l cm eine Kupfer-
platte gegenübergestellt, die den Querschnitt des Gefäßes fast
ausfüllte. Wurde dann der über der Flüssigkeit befindliche Teil
der Platte mittels eines Bunsenbrenners weit stärker erwärmt, als
sich die Zinkplatte durch den chemischen Prozeß erwärmte, so
-entstand kein Thermostrom, wenn unmittelbare Erwärmungen der
Leiter durch die Flamme vermieden wurden.
Femer wurden bei den hier beschriebenen Versuchen etwa
44 Verlidl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 9. Jan. 1903. [Nr. 1.
vorhandene elektromotorisch wirksame Unterschiede der Elek-
troden zuvor ausgeglichen und auch durch die Versuche konnten
sie nicht veranlaßt werden. Denn da die Elektroden in unver-
änderter Stellung blieben, hätten sie nur durch die Flüssigkeits-
strömungen entstehen können, die infolge der Ausscheidung von
Kupfer und Auflösung von Zink an der blanken Seite der Zink-
platte stattfanden, etwa indem dieselben vorhandene Gas- oder
Oxydschichten änderten. Solche Strömungen mußten aber durch
die Tonzellen von den Elektroden abgehalten werden, oder ihre
Einwirkung auf die Elektroden und eine etwa dadurch bedingte
elektromotorische Kraft der letzteren hätten sich doch wenigstens
ändern müssen, je nachdem die blanke Seite der Zinkplatte sich
in größerer oder geringerer Entfernung von der gegenüberstehen-
den Elektrode befand. Das war jedocli keineswegs der Fall, und
selbst die Beseitigung der Tonzellen änderte die elektromotorische
Kraft nicht wesentlich, obgleich nun die Flüssigkeitsströmungen
unbehindert auf die Elektroden wirken konnten.
Die elektromotorische Kraft der vorliegenden Ströme kann
also auch nicht aus chemischen, durch Flüssigkeitsströmungen
bewirkten Unterschieden der Elektrodenoberflächen entstehen.
Somit bleiben von bekannten Ursachen nur die Konzentra-
tions- und chemische Änderung der Flüssigkeit an der blanken
Seite der Zinkplatte übrig, indem sich daselbst eine Mischung
von Kupfer- und Zinksulfat bildet. Diese gemischte Flüssigkeits-
schicht reichte aber nicht bis zu den Elektroden, die sich in den
mit Kupfersulfat gefüllten Tonzellen befanden, sie konnte daher
nicht elektromotorisch wirken, wie sich auch durch einen Versuch
nachweisen ließ. Wurde nämlich eine Tonzelle, die gemischte
Lösungen von Kupfer- und Zinksulfat enthielt, in die Kupfer-
sulfatlösung des Glasgefäßes nahe an die eine oder die andere
Elektrode gestellt, so entstand allenfalls bei dem Hineinstellen
ein jedoch nur momentaner Strom, dessen Richtung sich auch
durch keine Regel bestimmen ließ. Auch erhielt ich keinen sicheren
Strom, als ich in die Tonzelle aus einer Pipette Zinksulfatlösung
fließen ließ. Dagegen entstanden sofort dauernde Ströme in der
oben angegebenen Richtung, wenn in die Tonzelle ein einerseits
durch Wachs isolierter Streifen Zinkblech gestellt wurde.
Ferner würde die elektromotorische Kraft eines lokalen
Nr. 1.] Th. Groß. 45
Stromes zwischen der blanken Seite der Zinkplatte und dem aus-
geschiedenen Kupfer unyerändert geblieben sein, wenn die erstere
Tiel kleiner als der Querschnitt der Flüssigkeit war, und dieselbe
elektromotorische Kraft würde zu beiden Seiten der Zinkplatte
gleich gewesen sein und sich somit aufgehoben haben, wenn auf
der isolierten Seite der Platte ein Teil metallisch frei gelegt
wurde. Dagegen nahm die beobachtete elektromotorische Kr^t
im ersteren Falle wesentlich ab und war im letzteren in meß-
barer Stärke vorhanden^).
Das Äquivalent der hier betrachteten Stromenergie wird also
nach dem Vorstehenden weder durch chemische oder Konzentra-
tionsunterschiede der Leiter, noch durch die Wärme selbst ge-
liefert; ich schloß daher, da andere Arbeitsäquivalente nicht
vorhanden sind, daß es in der lebendigen Kraft der molekularen,
chemischen Bewegung besteht, die unabhängig vom Strome durch
die Ausscheidung von Kupfer und Auflösung von Zink entsteht,
indem diese Bewegung unter den gegebenen Bedingungen in Bezug
auf beide Elektroden ungleich ist. Denn da sich Kupfer an der
blanken Seite der Zinkplatte ausscheidet, wird sich Kupfer des
Sulfates zu ihr hinbegeben, und es ist demnach in der Flüssigkeit
von der Elektrode, die der blanken Seite der Zinkplatte gegen-
übersteht, zu der letzteren eine molekulare Bewegung des Kupfers
anzunehmen, an der das Kupfer in der übrigen Flüssigkeit in
geringerem Maße teilnehmen wird.
Die lebendige Kraft dieser Bewegung mußte nach meiner Auf-
fassung das Äquivalent der Stromenergie hergeben.
Wird die Intensität der chemischen Bewegung geringer, in-
dem die Zinkplatte nicht den ganzen Querschnitt der Flüssigkeit
ausfüllt, oder wird die Bewegung gleichmäßiger auf beide Elek-
troden verteilt, indem man einen Teil der isolierten Seite der
Zinkplatte freilegt, so wird dementsprechend auch die elektro-
motorische Kraft geringer.
Sind beide Seiten der Zinkplatte frei metallisch, und steht
sie der einen Elektrode beträchtlich näher als der anderen, so
ging der Strom nach dem oben erwähnten einleitenden Versuche
von der ersteren zur letzteren Elektrode, es wird somit nach Ana-
') Vers. II a. E.
46 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 9. Jan. 190b. [Nr. U
logie der mit eineraeits isolierten Zinkplatten erhaltenen Ströme
die chemische Bewegung zwischen der Zinkplatte und der ihr
nahen Elektrode weniger intensiv anzunehmen sein, als zwischen
der Zinkplatten- und der von ihr entfernten Elektrode.
War die im vorstehenden entwickelte Auffassung der hier
betrachteten Ströme richtig, so war zu erwarten, daß auch zwi-
sehen zwei einerseits isolierten und gleichgerichteten Zinkplatten
Ströme entstehen, indem dann die chemische Bewegung von der
einen zu der anderen Elektrode gerichtet ist.
Ich stellte daher an die Querseiten des unter I angegebenen,
mit konzentrierter Kupfersulfatlösung gefüllten Glasgefäßes zwei
seinen Querschnitt fast ausfüllende Zinkplatten von der ebenda
angegebenen Beschaffenheit in der Weise, daß ihre isolierten Seiten
gleich gerichtet waren, und erhielt so in der Tat dauernde Ströme,»
die wiederum von der isolierten zur blanken Seite der Zinkplatte
gingen. Ihre elektromotorische Kraft betrug bei verschiedenen
Versuchen 0,3 bis 0,6 Volt. Die Annahme von Thermo- oder
Konzenti*ations- oder irgend welchen anderen Strömen, die von
chemischen Verschiedenheiten herrühren, fällt hier sofort weg, da
die thermischen und chemischen Änderungen an beiden Elek-
troden gleichartig sind und jedenfalls nicht die beobachtete regel-
mäßige Stromrichtung ergeben könnten.
Diese Ströme waren äußerst empfindlich gegen die gering-
sten Erschütterungen: ein in weiterer Entfernung vorüberfahrender
Wagen, ein leichtes Anschlagen des Glasgefäßes mittels eines
Bleistiftes u. a. m. änderten sie beträchtlich. Noch weit stärker
wirkten die geringsten Bewegungen der Elektroden. Es lag ja
zunächst nahe, dieses Verhalten dadurch zu erklären, daß die
Elektroden bei ihrer Bewegung mit frischen Flüssigkeitsschichten
in Berührung kamen, aber eine genauere Untersuchung ergab
die Unzulässigkeit einer solchen Erklärung. Die geringste Ver-
schiebung oder Erschütterung der Anode schwächte nämlich die
elektromotorische Kraft wesentlich, während eine derartige Be-
wegung der Kathode sie ebenso verstärkte. Diese Änderungen
hielten nach Aufhören der Bewegung nicht an, waren aber
dauernd bei sehr schwacher dauernder Bewegung der Elektroden.
Diese sehr große Abhängigkeit ber betrachteten Ströme von
geringen Erschütterungen dürfte es zum Teil erklären, daß ver-
Kr. 1. Th. Groß. 47
schiedene Versuche für die elektromotorischen Kräfte sehr ver-
schiedene Werte ergaben, außerdem wird dafür die Ungleichmäßig-
keit des vom Strome unabhängigen chemischen Prozesses in
Betracht zu ziehen sein.
Wurden die beiden gleichen in einem Glasgefäße befindlichen
Elektroden aus Zinkblech entgegengesetzt gestellt, so daß ihre
isolierten Seiten entweder beide nach innen oder nach außen ge-
richtet waren, so wurden, indem die Wirkung der einen Platte
überwog, auch Ströme erhalten, aber die elektromotorische Kraft
betrug dann wenige Minuten nach dem Stromschlusse nur etwa
0,1 Volt und nahm noch weiter ab.
Einen weiteren Beweis für meine Auffassung der hier be-
schriebenen Ströme gibt nach meiner Meinung der folgende
Versuch.
Ich stellte zwischen die beiden als Elektroden dienenden
Zinkplatten und ihnen parallel eine ebenfalls auf einer Seite iso-
lierte, ihnen gleiche Zinkplatte in die Kupfersulfatlösung, so daß
die isolierten Oberflächen der drei Platten nach derselben Seite
lagen. Die mittlere Zinkplatte war dabei mit den Elektroden
nicht metallisch verbunden. Alsdann war die elektromotorische
Kraft beträchtlich stärker, als wenn die mittlere Platte fehlte,
und zwar betrug ihre Zunahme im Mittel 20 Proz.
Eine noch stärkere Zunahme der elektromotorischen Kraft
wurde durch Einsetzen von zwei Zwischenplatten der angegebenen
Art und in dem angegebenen Sinne erhalten.
Durch solche Zwischenplatten muß die chemische Bewegung
offenbar stärker gerichtet werden, und daher geben sie auch eine
Verstärkung der elektromotorischen Kraft.
Der so erhaltene Strom führt aber Kupfer von der blanken
Seite der Zinkplatte zu der ihr gegenüberliegenden Elektrode,
während durch die chemische Bewegung Kupfer zu der blanken
Seite der Zinkplatte geht; der Strom ist folglich der chemischen
Bewegung entgegengerichtet.
Die betrachteten Ströme entstehen also nach meiner Auf-
fassung durch eine von ihnen unabhängige chemische Bewegung
und] sind so gerichtet, daß sie dieselbe zu hemmen suchen.
Diesen Vorgang möchte ich als molekulare Induktion be-
zeichnen.
48 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 9. Jan. 1903. [Nr. 1.
Weiter zu untersuchen dürfte u. a. auch die Frage sein, in-
wiefern dabei molekulare Schwingungen im Innern der Zinkplatten
mitwirken. Für eine solche Mitwirkung scheint mir das entgegen-
gesetzte Verhalten der beiden Elektroden gegen geringe Erschütte-
rungen*) zu sprechen, und ferner das Verhalten der Zinkplatte
in dem einleitenden Versuche 2).
Statt der Zinkplatte konnte auch eine einerseits isolierte
Platte aus dünnem Eisenblech genommen werden, indem alles
andere ungeändert blieb. Es wurden dann ebenfalls dauernde
Ströme in der angegebenen Richtung erhalten, doch war ihre
elektromotorische Kraft sehr viel geringer als die der mittels der
Zinkplatte erhaltenen Ströme.
Zum Gelingen des Versuches ist aber notwendig, daß die
freie Oberfläche der Eisenplatte von Oxyd rein ist, so daß sie
kräftig angegriffen wird.
Die Beschreibung weiterer bereits unternonmiener Versuche
bleibt vorbehalten 3).
^) Man Yfirl. oben S. 46.
'') Man vgl. oben S. 40.
^) Die von mir beschriebenen Ströme , die zwischen Eisenelektroden in
Eisensalzlösung entstehen, wenn die eine Elektrode magnetisiert wird, sind
nach meiner Auffassang analog wie die vorliegenden zu erklären. Man
vergl. über sie Sitzber. d. Kais. Akad. d. Wiss. zu Wien, II. Abt., Dez.-Heft
1885, Verhandl. d. Physik. Ges. zu Berlin 4, 38, 1885, auch Wied. Elektr.,
IV. Aufl., enthält ein Keferat, das aber den Inhalt der Abhandlung durch-
aus nicht erkennen läßt.
Berichtigung.
In Heft 18 des vorigen Jahrgangs ist zu lesen:
Seite 390, letze Zeile ... (1) statt (B).
„ 391, Zeile 3 v. 0. . . 1 „ B.
Verlag vm Fiiedr. Vieweg & Sohn in Br aiin schweig .
Neu ersohienen:
Herjotanii toh Helmholtz
von
Leo Koenigsbepgep.
Erster Band.
XII und 375 S. gr. & in vornehmer Ausstattung. Mit 3 Bildniisen.
Frei« geh. M. 8.—, geb. in Lnwd. M. 10.—, in Halbfrz. M. 12.—.
= Dar II. Band des Werkes erscheint dernnfiehst. =
anssemcbafaiciK Cuftfabmn.
Ausgeführt vom Deutschen Verein* zur Förderung der Luft-
schifiahrt in Berlin. Unter Mitwirkung von O, Basckin,
W, von BejKold, Jt Bdmsiein, Ä Gross, V. Kremser, Ä Stade
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Arthur Berson. In drei Bänden. Mit zahlreichen Tabellen
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und Textabbildungen, gr. 4*. Preis loo Mark.
Nadi jahrelangen Vorbereitnngen ist das von der natnrwissenscliaftlichen
Welt mit Spannnng erwartete grosse Berichtewerk Aber die im letzten Jahr-
zehnt des 19. Jahrhunderte mit grossen Mitteln nen aufgenommenen Forschungen
in der Atmotph&re mittelst des Luftballons erschienen.
Dieses Fundamentalwerk ist für alle HeteorotOBen, Phyilksr, Aitrononsn,
BMdltaii ■. •• w., ja fast für die ganzsii NatnrwIusMoliafleii wegen des
darin niedergelegten werthvoUen Materials ftlr die Physik der Atmosphäre
Ton der höhten Bedeutung und kann als ein „ttmutmrd wtrk" bezeichnet
werden, wie es bisher nodi nicht existirt sowohl wa» die Zahl und Sicherheit
der Beobachtungen selbst, wie auch die strenge Methode der Bearbeitung
der Ergebnisse anlangt
TerUg von fntdr* TIeweg ^ 8obn In Braunscbwclg«
Verlag* von Friedr. Vlewegr & Solin In Braiinsoliweigr.
Theoretische Betrachtungen
über die Ergebnisse der
Wissenschaftlichen Luftfahrten
4e$ DwtsdKM Uereliis mr TSraenmg «er Cin$cl)mabrt iii Bern»«
Von Wilhelm v. Bezold.
Mit 17 eingedmokten AbbOdnngen. gr. 4. geh. Preis M. 1. — .
Zu beaiehen dareh alle BuohhandltingeiL
S. fiegbolil's Haehfolger
> Mechanisclie und optiscbe Werkstätten '
Cöln a. Rhein
gegründet 1853
übernehmen die Oonstruction von
Präcisions- Apparaten
nach Angabe und Zeichnungen.
Zahlreiche jteferenzen und Jlnetkennungen.
1903 HeU 2
Berichte
der
Dentschen Physikalischen Gesellschaft
enthaltend
Yerhandlnngen
der Deutschen Physikalischen Gesellschaft
im Auftrage der Gesellschaft herausgegeben
von
Karl Scheel
und
Halbmonatliches Literaturyerzeichiiis
der „Fortschritte der Physik", dargestellt von der
Deutschen Physikalischen Gesellschaft
redigiert von
Karl Scheel Richard Assmann
Beine Physik Kosmisclie Physik
Brannschweig
Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn
19 3
V.
''fonatUefi zwei Nummern. — Äbonnementspreis pro Jahrgang 8 Mark. — Zu beziehen
durch oMe BuchhancUtmgen und PostanstaUen (Postzeitungsliste Nr. 1042 a)
Inhalt.
Seite
1* Verhandlungen der BentBclien PhTsikalisolien OeseUsohaft.
Bericht über die Sitzimg vom 23. Januar 1903 ......... 49
W. Jaeger und H. von Steinwekr, Bestimmung des Wasser-
wertes eines Berthelot sehen Kalorimeters in elektrischen
Einheiten. (Mitteilung aus der Physikalisch - Technischen
Reichsanstalt.) 50
E. Giebe, Über die Bestimmung des Wärmeleitvermögens bei
tiefen Temperaturen 60
2. HalbmonatliolieB Literaturverzelohnis der Fortsohritte der
Physik.
I. Allgemeine Physik 17
n. Akustik 19
m. Physikalische Chemie 19
lY. Elekti*izitat und Magnetismus 23
V. Optik des gesamten Spektrums 25
VI. warme 27 l
Vn. Kosmische Physik 29 |
Verhandlungen
der
Detttschen Physikalischen Gesellschaft
Im Auftrage der Gesellschaft herausgegeben
von
Karl Scheel
Sltzmiif: Tom $K8. Jannar 1908.
Vorsitzender: Herr K Hagen.
Hr. W. Jaeger berichtete über die
Bestimmung des Wasserwertes eines BERTHELOTschen
Kalorimeters in elektrischen Einheiten
(nach gemeinsam mit Hm. H. y. Steinwehr angestellten Messungen).
Femer tmg Hr. E. Giebe (a. G.) vor:
Über die Bestimmung des Wärmeleitungsvermögens bei
tiefen Temperaturen.
Endlich sprach Hr. J. Zacharias (a. G.)
Über neue magnetische Untersuchungen und die
Mechanik der magnetischen Erscheinungen.
Als Mitglieder wurden in die Gesellschaft aufgenommen:
I Hr. Prot Gerhard Schmidt, Erlangen
(vorgeschlagen durch Hrn. K Wiedemann),
Hr. Schulamtskandidat L. Lewent, Berlin W., Motzstr. 87
I (vorgeschlagen durch Hm. M. Planck).
50
Besti/m/mv/ng des Wasserwertes eines
B er thelot sehen Kalorimeters in elektrischen
Einheiten;
von W. Jaeger und H. von Steinwehr.
(Mitteilung aus der Physikalisoh-Teohnischen Reiobsanstalt.)
(Vorgetragen in der Sitzung vom 23. Januar 1903.)
(Vgl. oben S. 49.)
Die Kenntnis von Verbrennungswärmen chemischer Elemente
und Verbindungen ist bekanntlich für die physikalische Chemie
von großer Wichtigkeit; man hat sich daher schon vielfach mit
der Messung dieser Größen beschäftigt, doch weichen die Angaben
über die absoluten Werte der Verbrennungs wärmen teilweise er-
heblich voneinander ab, wie ein Blick in die Tabellen von Landolt-
BöRNST£iK lehrt. Im hiesigen Chemischen Institut ist deswegen unter
Leitung des Herrn Prof. Emil Fischer die nochmalige sorgfältige
Bestimmung von Verbreimungswärmen einer größeren Anzahl che-
misch gut definierter Stoffe in Angriff genommen worden, wobei
besonderer Wert auf die Reinheit der verwendeten Stoffe und, was
ebenso wichtig ist, auf die Reinheit des zur Verbrennung benutzten
Sauerstoffs gelegt wui-de.
Die Reindarstellung der Substanzen und die Messung der
Verbrennungswärmen mit dem BERTHELOTschen Kalorimeter ist
von dem Assistenten am Chemischen Institut, Herrn Fr. Wrede,
ausgeführt worden.
Zur Ableitung des absoluten Wertes der Verbrennungswärmen
in Kalorien ist es nun notwendig, den Wasserwert des Kalori-
meters in der Anordnung, wie es zu den Versuchen gedient hat^
sorgfältig zu bestimmen. Auf Ersuchen von Herrn Prof. Fischer
hat sich die Reichsanstalt mit dieser Aufgabe befaßt, und es soll
im folgenden die dabei benutzte Methode beschrieben und die
hinsichtlich der erreichbaren Genauigkeit gesammelte Erfahrung
mitgeteilt werden.
Nr. 2.]
W. Jaeger und H. von Steinwehr.
51
BERTHELOT'sches Kalorimeter (Fig. 1). — Der Yon Bbr-
THELOT zur Bestimmung von Yerbrennungswärmen angegebene
Apparat besteht aus dem eigentlichen Wasserkalorimeter K und
der Bombe jB, in der die Verbrennung vorgenommen wird. Die
Verbrennungsbombe ist ein starkes Gefäß aus Nickeleisen yon
etwa 300 ccm Inhalt mit einem luftdicht aufschraubbaren Deckel.
Fig. 1.
Der Sauerstoff wird durch ein Ventilrohr eingeführt und auf einen
Druck von 20 bis 25 Atm. gebracht Die zu verbrennende Sub-
stanz befindet sich in einem kleinen Platintiegel P und wird durch
einen isoliert eingeführten Eisendraht mittels eines kurz an-
dauernden elektrischen Stromes entzündet. Die Bombe steht in
einem mit einer abgewogenen Wassermenge gefüllten Blechgefäß K
von zwei bis drei Liter Inhalt, welches die in der Bombe ent-
4*
52 Yerhdl. d. Deateohen Physik. Gesellsoh. vom 23. Jan. 1903. [Nr. 2.
wickelte Wärme aufnimmt; die Füße der Bombe sind unten spitz,
um eine direkte Wärmeleitung zum Gefäß K möglichst zu yer-
hindem. Das auf einem Ebonitgestell G- stehende Kalorimeter K
ist umgeben von einem doppel wandigen, mit Wasser gefüllten
Kupfermantel W mit Ebonitdeckel 2>. Der Zwischenraum zwischen
der Bombe und dem Kalorimetergefäß ist mit einem ringförmigen,
mit Löchern versehenen Rührer R ausgestattet, der durch einen
Elektromotor mit Übersetzung in mäßigem Tempo auf und ab
bewegt wird. Der Rührer läßt Platz für ein Quecksilberthermo-
meter T.
Die Verbrennung geht, wenigstens bei gut verbrennlichen
Substanzen, in sehr kurzer Zeit Yor sich, die entwickelte Wärme
teilt sich den Wänden der Bombe mit und geht allmählich in
das Kalorimeterwasser über. Wenn man die auf diese Weise bei
einem Verbrennungsversuch erhaltenen Temperaturen als Funktion
der Zeit aufträgt, erhält man Kurven von der Form in Fig. 2;
dieselben zeigen zuerst einen gleichmäßig starken Anstieg, der
einige Sekunden nach Einleitung der Verbrennung einsetzt; nach
einiger Zeit verlangsamt sich die Temperaturzunahme und geht
schließlich in eine gleichmäßige Temperaturänderung über. Dieser
Temperaturgang vor und nach dem Versuch (sogenannte Vor-
und Nachperiode) ist eine Folge des Wärmeaustausches des Kalori-
meters mit der Umgebung und muß zur Berechnung der an den
beobachteten Anfangs- und Endtemperaturen anzubringenden Kor-
rektion sorgfältig gemessen werden. In Fig. 2 ist die Vor- und
Nachperiode in vergrößertem Maßstab oberhalb der Kurve des
eigentlichen Versuches gezeichnet. Die horizontale Linie Wo der
letzteren Kurve entspricht der konstanten Außentemperatur bei
diesem Versuch.
Nach diesen für das Verständnis notwendigen Erläuterungen
sei zunächst kurz die hier befolgte Methode beschrieben.
Bestimmung des Wasserwertes auf elektrischem Wege.
— Zur Messung des Wasserwertes des Kalorimeters benutzten wir
die schon öfter zu ähnlichen Zwecken angewandte elektrische
Methode, indem wir die Erwärmung des Kalorimeters durch eine
bekannte elektrische Energiemenge bestimmten.
Von anderen Methoden käme in Betracht die Bestimmung
des Wasserwertes durch die Mischungsmethode oder durch Aus-
Nr. 2-]
W. Jaeger und H. von Steinwehr.
53
wägung der Wassermenge und Metallmassen und Berücksichtigung
der letzteren nach ihrer spezifischen Wärme. Doch erscheint dies
besonders in Anbetracht der relativ großen Metallmassen (etwa
Fig. 2.
Nachpenode
Orad'
3,3 kg Metall bei 2,4 kg
Wasser) als unsicher,
auch ist man im Zwei-
fel, wieweit man die
Metallmassen zu rech-
nen hat. Da anderer-
seits die elektrischen
Einheiten jetzt in so
großer Zuverlässigkeit
Yorhanden sind und
die elektrische Methode
80 bequem und ein-
wandsfrei ist, wurde
diese hier angewandt
Es war dabei wün-
schenswert, den durch
die Verbrennung in der
Bombe erhaltenen
Temperaturverlauf zu
kopieren, um mög-
Uchst dieselben Ver-
hältnisse zu erhalten
wie bei den Verbren-
nungen selbst, obwohl
bei Berücksichtigung
aller Faktoren der
Wasserwert unabhän-
gig vom Temperatur-
Verlauf sein muß. Um
dies zu erreichen, ist
es nicht nötig, auch die
Entwickelung der elektrischen Energie auf eine so kurze Zeit, wie
die Verbrennung, zu beschränken und sie im Innern der Bombe
zu erzeugen. Es würde auch in diesem Falle die elektrische Energie
kaum mit der gewünschten Genauigkeit von etwa 1 Prom. gemessen
:Mm
54 Yerhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsoh. vom 28. Jan. 1903. [Nr. 2.
werden können. Wir erreichten dieselbe Wirkung auf die Weise,
daß auf die Zylinderfiäche der Bombe ein Metallband aufgewickelt
wurde, das ein elektrischer Strom von einer oder mehreren Mi-
nuten Dauer durchfloß. Die in diesem Falle erhaltenen Kurven
entsprechen vollständig dem Typus der Fig. 2. (Diese Kurve ist
auf elektrischem Wege gewonnen.)
Die bei den Verbrennungen auftretenden Wärmemengen er-
reichten im Maximum etwa 6000 g-Kal., welche das mit etwa
2,4 Liter Wasser gefüllte Kalorimeter samt den Metallmassen um
etwa 20 erwärmen. Um diese Energiemenge in einer Minute, die
als untere Zeitgrenze gewählt wurde, hervorbringen zu können,
benutzten wir eine Batterie von rund 70 Volt Spannung und
wählten dementsprechend den Widerstand zu 11 Ohm. Die Lei-
stung beträgt in diesem Maximalfall rund zwei Drittel Pferdekraft
und die Belastung des Widerstandsbandes etwa 30 Amp./mm».
Um möglichst konstante Energieverhältnisse zu erzielen, wurde
als Material für den Widerstand Konstantan gewählt. Letzteres
hatte eine Dicke von 0,05 mm, eine Breite von 4 mm und eine
Länge von etwa 5 m und bedeckte gerade die Zylinderfläche der
Bombe in eng aneinandergelegten Windungen, die durch einen
dazwischen gewickelten Seidenfaden getrennt waren. Um das
Konstantanband gegen die Bombe und das umgebende Wasser zu
isolieren, was eine wesentliche Bedingung ist, wurde zunächst die
Zylinderfläche der Bombe mit einem seidenen, mit Schellack ge-
tränkten Bande umwickelt und darauf mit dem Konstantanband.
Nach dem Trocknen wurde über dieses wieder ein nachträglich
mit Schellack getränktes Seidenband gelegt; die an den Enden
des Widerstandes angelöteten Drahtzuführungen wurden durch
übergeschobene Gummischläuche geschützt Die Einrichtung hat
sich vollkommen bewährt Es war dadurch möglich, die ganze
Energiemessung auf die Ermittelung der Spannung an den Enden
des Widerstandes während des Versuches zu beschränken; der
Widerstand wurde vor und nach dem Versuch im Wasser des
Kalorimeters gemessen.
Versuchsanordnung. — Die Versuchsanordnung ist aus Fig. 3
ersichtlich. A ist die Akkumulatorenbatterie von 70 Volt, R der
Regulierwiderstand für die Stromstärke, U ein Umschalter, mittels
dessen entweder die Bombe B oder der gleich große Ersatzwider-
Nr. 2.]
W. Jaeger und H. von Steinwehr.
55
lg-
A
|l|l|l|l|l|lll|llhAAAAAAn
70 Voll
a
stand E eingeschaltet werden kann. Der letztere dient dazu, um
vor dem Versuch die Stromstärke konstant werden zu lassen. Durch
den Schlüssel S wird gleichzeitig der Heizstrom und der Strom-
kreis eines Chronographen geschlossen und geöffnet, um die Zeit-
dauer des Stromschlusses zu bestimmen. Zur Messung der Span-
nung an den Enden des auf die Bombe gewickelten Widerstandes
benutzten wir in bekannter Weise den Kompensationsapparat K
mit dem Vorschaltwiderstand TT, wobei die zu messende Spannung
einen Strom von genau 0,001 Amp. lieferte. Diese Stromstarke
wurde mit dem zur Kompensation dienenden Normalkadmium-
element N einreguliert. Ein Präzi-
sionsYoltmeter G von Siemens und
Halske mit aufgehängter Spule und
Zeigerablesung, wie es zu pyro-
metrischen Zwecken benutzt wird
(1 Skalenteil = 2 X 10~^ Amp.)
reichte für den vorliegenden Zweck
aus, da ein Ausschlag von einem
Skalenteil durchschnittlich Va Prom.
der Spannung entsprach und da
auf etwa ^/^o Skalenteil abgelesen
werden konnte.
Messung. — Zunächst wurde
der Gang der Kalorimetertempera-
tur nach Eintritt des Gleichgewichts-
zustandes von Minute zu Minute abgelesen, während der Strom durch
den Ersatzwiderstand E geschlossen war. Wir bedienten uns zur
Temperatürmessung eines in Zehntelgrade geteilten Thermometers,
das in der Vor- und Nachperiode mikrometrisch abgelesen wurde.
Die Genauigkeit ist in diesem Falle etwa die gleiche wie bei den
sonst meist benutzten, in Hundertstelgrade geteilten Thermometern;
andererseits bietet es den Vorteil, daß in der weiteren Kapillare
die Quecksilbersäule nicht so leicht hängen bleibt. Nach etwa
10 Minuten dauernder Beobachtung wurde der Strom durch um-
legen von U und durch den Schlüssel S in das Kalorimeter ge-
leitet und dann von V4 zu V* Minute die Temperatur des Wassers
angenähert abgelesen, um die für die Korrektion wegen des
Wärmeaustausches mit der Umgebung notwendige Temperatur-
56 Yerhdl. d. Denttchen Physik. GeaeUsoh. yom 23. Jan. 1908. [Nr. 2-
kurve zu erhalten; gleichzeitig wurden von einem anderen Beob-
achter die kleinen Abweichungen des Galvanometers von der
Nulllage beobachtet, die dann als Korrektion an der während der
Versuchsdauer ungeänderten Einstellung des Kompensationsappa-
rates anzubringen waren. Nach dem Unterbrechen des Stromes
wurde die gleichmäßige Änderung der Kalorimetertemperatur in
der Nachperiode abermals mikrometrisch abgelesen. Aus der
Spannung E in Volt an den Enden des Konstantanwiderstandes
von w Ohm, der am Chronographen abgelesenen Zeit des Strom-
schlusses t in Sekunden und dem beobachteten korrigierten Tem-
peraturanstieg des Kalorimeters u (in Graden der H-Skala) be-
rechnet sich dann der Wasserwert des Kalorimeters
W -= Wattsekunden/Grad.
Korrektion wegen des Wärmeaustausches. — Die Kor-
rektion wegen des Wärmeaustausches geschieht vielleicht am ein-
fachsten in folgender Weise.
Ist u die jeweilige Temperatur des Kalorimeters, Uo die als
konstant angenommene Außentemperatur, i die Zeit und a eine
von den Dimensionen des Apparates u. s. w. abhängende Kon-
stante, so ist unter Annahme des NEWTONschen Abkühlungs-
gesetzes zu setzen
dujdt = — a(u — Uo).
Die Größen a und Uq berechnen sich aus der Vor- und Nach
Periode, in denen du/dt konstant ist (Fig. 2). Bezeichnet man
die Werte für die Vor- und Nachperiode mit dem Index 1 und 2,
so erhält man
1 /dtia dt*! \
Wj — Ui\ dt dt J
Für die gesamte vom Kalorimeter abgegebene bezw. auf-
genommene Wärmemenge ergibt sich dann
tt' = — aUu — Uo)d^,
h
wobei das Integral von irgend einem Punkt der Vorperiode bis
zu einem Punkt der Nachperiode zu erstrecken ist Sind die
Nr. 2.] W. Jaeger und H. von Steinwehr. 57
entsprechenden auf den Geraden du^ldt und du^ldt bei den Zeiten
^ und ^ abgelesenen Temperaturen u^ und u^, so ist die korrigierte
Temperatur u == % — Wi — u'.
Das obige Integral stellt die Differenz der Flächen Fi und ^3
in Fig. 2 dar.
Die bekannten Formeln von Regnault, Pfaundler u. s. w.
beruhen auf denselben Voraussetzungen und kommen auf eine
mechanische Quadratur der Fläche hinaus; die obige Korrektion
läßt sich leicht allen Verhältnissen anpassen. Die Größe der
Konstante a betrug bei dem beschriebenen Apparat etwa 0,002
für ^ = 1 Min., d. h. die Temperaturänderung des Kalorimeters
bei 10 Differenz gegen die Außentemperatur betrug etwa 0,002 «^
pro Minute.
Genauigkeitsgrenze. — Der Genauigkeit wird bei den
Torliegenden Messungen in erster Linie eine Grenze gesetzt durch
das Thermometer. Man braucht nur zu bedenken, daß bei einer
durchschnittlichen Temperaturerhöhung des Kalorimeters von 2«
die Ablesungen auf Viooo^ richtig sein müssen, wenn man eine
Genauigkeit von 1 Prom. verbürgen will. Eine größere Temperatur-
differenz würde zwar die Ungenauigkeit des Thermometers ver-
ringern, aber andere Nachteile mit sich bringen. • Wenn das
Thermometer auch noch so sorgfältig kalibriert und fundamental
bestimmt oder an ein Normalthermometer angeschlossen ist, eine
Genauigkeit von 1 Prom. für 2® Temperaturdifferenz wird man
niemals garantieren können. Dazu kommt, daß die nicht unerheb-
lich herausragenden Fäden der Thermometer Fehler mit sich
bringen, die man ja zum Teil korrigieren und durch Anwendung
von Fadenthermometem verringern kann, die aber doch noch
eine größere Unsicherheit zur Folge haben. Femer ist auch
noch die Trägheit des Thermometers zu berücksichtigen. Diese
oft nicht genügend beachteten Mängel des Quecksilberthermo-
meters bei kalorimetrischen Messungen sind wohl auch die Ur-
sache dafür, daß diese Messungen im allgemeinen so schlechte
Übereinstimmung zeigen und daß kalorimetrische Messungen des-
halb zum Teil als ungenau angesehen werden. Wir sind der An-
sicht, daß man durch Anwendung von geeigneten elektrischen
Platinthermometem oder Thermoelementen eine beträchtlich
größere Genauigkeit wird erzielen können, als es hier möglich
58
Yerhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 28. Jan. 1908. [Nr. 2.
war, zumal man dann kleinere Temperaturdifferenzen und ent-
sprechend größere Wassermengen verwenden und dadurch die
Fehler des Wärmeaustausches mit der Umgebung yermindem
kann. Doch mußten die Versuche äußerer Umstände halber vor-
läufig abgebrochen werden.
Resultat — Bezüglich der in der folgenden Tabelle zu-
sammengestellten Resultate sei bemerkt, daß verschiedene Gruppen
von Versuchen angestellt worden sind, bei denen die Stromstärke,
die Zeitdauer des Stromschlusses und damit zum Teil auch die
Größe des Temperaturanstiegs variiert wurde. Die Versuche be-
wegen sich zwischen den Temperaturen von 12<> und 22 ». Die An-
zahl der Versuche in den einzelnen Gruppen variiert zwischen
fünf und neun.
Nr.
Volt
Zeit
Grad
Anzahl
Watt-
seo/Grad
1 Abweichung
1 Prom.
I
67
r
20
ö
11626
1 +^'^ 1 A
1 -1,5 J "^
II
48
2
2
7 61
III
48
2
2
9 46
-0,2
IV
38
3
2
7 56
-1,0
\ B
V
•48
3
3
6 1 81
H-M
VI
27
4
1,4
7 1 44
J
Gesamtmil
tel 11644
Die Übereinstimmung der Versuche ist am schlechtesten innerhalb
der Gruppe VI, bei der die Temperaturerhöhung nur 1,4^ betrug, wie
es auch nach den früheren Bemerkungen über die Fehlergrenzen
der Quecksilberthermonjeter zu erwarten war. Ein systematischer,
die Beobachtungsfehler übersteigender Einfluß der Kupferzulei-
tungen zu dem Widerstand, welche einen Durchmesser von 0,4 mm
besaßen, ist nicht zu erkennen. Hinter den Werten sind die Ab-
weichungen vom Mittel in Promille angegeben; die größte Ab-
weichung beträgt 1,5 Prom., der mittlere Fehler des Gesamtmittels
ist 0,5 Prom. Zwischen den mit Ä und B bezeichneten Messungen
ist der Widerstand neu gewickelt worden.
Die Genauigkeit des Gesamtmittels, das 11644 Wattsec/Grad
beträgt, ist auf etwa 1 bis 2 Prom. zu schätzen. An diesem
Mittelwert ist wegen der auf die Bombe gewickelten Seide und
Nr. 2.] W. Jaeger und H. von Steinwehr. 59
des Eonstantanbandes noch eine Korrektion von etwa 9 g-Eal. an-
zubringen, 80 daß man schließlich als Wasserwert des untersuchten
Kalorimeters bei der benutzten Wassermenge von 2421 g den
Wert erhält: Tr=11606 Wattsec/Grad (oder rund = 2780 g-Kal.-
Grad, wenn 1 Wattsec = 0,2394 g-Kal. gesetzt wird), d. L P Er-
wärmung des Kalorimeters entspricht rund 2780 g-Kal.
Die unter Zugrundelegung dieses Wertes erhaltenen Ver-
brennungswärmen einer größeren Anzahl reiner organischer Ver-
bindungen werden von selten des Chemischen Instituts an anderer
Stelle veröffentlicht werden.
Es besteht die Absicht, für einige besonders ausgewählte
Stoffe die Versuche mit größerer Genauigkeit zu wiederholen,
vielleicht unter Anwendung von Platinthermometern oder Thermo-
elementen und mit einigen Verbesserungen am Apparat, auf die
hier nicht näher eingegangen werden soll.
Diese Substanzen können dann auch als Normalverbrennungs-
substanzen zum Eichen von Kalorimetern dienen, doch wird es
sich für grundlegende Messungen immer empfehlen, die hier vor-
geschlagene elektrische Eichung vorzunehmen.
Charlottenburg, Januar 1903.
60
Vher die BesMm/mtMtg des Wärmeleitvemiöffens
bei Hefen Temperaturen;
von JE. Giebe.
(Vorgetragen in der Sitzung vom 23. Januar 1903.)
(Vgl. oben 8. 49.)
§ 1.
Den Ausgangspunkt für die im folgenden kurz beschriebene
Methode zur Bestimmung des Wärmeleitvermögens Ä bezw. des
Temperaturleitvermögens a* =^ — (c spez. Wärme, q Dichte) der
CQ
Metalle bei tiefen Temperaturen bildete das von Herrn Grün*
EISEN 1) für diese Messungen bei Zimmertemperatur ausgearbeitete
Verfahren; dasselbe beruht im Prinzip auf der Messung des
variablen Temperaturzustandes in einem nur durch eine Ebene
begrenzten Medium, an dessen Grenzfläche, durch Bespülung mit
einem Wasserstrahl von konstanter Temperatur u von einem be-
stimmten Augenblicke ^ = an, bis zu welchem das Medium
überall die gleiche Temperatur Uq hatte, eine senkrecht zur
Grenzfläche sich ins Innere fortpflanzende Wärmebewegung hervor-
gerufen wird. In einer von Hr. Grüneisen allerdings nur durch
wenige Versuche erprobten Modifikation der Versuchsanordnung
wurde diese Wärmezuführung an der Grenzfläche? durch Bestrah-
lung mittels eines elektrisch geglühten Platinbleches bewirkt. In
dieser Form schien das Verfahren auch bei anderen Temperaturen
als der des Zimmers anwendbar. Auf Vorschlag von Herrn Prof.
Warburg habe ich diese Messungen ausgeführt, und zwar bei
tiefen Temperaturen.
^) £. Gbükbisbn, Ann. d. Phys. (4) 3, 48 ff., 1900 und Dissertation
(Berlin) 1900.
Nr. 2.] K Giebe. 61
§2.
Die Wiederholung der Versuche des Hr. Grüneisen in der
letztgenannten Anordnung lehrte indessen, daß die gemachten
theoretischen Voraussetzungen nicht streng genug erfüllt waren,
um eine sichere Berechnung der Konstanten a^ zu gewährleisten.
Unter Beibehaltung prinzipiell der gleichen Anordnung gelangte
ich zu einer anderen theoretischen Grundlage durch folgende Vor-
aussetzung:
Es sei, bezogen auf den absoluten Kulipunkt, vi die Tempe-
ratur des glühenden Platinbleches, u die yariable Temperatur der
Endfläche des Mediums, dann wird die der letzteren durch Strah-
lung zugeführte Wärmemenge für blankes Platin in jedem Augen-
blicke proportional sein u'^ — u^. Ist nun u' hinreichend groß
gegenüber den während der Versuchsdauer nur geringen Ände-
rungen von ti, so kann man praktisch u'^ — w* = const setzen,
d. h. durch die Grenzfläche fließt eine während der ganzen Ver-
suchsdauer konstante Wärmemenge. Unter dieser Voraussetzung
ist mit Hilfe der Wärmetheorie das folgende Problem zu lösen:
Das Wärme leitende Medium ist durch eine Ebene begrenzt,
die wir zur rr,y- Ebene eines rechtwinkeligen Koordinatensystems
machen, derart, daß die positive Richtung der ;er- Achse in das
Innere des Mediums zeigt. Das Medium habe'anfangs die Tempe-
ratur NulL Von einem bestimmten Augenblicke ^ = an wird
der Grenzfläche ^er = eine konstante Wärmemenge — k— = C
zugeführt Innerhalb einer der Grenzfläche parallelen Ebene
z = const wird alsdann zu jeder Zeit die Temperatur überall die-
selbe sein. Die Differentialgleichung der Wärmeleitung lautet für
diesen Fall:
dt ~^ dz^'
Sie ist zu lösen unter den Grenzbedingungen :
_fc|^= C für j? = 0,
dz
u = für ^ = 0.
62 Yerhdl. d. Deutsohen Physik. GesellBch. vom 23. Jan. 1903. [Nr. 2.
Die Lösung ergiebt den folgenden Ausdruck:
.0 '
äV«
2 Ä
2«V< nk
1)
Sind also die obigen Grenzbedingungen in der Praxis erfüllt, so muß
die in einer beliebigen Entfernung beobachtete Temperatur als
Funktion der Zeit u z=f(t) sich durch die Gleichung 1) dar-
stellen lassen, wenn man nur der gesuchten Konstanten a^ den
passenden Zahlenwert gibt, der somit durch versuchsweises
Rechnen gefunden werden kann. Dabei braucht man, wie leicht
ersichtlich, nicht die wahre Temperatur, sondern nur eine der
Temperatur proportionale Größe q> zu kennen.
§3.
In praktischer Vereinfachung der Theorie erhielt das zu
untersuchende Material die Form zylindrischer Stäbe. Vollständige
Messungen wurden zunächst nur an einem Stabe aus reinem
Wismut von 15 cm Länge und 1,8 cm Durchmesser vorgenommen,
und zwar bei +18® Geis., bei — 79*^ (Gemisch von Kohlensäure-
schnee mit Äther) und bei — 186® (flüssige Luft). In drei ver-
schiedenen Entfernungen von der Endfläche (^1 = 1,05, 0^ = 2,04,
jßfg = 3,05 cm) wurde mit Thermoelementen, deren elektromotorische
Kraft der stets nur kleinen Temperaturdifferenz (einige Grade)
proportional gesetzt wurde, u =f{t) (Versuchsdauer etwa 40 sec)
bestimmt. Die Thermoelemente brauchten nicht geeicht zu sein,
daher diente der Stab stets selbst als Elektrode. Die Zeiten
wurden mit Hilfe eines Chronographen, die Thermoströme durch
ein DuBOis-RuBENSsches Panzergalvanometer gemessen, das, gegen
mechanische Erschütterungen und magnetische Störungen völlig
geschützt, in Parallelschaltung seiner beiden Spulen einen Wider-
stand von 3,25 Ohm und eine Empfindlichkeit von etwa 6 . 10-® Amp.
pro Skalenteil hatte; dabei war die Skale in Millimeter geteilt
und war 2,25 m vom Spiegel des Galvanometers entfernt. Dämpfung
und Schwingungsdauer konnten so klein gemacht werden (Zeit
zwischen zwei Umkehrpunkten T= 1,30 sec, Logarith. Dekrem.
Nr. 2.] E. Giebe. 63
^ = 0,090), daß für das in Bewegung befindliche System der
Ausschlag (f in jedem Augenblick proportional der elektromotori-
schen Kraft gesetzt werden konnte.
§4.
Der Stab selbst wurde in einem zylindrischen Glasgefäß von
44 cm Länge und etwa 4 cm lichtem Durchmesser in vertikaler
Lage festgelegt Eine auf sein oberes Ende aufgeschobene Scheibe
aus Speckstein verhindert es, daß die Oberfläche des Stabes außer
bei j^ = von der Bestrahlung des Platinbleches getroffen werde.
Die Zuleitungen für die Thermoelemente wurden durch seitlich
am Gefäße angesetzte Glasröhrchen luftdicht ausgeführt. Oben
war das Gefäß mittels eines geeignet konstruierten Deckels,
durch welchen auch die Zuleitungen für den Heizstrom des Platin-
bleches (12 bis 22 Amp. Stromstärke) eingeführt wurden, luftdicht
verschließbar. Li 2 bis 3 cm Entfernung von der in der Regel
berußten Endfläche wurde ein Platinblech von 18 mm Breite,
25 mm Länge und y^Q^mm Dicke ausgespannt Zwischen Blech
und Endfläche war ein elektromagnetisch schnell entfembarer
Schirm angebracht, der es gestattete, den Beginn der Bestrahlung
als wohldefinierten Zeitpunkt ^ = am Chronographen zu markieren.
Um bei den tiefen Temperaturen die Bedingung u = const =
für die ganze Länge des Stabes bis zum Moment ^ = zu be-
friedigen, mußte das Gefäß etwa 35 cm tief in das Kältebad ge-
taucht werden. Ob der Stab auch wirklich die Temperatur des
Bades angenommen hatte, wurde durch ein besonderes Thermo-
element festgestellt.
du
Zur Erfüllung der Bedingung — fc -— = const während der
c ^
ganzen Yersuchsdauer wurde vor allem der Heizstrom für das
Platinblech konstant gehalten, femer das Gefäß zur Vermeidung
von Luftströmungen bis zu einem Druck von etwa Viooc^^™ Hg
evakuiert, nachdem das Platinblech durch wiederholtes Glühen
von okkludierten Gasen nach Möglichkeit befreit war.
Die Messungen bei — 186^ lieferten nur bei ganz geringen
Drucken unterhalb Vioo ^^ Hg brauchbare Resultate.
64 Verhdl. d. Deutsohen Physik. Gesellsch. vom 23. Jan. 1908. [Nr. 2.
Die äußere Wärmeleitimg wurde, da der Stab gut poliert
und von hinreichend großem Durchmesser^) war, nicht berück-
sichtigt Durch das hohe Vakuum wurde überdies ein Wärme-
yerlust vermöge der Luftleitung sowie durch Konvektion, die
insbesondere bei vertikaler Lage des Stabes von störendem Ein-
fluß hätte sein können, vermieden.
§5.
DieBechnung zeigte, daß der Idealfall der Theorie in der Praxis
nicht völlig verwirklicht ist. Durch Einführung einer weiteren
Konstanten g konnte man jedoch zu einer Berechnung des Tempe-
raturleitvermögens gelangen, wenn man statt des Ausdrucks 1)
den folgenden setzte:
Man konnte alsdann stets einen Wert:
1 e *«*«
2" ^ + e
I e-"*da
2)
so bestimmen, daß sich für jede Entfernung e die beobachtete
Kurve q> =f(t) in ihrem ganzen Verlaufe durch Gleichung 2)
darstellen ließ. Wie die Einführung einer solchen Konstanten
theoretisch zu rechtfertigen ist, hat Hr. Grüneisen ^) eingehend
erörtert. Ist für mehr als zwei Entfernungen isA bestimmt, so
berechnet sich aus 3) a und t nach der Methode der kleinsten
Quadrate.
Wodurch in der geschilderten Anordnung die Abweichung von
der Theorie des § 2, die übrigens bei 18<^ sehr gering ist, bei den
tiefen Temperaturen aber immer beträchtlicher wird, bedingt ist,
blieb unaufgeklärt.
§6.
Es ergaben sich die folgenden Resultate:
bei +18« a = 0,266 bei — 790 a = 0,291 bei — 186« a = 0,434
C = 0,05 om C = 0,126 cm C = 0,35 cm
*) Vgl. hierüber L. Lobenz, Wied. Ann. 13, 597.
«) 1. o.
Nr. 2.]
E. Giebe.
65
Zur Bestimmung yon k aus a ist noch die Kenntnis von q
und c erforderlich. Die Dichte q wurde im hiesigen Institut an
einer Probe des gleichen Materials von Herrn Marcus bei + 18<>
und — 1860 gemessen und für — 79^ durch lineare Interpolation
berechnet. Die mittlere spezifische Wärme c^^^ zwischen -|-18<^
und — 186® wurde nach der von U. Behn ^) angegebenen Methode
ermittelt. Unter Zugrundelegung einer parabolischen Beziehung
für die Abhängigkeit des c von der Temperatur wurde aus c^^^^
und den von anderen Beobachtern 2) für andere Temperaturinter-
valle gefundenen Zahlen die wahre spezifische Wärme bei -\- 18®,
— 790 und — 186® berechnet
Alle Zahlen sind in absoluten Einheiten [cm, g, sec, g-kal.
(18®)] in der folgenden Tabelle zusammengestellt, die auch die
den Beobachtungen von Dewar und Fleming 3) entnommenen
k
Werte des elektrischen Leitvermögens x, sowie die Verhältnisse —
enthält.
Tem-
peratur
Dichte
Spezif.
Wärme
a = f
k
e.Q
Wärme-
leitvermögen
k
Elektr. Leit-
vermögen
x.lO*
.10-
+ 18^
— 186«
9,67 I 0,0303
10,04 0,0296
10,44 I 0,0284
0,256
0,291
0,434
0,0192
0,0252
0,0558
0,861
1.196
2,452
223
211
228
Die Zahlen lassen erkennen, daß das LoRENZsche Gesetz
k
über die Abhängigkeit des Leitverhältnisses — von der Tem-
k
peratur für reines Bi nicht erfüllt ist. — bleibt nahezu kon-
stant, während jenes Gesetz Proportionalität des Leitverhältnisses
mit der absoluten Temperatur verlangt.
») ü. Behw, Wied. Ann. 66, 236, 1898; Ann. d. Phys. (4) 1, 257, 1900.
■) Kopp, Phil. Trans. London 155, I, 71; Schütz, Wied. Ann. 46,
177, 1892.
•) Dbwab u. Flbmino, Proc. Roy. Soc. 60, 72—75, 1896.
5
66 Yerhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 23. Jan. 1908. [Nr. 2.
Dasselbe Ergebnis fanden auch Jaeger und Diesselhorst i)
für reines Bi zwischen -|- IS* und + 100<>, nämlich
bei 18» —.10-1 = 231, bei + 100« —.10-* = 258.
*) W. Jabgsb und H. Diesselhobst , Wissensch. Abh. d. Phys.-Tecbn.
Reichsanstalt 3, 1900.
Berlin, Physika! Institut der Universität, 23. Januar 1903.
Verlag yür Friedr« Vieweg & Sohn in Brannschwdg«
JPie If^rtsohritte der JPliyslfc. Dargestellt von der
Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Jeder Jahrgang in drei
Abtheilangen. gr. 8. geh.
BmnndfOnfiBigster Jahrgan^^. 1896.
I. AbtheOung, enthaltend: Physik der Materie. Redigirt von Biehard
Bamstein. 1896. A 20,^.
n. Abtheflang, enthaltend: Physik des Aethers. Redigirt von BicJiard
Bamstein. 1896. A 30,—.
m. Abtheflnng, enthaltend: Kosmische Physik. Redigirt von Biehard
Assmann, 1896. A 25,— .
ZweinndffinfiBigster Jahrgang. 1896.
L Abtheilnng, enthaltend: Physik der Materie. Redigirt von Biehard
Bämstein. 1897. A 20,— .
n. Abtheünng, enthaltend: Physik des Aeihers. Redigirt yon Biehard
Bömstein. 1897. A dO,— .
m. Abtheünng, enthaltend: Kosmische Physik. Redigirt von Biehard
Assmann. 1897. A 21,— .
BretundffinMgstQr Jahrgang. 1097.
L Abtheilung, enthaltend: Physik der Materie. Redigirt von Biehard
Bömstein. 1898. A 28,—.
n. Abtheünng, enthaltend: Physik des Aethers. Redigirt von Biehard
Bömstein. 1898. A 32,—.
m. Abtheünng, enthaltend: Kosmische Physik. Redigirt von Biehard
Assmann. 1898. A 21,—.
Vierandfünfisigster Jahrgang. 1898.
I. Abtheünng, enthaltend: Physik der Materie. Redigirt von Biehard
Bömstein. 1899. A 26,—.
IL Abtheünng, enthaltend: Physik des Aethers. Redigirt von Biehard
Bömstein. 1899. A 84, — •
IIL Abtheünng, enthaltend: Kosmische Physik. Redigirt von Biehard
Assmann. 1900. A 22,— .
TünfündfOnfidgater Jahrgang. 1899.
L Abtheünng, enthaltend: Physik der Materie. Redigirt von Biehard
Bömstein und Karl Scheel. 1900. A 26,—.
n. Abtheünng, enthaltend: Physik des Aethers. Redigirt von Biehard
Bömstein und Karl Scheel. 1900. A 34, — .
in. Abtheünng, enthaltend: Kosmische Physik. Redigirt von Biehard
Assmann. 1900. A 20, — .
Beohsundfünfidgster Jahrgang. 1900.
I. Abtheünng, enthaltend: Physik der Materie. Redigirt von Karl Sched.
1901. A16,-.
n. Abtheünng, enthaltend: Physik des Aethers. Redigirt von Karl Scheel.
1901. A27,— .
m. Abtheünng,* enthaltend: Kosmische Physik. Redigirt von Biehard
Assmann. 1901. A 18,—.
Siebennndffinfidgtter Jahrgang. 1901.
I. Abtheünng, enthaltend: Physik der Materie. Redigirt von Karl Scheel.
1902. A 17, -.
IL Abtbeüoiig, enthaltend: Physik des Aethers, Redigirt von Karl Scheel.
1902. A30,— .
in. Abtheünng, enthaltend: Kosmische Physik. Redigirt von Biehard
Aumann. 1902. A 2'i,— .
Aehtiindfflnflrigtrter Jahrgang. 1902. (In Vorbereitung.)
Zu beziehen durch alle Baohhandlungen.
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Femer ein Prospekt der Verlagsbuchhandlung von Alfred Schall in Berlin W. 30, '
betreffend lÄnkef „Moderne Luftschiffahrt^^
1903 HeH 3
Berichte
der
Deutschen Physikalischen Gesellschaft
enthaltend
Yerhandlnngeii
der Deutschen Physikalischen Gesellschaft
im Auftrage der Gesellschaft herausgegeben
von
Karl Seheel
und
Halbmonatliches Literatnryerzeiehiils
der „Fortschritte der Physil^", dargestellt von der
Deutschen Physikalischen Gesellschaft
redigiert yon
Karl Seheel Bichard Assmann
Beine Physik Koemiaohe Physik
Brannschweig
Druck und Verlag Yon Friedrich Yieweg und Sohn
1903
^onoöid^ 9wei Nunvmem. — Äbonnementspreis pro Jahrgang 8 Marh — Zu heziehen
ämtk äOe Buckhandlungen und PostanataUen (Postzeitungsligte Nr. 1042 a)
Inhalt.
Saite
1. Verhandlungen der Deutschen FhysikaliBohen Gtosellsohaft.
Bericht über die Sitzung vom 6. Februar 190S 67
Vorecbläge des wissehscliäftlichen AusscIinsBeB der Deutschen
Physikalischen Gesellschaft für einheitliche Bezeichnungen,
Benennungen, Definitionen und Regeln in der Physik ... 68
ELfMey, tber das Kathodengefälle der Alkalimetalle ..... 72
E. Stöckl, Das Fedorowsohe Universalgoniometer in der Kon-
struktion von Fuels. Anwendung dieses Instnunentes zur
Auflösung sphärischer Dreiecke 75
G.Angenheister, Beiträge zur Kenntnis der Elastizität der Me-
talle 80
2. HalbmonatUohes LiteraturverBeiohnis der Fortsohritte der
Fhjvlk.
L Allgemeine Physik 35
IL Akustik 37
m. Physikalische Chemie 38
IV. Elektrizität und Magnetismus 39
Y. Optik des gesamten Spektrums 42
YI. Wärme 43
Vn. Eosmische Physik 45
I
Verhandlungen
der
Detttschen Physikalischen Gesellschaft
Im Auftrage der Gesellschaft herausgegeben
von
Karl Scbeel
9. Jnhrg. 15. Februar 1908. Nr. 3.
Sitzung Tom 6. Februar 1908.
Vorsitzender: Herr E. War bürg.
Hr. K. Mey (a. G.) trägt vor:
Über das Kathodengefälle der Alkalimetalle.
Ferner bespricht und demonstriert Hr. E. Stöckl
Das FEDOROWsche Universalgoniometer in der Kon-
struktion von FuESS. Anwendung dieses Instrumentes
zur Auflösung des sphärischen Dreiecks.
Endlich berichtet Hr. E. Warburg über eine Arbeit von
Hm. 6. Angenhelster:
Beiträge zur Kenntnis der Elastizität der Metalle.
5*
68
Vorschläge des tvissenschafttichen Aiissch/usses
der Deutschen, Physikalischen Gesellschaft fUr ein-
heitliche Bezeichnungen, Benennungen, Beßnttionen
und Begeln in der Physik,
Auf der Naturforscherversammlung zu Düsseldorf im Jahre
1898 hat die Abteilung für Physik, einer Anregung seitens des
Herrn Boltzmann entsprechend, sich mit der Frage einheitlicher
Bezeichnungen für die wichtigeren in der Physik vorkommenden
Größen beschäftigt und zur Beratung dieses Gegenstandes eine
Kommission, bestehend aus den Herren Boltzmann, Planck^
RiECKE, E. WiEDEMANN, gewählt Im weiteren Verfolg dieser An-
gelegenheit ersuchte der wissenschaftliche Ausschuß in seiner
Sitzung vom 21. September 1901 zu Hamburg die Herren Drude
und M. Wien, sich mit den Mitgliedern der Düsseldorfer Kom-
mission in Verbindung zu setzen und in der nächsten Sitzung
des wissenschaftlichen Ausschusses ausführliche Vorschläge zu
machen.
Dies ist in der Sitzung des wissenschaftlichen Ausschusses
zu Karlsbad am 19. September 1902 geschehen, an welcher die
Herren v. Lang, Lecher, Planck, Pringsheim, Simon, Warburg
und M. Wien teilnahmen. Bei der anschließenden Beratung des
Ausschusses über die gemachten Vorschläge wurde zunächst die
prinzipielle Frage erörtert, ob man nicht lieber ganz radikal vor-
gehen und unabhängig von dem Bestehenden auf Grund im vor-
aus aufgestellter allgemeiner Regeln ein gänzlich neues System
von Bezeichnungen ausarbeiten solle. Der Ausschuß hat diese
Frage einstimmig verneint, und zwar hauptsächlich in der Er-
wägung, daß bei dieser Art des Vorgehens eine Reihe von Bezeich-
nungen, die sich durch ihre Zweckmäßigkeit bereits bewährt und
bis zu einem gewissen Grade eingebürgert haben, fallen müßte,
wodurch zunächst jedenfalls ein dem beabsichtigten gerade ent-
gegengesetzter Erfolg erreicht werden würde, während der schließ-
liche Gewinn immerhin noch fraglich bliebe. Vielmehr erschien
Nr. 3.] Einheitliohe Bezeiolmimgen etc. in der Physik. 69
es dem Ausschuß zweckmäßig, an das bereits Vorhandene anzu-
knüpfen und nicht sowohl neue Vorschläge zu machen, als viel-
mehr unter den schon gebräuchlichen Bezeichnungen eine geeig-
nete Auswahl zu treffen.
Von diesen Anschauungen ausgehend, hat sich der Ausschuß
auf Vorschläge für die Bezeichnungen Yon 33 Größen geeinigt
(liste I). Es wurden auch andere Größen besprochen, bezüglich
deren man jedoch zu einer Entscheidung zwischen verschiedenen
gemachten Vorschlägen nicht gelangte (Liste II). Ferner wurde
eine Reihe von Benennungen, Definitionen und Regeln ange-
nommen (Liste III). Endlich wurde beschlossen, den Fachgenossen
zu empfehlen, am Anfang oder am Schluß jeder größeren Ab-
handlung die darin gebrauchten Symbole mit ihrer Bedeutung
zusammenzustellen.
Die Listen I, U und III werden hierunter veröffentlicht und
zum probeweisen Gebrauch empfohlen bezw. zur Diskussion ge-
steUt
Der Ausschuß ist sich völlig klar darüber, daß die gemachten
Vorschläge für die Bezeichnungen bestenfalls nur dem augenblick-
lichen Entwickelungsstande der Wissenschaft entsprechen können,
und daß, da eine dauernde Weiterentwickelung im Wesen unserer
Wissenschaft liegt, eine definitive Lösung der Aufgabe, welche für
alle Zeiten zutrifft, von vornherein unmöglich sein dürfte.
Wir empfehlen die vorgeschlagenen Bezeichnungen auch nur
in dem Sinne, daß wir die Fachgenossen bitten, sie anderen Be-
zeichnungen vorzuziehen, falls kein besonderer Grund dagegen
vorliegt
Wir hoffen, daß auf diesem Wege über diesen wichtigen
Gegenstand eine Einigung unter den Physikern und womöglich
auch unter den Vertretern verwandter wissenschaftlicher und
technischer Disziplinen angebahnt werden möge. Etwaige Meinungs-
äußerungen über die mit den Bezeichnungen gemachten Er-
fahrungen bitten wir an Herrn Prof. M. Wien- Aachen einzusenden.
Liste L
1. Lange l 15. Radius r
2. Masse m | 6. Fallbeschleunigung ff
3. Zeit t 1 7. Druck (Kraft dui-cli Flache) . p
4. Volumen v 8. Arbeit A
70
VerhdL d. Deutschen Physik. GeselUoh. vom 6. Febr. 1903. [Nr. 3.
9. Kraft F
10. Trägheitsmoment K
11. Absolute Temperatur . . . . T
12. Wärmeausdehnungskoeffizient
der Gase k
13. Gaskonstante (auf das Mole-
kulargewicht bezogen) ... 22
14. Wärmemenge Q
15. Innere Energie U
16. Entropie S
17. Wellenlänge A
18. Schwingungszahl (in 2n Se-
kunden) n
19. Schwingungsdauer (der gan-
zen Schwingung) r
20. Lichtgeschwindigkeit (im luft-
leeren Raum) c
21. Magnetische Feldstärke . . . ^
22.
23.
24.
25.
26.
27.
28.
29.
30.
31.
32.
33.
Magnetische Induktion (Ge-
samtzahl der Kraftlinien ge
teilt durch Fläche) . . .
Magnetische Permeabilität
Intensität d. Magnetisierung
Magnetische Suszeptibilität .
Elektrische Feldstärke . . .
Elektrische Induktion . . .
Dielektrizitätskonstante . .
Kapazität
Induktionskoeffizient . . .
(falls gegenseitige Induktion
vorhanden, Selbstinduktions-
koeffizient X|i, gegenseitiger
Induktionskoeffizient Xj^)
Elektromotorische Kraft . .
Stromintensität /
Widerstand II
3
E
Liste n.
1. Geschwindigkeit u, g
2. Dichte cf, A, 8, ()
3. Spezifische Wärme .... y, c
4. Verhältnis der spezifischen
Wärmen Cp/cv^=k
5. Mechanisches Wärmeäqui-
valent 5i j, *Ä
6. Brechungsquotient v
7. Fläche /
8. Flächendichte <^y s, ^
9. Horizontalkomponente des
Erdmagnetismus //, $
10. Magnetisches Moment . My ^
11. Magnetismusmenge m
12. Elektrizitätsmenge .... e^ q
13. Potential V, (p
liste ni.
1. Die absoluten Dimensionen einer Größe werden durch
[Imt] mit den betreffenden Potenzen ausgedrückt. Bei Zahlen im
[CGSJ-System brauchen die Einheiten nicht angegeben zu werden.
Im Bedarfsfalle ist [em] oder [est] hinzuzufügen.
2. Das Molekulargewicht ist auf = 16 zu beziehen.
3. Das Wort ^Gewicht" ist stets im Sinne einer Kraft zu ge-
brauchen. Unter mg, g, kg sind stets Massen zu verstehen, falls
nicht das Wort „Gewicht" hinzugefügt wird.
4. Der Buchstabe mit höherem Zahlenindex bezeichnet in der
Regel eine Größe mit höherem Wert, z. B. r^ innerer Radius, r^
äußerer Radius. Die Indizes sind unten anzubringen.
Nr. 3.] Einheitliche Bezeiohnangen etc. in der Physik. 71
5. Als Achse einer Drehung wird diejenige zur Ebene der
Drehung senkrechte Richtung bezeichnet, welche durch die fort-
schreitende Bewegung einer sich in fester Mutter drehenden
Rechtsschraube bestimmt ist.
6. Ein rechtwinkliges Koordinatensystem soll in der Regel so
gewählt werden, daß die positive z- Achse (Nr. 5) die Achse der-
jenigen Drehung ist, durch welche die positive x- Achse mittels
einer Vierteldrehung in die positive y-Achse übergeht.
7. Die Achse eines Doppelpols geht in der Richtung vom
negativen zum positiven Pol.
8. Fläche, die der Radiusvektor während der Zeiteinheit
zurücklegt (Flächengeschwindigkeit).
9. Linien gleichen Druckes (Isobaren), gleichen Volumens (Iso-
pyknen), gleicher Entropie (Isentropen), Linien ohne äußere
Wärmezufuhr (Adiabaten), Linien gleicher Temperatur (Iso-
thermen).
10. Um die Vektoreigenschaft einer Größe hervorzuheben,
wird sie mit großen deutschen Buchstaben bezeichnet, die auch
in der obigen Liste I nur für Vektoren gebraucht sind.
11. Komponenten von Vektorgrößen sind durch angehängte
Indizes zu bezeichnen, z. 6. ^^, ipy, ^s.
72
Über das Kat/iodengefäUe der Alkalimetalle}
von K. Mey.
Aus der Berliner Dissertation 1902.
(Vorgetragen in der Sitzung vom 6. Februar 1908.)
(Vgl. oben S. 67.)
Infolge einer Beobachtung von Prof. Warburg i), die darauf
hinzuweisen schien, daß die Alkalimetalle ein sehr kleines nor-
males Kathodengefälle besäßen, habe ich die Eathodengefälle an
reinen Oberflächen dieser Metalle in Stickstoff, Wasserstoff und
Helium bestimmt.
Als Kathoden wurden verwandt Kalium, Natrium und eine
bei gewöhnlicher Temperatur flüssige Legierung von beiden, welche
die Metalle im Verhältnis ihrer Atomgewichte enthielt
Unter dem Einfluß des elektrischen Stromes bildeten sich an
den Alkalikathoden in Stickstoff und Wasserstoff chemische Ver-
bindungen >). In Stickstoff entstand das bekannte Kaliumnitrid
K3 N und das entsprechende Natriumnitrid Na^ N, und zwar wurden
an der Kalium-Natriumlegierung durch ein Milliampere in einer
Minute regelmäßig 0,000033 g Stickstoff zur Bindung gebracht.
In Wasserstoff entstehen wahrscheinlich die Verbindungen NaH
und KH.
Das Entstehen dieser Körper gab ein gutes Mittel, das Helium
zu reinigen, indem man es elektrischen Entladungen in einer
Bohre mit Kalium - Natriumkathode aussetzte: Stickstoff und
Wasserstoff, die am schwersten zu beseitigenden Beimengungen,
wurden zur Bindung gebracht und ein reines Heliumspektrum
erhalten.
») E. Waebübo, Wied. Ann. 40, 1, 1890.
«) Vgl. Zbhndbr, Wied. Ann. 52, 56, 1894.
Nr. 3.]
K. Mey.
73
Die von mir gemessenen normalen Kathodengefälle betragen
in Volt:
I Quecksilber
Natrium-
amalgam
Natriam i Kaliam
Kal.-Natr.-
Legierung
Stieksioff .
Wasserstoff
Helium . .
226
185
178
185
80
170
172
125
169
78,5
Das Eathodengefälle des Quecksilbers in Stickstoff, 226 Volt,
wird demnach durch einen geringen Natriumzusatz um ungefähr
40 Volt erniedrigt, auf 185 Volt; reines Natrium hat einen noch
kleineren Wert. Gleichwohl sind in Stickstoff und Wasseratoff
die Kathodengefälle der Alkalimetalle nicht so niedrig gefunden
worden, wie vermutet wurde, sie liegen zum Teil noch etwas über
demjenigen des Magnesiums in Wasserstoff. Jedenfalls ist die
chemische Reaktion zwischen Gas und Metall hierbei von großem
Einfluß.
In Helium aber, gegen welches sie chemisch indifferent sind,
zeigen die Alkalimetalle die niedrigsten bis jetzt konstant her-
gestellten Kathodengefälle.
Man konnte in diesem Gase unter Verwendung von Alkali-
metallen als Kathoden bereits mit der Spannung der städtischen
Zentrale, 110 Volt, die Glimmentladung hervorbringen.
Eine Zusammenstellung der bisher für die wichtigsten Gase
und Metalle gemessenen normalen Kathodengefälle i) scheint die
Behauptung zu bestätigen, daß die Reihenfolge der Metalle nach
abnehmendem Kathodengefälle in jedem Gase dieselbe ist. Platin
hat stets das höchste. Aluminium ein niedrigeres. Magnesium
noch ein geringeres Gefälle; dann folgt Natrium und mit dem
kleinsten Gefälle Kalium. Dieselbe Reihe tritt auf, wenn man
die Metalle nach ihren spezifischen Gewichten ordnet oder
nach der Verwandtschaft zu Sauerstoff oder nach der Voltaschen
Spannungsreihe.
») Vgl. E. Warbubo, Wied. Ann. 31, 546, 1887 und 40, 1, 1890;
J. W. Capstick, Proc. Roy. Soc. 63, 366, 1898; R. J. Strutt, Phil. Mag.
März, 1900.
74 Yerhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsoh. vom 6. Febr. 1908. [Nr. 3.
I
1
g
a
ü
1
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1
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310
1
Wasserstofif
800
—
295
280
230
213
190
168
185 ,169
172
Stickstoff .
232
226
—
—
—
—
—
207
178 ' 125
170
Helium . .
226
—
—
—
■"■
—
—
80 1 78,5
69
Argon . .
167
—
—
""
100
""
—
—
Eine ausführlichere Mitteilung wird demnächst in den Ann.
d. Phys. erscheinen.
Berlin, Physik. Inst. d. Univ.
75
I>€is FedoTowsche Universalgoniometer in der
Ktmstruktion von Fuefs^)* Anwendung dieses In-
strumentes zur Auflösung sphärischer Dreiecke;
von S. Stifckl.
(Vorgetragen in der Sitzung yom 6. Februar 1903.)
(Vgl. oben S. 67.)
L Das zweikreisige Goniometer als Apparat zur Messung
der Kristallwinkel.
1. Um einen beliebigen Punkt im Innern eines, Kristalls
denken wir uns mit willkürlichem Radius eine Kugel beschrieben.
Von diesem Punkte werden die Normalen auf die Kristallflächen
gefällt und bis zum Schnittpunkte mit der Kugeloberfläche yer-
längert. Diese Schnittpunkte heißen die Pole der Flächen. Die
Pole sämtlicher Flächen, die einer und derselben Zone angehören,
liegen auf einem größten Kreise. Die Flächenwinkel des Kristalls
werden als Bogen auf den größten Kreisen gemessen.
Kennt man nun die sphärischen Koordinaten dieser Flächen-
pole nach Maßgabe der geographischen Bestimmungsstücke —
der Länge und Breite — ^ so sind die Elemente, welche die Grund-
lage der Kristallographie bilden, eindeutig festgelegt.
Die Ermittelung der sphärischen Koordinaten geschieht durch
das zweikreisige Goniometer; ein solches hat de Fedorow») ent-
worfen und FüESS konstruiert.
Die Ebenen des horizontalen und vertikalen Teilkreises sind
senkrecht zueinander justiert.
Bei den einkreisigen Goniometern mußte jede Zone für sich
zentriert und justiert werden, was bei flächenreichen und polyzo-
nalen Kristallen eine sehr zeitraubende Arbeit ist Das zwei-
kreisige Goniometer dagegen macht jede Justierung überflüssig.
*) Eine ausführliche Beschreibung wird nächstens in Groths Zeitschrift
für EristaUogp'aphie erscheine d.
•) DE Fedorow, ZS. f. Krist. 32, 464, 190.
76
Yerhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsoh. vom 6. Febr. 1903. [Nr. 3.
Nachdem man den Kristall auf das Meßtischchen aufgesetzt hat,
sucht man der Reihe nach die Reflexe der Flächen auf und liest
Fig. 1.
-M.h,!^f]jL!m3t:iu;ii|]wi:
;,Jjy,;ik;;.,;j.H^iWN"'
die zugehörigen sphärischen Koordinaten der Pole auf dem hori-
zontalen und vertikalen Teilkreise ab. Die Berechnung der
Kristallelemente gestaltet sich sehr einfach.
Nr. 3.] K. Stöokl. 77
Macht man sich die Mühe, eine einzige Kristallzone zu
j astieren, so ist jede größere Rechnung nachher bei der Aus-
wertung der Resultate erspart, indem man die Flächenwinkel durch
Addition und Subtraktion erhält Die Herstellung des Kristall-
netzes in stereographischer Projektion ergibt sich auf Grund
dieser Messungen ohne weiteres.
2. Das zweikreisige Goniometer soll femer das Studium der
facettierten und Vizinalflächen erleichtem. Hierbei mag folgende
Vorrichtung gute Dienste leisten, die auch bei der Einstellung mangel-
haft ausgebildeter KristaUfiächen sich wohl bewährt (Fig. 1, IV).
Handelte es sich früher um die Einstellung einer schlecht
spiegelnden Fläche, so blendete man die nicht brauchbaren Teile
der Fläche dadurch ab, daß man sie mit Tusche überzog und nur
den gut ausgebildeten Teil frei ließ, der dann spiegelte. Den-
selben Effekt kann man nach Czapski-Pulfrich auf rein opti-
schem Wege folgendermaßen erreichen: Man schaltet vor die
Kollimatorlinse einen Abblender, Fig. 1, IV, der aus nichts weiter
besteht, als aus einer Irisblende «, die auf einem Kugelgelenk ß
drehbar ist. Dadurch wird es ermöglicht, den Strahlenzylinder
beinahe punktförmig einzuengen und auf einen ganz kleinen Teil
der Kristallfläche zu richten, auf jenen, den man gerade zum
Spiegeln bringen will.
In Fig. 1 zeigt H den Kristallträger mit Zentrier- und Justier-
vorrichtung in der alten bekannten Form. HI stellt die WuLFFsche
BeleuchtungSYorrichtung dar. Dieselbe kann auf das Kollimator-
rohr C aufgeschraubt werden; der Spiegel y wirft die Strahlen
einer Lichtquelle auf das Signal.
n. Auflösung sphärischer Dreiecke.
In sehr geistreicher Weise hat de Fedorow gezeigt, wie man
mit dem zweikreisigen Goniometer Rechnungsoperationen, welche in
der Kristallographie immer wiederkehren^ rein mechanisch durch-
führen und sphärische Dreiecke ohne jede Rechnung auflösen kann.
Solche Aufgaben sind:
1. Die Bestimmung der sphärischen Koordinaten des Poles
einer Zone, wenn die sphärischen Koordinaten von zwei zu der Zone
gehörigen Flächenpolen gegeben sind.
78
Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 6. Febr. 1903. [Nr. 3.
Fig. 2.
2. Die Messung des Bogens zwischen zwei Polen, deren
sphärische Koordinaten gegeben sind.
3. Die Messung des Winkels am Schnittpunkt zweier Zonen-
kreise.
Bei allen diesen Aufgaben handelt es sich darum, zwei Punkte,
deren sphärische Koordinaten gegeben sind, einzustellen. Um den
Schnittpunkt der Achsen des horizontalen Teilkreises H und verti-
kalen Teilkreises F, ^den Mittelpunkt des Apparates^, sei eine
Kugel mit beliebigem Radius beschrieben und die zwei Punkte
auf der Oberfläche eingezeichnet. Dieselben werden mit dem
Mittelpunkt verbunden und die Ebenen konstruiert, welche auf
den Verbindungsgeraden senkrecht stehen. Als solche Ebenen
nimmt DE Fedorow zwei Metall-
spiegelchen M und N (Fig. 1 u. 2).
Die Einstellung dieser Flächen nach
gegebenen sphärischen Koordinaten
erfolgt nach dem umgekehrten
Prinzip, welches die Koordinaten
der Flächenpole eines Kristalls ab-
zulesen gestattet Dazu ist es not-
wendig, die Spiegel nach allen
Richtungen beweglich zu machen.
Dies ist ermöglicht durch das Hilf s-
kreissystem, zwei zueinander senk-
rechte Kreisbögen 1 — 1, 2 — 2 in
Fig. 1, I. Diese Figur zeigt das zweikreisige Goniometer in Ver-
bindung mit dem Hilfskreissystem; die beiden Spiegel M und N
sind mit ihrem Träger in Fig. 2 noch besonders herausgezeichnet.
Handelt es sich z. B. um die Messung des Bogens zwischen
zwei Flächenpolen, so wird diese Größe nach Einstellung der
beiden Spiegel dargestellt durch den Winkel, den die Ebenen
dieser zwei Spiegel miteinander bilden.
Bei der Entwickelung der sphärischen Dreiecke denkt man
sich eine Ecke stets in den Pol des Äquators fallen, d. i. jener
Ebene, welche durch den „Mittelpunkt des Apparates" parallel
zur Ebene des horizontalen Teilkreises gelegt ist. Die beiden
anderen Ecken sind durch ihre sphärischen Koordinaten bestimmt
und werden mittels der zwei Spiegel eingestellt. Wir nehmen
Nr. 3.] K. Stöckl. 79
folgendes Beispiel: „Gegeben sind zwei Seiten eines sphäri-
schen Dreiecks b und c und der eingeschlossene Winkel a;
gesucht ist die Seite a und die Winkel ß und y.^
Die Koordinaten der Ecke B sind:
Längenkoordinate o,
Breitenkoordinate 90— c;
jene der Ecke C sind:
Längenkoordinate a,
Breitenkoordinate 90 — b.
Hat man die beiden Spiegel nach diesen Koordinaten fest-
gelegt, so gibt ihr Winkel die gesuchte Seite a; der Winkel, um
welchen man das Hilfskreissystem drehen mußte, bis die Schnitt-
linie der Ebenen beider Spiegel (Fig. 1, I) mit der Achse des
Hauptteilkreises V zusammenfällt, bestimmt den Winkel /3, wie
sich aus der Entwickelung der stereographischen Projektion des
Dreiecks sofort ergibt
Die ausführlichen Einstellungsvorschriften werden nächstens
mit weiteren Beispielen in Groths Zeitschrift für Kristallographie
yeröffentlicht werden.
Die Genauigkeit, mit der sich die Seiten und Winkel be-
stimmen lassen, liegt im allgemeinen zwischen Vs' ^^^ l'i ^^ für
kristallographische Zwecke in den meisten Fällen mehr wie hin-
reichend ist
94 Yerhdl. d. DeutBchen Physik. GeseUach. vom 20. Febr. 1908. [Nr. 4.
zeigt Die Messungen von Gerlach über die Siedepunktserhöhung
bei konzentrierten Salzlösungen i) bestätigen diesen geradlinigen
Verlauf.
Man kann also Ton der genannten Eonzentrationsgrenze an
in Gleichung 3) näherungsweise
dlnp
av
setzen, worin a eine für den gelösten Stoff charakteristische Kon-
stante darstellt.
Nach Einsetzung dieses Wertes in Gleichung 3) wird dieselbe
integrierbar, und man erhält durch Ausführung der Integration
die einfache Beziehung:
A = aRTln'^ 4)
Handelt es sich bei der Konzentrationsverschiebung nicht um
den gelösten Stoff, sondern um das Lösungsmittel (Wasser), so
vereinfacht sich Gleichung 3) für die Arbeitsleistung in
dlnp
A' = —BT f'
oder, wenn wir wieder
dv
cv
dlnp
dv
setzen, so wird
Ä' = aRT{v, — vg) 5)
Die Arbeitsleistung, welche mit dem Transport von 1 Mol.
Wasser aus einer Lösung in die andere verbunden ist, ist also
in äußerst einfacher Weise aus der Konstante a und der Konzen-
trationsdifferenz der Lösung berechenbar. Es gelten also für die
Arbeitsleistung bei Konzentrationsverschiebungen in hoch konzen-
trierten Lösungen ebenso einfache Näherungsgesetze wie in den
ideal verdünnten Lösungen, nur daß für jeden Stoff ein spezieller,
durch Siedepunktsbeobachtungen leicht zu bestimmender Faktor a
hinzutritt.
In nachstehender Tabelle 1 sind für eine Reihe von Salzen
die aus den Messungen von Tammann, Dieterici u. a. berechneten
Werte von u in wässeriger Lösung wiedergegeben. Die Zahlen
') Landolt-Börnstein, PhysikaliBch-chemische Tabellen.
Nr. 4.]
F. Dolezakk.
95
zeigen einen dentlichen Zusammenhang mit den Lföslichkeiten, in-
dem bei chemisch ähnlichen Salzen das löslichere stets den
größeren Wert yon a besitzt
So befolgt z. B. bei den Halogenverbindungen der Alkali-
salze die Größe a die Reihenfolge Fluorid, Bromid, Jodid, Chlorid,
also die gleiche Eeihenfolge wie die Löslichkeiten.
Die Konstante a ist streng genommen eine Funktion der
Temperatur, die Änderung mit der Temperatur ist jedoch, wie
aus den Messungen von Tammann hervorgeht und sich auch leicht
ans der EiRCHHOFFschen Formel für die Verdünnüngswärme ab-
leiten läßt, meist geringer, als die Genauigkeit der angegebenen
Werte, so daß ihre Berücksichtigung vorläufig wenigstens un-
möglich ist. Die abgeleiteten Beziehungen ermöglichen eine sehr
große Anzahl praktischer Anwendungen, von denen nachstehend
einige wiedergegeben werden mögen.
Tabelle
1.
a
1 a
a
H,SO, . . .
1 84
KJ . . .
2.5
NaNOa .
1,6
HCl ... .
7,9
KBr . .
1,8
LiBr . .
5.8
H3PO, . . .
3,0
KCl. . .
1,8
LiCl . .
4,6
NaOH. .
7,4
KNO3.
1,2
NH.Br . 1
2,1
KOH . . .
3,9
NaJ . .
4,1
NH,C1 .
1,7
K,C03 . . .
7,1
NaBr . .
1 3,5
ZnCl, . .
8,4
KF . . .
1 4,8
NaCl . .
1 2,6
C.H3O« .
1,01
2. Partialspannungskurve des gelösten Stoffes
in konzentrierter Lösung.
Aus Gleichsetzung von Gleichung 1) und 4) ergibt sich für das
Verhältnis der Dampfspannungen des gielösten Stoffes über den
Lösungen sogleich die Beziehung:
In— ^= a In
oder
^^
^1 Vv,/
6)
Die Konstante a erlaubt mithin auch, in einfachster Weise
die Kurve für die Partialspannung des gelösten Stoffes ihrem
96
Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 20. Febr. 1903. [Nr. 4.
relativen Werte nach für die verschiedenen Konzentrationen zu
berechnen.
Kennt man die Dampfspannung des gelösten Stoffes % für
irgend eine Konzentration, z. B. für die gesättigte Lösung, so läßt
sich die Berechnung natürlich auch dem absoluten Werte nach
ausführen.
Als Beispiel der Anwendbarkeit dieser Gleichung sei die Be-
rechnung der Ghlorwasserstoffspannungen über verschieden konzen-
trierten Salzsäurelösungen wiedergegeben. Bei einer Konzentration
von r = 0,173 (achtfach normal) beträgt die Salzsäurespannung
nach meinen früheren Messungen bei 30^ C. 4,10 mm Quecksilber.
Nach obiger Tabelle ist zu setzen a = 7,9.
Für die Chlorwasserstoffspannung konzentrierter Salzsäure-
lösungen ergibt sich dann aus Gleichung 6) die Beziehung:
log^^it = 6,6421 — 7,9 log^^v,
ausgedrückt in Millimeter Quecksilber.
In nachstehender Tabelle 2 ist für Salzsäuren verschiedener
Konzentration ein Vergleich der mittels dieser Gleichung be-
rechneten Werte mit den gemessenen Werten wiedergegeben.
Derselbe zeigt, daß in der Tat die Konstante a den ganzen
Verlauf der Spannungskurve mit guter Annäherung wiedergibt,
obgleich sich die Spannungen von 0,09 mm bis 277 mm, d. h. um
ihren dreitausendfachen Betrag, ändern.
Tabelle 2.
HCl -Spannung n
Normal-
gehalt
Proz. HCl.
y
mm Hg, 30» C.
gemessen
berechnet
12,0
36,8
0,288
277 1 230
11,0
34,2
0,257
112 1 95
10,0
31,4
0,226
31,5 1 34
9,0
28,6
0,198
11,2 12
8,0
25,8
0,173
4,10 4,1
7,0
22,9
0,146
0,96 , 1,1
6,0
19,8
0,122
0,52 0,6
5,0
16,8
0,100
0,09 \)
0,06
Dieser Wert ist den Messungen von Gahl (ZS. f. phys. Chem. 33,
178--214, 1900) entnommen und bezieht sich auf 25® C.
Nr. 4.] F. Dolezalek. 97
3. Elektromotorisclie Kräfte in konzentrierter Lösung.
Eine gute Prüfung für die Gültigkeit der abgeleiteten Be-
ziehungen und ein ausgedehntes Anwendungsgebiet derselben er-
gibt auch die Berechnung der Änderung der EMK. eines galva-
nischen Elementes mit der Konzentration seiner Lösung. Am besten
eignet sich hierzu das Kalomelelement wegen der großen Löslichkeit
des Zinkchlorids und der vorzüglichen Konstanz seiner EMK. In
dem Kalomelelement findet bei Stromentnahme ein chemischer Prozeß
statt, welcher gegeben ist durch die Gleichung:
VaZn + HgCl = V2 ZnCl, 4- Hg.
Die Stoffe Zn, Hg Cl und Hg gelangen in fester Form zur Reaktion,
ihr Energiewert ist daher unabhängig von der Lösung. Die EMK.
des Kalomelelementes bei verschiedenen Konzentrationen der Zink-
chloridlösung unterscheidet sich daher nur durch den Energie-
unterschied, den das Zinkchloridmolekül in Lösungen verschiedener
Konzentration aufweist. Die Differenz der elektromotorischen
Kräfte {E^ — E^) zweier Kalomelelemente, welche mit Zinkchlorid-
lösungen von den Konzentrationen v^ und Vg gefüllt sind, ist
daher berechenbar durch die Arbeit, welche gewonnen werden kann,
wenn 1 g-Mol. Zinkchlorid aus einer Lösung in die andere über-
geführt wird.
Gleichung 4) liefert unmittelbar für die Differenz der elekti-o-
motorischen Kr^te die Beziehung:
E. — Ei = a In — ,
worin m die Elektrizitätsmenge bedeutet, welche bei Bildung
von lg -Mol. Zinkchlorid von dem Element geliefert wird. Bei
einem chemisch zweiwertigen Stoff, wie ZnClj, ist bekanntlich
tn = 2.96540 Coulomb. Drückt man R in elektrischem Energie-
maß aus und verwendet an Stelle der natürlichen BRiGGsche
Logarithmen, so wird:
1,983. 10-* T , , Vi
E^ — E, = a.-' X log^'z"'
98
Yerhdl. d. DeatBohen Physik. Gesellsch. vom 20. Febr. 1908. [Nr. 4.
Nach Tabelle 1 ist für Zinkchlorid a = 8,4 zu setzen. Nach
Messungen von Intosh i) beträgt die EMK. bei der Konzentration
V = 0,1024 und 15o C. 0,983 Volt. Für die Abhängigkeit der
EMK. von der Konzentration gilt daher die Gleichung:
JS; = 0,745 — 0,240 %iov.
Tabelle 3 enthält den Vergleich zwischen den nach dieser
Gleichung berechneten Werten und den Messungen von Intosh.
Tabelle 3
Dichte
Proz. ZnCl,
"
E 15« C.
15° C.
gemessen
berechnet
1,747
1,580
1,469
1,333
60,4
50,8
43,6
83,44
0,2017
0,1367
0,1024
0,0664
0,914
0,956
0,983
1,028
0,912
0,953
0,983
1,028
Die nach der einfachen; logarithmischen Formel berechneten
Werte stimmen mit den Messungen vorzüglich überein, obgleich
es sich hier um außerordentlich hoch konzentrierte Lösungen
handelt
Das CLARK'sche Normalelement eignet sich leider nicht zu
einer eingehenden Prüfung der obigen Gleichung, da die Löslich-
keit des Zinksulfates zu gering ist. Aus Fig 1 ist jedoch deutlich
zu erkennen, daß bei Salzen geringerer Löslichkeit, die, wie oben
erwähnt, auch einen kleinen Wert von a besitzen, die Konstanz
von a noch ein beträchtliches Stück unterhalb v = 0,1 hinab-
reicht. Aus diesem Grunde ist es möglich, auch für die EMK.
des Glarkelementes bei wechselnden Zinksulfatkonzentrationen eine
einfache logarithmische Beziehung anzugeben. Die ganz analog
wie oben ausgeführte Berechnung ergibt für 15^ C. die Gleichung
(a = 2,2):
E= 1,355 — 0,062 log^^v.
In nachstehender Tabelle ist ein Vergleich der Berechnung
mit den Messungen von Callendar und Barnes wiedergegeben:
•) Journ. phys. ehem. 2, 185, 1898.
Nr. 4.]
F. Dolezalek.
Tabelle 4.
99
1,440
1,372
1,248
1,190
Als drittes Beispiel sei die Berechnung der EMK. der Chlor-
wasserstoffkette bei Verwendung verschieden konzentrierter Salz-
säurelösungen wiedergegeben. Bei einer Konzentration von t; =0,10
und einer Temperatur von 30oC. beträgt die EMK. 1,19 Volt. Nach
Tabelle 1 ist für HCl a = 7,9 zu setzen. Für die EMK. folgt
dann die Gleichung:
E = 0,725 — 0,474 log^^v.
Den Vergleich zwischen Messung und Berechnung enthält
nachstehende Tabelle:
Normal-
y
E 3(^C.
gehalt
gemessen
berechnet
5,00
6,43
11,20
12,14
0,100
0,133
0,263
0,294
1,19
1,15
1,01
0,98
1,20
1,14
1,00
0,98
Besteht der stromliefernde Prozeß in dem betrachteten galva-
nischen Element nicht in der Bildung bezw. Zersetzung des ge-
lösten Stoffes, sondern in einer solchen des Lösungsmittels (Wasser)
selbst, wie dies z. B. bei der GROVEschen Gaskette und der elektro-
lytischen Zersetzung sehr vieler wässeriger Lösungen der Fall ist,
so ist die Änderung der elektromotorischen Kraft bezw. der Zer-
setzungsspannung nach Gleichung 5) gegeben zu:
E^ — Ei = a.
0,861
2 ■.10-*T(i/2 — 1/0 Volt.
Der Faktor 2 erscheint im Nenner, weil das Wassermolekül chemisch
zweiwertig ist.
122 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 6. März 1903. [Nr. 5.
Ausdehnung in ft = 0,001 mm.
Intervall
^ = 0,3281
0,2890
0,2730
0,2431
Mittel
15 bis 100»
15 „ 56
15 „ 56
15 „ 100
0,589
0,261
0,266
0,602
0,607
0,270
0,252
0,603
0,595
0,226
0,242 .
0,615
0,592
0,256
0,261
0,611
0,596
0,253
0,255
0,608
Korrektion wegen Luftzwischenraum
zwischen lö« und 100» — 0,005 ft
zwischen 15^ und 56o — 0,003 ft,
somit Ausdehnung
Mittel zwischen 15» und 100° 0,597 ft
Mittel zwischen 15» und 56^ 0,251 fi,
woraus sich berechnet
Jt = 1^(1 -f 0,322.10-«.^ + 0,00141. 10-«. ^2).
Die an beiden Versuchskörpern erhaltenen Resultate stimmen
soweit überein, daß man sie zu dem Mittel
It = Zo (1 4- 0,322 . 10-« . e + 0,001 47 . 10-« . t^)
vereinigen kann.
Es ist bemerkenswert, daß entgegen dem, was man aus den
Beobachtungen aus dem größeren Temperaturintervall und bei
höheren Temperaturen erwarten sollte, in dem Intervall 15 bis
100<> die Ausdehnungskurve des amorphen Quarzes eine starke
Krümmung aufweist, welche von derselben Größenordnung wie
bei Metallen ist und nahezu denselben Betrag wie bei Platin hat,
während der lineare Teil der Ausdehnung nur wenig mehr als
Vso des gleichen Gliedes bei Platin beträgt.
Kurz vor Abschluß der vorliegenden Untersuchung erschien
eine Mitteilung von Herrn P. Chappuis i) über Beobachtungen,
welche er ebenfalls nach der FiZEAUschen Methode, aber mit
Platiniridium als Normalkörper, an einem selbstgefertigten Zylinder
^) P. Chappuis, Über einige Eigenschaften des geschmolzenen Quarzes.
Verh. Naturf. Ges. Basel 16, 173—183, 1903.
Nr. ö.] Karl Scheel. 123
amorphen Quarzes von 14,8 mm Länge und 10 mm Durchmesser
im Intervall bis 80^ anstellte. Der von Herrn Chappüis ge-
fundene, auf die von mir angegebene Ziffernzahl gekürzte Wert
Z^ = l, (1 + 0,385 . 10-« . t + 0,001 15.10-«. t^)
stimmt mit dem hier gefundenen in Ansehung der verschiedenen
Yersuchsbedingungen und der geringen absoluten Größe der
Koeffizienten befriedigend überein.
Charlottenburg, den 3. März 1903.
124
tJher die Absorption der ultravioletten Strahlung
in Ozon;
von Bdgar Meyer.
(Auszug aus der Berliner Dissertation 1903.)
(Vorgetragen in der Sitzung vom 20. Februar 1903.)
(Vgl. oben 8. 82.)
Schon Elster und Geiteli) haben die photoelektrische
Empfindlichkeit der Natrium -Kaliumzellen zur Vergleichung von
Lichtstärken benutzt, aber ihre Anordnung ist für spektrale 2jer-
legung zu unempfindlich. Dadurch, daß H. Kreüsler ^) die licht-
empfindlichen Metalle bis nahe an das Entladungspotential auf-
lud, steigerte er die Empfindlichkeit der Elster und GEiTELschen
Methode so weit, daß man auch bei spektraler Zerlegung des
Lichtes arbeiten kann. Der Wirkungsbereich seiner photoelektri-
schen Zelle liegt zwischen A = 185fift und X ^ 300 ftfi. Auf den
Vorschlag von Herrn Geheimrat Warbürg verwandte ich die
KREUSLERsche Methode, um das Absorptionsvermögen des Ozons
für ultraviolette Strahlung zu untersuchen.
Die Versuchsanordnung war kurz folgende. Als Strahlungsquelle
diente die Funkenstrecke eines großen Liduktoriums (44 cm Spulen-
länge) mit parallel geschalteter Kapazität. Die Elektroden bestanden
aus Aluminium, Kadmium oder Gold. Vermittelst einer Quarzlinse
wurde ein Bild des Funkens auf den Spalt des Spektrometers ge-
worfen. Kollimator- und Fernrohrlinsen waren einfache Quarz-
linsen, doch konnte durch Skalen, die an den Auszügen der Spektro-
meterröhren angebracht waren, für die verschiedenen Wellenlängen
fokusiert werden. Das Prisma war ein GoRNUsches Quarzprisma.
Elstbb und Geitbl, Wied. Ann. 48, 626, 1893.
*) H. Kbbüslbb, Verh. Phys. Ges. Berlin 17, 86, 1898; Dies. Berlin 1901;
Ann. d. Phys. (4) 6, 398, 412, 1901.
Nr. 5.]
Edgfar Meyer.
125
An Stelle des Femrohroknlars war ein Bilateralspalt angebracht,
hinter dem dann die KREUSLERsche Zelle Platz fand. Das Ab-
Borptionsrohr, dessen Länge 19,35 cm betrag und das mit 4 mm
dicken Quarzplatten verschlossen war, befand sich zwischen Prisma
und Fernrohr und konnte vermittelst eines Schlittens abwechselnd
in den Strahlengang gebracht und daraus entfernt werden. Die
Anode der Zelle war durch einen sehr großen Widerstand (10^ Ohm)
mit der Erde verbunden, und mit einem THOMSONschen Quadrant-
elektrometer wurde die Potentialdifferenz an seinen Enden ge-
messen. Die Ausschläge des Elektrometers (ballistisch gebraucht)
sind dann proportional der auffallenden Lichtintensität.
Das Ozon wurde durch stille Entladungen eines Induktoriums
erzeugt, und wegen des grolsen Absorptionsvermögens nur sehr
geringe Konzentrationen angewandt. Die quantitative Bestimmung
des Ozons geschah durch Titrieren einer V40" Normal -Natrium-
arsenitlösung mit Jod, das ebenso wie das Ozon das arsenigsaure
Natrium zu arsensaurem Natrium oxydiert.
Die Absorptionskoeffizienten, wie sie sich aus der Formel
,7= Jic"""** berechnen, worin d die Schichtdicke in Zentimetern
des reinen Ozons bei 0^ G. und 760 mm Druck bedeutet, sind
folgende (2. Kolonne):
X
a
Jo
r
X
a
Jo
J'
185
12,77
—
250
284,0
58,94
10,28
193
26,9
16,76
14,21
260
291,0
67,54
11,28
200
17,9
20,75
18,59
270
267,0
76,07
14,73
210
26,4
27,19
23,11
280
169,0
84,40
29,86
220
44,3
34,39
26,19
290
88,9
92,41
53,50
230
112,0
42,20
21,19
300
69,8
100,00
65,10
240
241,0
50,43
11,46
Graphisch dargestellt ergeben diese Zahlen das Bild Fig. 1 (a.f. S.).
Man sieht sofort das ausgesprochene Absorptionsminimum bei
A = 205 iiii und das starke Absorptionsband, dessen Maximum
etwa bei A = 256 /x/i liegt ^).
^) Schon W. N. Hartlbt hatte dieses Absorptionsband gesehen, als er
durch ozonisierten Sauerstoff photographierte. Chem. News 42, 268, 1880.
126 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 6. März 1903. [Nr. 5.
Es wurde auch untersucht, ob sich eine Abhängigkeit der
Absorptionskoeffizienten von der Konzentration ergebe. Die Ver-
Fig. 1.
250
200
150
100
60
/
N
>v
/
f
\
/
\
L
1
/
V
\
/
\
^
\
V
y
r
= 190
200
210
220
230 240
250 280 270 280 290 800
suche wurden alle bei [derselben Wellenlänge X = 220f(ft aus-
geführt Das Resultat ist folgendes:
Volumprozent
an Ozon
0,09 Proz.
0,22 „
0,31 „
Extinktionskoeffizient
des Ozons für X = 220fjt/u
44,91
45,24
43,95
Wie man sieht, eine sehr befriedigende Übereinstimmung.
n.
Auf die Tatsache, daß das Sonnenspektrum etwa bei
A = 298^^ mehr oder weniger plötzlich aufhört, und nicht nach
allmählicher Schwächung unsichtbar wird, hat zuerst Cornü^)
') A. CoKNö, C. R. 88, 1101 u. 1285, 1879; 89, 808, 1879; 90, 940, 1880.
Nr. 5.] Edgar Meyer. 127
aufmerksam gemacht und gezeigt, daß die Strahlung der Sonne
in der irdischen Atmosphäre stark absorbiert wird. Habtley*)
hat dann zuerst ausgesprochen, daß die absorbierende Substanz
wahrscheinlich das Ozon sei. Auf Grund der vorliegenden An-
gaben über den normalen Ozongehalt der Atmosphäre und den
von mir gemessenen Absorptionskoeffizienten des Ozons läßt sich
ein Urteil über die Wahrscheinlichkeit der HARTLEYschen Hypo-
these abgeben.
A. Levy^), der seine ozonometrischen Messungen über ein
Intervall von 20 Jahren ausdehnte, gibt den Ozongehalt in 100 cbm
Luft im Mittel zu 1,65 mg Ozon an; in Volumprozenten würde
sich der mittlere Ozongehalt zu 0,7696. 10 "•Proz. ergeben. Ver-
mittelst dieser Zahl (die von der Strahlung zu durchdringende
Schicht ist beim höchsten Stande der Sonne 7,989 km Luft von
der Dichte 0,001293) kann man die Schwächungskoeffizienten
der Atmosphäre für die einzelnen Wellenlängen berechnen, unter
der Annahme, daß nur das Ozon absorbiere. Berechnet man
femer aus der PLANCKschen Formel') für die Energie Verteilung
im Spektrum eines schwarzen Körpers
^ STtch 1
die an der Grenze der Atmosphäre auffallende Strahlungsenergie,
indem man die Sonnenstrahlung als schwarze Strahlung ansieht
(die bei k = 300/i|[t auffallende Energie = 100 gesetzt), so er-
hält man die Zahlen, die in der 3. Kolonne der Tabelle angegeben
sind. Aus diesen Zahlen in Verbindung mit den Schwächungs-
faktoren der Atmosphäre ergibt sich dann auch leicht die Energie-
verteilung im Sonnenspektrum auf der Erde, nachdem also die
Strahlung die Atmosphäre durchlaufen hat. (4. Kolonne der
Tabelle.) Graphisch dargestellt sind .diese beiden Intensitäts-
verteilungen in Fig. 2 (a. f. S.). Es ist ersichtlich, daß bei A = 300 fijii
bis A = 290/A|[i, wo das Ende des beobachtbaren Sonnenspektrums
liegt, die Intensität der durch die Atmosphäre hindurch gelangen-
') W. N. Hartley, Chein. Nows 42, 268, 1880.
«) A. Levt, Ciel et Terre 19, 291—296, 1898.
') M. Planck, Ann. d. Phys. (4) 4, 561, 1901.
128 Verhdl. d. Deutschen Physik. GeseÜBoh. vom 6. März 1903. [Nr. 5.
den Strahlung stark abnimmt, wodurch also die HARTLEYsche
Hypothese an Wahrscheinlichkeit gewinnt Ferner ist zu erkennen,
Fig. 2.
100
90
80
70
60
60
40
80
20
1
>
/
y
/
/
/
/
r
/
/
)
f
>
/
y
/
1
^
-^
"N
k_
j
^
<^
\
^
/
X=190 200 210 220
240 250
270 280
280 800
daß bei etwa A = 220 /ifi mehr als die doppelte Intensität als bei
X = 250 ft^ sich findet.
Berlin, Physika!. Institut der Universität.
Yerlag Ton Friedr. Yieweg & Sohn in Braonsehwelg.
— -^*
-*— Soeben erschienen: —
Mermann pon Melmholtz
mfm0mm0m
£eo Jtoemssberger.
=B 2. Band. s=:
Gr. 80. XVI n. 38B Seiten. Mit 2 Bildmssen in Heliogravüre.
Preis geh. Jk 8.— ; geb. in Lnwd. J6. 10.—; in Hlbfrz. Ji, 12.—.
m
»er erste Band der grossen Helmlioltz-Biographie, welcher den
lisbensgang und die Wirksamkeit des genialen Fortcbers bis in
die überaus fruchtbare Heidelberger Zeit führt» hat' sieh nach
dem einstimmigen Urtheile der Presse als eine biographische Leistung
ersten Banges erwiesen.
Die Entwicklung, das Leben und Wirken und die Bedeutung einer
Persönlichkeit zu schildern, die durch den Umfang und die Tiefe des
Wissens und die Macht des Könnens die meisten ihrer Zeitgenossen
überragt, aUe Welt durch das Product ihrer Arbeit während mehr als
eines halben Jahrhunderts in Staunen und Bewunderung versetzt und
der Wissenschaft neue fundamentale Lehren geschenkt und neue Wege
zu fruchtbarer Thätigkeit gewiesen hat, war eine ebenso reizvolle wie
schwierige Aufgabe, deren Durchfuhrung dem Verfasser, welchem nicht
nur die Feder, sondern auch die auf eingehender Sachkenntniss ruhende
Theihiahme für Person und Stoff zu Gebote stand, in yollendetem
Maaase gelungen ist.
In dem hiermit vorliegenden zweiten Bande des Werkes, welches
für die gesammte wissenschaftliche Welt und weite Kreise des gebildeten
Publikums von dem grössten Literesse ist, wird die Heidelberger Epoche
des grossen Naturforschers fortgesetzt und seine Thätigkeit als Pro-
fessor der Physik in Berlin von Ostern 1871 bia Ostern 1888 ge8(dtuldert.
Ein dritter Band von geringerem Umfange wird das Werk ab-
■ohliessen und unmittelbar nachfolgen.
Zn beziehen durch alle Bachhandlangen.
i. Seybold's Naehf olger
Cöln a. Rhein
Mechanische und optische Werkstätten.
♦ "»-
Preis Mark 15.—.
JCbsorptionsplatten
y^l <-»<-»€-» nach Professor Wood
welche alle sichtbaren Lichtstrahlen absorbieren und
nnr die nltravioletten Strahlen durchlassen.
Diese Absorptionsplatten gestatten unter anderen,
folgende zwei Vorlesangsyersuche anzustellen:
Die Strahlen eines elektrischen Lichtbogens werden
durch die Kondensorlinsen eines Projektionsapparates
vereinigt und in den Brennpunkt ein Fläschchen mit
Urannitrat gehalten. Bringt man dann zwischen Kon-
densor und Urannitrat die Absorptionsplatte, so leuchtet
dasselbe intensiv hellgrün au£
Entwirft man auf dem Schirm das Spektrum des
elektrischen Lichtbogens und hält die Absorptionsplatte
vor den Spalt oder vor die Objektivlinse, so erscheinen
gar keine Linien mehr auf dem Schirme; bringt man nun
einen Fluorescenzschirm an die Stelle des ultravioletten
Teiles des Spektrums, so leuchtet dieser hell auf.
Bei beiden Versuchen ist dafiir zu sorgen, dafs alles
fremde Licht abgeblendet wird.
<
S^^ Dieser Nammer Bind beigegeben: Ein Prospekt der Yerlagsbnchhand-
long von Gebrüder JAnecke^ Hannover, betreffend Bus9ner, ^^hrbuoh
der Fhysik^^ — Ferner ein Prospekt von Siemens & Halske, betreffend
^aohrioht Nr. 7<<. 12. 2. 1903.
1903 Heft 6
Berichte
der
Dentschen Physikalischen Gesellschaft
enthaltend
Yerhandlungen
der Deutschen Physikalischen Gesellschaft
im Auftrage der Gesellschaft herausgegeben
▼on
Karl Scheel
and
Halbmonatliches Literaturyerzeichiiis
der „Fortschritte der Physilc", dargestellt von der
Deutschen Physikalischen Gesellschaft
redigiert von
Karl Scheel Richard Assmann
Beine Physik Kosmische Physik
Brannschirelg
Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn
19 03
^omfUch zwei Nummern, — Ähannementspreis pro Jahrgang 6 Mark. — Zu heziehen
äureh alle Buchhandlungen und PostanstaUen (Postzeitungsliste Nr, 1042 a)
Inhalt.
Saiia
1. Verhandlungen der Deutsohen PhyBikaUschen GesellBCliaft.
V
Bericht über die Sitzung vom 2Q. März 1903 129
M. Thiesen, Zur Theorie der Diffusion. (Zweite Mitteilung.) . 130
2. HalbmonatliolieB LiteraturrerBßiohnig der Fortsohritte der
PhyBik.
I. Allgemeine Phjrsik 85
n. Akustik . 88
in. Physikalische Chemie 88
lY. EHektrizität imd Magnetismus 91
y. Optik des gesamten Spektrums 94
VI. Wärme 95
Vn. Kosmische Physik 97
Verhandlungen
der
Detttschen Physikalischen Gesellschaft
Im Auftrage der Gesellschaft herausgegeben
von
Karl Scheel
& Jahrg. ao. Min 1908. Nr. «.
SltKung Tom 20. Härs 1908.
Vorsitzender: Herr M. Planck.
Der Vorsitzende teilt mit, daß bei der schriftlichen Abstimmung
über die geplante Statutenänderung (vgL S. 81) 132 Stimmen ab-
gegeben sind, welche sämtlich im bejahenden Sinne lauten. Die
Statutenänderungen sind damit von der Gesellschaft genehmigt
und bedürfen jetzt noch der Genehmigung durch das Königliche
Amtsgericht.
Hr. F. F. Martens spricht sodann
Über ein neues tragbares Photometer für weißes Licht
und demonstriert das Instrument.
Ferner trägt Hr. W. B. von Gzudnoehowski vor
Über Flammen- oder Effektbogenlicht.
Endlich legt Hr. M. Thiesen eine zweite Mitteilung
Zur Theorie der Diffusion
vor.
Als Mitglied wird in die Gesellschaft aufgenommen:
Hr. Dr. BosE, Göttingen
(vorgeschlagen durch Hrn. W. Kaufmann).
130
Zur Theorie der IHffuHan;
von M. Thiesen.
(Zweite Mitteilung.)
(Vorgelegt in der Sitzung vom 20. März 1903.)
(Vgl. oben S. 129.)
1. Die Theorie der Diffusion, welche ich in einer ersten Mit-
teilung 1) entwickelt habe, läßt sich auch auf solche poröse Medien
anwenden, in denen keine Richtung vor einer anderen ausgezeichnet
ist. Natürlich sind die Verbreitungskonstanten in einem solchen
Medium andere, als bei freier Diffusion; ein anderer Unterschied
besteht darin, daß man in porösen Medien nicht mehr, wie früher
vorausgesetzt wurde, einen augenblicklichen Druckausgleich an-
nehmen darf.
Näher ausgeführt soll die Theorie nur für (iase werden, da
sich für diese die Beziehung der Verbreitungskonstanten zu denen
bei freier Diffusion angeben läßt, und da auch genaue Versuche
vorliegen, die wenigstens den Weg für eine Anwendung der Theorie
zeigen. Bei Gasen wird sich der konstante Widerstand des
porösen Mediums dem der einzelnen Gase zufügen, so daß also
bei zwei diffundierenden Gasen an Stelle der früheren Gleichung
(25) die folgenden treten:
4 62^ = tta -[- ttai 9, + Oja 92 I
Wir nehmen femer an, daß die Strömung der Gase in dem
porösen Medium allein von der Diffusion herrührt Dies braucht
allerdings bei grobporigen Medien und großen Druckunterschiedeu
nicht unbedingt zuzutreffen, doch schließen wir diese Fälle von
der Betrachtung zunächst aus. Es treten demnach an die Stelle
der früheren Gleichungen (20) und (21) die Gleichungen:
? 1 dtpi öqPi
dx 4tb'l dx ~ dt
'd \ d(p^ Ög)2
ex ^hj dx et
*) M. Thiksen, Verhandl. Deutsch. Physikal. Ges. 4, 348, 1902
2)
Nr. 6.] M. Tfaiesen. 131
Die Bedingung, daß die Summe der q> konstant sei, fällt jetzt
natürlich weg.
2. Die Torstehenden Gleichungen sollen auf die Vereuchsbedin-
gungen angewandt werden, unter denen Hansemann die Diffusion
TOD Sauerstoff und Wasserstoff durch einen Gipspfropfen be-
stimmte ^y Hansemann selbst legte der Berechnung die yon Kirch-
hoff >) ausgeführte Diffusionstheorie von Stefan zu Grunde, fand
aber keine Übereinstimmung der Theorie mit den Versuchen,
namentlich fand er für den Koeffizienten der freien Diffusion
noch nicht ein 2jehntel des Wertes, den man aus direkten Ver-
suchen gefolgert hatte. Die Versuche Hansemanns, falls sie ein-
wandsfrei sind, widerlegen also die Theorie Stefans.
Bei diesen Versuchen schied der Gipspfropfen, dessen Länge
21 sei, zwei nahezu gleich große Kammern voneinander, deren
Volumen Zylinder vom Durchmesser des Pfropfens und von den
Längen l^ und l^ ergeben hätte. Am Anfang des Versuches war
die erste Kammer und der Pfropfen mit dem Gase 1, die zweite
Kammer mit dem Gase 2 gefüllt; die Diffusion fand im Gips-
pfropfen statt, während in den Kammern die Gase gut durch-
gemischt wurden; beobachtet wurde zu bestimmten Zeiten nach
Einleitung des Versuches der Druck in jeder der beiden Kammern.
Es seien if^ und 1^21 ^^^ Moleküldichten der beiden Gase in
der ersten, ^la und ^22 ^^ der zweiten Kammer zur Zeit t nach
Einleitung der Diffusion. Der Querschnitt des Pfropfens sei gleich
der Einheit, die Gesamtzahl der Moleküle jeder Art im Appa-
rate ^1 und N^. Rechnen wir x von der Mitte des Pfropfens nach
der ersten Kammer hin positiv, so ist zu jeder Zeit
V
— z
JVj = liifii + ktu + j <P2dx
3)
In dem Pfropfen sei der Teil a von den Poren eingenommen.
Die Moleküldichten der Gase in den Poren sind qpj/a und 92/a;
an den Enden des Pfropfens muß zwischen diesen Dichten und
*) G. Haksbmank, Wied. Ann. 21, 546, 1884.
*) G. KiBCHHOFF, Wied. Ann. 21, 563, 1884. Beide Arbeiten auch in
6 Kirchhofe, Abhandlungen, Nachtrag, S. 60 und 78, 1891.
132 Verhdl. d. Deatschen Physik. GeselUcli. vom 20. März 1903. [Nr. 6.
den Dichten in den Kammern Kontinuität bestehen; es ist also
(abgesehen von t = o)
Hierzu kommt noch die Bedingung, daß die Strcknung durch
die Endflächen des Pfropfens die Zahl der Moleküle in den Kam-
mern entsprechend ändert Es wird
1 8yi
46?
dx
= -k
dt
_1 8^ _ _7 ^^21
4.bi dx ~ ' dt
für ic = l
für a; = — l
5)
1 dq>i _ , d^x^
^hl dx ^ ' dt
1 dj)2 _ , dj^ii
4ft| dx —'^ dt
Die Gleichungen 1) bis 5) enthalten die Theorie der Versuche
Hansemanns nach der hier durchgeführten Auffassung.
Statt der qp und ^ führen wir jetzt zwei neue Größen O^
und 4>2 ei^ durch die Beziehung
TF = 9^- "0^ = 9^» ^>
Bei passender Wahl einer noch unbestimmt gebliebenen,
additiv in den O^ 0.2 enthaltenen Funktion, erhält man dann durch
Integration der Gleichungen 2)
dx» ~ ' dt
dt
7)
Eliminiert man die linken Seiten zwischen diesen Gleichungen
und den Gleichungen 5), integriei*t und ersetzt die ip mittels 4)
durch die 9 und diese mittels 6) durch die O, so erhält man
die Grenzbedingungen, in denen (7x, Cg, Ai ^9 Konstanten be-
zeichnen,
'^ ■ 8)
dx
; a 0j = C2 — Zj
dx
dx
a 02 = -02 + ^2 -^ f ^ ^ = — ^
Nr. 6.] M. Thieeen. 133
Zwischen den vier Konstanten bestehen, wie sich aus 3) 4) und
8) ergibt, noch die Beziehungen
aN^ = Ci—Di\ aJVa = C^ — D^ .... 9)
Fügen wir noch die Bedeutung der Größen b^ und 6/ hinzu,
wie sie sich aus den Gleichungen 1) und 6) ergibt , so ist das
Problem auf die Auflösung der nicht linearen Differentialglei-
chungen 7) unter Berücksichtigung der Bedingungsgleichungen 8)
zurückgeführt
3. Zur Lösung lassen wir eine sukzessive Näherung eintreten
und gehen dabei von dem Zustande aus, der lange Zeit nach
Einleitung der Diffusion eintritt 9.
Die erste Näherung erhalten wir aus dem Endzustande, in
dem die Gase durchaus gleichmäßig verbreitet sind. <Z>j und ^2
sind dann lineare Funktionen von a:, wir setzen unter Fortlassung
von additiven Konstanten
Oi=piX 0^=p2^ 10)
und erhalten aus 8) und 9) die Werte
g-Ni «.^2 TIN
Die Fortlassung der Konstanten ist nur erlaubt, wenn zwischen
den C und D noch die folgenden Beziehungen bestehen, die in
Verbindung mit 9) diese Größen vollständig bestimmen
Ci + A = ftGi-^); c,-{-D,=p,{i,-i,). .12)
Zwischen den ^ und ^ gelten dann die Beziehungen
C C
h ^n =^ — ^i'j ^ *2i = ^ — <Pa; a; = Z
13)
Da die t und stetig sind, so gelten diese Beziehungen
auch für t = 0, wo die 9 unstetig sein können.
4. Eine zweite Näherung ergibt sich, wenn bi und fr, mit
den Werten der ersten Näherung berechnet werden. Man erhält
dann die konstanten Ausdrücke
^) Die MethodOf welche Eibchhoff in dem analogen Problem anwendet,
die Strömung im Gipspi&opfen als stationär anzunehmen, beschränkt von
vornherein die Näherung, ohne bei gleicher Näherung eine einfachere Rech-
nimg zu gewähren.
134 Yerhdl. d. Deutschen PhyaUc. GeseUsch. vom 20. März 1903. [Nr. 6.
^a = ai + aiiPi + Oi,A | ^^.
als Näherungswerte für 4 b^ und 4 6./. Mit diesen Werten werden
die Gleichungen 7) linear und ergeben die partikulären Lösungen
Ol = Acos[tx — s]€'-^**
Oi = jB cos [tx— «je-'***
falls
t = gl = Ö^ 15)
gesetzt wird.
Aus den Bedingungsgleichungen 8), in denen die schon durch
die erste Näherung berücksichtigten Konstanten fortzulassen sind,
ergeben sich nun die Beziehungen
acos[Tl — s] = lixsin[rl — «] | -^.
a cos [rl-^'s] = l^zsin[Tl-\'6]l ' ' ' ' ^
Diese Gleichungen ergeben für r unendlich viele Lösungen.
Man übersieht leicht, daß es genügt, nur die positiven Lösungen
zu berücksichtigen; diese denken wir uns nach der Größe auf-
steigend geordnet und mit einem Index versehen. Erteilen wir
denselben Index auch den andern Konstanten, soweit sie sich mit
t ändern, so erhalten wir die vollständige Lösung in zweiter
Näherung
Ol = p^x -]- ^ Ai cos[xiX — £.] e "" V *
•17)
O^ =PiX -\- ^BiCOs[ziX — cje""^»*
Die Koeffizienten Äi und Bi ergeben sich aus den Werten
von Ol und <I>a für < = 0. Es ist dazu die Aufgabe zu lösen,
eine gegebene Funktion von x nach den cos[rx — «] zu ent-
wickeln 1). Das geschieht wie bei den FouRiERschen Reihen mittels
der folgenden beiden Sätze, die sich leicht, der erste unter Be-
nutzung der Gleichungen 16), ableiten lassen. Es ist
+ «
j cos [ti X — f J cos\x^x — fix] d ^ = 0; % und x verschieden 18)
VgL G. KiRCHHOPK, Wied. Ann. Sl, 567, 1884; Abhandlangen, Nach-
trag, S. 82, 1891.
Kr. 6.] M. Thieseu. 135
Ist nun Fix] = lLAiCOs\xiX — «,] 20)
80 wird
Ai[2xil -(- sin2xilcos2Bi] ~ 2zi\F[x^cos\XiX — e^dx . 21)
Dabei ist die Möglichkeit der Entwickelung voraasgesetzt
5. In dritter Näherung denken wir zunächst die Werte
Ton 6, und h.^ aus den Daten der zweiten Näherung berechnet.
Allerdings dürfen bei gewissen Anfangsbedingungen die Gleichungen
17) für < = und rr = Jr l nicht differentiiert werden. Wir be-
schränken aber die Betrachtung auf größere Werte von t und
berücksichtigen dabei noch den Umstand, daß die Größen
e—^t und e—f^^t für größere Werte des Index % und nicht zu
kleine Werte von t sehr klein sind. In dritter Näherung be-
schränken wir uns daher darauf, « =r zu setzen, und lassen
diesen Index fort.
Setzt man nun die Werte von ^b\ und 46^, wie sie sich
hiernach ergeben, in 7) ein, so erhält man als Lösung dieser
Gleichung Ausdrücke von der Form
a>, = i>, X + 2; c«,n e-(«^' + -•)* I
WO die C und D Funktionen von x sind. Diese Form ändert sich
auch nicht, wenn wir in gleicher Weise weitere Näherungen be-
rechnen. Wir sehen sie daher als endgültig an und erhalten daraus
23)
dx
Führt man in 7) die Werte aus 22) und 23) ein und setzt
die Koeffizienten der verschiedenen Zeitfunktionen für sich gleich
Null, so erhält man die Bedingungen
+ 2:{ik-> + x^2)i),> l'^ [at^ C„-i,^-^ + a,,!)«. ,,„_,}
24)
136 Yerhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 20. März 1903. [Nr. 6.
Da für niedrige Indices die C und D durch die zweite Nähe-
rung gegeben sind, so lassen sich die C und D mit höheren
Indexsummen hieraus der Reihe nach berechnen.
Wirklich ausgeführt soll die Rechnung für die vier Größen
C'aoi C^iii Ai» -^02 werden. Es wird
^Jl^ + „<c„ + ^,„cJ^
Führt man hierin die früher gefundenen Werte ein
Cio = äcos[tx — s]\ Dqi = Bco8[tx — f],
so erhält man die Lösungen
Cjo = ÄiQC0s[rxY2 — ^ao] ^^ sin\2xX'^2B\
4t X
25)
26)
Die vier neu eingeführten Konstanten ^201 ^aoi ^id ^n lassen
sich aus den Bedingungsgleichungen 8) bestimmen. Man findet
unter Benutzung von 16)
Ai{acös[9Z VA«+^»-£n]-9?i VA^+/*»5tn[pJVA2+^2— «,,]} '
= «"^^ 3r2":=y«72 l,cos^[tl-B\,
Etwas einfacher werden die Gleichungen zur Bestimmung
von ^,0 und £20 ^^^^ erhält sie, wenn man in vorstehenden
Gleichungen -4 für 5, ^ für ft und a^ für a^a setzt. Die Glei-
chungen für Dil u^d Aa lassen sich unter entsprechenden Ver-
tauschungen aus den vorstehenden abschreiben.
Durch das Hinzutreten weiterer Glieder zu denen der zweiten
Näherung verliert die früher gegebene Bestimmung der Konstanten
Äi und Bt aus dem Anfangszustande ihre strenge Gültigkeit.
Doch gehen wir auf diesen Umstand, der für die Anwendung
meist von untergeordneter Bedeutimg sein wird, nicht näher ein.
Nr. 6.] M. Thiesen. 137
6. Erhebliche Vereinfachungen der abgeleiteten Formeln er-
geben sich, wenn die Räume der Kammern, wie es bei Hanse-
MANK8 Versuchen der Fall war, gegen das GasYolumen im Pfropfen
groß und außerdem untereinander nahe gleich sind. Wir setzen
^ = ß-^r f = ß-y 27)
und nehmen an, daß ß^ und y gegen Eins zu yernachlässigen
seien. Dann folgt aus 16)
Femer darf man ohne Widerspruch setzen
Ist nun für ^ = das Gas 1 mit der Dichte ni -f" Pi ^^
Pfropfen gleichmäßig verteilt, so ist im Anfang
01 — PiX = m^^ -{- n^x 30)
wo die Konstanten m^ und n^ auch aus den Gleichungen 13) ab-
zuleiten sind. Die rechte Seite von 21) wird dann gleich
^misintilcosii -| — sin6i[sinTil — Tilcoszil]
und man erhält nach Einsetzen der Werte aus 28) und 29) in
genügender Näherung
mi(l+-|)- Van^Zy, t = 0;
^ =
8wi/J , Snjy ,
31)
Der Ausdruck für JB,- ist ganz analog.
7. Die vorstehend gegebenen Entwickelungen ermöglichen es
prinzipiell, aus Versuchen, die denen Hansemanns gleichen, die
Diffusionskonstanten zu berechnen. Diese Versuche gaben im
wesentlichen den Unterschied der Drucke in den beiden Kammern,
also eine mit ^^ + i^ji — ^19 — ^29 proportionale Größe als
Funktion der Zeit. Die Beobachtung des Druckes bietet gegen-
über der bei freier Diffusion meist angewandten Gasanalyse so
138 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 20. März 1903. [Nr. 6.
bedeutende Vorzüge, daß der Nachteil einer größeren Zahl der
zu bestimmenden Konstanten dadurch weit überwogen wird und
die Methode ein vorzügliches Mittel zur Bestimmung der Diffusions-
konstanten bieten würde, wenn ihre Voraussetzungen zuträfen.
Zu diesem Zwecke müßten allerdings die Anfangsbedingungen
etwas anders gewählt werden, als es von Hansemann geschah,
der von der Voraussetzung einer einzigen Diffusionskonstante
ausging.
Bei den Beobachtungen Hansemanns wird nach längerer
Zeit der Ausdruck für die beobachtete Größe im wesentlichen auf
zwei mit e^^** und e-"** proportionale Glieder reduziert sein, vor-
ausgesetzt, daß k und ft von derselben Ordnung sind. Die
Koeffizienten dieser Ausdrücke sind bekannt. Hat man nun k
und fi hieraus annähernd gefunden, so findet man auch, da r be-
kannt ist, Q^ und öK Wollte man nun die einzelnen Glieder
dieser Größen, wie sie durch 14) gegeben sind, trennen, so müßte
man aus den Beobachtungen zu früheren Zeiten die Koeffizienten
von c-*^*', e^(^* + "*^' und e^*"** bestimmen und so fortfahren.
Dies ist prinzipiell möglich, aber, wie fast immer die Bestimmung
einer größeren Zahl von Parametern aus einer einzigen Kurve,
unsicher und schwierig. Dagegen würde der folgende Weg zum
Ziele führen.
Man wähle die Anfangsbedingungen so, daß das eine Gas
überall dieselbe Dichte hat, dann wird nach unseren Voraus-
setzungen auch diese Dichte dauernd erhalten bleiben, und die
beobachteten Druckänderungen werden nur von dem zweiten Gase
herrühren. Die Tenne, welche die Exponentialkoeffizienten (i^
enthalten, fallen fort, und nach einiger Zeit werden diese Ände-
rungen durch eine einfache Exponentialfunktion dargestellt werden,
deren Koeffizienten man jetzt sehr leicht genähert und, sobald
man genäherte Werte für die drei jetzt allein zur Geltung
kommenden Diffusionskonstanten hat, scharf berechnen kann, in-
dem man alle anderen Terme als Korrektionsgrößen behandelt
Die Trennung der drei Konstanten erfolgt aus den linearen
Gleichungen 14), indem man verschiedene Versuche bei verschie-
dener Dichte entweder des diffundierenden oder des indifferenten
Gases anstellt. Läßt man dann die Gase ihre Rollen tauschen,
so erhält man die drei anderen Konstanten.
Nr. 6,] M. Thiesen. 139
8. Eine summarische Berechnung des HANSEMANKschen Ver-
suches legt die Vermutung nahe, daß auch die hier entwickelte
Theorie auf diese Versuche nicht zutrifft. Es wäre aber sehr
wohl möglich, daß infolge von Spalten zwischen Gips und Metall
oder der groben Struktur des Gipses selbst neben der eigentlichen
Diffusion auch eine Strömung des Gasgemisches stattfand. Die
Berücksichtigung dieses Umstandes würde noch eine weitere Kon-
stante erfordern, also die Diffusion zweier Gase in porösen Medien
von sieben Konstanten abhängig machen. Die Berechnung würde
auch in diesem Falle durchführbar sein.
Nach den Versuchen Grahams dürften sich die verschiedenen
porösen Medien in dieser Beziehung sehr verschieden verhalten,
wie die quantitativ verschiedene Trennung von Gasgemischen in
ihre Bestandteile beim Durchpressen durch solche Medien zeigt.
Es wird daher vielleicht auch leicht fallen, Medien zu finden, für
welche die von der Diffusion unabhängige Strömung verschwindend
klein ist. Andererseits liegt die Gefahr nahe, daß gerade bei
solchen Medien die von der Theorie nicht berücksichtigten kapil-
laren Kräfte eine merkliche Rolle spielen, indem sie eine erheb-
liche mit der Zusammensetzung des Gases variierende Verdichtung
der Gase in den Poren herbeiführen. Doch dai'über könnten nur
Versuche entscheiden.
152 Verhdl. d. Deutschen PhyBik. Geselleoh. vom 3. Aprü 190S. [Nr. 7.
geschlossen, in dem sich das Galvanometer E^ das Normalelement K
und der beiden Stromkreisen gemeinsame Widerstand to befinden.
w ist so reguliert, daß das Galvanometer keinen Ausschlag zeigt,
wenn der Hauptstrom gerade 0,29 Amp. beträgt Diese Strom-
stärke wird durch den kleinen Eurbelwiderstand 22 einreguliert,
dessen Widerstandswert kontinuierlich, nicht sprungweise geändert
werden kann.
Fig. 3.
Auf diese Weise kann eine Änderung des Hauptstromes um
weniger als Viooo bemerkt, die Lichtstärke der Vergleichslampe
also etwa auf Va Proz. konstant gehalten werden.
Etwas weniger genau und kostspieliger ist es, den Strom
direkt durch ein Präzisionsamperemeter mit Nebenschluß zu
messen.
4. Messung einer Llohtstärke J.
Um mit dem Photometer die Lichtstärke J einer Lampe zu
messen, richtet man zunächst den drehbaren Tubus T auf die
Lampe, indem man 1. das ganze Photometer um die Säule als
Nr. 7.1 F. F. Martens. 153
Achse, 2. den Tubus um seine horizontale Achse dreht ; bei dieser
Justierung setzt man den Deckel mit zentrischer Öffnung in das
untere Tubusende y.
Nach der Justierung setzt man den Deckel mit Gipsfläche in
den Tubus ein, kontrolliert die Stromstärke der Vergleichslampe
und stellt auf gleiche Helligkeit der Vergleichsfelder ein. Das
Licht der Vergleichslampe ist völlig ausgelöscht, wenn der Index
des Analysatornicols auf dem Teilstrich steht; von da an werden
die Drehungswinkel a des Nicols gerechnet.
Am besten stellt man in allen vier Quadranten ein und findet
a nach folgendem Schema. Bei Bestimmung der Konstante C^
wurden folgende Einstellungen abgelesen:
19,6 161,8 199,8 342,0
19,8 162,3
20,0 161,8
200,1
200,0
341,4
342,0
19,80 161,97
180,00 ^^ 199,80
199,97
180,00
341,80
379,97
199,80 "^ 37,83
38,17
379,97 ^
38,17
Mittel: 38,00
« = 19«0'
Ist jß der Abstand des Gipsschirmes von der zu messenden
Lampe in Zentimetern, so ist die Beleuchtung auf dem Gipsschirm
^.10000 Meterkerzen (MK). Der Beleuchtung ist die reflektierte
Lichtmenge, diese ist nach dem bekannten tg^- Gesetz proportional
tg^oc Also ist
J= C.R^.ig^u 1)
Die kleine Milchglasscheibe, welche die Öffnung b nach
Fig. 2 bedeckt, ist in einer Revolverscheibe befestigt und kann
so durch eine andere ersetzt werden, welche mit einer geschwärzten
photographischen Platte verkittet ist; in beiden Fällen hat die
Konstante C verschiedene Werte. Diese Werte Ci und C^ findet
man, indem man das Photometer auf eine HEFNERsche Amylacetat-
lampe, die r cm vom Gipsschirm entfernt ist, richtet; dann ist
1 == C.r^.tg^a,
Für das Photometer Nr. 1 sind folgende Konstanten er-
mittelt:
154 Verhdi. d. Deutschen Physik. GesellBch. vom 3. April 1903. [Nr. 7.
r
CK
Konstante
31,21 cm
31,21 „
60,20 ,
19» 0'
64* 33'
36« 67'
C, = 0,008659
Cg = 0,0005204
C, = 0,000524 6
Mittel
C, = 0,000522 6
Als Beispiel werde die
Petroleumlampe mitgeteilt.
Messung der Lichtstärke J einer
B
a
Eonstante
J
106,26 cm
106,26 „
64,58 „
64,58 „
19«>21'
64M3'
29« 46'
66<>36'
Ci=: 0,008659
C, = 0,000 522 6
Ci = 0,003 659
C, = 0,000 522 5
\2fißUK
11,78 ,
11,81 „
11,62 ,
Mittel e/ =
= 11,82 ifA'
Die Lichtstärke der Lampe scheint während der Messungen
etwas abgenommen zu haben.
5. Messung einer Beleuchtung E*
Die Beleuchtung E in einer Ebene ist natürlich ganz unab-
hängig davon, ob in der Ebene ein weißer Karton oder ein
schwarzes Sammetstück befindlich ist. Von der — durch Tages-
oder Lampenlicht hervorgerufenen — Beleuchtung ist der Wert
eines Arbeitsplatzes in Fabriken und Schulen in hohem Grade
abhängig.
Um mit dem Photometer die Beleuchtung in einer Ebene zu
messen, setzt man den Deckel mit Milchglas in das untere Ende y
des Tubus T und verschließt das andere Ende mit dem durch-
bohrten Deckel. Dann stellt man den Tubus so ein, daß das
Milchglas in der zu untersuchenden — wohl meistens horizontalen
— Ebene liegt. Nun ermittelt man den Drehungswinkel a des
Analysatornicols, welcher gleiche Helligkeit der Vergleichsfelder
hervorruft und berechnet die Beleuchtung,
Nr. 7.]
F. F. Martens.
155
Die beiden Werte der Konstanten C* ermittelt man, indem
man durch eine r m vom Milchglas entfernte Hefnerlampe die
Beleuchtung
1 = C'.tg^a
herstellt und a mißt.
Für das Photometer Nr. 1 wurde beobachtet:
r
«
Konstante
0,2122 m
0,2122 „
17« 27'
5P54'
C\ = 224,75
Ci= 13,653
Die Petroleumlampe wurde nun so aufgestellt, daß ihre Ent-
fernung vom Milchglase 0,4849 m betrug. Hieraus berechnet sich
die Beleuchtung auf dem Milchglase JSber. =
Die Beobachtung ergab folgenden Wert:
11,82
0,4849«
= 50,27 MK.
W 51'
62« 21'
Eonstante
C; = 224,75
C;= 13,653
E= atg^a
48,21 MK,
49,74 „
Mittel £b«ob. = 48,98 3f^.
6. Messungen bei ungleloher Färbung
des untersuchten und des von der Verglelolisllolitquelle
kommenden Idclites.
Die hier beschriebene, von Prof. L. Weber in Kiel ausgearbeitete
Methode der Photometrie bei ungleicher Färbung muß wohl gegen-
wärtig als diejenige bezeichnet werden, welche am meisten dem
praktischen Bedürfnis Rechnung trägt Insbesondere ist sie da-
durch wertvoll, daß, wenn einmal die Tabelle für die Werte des
Faktors it entworfen ist, alsdann die Messungen und Rechnungen
von allen unsicheren physiologischen Einflüssen befreit sind.
Die Methode ist folgende. Um die Lichtstärke einer Lampe
oder die Beleuchtung einer Fläche zu bestimmen, stellt man das
Photometer genau so auf, wie es in den Abschnitten 4 bezw. 5
beschrieben ist Erscheinen dem Beobachter die beiden Vergleichs-
156 Verhdl. d. Deuteohen jPhysik. Gesöllßch. vom 8. April 1903. [Nr. 7.
f eider erheblich verschieden gefärbt, wie es z. B. bei Messung
einer vom Tageslicht bewirkten Beleuchtung der Fall ist, dann
schaltet er 1. ein rotes, 2. ein grünes Glas vor die Okularöffnung
und macht in beiden Fällen genau dieselben Einstellungen und
Berechnungen, wie es in den angeführten Abschnitten beschrieben
ist. Es sei R das im roten, G das im grünen Lichte erhaltene
Resultat Dann bildet der Beobachter den Quotienten ^, sucht in
der nachstehenden Tabelle den zugehörigen Wert Je auf und findet
als Resultat der ganzen Messung
J oder JE = k . B 3)
Dieses so gewonnene Resultat gibt an, wie viel
Hefnerkerzen resp. Meterkerzen dem untersuchten Licht
in Bezug auf SehsoMrfey also auch speziell für die Ver-
wendung beim Lesen oder Arbeiten, äquivalent sind.
Tabelle nanh L. '
VSTebeb
zar Photometrie gefärbten Lichtes.
a
G
G
G
G
G
k
k
k
ifc
Ä;
k
B
B
IT
H
E
R
0,0
1,0
1,00
2,0
IfiO
3,0
2,02
4.0
2^
bfi
2,60
0,1
—
1,1
08
2.1
65
3,1
05
4,1
86
.5,1
62
0,2
—
1,2
15
2,2
70
3,2
08
4,2
39
5,2
64
0,3
0,60
1,3
22
2,3
76
3,3
11
4,3
41
5,3
67
0,4
56
1,4
2d
2,4
80
3,4
15
4,4
44
6,4
69
0,5
0,64
1,5
1,34
2,5
1,84
3,5
2,18
4,5
2,47
5,5
2.71
0,6
72
1,6
40
2,6
88
3,6
20
4,6
49
6,6
—
0,7
80
1,7
46
2,7 92
3,7
24
4,7
52
6.7
—
0,8
87
1,8
50
2,8
96
3,8
27
4,8
55
6,8
— -
0,9
94
1,9
55
2,9
99
3,9
30
4,9
67
6,9
—
Über die Größe der Einstellungsfehler und die Freiheit des
Instrumentes von systematischen Fehlerquellen soll an anderer
Stelle näheres mitgeteilt werden.
157
Mammen' oder JEffektbogenUcht;
von W. Biegoh von C»udnochowski.
(Vorgetragfen in der Sitzung vom 20. März 1903.)
(Vgl, oben S. 129.)
Wenn es auch trotz vielfacher sorgfältiger Bemühungen bisher
nicht gelungen ist, genau festzustellen, wann und von wem der
elektrische Lichtbogen entdeckt ist, so ist doch mit ziemlicher
Bestimmtheit anzunehmen, daß die wirkliche Entdeckung einer
Entladungserscheinung, welche einen Lichtbogen nach der gegen-
wärtig geltenden Definition eines solchen darstellt, in das Jahr
1802 fällt, so daß seither ein volles Jahrhundert verflossen wäre i).
Nach 0. Lehmann ist jede elektrische Entladung eine der folgen-
den vier Formen: Glimm-, Büschel-, Streifen- oder Funkenent-
ladung, und ist die Lichtbogenentladung nur als andauernde
Funkenentladung in erhitzter und chemisch veränderter Luft zu
betrachten^). — Für die Praxis hat als Kriterium für das Vor-
handensein eines Lichtbogens zu gelten: 1. die Art, die Entladung
hervorzurufen durch Berühren zweier Elektroden miteinander und
darauf folgendes Entfernen auf kurzen Abstand voneinander s),
2. das Andauern der Erscheinung ; ferner ist man im allgemeinen
gewöhnt, unter einem Lichtbogen schlechthin einen solchen zwi-
schen Eohlenstoffelektroden zu verstehen. An einen solchen knüpft
auch die ganze Entwickelung, welche die Bogenlicht-Leuchttechnik
bis zur Gegenwart genommen hat, an, gleichwohl ist auch auf
diesem Gebiete die Vollendung des ersten Jahrhunderts seit seiner
Begründung durch einen bedeutungsvollen Umschwung gekenn-
zeichnet, bestehend in der Anwendung neuer Grundsätze, wozu
allerdings schon weit zurückreichende Vorarbeiten getan waren.
*) Stlvaküs Thompbok, Joam. of the Soc. of Arts Oct. 1895. — E. Voit,
Der elektrische Lichtbogen. Stuttgart, Encke, 1896, S. 1—2. — H. Aybtok,
The Electric Are. London 1902, 8. 21 ff.
*) 0. Lehmann, Die elektrischen Lichterscheinongen oder Entladungen.
Halle, W. Knapp, 1898. S. 6 ff.
*) H. Atbton, 1. c, S. 20.
158 Yerhdl. d. Deutsohen Physik. Gesellsch. vom 8. April 1903. [Nr. 7.
1. Oescliiolitliolies.
Während Davy, der ja zuerst den Lichtbogen genauer unter-
suchte, sich zur Erzeugung eines solchen der Holzkohle als Elek-
trodenstoS bediente und seine Zeitgenossen und nächsten Nach-
folger das gleiche taten, führte Foücaült 1843 hierfür die weit
dichtere, daher langsamer verbrennende Betortenkohle ein. Da
diese aber nach [der Art ihrer Entstehung niemals gleichmäßig
in ihrer Beschaffenheit sein kann, anderseits die Vorteile bereits
erkannt waren, welche die Verwendung dichterer Elektroden bot,
so lag der Gedanke sehr nahe, die Retortenkohle verbessert
künstlich nachzuahmen, d. h. künstliche Kohle herzustellen aus
sehr kohlenstofireichen, möglichst reinen Stoffen, wie Ruß, Koks,
Sirup, die sorgfältig gemischt, geformt, schließlich durch geeignete
Weiterbehandlung voü allen fremden Elementen befreit und in
feste, dichte, fast vollkommen reine Kolilenstäbe verwandelt wurden.
In solcher Weise hergestellte nenne ich
Bogenlichtelektroden erster Art.
Die ältesten Verfahren zu ihrer Erzeugung stammen von
W. K Staite (1846) und Le Molt (1849); namentlich das erste
ist in seinen Grundzügen das Vorbild aller späteren ähnlichen
Verfahren gewesen.
Nun hatte Grove 1840 bereits gefunden, daß Tränken der
Kohle mit K- und Na -Salzen unter sonst gleichen Umständen
dem Lichtbogen eine gröfiere Länge zu geben gestattet, und war
zu der Ansicht gekommen, daß die Wirkung des Lichtbogens eine
elektrolytische sei, abhängig von der Beschaffenheit des strom-
durchflossenen Mittels. Bald darauf (1843) stellte Casselmann
in eingehender Untersuchung fest, daß auch die Helligkeit des
Lichtbogens cet. par. sich durch Metallsalze beeinflussen läßt
Eine praktische Anwendung dieser Tatsachen läuft also darauf
hinaus: statt reiner Kohlenstäbe solche mit absichtlichen Ver-
unreinigungen in Gestalt von Metallsalzen zu erzeugen; man er-
hält so:
BogenUohtelektroden sweiter Art.
Watson und Slater benutzten hierzu (1852) Kaliumkarbonat
und Alaun, sowie Quarz und Kalk; Lacassaqne und Thiers
Nr. 7.] W. Biegon von Gzudnochowski. 159
(1857) yerwendeten Ealiuinkarbonat oder Ätznatron. In der
ersten Hälfte des achten Jahrzehnts beschäftigten sich vomehmlich
Cabr£ und Gaudoik mit eingehenden Versuchen über den Gegen*
stand i). Ersterer fand eine Erhöhung der Leuchtkraft durch
Pottasche oder Soda um 25 Proz., durch Kalk, Magnesia oder
Strontium um 40 Proz., wobei das Licht stark gefärbt war; durch
Eisen oder Antimon um 60 bis 70 Proz. Gaudoin untersuchte
phosphorsauren, borsauren und kieselsauren Kalk, Ghlorcalcium,
Kieselerde, Tonerde, kieselsaure Tonerde, Magnesia, Magnesium-
phosphat und Boracit; von diesen Stoffen verdampfte die Kiesel-
säure unzersetzt, während Tonerde und kieselsaure Tonerde nur
bei starkem Strom und hoher Spannung, die übrigen stets zer-
setzt werden; an den Elektroden entwickeln sich dabei reichliche
Schlacken, außerdem treten starke Bauchmassen auf, so daß Gau-
doin, was auch Carr^ bereits getan, seine Versuche in dieser
Richtung aufgab"). Weiter ist hier zu erwähnen, daß Jablochkoff
(1876) bei seinen elektrischen Kerzen das Licht durch Beimischung
Yon Metalloxyden zur Isolierschicht färben wollte, sowie ein Patent
nachsuchte auf eine besondere Einrichtung seiner Kerzen: es
sollten nämlich die beiden Kohlenstäbe, jeder für sich, in geringem
Abstände yon einem Asbestmantel umgeben werden und sodann
sowohl der Zwischenraum zwischen jedem Stab und seinem Mantel,
als auch der zwischen den beiden fertigen Stäben mit einer
Metalloxyde enthaltenden Masse ausgefüllt werden 3). Durch
D. R-P. Nr. 663 Tom 14. August 1877 ließ sich dann Jabloch-
koff den Ersatz der Kohlestäbchen durch solche aus Metall,
Graphit oder anderem Material schützen, welche röhrenförmig und
mit einer der zur Isolierung benutzten ähnlichen Masse ausgefüllt
waren, z. B. einer Mischung von kieseligen oder erdigen Stoffen,
während Archereau in demselben Jahre Elektroden aus mit
Magnesia gemischten, gepreßten Kohlenagglomeraten herstellte^).
Im Jahre 1879 ließen sich Gebr. Siemens, nachdem ein Gesuch
H. Fontaine, Eclairage ä Peleotricite. Paris 1877. S. 53—57.
*) Beide ließen sich 1876 Verfahren zur Herstellung von Bogenlicht^
elektroden erster Art patentieren.
•) H, Fontaine, Eclairage ä l'electricite. S. 44—46. •
*) Das erwähnte Patent von Jablochkoff hat seiner Zeit im „Docht-
kohlenprozeß'' Gebe. Siemens contra Habdthüth -Wien eine Rolle gespielt
VgL Elektrotechn. ZS. 12, 317, 1891.
160 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 3. April 1903. [Nr. 7.
(D. R.-P.-A, V. 15. April 1879) betr. die Anwendung von Kohlen-
röhren mit einem leicht verdampfendeu Docht in zwei Instanzen
zurückgewiesen War, ein „Verfahren zur Tränkung roher Kohlen-
stäbe" (D. R-P, Nr. 8253) schützen, welches eine verbesserte
Anwendung der Ergebnisse Gasselmanns darstellt, und eine ganze
Reihe namentlich englischer und amerikanischer Patentschriften
aus den Jahren 1878 bis 1898, z. B. Werton, Amer. Pat Nr. 210380
(betr. Einführung verdampfbarer Silikate in röhrenförmige Kohle)
zeugen davon, daß man ununterbrochen an der Brauchbar-
machung von Elektroden zweiter Art arbeitete. Es ist dann
hier auch zu gedenken der „Lampe Soleil" von Le Clerc und
Bureau, von Violle „Drummond electrique" genannt, die in Paris
1881 ausgestellt war. Bei dieser Lampe brannten zwei schräg
gegeneinander stehende Kohlen in einem Kalkblock, der durch
den Bogen erhitzt und verflüchtigt wurde, was sich im Spektro-
skop durch das Auftreten der Ca -Linien zu erkennen gibt^).
Im Jahre 1892 meldete E. Rasch ein „elektrobengaUsches Bogen-
licht" zum Patente an (113594), später als „Elektrolytbogenlicht"
bezeichnet, das aber bis heute es zu einem bedeutsamen Hervor-
treten nicht gebracht hat und auf Verwendung einer dritten Art
von Elektroden beruht, welche hauptsächlich aus Metalloxyden
bestehen. Nach dieser langen Reihe von Vorversuchen war es
der Pariser Weltausstellung von 1900 beschieden, die praktische
Lösung der Aufgabe: brauchbare Bogenlichtelektroden .zweiter
Art herzustellen, der Allgemeinheit bekannt zu geben durch die
Vorführung der Bogenlampe von H. Bremer (Neheim a. d. Ruhr),
welche durch ihre Helligkeit und die von der aller bisher ge-
bräuchlichen Bogenlampen ganz abweichende Farbe ihres Lichtes
allgemeines Aufsehen erregte. Die ersten BREMERschen Patente
(118464, 118867, 127333, 114314, 114242, 113993, 133703)
stammen aus 1899 und beziehen sich hauptsächlich auf die Her-
stellung von Elektroden. Es werden danach verwendet:
Um einen langen, stark leuchtenden Bogen zu erhalten: Ca-,
Sr- und Mg- Verbindungen zu 20 bis 50 Proz.
*) Nach brieflicher Mitteilung von Herrn Prof. HAOBNBACH-BiscHOFF
in Basel. Herr Prof. Haobnbach spricht sich geradezu dahin aus, daß diese
Lampe „als eine Art Vorläufer der Bremerlampe betrachtet werden kann".
Xr. 7.] W. Biegon von Gzadnoohowski. 161
Zur Erzielung einer angenehmen (?) gelblichen Farbe: Fl-,
Br- und Ga*Yerbindungen zu mindestens 5 Proz.
Zur Beruhigung des Lichtbogens: Bo-, K- oder Na-Salze.
Zur Erleichterung des Schmelzens und Abfallens der Schlacken:
Flußmittel, wie NaCl, NajCOj, K,COj, SiO^ und andere.
Zur Versteifung der abfließenden Schlackentropfen: ein Mantel
aus Ca-, Mg- oder tonhaltigen Stoffen.
Femer sollten die Yerbrennungsgase durch einen dicht ober-
halb des Bogens angebrachten Schirm, einen sogen. ,,Sparer^,
zusammengehalten und die Rauchmassen dadurch abgefangen
werden, daß die Gase in einen besonderen Baum eintreten, in
dem sich die festen Verbrennungsprodukte ablagern können und
aus dem die so gereinigten Gase wieder zum Bogen gelangen.
Weiter verwendete Bremer die in der Praxis ungewohnte,
wenn auch schon vielfach (z. B. von Staite 1846, Rapieff 1878,
Zerener bei seinem Lötapparat 1889, zuletzt Hacel 1898) ver-
suchte Anordnung der Elektroden im Winkel gegeneinander mit
der Spitze nach unten, und zwar in einer Yierkohlenlampe, welche
nach den bekannt gewordenen Angaben anscheinend sehr große
Ähnlichkeit in ihrer Einrichtung mit dem sogen, „oruleur^ von
Gl&RABD [1881] ^) hatte. Aus dieser Vierkohlen- entstand die- sehr
viel einfachere Zweikohlenlampe, wie sie. in einigen 100 Exemplaren
hier in Berlin in Gebrauch gekommen ist, und dieser ist dann
neuerdings ein.e sehr verbesserte „Modell C7" gefolgt, die sich
durch verschiedene recht sinnreiche Vorrichtungen auszeichnet.
Wenn auch, wie aus den vorausgeschickten Angaben erhellt,
von Bremer zunächst keine bedeutsamen grundsätzlichen Neue-
rungen zur Anwendung gebracht sind, so hat er doch das große
und unbestreitbare Verdienst, einer schon lange schwebenden imd,
wie die Arbeiten von Carrä und Gaudoin zeigen, wiederholt als
aussichtslos aufgegebenen Angelegenheit durch energisches Vor-
gehen' zum Erfolge verhelfen zu haben. Daß es sich wirklich um
einen Gegenstand von Bedeutung handelt, beweist die rasche
Ausbreitung der neuen Lampen, sodann aber auch der Umstand,
daß die bedeutendsten Firmen sich beeilt haben, als Mitbewerber
^) Eine Abbildung dieser Lampe siehe: A. y. Ubbai^itzkt, Die Elek-
trizität im Dienste der Menschheit. Wien, Hartleben, 1885. S. 693.
162 YerhdL d. DeatBchen Physik. Gesellsoh. vom 3. April 190S. [Nr. 7.
auf diesem neuen Gebiete des Bogenlichtes aufzutreten. So werden
gute Elektroden zweiter Art, kurz „Flammenlichtkohlen^ genannt,
auch Ton Gebr. Siemens u. a. hergestellt, neben den Bremer-
lampen sind hier in Berlin an anderen Lampen für Flammen-
bogenlicht, bei denen die Elektroden im spitzen Winkel zueinander
stehen, solche von K. Weinert, der Allgemeinen Elektrizitats-
Gesellschaft und Siemens und Halske in Gebrauch.
2. Der Flammenbogeii.
In den gewöhnlichen Bogenlampen stehen die beiden Elek-
troden senkrecht, übereinander und ist bei Gleichstrom die obere
eine Docht-, die untere, eine Homogenkohle, bei Wechselstrom
sind beides Dochtkohlen. Beim Brennen nehmen die einander zu-
gewandten Enden der Elektroden ganz charakteristische Formen an,
die -(- Dochtkohle brennt stumpf mit einer flach muldenförmigen
Vertiefung in der Mitte: dem Krater; die — Homogenkohle da-
gegen bildet eine Spitze. Ist die Lichtbogenspannung klein, stehen
sich also die Elektrodenenden sehr nahe, so nimmt das der
— Kohle eine sehr merkwürdige Gestalt an: die sehr schlank
endende Spiize setzt sich aus zwei Stufen zusammen. Das dünne
Endo ist kalt sehr hart und fest, seine Entstehung führt man
auf die Ablagerung von der -|- Kohle stammender Teilchen zu-
rück; es bietet aber den Vorteil, daß vermöge seines Vorhanden-
seins der lichtaussendende Krater freier liegt, als wenn die — Kohle
mehr oder weniger stumpf abbrennte, wobei dann weit mehr von
ihm ausgehende Strahlen abgefangen würden i). Wächst die
Lichtbogenspannung, somit auch die Bogenlänge, so wird die
Spitze immer kleiner, die Stufentrennung immer weniger scharf,
bis schließlich die — Kohle in einfacher stumpfer Wölbung ab-
brennt Beistehende Fig. 1 und 2 stellen für die gleiche Strom-
stärke von lOAmp. die Elektrodenform dar bei 35 Volt — Nieder-
spannungs- oder Dreischaltungslampen — und bei 45 Volt —
Lampen mit erhöhter Lichtbogenspannung — . Die Figuren zeigen,
daß der eigentliche Bogen, d. h. die Gasstrecke zwischen den
Elektroden, nur schwach leuchtet (in Fig. 1 ist der Bogen kaum
*) Ausführliches darüber siehe in H. Aybton: The electrio Are. Lon-
don 1902.
Nr. 7.] W. Biegen von Gzudnochowski. 163
sichtbar), während die Elektrodenenden hell weißglühend sind;
unter gewöhnlichen Umständen sind an der Gesamtstrahlung be-
teiligt:
die positive Kohle mit 85Proz.
die negative Kohle mit 10 „
der Lichtbogen selbst mit 5 „
Wächst nun die Spannung weiter, so ändert sich auch das Aus-
sehen des Lichtbogens recht erheblich, er wird nicht nur länger,
Fig. 1. Fig. 2.
10 Amp. 35 Volt. 10 Amp. 45 Volt.
sondern auch sein Umfang wächst, und außerdem beginnt er eine
deutliche Struktur zu zeigen; Fig. 3 (a. f. S.) zeigt einen solchen
Lichtbogen bei 75 Volt und 6,5 Amp. (im Negativ). Auch hier sind
die Elektrodenenden weißglühend, die — Kohle ganz stumpf; im
Bogen selber aber haben wir jetzt zwei deutlich voneinander ge-
trennte Lichtbüschel zu unterscheiden: das positive a6, einen
hellen, oft vollkommen kugelförmigen Kern enthaltend, bläulich,
von ihm durch einen auch schon in Fig. 2 erkennbaren dunkeln
Kaum cc getrennt, das negative Büschel d, rosa. Beide Licht-
büschel sind umgeben von einer hier sehr ausgedehnten Aureole 6,
welche als mantelf örmige, gegen Luftzug sehr empfindliche Flamme
(grün oder rotgelb) das Ende der -|- Kohle umspielt; wir können
also einen solchen langen, gewöhnlichen Lichtbogen als einen
Flammenbogen bezeichnen i). Ein solcher Bogen ist nun für Be-
*) Stark vergrößerte, von den beistehenden etwas abweichende Dar-
stellungen siehe H. Ayrton, 1. c, Fig. 3 bis 6 (Tafeln). Vgl. auch 0. Lehmann,
die elektr. Lichterscheinungen od. Entladungen, S. 242 u. 243, Fig. 160 a bis c.
164 VerhtQ. d. Deutschen Physik. Gesellsoh. vom 3. April 1903. [Nr. 7.
leuchtungszwecke nicht verwendbar: wegen der großen Länge sind
die beiden Büschel sehr gut ausgebildet, deswegen die Gesamt-
strahlung weit ausgeprägter blau als die des normalen Bogens
Fig. 3.
(bei üblicher Spannung); wegen der
großen Länge ist auch der Widerstand
sehr groß, der dadurch veranlaßte
vermehrte Energieaufwand steht aber
in keinem guten Verhältnis zu dem
erzielten Mehr an Licht Dazu kommt
noch die große Empfindlichkeit gegen
Luftbewegungen ; anderseits liegt aber
bei einem solchen Bogen der die
Hauptlichtquelle bildende Krater viel
freier als unter gewöhnlichen Um-
ständen. Die Figur zeigt jedoch, daß
man eine außerordentlich günstige
Lichtausstrahlung, d. h. sehr geringe
Schattenwirkung der — Kohle dann
erhielte, wenn der Bogen selber stark
leuchtend wäre; dies läßt sich, wie
schon gesagt, durch Anwendung von Elektroden zweiter Art er-
reichen, wobei der Lichtbogenwiderstand und damit die bei gleicher
Fig. 4.
1500 1000
1000 1500
60» 70» 80« 90 80» 70« 60»
Gleichstrom: 7 Amp. 40 Volt.
Bogenlänge erforderliche Spannung kleiner wird. Die durch An-
wendung solcher Elektroden bewirkte Veränderung der Helligkeit
unter verschiedenen Winkeln gegen die Horizontale zeigen Fig. 4
Nr. 7.]
W. Biegon von Czadnoohowski.
165
für Gleichstrom und Fig. 5 für Wechselstrom (nach mir freund-
lichst zur Verfügung gestellten .Messungsergebnissen von Körting
und Mathiesen). Nun bilden aber die Metalloxyde enthaltenden
Fig. 5.
1500 1000
600
600
1000 1600
1 11^
t^i^ 1 !
10«
yv^C
^y<^
5^C/7
20«
30»
J^
hkO
^w!
400
^W
4r^
7^
^mt
A>^
W^
0«
100
20«
30»
40«
60» 60» 70« 80» 90 80« 70« 60» 60»
Wechselstrom: 12 Amp., — 30 Volt, 34 Volt.
Elektroden reichliche Schlacken, welche, von der oberen auf die
untere Elektrode herabtropfend, zu groben Störungen im Licht-
bogen Anlaß geben; man muß deshalb entweder nur geringe
der Beimischungen verwenden, oder aber, wie dies
Fig. 6.
Bremer von vornherein getan hat, eine andere, diesen Übelstand
ausschließende Elektrodenanordnung wählen; die den Lichtbogen
der Bremerlampe „C darstellende Fig. 6 zeigt deutlich die an
166 Verhdl. d. Deutaohen Physik. GesellBch. vom 8. April 1903. [Nr. 7.
Gleichstrom: 9 Amp., — 60 Volt, 4ö Volt.
FiR. 8.
aOOO 1600 1000 600
600 1000 1600 2000
70» 80« 90 80» 70«
Wechselstrom: 9 Amp., 47,5 Volt; — weiß, -•- rot, gelb.
Nr. 7.]
W. Biegon yon Czudnochowski.
167
den Elektrodenenden sich bildenden Schlackenränder. Die bei
dieser Anordnung naturgemäß gänzlich andere Lichtverteilung ist
in Fig. 7 für Gleichstrom — wobei der Bogen mit gewöhnlichen
Elektroden übemormale Spannung erforderte — und Fig. 8 für
Wechselstrom und gleiche Zusatzmengen verschiedener Stoffe für
gelbes, rotes und weißes Licht nach Messungen von Herrn Wed-
Fig. 9.
60
50
40
I '
1^30
4
DING dargestellt; ein
hierbei mögliches Wan-
dern des Lichtbogens
aufwärts wird verhin-
dert: 1. durch den
schon beschriebenen
Sparer, 2. durch das
vom Strome selbst er-
zeugte und den Bogen
nach unten treibende
magnetische Feld, wel-
ches sich, wie dies von
Bremer, Weinert u. a.
sowie auch schon frü-
her von GiRARD ge-
schehen, noch durch
einen Blasmagneten
verstärken läßt. Die
Wirkung des letzteren
ist aber, wenn zu
kräftig , sogar von
Nachteil, wie Fig. 9
nach Messungen von
Gebr. Siemens er-
kennen läßt; deswegen verzichtet die Allgemeine Elektrizitäts-
GESELLSCäAFT bei ihren „Litensivflammenbogenlampen" voll-
kommen auf einen Blasmagneten, was indessen nur bei Elektroden-
winkeln zwischen 15 und 45^ zulässig ist.
Über die bei senkrecht übereinanderstehenden Flammenlicht-
kohlen sich ergebende Bogenlänge gibt nachstehende Tabelle Auf-
schluß (nach Körting und Mathiesen).
20
10
^^_^
ISOO
Lenob
t^
N^
HK.
^
>
><
_,^
^
N
N,
1000^
^Sp,
nnuD^
in \
olt.
n
r
L^
tboge
lüsei
ohbjeii
lend.
^n
a
500
Li
ofatbof
enfläc
le in
mm^.
^
Stroi
istärk
) in j
imp.
100 200 300
Errogang du Blumagneten in AW.
400
168 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 3. April 1903. [Nr. 7.
Stromstärke
Spannung
Ges. Elek-
trodenlänge
Lichtbogen-
länge
Stromart
7 Atm.
9 r,
12 ,
40 Volt
41 n
42 „
400 mm
400 „
400 „
9 bis 10 mm
11 n 12 n
13 „ 14 „
Gleichstrom
8 Atm.
10 »
12 ,
32 Volt
34 ;
34 „
400 mm
400 „
400 „
7 mm
• 10 n
11 n
Wechselstrom
n
Die angegebenen sind die Lampenspannungen, in den Elektroden
selber findet ein Spannungsabfall Ton 1 bis 2 Volt auf 100 mm
statt, was eine Veränderlichkeit der Lichtbogenspannung z. B. bei
einer Gesamtelektrodenlänge von 2 X 325 um 5 bis 6 Volt zur
Folge hat. Femer ist bei bestimmter Stromstärke die Spannung
Fig. 10.
abhängig von der Lichtbogenlänge; in Fig. 10 sind hierfür zu-
sammengestellt die Kurven E = UL) für: Easchs Elektrolyt-
bogenlicht, normale Wechselstromlampe, Flammenbogenl^mpen von
Körting und Mathiesen und der Allgemeinek Elektrizitäts-
Gesellschaft [nach von Herrn Zeidler veröffentlichten Vierten] *),
die beiden Kurven für 12 Amp. beziehen sich auf 400 bezw. 600 mm
Elektrodenlänge. Die Figur zeigt, daß' bezüglich der mechanischen
Regelung die Anwendung eines Flammenbogens große Vorteile
') Elektrotechn. ZS. 24, 170, 1903.
Nr. 7.] W, Biegen von Gzudnochowski. 169
bietet, weil sie innerhalb der praktisch zulässigen und vorkom-
menden Spannungsschwankungen ziemlich beträchtliche Längen-
ändenmgen des Bogens gestattet, während anderseits der sehr
steile Anstieg der Kurve für das Ilaschlicht erhebliche Bedenken
gegen dessen Verwendbarkeit erweckt wegen der sich daraus er-
gebenden Notwendigkeit, ein ganz außerordentlich fein arbeitendes
Begelwerk hierfür herzustellen. Wenn Herr Rasch dem entgegen
behauptet >) : ^Die Ökonomie eines Lichtbogens ist um so größer,
die Lichtbogenbildung um so günstiger und stabiler, je rascher
der Anstieg der Spannung mit der Lichtbogenlänge ist^, so ist
dies schwer verständlich und widerspricht den in Fig. 10 zum
Ausdruck kommenden Ergebnissen der Praxis, denn dann müßte
ja auch die Ökonomie eines gewöhnlichen Eohlebogens größer
sein als die des Flammenbogens, während das Umgekehrte der
Fall ist.
Bezog sich das bisher Gesagte auf den im wesentlichen durch
Ca gelb gefärbten Bogen, so kann man auch, wie schon eingangs
gesagt, andere Färbungen durch andere Stoffe erzielen, wie z. B.
Rot durch Sr und Weiß durch Ba, die hiermit erhaltenen Ergeb-
nisse sind aber viel ungünstiger (vgl. Fig. 8). Aus diesem Grunde
finden auch diese beiden Färbungen fast gar keine Anwendung.
Anderseits ist a priori anzunehmen, daß verschiedene Zusatz-
mengen desselben Stoffes auch verschiedenen Einfluß auf die
Helligkeit haben werden; die Ergebnisse hierüber von Herrn
Wedding angestellterMessungen, Fig. 11 (a.f.S.), zeigen, daß, wenn
auch der erzielte Effekt mit wachsender Menge des Zusatzes fort-
während steigt, doch ein Optimum vorhanden ist, dessen Über-
schreitung Übelstände — verstärkte Rauch- und Schlackenbildung
— zur Folge hat, welche die noch mögliche Verbesserung der
Lichtausbeute mehr als aufwiegen. Der Vorteil des mittels Elek-
troden zweiter Art erzeugten Flammenbogens beruht aber, wie
schon gesagt, nicht nur auf dem geringeren Wattverbrauch gegen-
über dem gewöhnlichen Bogen, sondern auch in der bis auf
25 Proz. der gesamten gesteigei-ten Lichtausstrahlung des Bogens
selbst Letzteres könnte den ersteren erklären, wenn man an-
*) E. Rasch, Ein neues Verfahren zur Erzeuf^ung von elektrischem
Ijcht. Elektrotechn. ZS. 22, 155—157, 1901. S. 156, Sp. 2.
170 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsoh. vom 3. April 1903. [Nr. 7.
nähme, daß die Emission im Bogen eine weitaus ökonomischere
sei als die der Elektroden. Das Spektrum des Bremerlichtes,
y. j^ Fig. 12, ist ein beson-
ders im Gelb und Grün
sehr lichtstarkes Banden-
spektrum i), eine reine
Temperaturstrahlung
liegt daher keineswegs
vor. Wir haben es mit
selektiver Emission auch
der Elektroden zu
tun, doch liegen genaue
Untersuchungen hier-
über noch nicht vor; daß
dabei die im Lichtbogen
höhere Temperatur als
an den Elektroden auf
die Strahlung der im
Bogen leuchtenden Stoffe
ohne Einfluß sein sollte,
ist nicht gut anzunehmen.
Anderseits können auch die Beimengungen die Temperatur der
Elektrodenenden beeinflussen. In nachstehender Tabelle sind
0,4
0,3
0,2
0,1
1
u
V
\^
f^
'Kohl
m übi
ireinai
der
1
\
r
\b
ohlen
neboi
einaiu
er
^<
Fluor
Mdciu]
DZUBal
1
t in <
/o
10
20
30
40%
il
Fig.
12.
r
1
1
1
1 1
""I 1
rot gelb grün
blau
Spektrum des Bremerlichtes.
violett
unter Zugrundelegung der Normalspannung von 110 Volt bei An-
nahme eines Verlustes in den Zuleitungen von 5 Volt für Licht-
*) Die Figur 12 ist mangels geeigneter anderer Apparate erhalten durch
Nachzeichnen des vollkommen scharf auf eine matte Glasplatte in dieser
Größe entworfenen Spektrums auf durchscheinendem Papier , wobei mich
Herr Ereüsler in dankenswerter Weise unterstützt hat.
Nr. 7.]
W. Biegon von Czudnochowski.
171
bögen verschiedener Art Werte des absoluten wie des unter
Berücksichtigung der Verwendung sich ergebenden praktischen
spezifischen Wattverbrauchs zusammengestellt:
1, ^
Watt
Watt
Strom- und Lampenart g
•% 1 Kerze
Kerze
Bemerkungen
^ abs.
prakt.
Gleichstrom, NiederspannuDgslampe .
9
35 0,6415
0,6415 1 Dreischaltung *)
„ HochBpannuDgslampe . .
9
45 0,578
0,6740
Zweischaltun«; *)
„ normale Lampe . .
7
4OO,10iX)
0,6024
**)
j» » n • •
12
4H (K3718
0,4535
♦♦)
Wechselstrom, normale Lampe .
12
3(M»31H1
0,4318
♦*)
7} n n '
il2
30,n,S181
0,9545
Drei Lampen
Gleichstrom, „Jandus^
1 ^
78' 1.9756
2,7902
Eine Lampe ♦♦♦)
„Regina*^ . . . .
^
iio' -^
1,075
n »
„ Flammenbogenlampe f) .
' 7
4(Mf,2075
0,2722
Zwei Lampen ♦♦)
t).
1^^
43'ü,2511
0,3063
7) n ß
Wechselstrom, „ t) •
; 12
340,3040
0,4694
» n /
Gleichstrom, „ ft) •
9
45
0,187
0,2184
n 7t
„ Bremerlampe tt) • • • •
9
48
0,1309
0,1432
n Tt
n n tt) • • • •
56
89
0,1003
0,1183
Eine Lampe zu
1
il
vier Bögen
*} Seillampe von Siemeks und Halske, Elektrotechn. ZS. 20, Heft 25, 1899.
— **) Nach Messungen von Köbtiko und Mathiesen. — ♦*♦) W. Weddino,
Elektrotechn. ZS. 18, 763—768, 1897. — t) Elektroden senkrecht über-
einander. — tt) Elektroden gegeneinander geneigt.
Die bei der Zahl und Verschiedenheit der in den Elektroden
enthaltenen Stoffe jeden Falls sehr mannigfaltigen und ver-
wickelten cheniischen Vorgänge im Flammenlichtbogen sind eben-
falls noch nicht genauer untersucht. Über die möglicherweise
neu entstehenden Verbindungen läßt sich gar nichts Genaues
sagen, zumal da die Entstehungsweise sehr verschieden sein kann.
Sicher ist zunächst nur das sehr lästige Auftreten von NO2 in
größeren Mengen, welches bisher eine Verwendung des Flammen-
bogenlichtes in geschlossenen Räumen durchaus verbot; hier-
gegen verwenden Gebr. Siemens neuerdings Ammoniumkarbonat
[(NH4)jC08] in Mengen von einigen Gramm puc Tag und Lampe.
Die sich dabei abspielenden Vorgänge lassen sich ungefähr durch
folgendes Schema veranschaulichen:
172 Verhdi. d. Deutschen Physik. Gesellsoh. vom 3. April 1903. [Nr. 7.
3 NO, HaO
(NH,)iCOs 2 HNO:,
1 ^^^^^^^ 1
H,0 2NH4NO8
Das der Luftfeuchtigkeit entstammende Hg 0- Molekül wirkt
hier gewissermaßen nur katalytisch. Von Beimengungen kommen
im wesentlichen hauptsächlich Borax, NagB^Oy, und Flußspat,
CaFlj, in Betracht. Aus dem Flußspat „könnte" durch Zer-
setzung freies Fluor entstehen:
CaFla 4- — -► CaO + 2F1
und weiterhin Calciumcarbid:
CaO + 3C — -^ CO + CaC,.
Das Bor besitzt besondere Neigung zur Vereinigung mit FI
zu Borfluorid, BFI3, welches sich bei hoher Temperatur aus Bor-
sesquioxyd, B^Oj, mit Flußspat bildet nach dem Schema:
BaOs + 3CaFlj ► 3 CaO + 2BFI3.
Danach konnte allerdings, wenn, was an sich etwas unwahr-
scheinlich erscheint, der Borax im Flammenlichtbogen nicht be-
ständig ist, Borfluorid in erheblicher Menge entstehen, der Vor-
gang würde sich etwa so darstellen lassen:
NaaB4 07
NajjO 2Bj|08 6 Ca Fla
4BFI3 6 CaO
In diesem Falle würde vermutlich durch die entstehenden
Oxyde ein Teil des sich bildenden Kohlendioxydes gebunden
werden; anderseits kann aber aus dem Borfluorid unter Ein-
wirkung der Luftfeuchtigkeit weiter Fluorwasserstoff oder Bor-
fluorwasserstoff entstehen:
2BF18 + 3H2O ► BjOs + 6HFI
4BFI3 -f 3HaO — > HsCOs + 3HBFI4.
Nr. 7.] W. Biegon von Gzudnochowski. 173
Die letztgenannte Verbindung kann aber auch auf folgende
Weise entstehen:
Hn + BFI3 > HBFI4.
Wie ersichtlich, hängt das Auftreten der höchst gesundheits-
schädlichen Stoffe BFls, HFl, HBFI4 von dem, wie schon gesagt,
sehr unwahrscheinlichen Zerfall des Borax ab; dem entspricht
auch, daß Untersuchungen von Herrn Arndt über das Auftreten
dieser Verbindungen vollkommen negative Ergebnisse lieferten 1).
Die vorstehenden Ausführungen zeigen aber, wie sehr verwickelt
die chemischen Vorgänge im Flammenbogen sein müssen,
3. Flammenbogenlampen.
Die im vorstehenden eingehend besprochenen besonderen
Eigenschaften eines mit Elektroden zweiter Art erzeugten Flammen-
bogens verlangen nun bei Herstellungen von Vorrichtungen zur
nutzbringenden Erzeugung und Gleicherhaltung eines solchen
Bogens besondere Berücksichtigung. Eine Erörterung der techni-
schen Ausführungen ist hier nicht am Platze, als interessantes
Beispiel für eine geschickte Bewältigung der in der physikalischen
Natur des Flammenbogens liegenden Schwierigkeiten sei hier aber
die neueste Bremerlampe „C7^, nach mir bereitwilligst von der
Gesellschaft für Bremerlicht übermittelten Angaben und Zeich-
nungen schematisch dstrgestellt in Fig. 13 (a.f.S.), kurz besprochen.
An derselben sind folgende Einrichtungen zu unterscheiden:
1. Nachschub der Elektroden. Ein Laufwerk L wird
mittels Kette von einem in senkrechter Führung laufenden
Schlitten bewegt, der an einer Querstange die beiden Kohlenhalter
trägt; diese werden in zwei um 36® gegeneinander geneigten
Stangenpaaren geführt, welche den Teller T mit Reflektor jB
(Sparer) tragen.
2. Regelung des Lichtbogens. Die Betätigung des Lauf-
werkes L geschieht durch ein Differentialwerk 2), welches ferner
durch Hebel mittels der Regulierstange R S die Spitze der — Kohle
bewegt; am Teller befindet sich ein im Hauptstrom liegender
Blasmagnet J3, welcher je nach der Stromstärke den Bogen mehr
oder weniger nach unten treibt. Die Schraube S dient dazu, um
») Elektroteehn. ZS. 23, 709, 1902.
174 Verhdi. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 3. April 1903. [Nr. 7.
durch Änderung der Spannung der Feder F die Lampe auf eine
bestimmte Spannung einzuregulieren.
3. Die Zündeinrichtung. Da wegen der Schlackenbildung
am Rande ein Zusammenführen der Elektroden zur sicheren
Bogenbildung nicht aus-
Fig. 13.
I ^ - -^ 'r ^^
Bremer-Lampe, Modell C.
reicht, so ist ein beson-
derer, im Nebenschluß
liegender Zündmagnet
ZM angeordnet, welcher
beim Einschalten durch
seinen Anker A die mit
der -{-Klemme der Lampe
über eine zweite Wicke-
lung des Blasmagneten
verbundene Zünder-
stange ZS mit dem
Ende der — Kohle zur
Berührung bringt; der
zwischen dieser Kohle
und dem Zünder Z sich
bildende Bogen wird
durch die erwähnte zweite
M&gnetwickelung nach
der -|- Kohle hinüber-
gezogen. Sobald der Bo-
gen zwischen den Koh-
len übergeht, wird der
Zünderkreis stromlos.
4. Verhütung un-
gleichen Abbrandes
der Elektroden. Zu
diesem Zwecke sind inner-
halb des Reflektors B ab-
kühlend auf die Elektro-
den wirkende Metallmas-
sen Jf, M angebracht.
5. Selbsttätiger
Kurzschließer. Der
Nr. 7.] W. Biegon von Cxudnochowski. 175
Zöndennagnet ZM ist noch mit einer zweiten Vorrichtung K ver-
sehen, welche, wenn die Lampe wegen zu kurzer Elektroden er-
lischt, ohne wieder zünden zu können, einen der Lampe gleich-
wertigen Ersatzwiderstand {EW) statt ihrer einschaltet. [In
Fig. 13 sind der Übersichtlichkeit wegen die Teile des Werkes in
von der wirklichen Ausführung etwas abweichender Lage zuein-
ander gezeichnet, während ihre Funktion unverändert zur Dar-
stellung gebracht ist; die Stange BS besitzt in Wirklichkeit statt
der Winkelhebel oben und unten wagerechte Arme und ist um
ihre Achse drehbar.]
Die schon erwähnten Flammenbogenlampen — mit geneigten
Kohlen — von Siemens und Halske, der Allgemeinen Elektri-
ziTATSGESELLSCHAFT und K Weinert besitzen die Werke der
normalen Lampen der genannten Firmen, sowie mit Ausnahme
der von Weinert, bei welcher die Kohlenhalter einzeln an be-
sonders geführten Seilen hängen, die beschriebene Kohlen-
bewegung (1). Der Blasmagnet fehlt bei der A.-E.-G.-Lampe, die
besondere Zündeinrichtung bei allen dreien; letzteres ist ermöglicht
durch Anwendung von Elektroden, welche die Beimengungen nur
im Dochte enthalten, daher keine die Zündung durch Zusammen-
führen der Elektroden erschwerenden Schlackenränder erzeugen.
Zum Schluß möchte ich nicht verfehlen, an dieser Stelle
den Firmen Körting und Mathiesen, Leutzsch bei Leipzig,
Deutsche Gesellschaft für Bremerlicht, Neheim und Berlin,
und K. Weinert, Berlin, für das mir bereitwilligst zur Verfügung
gestellte Material meinen Dank auszusprechen.
Literaturverzeichnis.
1. W. Weddivo, Das neue elektrisclie Licht von Bbbmsb. Elektrotechn.
ZS. 21, 646—649. 1900.
2. £. RüHMBB, Das Bremerlicht. Physikal. ZS. 1, 623—624, 1900.
3. Ebich f. Huth, Ein neues elektrisches Licht. Prometheus 11,
705—707, 1900.
4. Bebmbach, Der elektrische Lichtbogen. Mektrot. Rundsoh. 18, 164,
177, 189, 1901.
5. Die Bogenlichtlampe von Bbbmeb. Elektrot. Rundsch. 18, 192, 1901.
6. über die Bogenlampe von Bbemeb. Elektrot. Anzeiger 18, 2760—2761,
1901.
7. W. Wbddcto. Elektrotechn. ZS. 22, 304^ 1901.
206
Ein Verfahren zur Darstellung gröfserer Mengen
von Argon;
von K. Prytz,
(Vorgetragen in der Sitzung vom 22. Mai 1903.)
(Vgl. oben S. 206.)
Um das Argon zu isolieren, muß man bekanntlich den Sauer-
stoff und den Stickstoff der trockenen und kohlensäurefreien
atmosphärischen Luft absorbieren. Der Sauerstoff wird ohne
Schwierigkeit mittels glühenden Kupfers vollständig entfernt. Für
die Absorption größerer Mengen von Stickstoff ist wohl das glü-
hende Magnesium am besten geeignet; doch wird lange nicht
aller Stickstoff durch einmaliges Passieren des Magnesiums fort-
genommen. Um eine, vollständige Absorption zu bekommen, muß
das Gas viele Male hindurchgesandt werden.
Darauf habe ich, in wirksamer Weise von Fräulein B. Trolle
unterstützt, das folgende Verfahren gegründet Es wird ein ge-
schlossener Kreis von Röhren gebildet; in den Kreis sind ein-
geschaltet: 1. ein Kolben mit zwei entgegengesetzt angebrachten
Tuben, 2. ein größeres, mit Magnesiumspänen (ca. 130 g) gefülltes
Stahlrohr, 3. ein kleineres, auch mit Magnesiumspänen versehenes
Rohr, 4. eine von mir konstruierte Schlauchpumpe, welche ohne
Ventile arbeitet und einen kontinuierlichen Strom erzeugt. Außer-
dem waren Absorptionsröhren für Wasserdampf, Kohlensäure und
Wasserstoff eingeschaltet. Die beiden Magnesiumröhren sind in
Verbrennungsöfen angebracht.
Der Röhrenkreis steht an einer Stelle durch ein in einem
Verbrennungsofen angebrachtes, metallisches Kupfer enthaltendes
Stahlrohr mit der freien Luft in Verbindung. Zuerst werden
dieses Rohr und das große Magnesiumrohr erhitzt, und die Pumpe
wird in Gang gesetzt. Hierdurch wird das den Kolben und die
Magnesiumröhre erfüllende Gas immer in Zirkulation durch das
glühende Magnesium gehalten; der im voraus anwesende Sauer-
stoff verschwindet bald im Magnesium, und es findet eine immer
Nr. 10.] K. Prytz. 207
fortdauernde Absorption von Stickstoff statt Im selben Verhält-
nisse, wie letzteres geschieht, strömt neue atmosphärische Luft
hinzu; der Sauerstoff wird im Cu-Rohr zurückgehalten, und der
eintretende atmosphärische, also argonhaltige, Stickstoff mischt
sich mit dem zirkulierenden Gas und tritt alsbald in das glühende
Magnesium hinein; das Gas des Röhrenkreises wird somit bei kon-
stantem Volumen immer reicher an Argon. Endlich wird, um
die letzten Spuren von Stickstoff zu entfernen, die Verbindung mit
der Außenluft unterbrochen und die Zirkulation im geschlossenen
Kreise aufi-echt erhalten; dabei wird das kleinere Magnesiumrohr
verwendet, während das größere ausgeschaltet ist, nachdem das
in ihm befindliche Argon in den Kolben hineingezogen war.
Mit den von mir gewählten Dimensionen kann man in weniger
als acht Stunden 50 Liter Luft verarbeiten, also V2 Liter Argon
isolieren.
Verlag von Priedr. ^eweg & Sohn in Braiinschweig.
Neu ersohienen:
Vorlesungen
über
Experimentalphysik
von
August Kundt,
weiland Professor an der Universität Berlin,
heraasgegeben von
Karl Scheel.
Mit dem Bildnis Kundts, 534 Abbildungen und einer farbigen
Spelctraüafel.
gr. 8. Preis geh. 15 M., geb. 17 M.
Die Vorlesungen Kundts verdanken ihre Veröffentlichung dem viel-
fach ausgesprochenen Wunsche früherer Schüler des großen Experimen-
tators, die Vorlesungen nicht der Vergessenheit anheimfallen zu lassen.
Der Umstand, daß das Manuskript ein einheitliches Ganzes darbot,
mußte jeden Versuch zurückweisen, durch Einfügung neuer Kapitel
die Fortschritte der Wissenschaft im letzten Jahrzent zu berücksichtigen
und dadurch die Vorlesungen zu einem Lehrbuch der Physik auszu-
gestalten, um so mehr, als dieselben hierdurch sehr an ihrer Originalität
eingebüßt haben würden.
Kundts Vorlesungen geben ein Bild des klassischen Bestandteils
der physikalischen Wissenschaft und sind vermöge der überaus anschau-
lichen und leicht verständlichen Sprache so recht geeignet, nicht nur
dem Studierenden der Physik als Leitfaden neben den gehörten
Vorlesungen zu dienen, sondern auch dem Schüler die Einführung
in die physikaUschen Erscheinungen zu erleichtem. Vor allem wird
aber auch derjenige, welcher mit den Lehren der Physik vollkommen
vertraut ist, sich der eleganten und originellen Darstellung der ihm
bekannten Tatsachen stets aufs neue freuen.
Zu bedehen durch alle Buchhandlinigen.
S. Seghold's Kaehfolger
Cöln a. Rhein
Mechanische und optische Weitstätten.
y • — (
en
Wood
^bsorptionsplatt
\^ Icvtocvtoc^^? nach Professor W
weiche alle sichtbaren Lichtstrahlen absorbieren und
nur de ultravioletten Strahlen durchlassen.
Diese Absorptionsplatien gestatten unter anderen,
folgende zwei Vorlesungsversuche anzustellen:
Die Strahlen eines elektrischen Lichtbogens werden
durch die Eondensorlinsen eines Projektionsapparates
yei'eiiiigt und in den Brennpunkt ein Fläschchen tstit
Urannitrat gehalten. Bringt man dann zwischen Kon-
densor und Urannitrat die Absorptionsplatte, so leuchtet
dasselbe intensiv hellgrün au£
Entwirft man auf dem Schirm das Spektrum des
elektrischen Lichtbogens und hält die Absorptionsplatte
vor den Spalt oder vor die Objektivlinse, so erscheitien
gar keine Linien mehr auf dem Schirme; bringt man nun
einen Fluorescenzschirm an die Stelle des ultravioletten
Teiles des Spektrums, so leuchtet dieser hell auf.
Bei beiden Versuchen ist dafür zu sorgen, dais alles
fremde Licht abgeblendet wird.
Preis Mark 15.—.
1903 Heft 11
(
Berichte
der
DentecheH Physikali^hM (jesellsckft
enthaltend
YerhaHdlnngen
der Deutschen Pt^yeika tischen Gesellschaft
im Auftrage der Gesellschaft herausgegeben
von
Karl Scheel
and
Halbmonatliches LiteratnrTerzeichnis
der „Fortschritte der Physil<", dargestelit von der
Deutschen Physikalischen Gesellschaft
redigiert von
Karl Scheel Eichard Assmann
Beine Physik Kosmisohe Pliysik
Braanschweig
Drnok and Verlag von Friedrich Yieweg and Sohn
1903
^omUbc?! zwei J^ummem. — Äbonnementaprets pro Jahrgang 8 Mark, — Zu beliehen
durch äÜe Buchhandlungen und Postanstalten (PosUeitutrgaUde Nr. 1^2 a)
Inhalt.
Seite
1. Verhandlungen der Deutsohen Phyaikaliflohen Gtosellsehaft.
R. Zsigmondy, I. Über kolloidale Goldlösimgen und Goldrubin-
gläser 209
H. Sie den topf und R. Zsigmondy, Ü. Über Größenbestim-
mung ultramikroskopiecher Goldteilchen. (Vorgetragen von
R. Zsigmondy in der Sitzung vom 22. Mai 1903.) ..... 209
2. Halbmonatliohes Literatorverzelohni« der Fortacbxitte der
Physik.
L Allgemeine Physik 178
n. Akustik 174
in. Physikalisohe Chemie 174
lY. Elektrizität und Magnetismus 177
y. Optik des gesamten Spektrums 179
VI. Wärme 180
Vn. Kosmische Physik 182
JLnkündiffung'.
Den Abonnenten der ,J^ortscbritte der Physik" können wtr die erfreu-
liche Müteüung machen, da/s nach langen VoHereitungen im Anschlufs an
das im Jahre i8gy im Verlage von Georg Reimer in Berlin erschienene
General 'Register mu den ,^onsctrittea derPItysik", Band XXI OS^s)
bis XLIII O^Jf das in Anlage und Ausführung übereinstimmend mit
diesem Registerbande bearbeitete
Namen ^Register nebst Sacii - Brginzungsregisier zu den
..Fortschritten der Physik'', Band XLIV (i888) bis Uli
(i8g7), unter Mitwirkung von Dr, E, Schwalbe bearbeitet
von Dr, G, Schwalbe,
eur Ausgabe gelangt ist.
Nach einer Einleitung , welche dasu diente den Gehrauch des Werkes
8U erleichtem y wird eine Übersicht über den Umfang der Bände , sowie über
die Redakteure und Referenten ^ welche während der fahre x88$ bis iS^
tätig waren, gegeben. Der Hauptteil selbst zerfällt in awei Teile: Das
Namenregister, in welchem sämtliche in den sehn fahrgängen der ttEort-
schritte^' erwähnten nicht anonymen Titel in alphabetischer Reihenfolge der
Autorennamen sich vorfinden, und das StLch' Ergänzungsregister , in wei-
chem die anonymen Titel in sachlicher Weise geordnet sind. Wie aus der Ein-
leitung sich ergibt^ ist durch umfassende Vergleiche für die Richtigkeit der
einseinen Titel nach Möglichkeit gesorgt worden. Ebenso ist dem Bedürfnis
nach Vollständigkeit in weitestem Mafse Rechnung getragen.
Für alle, welche auf den Gebrauch der „Fortschritte*^ in ihren wissen*
schaftlichen Untersuchungen angewiesen sind, dürfte das, vorliegende Re-
gister SU einem wichtigen, wenn nicht unentbehrlichen Nachschlagewerk
werden. Auch für Bibliotheken, welche die „Fortschritte der Physik"
halten, erscheint dasselbe als notwendige Ergänsung su denselben.
Der Preis des stattlichen Bandes beträgt M, 6o, — , worauf den Mtt-
gliedern der Deutschen Physikalischen Gesellschaft die bekannte Ermafsigung
gewährt wird.
Die Verlagsbuchhandlung Priedr. Vieweg 6t Sohn
in Braunscbweig,
Verhandlungen
der
Detttschen Physikalischen Gesellschaft
Im Auftrage der Geseltechaft herausgegeben
von
Karl Scheel
6. Jaltff. 15. Jonl 1908. Nr. 11.
I. Über kolloidale Goldlömi/ngen und Goldrubin^
gläser; von JB. Zsigmondy.
IL Über Oröfsenbestimmung ultramikroskopischer
OoldteUchen ;
von H. Siedentopf und JB. Zsigmontly.
Vorgetragen von R. Zsigmondy in der Sitzung vom 22. Mai 1903.
(Vgl. oben S. 205.)
I.
Es sei mir gestattet eine Reihe von Präparaten Yorzufiihren,
welche geeignet sind, als Versuchsobjekte für die Sichtbarmachung
ultramikroskopischer Teilchen nach der kürzlich von Herrn Sieden-
topf und mir^) beschriebenen Methode zu dienen.
Weitgehende Zerteilungen des Goldes in verschiedenen Medien
sind schon seit langem als Goldrubingläser, kolloidale Gold-
lösungen, Gassius scher Purpur u. s. w. bekannt
Die vorliegende, von mir hergestellte Serie enthält das Gold
in mehreren Abstufungen bis an die molekularen Dimensionen
heran oder diese vielleicht erreichend.
Eine kolloidale Goldlösung, deren Beschreibung ich zuerst im
Jahre 1898 gab^), erscheint bei gewöhnlichem Tageslichte klar,
») Ann. d. Phys. (4) 10, 1-89, 1903.
•) LiBBios Ann. 301, 29—54, 361—387, 1898.
210 Verhdl. d. DeuUohen Physik. Gesellsch. vom 22. Mai 1903. [Nr. 11.
im auffallenden Lichte bemerkt man an ihr eine schwache diffuse
Zerstreuung, die bei Anwendung des FARADAY-TYNDALLschen Licht-
kegels besonders auffällig wird. In dieser diffusen, polarisierten
Zerstreuung, welche, wie Spring u. A. zeigten, bei allen kolloidalen
Lösungen auftritt, erblickten einige Forscher i) einen Beweis für
die Heterogenität kolloidaler Lösungen, während ich, gestützt auf
meine Versuche, die Anschauung vertrat, daß die kolloidalen
Lösungen im wesentlichen homogene Mischungen seien und ihre
Heterogenität einer Verunreinigung durch suspendirte trübende
Teilchen verdanken, eine Anschauung, die derjenigen verwandt ist,
die neuerdings von Konowalow zum Ausdruck gebracht wurde*).
Meine Ansicht stützte sich zunächst auf die Beobachtung, daß
die von mir hergestellten Hydrosole des Goldes (kolloidalen Gold-
lösungen) meistens zwar von der vorhin beschriebenen Beschaffen-
heit, zuweilen aber sehr klar 3), zuweilen sehr stark getrübt waren.
Alle diese Flüssigkeiten enthielten trotz ihres vollständig ver-
schiedenen Aussehens die gleiche Menge metallischen Goldes, wie ich
mich durch Analyse wiederholt überzeugen konnte, waren rot gefärbt
und zeigten auch annähernd dasselbe Verhalten gegen Reagentien.
Da also diese Flüssigkeiten im allgemeinen die gleichen
Eigenschaften ujitereinander aufwiesen, sich fast nur durch ihre
größere oder geringere Trübung voneinander unterschieden, durfte
ich annehmen, daß die Trübung ein zufälliges, nicht aber ein
wesentliches Merkmal kolloidaler Goldlösungen sei.
Die Trübung erwies sich stets mehr oder weniger stark po-
larisiert, ein Beweis für die Kleinheit der trübenden Teilchen
selbst bei stark getrübten Flüssigkeiten.
Von den grob mechanischen Suspensionen, welche von selbst
absetzen, will ich vorläufig absehen.
Eine weitere Stütze erhielt die erwähnte Annahme durch die
quantitative Prüfung der Empfindlichkeit des Nachweises von zer-
teiltem Golde durch den Lichtkegel, welche ergab, daß man in
stark getrübten Flüssigkeiten (nach entsprechender Verdünnung)
^) LiNDBB u. PiCTON, Joum. Ghem. Soc. 61, 38, 1892 ; Bbedig, Anorgan.
Fermente, Leipzig 1901; Speino, Bull, de Bel^. 1899, 174.
«) Anu. d. Phys. (4) 10, 891, 1903.
') So klar, d&Q der Lichtkegel kaum stärker bemerkbar war, als in
destilliertem Wasser.
Nr. ll.J K. Zeigmondy. 211
auf diesem Wege noch weniger als 10"^ mg Gold mit bloßem
Auge an der deutlichen Spur des Lichtkegels erkennen konnte,
also geringere Substanzmengen, als Kirchhoff und Bünsen mit
Hilfe der Spektralanalyse nachgewiesen hatten. Stark getrübte
Goldflüssigkeiten von 0,0005 Proz. Gehalt wurden auf das 100-
bis 1000 fache Volumen verdünnt; die farblosen, verdünnten Flüssig-
keiten zeigten immer noch einen intensiveren Lichtkegel, als die
unverdünnten, ungetrübten Flüssigkeiten von 0,0005 Proz. Gehalt.
Da nun das Hinzufügen einer geringen Menge der stark
getrübten Flüssigkeit zu der ganz klaren genügte, um ihr die
mit dem Lichtkegel nachweisbare polarisierte Zerstreuung des
erstgeschilderten Hydrosols zu erteilen (Versuch), so war damit
der Nachweis erbracht, wie klein die Menge gröber zerteilten
Goldes zu sein brauchte, um in einer als homogen vorausgesetzten
Goldlösung die erwähnte diffuse Zerstreuung hervorzurufen.
Ich mußte mir aber eingestehen, daß die genannten Tat-
sachen zwar für meine Anschauung sprachen, aber immer noch
keinen Beweis für das Vorhandensein einer optisch leeren kol-
loidalen Goldlösung erbrachten. Ich hoffte der Wahrheit näher
zu kommen durch mikroskopische Betrachtung des Lichtkegels
und durfte mit Rücksicht auf die FiZEAü-AMBRONNsche Beob-
achtung der Wahmehmbarkeit sehr enger Lichtspalte unter dem
Mikroskope erwarten, noch recht kleine Teilchen sichtbar machen
zu können.
Tatsächlich konnte ich in einer stark getrübten Flüssigkeit
bei Sonnenlicht unter Anwendung einer etwa 100 fachen Ver-
größerung die Anwesenheit von Tausenden blitzender Goldteilchen
nachweisen, deren Größe, wie eine Überschlagsrechnung aus den
Teilchenabständen und der vorhandenen Goldmenge ergab, kleiner
als die Wellenlänge des Lichtes sein mußte. Bei gewöhnlicher
Beleuchtung waren sie selbst mit den besten Objektiven nicht
wahrnehmbar. Die mittleren und feineren Zerteilungen konnte
ich damals mikroskopisch nicht auflösen. Dies wurde erst ermög-
licht, nachdem Herr Siedentopf die optischen Prinzipien der
Sichtbarmachung angegeben und die entsprechenden Einrichtungen
am Mikroskope geschaffen hatte ^).
') Ann. d. Phys. (4) 10, 1—16, 1903.
212 Verhdi. d. Deutschen Physik. Geeellsoh. vom 22. Mai 1903. [Nr. 11.
Die Unterauchung in Gemeinschaft mit Herrn Siedentopf
ergab nun:
1. daß fein zerteiltes Gold den Rubingläsem oder Flüssig-
keiten keine bei gewöhnlichem Tageslichte bemerkbare Trübung
erteilt, sobald die Goldteilchen kleiner sind als etwa 20 fi^;
2. daß in Rubingläsern zwar Teilchen von yerschiedener
Größe vorhanden sind, in einem bestimmten Präparate sich aber
vorwiegend solche von annähernd gleicher Größe befinden;
3. ähnliches, wenn auch weniger ausgesprochen, gilt auch
von kolloidalen Goldlösungen.
4. Die Teilchen in kolloidalen Goldlösungen weisen — im
Gegensatz zu den größeren, suspendierten Goldteilchen — eine
lebhafte translatorische und oszillatorische Bewegung auf, die im
allgemeinen um so lebhafter ist, je kleiner die Teilchen sind;
5. zwischen Farbennüance der Rubingläser und der Größe
(Masse) der Einzelteilchen ist zunächst kein erkennbarer Zusammen-
hang aufzufinden. Es scheint die Gestalt der Einzelteilchen Ton
wesentlichem Einfluß auf die Farbe zu sein^). Dagegen besteht
zwischen Absorptionsfarbe des Rubinglases oder Hydrosols und der
Farbe der Einzelteilchen der bekannte Zusammenhang, daß die von
den letzteren abgebeugten Strahlengattungen oder, was dasselbe
ist, die Farben der Beugungsscheibchen im mikroskopischen Bilde
dieselben sind, welche von den Rubinglasstücken absorbirt werden.
6. Es existieren kolloidale Goldlösungen und Goldrubingläser,
deren Teilchen kleiner sind, als die kleinsten einzeln sichtbar zu
machenden Goldteilchen, aber auch diese weisen einen schwachen,
polarisierten Lichtkegel auf, die Teilchen sind also entg^en
meiner ursprünglichen Annahme nicht in färbendem, optisch
leerem Zustande in der Flüssigkeit enthalten.
Diese außerordentlich kleinen Massenteilchen sind nur des-
halb nicht einzeln wahrnehmbar zu machen, weil es uns an Licht-
quellen von genügend großer spezifischer Intensität fehlt 2). Es
wurde ja auch neuerdings von Lord Rayleigh ausgesprochen,
daß ein Teil des polarisierten blauen Himmelslichtes auf die
Beugung an den Molekülen der Atmosphäre zurückgeführt werden
^) Näheres darüber siehe S. 35 und 36 der zit. Abhandlung.
') Vgl. die approximative Grenzbestimmung unter Yoranssetzung der
spezifischen Helligkeit der Sonnenstrahlung S. 15 unserer Abhandlung.
Nr. 11.] H. Siedentopf und R. Zsigmondy. 213
kann, femer hat Lobby de Bruyx darauf aufmerksam gemacht,
daß die aus dem Molekulargewicht der löslichen Stärke berechnete
Lineardimension der Stärkemolekel (etwa 6 (i(i) ausreiche, den
diffusen, polarisierten Lichtkegel der Stärkelösung zu erklären^).
(Es wurden einige in der Glasfabrik Zombkowice hergestellte
Gegenstände aus gepreßtem Goldrubinglase, welche das Gold in
verschiedenen Arten der Zerteilung, teils färbend, teils trübend
enthielten, Yorgezeigt, auch ein Gegenstand, der in den schwächer
erhitzten Teilen farblos geblieben, in den stärker erhitzten aber
durch Ausscheidung ultramikroskopischer Goldteilchen rot ge-
färbt war.)
IL
Zwei voneinander vollständig unabhängige Wege führen zu einem
Urteile über die relative, resp. absolute Größe der Goldteilchen. Der
eine durch Vergleich der Helligkeit der Beugungsscheibchen ^), der
andere, auf geometrischer Grundlage ruhend, durch Auszählung
der in einem bestimmten Volumen enthaltenen Goldteilchen.
Durch Vergleich der Helligkeit der einzelnen Beugungs-
scheibchen konnten wir uns auf den ersten Blick davon über-
zeugen, ob die Teilchen an vergleichbaren, 'schlierenfreien Stellen
eines Präparates annähernd gleich oder verschieden groß waren.
Auf Seite 29 unserer Abhandlung (1. c.) ist ausdrücklich auf die
enormen Helligkeitsunterschiede von Teilchen aufmerksam ge-
macht, welche durch Auszählung als verschieden groß bestimmt
worden waren.
Zeigten sich Abweichungen von dieser Regel, so konnten sie
mit Sicherheit auf eine sehr unvollständige Ausscheidung des
Goldes zurückgeführt werden, die auf zwei Wegen einer Prüfung
zugänglich ist: 1. durch kolorimetrischen Vergleich mit einer
Goldflüssigkeit von bekanntem Gehalte, 2. durch längeres Erhitzen
des Glases, wobei eine Zunahme der Helligkeit oder der Zahl
der Beugungsscheiben eintritt.
*) Wir haben verauclit, den Lichtkegel einer Lösung l()slicher Stärke in
unserem Apparate in Einzelteilchen aufzulösen, wir konnten jedoch nur die
gprößeren, suspendierten Verunreinigungen nachweisen, die Einzelteilchen selbst
aber nicht wahrnehmbar machen. Der polarisierte Lichtkegel erschien selbst
unter dem Mikroskop homogen und nicht auflösbar.
*) Dieser Weg führt nur zu einem Urteil übei* relative Größen.
214 Yerhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 22. Mai 1903. [Nr. 11.
Die Untersuchung zahlreicher ßubingläser hatte nun ergeben,
daß die Goldteilchen in einem Glase bestimmter Zusammensetzung
(wenn dasselbe an allen Stellen der gleichen Temperaturerhöhung
ausgesetzt worden war) meist Beugungsbilder gleicher Farbe und
annähernd gleiche Helligkeit zeigten. Daraus konnten wir schließen,
daß die Teilchen sich in annähernd gleicher Größe ausgeschieden
hatten.
Es erwies sich demnach eine Vermutung, welcher
auch von G. Quincke^) kürzlich Ausdruck verliehen
worden ist (unter Hinweis auf Verhältnisse, wie sie beim
kupferhaltigen Aventuringlas vorliegen), daß nämlich
die Goldteilchen in einem ßubinglaspräparate sehr ver-
schieden groß seien, als nicht zutreffend.
Eine plausible Erklärung für die annähernd gleichmäßige
Ausscheidung der einzelnen ultramikroskopischen Goldteilchen im
Goldrubinglas kann man darin finden, daß erstens die Zeitdauer
für die Ausscheidung dieser Goldteilchen aus der optisch leeren
Form beim Anwärmen eine sehr kurze ist im Verhältnis zu der
Zeit, die notwendig ist, um die Bildung der Kupferkriställchen
im Aventuringlas zu ermöglichen. Zweitens ist in letzterem Falle
der Kupfergehalt der Volumeneinheit ein viel größerer als der
Goldgehalt in den Goldrubingläsern, so daß der Inhalt des Glases
an färbendem Metall erheblich langsamer erschöpft wird.
Der zweite vorhin erwähnte Weg, welcher zu einer direkten
Bestimmung der oberen Grenzen der Massen der Goldteilchen
führt, ruht ebenfalls auf einer recht einfachen Grundlage, auf
ihrer Beobachtung und Auszählung unter dem Mikroskope.
Mit dem Okularmikrometer läßt sich ein Teil des Strahlen-
kegels bei dd vom und rückwärts scharf abgi-enzen, womit Länge
und Breite des ausgezählten Volumens bekannt werden. Die
Tiefe des auf diese Weise abgegrenzten, erleuchteten Glas-
volumens V läßt sich mit der Mikrometerschraube des Mikro-
skopes bestimmen. [Vgl. nebenstehende Figur 2).]
Die Gesamtmenge des Goldes, welche dem Glase zugesetzt
wurde, war in unserem Falle bekannt; die auf das Volumen V
*) G. QaiNCKB, diese Verhandlungen 5, 108, 1903.
') Ausführlichere ^Mitteilung siehe S. 17, 21 u. 22 unserer Abhandlung.
Nr. 11.]
H. Siedentopf and R. Zsigmondy.
215
entfallende Menge Goldes sei M. Nun ist bekannt, daß ein Teil
des Goldes in den Rubingläsern in optisch leerer Form, ein an-
derer Teil, der färbend ^drkt, in Form ultramikroskopischer
Teilchen im Glase enthalten ist Nennen wir letzteren M\ so ist.
wenn » die Zahl der im Volum V enthaltenen Teilchen ausdrückt,
die durchschnittliche Masse eines Teilchens a = M'jn << M/n
und damit haben wir die obere Grenze der Massen der Teilchen
bestimmt, wenn wir die Gesamtmasse in die Gleichung einsetzen.
Unter Annahme einer würfelförmigen Gestalt der Teilchen und
voller Raumerfüllung derselben mit metallischem Golde vom spez.
Gew. s ergibt sich aus der Masse die Lineardimension { eines
8
Einzelteilchens und zwar aus: l = ya/s. Diese Werte von l sind
zum Zwecke der übersichtlichen Darstellung in der Tabelle 11
unserer Abhandlung angeführt.
Um ein Urteil über das Verhältnis von ilf zu M zu gewinnen und
damit den wahren Teilchengrößen näher zu kommen, wurde durch
kolorimetrischen Vergleich *) mit einer kolloidalen Goldlösung (in
dieser läßt sich der Gehalt an färbendem, metallischem Golde
leicht analytisch bestimmen) die Menge des in den Rubingläsem
in färbender Zerteilung enthaltenen Goldes annähernd festgestellt;
wir fanden dabei, daß meist ungefähr die Hälfte des Gesamt-
goldes als färbendes Metall in den Rubingläsern enthalten war.
Übrigens wird, wie ein Blick auf die Tabelle zeigt, das Re-
sultat wenig beeinflußt, wenn man an Stelle des Gesamtgold-
gehaltes den kolorimetrisch gefundenen in die Rechnung einsetzt.
') Auch bei Gläsern mit gröberer ZerteUung, bei welchen Kolorimetrie
anmöglich ist, kann man sich durch Vergleich des trüben Glases mit einer
durch Eisenvitriol gefällten Lösung von Goldchlorid leicht davon überzeugen,
ob der größere Teil des Goldes aus dem Glase ausgeschieden ist oder nicht.
Man muJS selbstverständlich die Reduktionsbedingung des Goldes etwas
variieren, um die gleiche Art der Trübung auch in der Flüssigkeit zu erhalten.
216 Yerhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsoh. yom 22. Mai 1903. [Nr. 11.
8^
Aus der Formel l = Y^ ergibt sich aber unmittelbar, daß
Fehler in einer unrichtigen Bestimmung der Massen im Verhältnis
der dritten Wurzel verkleinert werden. Selbst wenn nur der zehnte
Teil des vorhandenen Goldes ausgeschieden wäre, was man an
der zu geringen Färbung oder Trübung des Glases sofort erkennen
müßte, so würde das Endresultat dadurch bloß im Verhältnis von
etwa 1:2 beeinflußt werden; wir haben aber in den Goldgläsem
gröbster Ausscheidung Teilchen beobachtet, deren berechnete
Lineardimension etwa 100 mal größer ist, als diejenige der fein-
sten noch auflösbaren Zerteilung in guten Bubingläsern.
Gegenüber diesen Größenunterschieden würde selbst der vor-
hin erwähnte Fehler im Verhältnis 1 : 2 kaum von Bedeutung sein,
ein solcher Fehler wäre aber im Sinne der obigen Ausführungen
nur dann möglich, wenn man, wie Quincke i) annimmt, wirklich
keinerlei Anhalt über die Menge des ausgeschiedenen Goldes hätte,
eine Annahme, die jedoch bei Goldrubingläsem nicht zutrifft
Aber selbst wenn man über die ausgeschiedenen Metallmengen
nichts wüßte, bliebe die Richtigkeit unserer Angaben bestehen,
denn wir haben ja in unserer Abhandlung ausführlich hervor-
gehoben, daß die gegebenen Lineardimensionen — schon aus
anderen Gründen — als obere Grenzen anzusehen sind.
Man kann ja von der vorliegenden Methode nicht die Ge-
nauigkeit einer physikalischen Messung erwarten, es darf aber
nicht übersehen werden, daß wir hier einen ersten Schritt in ein
völlig unbekanntes Gebiet getan haben, und daß sich wohl keine
der bekannten Methoden der Größenbestimmung mit größerer
Aussicht auf Zuverlässigkeit auf ultramikroskopische Goldteilcheu
wird anwenden lassen. Erst die mikroskopische Untersuchung
hat uns die Mannigfaltigkeit der Verhältnisse kennen gelehrt.
Wir erlauben uns, Ihnen die von uns benutzten Präparate
und mikroskopischen Einrichtungen vorzuführen und sprechen
gleichzeitig der Firma C. Zeiss in Jena für die dabei uns zuteil
gewordene Unterstützung unsem aufrichtigsten Dank aus.
•) Diese Verhandl. 6, 108, 1903.
Verlag von Friedr. Vieweg & Sohn in Braunschweig.
Neu erschienen:
Vorlesungen
über
Experimentalphysik
von
Augrust Kundt,
weiland Professor an der Universität Berlin,
heraasgegebsn von
Karl Scheel.
Mit dem Bildnis Kundts, 534 Abbildungen und einer farbigen
Speictraltafel.
gr. 8. Preis geh. 15 M., geb. 17 M.
Die Vorlesungen Eundta verdanken ihre Veröffentlichung dem viel-
fach ausgesprochenen Wunsche früherer Schüler des großen Experimen-
tators, die Vorlesungen nicht der Vergessenheit anheimfallen zu lassen.
Der Umstand, dafi das Manuskript ein einheitliches Ganzes darlx)t,
mußte jeden Versuch zurückweisen, durch Einfügung neuer Kapitel
die Fortschritte der Wissenschaft im letzten Jahrzent zu berücksichtigen
und dadurch die Vorlesungen zu einem Lehrbuch der Physik auszu-
gestalten, um so mehr, als dieselben hierdurch sehr an ihrer Originalität
eingebüßt haben worden.
Kundts Vorlesungen geben ein Bild des klassischen Bestandteils
der physikalischen Wissenschaft und sind vermöge der überaus anschau-
lichen und leicht verständlichen Sprache so recht geeignet, nicht nur
dem Studierenden der Physik als Leitfaden neben den gehörten
Vorlesungen zu dienen, sondern auch dem Schüler die Einführung
in die physikalischen Erscheinungen zu erleichtem. Vor allem wird
aber auch derjenige, welcher mit den Lehren der Physik vollkommen
vertraut ist, sich der eleganten und originellen Darstellung der ihm
bekannten Tatsachen stets aufs neue freuen.
Zu bedehen durch alle Buchhandlnngen.
S. £egbolil's Nachfolger
Cöln a. Rhein
Mechanische und optische Weitstätten.
. <
JCbsorptionsplatten
Y lc-toc-»c-ö nach Professor Wood
welche alle sichtbaren Lichtstrahlen absorbieren und
nur die ultravioletten Strahlen durchlassen.
Diese Absorptionsplatten gestatten unter anderen,
folgende zwei Vorlesungsversache anzustellen:
Die Strahlen eines elektrischen Lichtbogens werden
durch die Kondensorlinsen eines Projektionsapparates
vereinigt und in den Brennpunkt ein Pläschchen mit
Urannitrat gehalten. Bringt man dann zwischen Kon-
densor und Urannitrat die Absorptionsplatte, so leuchtet
dasselbe intensiv hellgrün auf.
Entwirft man auf dem Schirm das Spektrum des
elektrischen Lichtbogens und hält die Absorptionsplatte
vor den Spalt oder vor die Objektivlinse, so erscheinen
gar keine Linien mehr auf dem Schirme; bringt man nun
einen Fluorescenzschirm an die Stelle des ultravioletten
Teiles des Spektrums, so leuchtet dieser hell auf.
Bei beiden Versuchen ist dafür zu sorgen, dab alles
fremde Licht abgeblendet wird.
Preis Mark 15.
1903 Heft 12
r~
Berichte
der
Deotschen Physikalischen Gesellschaft
enthaltend
Verhandlungen
der Deutschen Physikalischen Gesellschaft
im Auftrage der Gesellschaft herausgegeben
von
Karl Scheel
and
Halbmonatliches Literaturverzeichnis
der „Fortschritte der Physik", dargestellt von der
Deutschen Physikalischen Gesellschaft
redigiert von
Karl Scheel Richard Assmaini
Reine Physik Kosiuische Pbysik
Braunschweig
Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn
19 3
VifmaJOich zwei Nummern, — ÄbofinetneyUspreis pro Jahrgang H Mark, — Zu hezitlien
durch aUe Buchhandlungen und PoHtanstalten (Postzeitungsliste AV. 1042 a)
Inhalt.
~ Seite
1. Verhandlungen der Deutsohen PhysikaliBchen GtosellBOhaft.
Bericht über die Sitzung vom 12. Juni 1903 217
Fr. Hausier, Über magnetische Manganlegierungen. (Nieder-
gelegt im Archiv der Deutschen Physikäiachen Gesellschaft
am 18. Juni 1901, der Öffentlichkeit übergeben in der Sitzung
vom 12. Juni 1903.) 219
Fr. Heusler, W. Starck und E. Haupt, Magnetisch -chemische
Studien 220
1. Über die Synthese f er romagneti scher Manganlegierungen
von Fr. Heusler . 220
n. Über die magnetischen Kigenschaften von eisenfreien
Manganlegierungen von W. Starok und £. Haupt 224
2. HalbmonatlicheB LiteraturverzeiohnlB der Fortsoliritte der
Phyaik.
1. Allgemeine Physik 187
II. Akustik 190
in. Physikalische Chemie 190
lY. Elektrizität und MagnetiBmus 193
y. Optik des gesamten Spektrums 196
VI. Wärme 198
Vn. Kosmische Physik 201
A^nkündiffunff.
Den Abonnenten der „Fortschritte der Physik" können wir die erfreu-
liche Miiieüung machen j da/s nach langen Vorbereitungen im Anschlu/s an
das im Jahre i8^ im Verlane von Georg Reimer in Berlin erschienene
Qeaeral' Register su den „Fortschritten derPbysiic", Band XXI (i86s)
bis XLIII {i8&^)i das in Anlage und Ausführung übereinstimmend mit
diesem Regisierbande bearbeitete
Namen ^Register nebst Sach - Ergänzungsregiater zu den '
„Fortschritten der Physik'*, Band XLIV (i888) bis LIIl
(iSgj) , unter Mitwirkung von Dr. E, Schwalbe bearbeitet
von Dr. G. Schwalbe,
zur Ausgabe gelangt ist.
Nach einer Einleitung, welche dasu dient, den Gebrauch des Werkes
SU erleichtern, wird eine Übersicht über den Umfang der Bände, sazvie über
die Redakteure und Referenten , welche während der Jahre i888 bis iS<^
tätig waren, gegeben. Der Hauptteil selbst zerfällt in zwei Teile: Das
Namenregister, in welchem sämtliche in den zehn Jahrgängen der „Fort-
schritte'^ erwähnten nicht anonymen Titel in alphabetischer Reihenfolge der
Autorennamen sich vorfinden, und das Sacb ' Brgänzuagsregiater, in wel-
chem die anonymen Titel in sachlicher Weise geordnet sind. Wie aus der Ein- m
leitung sich ergibt^ ist durch umfassende Vergleiche für die Richtigkeit der
einzelnen Titel nach Möglichkeit gesorgt worden. Ebenso ist dem Bedürfnis
nach Vollständigkeit in weitestem Mafse Rechnung getragen.
Für alle, welche auf den Gebrauch der „Fortschritte^* in ihren wissen-
schaftlichen Untersuchungen angewiesen sind, dürfte das vorliegende Re-
gister zu einem wichtigen, wenn nicht unentbehrlichen Nachschlagewerk
werden. Auch für Bibliotheken, welche die „Fortscliritte der Ptiysili'*
halten, erscheint dasselbe als notwendige Ergänzung su denselben.
Der Preis des stattlichen Bandes beträgt M. 6o. — , worauf den Mit-
gliedern der Deutschen Physikalischen Gesellschaft die bekannte Ermdfsigung
gewährt wird.
Die Verlagsbuctihandlung Friedr. Vieweg & Sohn
ia- Braunsctiweig,
Yerhandlungen
der
Detttschen Physikalischen Gesellschaft
Im Auftrage der Geeellschaft herausgegeben
▼on
Karl Scheel
6. Jalirg. ao. Juni 1908. Kr. 12.
Sltsnng vom 12. Juni 1008.
Vorsitzender: Herr M. Planck«
Vor Eintritt in die Tagesordnung verliest Hr. H. Starke auf
Wunsch des Hrn. Fr. Heasler eine von diesem durch Vermitte-
lung des Hm. F. Bieharz am 18. Juni 1901 bei der Gesellschaft
niedergelegte Notiz:
Über magnetische Manganlegierungen
und macht weiter Mitteilung über zwei im Zusammenhang hier-
mit stehende Arbeiten von Hrn. Fr. Heusler^ W. Starck und
£. Hanpt:
Magnetisch-chemische Studien:
L Über die Synthese ferromagnetischer »Mangan-
legierungen; von Hrn. Fr. Heusler
und
n. Über die magnetischen Eigenschaften
von eisenfreien Manganlegierungen; von Hrn. W. Starck
und E. Haupt.
Alle drei Mitteilungen gelangen weiter unten zum Abdruck.
218 Yerhdl. d. DeatBohen Physik. GeBellloh. vom 12. Jani 1903. [Nr. 12.
Sodann sprechen die Hrn. J* Traube und Teiehner über die
Theorie der kritischen Erscheinungen
mit gleichzeitiger Demonstration einiger Erscheinungen.
Als Mitglieder werden in die Gesellschaft aufgenommen:
Hr. Dr. G. Bkrndt, Breslau, Physikalisches Institut
(vorgeschlagen durch Hrn. F. Henning),
Hr. Prof. Dr. L. Austin, Charlottenburg, Berlinerstr. 80 A
(vorgeschlagen durch Hrn. L Holborn).
219
Über nnignetische Mo/nganlegierungen;
van Fr. JETeusler.
(Niederii^elegt im Archiv der Deutschen Physikalischen Gesellschaft am
18. Juni 1901, der Öffentlichkeit übergeben in der Sitzung vom 12. Juni 1903.)
(Vgl. oben S. 217.)
Ich habe gefunden, daß im Gegensatz zu den unmagnetischen
Eigenschaften des Manganmetalles sowie des Mangankupfers ge-
wisse andere Legierungen des Mangans stark magnetisierbar sind
und diese Eigenschaft auch behalten, wenn man den Legierungen
Kupfer und andere an sich unmagnetische Metalle zusetzt Die
folgenden Metalle und Metalloide geben auf solche Art eisenfreie
mehr oder weniger stark magnetisierbare Manganlegierungen:
Zinn
Antimon
Aluminium
Wismut
Arsen
Bor.
Die erforderlichen quantitativen Messungen hat Herr F. Richarz
durch die Herren Dr. W. Starck und cand. E. Haupt im physi-
kalischen Institut zu Greifswald ausführen lassen. Bisher liegt
eine umfangreiche Versuchsreihe über die Manganaluminiumkupfer-
legierungen Tor, welche von mir durch Legieren von wechselnden
Mengen von Aluminium mit technisch eisenfreiem Mangankupfer
von 30 Proz. Mangangehalt hergestellt wurden.
Die Messungen haben, in Bestätigung der von mir qualitativ
beobachteten Erscheinungen, einen wesentlichen Einfluß der Vor-
geschichte auf den magnetischen Zustand der Legierungen er-
kennen lassen, so daß nunmehr die Herstellung magnetischer
Bronzen von anscheinend geringer Hysteresis mit einer rund
zwei Drittel von derjenigen des Gußeisens betragenden Magneti-
sierungsfähigkeit technisch durchführbar ist.
Die Untersuchung der anderweiten oben erwähnten mag-
netischen Manganlegierungen ist im Gange.
Bonn, chemisches Laboratorium der Isabellenhütte, G.m.b.IL
23. April 1901.
220
Magnetisch -chemische Studien;
van Fr. Heusler, W. Starck und JE. Haupt.
(Vorgelegt in der Sitzang vom 12. JudI 1903.)
(Vgl. oben S. 217.)
I. Über die Synthese fepromagnetlsolier Mangan-
legierungen;
von Fr. Heusler.
Indem ich die vorstehende vor zwei Jahren bei der Gesell-
schaft deponierte Notiz der Öffentlichkeit übergebe, möchte ich
an dieser Stelle noch die folgenden Bemerkungen mir erlauben.
Um die Gesetze zu ergründen, welche die magnetischen
Eigenschaften der Manganlegierungen beherrschen, erschien es
zweckmäßig, ein für allemal von dem gleichen Bohmaterial, dem
von der Isabellenhütte, G. m. b. H., zu Dillenburg fabrizierten
30 Proz. Mangan enthaltenden Mangankupfer des Handels auszu-
gehen und dieses mit wechselnden Mengen derjenigen Metalle zu
legieren, welche die magnetischen Eigenschaften hervorrufen. Da
das Mangankupfer stets Spuren von Eisen enthält, so wurde zu-
erst festgestellt, daß selbst ein absichtlich mit erheblichen Mengen
von Eisen verunreinigtes Mangankupfer nicht magnetisierbar ist.
Sodann wurden die in der Versuchsreihe I näher bezeichneten
Proben von Mangaualuminiumkupfer hergestellt und in Greifswald
gemessen (vergl. die folgende Abhandlung der Herren Starck
und Haupt). Die Resultate ergeben zwar im allgemeinen ein
Ansteigen der Magnetisierung mit steigendem Aluminiumgehalt,
im einzelnen aber große Unregelmäßigkeit Nun hatte ich, als
mir die magnetischen Eigenschaften der frisch gegossenen Stücke
von Versuchsreihe I von Herrn Starck übermittelt wurden, be-
reits kupferreichere Manganaluminiumbronzen hergestellt und ge-
funden, daß deren in manchen Fällen ursprünglich verschwindend
kleine Magnetisierbarkeit durch Erhitzen bis zum Auftreten ge>
wisser Anlauffarben kräftig hervortritt Da man Eisen zwecks
Steigerung der magnetischen Eigenschaften ausglüht und die er-
wähnten Anlauffarben bei Temperaturen um 200<> aufzutreten
Nr. 12.] Fr. Heusler. 221
schienen, so wurden die in je drei Exemplaren aus je einem Guß-
stück herausgearbeiteten Proben 37 und 38 teils auf etwa 400
bis 5000, teils auf etwa 200o, teils auf 150 bis 160^ erhitzt Die
erstgenannte Temperatur ließ die magnetischen Eigenschaften fast
verschwinden; die wechselnden, bei niederen Temperaturstufen er-
haltenen Resultate haben sich erst allmählich entwirren lassen.
Es muß genügen, hier zu erwähnen, daß als Resultat jahrelanger
Arbeit die unerwartet niedere Temperatur des siedenden Toluols
(1100) als die zur künstlichen Alterung von Manganaluminium-
kupfer geeignete sich erwiesen hat. Als aber schließlich sämtliche
Proben der Versuchsreihe I, welche eine sehr verschiedenartige
Vorgeschichte hatten, bei 110« gealtert worden waren, stellte sich
heraus, daß dieselben großenteils nicht mehr in den magnetischen
Zustand zurückverwandelt werden konnten, in welchen sie hätten
gebracht werden können, wenn man sie unmittelbar nach dem
Guß auf 1100 erhitzt hätte.
Altem bei 110® führt also die frisch gegossenen Mangan-
aluminiumkupferlegierungen in den der höchstmöglichen Mag-
netisierbarkeit entsprechenden Zustand stabilen Gleichgewichts
über; dauernde und insbesondere starke Überhitzung aber kann
den der höheren Temperatur entsprechenden Zustand dauernd
festlegen.
Hiernach war also Versuchsreihe I zur Erreichung des ein-
gangs erwähnten Zieles ungeeignet, und es wurden die Proben der
Versuchsreihe II unmittelbar nach dem Guß zwei Tage auf lioo
erhitzt Die erhaltenen Resultate lassen keinen Zweifel, daß bei
gleichem Mangangehalt die Magnetisierbarkeit bei steigendem
Aluminiumgehalt zunimmt bis zu einem Maximum, welches er-
reicht ist, wenn der Aluminiumgehalt rund die Hälfte des Mangan-
gehaltes beträgt, mit anderen Worten, wenn* auf 1 Atom Mangan
1 Atom Aluminium kommt
Dieses Resultat gewinnt an Interesse, wenn man sich ver-
gegenwärtigt, daß nach den Untersuchungen von G. Wiedemann,
Quincke, Du Bois u. A. i) wässerige Mangansalzlösungen eine
etwas größere magnetische Suszeptibilität besitzen als Ferrisalz-
*) G. WiBDBMANH, Lehre von der Elektrizität III, 968 ; St. Meteb, Wien.
Monatshefte 20, 797, 1899; Liebkkkcht und Wills, Ber. d. deutsch, ehem.
Gee. B3, 448, 1900.
222 Yerhdl. d. Deutschen Physik. GeseÜBch. vom 12. Juni 1903. [Nr. 12.
lösungen. Die molekulare Suszeptibilität im beträgt nach Lieb-
knecht und WiLLS für
Chrominitrat . .
. 0,00629
Manganonitrat .
. 0,01636
ManganoBulfat .
. . 0,01514
Ferrimtrat . . .
. 0,01352
Ferriflolfat , . .
. . 0,01516
Ferrojodid . . .
. 0,01282
.
Kobaltonitrat . .
. 0,01052
Nickelonitrat . .
. 0,00443
Guprinitrat . . .
. 0,00163
Es besteht eine unverkennbare Analogie darin, daß einer-
seits die Salze, anderseits gewisse Legierungen des an sich nicht
ferromagnetischen Manganmetalls relativ stark ferromagnetische
Eigenschaften zeigen. Man könnte versucht sein, die Mangan-
aluminiumbronzen mit einer Salzlösung zu vergleichen, in welcher
das Kupfer als Lösungsmittel, die erwähnte Kombination gleicher
Atome Mangan und Aluminium als gelöstes Salz anzusehen sein
würde.
Die Umwandlungspunkte, jenseits welcher die Mangan-
aluminiumbronzen unmagnetisch sind, liegen relativ niedrig, und
dieser Umstand erklärt die beim Erhitzen der Proben beobach-
teten Erscheinungen. Genauere Messungen der Umwandlungs-
punkte liegen noch nicht vor; ich habe indes feststellen können,
daß die Umwandlungspunkte steigen mit steigendem Mangan-
gehalt und bei konstantem Mangangehalt mit steigendem Alu-
miniumgehalt So ist eine Legierung von rund 16 Proz. Mn und
8 Proz. AI bei 160® unmagnetisch, Guß 43 bei 310<> noch mag-
netisierbar. Da Zusätze anderer Metalle die Lage der Umwand-
lungspunkte stark herabdrücken, so ist man in der Lage, für die
magnetisierbaren Bronzen die Umwandlungspunkte innerhalb eines
Temperaturintervalls von SlO® abwärts bis zu etwa 60^ nach Be-
lieben zu variieren.
Die Manganaluminiumbronzen sind schlechte Leiter der
Elektrizität Proben von der Zusammensetzung von Guß 32
hatten ungefähr das gleiche Leitvermögen wie Manganin.
Ich bemerke noch, daß auch Legierungen von Mangan und
Aluminium allein magnetische Eigenschaften haben. Doch ist
dies nicht regelmäßig der Fall und es scheinen Verunreinigungen
der legierten Metalle das Hervortreten der magnetischen Eigen-
Nr. 12.] Fr. Heueler. 223
Schäften zu verhindern. Dieser Umstand erklärt auch wohl, daß
die zahlreichen Chemiker, welche Legierungen dieser beiden Me-
talle herstellten, niemals magnetische Eigenschaften beobachtet
haben. Umsomehr verdient die kurze Mitteilung von Hogg ^)
Beachtung, welcher Ferromangan mit Aluminium zu einer aller-
dings unhomogenen und stark eisenhaltigen Legierung vereinigte
und diese im Gegensatz zu dem unmagnetischen Ferromangan
magnetisierbar fand.
Eine erheblich geringere Magnetisierbarkeit als die Legie-
rungen von 30 proz. Mangankupfer mit Aluminium besitzen die
in analoger Weise mit Antimon, Wismut und Zinn hergestellten
Legierungen. Nur das Zinn ergab unter diesen Umständen noch
Induktionen, welche nach dem Altern der Proben bei 110® ge-
messen werden konnten (vgl. Tab. III). Stärker magnetisierbar
sind aber Legierungen von Mangan und Zinn bezw. Mangan und
Antimon allein bei richtiger Wahl des Mischungsverhältnisses.
Indes lassen sich derartige Legierungen meist nur in Pulverform
untersuchen, was bisher nur qualitativ geschehen ist
Die vorstehende Untersuchung konnte nur dank dem Ent-
gegenkommen des Herrn F. Richarz nach Überwindung erheb-
Ucher experimenteller durch die weite Entfernung unserer Wohn-
orte anfangs noch gesteigerter Schwierigkeiten erfolgreich durch-
geführt werden. Ihm sowie seinen ehemaligen Assistenten, den
Herren W. Starck und E. Haupt, danke ich auch an dieser Stelle
für ihre Mühewaltung.
») Hooo, Chem. News 66, 140, 1892; Beibl. 17, 224, 1893.
Dillenburg (Hessen-Nassau), chemisches Laboratorium der
Isabellenhütte, G. m. b. H.
224 Yerhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 12. Juni 1908. [Nr. 12.
IL Über die znagnetisohen Eigensohaften von eisenfireien
Manganlegieningen ;
von W. Starck und E. Haupt.
Die Untersuchung der magnetischen Eigenschaften der Mangan-
legierungen wurde von Sommer 1900 bis Ostern 1901 im physi-
kalischen Institut zu Greif Bwald, von da ab in dem zu Marburg
angestellt. Es wurde die magnetometrische Methode gewählt, und
zwar befand sich die zu untersuchende Probe stets in der ersten
Gauss sehen Hauptlage zum Magnetometer. Die magnetische Wir-
kimg der Magnetisierungsspirale wurde durch eine möglichst gleiche»
symmetrisch auf der anderen Seite der Magnetometemadel befind-
liche, von demselben Strome im entgegengesetzten Windungssinn
durchflossene Spule kompensiert. Die Kompensation wurde zu-
nächst für die Nullstellung der Nadel und bei derjenigen höchsten
Stromstärke vorgenommen, welche später bei der Untersuchung
der Probe voraussichtlich angewendet werden mußte, um trotz
der Rück\s'irkung des magnetisierten Stabes eine gewisse effektive
Maximalfeldstärke zu erreichen. Hierauf wurde, wie dies auch
R. Manni) tat, durch einen permanenten Magneten, der in ver-
schiedene Abstände von der Nadel gebracht wurde, das Magneto-
meter um beliebige Winkel abgelenkt und für jede Ablenkung
untersucht, um wieviel sie sich bei verschiedenen Stärken des in
den Spulen fließenden Stromes änderte. Diese Änderung betrug
selbst bei den kleinsten im Laufe der Untersuchungen benutzten
Abständen vom Magnetometer nur sehr wenige Skalenteile; es
konnte daher für jede Ablenkung und Stromstärke die an dem
Ausschlag anzubringende Korrektion hinreichend genau berechnet
werden. Daß die bei der Nullstellung der Nadel erreichte Kom-
pensation nicht auch für beliebige Ablenkungen erhalten bleibt,
kann in zwei Umständen seinen Grund haben. Einmal wird in-
folge der unvermeidlichen Ungleichheit der Spulen zur Erreichung
der Kompensation in der Nullstellung der Nadel die schwächere
Spule der Nadel näher gebracht worden sein als die andere.
^) R. Mank, Über Entmagnetisierungsfaktoren kreiszylindrischer Stabe.
Diss. Berlin 1895, S. 7.
Nr. 12.] W. Starok und E. Haupt. 225
Wird nun die Nadel dorch einen Magneten abgelenkt, so ändern
sich die Kräfte für die näher befindliche Spule stärker als für
die entferntere, und die ablenkenden Wirkungen heben sich bei
der neuen Nadelstellung nicht mehr auf, sondern ändern dieselbe.
Stehen anderseits die Magnetisierungs- und die Kompensations-
spule nicht genau senkrecht zum Meridian, so wirkt eine Kompo-
nente des Spulenfeldes auf das am Untersuchungsorte wirkende
Erdfeld ein, und zwar je nach Feldrichtung verstärkend oder
schwächend. Dieser Orientierungsfehler wird leicht daran erkannt,
daß, wenn sich in der Magnetisierungsspirale ein magnetisierbarer
Stab befindet, die absolute Größe der Ablenkung verschieden ist
je nach der Richtung des Feldes. Bleibt die absolute Größe der
Ablenkung nach dem Kommutieren der Stromrichtung die gleiche,
80 stehen die Kraftlinien der Spulenfelder senkrecht zum Meridian.
Dieses Kriterium ergibt sich bei der magnetometrischen Methode
von selbst und wird daher immer beachtet sein; die Befürchtung
Erhards 9, daß infolge Nichtberücksichtigung dieser Fehlerquelle
viele magnetometrische Messungen nicht einwandsfrei seien, scheint
uns ungerechtfertigt zu sein. Durch obige Methode der Feld-
prüfung wird übrigens beiden Orientierungsfehlern gleichzeitig
Rechnung getragen.
Die zu untersuchenden Proben wurden in den meisten Fällen
in der. Gestalt kreiszylindrischer Stäbe der Messung unterworfen.
Die an den Enden eines magnetisierten Körpers auftretenden Pole
wirken dem Felde im Innern des Stabes entgegen, so daß die
wirksame Feldstärke kleiner ist als die aus den Amperewindungen
der Spule berechnete. Bei einem homogen magnetisierten EUipsoid
läßt sich die entmagnetisierende Wirkung pro Volumeinheit dar-
stellen durch das Produkt N.J^ wo J die Intensität der Magne-
tisierung und N einen allein vom Dimensionsverhältnis m (Ver-
hältnis von Länge zum Durchmesser) abhängigen Faktor bedeutet.
^ ist für w> 1 durch die NEüMANNsche Formel gegeben:
J^= -^^ r-=^L= . Zn(m + V^i^^ - ll^
m'—l Lyw-i— 1 ^ ' ' ^ ]
Zylindrische Stäbe werden auch im homogenen Felde nicht
homogen magnetisiert; aber man kann sich die gesamte Wirkung
») Ebhabd, Ann. d. Physik (4) 9, 724, 1902.
226 Verhdl. d. Deutaohen Physik. Gesellsoh. vom 12. Juni 1908. [Nr. 12.
hervorgebracht denken • durch eine homogene Magnetisierung von
mittlerer Stärke. Dann ist die mittlere Entmagnetisierung pro
Volumeinheit ^= J-N.
Nach der Theorie ') ist für kreiszylindrische Stäbe N umgekehrt
proportional dem Quadrate des Dimensionsverhältnisses, also:
Für Stäbe, deren Dimensionsverhältnis größer ist als 100, ist das
Gesetz experimentell bestätigt. Die Konstante C wurde zu 45
bestimmt Für kleinere Dimensionsverhältnisse ist C < 45 und
nimmt mit dem Dimensionsverhältnis ab. Für eine größere Zahl
von Dimensionsverhältnissen sind diese Werte experimentell fest-
gestellt »), und es läßt sich für jedes beliebige m der Wert von
W interpolieren. Für hohe Magnetisierungen fällt die Unsicher-
heit von N allerdings ziemlich stark ins Gewicht, und für genaue
Messungen ist es nötig, daß das Material in ellipsoidische Form
gebracht wird, da nur für diese Form der Entmagnetisierungs-
faktor genau bekannt ist Für die Messungen der vorliegenden
Arbeit stand der etwas geringern Sicherheit der Messung der
große Vorteil der leichteren Herstellbarkeit der kreiszjlindrischen
Stäbe gegenüber. Kam es auf sehr genaue Messungen an, wie
z. B. bei der Festlegung der Hysteresiskurven von Guß 41 und 43,
so wurde ellipsoidische Form gewählt
Das Abdrehen der Stäbe war in den meisten Fällen mühsam
und zeitraubend, da es sich um sehr harte und spröde Materialien
handelte; einige Proben waren selbst durch einen mit Diamantspitze
versehenen Drehstahl nicht zu bearbeiten und mußten geschliffen
werden, was bei den härtesten Stäben mit Hilfe einer schnell
rotierenden Schmirgelscheibe geschah.
Die in Greifswald als Magnetisierungsspiralen benutzten Spulen
litten an dem Übelstande, daß sie bei Anwendung größerer Strom-
stärken beträchtlich erwärmt wurden und sie daher durch Wasser
gekühlt werden mußten. Die Marburger Spulen, bei denen infolge
zweckmäßigerer Dimensionierung eine störende Erwärmung nicht
^) Du Bois, Magnetische Kreise, S. 87.
*) Du Bois, 1. c, S. 45 und Ann. d. Phys. (4) 7, 942, 1902; Ribobo
Miim, 1. c; Bbnbdicks, Ann. d. Phys. (4) 6, 726, 1901.
Nr. 12.1 W. Starok and E. Haapt 227
auftrat, waren aus 2 mm starkem Draht yon elektrolytischem
Kupfer auf Glasröhren gewickelt und besaßen eine Länge von
300 mm und einen inneren Badius von 15 mm. Bei den längsten
gemessenen Stäben (200 mm) betrug die Inhomogenität des Feldes
an den Enden des Stabes i) nur 0,6 Proz.
Als Magnetometer wurde in Greifswald ein Edelmann sches
älterer, in Marburg ein solches, neuester Konstruktion benutzt;
die magnetisierenden Stromstärken wurden mit einem Präzisions-
amperemeter (nach Raps) tou Siemens u. Halsee gemessen.
Vor Aufnahme einer Magnetisierungskurve wurde die zu
untersuchende Probe in den magnetisch neutralen Zustand ver-
setzt Es geschah dies in der Weise, daß man von höherer Feld-
stärke ausgehend den magnetisierenden Strom schnell kommutierte
und gleichzeitig seine Stärke allmählich auf Null abnehmen ließ.
Bei Verwendung von kontinuierlich veränderlichen Flüssigkeits-
widerständen war es so möglich, die Proben vollständig zu ent-
magnetisieren. Auch bei der Aufnahme der Magnetisierungskurven
wurde die Feldstärke mit Hilfe der Flüssigkeitswiderstände kon-
tinuierlich verändert.
Das magnetische Moment des untersuchten Stabes wurde be-
rechnet nach der Formel
worin H die Horizontalintensität des Erdmagnetismus, R den Ab-
stand der Stabmitte vom Magnetometer, das TorsionsverhältDis
des die Magnetometemadel tragenden Fadens, L den Polabstand
des Stabes, d. h. Ve söii^er Länge, und A den Polabstand der
Nadel, tp die Ablenkung des Magnetometers bedeuten.
Besondere Sorgfalt erfordert die Bestimmung der Größe R,
welche in die Formel mit der dritten Potenz eingeht Der Ab-
stand der Nadelmitte von der Mitte der Spule war leicht meßbar;
es kam daher darauf an, die Probestäbe möglichst genau in die
Mitte der Spule zu bringen. Bei den Marburger Spulen war an
beiden Enden der Röhre je eine Strecke von 1 cm unbewickelt
gelassen und auf diesen Stücken eine Marke angebracht, deren
^) F. KOBLBAÜSCH, Handbuch S. 464.
228 Yerhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 12. Juni 1908. [Nr. 12.
Abstand von der Spulenmitte genau gemessen wurde. In das
Spulenrohr ließ sich genau passend eine zweite Glasröhre hinein-
schieben, die an beiden Enden mit Millimeterskalen versehen war.
Nun wurde zunächst durch zwei in die zweite Glasröhre passende
Glasstäbe der Stab mit Hilfe der Teilung genau in ihre Mitte
gebracht und dann diese zweite Röhre in dem Spulenrohr mit
Hilfe der Markenstriche zentriert
In nachstehenden Tabellen ist die Anzahl der Induktionskraft-
linien für einige Feldstärken angegeben; die Diskussion der Resul-
tate im Zusammenhang mit der chemischen Zusammensetzung und
der thermischen Vorbehandlung ist im Teil I enthalten. Die an-
gegebenen Zahlen beziehen sich auf die sogenannte jungfräuliche
Magnetisierungskurve; es wurde aber stets auch die abfallende
und dann die wieder ansteigende Kurve bestimmt und so die
Hysterese ermittelt. Diese ergab sich in einigen Fällen als sehr
gering; indessen hat sich gezeigt, daß, wie die Magnetisierbarkeit
überhaupt, so auch die Hysterese starken Veränderungen unter-
worfen sein kann.
Die ausführliche Mitteilung der ganzen Untersuchung wird
demnächst in den Schriften der naturforschenden Gesellschaft zu
Marburg (Verlag von N. G. Elwert) erfolgen.
Nr. 12.]
W. Starck und E. Haupt.
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230 Yerhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsoh. vom 12. Juni 1903. [STr. 12.
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232 Verheil, d. Deutschen Physik. Gesellsoh. vom 12. Juni 1903. [Nr. 12.
Manganzinnkupfer. Versuchs reihe IIL
Guß Nr.
Ungefähres
Atomyerhältnis
^ = 20
= 40
l& = 100
^=150
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13
10
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1 Sn : 2 Mn
1 Sn : 3 Mn
1 Sn : 4 Mn
1 Sn : 6 Mn
220
70
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fast unmagnetisierhar
—
1140
1500
420
815
1000
170
460
610
Verlag von Friedr. Vieweg & Sohn in Braunschwelg.
Neu erschienen:.
Vorlesungen
über
Experimentalphysik
von
August Kundt,
weiland Professor an der Universität Berlin,
herausgegeben von
Karl Scheel.
Mit dem Bildnis Kundts, 534 Abbildungen und einer farbigen
Spektraltafel.
gr. 8. Preis geh. 15 M., geb. 17 M.
Die Vorlesungen Kundts verdanken ihre Veröffentlichung dem viel-
fach ausgesprochenen Wunsche früherer Schüler des großen Experimen-
tators, die Vorlesungen nicht der Vergessenheit anheimfallen zu lassen.
Der Umstand, daJB das Manuskript ein einheitliches Giinzes darbot,
mußte jeden Versuch zurückweisen, durch Einfügung neuer Kapitel
die Fortschritte der "Wissenschaft im letzten Jahrzent zu berücksichtigen
und dadurch die Vorlesungen zu einem Lehrbuch der Physik auszu-
gestalten, um so mehr, als dieselben hierdurch sehr an ihrer Originalität
eingebüßt haben würden.
Kundts Vorlesungen geben ein Bild des klassischen Bestandteils
der physikalischen Wissenschaft und sind vermöge der überaus anschau-
lichen und leicht verständlichen Sprache so recht geeignet, nicht nur
dem Studierenden der Physik als Leitfaden neben den gehörten
Vorlesungen zu dienen, sondern auch dem Schüler die Einfülirung
in die physikalischen Erscheinungen zu erleichtern. Vor allem wird
aber auch derjenige, welcher mit den Lehren der Physik vollkommen
vertraut ist, sich der eleganten und originellen Darstellung der ihm
bekannten Tatsachen stets aufs neue freuen.
Zu beziehen duixh alle Buchhandlungen.
S. £eybold's Xaehf olger
Cöln a. Rhein
Mechanische und optische Werkstätten.
^ * ^
JCbsorptionsplatten
y Ic-toc-toc-ö nach Professor Wood
welche alle sichtbaren Lichtstrahlen absorbieren und
nur die ultravioletten Strahlen durchlassen.
Diese Äbsorptionsplatten gestatten unter anderen,
folgende zwei Vorlesungsversuche anzustellen:
Die Strahlen eines elektrischen Lichtbogens werden
durch die Kondensoflinsen eines Projektionsapparates
vereinigt und in den Brennpunkt ein Fläschchen mit
Urannitrat gehalten. Bringt man dann zwischen Kon-
densor und Urannitrat die Absorptionsplatte, so leuchtet
dasselbe intensi? hellgrün auf.
Entwirft man auf dem Schirm das Spektrum des
elektrischen Lichtbogens und hält die Absorptionsplatte
vor den Spalt oder vor die Objektivlinse, so erscheinen
gar keine Linien mehr auf dem Schirme; bringt man nun
einen Fluorescenzschirm an die Stelle des ultravioletten
Teiles des Spektrums, so leuchtet dieser hell auf.
Bei beiden Versuchen ist dafür zu sorgen, dafs alles
fremde Licht abgeblendet wird.
Preis Mark 15.—.
Wtt^ I)ie^^em Ileite ist beigegeben: Bericht (IL Jahrgang» Nr. 1) über
Apparate und Anlagen, iiusgeiüliit vnu Lepplu k Masche iu Ilttrliii 8.0*.
Eugelufer 17.
t903 Heft 13
Berichte
der
Deutscbeo Physikalischen Gesellschaft
enthaltend
Yerhandluiigeii
der Deutschen Physikalischen GeseHschaft
Im Auftrage der Gesellschaft herausgegeben
von
Karl Scheel
und
Halbmonatliches Literaturverzeichnis
der , .Fortschritte der Physik", dargestellt von der
Deutschen Physikalischen Gesellschaft
redigiert von
Karl Scheel Ricliard Assmann
Reine Physik Kosmische Physik
Brauüsch weig
Druek und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn
19 3
MnnaÜich zwei Nummern. — Ahont^emeMsipreAs pro Jahrgang S Mark. — Zu becifhen
durch äUe Buchhandlungen und Posftwsfalten (Posi:i'itungsliyitt' Ar. 1042 a)
Inhalt.
Seite
Verhandlungen der Deutschen Physikalisohen G^sellsohafL
Bericht üher die Sitzung vom 26. Juni 1903 23:^
J. Traube und G. Teichner, Zur Theorie des kritigchen Zu-
standBB 235
K. V. Wesendonk, Einige Bemerkungen über die Bestimmung
der kritischen Temperatur 238
II. Starke, Über die elektrische und magnetische Ablenkung
schneller Kathoden strahlen 241
F. Neesen, Bemerkungen zu den Vorschlägen des wissenschaft-
lichen Ausschusses der Deutschen Physikalischen Gesellschaft
für einheitliche Bezeichnungen 251
Halbmonatliches LlteraturverzeiohniB der Fortschritte der
Physik.
I. Allgemeine Physik 207
II. Akustik 209
in. Physikalische Chemie 209
IV. Elektrizität und Magnetismus 211
V. Optik des gesamten Spektrums 214
VI. Wärme 215
Vll. Kosmische Physik 218
A.nkündiffung'.
Den Abonnenten der „Fortschritte der Physik" können wir die erfreu-
liche Miiieüung machen ^ da/s nach langen Vorbereitungen im Anscklufs an
das im Jahre i8q^ im Verlage von Georg Reimer in Berlin erschienene
Qeneral' Register su den „Fortschrittea der Physik*', Band XXI (1863)
bis XLIII (iSSy), das in Anlage und Ausführung übereinstimmend mit
diesem Registerbande bearbeitete
Namen 'Register nebst Sach - Ergänzungsregister zu den
„Fortschritten der Physik", Band XL/V (1888) bis LIII
(i8gj), unter Mitwirkung von Dr. £, Schwalbe bearbeitet
7wn Dr. G. Schwalbe,
zur Ausgabe gelangt ist.
Nach einer Einleitung, welche dazu dient, den Gebrauch des Werkes
zu erleichtern , wird eine Übersicht über den Umfang der Bände, sowie über
die Redakteure und Referenten, welche während der Jahre 1888 bis 18^
tätig waren j gegeben. Der Hauptteil selbst zerfällt in zwei Teile: Das
Namenregister, in welchem sämtliche in den zehn Jahrgängen der „Fort-
schritte" erwähnten nicht anonymen Titel in alphabetischer Reihenfolge der
Auiorennamen sich vorfinden, und das Sacij'Ergäazangsregister, in wel-
chem die anonymen Titel in sachlicher Weise geordnet sind. Wie aus der Ein-
leitung sich ergibt^ ist durch umfassende Vergleiche für die Richtigkeit der
einzelnen Titel nach Möglichkeit gesorgt worden. Ebenso ist dem Bedürfnis
nach Vollständigkeit m weitestem Mafse Rechnung getragen.
Für alle, welche auf den Gebrauch der ,tFortschritte** in ihren Wissen-
schaft liehen Untersuchungen angewiesen sind, dürfte das vorliegende Re-
gister zu einem wichtigen, wenn nicht unentbehrlichen Nachschlagewerk
werden. Auch für Bibliotheken, welche die „Fortsciiritte der Pbysili"
halten, erscheint dasselbe als notwendige Ergänzung zu denselben.
Der Preis des stattlichen Bandes beträgt M. 60. — , worauf den Mit-
gliedern der Deutschen Physikalischen Gesellschaft die bekannte Ermäfsigung
gewährt wird.
Die Veriagsbuctitiandiuag Friedr. Vieweg 6t Sobn
in BraunaciMweig,
Verhandlungen
der
Deutschen Physikalischen Gesellschaft
Im Auftrage der .Gesellschaft herausgegeben
von
Karl Scheel
6. Jahrg. 15. JuU 1908. Nr. 13.
saissaBBB
SltEnng vom 26. Juni 1908.
Vorsitzender: Herr E. War bürg.
Hr. H. Starke legt eine Mitteilung von Hm. K. v. Wesendonk:
Einige Bemerkungen über die Bestimmung der kritischen
Temperatur
vor und berichtet sodann über eigene Untersuchungen:
Über die elektrische und magnetische Ablenkung
schneller Eathodenstrahlen.
Femer spricht Hr. E, Warburg über die Mitteilungen der
Hm. Fr. Heusler, W. Stark und E. Haupt :
Über die Synthese ferromagnetischer Mangan-
legierungen und die magnetischen Eigenschaften von
eisenfreien Manganlegierungen,
welche bereits im vorigen Hefte veröffentlicht sind, sowie:
Zur Polarisation umkehrbarer Elektroden
(nach Versuchen von Hm. B. Strasser).
234 Verhdl. d. Deutsoben Physik. GeBellsoh. vom 26. Jani 1903. [Nr. 13.
Weiter macht Hr. F. Neesen:
Bemerkungen zu den Vorschlägen des wissenschaft-
lichen Ausschusses der Deutschen Physikalischen Gesell-
schaft für einheitliche Bezeichnungen.
Sodann legt Hr. Karl Scheel eine von Hm. Ewald Rasch
in Potsdam verfaßte:
Erwiderung auf den Aufsatz des
Hrn. W. Biegon Ton Gzudnochowski über „Flammen-
oder Effektbogenlicht"
vor und gibt eine Übersicht:
Über die Spannkraft des Wasserdampfes unter 0®.
Endlich berichtet Hr. E. tiehrcke :
Über die Elektrolyse der Schwefelsäure bei großer
Stromdichte.
235
Zur Theorie des kritischen Zustandes;
von J. Traube und G. Teichner.
(Vorgetragen in der Sitzung vom 12. Juni 1903.)
(Vgl. oben S. 218.)
Von DE Heen, Galitzine, Battelli u. a. sind früher eine
Reihe von Beobachtungen gemacht worden, welche mit der Theorie
des kritischen Zustandes von Andrews nicht im Einklang standen.
DE Heen hat il a. durch direkte Dichtebestimmungen für Kohlen-
säure nachgewiesen, daß oberhalb der kritischen Temperatur bei
konstanter Temperatur und konstantem Drucke Dichteverschieden-
heiten bis zu 100 Proz. in demselben Rohre vorhanden waren.
Galitzine hat aus der Versbhiedenheit des Brechungsindex in den
verschiedenen Teilen eines mit Äthyläther gefüllten und bis über
die kritische Temperatur erhitzten Rohres Dichteunterschiede von
mehr als 40 Proz. berechnet.
Der eine von uns, J. Traube, hat in einer früheren Mit-
teilung *) diese Versuche, sowie eine Reihe anderer Erscheinungen,
welche mit Andrews' Theorie im Widerspruch stehen, ausführlich
besprochen .und darauf hingewiesen, daß die Bemühungen von
Kamerlingh-Onnes, Küenen u. a., diesen Widerspruch zu be-
seitigen, nicht ausreichen.
Da immerhin die experimentellen Bedingungen, unter denen
die direkten Dichtebestimmungen von de Heen ausgeführt wurden,
gewissen Zweifeln unterliegen konnten, so hatte es Interesse, nach
einer neuen einwandfreien Methode die Ergebnisse von de Heen
und Galitzine zu prüfen, und diese neue Methode ergab sich in
einer Methode der Dichtebestimmung unterhalb und oberhalb der
kritischen Temperatur mittels kleiner Glasballons, welche man in
dem betreffenden Rohre aufsteigen ließ.
Es wurde eine vollständige Dichteskala kleiner Glasballons
hergestellt. Die Dichten der Ballons wurden bestimmt durch Er-
wärmen in Äther. Man stellte die Temperatur fest, bei welcher die
») J. Tbaubb, Ann. d. Phya. (4) 8, 267, 1902.
236 Yerhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsoh. vom 26. Juni 1908. [Nr. 13.
Ballons gerade in der Flüssigkeit schwebten. Eine größere Anzahl
dieser Ballons wurde in ein zugeschmolzenes Rohr eingeschlossen,
welches luftfrei mit reinstem Chlorkohlenstoffe gefüllt war. Dieses
Rohr wurde erhitzt in einem Thermostaten, in welchem ein inneres
Paraffinrohr von einem äußeren Siederohr umgeben war, in welchem
Diphenylamin unter vermindertem Druck siedete. Dieser einfache,
im wesentlichen von Galitzine angegebene Thermostat gewähr-
leistete eine Temperaturkonstanz auf einige hundertstel Grade.
Die Versuche ergaben nun, daß die Ballons sich noch 10® ober-
halb der kritischen Temperatur stundenlang in verschiedenen
Höhen, entsprechend ihrer Dichte und derjenigen der Umgebung,
schwebend erhielten und Dichteunterschiede anzeigten von 50 Proz.
und darüber. Es herrschte vollkommenes Druck- und Tempe-
raturgleichgewicht i). Wie DE Heen gefunden und hervor-
gehoben hat, sind bei demselben Druck die verschiedensten
Dichten vorhanden. Das ist eine Tatsache, an welcher
Andrews' Theorie scheitert Die früheren Einwände von
Temperaturungleichheiten, Unreinheiten der Substanz, Wirkungen
der Schwere u. s. w. versagen hier vollständig. Im Einklang mit
DB Heek wurde bestätigt, daß die weitaus größten Dichte Ver-
schiedenheiten in einer mittleren Zone bestanden, dort wo der
Meniskus verschwunden war. Danach zeigen diese Versuche, daß
es bei der kritischen Temperatur zwei verschiedene
Materien gibt, eine flüssige und eine gasförmige, und daß
die kritische Temperatur aufgefaßt werden muß, als diejenige,
bei welcher jene beiden Materien in jedem Verhältnisse
miteinander mischbar werden. Auch unterhalb der kriti-
schen Temperatur besteht bereits eine teilweise Mischbarkeit,
denn u. a. zeigt sich, daß bei konstanter Temperatur die Dichte
der Flüssigkeit sowohl mit der Höhe im Röhrchen sich erheblich
ändert, wie auch mit der 2^it und beim Schütteln, und der eine
von uns, J. Traube, hat bereits früher (1. c.) darauf hingewiesen,
daß voraussichtlich diese Mischbarkeit sich auch auf weit von der
kritischen Temperatur entfernte niedere Temperaturen erstreckt
^) Natürlich ist das Gleichgewicht nur ein Druckgleichgewicht. Wie
zwei bei gleichem Druck übereinandergeschichtete Gase allmählich sich
durohmischen , so kann man auch hier mit Hilfe eines elektromagnetischen
Rührers eine Durchmischung herbeiführen.
Nr. 13.] J. Traube und G. Teichner. 237
In Bezug auf die Natur der beiden Materien, welche hier an-
genommen werden, stehen zwei verschiedene Hypothesen einander
gegenüber.
P. DE Heen nimmt an, daß die Molekeln im flüssigen Zu-
stande allgemein komplexerer Art seien, als im Gaszustande.
Der eine von uns, J. Traube, nimmt dagegen an, daß die
Molekeln im Gas- und Flüssigkeitszustande sich nicht durch ver-
schiedene Masse, sondern durch den verschiedenen Raum unter-
scheiden, den sie einnehmen.
Die Hypothese von de Heen ist nicht aufrecht zu erhalten,
da die Flüssigkeiten, mit denen besonders experimentiert worden
ist, Äthyläther, Chlorkohlenstoff u. s. w. zweifellos nicht assoziiert
sind.
Die Hypothese von J. Traube nimmt an, daß bei der Ver-
gasung eine erhebliche Yolumvergrößerung der Molekeln statt-
findet Im Sinne von van der Waals' Zustandsgieichung kommt
diese Annahme darauf hinaus, daß die Größe h von van der Waals
keine Funktion der Temperatur, sondern des Druckes ist, sowohl des
Affinitätsdruckes, des Kompressions- und des inneren Druckes -^•
Da dieser innere Druck sich bei der Vergasung plötzlich ändert,
so führt die Hypothese zu zwei 6-Werten, und somit zu einer Ver-
schiedenheit der flüssigen und gasförmigen Materie. Diese Hypo-
these ist von Bedeutung nicht nur für die kritischen Erscheinungen,
sondern auch noch für eine ganze Reihe anderer Tatsachen, auf
welche zum Teil in dem früheren Aufsatze des einen von uns
schon hingewiesen wurde, zum Teil demnächst in ausführlicheren
Mitteilungen noch hingewiesen werden soll.
Berlin, Technische Hochschule.
238
Einige Betnerkungen über die Bestimmung
der kritischen Temperatur;
von jBl. V» Wesendonk.
(Vorgelegt in der Sitzung vom 26. Juni 1903.)
(Vgl. oben S. 233.)
Im Interesse einer eventuellen Wiederholung der betreffenden
Versuche mit unanfechtbar reinen Substanzen, erlaubt sich Ver-
fasser im Anschluß an die Mitteilungen der Herren Traube und
Teichner kurz auf seine in der Naturw. Rundsch. 9, 210—212, 1894
beschriebenen Beobachtungen ») hinzuweisen. Hierzu diente eine
mit angeblich reiner Kohlensäure etwa zur Hälfte gefüllte aus
Wien bezogene sogenannte NATTERERröhre , die in einem recht
gleichmäßig erwärmbaren Wasserbade, dessen Temperatur recht
konstant erhalten werden konnte, um eine mittlere Querachse
drehbar angebracht wurde. Es ergab sich da (unabhängig von
GouT und in Übereinstimmung mit seinen Resultaten), daß bei
öfterem Umkehren das sonst variabel erscheinende Volum der
Flüssigkeit einem für jede Temperatur bestimmten Dauerzustande
zustrebt. Oberhalb 30,95® zerfiel die Flüssigkeit beim Umkehren
in Nebel, der nicht wieder zu einer flüssigen Masse zusammenfloß,
sondern sich sehi* lange in der Röhre resp. einem Teile derselben
schwebend erhielt, so daß also ein Herabsinken desselben nicht
zu beobachten war. Durch häufiges Umkehren der NATTERERröhre
gelingt es, den Nebel gleichmäßig zu verteilen, jene erscheint dann
durchweg blaugefärbt im reflektierten Lichte (Farbe trüber Medien).
Dieser blaue Nebel kann bei konstanter Temperatur unbegrenzt
lange bestehen bleiben 2), bei erhöhter Temperatur vergeht er erst
über 31,7® und ist sein Auftreten bei 32® nicht mehr sicher zu
^) Man sehe ferner VerfaBsers YeröfEentlichungen : ZS. f. phys. Cham. 15,
262—266, 1894; Wied. Ann. 55, 577—582, 1895; ZS. f. komprim. u. flüss.
Gase 3, 113—116, 1899.
*) Soweit die Dauer der Versuche einen solchen Schluß erlaubt natürlich.
Nr. 13.] K. V. Wesendonk. 239
konstatieren. Bei öfterem Umkehren vergeht auch eine sonst
hartnäckig sich zeigende perlende Erscheinung, so daß dann von
32«) an also man einen tatsächlich homogenen Inhalt in der
NATTERERröhre erhält. Ramsay i), welcher durch die vorliegenden
Versuche veranlaßt, mit reinem Äther experimentierte, erklärte,
solange solch blauer Nebel sich zeige, sei die kritische Tempe-
ratur noch nicht erreicht Dann müßte man aber wohl die kri-
tische Temperatur erheblich höher annehmen, als dies bisher
geschehen. Zur Zeit, da Verfasser seine Versuche anstellte, nahm
man wohl allgemein die kritische Temperatur von CO, zu 30,92
bis 31,1^0. an 2), erst später fanden wohl Werte wie sie Amagat
und Chappüis erhielten (31,35 und 31,4«) weitere Anerkennung.
Wenn man aber mit Herrn Ramsay annimmt, die kritische
Temperatur sei erst erreicht, wenn kein Nebel mehr zu bemerken,
so käme man auf etwa 32^, eine Temperatur, die aber mit den
Beobachtungen über das Verschwinden des Meniskus kaum harmo-
nieren dürfte. Allerdings ist zu beachten, daß zu einwandsfreier
Bestimmung der Temperatur des Verschwindens des Meniskus es
nötig ist, genau das kritische Volum in der NATTERERröhre zu
haben. Aber selbst die sorgfältigen Versuche des Herrn YouNG
über Normalpentan ergeben, daß it is no doubt true, that the
appearance of mist is not confined to the exact critical tempera-
ture itself, but that it is visible through a very small ränge of
temperature. Therefore, heißt es weiter, some mist would iirst
appear at a slightlj higher temperature, when the temperature
was falling, than when it was rising. Es erscheint daher Ver-
fasser wahrscheinlich, daß der theoretische kritische Punkt in
Wirklichkeit nicht existiert, sondern der Übergang der Flüssigkeit
in den Gaszustand erfolgt durch ein Nebelstadium hindurch, in
dem ganz kleine Flüssigkeitströpfchen noch bestehen können bei
einer Temperatur, bei der eine zusammenhängende größere Flüssig-
keitsmenge nicht mehr existenzfähig ist. Die übrigens auch von
Herrn Duhem als tatsächlich anerkannten Anomalien bei der
kritischen Temperatur, wie sie die Herren de Heen, Galitzixe
und andere beobachteten, kann man wohl mit Herrn Mathias als
») W. Ramsat, ZS. f. phys. Chem. 14, 489-490, 1894.
*) Man sehe z. B. Heilbork, ZS. f. phys. Chem. 7, 605, 1891.
240 Yerhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsoh. vom 26. Juni 1903. [Nr. 13.
falsche Gleichgewichte >) auffassen. Bei dem häufigen Wenden
einer NATTERERröhre werden diese falschen Gleichgewichtszustände
aufgehoben, und man erreicht einen Zustand der eingeschlossenen
Materie, der bis auf das neblige Übergangsstadium den Forde-
rungen der klassischen (Andrews u. s. w.) Theorie entspricht.
Vollständig sind die Forderungen dieser klassischen Theorie viel-
leicht nur durch ein strikte unendlich langsames Erwärmen resp.
Abkühlen zu erreichen, also praktisch kaum jemals.
Verfasser möchte mit diesen kurzen Bemerkungen wesentlich
nur auf eine recht sorgfältige Wiederholung seiaer resp. ähnlicher
Versuche hinwirken unter Verwendung möglichst weit gereinigter
Substanzen. Solche Beobachtungen haben vielleicht auch noch
eine besondere Bedeutung neben solchen unter Anwendung eines
elektromagnetischen Rührers.
^) Bekanntlich entscheidet die durch die Thermodynamik konstatierte
Möglichkeit eines Prozesses noch nicht immer über sein wirkliches Eintreten
und auch nicht über die Geschwindigkeit seines Verlaufes. So können
Hindernisse für die Umlagerung der kleinsten Teilchen falsche Gleich-
gewichte liefern.
Berlin, den 24. Juni 1903.
241
tiber die elektrische und magneUsche Ahlenk^iny
schneller Kathodenstrahlen;
von JET. Starke.
(Vorgetragen in der Siiznng vom 26. Juni 1903.)
(Vgl. oben S. 233.)
Vfird aus der diffusen Strahlung eines Radiumpräparates
ein Strahl herausgeblendet und einer magnetischen Ablenkung
unterworfen, so breitet sich der Strahl bekanntlich fächerartig
auseinander. Es ist dies ein Zeichen dafür, daß der Strahl in-
homogen ist, aus einer ganzen Beihe von Strahlen verschiedener
Ablenkbarkeit besteht Dieselbe Erscheinung zeigt sich in noch
größerem Maße bei der Ablenkung des Strahlenbündels durch ein
elektrisches Feld. Durch geeignete Kombination beider Ablen-
kungen hat W. Kaufmann!) die Geschwindigkeit und den Quo-
tienten — für die in den verschiedenen ablenkbaren Strahlenarten
sich bewegenden Teilchen gemessen. Es zeigten sich dabei Ge-
schwindigkeiten von etwa 2,2 bis 2,8.10^®cm/sec., und femer stellte
sich das interessante Eesultat heraus, daß - sich nicht, wie man
es von den Kathodenstrahlen her kannte, als konstant, sondern
als in hohem Maße von der Geschwindigkeit abhängig erwies, in-
dem es stark abnimmt, je mehr sich die Geschwindigkeit der
Strahlen derjenigen des Lichtes nähert.
Diese Abnahme von - mit wa-chsender Geschwindigkeit ist
einer Zunahme der Masse ft des Teilchens zuzuschreiben. Die
Trägheit des im Radiumstrahl sich bewegenden Elektrons muß
daher entweder ganz oder wenigstens teilweise einer anderen als
der gewöhnlichen mechanischen Masse zuzuschreiben sein. Diese,
von der Greschwindigkeit abhängige Masse ist elektrodynamischen
Ursprungs; das Teilchen besitzt dieselbe vermöge seiner Ladung,
Gott. Nachr. 1901, Heft 2; 1902, Heft 5; Phya. ZS. 4, 64, 1902.
242 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 26. Juni 1903. [Nr. 13.
welche in Bewegung befindlich elektromagnetische Energie besitzt,
deren Betrag von der Geschwindigkeit der Bewegung abhängt.
Es ist deshalb eine Geschwindigkeitsänderung mit einer Energie-
änderung verbunden, wie es bei einem Massenteilchen der
Fall ist.
Herr M. Abraham i) hat eine elektrodynamische Theorie des
bewegten Elektrons aufgestellt. Er kommt zu folgendem Resultat:
Ist /3 = — das Verhältnis der Geschwindigkeit des Elektrons zur
c
Lichtgeschwindigkeit, /io der Wert der elektromagnetischen Masse
für kleine Geschwindigkeiten, so ist der Quotient - aus Ladung
und elektromagnetischer Masse des Elektrons:
'i = ±i 1 1)
wo t{ß) folgende Funktion Ton ß ist:
4
Für unendlich langsame Strahlen (/J = 0), wird tif(ß) = -
£ S
und - nimmt den Grenzwert — an. Für Strahlen mit Licht-
geschwindigkeit (ß = 1) wird q)(ß) =z oo, - = 0.
Besitzt das Teilchen keine materielle Masse, sondern ist seine
Trägheit nur durch sein elektromagnetisches Feld bedingt, so
muß sich das Produkt aus den experimentell zu ermittelnden
Größen - und tlf{ß) als konstant erweisen.
Für den Bereich von Elektronengeschwindigkeiten, wie man
sie in der Radiumstrahlung vor sich hat, ist durch Kaufmann
völlige Konstanz des Produktes - ^ (/3) nachgewiesen, also der Be-
weis erbracht worden, daß die Masse der Elektronen rein elektro-
magnetischer Natur ist.
») Gott. Nachr. 1902, Heft 1.
Nr. 13.]
H. Starke.
243
2. Im folgenden ist die Frage der Untersuchung unterworfen,
ob auch in dem Bereiche von Elektronengeschwindigkeiten, wie sie
die Kathodenstrahlen besitzen, die Konstanz des Produktes -if(ß)
besteht. Um eine Anschauung von der Größe der hierfür zu er-
wartenden Änderung der Größe - zu geben, folgt hier eine Ta-
belle, welche den Verlauf der Funktion i^(/J) für verschiedene
Geschwindigkeiten q darstellt:
q . 10-10
ß
•K«
s/f.
q . 10-10
ß
Hß)
6/u
3
1
00
.
1,5
0,5
1,493
1,70
1>2
0,4
1,430
1,77
2,96
0,98
3,74
0,678
0,9
0,3
1,384
1,83
2,88
0,96
3,14
0,807
0,75
0,25
1,368
1,85
2,7
0,9
2,42
1,06
0,6
0,20
1,365
1,87
2,4
0,8
1,95
1.30
0,45
0,16
1,347
1,88
2,1
0,7
1,727
1,46
0,3
0,10
1,339
1,89
1,8
0,6
1,586
1,60
1,333
1,90
Die - der letzten Kolumne sind unter der Annahme von
- = 1,87 für q = 0,6 , lO^^ cm/sec. und - ^(/J) = const. be-
rechnet
Bisher untersucht sind Kathodenstrahlen im Bereich von
q = 0,4 bis etwa 0,7. Wie aus der Tabelle ersichtlich, ist in
diesem Intervall - nur um einen Betrag sich verändernd, welcher
s
als innerhalb der Beobachtungsfehler bei den --Bestimmungen
li^end anzusehen ist Und in der Tat ist - auch als Konstante
angesehen worden. Bei den im folgenden mitgeteilten Messungen
habe ich mich bemüht, relative --Bestimmungen bis zu möglichst
hohen Kathodenstrahlgeschwindigkeiten auszuführen. Dies ist mir
aber nur in recht beschränktem Maße gelungen. Oberhalb q
= 1,17, und des dabei beobachteten Entladungspotentials von
244 Yerhdl. d. Deutschen Physik. Qesellsch. vom 26. Juni 1903. [Nr. 13.
88000 Volt verloren die EnÜaduBgen ihren kontinuierlichen
Charakter und wurden so unruhig, d^ß präzise Bestimmungen
nicht mehr möglich waren. •
3. Experimentelles. Zur Erzeugung der Kathodenstrahlen
hohen Entladungspotentials wurde eine zwanzigplattige eingebaute
Influenzmaschine von 0. Leuner verwendet - wurde durch
Messung der elektrischen und magnetischen Ablenkung bestimmt
Das Entladungsrohr (siehe Figur) war eine von Geissler in
Bonn angefertigte Braun sehe Röhre, deren Glimmerschirm von
8,5 cm Durchmesser zwei aufeinander senkrechte, an der Teil-
I
-^
i^^^
maschine hergestellte Millimeterteilungen besaß. Durch zwei
Schliffe war der Eohrteil, welcher den Kondensator für die elek-
trische Ablenkung enthielt, drehbar, so daß derselbe leicht so
orientiert werden konnte, daß die Ablenkung längs einer der
Skalen erfolgte. Das Diaphragma, aus einer durchbohrten dünn-
wandigen Messingkapsel bestehend, welche in den Rohrteil, in dem
die Entladung stattfand, gesteckt wurde, hatte eine Öffnung von
1mm, bei einigen Messungen auch 0,5 mm Durchmesser. Ka-
thodenstrahlen erzeugten durch dasselbe auf dem Schirm einen
bei jeder Ablenkung scharfen Fleck. Die Rohrdimensionen waren
folgende :
Abstand Kathode-Diaphragma 30 cm
„ Diaphragma-Schirm 42 „
f, Sohirm-zugewandtes Ende des Kondensators 37 „
Kondensatorlänge . 3 „
Kondensatorbreite ^fi n
Abstand der Platten 0,8 „
Nr. 13.] H. Starke. 245
Die aus der Figur ersichtliche Anordnung des Schliffs, welche
ich bereits früher verwendet habe, bewährt sich selir gut Es ist
dabei vermieden, daß Fett sich im Entladungsraum befindet oder
von Kathodenstrahlen getroffen wird. Zur Erzielung konstanten
Vakuums ist dies erforderlich. Die Spulen zur Erzeugung des
Magnetfeldes waren die seinerzeit von Herrn S. Simon ^) be-
nutzten und waren so angeordnet, daß die magnetische Ablenkung
senkrecht zur elektrischen erfolgte. Beide Ablenkungen wurden
unmittelbar hintereinander bestimmt, und zwar in ihrem doppelten
Betrage durch Stromkommutieren bezw. Austauschen der Konden-
satorplatten. Der eine Pol der spannungliefernden Akkumulatoren-
batterie (zwei, manchmal vier Kästen ä 68 Zellen) war dabei
ständig, von den Kondensatorplatten abwechselnd die eine oder
die andere zur Erde geleitet Die Spannung jedes Kastens wurde
gemessen, indem man sie mit Galvanometer und großem Wider-
stand mit der Spannung einer Starkstromakkumulatorenbatterie
verglich, welch letztere mit einem Siemens sehen Präzisionsvolt-
meter ermittelt wurde.
4. Methode der relativen Geschwindigkeits- und
--Bestimmung. Ist l die Länge des Kondensators, D der
Abstand des Schirmes von der ihm zugewendetpn Kondensator-
seite, d Distanz, V die Potentialdifferenz der Kondensatorplatten,
so ist die elektrische Ablenkung gegeben durch die Formel:
Hierbei ist das elektrische Feld als homogen und nur zwischen
den Platten befindlich angenommen. Ist dies nicht der Fall, so
bleibt doch jedenfalls für alle Strahlgeschwindigkeiten die Ab-
lenkung proportional der Größe — ^ • Daß sie auch für einen be-
stimmten Strahl proportional der Potentialdifferenz V ist, vnirde
für Ablenkungen bis an den Schirmrand durch den Versuch ge-
prüft. Ist Ä eine Konstante, so kann man daher die elektrische
Ablenkung gleich setzen:
S. Simon, Wied. Ann. 69, 589, 1899.
246
Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 26. Juni 1903. [Nr. 13.
y = ^-:rV.-^-
s
Die magnetische Ablenkung ^, welche durch Kontrollversuche
auch als völlig proportional der magnetischen Feldstärke, d. h.
dem Spulenstrom J gefunden wurde, ist proportional — Sie ist
daher, wenn S eine andere Konstante bedeutet:
z =B—J.
Unmittelbar aufeinanderfolgende Bestimmung beider Ab-
lenkungen ergibt daher die Quotienten:
z _BJ
y ~ ÄV'^
zi _ B[J^ e
als Größen, welche bei konstant gehaltenem elektrischem und
magnetischem Felde der Strahlgeschwindigkeit q, bezw. der Größe
— proportional sind.
Eine Änderung von - muß sich also in einer gleichprozen-
tigen Änderung des Quotienten — kenntlich machen.
5. Versuchsresultate. Die folgenden beiden Tabellen sind
zwei aus einer größeren Reihe von Beobachtungsserien heraus-
gegriffene. Die Beobachtungen sind angestellt, während fort-
dauernd mit einer Kahlbaum sehen Pumpe langsam evakuiert
wurde. Die Feststellung zweier zusammengehöriger Werte von y
und erfolgte mittels bequemer Kontaktanordnungen so schnell,
daß eine Änderung in den Entladungsverhältnissen inzwischen
nicht eintrat. Die Messungen der letzten Horizontalreihe bei
wieder niedrigem Entladungspotential sind zur Kontrolle aus-
geführt, nachdem das Rohr von der Pumpe abgesperrt und durch
längeres Hindurchfließen des kräftigen Entladungsstromes wieder
der Druck im Rohr etwas gestiegen war. Die erste Vertikalreihe
zeigt das beobachtete Entladungspotential, es folgen z und y, -,
Nr. 13.]
H. Starke.
247
z ist die magnetische Ablenkung bei einem Spulenstrom von
3 Amp., y die elektrische Ablenkung bei 265 bezw. 279 Volt Po-
tentialdifferenz. Die sechste Kolumne gibt die Werte für -, be-
rechnet mit Hilfe von — unter Annahme des von S. Simon ce-
y
fundenen Wertes 1,87 für die Geschwindigkeit q = 0,6. 10^® cm
(Entladungspotential etwa 9500 Volt).
In der siebenten Vertikalreihe sind die Geschwindigkeitswerte
angegeben, berechnet aus der Proportionalität mit dem Quotienten
^ , indem für 9300 Volt (in Tabelle II 9500 Volt) Entladungs-
potential q = 0,6.10^^ gesetzt wurde. Die letzten drei Vertikal-
reihen zeigen den Vergleich der Resultate mit der AßRAHAMschen
Theorie, erst die aus q berechneten Größen ß und ^(/5) und end-
lich die Werte von - , wie sie sich unter Annahme der Beziehung
-^(/J) = const = [-?('(/3)l = 1,87. 1,355 = 0,253 ergeben
(vgl Tabelle auf S. 243).
I. {J=S Amp., V= 265 Volt.)
Beob.
tladepot.
Volt
e
y
y
z^
y
-10-7
2.10-10
ß
H?)
JlO^eV
« 1
5800
34
35,5
0,96
32,6
1,91
0,48
0,16
1,349
1,88
6500
32
32
1
32,0
1,87
0,50
0,17 : 1,350
1,88
9800
26,5
22
1,20
32,0
1,87
0,60
0,20
1,355
1,87
10000
25,5
20
1,276
32,5
1,90
0,63
0,21
1,358
1,87
15000
20,6
13*
1,58
32,4
1,89
0,79
0,26
1,368
1,85
17000
19,5*
12*
1,63
31,8
1,86
0,81
0,27
1,874
1,84
26 600
16*
8,25*
1,94
31,2
1,82
0,97
0,32
1,393
1,82
36000
13,5*
6,0*
2,25
30,4
1,78
1,12
0,37
1,416
1,79
6000
34
„
0,95
32,0
1,87
0,47
0,16
1,349
1,88
* Siehe Anmerkung auf folgender Seite.
248 Verhdl. d. Deatoohen Physik. GeseUsch. vom 26. Juni 1908. [Nr. 13.
11. (J=3Amp. F= 279 Volt)
^
•
Beob.
Entlade;
Volt.
z
y
z
V
z^
y
ll0-7
u
5.10-10
ß
Hß)
^^»-.
7 400
33
31,5
1,05
34,5
1,85
0,52
0,17
1,350
1,88
8 300
31
27,5
1,13
35,0
1,88
0,56
0,19
1,354
1,87
9 500
29
24
1,21
34,9
1,87
0,60
0,20
1,855
1,87
12 000
26
19.3
1,85
35,0
1,88
0,67
0,22
1,360
1,86
21000
19,5
11,2*
1,74
34,0
1,82
0,86
0,29
1,880
1,83
24 000
18,6*
10,2*
1,81
33,6
1,80
0,90
0,30
1,384
1,83
30000
16,2*
8,0*
2,02
82,9
1,76
1,00
0,33
1,400
1,81
36000
14,5*
6,5*
2,23
32,5
li74
1,10
0,37
1,416
1,79
38000
14,0*
6,0*
2,33
82,8
1,75
1,15
0,38
1,421
1,78
8400
31
27,5
1,13
35,0
1.88
0,56
0,19
1,854
1,87
Die mit * bezeichneten y Bind aus der mit doppelter Spannung be-
obachteten doppelten Ablenkung durch Division mit 2 erhalten; ebenso die
mit * bezeichneten z aus angenähert doppelten mit größerem Spulenstrom
beobachteten Ablenkungen durch Reduktion auf den Spulenstrom 3 Amp.
Die durchweg etwas größeren magnetischen Ablenkungen in Tabelle 11
trotz gleichen Spulenstroms erklären sich durch etwas andere Lage der
Spulen.
Die Tabellen zeigen, daß in dem bisher untersuchten Inter-
vall bis etwa 15000 Volt Entladungspotential - keine beobacht-
bare Änderung aufweist. Bei dem höchsten Entladungspotential,
bei welchem noch gute Beobachtungen möglich waren, ist - da-
gegen bereits um etwa 5 Proz. kleiner. Es ist dies eine
Änderung, welche der AßRAHAMschen Formel und der An-
nahme rein elektrodynamischer Masse der Elektronen
entspricht.
6. Fehlergröße. Die Genauigkeit der Resultate läßt sich,
da jede Ablenkung sehr oft gemessen und der Mittelwert ge-
nommen wurde, nicht recht angeben. Die Ablesungsgenauig-
keit betrug bei beiden Ablenkungsarten etwa Vi Skalenteil;
Nr. 13.] H. Starke. 249
bei einer Ablenkung von 25 mm also 1 Proz. Das Quadrat der
Ablenkung ist daher auf 2 Proz. bestimmt; im Quotienten — ist
daher bei 25 mm ungefährer Größe der Ablenkungen durch Ab-
lesefehler im ungünstigsten Fall 3 Proz. Fehler möglich. Durch
Multiplikation der Beobachtungen wird dieser Fehler viel geringer.
Ungleichartigkeiten im Fluoreszenzschirm, z. B. verschiedene Dicke
des aufgetragenen wolframsauren Kalkes, machen an einigen Stellen
die Ablesung um ein unbedeutendes ungenauer. Bei hohen Ver-
dünnungen tritt leicht ein geringes Hinundherwand'ern des Fleckes
ein, welches bis zu einem halben Skalenteil betragen kann. Es ist
dies durch Ungleichartigkeiten in der Entladung verursacht. In
solchen Fällen gemachte Ablesungen wurden nie zur Berechnung
benutzt, sondern nur ganz einwandfreie, bei welchen der Fluore-
szenzfleck absolut still stand. Wenn ich den Fehler in der rela-
tiven —-Bestimmung auf 2 Proz. veranschlage, so ist dies eher
zu hoch als zu tief gegrifFen. Die Zahlen der Tabellen zeigen
auch etwa diese Ungenauigkeit.
Von allergrößtem Interesse wäre es, die Untersuchung auf
höhere Entladungspotentiale auszudehnen. Trotz vieler Bemühungen
mit verschieden geformten Entladungsröhren (Kathoden, Elektroden-
distanzen und Rohrweiten verschiedenster Größe) ist es mir in-
dessen nicht gelungen, bei höheren Potentialen als den angegebenen
kontinuierliche Entladungen zu erhalten. Bei etwa 40000 Volt
fing unter allen Verhältnissen die Entladung zu flimmern an.
Dies erfolgt schon viel eher, falls nicht sorgfältig Spitzen-
ausströmungen aus der Spannungsleitung, am besten durch Um-
geben derselben mit Glasrohr oder Gummischlauch, vermieden
werden.
Diskontinuierliche Entladungen sind für Messungen nicht
brauchbar, weil wegen des oszillatorischen Charakters derselben
keine Erdleitung ihren Zweck, den geerdeten Leiter auf Potential
Null zu halten, erfüllt; selbst wenn die Erdleitung aus breitem
Kupferband, welches an die Wasserleitung gelegt ist, besteht
kann man doch aus ihr kleine Fünkchen ziehen. Da die für
250 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 26. Juni 1903. [Nr. 13.
elektrostatische Ablenkung benutzten Spannungen nur 200 bis
300 Volt betragen, so ist ersichtlich, wie derartige Ladungen
störend wirken müssen. Wegen eben dieser Störungen ist es mir
auch nicht gelungen, Induktor- oder Teslaentladungen mit Erfolg
für die Versuche anzuwenden, mit deren Hilfe man ja leicht zu
sehr hohen Entladungspotentialen gelangen kann.
Berlin, Physikalisches Institut der Universität.
251
Bemerkungen zu den Vorschlägen des vdssenschaft-
liehen Ausschusses der JDeutschen Physikalischen
Gesellschaft filr einheitliche Bezeichnungen;
von F. Neesen.
(Yorgetragen in der Sitzung vom 26. Juni 1903.)
(Vgl. oben S. 234.)
Etwa vor einem Jahre konnte ich der Gesellschaft Vorschläge
mitteilen, welche von einer Kommission des Elektrotechnischen
Vereins für einheitliche Bezeichnungen gemacht wurden i). In-
zwischen sind nun auch die auf der Naturforscherversammlung in
Karlsbad von unserem wissenschaftlichen Ausschusse empfohlenen
Benennungen und Leitsätze erschienen, so daß diese wichtige Frage
einigermaßen in Fluß gekommen ist.
Auf die von elektrotechnischer Seite gemachten Anregungen ist
eine große Zahl von Äußerungen eingegangen, deren Zusammen-
stellung sich in Bearbeitung befindet. Fast durchweg erklären
sich diese (herrührend von Einzelpersonen und Korporationen)
einstimmig mit dem Bestreben, die Bezeichnungen zu regeln,
einverstanden, so daß trotz der vielen Abweichungen in. Einzel-
heiten die Hoffnung Berechtigung hat, daß ein positives Resultat
erzielt wird.
Ich halte es für sehr zweckmäßig, daß zunächst von ver-
schiedenen Seiten getrennt die Frage angefaßt wird und bestimmte
Vorschläge gemacht sind. Später, wenn erst eine Klärung der
Ansichten unter den engeren Fachgenossen eingetreten ist, wird
es allerdings nach meiner Auffassung nicht allein zweckmäßig,
sondern sogar notwendig sein, in gemeinsamer Beratung alle ver-
wandten Kreise zu vereinen.
Die beiden vorliegenden neueren Vorschläge stimmen in
vielen Einzelheiten überein; allerdings scheint ein prinzipieller
Gegensatz darin zu bestehen, daß die Vorschläge des elektrotech-
nischen Ausschusses von bestimmten Grundgedanken ausgehen.
») Diese Verhandl. 5, 68, 1903.
252 Verhdl. d. Deutschen Physik. GeselUch. vom 26. Juni 1903. [Nr. 13.
während in den Erläuterungen zu den Karlsbader Vorschlägen
systematische Festsetzungen abgelehnt werden. Indessen dürfte
dieser Punkt keine großen Schwierigkeiten bei Erzielung einer
Verständigung ergeben, da von elektrotechnischer Seite wohl
kaum auf einer strikten Durchführung der systematischen Be-
nennung bestanden wird und andererseits zugegeben werden kann,
daß die Aufstellung bestimmter Gesichtspunkte, nach denen in
der Hauptsache verfahren werden soll, nur Nutzen gewähren kann.
Es findet sich im Leitsatz Nr. 10 der Karlsbader Vorschläge selbst
ein solcher allgemeiner Gesichtspunkt
Bei den Abwägungen der Gründe für und wider eine Be-
zeichnung macht vor allem Schwierigkeit die Feststellung dessen,
wofür der bisherige Gebrauch spricht. Es ist ja ein durchaus
berechtigter Standpunkt, an dem, was im langjährigen Gebrauch
geheiligt ist, nicht zu rütteln, und so wird auch in der Mehrzahl
der Äußerungen zu elektrotechnischen Vorschlägen gefordert, daß
die bisher in der Technik gebräuchlichen Bezeichnungen unter allen
Umständen beibehalten werden müssen. Da ist nun eine Zu-
sammenstellung sehr lehrreich, welche vom Verein Deutscher In-
genieure veranlaßt ist Für etwa 200 Größen sind die in den
gebräuchlichsten Lehrbüchern der technischen Mechanik benutzten
Bezeichnungen aufgesucht Bei etwa sechs, wie Wirkungsgrad,
Erdbeschleunigung, Geschwindigkeit, ergab sich Übereinstimmung,
bei deii übrigen, darunter die Begriffe Kraft und Arbeit, herrscht
die größte Mannigfaltigkeit. Wie soll nun hier entschieden werden,
was althergebrachter Gebrauch ist!
Ich darf vielleicht noch aus den erwähnten Äußerungen
hervorheben, daß sich darin ziemlich häufig eine merkwürdige
Abneigung gegen den Gebrauch unserer deutschen Buchstaben
ausspricht, und zwar mit der Begründung, daß die Benutzung
derselben eine internationale Verständigung ausschließe. Diesen
Grund halte ich nicht für stichhaltig. Denn schon jetzt ver-
wenden ausländische Autoren, z, B. Duhem, deutsche Zeichen.
Die Kenntnis derselben können wir doch mindestens mit dem-
selben Recht voi-aussetzen, wie die der griechischen Buchstaben,
namentlich in Anbetracht der Bestrebungen, das Griechische mehr
und mehr aus dem Unterrichte zu entfernen.
Weitere Einwendungen, für welche internationale Erwägungen
Nr. 18.] F. Neesen. 253
maßgebend sind, beziehen sich auf die Beibehaltung yod w für
Widerstand. Hiermit komme ich auch auf Einzelheiten der
Karlsbader Beschlüsse. Bekanntlich wird meistens in ausländi-
schen Veröffentlichungen hierfür r gesetzt. Ich habe den Ein-
druck, als wenn man in Bezug auf diesen Punkt schließlich nach-
geben könnte, um eine allgemeinere Regelung zu ermöglichen.
doch halte ich es zunächst für besser, an unserem w festzuhalten.
Anders für die Bezeichnung der Fläche und Geschwindigkeit,
für welche die Vorschläge / resp. w, q allerdings erst in Liste II
setzen.
Nimmt man für Fläche, entsprechend einem in der Technik
und im Auslande meist gepflogenen Gebrauch, das Zeichen S, so
wird das Zeichen / wieder frei für Kraft, was ich dem Gebrauch
von F vorziehen möchte, da für die Kraft auf die Flächeneinheit
auch ein kleiner Buchstabe {p) gewählt ist und weiter die Kraft
meistens mit Größen in Verbindung gebracht wird, die mit kleinen
Buchstaben bezeichnet werden.
Der Buchstabe v ist von Alters her für Geschwindigkeit benutzt,
nach Liste I soll er für Volumen gelten; indessen kann V hierfür
ebensogut gesetzt werden.
Ich vermisse in den Karlsbader Beschlüssen eine Wahl für
die Fundamentalgröße, Beschleunigung; soweit ich übersehe, wird
dafür meistens c gesetzt
Nicht glücklich erscheint mir die Festlegung des Wortes
Schwingungszahl nach Nr. 18. Bisher wurde wohl allgemein unter
Schwingungszahl die Zahl der Schwingungen in einer Sekunde
und nicht in 2 ä Sekunden verstanden. Ich glaube nicht, daß man
sich im Gegensatz hierzu daran gewöhnen wird, die Schwingungs-
zahl eines Tones, bei welchem der Ton 100 Schwingungen in der
Sekunde macht, mit einer inkommensurablen Größe 15,92 zu be-
zeichnen. Was nach Nr. 18 bezeichnet werden soll, würde zweck-
mäßiger Periodenzahl genannt werden.
In Bezug auf den Begriff Temperatur scheinen die Karlsbader
Vorschläge der Festsetzung eines Zeichens für die gewöhnliche
Temperatur aus dem Wege gegangen zu sein wegen der Kollision
mit dem Zeitzeichen. Der letztere Umstand spricht meines Er-
achtens sehr für Annahme der viel in englischen Werken benutzten
Benennungen d* und 6, wenn man nicht daran denkt, überhaupt
254 Verhdl. d. Deutschen Physik. Geßellsoh. vom 26. Juni 1903. [Nr. 13.
allgemein an Stelle der gewöhnlichen Celsius -Skala die absolute
einzuführen.
Von den im Abschnitt III gegebenen Leitsätzen befdaure ich
den dritten. Es ist ja ein alter Streit um das Wort Gewicht.
Die Entscheidung zu Gunsten: „Gewicht als Kraft" wird wohl mit
Rücksicht auf den Gebrauch in der Technik gefallen sein. Der
Technik gegenüber stehen aber andere, für den Physiker ebenso
wichtige und umfassendere Gebiete. Da ist vor allem die Chemie
und das tägliche Leben. Bekanntlich steht auch die gesetzliche
Bestimmung in unserem Maß- und Gewichtsgesetz dieser Benutzung
des Wortes Gewicht entgegen. Wir müßten also erwarten, daß,
um die jetzt vorkommenden Konfusionen aufhören zu lassen, der
Chemiker nicht mehr von Gewichten spricht und Gewichtsmengen
ermittelt, da ebenso das tägliche Leben beim Tausch von Waren nur
nach Massen rechnet, nicht nach Gewichten, schließlich die ge*
setzlichen Bestimmungen geändert werden. Ich glaube nicht, daß
dieses zu erreichen ist, wenigstens nicht, solange wir das Instru-
ment zur Bestimmung der Masse Wage nennen. Was mit der
Wage bestimmt wird, wird man auch fernerhin Gewicht nennen.
Sehr lehrreich ist für mich in Bezug auf diesen Punkt eine
wiederholte Erfahrung, die ich bei praktischen Übungen über das
Trägheitsmoment gemacht habe. Auf Grund der Festsetzung:
Masse ist Gewicht durch Erdbeschleunigung wurden bei Ermitte-
lung des Trägheitsmomentes fast durchweg die mit der Wage er-
mittelten Massen erst mit g dividiert in Rechnung gestellt.
Mir scheint es das beste, das Wort Gewicht überhaupt nicht
in physikalischen Veröffentlichungen zu gebrauchen. Wir haben
doch für das, was nach Satz 3 bezeichnet werden soll, ein voll-
kommen erschöpfendes Wort in „Schwere". Mit dieser Bezeich-
nung vermeidet man wenigstens einen Widerspruch mit einem
nicht auszumerzenden Gebrauche.
Verlag von Friedr. Vieweg & Sohn in Braunschweig.
Neu erschienen:
Vorlesungen
über
Experimentalphysik
August Kundt,
weiland Professor an der Univerj<ität Berlin,
herausgegeben von
Karl Scheel.
Mit dem Bildnis Kundts, 534 Abbildungen und einer farbigen
Spei^traltafel.
gr. 8. Preis geh. 16 M., geb. 17 M.
Die Vorlesungen Kundts verdanken ihre Veröffentlichung dem viel-
fach ausgesprochenen Wunsche früherer Schüler des großen Experimen-
tators , die Vorlesungen nicht der Vergessenheit anheimfallen zu lassen.
Der Umstand, daß das Manuskript ein einheitliches Ganzes darbot,
mußte jeden Versuch zurückweisen, durch Einfügung neuer Kapitel
die Fortschritte der Wissenschaft im letzten Jahrzent zu berücksichtigen
und dadurch die Vorlesungen zu einem Lehrbuch der Physik auszu-
gestalten, um so mehr, als dieselben hierdurch sehr an ihrer Originalität
eingebüßt haben würden.
Kundts Vorlesungen geben ein Bild des klassischen Bestandteils
der physikalischen Wissenschaft und sind vermöge der überaus anschau-
lichen tmd leicht verständlichen Sprache so recht geeignet, nicht nur
dem Studierenden der Physik als Leitfaden neben den gehörten
Vorlesungen zu dienen, sondern auch dem Schüler die Einführung
in die physikalischen Erscheinungen zu erleichtem. Vor allem wird
aber auch derjenige, welcher mit den Lehren der Physik vollkommen
vertraut ist, sich der eleganten und originellen Darstellung der ihm
bekannten Tatsachen stets aufs neue freuen.
Zn beliehen durch alle Bnchhandltingen.
€Xeybol(l'$ nacMolger
Cöln a. Rbein
jVIechanidche und optldche Werkstätten.
Rene Scbn^ungmascMne mit Electromolor
zum Hnschluss an eine Starkstromleitung.
Mit dem Hpparat lassen ei* sHmtUd^c Versuche bequem
anstdlen. Die Hbbildutig zeigt die Cetitrifygalmasd>in< in
Verbindung mit dem Hpparat nad) 8lotte zur Bestimmung
des med^antsd^en ^ärmeäqulvalentes«
Preisliste über Neue Hpparate und Versuche auf Verlangen.
1903 Heft 14
i
Berichte
der
DentscheB Physikalls«]«« Clesellsehaft
enthaltend
YerhandlHngen
der Deutschen Physikalischen Gesellschaft
im Auftrage der Gesellschaft herausgegeben
Karl Seheel
nnd
Halbmonntliehes Liter atttryerzeichnis
der „Fortschritte der Physik", dargestellt von der
Deutschen Physikalischen Gesellschaft
redigiert von
Karl Seheel Richard Assmann
Beine Physik Koimische Physik
Braunsehweig
Druek
und
Verlag von Friedrich Vieweg
1903
und Sohn
MonnUUck zwei Nummern. — Äbonnementspreis pro Jahrgang S Mark. — Zu beziehen
durch äüe BuchhcmdLungen und FostanstaUen (Postzeitungsliste Nr. 1042 a)
Inhalt.
Seit«
L Yerhaadltmgen der Deutschen FliysikaliBohen Gesellflohaft.
A. Wehnelt, Über Eathodenstrablen an glühenden Kathoden.
(Vorläufige Mitteilung.) 255
A. Wehnelt, Über eine Röntgenröhre mit yeränderlichem Härte-
grad 259
2. HalbmonatliolieB IdteratnrvenelohniB der Fortschritte der
Physik.
I. Allgemeine Physik 225
n. Akuatik 227
in. Physikalische Chemie 228
lY. Elektrizität und Magnetismus 231
Y. Optik des gesamten Spektrums 234
VI. Wärme 287
Vn. Kosmische Physik 239
A^nkündiffung.
Den Abonnenten der „Fortacbritte der Physik" können wir die erjreu-
Uche Mitteilung' machen, da/s nach langen Vorbereitungen im Anscklu/s an
das im Jahre i8^ im Verlage von Georg Reimer in Berlin erschienene
Oenen!' Register mu den „Fortschritten der Physik**, Band XXI (i86s)
bis XLIII (i8^)t das in Anlage und Ausführung übereinstimmend mit
diesem Registerbande bearbeitete
Namen "Register nebst Sach^Ergänzuttgsregister zu den
„Fortschritten der Physik", Band XLIV (i888) bis Uli
(i8g7)y unter Mitwirkung von Dr. E, Schwalbe bearbeitet
von JDr, 6r. Schwalbe,
sur Ausgabe gelangt ist.
Nach einer Einleitung^ welche dasu dient, den Gebrauch des Werkes
SU erleichtem, wird eine Übersicht über den Umfang der Bände, sowie über
die Redakteure und Referenten , welche während der Jahre t88S bis iSpy
tätig waren, gegeben. Der Hauptteil selbst verfällt in swei Teile: Das
Namenregister, in welchem sämtliche in den sehn Jahrgängen der „Fort-
schritte** erwähnten nicht anonymen Titel in alphabetischer Reihenfolge der
Autorennamen sich vorfinden, und das Saclt'Brgäazuttgsregiater, in wel-
chem die anonymen Titel in sachlicher Weise geordnet sind. Wie aus der Ein-
leitung sich ergibt^ ist durch umfassende Vergleiche für die Richtigkeit der
einseinen Titel nach Möglichkeit gesorgt worden. Ebenso ist dem Bedürfnis
nach Vollständigkeit in weitestem Mafse Rechnung getragen.
Für alle, welche auf den Gebrauch der „Fortschritte'* in ihren wissen-
schaftlichen Untersuchungen angewiesen sind, dürfte das vorliegende Re-
gister au einem wichtigen, wenn nicht unentbehrlichen Nachschlagewerk
werden. Auch für Bibliotheken, welche die „Fortaciiritte der Pliysik**
halten, erscheint dasselbe als notwendige Ergänaung su denselben.
Der Preis des stattlichen Bandes beträgt M. öo. — , worauf den Mit-
gliedem der Deutschen Physikalischen Gesellschaft die bekannte Ermdfsigung
gewährt wird.
Die Veriagsbuchtiandlung Friedr. Vieweg & Solta
in Braunsciiweig,
Verhandlungen
der
Deutschen Physikalischen Gesellschaft
Im Auftrage der Gesellschaft herausgegeben
von
Karl Sckeel
& Jalurg. 80. JnU 1908. Nr« 14.
über Kathodenstrahlen an glühenden Kathoden;
von A. Wehnelt
(Vorläufige Mitteilung.)
Gelegentlich von Untersuchungen über das Leuchten sehr
heißer Gase hatte Herr Professor E. Wiedemann gefunden, daß
Ton hellglühenden Kathoden bei sehr kleinen Potential-
differenzen helle blaue Kathodenstrahlen ausgehen, so
daß also sehr heiße Gase eine Lichtemission besitzen.
Diese eigenartigen Kathodenstrahlen traten meist nur an
einem, selten an zwei oder mehr Punkten eines hellglühenden
Platin- oder Platiniridiumdrahtes als ganz feiner, dünner, scharf
begrenzter Strahl auf, der auf Strecken von mehreren Zenti-
metern Länge zu sehen war und bei tiefen Drucken dort, wo
er die Glaswand traf, helle Fluoreszenz erregte. Die Ausgangs-
stelle der Strahlen schien in nichts von der übrigen Oberfläche
des Drahtes verschieden zu sein. Je tiefer der Druck, desto
glänzender waren die Strahlen; sie erwiesen sich als magnetisch
leicht ablenkbar; ihre Geschwindigkeit konnte daher nicht sehr
groß sein. Das Eigentümlichste an ihnen war, daß sie trotz
eines sehr niedrigen Kathodenfalls eine sehr große Helligkeit
besaßen.
256 Verhdl. d. Deutsohen Physik. GesellBoh. vom 26. Joni 1908. [Nr. 14.
Einer eingehenderen Untersuchung schienen diese Strahlen
leider nicht zugänglich, da sie nicht an jedem Platindraht auf-
traten und auch dann nach kurzer Zeit wieder verschwanden.
Ich habe nun die Bedingungen für das Auftreten dieser
Strahlen untersucht und gefunden, daß sie sich unter geeigneten
Yersuchsbedingungen stets wieder gewinnen lassen.
Während bisher nur unter Anwendung hoher Potential-
differenzen der Messung zugängliche sichtbare Kathodenstrahlen
erzeugt werden konnten, sich die Messung der Geschwindigkeit,
des Verhältnisses Ton Ladung der Masse und der Energie also
nur auf Strahlen von relativ großen Geschwindigkeiten erstreckte,
so boten die Strahlen an hellglühenden Kathoden eine Gelegenheit,
unsere Kenntnis der eben angegebenen Größen bis zu sehr kleinen
Kathodenstrahlgeschwindigkeiten zu erweitem.
Ich habe nun Messungen der Geschwindigkeit und des Ver-
hältnisses von Ladung zur Masse für die neuen KsLthoden-
strahlen angestellt und gebe hier kurz die bisher erhaltenen
Resultate:
1. Die magnetische Ablenkbarkeit der Strahlen wächst
a) bei konstanter Temperatur der Kathode mit steigendem
Druck;
b) bei konstantem Druck mit steigender Temperatur der
Kathode.
2. Die Kathodenstrahlen treten auf bei Rotglut und hören
bei Weißglut auf, als scharf begrenztes Bündel zu existieren.
3. Mit Zunahme der Temperatur sinkt der Kathodenfall von
einigen hundert Volt bis auf einige Volt herab. (Bei nur 5 Volt
Kathodenfall ist noch ein ziemlich scharf begrenztes kurzes
Strahlenbündel sichtbar.)
4. Das Verhältnis von Ladung zur Masse, bestimmt aus
Messungen des Kathodenfalles und der magnetischen Ablenkbar-
keit, ist von derselben Größenordnung, wie bei den durch hohe
Potentiale erzeugten Kathodenstrahlen. Die Geschwindigkeiten
sind, wie zu erwarten war, sehr klein.
Folgende Tabelle gibt für nahezu konstanten Druck die
für verschiedene Potentialdifferenzen (F = Kathodenfall) ge-
Nr. 14.] A. Wehnelt. 257
messenen Geschwindigkeiten (v) und das Verhältnis von Ladung
zur Masse (-):
Druck
in mm
Hg
KathodenfaU
(V) in Volt
Geschwindig-
keit
(v) in ocm
Lt
1
Bemerkungen
über die Temperatur
0,028
8,5
0,016.10»«
1,4.10'
Helle Weißglut
0,022
30,0
0,020
1,34
V
0,023
85,0
0,066
1,81 1
0.027
161,0
0,068
1,37 i
Temperatur langsam
0,025
171,0
0,070
1,42
abnehmend bis zur
0,020
192,0
0,075
1.45 i
Rotglut
0,022
242,0
0,082
1,37
0,020
842,0
0,107
1,67
Die Werte von — liegen zwischen dem Werte von S. Simon i)
{— = 1,865. 107^ und denen von Lenard «) f— = 1,16. loA. Die
Werte sind nur als vorläufige, erhalten aus wenigen orientierenden
Messungen, zu betrachten.
Während Ph. Lenard s) bei Strahlen, deren Geschwindigkeit
noch höher gewesen ist, als die der obigen, keine Phosphoreszenz
und eine ziemlich starke Diffusion beobachtete, ist hier die erstere
sehr groß, die letztere klein. Es beruht dies wohl darauf, daß
die Intensität der Strahlen, gemessen durch die pro Sekunde durch
den Querschnitt bewegte Elektrizitätsmenge, bei meinen Versuchen
viel größer ist
Das Auftreten der Strahlen bei den hohen Temperaturen er-
klärt sich vielleicht aus den von 0. W. Richardson *) entwickelten
») S. Simon, Wied. Ann. 69, 589, 1899.
«) Ph. Lbnard, Ann. d. Phys. (4) 2, 368, 1900.
») 1. 0.
*) 0. W. RiCHAEDsoN, Cambridge Proc. (2) 11, 286-295, 1902 (Referat
Beibl. 26, 801, 1902).
258 Verhdl. d. DeuUchen Physik. Gesellsöh. vom 26. Juni 1908. [Nr. 14.
Anschauungen zusammen mit der Tatsache, daß die von der
glühenden Kathode selbst ausgehenden ultravioletten Strahlen die
Erscheinung bedingen. Der sehr kleine Kathodenfall beruht wohl
auf der Ionisierung durch die Kathodenstrahlen selbst
Mit der weiteren Untersuchung der neuen Strahlen bin ich
beschäftigt und werde später darüber eingehender berichten.
Erlangen, Physik. Institut der Univ., Juli 1903.
25Ö
tJber eine Röntgenröhre
mit veränderUchem Härtegrad^);
von A. Wehnelt.
Den Härtegrad einer Röntgenröhre beurteilt man gewöhnlich
nach der Größe des Entladungspotentiales , wobei man dasselbe
in Ermangelung absoluter Werte durch die Funkenlänge zwischen
einer Spitze als positivem und einer Platte als negativem Pol
ausdrückt.
In einer früheren Arbeit*) habe ich gezeigt, daß das Ent-
ladungspotential eines Entladungsrohres nicht nur vom Drucke
und dem Abstände der Elektrode, sondern auch in hohem Maße
von der Lage der Kathode in bezug auf die Glaswände des Rohres
abhängt
Befindet sich z. B. eine Kathode K (Fig. 1 a) das eine Mal
frei in einem kugelförmigen Entladungsrohr, das andere Mal
unter sonst gleichen Bedingungen ^ia, i.
in einem sie eng umschließenden ^ — ^^ /^""^
Glasrohr B (Fig. 1 b), so ist im ^ A \a k/^ \ ^
zweiten Falle das Entladungs- "^ y \J~ y
Potential wesentlich höher. a b
Ordnet man das Glasrohr ^
mechanisch verschiebbar an, so Fig. 2. /^'""^<!^
ist man imstande, das Entladungs-
Potential einer solchen Röhre ohne K Qc^-:^-
Änderung des Vakuums innerhalb
weiter Grenzen zu verändern.
Diese Tatsache hat auf meine Anregung Herr Ingenieur
E. Berger für die Regulierung des Härtegrades von Röntgen-
röhren verwendet.
Fig. 2 zeigt das von ihm konstruierte Röntgenröhre). Das-
selbe xmterscheidet sich von den bekannten Röhren durch die
^-AK
^) Auszug aus einer demnächst erscheinenden ausführlichen Mitteilung.
•) A. Wbhnblt, Wied. Ann. 65, 520 u. 535, 1898.
•) Das Rohr wird von der Firma Rbinigeb, Gbbbeet u. Schall, Er-
langen, in den Handel gebracht.
260 Verhdl. d. Deutechen Physik. Gesellsoh. vom 26. Jani 1903. [Nr. 14.
Anbringung eines über die Kathode schiebbaren Rohres R. Der
Durchmesser von R ist nur wenig größer als der der Kathode.
Nach hinten läuft dasselbe in ein engeres Rohr 8 aus, welches
auf dem den Kathodenstiel umhüllenden Glasrohr gleitet
Durch Neigen des Rohres und sanftes Klopfen an dem Kathoden-
hals läßt sich das Rohr R vor- und rückwärts bewegen, so daß
die Kathode entweder ganz frei oder mehr oder weniger vom
Rohr bedeckt ist.
Die zum Betriebe des Rohres notwendige Funkenlänge kann
mit Hilfe dieser einfachen Vorrichtung je nach dem Evakuations-
grade um das doppelte bis achtfache geändert werden. Ein und
dasselbe Rohr kann daher ohne Änderung des Vakuums zur
Durchleuchtung dünner wie auch dicker Körperteile verwendet
werden.
Erlangen, Physik. Institut, Juli 1903.
Verlag von Friedr. Vieweg & Sohn in Braunschweig.
Nea ersohienen:
Vorlesungen
über
Experimentalphysik
von
Augrust Kundt,
weiland Professor an der Universität Berlin,
herausgegeben von
Karl Scheel.
Mit dem Bildnis Kundts, 534 Abbildungen und einer farbigen
Spektraüafel.
gr. 8. Preis geh. 16 M., geb. 17 M.
Die Vorlesungen Kundts verdanken ihre Veröffentlichung dem viel-
fach ausgesprochenen Wunsche früherer Schüler des großen Experimen-
tators, die Vorlesungen nicht der Vergessenheit anheimfallen zu lassen.
Der Umstand, daß das Manuskript ein einheitliches Ganzes darhot,
mußte jeden Versuch zurückweisen, durch Einfügung neuer Kapitel
die Fortschritte der "Wissenschaft im letzten Jahrzent zu berücksichtigen
und dadurch die Vorlesungen zu einem Lehrbuch der Physik auszu-
gestalten, um so mehr, als dieselben hierdurch sehr an ihrer Originalität
eingebüßt haben würden.
Kundts Vorlesungen geben ein Bild des klassischen Bestandteils
der physikalischen Wissenschaft und sind vermöge der überaus anschau-
lichen und leicht verständlichen Sprache so recht geeignet, nicht nur
dem Studierenden der Physik als Leitfaden neben den gehörten
Vorlesungen zu dienen, sondern auch dem Schüler die Einführung
in die phy«i Italischen Erscheinungen zu erleichtern. Vor allem wird
aber auch derjenige, welclier mit den Lehren der Physik vollkommen
vertraut ist, sich der eleganten und originellen Darstellung der ilnn
bekannten Tatsachen stets aufs neue freuen.
Zn beziehen durch alle Bachhandlangen.
€Xeybol(l $ ßacbfolaer
Cöln a. Rhein
jMechaniscbc und optische Werkstätten*
neue $cbwtitidiiia$cl)lii^ mit ElectroiMor
zum Hnschluss an eine Starkstromleitung«
Mtt dem Hpparat bsecn steh eämtHcbc Tcreud^e bequem
anetellen* Die Hbbildung zeigt die Ceiitrifugalma6d){n< in
Verbindung mit dem Hpparat nadi 81otte zur Bestimmung
des mechanischen ^ärmeäquivatentes*
i«VF99999^^|ipWV^WIV^
Preisliste über ]^eue Hpparate und Versuche auf Verlaiigtn«
1903 Heft 15
< 11 I I >■■■■■ I. II« ■ III I • ,
Berichte
der
Deutschen Pbysikaliscben CJesellschaft
enthaltend
Yerhandlungen
der Deutschen Physikalischen Gesellschaft
im Auftrage der Gesellschaft herausgegeben
von
Karl Scheel
und
Halbmonatliches Literatiirverzeichiiis
der „Fortschritte der Physik", dargestellt von der
Deutschen Physikalischen Gesellschaft
redigiert von
Karl Scheel Richard Assmaiin
Keine Physik Kosmische Physik
Braunschweig
Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn
1903
ManatUch zwei Nummern. — Ähonnementspreis pro Jahrgavg 8 Mark, — Zu beziehen
durch äüe Buckhandlungen und PostanstaUen (Postzeitungsliste Xr, 1042 a)
Inhalt.
S«ito
Verhandlungren der Deutsolien Physikaliflohen Gtosellsohaft.
F. Kohlrausch, Beobachtangen an Becqaerelstrahlen und
Wasser. (Mitgeteilt in def Sitzung vom 8. Mai 1903.) ... 261
E. Gehrcke, Über die Elekircrlyse der Scbwefelsäure bei ^ofser
Stromdichte. (Vorgetragen in der Sitzung vom 26. Juni 1903.) 263
Sur les oscUloffraphes. Aus einem Briefe des Hen*n Prof.
A. Blonde! in Paris an die Redaktion i ... 267
A. Wehnelt, Bemerkung zur Mitteilung des Herrn Prof.
A. Blondel „Sur les osoillograplies" *. . . 268
StklbmotuBlAiahftB Iäil«Mtttr#erBelQ3müi d«r VortafttniHe dev
I. Allgemeind Physik 245
n. Akustik .248
in. Physikalisohe Chemie 248
IV. Elektrizität und Magnetismus 251
V. Optik des gesamten Spektrums 255
VI. warme 257
Vn. Kosmische Physik 259
^jiJnStiidigriixigr.
Den Abonnenten der „Fortacbrltte der Physik** können wir die erfreu-
liche MUteüung machen , dafs itadk langeH Viprhereiiungen im Anscklu/s an
das im Jahre iSg^ im Verlage von Georg Reimer in Berlin erschienene
Qeneral' Register su den ,J^ortsäbritten der Physik", Band 7CXI (i86s)
bis XLIII O^Jt das in Anlage und Ausführung übereinstimmend mit
diesem Regisierbande bearbeitete
Nameu' Register nebst Sach ' Ergänzungsregister zu den
^^ottBcbHiten 4er P^sik'\ Band XLIV (i888) bis Uli
(i8g7)^ unter Mitwirkung von Dr. £, Schwalbe bearbeitet
von Dr. G. Schwalbe,
sur Ausgabe gelangt ist.
Nach einer Einleitung, welche dasu dient, den Gebrauch des Werkes
SU erleichtem, wird sine übersieht über den Umfang der Bände, sowie über
die Redakteure und Referenten, welche während der Jahre i888 bis tSg^
tätig waren, gegeben. Der Hauptteü selbst serfällt in swei Teile: Das
Namenregister, in welchem sämtliche in den sehn Jahrgängen der „Fort-
schritte^* erwähnten nicht anonymen Titel in alphabetischer Reihenfolge der
Autorennamen sich vorfinden, und das Sacb'BrgMazuagsregister, in wel-
cftem die anonymen Titel in sachlicher Weise geordnet sind. Wie aus der Ein-
leitung sich ergibt^ ist durch umfassende Vergleiche für die Richtigkeit der
einseinen Titel nach Möglichkeit gesorgt worden. Ebenso ist dem Bedürfnis
nach Vollständigkeit in weitestem Mafse Rechnung getragen.
Für alle, welche auf den Gebrauch der „Fortschritte'* tn ihren wissen-
schaftlichen Untersuchunghi angewiesen sind, dürfte das vorliegende Re-
gister SU einem wichtigen, wenn nicht unentbehrliciten Nachschlagewerk
werden. Auch für Bibliotheken, welche die „Fortscltritte der Pltyaiic"
halten, erscheint dasselbe als notwendige Ergänsung su denselben.
Der Preis des stattlichen Bandes beträgt M. 6o. — , worauf den Mit-
gliedern der Deutschen Physikalischen Gesellschaft die bekannte Brmäfsigung
gewährt wird.
Die Veriagsbucliltandiung Friedr, Vieiveg & Solia
in Brauüscbweig.
Verhandlungen
der
Deutschen Physikalischen Gesellschaft
Im Auftrage der Qesetlschaft herausgegeben
von
Karl Scheel
6. Jalirg. 15. Anlast 1908. Hr. 15.
Beobachtungen an Becquerelstrahlen und Wasser;
von F. Kohlrauseh.
(Mitgeteilt in der Sitzung vom 8. Mai 1908.)
(Vgl. oben S. 186.)
Herr Rubens veranlaJite diese Beobachtungen, zu denen ein
dem Physikalischen Institut der Technischen Hochschule gehören-
des Präparat diente.
Ein Gemisch von etwa V2g Radiumbromid mit 2 g Baryum-
bromid in einer flachen Kapsel war mit einem 0,1mm dicken
Aluminiumblech bedeckt; die Strahlen durchsetzten die etwa 18 mm
dicke Wasserschicht eines Widerstandsflaschchens von gebräuch-
licher Form aus Jenaer Thermometerglas 16 mit eingeschliffenem
Thermometer. Die Wanddicke betrug etwa 1mm. Die Platin-
elektroden waren blank Das Fläschchen hatte seit seiner Her-
stellung zwei Jahre lang mit Wasser gestanden; es war zu dem I
Versuch mit etwa 25 ccm destillierten Wassers vollständig gefüllt j
worden. '
Plötzliche Wirkungen der Bestrahlung zeigten sich nicht.
Fortgesetzte Einwirkung ließ aber vermöge sorgfältiger Be-
stimmung des zeitlichen Ganges, den das Leitvermögen alternierend
ohne und mit Bestrahlung zeigte, unzweifelhaft erkennen, daß im
letzteren Falle das Wachstum vermehrt war. Von dem Ausgangs-
262 Verhdl. d. Deutsohen Physik. GeBeUsoh. vom 8. Mai 190S. [Nr. 15.
werte 1,1 . lO-* wuchs in je zwei Tagen das bei 16,00® gemessene
Leitvermögen:
bestrahlt um +0,0265 0,0160 0,0188 0,0118.10-«
nicht bestrahlt um + 0,0069 0,0033 0,0028.10-«.
Das bei der Bestrahlung sich ergebende Mehr beträgt durch-
schnittlich etwa -|- 0,01 . 10—«. Mit der Zeit vermindert es sich.
Die Hinzunahme eines zweiten, von der Gegenseite strahlen-
den Präparates vermehrte den Einfluß erheblich, aber nur zu
Anfang. Nach einigen Tagen schien die Wirkung im Gegenteil
kleiner zu sein.
An einem ähnlichen, schon alten Fläschchen aus etwa IVsmni
dickem Gehlberger Glase, welches alternierend mit dem vorigen
bestrahlt wurde, fand sich eine deutliche Wirkung in demselben
Sinne, aber nur von etwa halbem Betrage. Die Glaswände an
sich bewirkten hier einen stärkeren Gang des Leitvermögens.
Rechnet man das Wachstum des Leitvermögens von 25ccm
Wasser um -|- 0,01 . 10"« in eintretende Ionen von gewöhnlicher
Beweglichkeit um, so kommt als Ordnungszahl ^Aooo^g-
Sicher deuten wird man dieses sehr kleine Leitvermögen nicht
können. Die Bestrahlung könnte erstens direkt im Wasser Ionen
entwickelt haben; ebenso aber kann man die Annahme machen,
daß durch die Strahlen die Auflösung der Glaswand beschleunigt
wurde.
Eine dritte mögliche Annahme, nämlich daß die das Präparat
umgebende Luft etwas aufgenommen habe, etwa Brom, was neben
den eingeschliffenen Stöpseln eingedrungen wäre, ist unwahr-
scheinlich; denn ein Versuch, welchen Herr Grüneisen in der
Weise ausführte, daß ein Luftstrom, der über das Präparat ge-
gangen war, durch Wasser mit Elektroden geleitet wurde *), gab,
auch bei längerem Durchleiten, ein negatives Resultat
Herr Dorn teilt mir mit, daß auch im Physikalischen Institut
Halle Beobachtungen über Becquerelstrahlen und Wasser aus-
geführt worden sind.
') Über die Anordnung vgl. ZS. f. physik. Chem. 42, 195, 1902.
263
Über die Mektrohjse der Schwefelsäure
bei grofser Stromdichte;
von B. Gehrcke.
(Vorgetragen in der Sitzung vom 26. Juni 1903.)
(Vgl. oben S. 284.)
E. Warbürg ^ beobachtete, daß verdünnte Schwefelsäure,
welche durch einen elektrischen Strom in die normalen Produkte
Sauerstoff und Wasserstoff zeraetzt wird, bei höherer Temperatur
Schwefel und Schwefelwasserstoff an der Kathode abscheidet.
Vorher hatte bereits A. Geüther ») gezeigt, daß bei der Elektrolyse
konzentrierter Schwefelsäure neben Wasserstoff noch Schwefel
gebildet wird, und daß dieser Vorgang augenscheinlich yon der
Temperatur stark beeinflußt wird. — Im folgenden mögen einige
Versuche beschrieben werden, welche mit den genannten Er-
scheinungen im Zusammenhang stehen und dieselben von einer
anderen Seite her beleuchten.
Gelegentlich einer Untersuchung des Wasserstoffspektrums
beobachtete ich zufällig, daß der aus verdünnter Schwefelsäure
elektrolytisch dargestellte Wasserstoff nicht ganz rein war, sondern
Spuren von Schwefelwasserstoff beigemengt enthielt Es stellte
sich dann heraus, daß unter gewissen, näher anzugebenden Be-
dingungen aus verdünnter Schwefelsäure auch bei gewöhnlicher
Temperatur der Lösung Schwefelwasserstoff, Schwefel und
schweflige Säure als elektrolytische Produkte (neben Wasserstoff
und Sauerstoff) erhalten werden können. Man beobachtet die
genannte Erscheinung passend mit folgender Versuchsanordnung
(vgl. umstehende Figur).
Ein mit Schwefelsäurelösung gefülltes Becherglas enthält eine
Elektrode E^ welche aus einem Stück Platinblech gebildet ist,
und ferner eine zweite, spitzenförmige Elektrode e, die aus einem
in ein umgebogenes Glasrohr eingeschmolzenen Platindraht besteht.
») E. Wabbubo, Pogg. Ann. 135, 114—120,
■) A. Gbuthbr, Ann. d. Chera. u. Pharm. 109, 129—136, 1859.
264
Verhdl. d. Deatsohen Physik. Gesellsch. vom 26. Juni 1908. [Nr. 15.
Über die Spitzenelektrode e ist ein Glasrohr RS gestülpt, das
am unteren, erweiterten Ende S ein kleines, abgeschlossenes
Reservoir bildet, wie aus der Figur ersichtlich ist Dasselbe hat
den Zweck, die Herstellung einer be-
liebigen Stromdichte bei e zu gestatten.
Beim Beginn jedes Versuchs ist das
Reservoir S als mit Flüssigkeit gefüllt
vorauszusetzen. Als Stromquelle diente
meist die Lichtzentrale (110 Volt), wo-
bei noch ein geeigneter Ballastwiderstand
vorgesehen ist
I. e Kathode, E Anode.
Schließt man den Strom, so tritt
die gewöhnliche Elektrolyse ein, indem
Wasserstoff bei e, Sauerstoff bei E ab-
geschieden wird. Die Stromstärke be-
trägt mehrere Amperes. Bald aber ist das
kleine Reservoir S soweit mit Wasserstoff gefüllt, daß der in ihm
befindliche Platindraht in den Gasraum hineinragt und auf diese
Weise seine Oberfläche verkleinert wird. Die Stromstärke sinkt
dann beträchtlich und beträgt, nachdem die Vorrichtung bei einem
gewissen Stadium einen summenden Ton von sich gegeben und wie
ein WEHNELT-Unterbrecher gewirkt hat, nur noch einige Tausendstel
Ampere. Bei diesem schwachen Strom ist nur eine sehr geringe
Gasentwickelung an den Elektroden bemerkbai\
Überläßt man die Anordnung in diesem Zustande sich selbst
einige Zeit hindurch, etwa 20 bis 30 Stunden lang, so findet man,
daß folgende Veränderung vor sich gegangen ist : Die Lösung hat
ein trübes Aussehen erhalten; am Boden befindet sich ein fester
Niederschlag; in der Nähe der Kathode e, besonders an der inneren
Wand des Glasrohrs S, hat sich eine gelblichweiß bis rötlich ge-
färbte Haut abgesetzt. Diese erweist sich, wie auch der Boden-
satz und die Trübung, als Schwefel. Ferner besitzt die Lösung
einen ausgesprochenen Geruch nach Schwefelwasserstoff; besonders
enthält der Gasraum S über der Kathode größere Mengen dieses
Gases. Aufsteigende Gasblasen schwärzen eine blanke Silbermünze.
Nr. 15.] E. Gehrcke. 265
n. e Anode, E Kathode.
Bei dieser Schaltung läßt sich unter denselben anfänglichen
Versuchsbedingungen wie oben folgendes beobachten: Die Strom-
stärke sinkt auch hier beim Schließen des Stromes infolge der Sauer-
stoffabscheidung bei e schnell auf einige Hundertstel Ampere;
Stromstärken, die kleiner wären als 0,005 Amp., wurden aber im
allgemeinen hier nicht beobachtet. An der spitzenförmigen Anode
zirkulieren in dem Gasraum S unausgesetzt neblige, stark nach
schwefliger Säure riechende Dämpfe.
Bereits nach wenigen Stunden beginnt die Flüssigkeit sich zu
trüben und nimmt ein schmutzigbraunes Aussehen an. An der
Kathode E aufsteigende Gasbläschen riechen stark nach Schwefel-
wasserstoff. Die Schwefelausscheidung findet auch hier statt, doch
pflegt sich der Schwefel meist nur als Bodensatz und in feiner
Suspension in der ganzen Lösung abzuscheiden, die Oberfläche der
Kathode E bleibt im allgemeinen blank.
Die beschriebenen Erscheinungen sind nicht an eine bestimmte
Konzentration der Schwefelsäure gebunden. Benutzt wurden meist
Verdünnungen im Verhältnis 1:4 bis 1:6, da dann die Erschei-
nungen am deutlichsten waren. In dieser Gegend mittelstarker
Konzentration hat auch das elektrische Leitvermögen ein Maxi-
mum 1). — Bei geringerer und stärkerer Konzentration treten die
oben beschriebenen Erscheinungen auch auf, erfordern jedoch eine
längere Zeitdauer. Bei den großen Verdünnungen , z. B. 1 : 25,
konnte jedoch auch bei mehrtägiger Dauer des Versuchs keine
der oben beschriebenen Erscheinungen wahrgenommen werden.
Als Stromquelle wurden außer der meist angewandten Licht-
leitung (110 Volt) auch Akkumulatoren benutzt. Schon mit zwei
Akkumulatoren ließen sich, wenn auch nur in sehr schwachem
Maße und bei tagelanger Versuchsdauer, die genannten Phäno-
mene beobachten. Die Stromstärke betrug hierbei weniger als
0,0001 Amp.
Was die Erklärung der Beobachtungen anlangt, so mag dahin-
gestellt bleiben, ob diese lediglich auf Rechnung der an der
*) Vgl. F. EoHLBAüsCH, Lehrbuch der praktischen Physik, 9. Aufl.,
S. 696, 1901.
266 Yerhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 26. Juni 1903. [Nr. 15.
Stelle der größten Stromdichte eintretenden Temperaturerhöhung
zu setzen ist. Wenngleich bei allen Versuchen die Temperatur
der Lösung diejenige des Zimmers nicht wesentlich überstieg und
höchstens 25^0. betrug, so findet doch an der Stelle der Strom-
einschnürung augenscheinlich eine Temperaturerhöhung statt Es
ist indes auch denkbar, daß das unter den beschriebenen Ver-
suchsbedingungen gegebene hohe Potentialgefälle am Orte der
maximalen Stromdichte ebenfalls eine Rolle spielt In diesem
Falle würde vielleicht eine Analogie bestehen mit den bei Ent-
ladungen in Gasen auftretenden Erscheinungen.
Charlottenburg, Juni 1903.
267
Sur lea osciUographea.
Aus einem Briefe des Herrn Prof. A. Blondel in Paris
an die Redaktion.
Paris, le 16 Juillet 1903.
J'ai eu Toccasion de lire demieremenl un compte-rendu d'une
commimication de M. le Dr. Wehnelt ä Tune des recentes seances
de la Societe allemande de Physique, dans laquelle il a decrit
un nouyel Oscillographe simple. Dans cette occasion M. Wehnelt
a attribue par erreur Tinvention des Oscillographes ä M. DüDDELL.
Permettez-moi de revendiquer moi-meme cette invention,
ayant decrit ces appareils dans les Comptes-rendus de notre Aca-
demie des Sciences de 1894. M. Düddell, dans son premier tra-
vail sur les Oscillographes presente au Congres de la „British
Association" ä Toronto, en 1898, a declare lui-meme que
son appareil etait execute suivant les indications donnees par
moi. J'ai donne la theorie dans le „Journal de Physique" 1902,
et dans les Comptes rendus de Tacademie en 1894.
Je tiens aussi ä faire connaitre ä votre societe que mes
Oscillographes sont construits industriellement, sous plusieurs
formes en particulier par la maison reputee de J. Carpentier,
et il est facile ä n'importe qui de s'en servir avec succes pour
toute espece d'application, gräce aux perfectionnements nouveaux
que j'ai apportes dans Texecution des 6quipages mobiles depuis
3 ans. Les objections faites par M. le Dr. Wehnelt contre les
difficultes de ces appareils sont donc maintenant ecartees.
268
Bemerkung zur Mitteilung des Herrn Trof. A. Blondel
„Sur les osciUographes^^ ;
von A» WehnelU
In meiner Abhandlung über „einen einfachen Oszillographen^
habe ich meines Erachtens nach nicht Herrn Düddell als Er-
finder des Oszillographen bezeichnet, sondern habe auf S. 178,
um eine Anhäufung von Zitaten zu vermeiden, auf Herrn A. Blon-
del s Mitteilung in den „Rapports present. au congres Internat,
de Phys." 3, 264, 1900 hingewiesen, aus welcher zu ersehen ist,
daß Herr A. Blondel der Erfinder des Oszillographen ist
Verlag von Friedr« \^weg & Sohn ia Bnuinschweig.
Ken erschienen:
Vorlesungen
\
\
über
iTgy^tr
Augrust Kundt,
weiland Professor an der Universität Berlin,
heraasgegeben yon
Karl Scheel«
Mit dem Bildnis Kundts, 534 Abbildungen und einer farbigen
Speictrattafel.
fr. 8. Preis geh. 15 M., geb. 17 M.
Die Vorlesungen Kundts verdanken ihre Veröffentlichung dem vlel-
fach ausgesprochenen Wunsche früherer Schüler des großen Experimen-
tators , die Vorlesungen nicht der Vergessenheit anheimfallen SU leiten.
Der Umstand, daß das Manuskript ein einheitliches Qttamm darbet,
mußte jeden Versuch zurückweisen, durch Einfügung neuer Kapitel
die Fortschritte der Wissenschaft im letzten Jahrsent su herücksiobtigen
und dadurch die Vorlesungen zu einem Lehrbuch der Physik auszu-
gestalten, um so mehr, als dieselben hierdurch sehr an ihrer Originalit&t
eingebüßt haben würden.
Kundts Vorlesungen geben ein Bild des klassischen Bestandteils
der physikalischen Wissenschaft und sind vermöge der überaus anschau-
lichen und leicht verständlichen Sprache so recht geeignet, nicht nur
dem Studierenden der Physik als Leitfaden neben den gehörten
Vorlesungen zu dienen, sondern auch dem Schüler die Einführung
in die physikalischen Erscheinungen zu erleichtem. Vor allem wird
aber auch derjenige, welcher mit den Lehren der Physik vollkommen
vertraut ist, sich der eleganten und originellen Darstellung der ihm
bekannten Tatsachen stete aufs neue freuen.
Ztt berlehen durch alle Bachhandlangen.
EXeybold $ ßacMolger
Cöln a* Rhein
jMechaniecbe und opttscbc^erketätteti*
Deue ScftwundtnascMne mit Electrotnotor
zum Hnscbluss an eine Starfestromleitung.
Mit dem Hpparat Ueeen eich eämtUcbeTersucbe bequem
atistcUen* Die Hbbildutig zeigt die Centrifugalma9d>ine in
Verbindung mit dem Hpparat nad> Slotte zur Bestimmung
dc9 med)ani9d)en ^ärmeaquivalentee*
preieliete über Neue Hpparate und TcrsuAe auf Verlangen.
t903 Heft 16
{
Berichte
der
Deutscben Physikalischen Gesellschaft
enthaltend
Yerhandlnngen
der Deutschen Physikalischen Gesellschaft
im Auftrage der Gesellschaft herausgegeben
von
Karl Scheel
nnd
Halbmonatliches Literaturyerzeichiiis
der „Fortschritte der Physiii", dargestellt von der
Deutschen Physikalischen Gesellschaft
redigiert Yon
Karl Scheel Richard Assmaun
Reine Physik KosmiRche Physik
Braunschweig
Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn
1903
UanaÜich zwei Nummern. — Äbonnementspreis pro Jahrgang 8 Mark. — Zu beziehen
durch aüe Buchhandlungen und PostanstäUen (Postzeitungsliste Nr. 1042 a)
Inhalt.
S«ite
Verhandlungen der Deutschen Physikalisohen GtesellBOhafU
, E. Warburg und B. Straaser, Zum Verhalten sogenannter
unpolariflierbarer Elektroden gegen Wechaelstrom. (Vor-
getragen in der Sitzung vom 26. Juni 1903^ 269
Ewald Rasch, Potsdam, Flammen- und Effektbogenücht.
Erwiderung auf den gleichnamigen Aufsatz des Herrn
W. Biegon v. Czudnocnowski. (Vorgelegt in der Sitzung
vom 26. Juni 1903.) 276
HalbmonatUoheB läteraturrerzeiehnis der Fortaohritte der
Physik.
I. Allgemeine Physik 265
II. Akustik 266
in. Physikalische Chemie 266
IV. Elektrizität und Magnetismus 268
V. Optik des gesamten Spektrums 269
VI. Wärme 270
Vn. Kosmische Physik 272
JLnkündiffunff.
Den Abonnenten der pfFortscbritte der Physik" können wir die erfreu-
liche Mitteilung machen , da/s nach langen Vorbereitungen im Anscklufs an
das im Jahre i8gy im Verlage von Georg Reimer in Berlin erschienene
General' Register bu den ,J^ort8cbritten der Pbystk**, Band XXI O^sJ
bis XLIII (t88j), das in Anlage und Ausfuhrung übereinstimmend mit
diesem Registerbande bearbeitete
Namen 'Register nebst Sacb ' Ergänzungsregister zu den
„Fortschritten der Physik**, Band XLIV (i888) bis LIIl
(i8g7), unter Mitwirkung von Dr. E. Schwalbe bearbeitet
von Dr. G. Schwalbe,
sur Ausgabe gelangt ist.
Nach einer Einleitungj welche dasu dient, den Gebrauch des Werkes
eu erleichtern f wird eine Übersicht über den Umfang der Bände, sowie über
die Redakteure und Referenten, welche während der Jahre i888 bis i8py
tätig waren, gegeben. Der Hauptteil selbst serfällt in swei Teile: Das
Namenregister f in welchem sämtliche in den sehn Jahrgängen der „Fort-
schritte^* erwähnten nicht anonymen Titel in alphabetischer Reikenfo^e der
Autorennamen sich vorfinden, und das SaciE'Brgäazangsregister, in wel-
chem die anonymen Titel in sachlicher Weise geordnet sind. Wie aus der Ein-
leitung sich ergibt y ist durch umfassende Vergleiche für die Richtigkeit der
einsreinen Titel nach Möglichkeit gesorgt worden. Ebenso ist dem Bedürfnis
nach Vollständigkeit in weitestem Mafse Rechnung getragen.
Für alle, welche auf den Gebrauch der „Fortschritte^* tn ihren wissen-
schaftlichen Untersuchungen angewiesen sind, dürfte das vorliegende Re-
gister SU einem wichtigen, wenn nicht unentbehrlichen Nachschlagewerk
werden. Auch für Bibliotheken, welche die „Portacbritie der Physik"
halten, erscheint dasselbe als notwendige Ergänsung su denselben.
Der Preis des stattlichen Bandes beträgt M. 6o, — , worauf den Mit-
gliedern der Deutschen Physikalischen Gesellschaft die bekannte Ermäfsigung
gewährt wird.
Die Verlagsbuchhandlung Priedn Vieweg & Sobn
in Brauascbweig.
Verhandlungen
der
Deutschen Physikalischen Gesellschaft
Im Auftrage der Gesellschaft herausgegeben
von
Karl Scbeel
ft. Jnhrg. ao. Ausrast 190S. Nr. 16.
Zum Verhalten sogenannter unpolarisierbarer JElek-
troden gegen Wechselstrom;
von E. Warburg und B. Strasser.
(Vorgetragen in der Sitzung vom 26. Juni 1903.)
(Vgl. oben S. 233.)
§ 1. Das Verhalten sogenannter iinpolarisierbarer Elektroden
(z. B. Zink in Zinksulfat und analoge) gegen Wechselstrom ist
nur in einzelnen Fällen^) der Theorie 2) entsprechend gefunden
worden. In den meisten Fällen zeigen sich die theoretischen
Forderungen auch nicht annähernd erfüllt, insbesondere ergibt
sich bei der nach M. Wien und E. Orlich vorgenommenen Unter-
suchung in der Wheatstone sehen Brücke die kompensierende
Selbstitiduktion viel größer als berechnet.
§ 2. Mit der Ursache dieser Abweichungen hat sich Herr
Strasser beschäftigt. Er fand z. B. bei flüssigem Zinkamalgam
in Zinksulfat gleich nach Ansetzen der Zelle ein der Theorie ent-
sprechendes Verhalten, nämlich nahezu die Polarisationskapazität
umgekehrt proportional der Quadratwurzel aus der Schwingungs-
zahl, direkt proportional der Konzentration, und der absolute
^) E. Neumann, Wied. Ann. 67, 500, 1899.
«) E. Warbürg, Wied. Ann. 67, 493, 1899.
270 Verhdl. d. Deutschen Physik, Gesellsch. vom 26. Juni 1903. [Nr. 16-
Wert der Kapazität war ungefähr zwei Drittel des theoretischen
Wertes; die kompensierende Selbstinduktion betrug 2 ,100 cm.
Aber nach 14 Stunden war diese auf 30.108cm gestiegen, und
die anderen Gesetze trafen auch nicht annähernd mehr zu.
§ 3. Diese Veränderung war nun begleitet von einer erheb-
lichen Zunahme des Ohm sehen Widerstandes der Zelle, wie sich
durch Untersuchung sowohl mit Gleichstrom als mit Wechselstrom
ergab. Ein ähnliches Verhalten zeigten Elektroden aus Kupfer-
draht in Kupfersulfat und aus Kadmiumblech in Kadmiumsulfat.
Die Widerstandsvermehrung nahm zu, wenn man die Zelle längere
Zeit sich selbst überließ, zugleich die kompensierende Selbst-
induktion; es wurden Widerstände von mehr als 70 Ohm der ein-
zelnen Elektrode pro Quadratzentimeter beobachtet
Solche Widerstandsvermehrungen sind bereits von Herrn
R. Lohnstein 1) an derartigen Zellen gefunden worden, welcher
auch zeigte, daß die Widerstandsvermehrung an der Elektroden-
oberfläche ihren Sitz hat, also von schlecht leitenden, dort sich
bildenden Schichten herrührt. Herr M. Wien*) bestätigte diese
Beobachtungen. Herr Strasser fand außerdem, daß mit wachsen-
der Stromstärke der Widerstand erheblich abnimint») und zugleich
die kompensierende Selbstinduktion. Die hierbei angewandten
Veränderungen der Stromstärke waren in dem Anfangszustande
der Zelle, als sie sich den für unendlich kleine Stromoszillationen
geltenden Gesetzen entsprechend verhielt, noch gänzlich ohne Ein-
fluß auf die Kapazität
§ 4. Es besteht nach dem Gesagten kein Zweifel, daß die
Bildung dieser schlecht leitenden Schicht und die Abnahme der
Polarisationskapazität in ursächlichem Zusanmienhange stehen; es
fragt sich, in welchem. Die elektromotorische Kraft an der Be-
rührungsstelle mit dem Elektrolyten wird durch die Schicht nicht
merklich geändert, wie schon aus dem Verhalten der Normal-
elemente hervorgeht. Es ist daher schwer einzusehen, weshalb
») R. LoHUSTEiN, Wied. Ann. 47, 299, 1892.
*) M. Wien, Wied. Ann. 58, 56, 1896.
^) Ein ähnliches Verhalten zeigen elektrolytisch gebildete dünne Kiesel-
säureschichten (E. Wabburg, Wied. Ann. 21, 636, 1884), sowie der Bcrg-
kristall (E. Wabbubo und F. Teoetmeyer, Wied. Ann.. 35, 461, 1888 und
F. Tegetmeyee, Wied. Ann. 41, 34, 1890).
Nr. 16.] E. Warburg und B. Straseer. 271
die elektrolytische PolariBationskapazität durch die Schicht ge-
ändert werden sollte.
Sofern indessen die Schicht eine gewisse Dielektrizitätskonstante
hesitzt, repräsentiert sie, worauf schon Herr M. Wien hingewiesen
hat, einen leitenden Kondensator, dessen verhältnismäßig kleine
dielektrische Kapazität die große elektrolytische verdecken kann.
§ 5. Wird nämlich ein Kondensator mit leitender dielek-
trischer Schicht, dessen Ohm scher Widerstand TT, dessen dielek-
trische Kapazität C, ist, von dem Wechselstrom J=:a. sinnt
durchflössen, und ist V die dadurch hervorgerufene Potential-
differenz der Belegungen, positiv gerechnet, wenn sie außerhalb
des Kondensators der positiven Stromrichtung entgegen wirkt, so
hat man
dV V
J= a. sinnt = C' -jj -]- y^ - - - - (l)
Das dem stationären Zustande entsprechende Integral ist, wenn
man W als konstant ansieht,
r=a.W.sinil;.sin\nt—(^ — i^)l |
\ ^2 ^J . . . (2)
^^"^ = 0:7^^ J
Bei den beschriebenen Versuchen würde sich an jeder der
beiden als gleich angenommenen Elektroden ein solcher leitender
Kondensator bilden, und die beiden hintereinander geschalteten
Kondensatoren wie einer von der halben Kapazität wirken, an
dessen Belegungen der Strom die Potentialdifferenz 2 V hervor-
ruft. Setzt man wie üblich
r=^.™ [.,_(!-♦)] .... (3)
80 wird
^= 2W.n.sin.r*^'''=C-^V:^ .... (4)
Die Zelle wirkt wie ein elektroljtischer Kondensator von der
Polarisationskapazität C und der durch (4) bestimmten Phasen-
verschiebung.
Wird also die Zelle nebst meiner regulierbaren Selbstinduktion
in den Zweig 1 einer Wheatstone sehen Brückenkombination ein-
geschaltet, und bringt man den an einem optischen Telephon oder
272 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellach. Tom 26. Jnni 1903. [Nr. 16.
Vibrationsgalvanometer gemessenen Strom in der Brücke auf Null,
dann ergeben sich der Widerstand W und die dielektrische Kapa-
zität eines der Kondensatoren
2 ■ V + tf W«,
IL
(5)
^^rO + w)
W
wo Ä Wi = TxT- • ^^4 — ^19 W{ den im Zweige 1 außer dem
leitenden Kondensator vorhandenen Widerstand bedeutet, und der
1 gegenüberliegende Zweig 3 genannt ist. Daraus findet man die
kompensierende Selbstinduktion
j W . ^ ^ 2TF2.C. ,^.
L=_.sm2^=.^-p^^-^ .... (6)
2
Ist W unendlich groß, so ist L = -^tt' umgekehrt proportional
mit der dielektrischen Kapazität (7«. Nimmt man an, daß das
spezifische Leitungsvermögen und die Dielektrizitätskonstante der
Schicht von der Dicke unabhängig sind, so ist auch C, . W, die
Relaxationszeit, von der Dicke unabhängig und L nach (6) mit
TF, also mit der Dicke der Schicht, proportional. Da indessen
der Widerstand nach § 3 von der Stromstärke abhängt, so kann
man nicht erwarten, diese Beziehung bestätigt zu finden. Die Di-
elektrizitätskonstante hingegen ist eine Größe, welche sich stets
als unabhängig von der Stromstärke bezw. der elektrischen Kraft
ergeben hat; wenn also die beobachtete Kapazität wirklich dielek-
trischer Natur ist, so sollte man erwarten, daß (7. sich konstant,
d. h. unabhängig von der Stromstärke zeigt.
§ 6. Herr Strasser hat nun für die von ihm untersuchten
Zellen unter der Annahme, daß die ganze beobachtete Polarisations-
kapazität dielektrischer Natur ist, den Widerstand W und die di-
elektrische Kapazität C, nach (.5) berechnet i).
^) Es scheint ein Widerspruch darin zu liegen, daß man nach einer
Formel rechnet, welche auf das Ohm sehe Gesetz gegründet ist (Gleichung 1),
während doch der Widerstand W von der Stromstärke abhängig gefunden
Nr. 16.]
E. Warburg und B. Strasser.
273
Die folgende Tabelle enthält einige seiner Ergebnisse. Die
angewandte Schwingungszahl betrug 89 pro Sekunde, also n = 2 ;r . 89.
Die erste Kolumne enthält den in den Primärkreis des Indukto-
riums eingeschalteten Ballastwiderstand B in Ohm, durch dessen
Veränderung die Stromstärke verändert wurde. C, ist in Mikro-
farad angegeben.
Zinkamalgam, flüBsig. 14 Stunden nach Ansetzen der Zelle.
0,021 qcm Oberfläche der einzelnen Elektrode.
B
SW,
L.W
2W
v«c-
H>
5
45,1
1,8
45,1
0,89
89»
10
63,6
4,1
63,7
1,01
88
25
107,6
9,2
107,8
0,79
87
50
126,6
16,4
127,2
1,03
86
100
216,6
29,5
217,9
0,63
86
Kadmiumblech. 3,5 qcm Oberfläche der einzelnen Elektrode.
1 Stunde nach Ansetzen.
10
20
30
10
20
30
12,7
0,1
13,6
36,3
16,0
9,3
17,7
32,9
17,6
11,0
19,7
31,6
24 Stunden nach Ansetzen.
20,7 I 7,0
34,2 ! 7,4
43,2 I 7,8
20,6
3,0
33,5
3,5
41,7
14,0
75
72
71
85
82
79
Die Konstanz der Werte yon C, innerhalb einer Versuchs-
reihe läßt zwar zu wünschen übrig, doch zeigt sich kein Gang in
diesen Werten, und während der angenäherten Konstanz von C«
-wächst mit abnehmender Stromstärke die kompensierende Selbst-
induktion auf das 2- bis 16 fache.
wird. Gleichwohl kann für eine bestimmte WechBelstromstarke die Schicht
ein Verhalten zeigen, wie es einem bestimmten Ohm sehen Widerstände ent-
spricht. Dies trs^e z. B. genau zu, wenn das Sinken des Widerstandes mit
wachsender Stromstärke von Joule scher Wärme herrührte, so daß die Ab-
weichung vom Ohm sehen Gesetz nur eine scheinbare wäre. Allerdings scheint
die Veränderlichkeit des Widerstandes bei den § 3 erwähnten Kieselsäure-
echichten nicht von Joule scher Wärme herzurühren (F. Teoetmeyer,
L c, S. 38).
274 Yerhdl. d. Deutiohan Physik. GesaUsoh. vom 26. Juni 1903. [Nr. 16.
Ln
ver-
Die Phasengröße ^ nähert sich 90«, j^ ist also klein;
nachlässigt man das Quadrat dieser Größe gegen 1, so erhält man
anstatt (5) die Näherungaformeln
W =
2 ^'~ dW^ —~2Wi
Im Falle des Kadmimnblechs ist der Widerstand der Schicht
24 Stunden nach Ansetzen der Zelle ungefähr doppelt so groß
gefunden als 1 Stunde nach dem Ansetzen, zugleich mit der Zu-
nahme des Widerstandes ist die dielektrische Kapazität C, auf
den fünften Teil gesunken; beides erklärt sich dadurch, daß die
Dicke der Schicht mit der Zeit wächst.
§ 7. Insoweit sind die Versuchsergebnisse der gemachten
Annahme, daß die Polarisationskapazität hier rein dielektrischer
Natur sei, nicht ungünstig. Zu Bedenken könnte indessen die
sehr kleine Dicke Anlaß geben, welche man nach der gegebenen
Theorie den Schichten beilegen muß. Ist b die Dielektrizitäts-
konstante, C<,i die dielektrische Kapazität in Mikrofarad pro
Quadratzentimeter, so ist
d =
36 3r . C,^ i
10-* cm.
Aus den Daten der Tabelle ergibt sich für
Zinkamalgam
Kadmium
nach 1 Stunde nach 24 Stunden
%C. im Mittel
Cm
d
0,87
82,9
0,107. 10-T cm
33,3
19,0
0,466. 10--7 cm
7,4
4,23
2,09. 10-» cm
wenn man den Schichten die hohe Dielektrizitätskonstante 10
beilegt.
Lord Rayleigh i) findet die Dicke kohärenter Ölschichten auf
Wasser 2 bis 1,10-' cm. Röntgen«) 1,8 bis 0,56. 10"' cm. Sind
demnach Kondensatoren mit einer dielektrischen Zwischenschicht
^) Lord Ratlbioh, Scientifio Papers 3, 349, 1890.
*) W. C. Röntgen, Wied. Ann. 41, 327, 1890.
Nr. 16.] E. Warburg und B. Strasser. 276
Yon einer Dicke kleiner als ein Milliontel Millimeter nicht als
eine physische Unmöglichkeit anzusehen, so erscheint doch ein
direkter Beweis für die Existenz solcher Kondensatoren wünschens-
wert.
Aus den mit £ = 10 berechneten Werten ergibt sich das spe-
zifische Leitungsvermögen der Schichten von der Größenordnung
10-" bezüglich des Quecksilbers.
Berlin, Physik. Institut, im Juli 1903.
276
Flammen- ti/nd JS^ektbogenlicht.
Erwiderung auf den gleichnamigen Aufsatz des Herrn W. Biegon
V. CZÜDNOCHOWSKI;
von Ewald Itasch, Potsdam.
(Vorgelegt in der Sitzung vom 26. Juni 1903.)
(Vgl. oben S. 234.)
Da Herr v. Czüdnochowski in seiner Arbeit über „Flammen-
und Effektbogenlicht^ nicht nur die physikalische Seite dieses
Themas behandelt, sondern auch die wirtschaftlich - technische
Bedeutung einiger neuer Erscheinungen auf dem Gebiete des
elektrischen Lichtbogens kritisch streift, so glaube ich einzelnen
unzutreffenden Ausführungen dieser Arbeit durch eine sachliche
Richtigstellung in Kürze entgegentreten zu müssen.
Fig. 1.
9 10 11 12
Herr v. Czüdnochowski i) yerzeichnet in seiner Flg. 10 (die
hier als Fig. 1 wiedergegeben wird) den Anstieg der Lichtbogen-
spannung (E) mit der Lichtbogenlänge (L) für drei Lichtbogen-
arten, nämlich für den ;,RASCHlichtbogen'^ von rund 2,35 Amp.,
^) Diese Verh. 5, 160 u. 168, 1903. Die Abhandlung des Herrn v. Czttd-
NOGBOWSKI kommt mir verspätet und durch Zufall zu Gesicht, so daß ich
erst jetzt darauf zu entgegnen vermag.
Nr. 16.] Ewald Rasch. 277
für den gewöhnlichen „Wechselstromkohlelichtbogen^ und
für den sogenannten ^Flammenlichtbogen^ von 8 bis 12Amp.
Herr v. Czudnochowsei zieht nun im Hinblick auf die hier
wiedergegebene Figur eine Reihe weittragender Schlüsse, die als
unzutreffend angesehen werden müssen.
Es heißt nämlich dort:
„Die Figur zeigt, daß bezüglich der mechanischen Regelung
die Anwendung eines Flammenbogens große Vorteile bietet, weil sie
innerhalb der praktisch zulässigen und vorkommenden Spannungs-
schwankungen ziemlich beträchtliche Längenänderungen desBogehs
gestattet, während andererseits der sehr steile Anstieg
der Kurve für das RASCHlicht erhebliche Bedenken gegen
dessen Verwendbarkeit erweckt, wegen der sich daraus er-
gebenden Notwendigkeit, ein ganz außerordentlich fein arbeitendes
Regelwerk hierfür herzustellen."
Die Annahme des Herrn v. Czüdnochowski, daß beim Rasch-
lichtbogen der Anstieg der 9 (L)- Kurve abnorm groß sei, steht
nun mit dem Inhalte meiner von ihm zitierten Arbeit in aus-
drücklichem Widerspruch und erklärt sich nur durch eine mathe-
matisch und physikalisch unzulässige Interpretation der Fig. 1.
Herr v. Czüdnochowski übersieht nämlich, daß die von
ihm in Vergleich gezogene Neigung der Geraden, d. h. also
dE
der Differentialquotient ^-^, eine Funktion der hier in
sehr weiten Grenzen variierten Stromstärke (J) ist.
(2,1 bis 12Amp.)
ZE
Der Anstieg der 9 (I»)-Kurve oder der Differentialquotient ^j
wird nämlich bei allen von Herrn v. Czüdnochowski in Vergleich
gezogenen Lichtbogenarteu , wie der Verlauf der Fig. 2 (a. f. S.)
erkennen läßt, für die Stromstärke J^= unendlich groß, für
J =1 Amp. gleich einem Koeffizienten 6 und für J" = 00 gleich 0.
Es darf also nicht Wunder nehmen, daß für den 2,35 Amp.-
Lichtbogen (RASCHlicht) der Anstieg sehr viel größer ist, als der
für Lampen von 12 Amp. (FlammenbogenUcht).
Die Abhängigkeit dieser drei Größen, der Lichtbogenspannung £,
der Stromstärke cT'und der Lichtbogenlänge L ist bekanntlich durch
die Charakteristik des Lichtbogens gegeben, für welche man in
278 VerhcQ. d. Deutschen Physik. GeeeUsch. vom 26. Juni 1903. [Nr. 16.
der Lichtbogentechnik ^) mit ausreichender Annäherung die yon Stl-
v^ANUS Thompson 2) herrührende Gleichung E=Jc-\-b'-j benutzt
Fig. 2.
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1
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^) KÖRTING und Mathibsxn: „Das Bogenlicht*' S. 3. Für den Kohle-
lichtbogen gibt Frau Hbbta Aybtok die etwas feiner gebaute Formel mit
y -I- dL
vier Konstanten E — a -\- ßL -}-
*) The Electrician 29, 460, 1892.
./
Nr. 16.] Ew»ld Rasch. 279
Die Konstanten k und b bewegen sich bei den bisher be-
kannten Lichtbogenarten in nicht sehr weiten Grenzen und sind
durch die Materialeigenschaften der Elektroden imd die geo-
metrische Form des Lichtbogens bestimmt
Hieraus folgt durch Differentiation ohne weiteres für den
„Anstieg** der 9(L)-Kurve (Fig. 1), d. h. also für ^ a :^ ^,.
dE b
dE .
Der Differentialquotient ^-y ist also um so größer, je kleiner
die Stromstärke ist (Fig. 2). Für die Theorie des Lichtbogens
ist es übrigens von Interesse, daß diese Beziehung neuerdings von
Herrn J. Stark i) auch für den Glimmstrom bei sehr kleinen
Stromstärken {J = 14,4 bis 62 Milliampere) bestätigt worden ist.
Ohne die Tatsache in Betracht zu ziehen, daß in Fig. 1 der
RASCHlichtbogen sich auf 2,35 Amp., der Flammenlichtbogen sich
jedoch auf 8 bis 12 Amp. -Lampen bezieht, durfte also Herr
y. GzüDNOCHOWSKi nicht einen Schluß ziehen, der geeignet ist,
unberechtigte Bedenken gegen die Verwendbarkeit meines Licht-
bogens wach zu rufen.
Will man dieser Frage nach dem Einfluß des Spannungs-
dE
koeffizienten ~f auf die Begulierfähigkeit näher treten, so muß
Ö Li
man zum mindesten die vollständige Charakteristik des Licht-
bogens heranziehen.
Ich habe die Charakteristik für den RASCHlichtbogen in der
von Herrn v. Czudnochowski zitierten Arbeit >) ausdrücklich fest-
gestellt. Es heißt dort nach Vorausschickung der Gleichung für
die allgemeine Charakteristik des Lichtbogens:
„Für die zu den Versuchen JB 94 — 96 benutzten Elektroden
wurde gefunden
Ä = 31,35, h = 30.
Die Konstante Je bedeutet hierbei den Spannungsabfall an den
Grenzen der beiden Elektroden. Für den Gleichstrom-Kohlelicht-
^) „Zar Charakteristik des GlimmstromeB''. Phys. ZS. 4, 236 ff., 1903.
') E. Rasch: „Ein neues Verfahren zur Erzeugung von elektrischem
Licht". Elektrot. ZS. 22, 155 ff., 1901; vergl. Fig. 4. Versuch B 94—96.
280 YerhdL d. Deutochen Physik. GeseUflch. vom 26. Juni 1903. [Nr. 16.
bogen ist etwa ifc = 43; 6 = 32. Bei anderen etwas härteren
Elektrolytelektroden fand ich ft = 42 bis 43. Man erkennt hier-
aus ohne weiteres, daß die Spannungsverhältnisse am Elektrolyt-
lichtbogen praktisch genau die gleichen sind, wie die am gewöhn-
lichen Kohlelichtbogen.^
Im Gegensatz zu der Voraussetzung des Herrn v. Czüdno-
CHOWSKi hat also die von ihm zitierte Arbeit ergeben,
daß der Anstieg der 9 (L)- Kurve, d. h. der Differential-
quotient 5-^ = -^ beim Rasch lichtbogen ceteris paribus
eher kleiner, praktisch jedoch genau von derselben Größen-
ordnung ist, wie der des gewöhnlichen Kohlelichtbogens.
Fig. 2 veranschaulicht die Größenordnung und den raschen
dE
Abfall des Differentialquotienten — y mit wachsender Stromstärke (J)
für den gewöhnlichen Kohlelichtbogen (6 = 32, nach Körting
und Mathiesen) und den Lichtbogen zwischen Leitern zweiter
Klasse (6 = 30).
Aus Obigem erhellt also, daß die Voraussetzung des Herrn
V. CzuDNOCHOWSKi, daß mein Lichtbogen schlechthin einen ab-
norm steilen Anstieg der g?(L)- Kurve bzw. einen abnorm großen
Wert der Konstanten h^) zeige, nicht zutreffend ist
Die Schlüsse des Herrn v. Czüdnochowski bezüglich der
Verwendbarkeit und Regelungsfähigkeit dieses Lichtbogens, die
sich auf dieser Voraussetzung aufbauen, werden somit ebenfalls
hinfällig.
Eine eingehendere Prüfung der weiteren Begründung dieser
Schlüsse erweist sich daher als überflüssig und kann an dieser
Stelle keinen weiten Raum beanspruchen.
Jedoch möchte ich auch hier Zweifel aussprechen, daß ein
dE
großer Spannungsfaktor :ry , wie Herr v. Czüdnochowski annimmt,
^) Hiermit ist jedoch nicht gesagt, daß es unmöglich ist, bei den Yon
mir angegebenen aus festen oder flüssigen Leitern zweiter Klasse (Elektro-
lyten) bestehenden Elektroden der Eonstanten h größere oder kleinere Werte
zu geben. Man hat es vielmehr völlig in der Hand, den Leitungswiderstand
der Dämpfe des Flammenbogens — denn dieser wird durch h charakterisiert
— durch Wahl entsprechender Elektrodenmassen in Grenzen zu variieren,
wie es bei den bisher bekannten Lichtbogenarten nicht möglich war.
Nr. 16.] . Ewald Rasch. 281
die praktische, elektromagnetische Regelungsfähigkeit i)
und die Lichtausbeute eines Lichtbogens schlechthin ungünstig
beeinflussen müsse.
Die elektromagnetische Auslösung des Laufwerkes muß dann
erfolgen, wenn die vorgeschriebene Lichtbogenlänge überschritten
ist: sie kann jedoch nur erfolgen, wenn in diesem Momente in
das elektromagnetisch betätigte Sperrwerk elektrische Energie
abfließt, hinreichend, um dieses in Tätigkeit zu setzen. Mit an-
deren Worten, es muß mit der Änderung der Lichtbogenlänge
(dL) eine Änderung der Lichtbogenspannung {dE) Hand in Hand
gehen; und letztere bildet gewissermaßen einen Indikator dafür,
daß ein zu lang gewordener Lichtbogen eine Korrektur seiner
Länge bedarf. Immerhin aber bildet, wie man sieht, das An-
wachsen der Lichtbogenspannung (E) bzw. die reziproke Ände-
rung der Stromstärke {J) das ursächliche Moment, durch welches
die Betätigung des elektromagnetischen Kegelwerkes überhaupt
erst zustande kommen kann. Ist beispielsweise der Faktor h in
der Charakteristik
oE
mithin auch ^-y gleich Null, so ändert sich die Lichtbogen-
spannung selbst bei den größten Änderungen der Lichtbogenlänge
überhaupt nicht. Es steht also auch kein Indikator zur Ver-
fügung, der diesen zu großen Abbrand der Elektroden korrigieren
kann: eine elektromagnetische* Regelung des Nachschubes der
Elektroden wäre hier völlig unmöglich.
Die (ölektromechanische Regelung erfolgt also um so sicherer
und häufiger, nähert sich also einem kontinuierlichen Regulier-
vorgang um so mehr, je größer die Elektrodenkonstante h ist.
Auch die Anschauung des Herrn v. Czüdnoch.owski, daß die
. dE
Ökonomie eines Lichtbogens nicht mit ^-y zunehmen könne, da
ö Li
„sonst die Ökonomie eines gewöhnlichen Kohlelichtbogens größer
sein müßte, als die des Flammenbogens, während das Umgekehrte
der Fall ist", vermag ich nicht zu teilen.
^) Die praktische Regulierfähigkeit eines Lichtbogens ist keineswegs
mit dessen „Stabilität" im theoretisch-physikalischen Sinne identisch.
282 Verhdl. d. DeutBcben Physik. Gesellsch. vom 26. Juni 1903. [Nr. 16.
Selbstverständlich kann man drei heterogene Dinge wie den
reinen Kohlelichtbogen, den Lichtbogen zwischen Leitern zweiter
Klasse und die Verschmelzung beider, den ^Effektlichtbogen^
bezüglich der Ursache ihrer Ökonomie nicht ohne weiteres in
Vergleich stellen»).
Der Lichtbogen zweiter Art, nämlich der zwischen über-
wiegend aus Leitern zweiter Klasse (Metalloxjden, Metallsalzen,
Karbiden u. s. w.) bestehenden Elektroden (Rasch 1899) hat die
Lichtausbeute selbst an kleinen Lampentypen in kaum geahnter
Weise dadurch erhöht, daß er die selektive Emission der Licht-
bogenflamme und die — enorm große Differenzen aufweisende —
Reizempfindlichkeit (^ = 0,535 A. König) der Retina zweck-
bewußt ausnutzt, während er gleichzeitig bei hoch feuerfesten,
selektiv strahlenden (weißen) Metallozyden usw. erreicht, daß
die Elektroden entsprechend ihrer hohen Verdampfungstemperatur
sich ebenfalls in ökonomischer Hinsicht an der LichtbUdung besser
als Kohleelektroden beteiligen.
Sieht man nun von der physiologisch zu erklärenden Tat-
sache ab, daß mit Hilfe selektochromatischer Emission (Linien-,
Bandenstrahlung) gewonnenes grüngelbes Licht — etwa von der
Wellenlänge A = 0,535^ — eine weitaus intensivere photometrische
Reizkraft besitzt, als rotes oder violettes Licht >), so bleibt für
Licht gleicher spektraler Zusammensetzung die von mir erwähnte
Beobachtung bestehen, daß für den Elektrolytlichtbogen, auf den
dE
sich diese bezog, die Lichtausbeute mit ^-y bzw. mit b im all-
gemeinen zunimmt
Letztere Tatsache darf kaum Wunder nehmen. Auch Herr
V. CzüDNOCHOWSKi betout, wenn auch im Widerspruch zu dieser
^) Meine diesbezüglich zitierten Ansführungen bezogen sich, wie der
Zusammenhang dort deutlich erkennen läßt, lediglich auf vergleichbare
YerBuchsergebnisse an Lichtbogen mit Elektroden aus Leitern zweiter Klasse.
Vgl. Elektrot. ZS. 22, 155 ff., 1901.'
') In eingehenderer Weise habe ich dieses physiologische Moment der
„selektochr omatischen Lichterzeugung'' in folgenden Arbeiten behandelt:
„Licht und Energieverbrauch", ZS. f. Beleuehtungswesen 1894, 1 ff. u. 13 ff.;
„Zur Ökonomie der Beleuchtung", Bayer. Gewerbezeitg. 12, 1897; „Über die
Grundbedingungen einer ökonomischen Lichterzeugung", Bayer. Ind. u. Ge-
wer bebl. 1900 ; „Fortschrittliche Prinzipien der Lichttechnik", ZS. f. Elektrot.
und Maschinenbau, Heft 4—10, 1903.
Nr. 16.] Ewald Rasoh. 283
Stellungnahme, es liege im Interesse der Lichtökonomie, daß der
Lichtbogen als solcher mit seinen leuchtenden Gasen einen
nennenswerten Anteil an der Gesamtstrahlung nimmt.
Die vorhin erwähnte, von mir an Elektrolytlichtbogen ver-
schiedener Elektrodenmischungen gemachte Beobachtung kommt
jedoch auf dasselbe hinaus.
Die Gesamtarbeit S in kalorischem Maß für die. Zeit t ist
S = 0,24 EJ = 0,24 (Ä J* + 6X) < in Kalorien,
eine Gleichung, die aus der Charakteristik folgt.
Die Eonstante h kennzeichnet den Übergangswiderstand an
den beiden Elektroden; TcJ ist als die elektrische Arbeit, die zum
Teil auf die Verdampfung und die Emission der Elektroden, zum
größten Teil jedoch auf die Wärmeableitung durch die Elektroden
entfällt So hat neuerdings G. Granquist^) nachgewiesen, daß
beim Eohlelichtbogen durch die Wärmeleitung der Anode 42 Proz.,
durch die Kathode 37 Proz., insgesamt also 79 Proz. der Gesamt-
energie des Lichtbogens verloren gehen.
Die elektrische Energie, die im eigentlichen Lichtbogen, der
glühenden Dampfsäule, in Strahlung umgesetzt wird, ist gleich
6L, bzw., da 6 = J" -^-y ist,
Sbo^ui = L J 5-7 •
Hieraus erhellt, daß der Anteil der ökonomischen Licht-
strahlung des eigentlichen Lichtbogens ceteris paribus, wie ich
dE
beobachtet hatte, mit ^-y zunimmt.
Was die Ausführungen des Herrn v. Czudnochowski anlangt,
welche die historische Entwickelung des farbigen Lichtbogens
(;,Flammen- und EfEektbogenlicht**) zum Gegenstande haben, so
glaube ich es mir schuldig zu sein, einige Angaben über meine
Arbeiten auf diesem Gebiete zu machen.
Ich habe das Prinzip der selektochromatischen Lichterzeugung,
das nunmehr auf die Bogenlichtbeleuchtung in einem Zeitraum
*) „Über die Bedeutung des Wärraeleitungsvermögens der Elektroden
bei dem elektrischen Lichtbogen". Phys. ZS. 4, 537, 1903.
284 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 26. Juni 1903. [Nr. 16.
Yon wenigen Jahren umwälzend gewirkt hat, bereits im Jahre 1892
in die Praxis einzuführen mich bemüht.
Die Patentansprüche der diesbezüglichen Anmeldung (R 7687
Vni/21c Tom 5. Dezember 1892) lauten:
1. Farbiges Bogenlicht, bewirkt durch Versetzen der Koble-
körper mit zweckentsprechenden Metallsalzen resp. Metallen.
2. Erhöhung der Intensität des elektrischen Bogenlichtes durch
Versetzen der Kohlenstäbe mit Substanzen von ausge-
sprochenem Lichtemissionsvermögen.
Überdies habe ich auch ein Jahr vor den ersten Bremer sehen
Patenten, nämlich am 21. November 1898, gelegentlich eines
öffentlichen Experimentalvortrages i) zwei farbig brennende Bogen-
lampen vorgeführt, die mit Metallsalzen gedochtete Kohleelektroden
besaßen.
Ohne weiteres kann man also nicht behaupten, daß der oben
definierte Flammenlichtbogen des Verfassers (1892) an sich „es
bis heute nicht zu einem bedeutsamen Hervortreten gebracht hat".
Jedoch gebe ich gerne zu, daß Herrn Bremer das Verdienst zu-
kommt, dieser Angelegenheit durch energisches Vorgehen zum
Erfolge verhelfen zu haben.
Andererseits muß ich der Meinung des Herrn v. Czüdnochowski
entgegentreten, daß der „Elektrolytlichtbogen" (1899) gewisser-
maßen nur durch eine geänderte Benennung des von mir im
Jahre 1892 angegebenen „Flammen- oder Effektlichtbogens" ent-
standen ist.
Der Elektrolytlichtbogen des Verfassers wird am besten seinem
heuristischen und technologischen Inhalte nach durch die dies-
bezüglichen Patentansprüche definiert Diese lauten:
D. R.-P. Nr. 117214 (1899). Verfahren zur Erzeugung von elek-
trischem Bogenlicht, dadurch gekennzeichnet, daß der
Lichtbogen statt zwischen bei gewöhnlicher Temperatur
leitenden Elektroden zwischen vorgewärmten Elektroden
aus Leitern zweiter Klasse hergestellt wird.
D. R.-P. Xr. 137 788 (1899). 1. Verfahren zur Erzeugung von elek-
trischem Bogenlicht nach Patent Nr. 117 214, dadurch
*) Bayerisches Gewerbemuseum, Nürnberg. „Über die Erzeugung hoher
Temperaturen."
Nr. 16.] Ewald Rasch. 285
gekennzeichnet, daß die zur eigentlichen Lichterzeugung
dienenden Elektrolytelektroden durch einen zwischen Hilfs-
elektroden aus relatiy besser leitendem Material gebildeten
Flammenbogen vorgewärmt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß ein oder mehrere relativ besser leitende Hilfselektroden
an schlechter leitenden Elektrolytelektroden derart an-
geordnet sind, daß sie den elektrischen Strom bis an die
Verbrauchsenden der Elektrolytelektroden zuführen und
hierdurch den Glühprozeß der Elektrolytelektroden örtlich
auf deren Polenden beschränken.
Wie man sieht, stützt sich der Lichtbogen des Verfassers auf
ein physikalisch wohl definiertes Verfahren mit breiter prinzipieller
Basis.
Wie nämlich auch Herr v. CzuDNOCHOWSfKi betont, hat bei
den bisher bekannten Lichtbogenarten als Kriterium für das Zu-
standekommen eines Lichtbogens in erster Linie
„die Art zu gelten, die Entladung hervorzurufen durch
„Berührung zweier Elektroden miteinander und darauf-
„folgendes Entfernen auf kurzen Abstand voneinander".
Mit anderen Worten, die Kontaktgebung der Elektroden ist für
eine sichere Lichtbogenbildung ausreichend.
Demgegenüber habe ich nachgewiesen, daß man vor der
schlechten Leitfähigkeit von Elektroden nicht Halt zu machen
braucht, imd daß man auch die hohe Lichtökonomie dieser, die
mit dem Gehalt an Leitern zweiter Klasse bis zu einem Maximum
für reine Leiter zweiter Klasse zunimmt, nutzbar machen kann,
indem man zur Erzeugung des Lichtbogens eine andere Hilfs-
operation hiuzunimmt: die Zündung durch gesonderte Hilfsflammen
(Flammenbögen, Funkenstrecken etc.).
Diese Hilfszündung erhitzt die Leiter zweiter Klasse
(„Schlacken") bis zur Leitfähigkeit und Verdampfung, so daß
sie dann als selbständige Lichtbogenbildner an der Unterhaltung
des Lichtbogens und an der Lichtemission teilnehmen.
Nach den Angaben des Herrn v. Czudnochowski scheint es
übrigens einem Zweifel nicht zu unterliegen, daß in den neueren
286 Verhdl. d. Deutschen Physik. GMeilsch. vom 26. Juni 1903. [Kr. 16.
l^KEMGRlampen genau dasselbe YerfahTen des Verfassers ^) in An-
wendung kommt
So betont Herr t. Gzudnochowski, ;,dafi ein Zusammen-
führen der Elektroden zur sicheren Licfatbogenbildung
nicht ausreicht'' wegen der an den Elektrodenenden sich an-
sammelnden, den eigentlichen Herd des Lichtbogens bildenden
Schlacken (Leiter zweiter Klasse).
Herr Bbemer ordnet daher zwischen relativ gut leitenden
Elektroden, nämlich zwischen der metallischen Hilfselektrode Z
(ygL Fig. 13) und der negativen, besser leitenden Elektrode einen
Hilf sflammenbogen an, der gegen die schlecht leitenden Elektroden-
enden der positiven Elektrode zwecks Vorwärmung und Initial-
zündung geblasen wird.
Also auch hier kann man kaum behaupten, daß mein Bogen-
licht schlechthin „es bis heute zu einem bedeutsamen Hervortreten
nicht gebracht hat**. Andererseits stimme ich gern zu, daß letzteres
in kommerzieller Richtung nicht für meine Persönlichkeit Gel-
tung hat.
») D. R.-P. Nr. 1172U (1899); D. R.-P. Nr. 137788 (1899).
Verlag von Friedr. Vieweg & Sohn in Braonschweig.
Neu ersohienen:
Vorlesungen
über
Experimentalphysik
von
August Kundt,
weiland Professor an der Universität Berlin,
herausgegeben von
Karl Scheel.
Mit dem Bildnis Kundts, 534 Abbildungen und einer farbigen
Spelctraltafel.
gr. 8. Preis geli. 16 M., geb. 17 M.
Die Vorlesungen Kundts verdanken ihre Veröffentlichung dem viel-
fach ausgesprochenen Wunsche früherer Schüler des großen Experimen-
tators, die Vorlesungen nicht der Vergessenheit anheimfallen zu lassen.
Der Umstand , daß das Manuskript ein einheitliches Ganzes darbot,
mußte jeden Versuch .zurückweisen, durch Einfügung neuer Kapitel
die Fortschritte der Wissenschaft im letzten Jahrzent zu berücksichtigen
und dadurch die Vorlesungen zu einem Lehrbuch der Physik auszu-
gestalten, um so mehr, als dieselben hierdurch sehr an ihrer Originalität
eingebüßt* haben würden.
Kundts Vorlesungen geben ein Bild des klassischen Bestandteils
der physikalischen Wissenschaft und sind vermöge der überaus anschau-
lichen imd leicht verständlichen Sprache so recht geeignet, nicht nur
dem Studierenden der Physik als Leitfaden neben den gehörten
Vorlesungen zu dienen, sondern auch dem Schüler die Einführung
in die physikalischen Erscheinungen zu erleichtern. Vor allem wird
aber auch derjenige, welcher mit den Lehren der Physik vollkommen
vertraut ist, sich der eleganten und originellen Darstellung der ihm
bekannten Tatsachen stets aufs neue freuen.
Zu beziehen durch alle BocMiandliingen.
€Xeybold $ RacMolger
Coln a. Rhein
)Mecbaiit9che und optische Werkstätten*
Reue Scbwtingtnascbine mit Electrontotor
zum Hnscblusd an eine Starkstromleitung-
Mit dem Hpparat laeseti eich 9äititUd)eTer9Ucbc bequem
anetelleti* Die Hbbildung zeigt die Cetitrifugalmaed^ine in
Verbindung mit dem Hpparat nad> 81otte zur Bestimmung
des med>ani9d>en ^ärmeaquivalentes«
Preisliste über Neue Hpparate und Tersud>e auf Verlangen*
1903 Heft IT
(
Berichte
der
Dentechen Physikalischen Oesellscbaft
enthalteud
Yerhandlnngen
der Deutschen PF\y8ikali8chen Gesellschaft
im Auftrage der Gesellschaft herausgegeben
von
Karl Scheel
und
Halbmonatliches Literaturyerzeichnls
der „Fortschritte der Physik", dargestellt von der
Deutschen Physikalischen Gesellschaft
redigiert von
Karl Scheel Eichard Assmann
Beine Physik Koemische Physik
Brannsehwelg
Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn
19 03
M.omMush swei Nummern, — Äbonnementspreis pro Jahrgang 8 Mark, — Zu hexieliev
ditrch äüe Buckhandlungen und PostanMaUen (Postzeitungsliste Nr. 1042 a)
Inhalt.
Seite
1. Verhandlungen der Beutsolien PhyaüEalisohen OesellBohafU
Karl Scheel, Über die Spannkraft des Wasserdampf es unter 0^.
(Vorgelegt in der' Sitzung vom 26. Juni 1903.) 287
2. HalbmonatliclieB Iiiteraturverseiolmia der Vortsohritte der
Physik.
I. Allgemeine Physik 277
n. Akustik 278
m. Physikalisclie Chemie 278
lY. Elektrizität und Magnetismus 280
Y. Optik des gesamten Spektrums 281
VI. Wärme 282
Vn. Kosmische Physik 284
A.nJkündiffung'.
Den Abonnenten der ,J^ori8cbritte der Physik" können wir die erfreu-
liche Mitteilung machen, da/s nach langen Vorbereitungen im Anschlufs an
das im Jahre iSg^ im Verlage von Georg Reimer in Berlin erschienene
Qeneral' Register su den „Fortschritten derPbysiic", Band 7CKI (i^s)
bis XLIII (i88^), das in Anlage und Ausführung übereinstimmend mit
diesem Registerbande bearbeitete
Namen' Register nebst Sach'Brgäazungsregister zu den
„FortscbHtten der Physilc*', Band XLIV (i8S8) bis LIII
(i8gj) , unter Mitwirkung von Dr. E, Schwalbe bearbeitet
von Dr, G. Schwalbe,
Mt&r Ausgabe gelangt ist.
Nach einer Etnlettung^ welche dasu dient, den Gebrauch des Werkes
8U erleichtem, wird eine Übersicht über den Umfang der Bände, sowie über
die Redakteure und Referenten, welche während der Jahre i888 bis i8^
tätig waren, gegeben. Der Haupiteü selbst aerfällt in gwei Teile: Das
Namenregister, in welchem sämtliche in den sehn Jahrgängen der tfPort-
schritte** erwähnten nicht anonymen Titel in alphabetischer Reihenfolge der
Autorennamen sich vorfinden^ und das Sach'BrgättZungsregister, in wel'
chem die anonymen Titel in sachlicher Weise geordnet sind. Wie aus der Ein-
leitung sich ergibt^ ist durch umfassende Vergleiche für die Richtigkeit der
einseinen Titel nach Möglichkeit gesorgt worden. Ebenso ist dem Bedürfnis
nach Vollständigkeit in weitestem Mafse Rechnung getragen.
Für alle, welche auf den Gebrauch der „Fortschritte** in ihren wissen-
schaftlichen Untersuchungen angewiesen sind, dürfte das vorhegende Re-
gister SU einem wichtigen, wenn nicht unentbehrlichen Nachschlagewerk
werden. Auch für Bibliotheken, welche die „Fortschritte der Plgysik*'
halten, erscheint dasselbe als notwendige Ergänzung su denselben.
Der Preis des stattlichen Bandes beträgt M. 6o, — , worauf den Mit-
gliedern der Deutschen Physikalischen Gesellschaft die bekannte Brmdfsigung
gewährt wird.
Die Verlagsbuchhandlung Friedr. Vieweg 6t Sohn
in Braunschweig.
Verhandlungen
der
Deutschen Physikalischen Gesellschaft
Im Auftrage der Gesellschaft herausgegeben
von
Karl Scheel
6. Jahrg. 15. September 1008. Nr. 17.
Vber die Spannkraft des Wasserdampfes unter O«;
von Karl Scheel.
(Vorgelegt in der Sitzung vom 26. Juni 1903.)
(Vgl. oben S. 234.)
Die Spannkraft des Wasserdampfes unter 0® ist kürzlich von
Hrn. Thiesen i) zum Gegenstand einer interessanten theoretischen
Untersuchung gemacht worden. Als Schlußresultat seiner Be-
trachtungen findet Hr. Thiesen, daß sich die Spannkraft des
Wasserdampfes p in Millimetern darstellen lasse durch zwei For-
meln, nämlich über Eis durch:
über Wasser durch:
^ iisllä = 273 + i (^'•^^^ ~ ^'^^"'^* • ' + 0,000002 (« ),
worin durch Log der gemeine Brigg sehe Logarithmus bezeichnet
wird und t die Temperatur nach der Celsiusskala bedeutet.
») M. Thiesen, Wied. Ann. 67, GOO-fiir), 18{)9.
288 VerhdI. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 26. Juni 1903. [Nr. 17.
Nachdem ich die Neubearbeitung der Spannungstafeln für
die 8. Auflage der Lavdolt*Börnstein sehen Tabellen übernommen
hatte, habe ich Veranlassung genommen, die obigen theoretischen
Formeln mit den bekannten besten experimentellen Daten zu ver-
gleichen. Dabei ergibt sich eine bemerkenswerte Bestätigung der
theoretischen Formeln, welche hier mitzuteilen einiges Interesse
bieten dürfte.
Sieht maA virni den älteren YersHchen ab und betrachtet nur
neuere einwandfrei ausgeführte Messungen, so kommen für den
vorliegenden Zweck nur folgende Beobachiungen in Frage:
1. Die umfangreichen Messungen Regnaülts*) über die
Spannung des Wasserdampfes über Wasser, welche später u. a. von
Brogh^) eingehend diskutiert und zu endgültigen Tafeln ver-
arbeitet wurden.
2. Beobachtungen von Fischer ») gleichzeitig für Wasser und
Eis, welche sich nur auf ein sehr geringes Temperaturintervall
beziehen, die aber zuerst den experimentellen Beweis dafür lie-
fern, daß die Spannung über Eis und Über Wasser bei 0^ die
gleiche ist.
3. Messungen von Juhlin*) über Eis zwischen Qo und — 50oC.
und über Wasser zwischen -[-20o und — IS^C, welche gleicher-
weise für beide Fälle bei 0^ nur einen geringen Unterschied
liefern.
4. Untersuchungen von Marvin^) bezüglich der Spannung
des Wasserdampfes über Eis.
Die von den vier Beobachtern direkt erhaltenen Resultate
sind hierunter zusammengestellt:
') V. Regnault, Relations des experiences 1, 465—633, Paris 1847.
•) 0. J. Baoob, Trav. et Mem. du bureaa intern, des Poids et Mesures
1, A, 22, Paris 1881.
»). Wilhelm Fischer, Wied. Ann. 28, 400—432, 1886.
*) Julius Juhlin, Bih. tili K. Svenska Vet.-Akad. Handl. 17, Afd. I,
Nr. 1, 72 S., 1891.
*) C. F. Marvin, Extract Nr. 10 from Annual Report of the Chief
Signal Ofiicer 1891, 351— 3b3, Washington 1892.
Nr. 17.]
Kad SokeeL
289
Tempe-
r&tar
Spannung über Wasser (mm)
Spannung über Eis (mm)
Regnaült-
Bbooh
FlSCHEE
JUHLIN
Fischer
JOBLIN
Mabvik
— 600
^^
^_
-mm
0,050
0,030
— 45
—
—
—
—
0,077
0,057
— 40
—
—
—
—
0,121
0,100
— 36
—
—
—
_-
0,194
0,165
— 30
0,380
—
— .
—
0,312
0,284
— 25
0,606
-^
—
— .
0,506
0,478
-20
0,944
—
1,006
—
0,806
0,781
— 15
1,439
—
1,492
—
1,279
1,246
— 10
2,151
2,25
2,197
2,03
1,999
1,961
— 5
3,161
3,22
3,203
3,06
3,068
3,009
4,569
1
4,63
4,618
j 4,64
1
4,602
4,568
Die Übereinstimmung der Zahlen ist für gleiche Tempera-
turen bereits eine zufriedenstellende zu nennen, sie wird aber
noch erheblich besser, wenn man die Annahme macht, daß die
Zahlen eines jeden BeabachtM*s noch mit konstanten Fehlem be-
haftet sein können, die etwa durch eine falsche Nulllage des
benutzten Manometers hervorgerufen sein könnten. Daß eine
solche Annahme erlaubt ist, beweist eine Äußerung Regnaults i),
daß bei seinen Versuchen die verschiedenen Reiben häufig um
Beträge voneinander abwichen, welche durch die ganzen Reihen
hindurch konstant blieben.
Es liegt nun am nächsten, als einen Wert, auf den alle
Reihen zu beziehen sind, denjenigen anzunehmen, welchen Herr
Thiesek und ich>) als Mittelwert aus zahlreichen Messungen bei
O^' mit Hilfe eines Differential -Quecksilbermanometers gefunden
haben, dessen Schenkel abwechselnd dem zu bestimmenden Drucke
ausgesetzt werden konnten. Reduziert man alle Reihen durch
Addition von Konstanten auf diesen Wert, 4,579 mm, so erhält
folgende Tabellen:
») 1. c, S. 580; v^l. Pogg. Ann. Erg.-Bd. 2, 171, 1848.
•) M. Thiesen und K. Scheel, Wissenschaf tl. Abb. der Physikalisch-
Technischen Reichsanstalt 3, 71—94, 1900.
290 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsoh. vom 26. Juni 1903. [Nr. 17.
1. Spannung über Wasser (mm).
Tempe-
ratur
Rbgnault-
Bboch
Fischer
JUHLIK
Mittel aus
Regnault-Bboch
und'JcHLiN
Thiesen-
Formel
— 30»
0,390
—
—
•
--25
0,616
—
—
. —
—
-20
0,954
—
0,966
0,960
0,939
— 15
1,449
—
1,453
1,451 (
' 1,432
— 10
2,161
2,19,
2,158
2,159
2,145
— 5
3,171
3,16,
3,164
3,167
« 3,162
4,579
4,579
4,579
4,579
4,581 •
2.
Spannung über Eis (mm).
Tempe-
ratur
FlSCHEB
JüHLIN
Mabvin
Mittel aus
JüHLIN und
Marvin
Thiesen-
Formel
— 50°
0,027
0,041
0,034
0,029
— 45
^
0,054
0,068
0,061
0,054
— 40
—
0,098
0,111
0,104
0,096
-35
—
0,171
0,176
0,173
0,167
— 30
—
0,289
0,295
0,292
0,284
-25
—
0,480
0,489
0,484
0,473
— 20
—
0,783
0,792
0,787
0,772
— 15
—
1,256
1,257
1,256
1,237
— 10
1,96,
1,976
1,972
1,974
1,946
- 5
2,99,
3,045
3,020
1 3,032
3,010
4,579
4,579
4,579
4,579
4,581
Bildet man unter Nichtberücksichtigung der Beobachtungen
Fischers, die sich ja nur auf ein kleines Intervall beziehen, die
Mittelwerte aus Regnault-Broch und Jühlin einerseits, sowie
JuHLiN und Marvin andererseits, so gelangt man zu Resultaten,
welche mit den aus den oben mitgeteilten Thiesen sehen Formeln
berechneten selir nahe übereinstimmen.
Meinen Berechnungen für die Landolt-Bürnstein sehen
Tabellen habe ich die Mittelwerte in den fünften Spalten der
beiden vorstehenden Zusammenstellungen zu Grunde gelegt
Verlag von Friedr. Vleweg & Sohn in Braunschweig.
Nen erschienen:
Vorlesungen
über
Experimentalphysik
von
August Kundt,
weiland Professor an der Universit&t Berlin,
herausgegeben von
Karl Scheel.
Mit dem Bildnis Kundts, 534 Abbildungen und einer farbigen
Spektraltafel.
gr. 8. Preis geh. 15 M., geb. 17 M.
Die Yorlesangen Kundts verdanlcen ihre Veröffentlichung dem viel-
fach ausgesprochenen Wunsche früherer Schüler des großen Experimen-
tators , die Vorlesungen nicht der Vergessenheit anheimfallen zu lassen.
Der Umstand, daß das Manuskript ein einheitliches Ganzes darbot,
mußte jeden Versuch zurückweisen, durch Einfügung neuer Kapitel
die Fortschritte der Wissenschaft im letzten Jahrzent zu berücksichtigen
und dadurch die Vorlesungen zu einem Lehrbuch der Physik auszu-
gestalten, um so mehr, als dieselben hierdurch sehr an ihrer Originalität
eingebüßt haben würden.
Kundts Vorlesungen geben ein Bild des klassischen Bestandteils
der physikalischen Wissenschaft und sind vermöge der überaus anschau-
lichen und leicht verständlichen Sprache so recht geeignet, nicht nur
dem Studierenden der Physik als Leitfaden neben den gehörten
Vorlesungen zu dienen, sondern auch dem Schüler die Einführung
in die physikalischen Erscheinungen zu erleichtem. Vor allem wird
aber auch deijenige, welcher mit den Lehren der Physik vollkommen
vertraut ist, sich der eleganten und originellen Darstellung der ihm
bekannten Tatsachen stets aufs neue freuen.
Za beziehfiii durch alle Bnchhandlnngea.
296
tJber die Ftage der Beetnßusgu/ng von KaOiOden^
Htrahlen;
von F. Neesen.
(Vorgetragen in der Sitzung vom 22. September 1903.)
(Vgl. oben S. 292.)
Um ZU zeigen, daß das Fehlen einer Einwirkung von ver-
schiedenen Kathodenstrahlen aufeinander nicht von einer ent-
gegenwirkenden elektrodynamischen Wirkung abhängt, werden in
einer Bohre zwei Eathodenstrahlen Yon getrennten Entladungen
in entgegengesetzter Richtung in unmittelbarer Nähe aneinander
Yorbeigeführt. Auch dann tritt keine Einwirkung ein, obgleich
jetzt die elektrodynamische Wirkung die elektrostatische unter-
stützen muß.
Demonstration einer Quecksttberpumpe;
von F. Neesen.
(Vorgetragen in der Sitzung vom 22. September 1908.)
(Vgl. oben S. 292.)
Die Pumpe ist eine doppelwirkende Kolbenpumpe, welche ein
andauerndes Aussaugen bewirkt. Zwei gleiche Pumpenhälften
werden durch einen Hahn abwechselnd mit der äußeren Luft be-
züglich einer Vorpumpe in Verbindung gesetzt* Die Steuerung
des Hahnes erfolgt durch eine Hilfspumpe. Der glastechnische
Aufbau ist von Herrn Bürger wesentlich vereinfacht
297
Freanelsehe Interferenzen a/n zwei planparaUelen
Flauen ala Varlesu/nggvereuch f
von J. Classen.
(Vorgetragen in der Sitzung vom 22. September 1908.)
(Vgl. oben S. 292.)
Fallt licht durch zwei nahezu parallele Platten von gleicher
Dicke,* 80 entstehen Interferenzstreifen; dieselben sind leicht zu
beobachten mit auf unendlich eingestelltem Auge oder Femrohr
und sind als BREWSTERsche Streifen bekannt. Unter bestimmten
Verhältnissen sind diese Streifen auch objektiv zu projizieren und
ergeben dann eine außerordentlich schöne und glänzende Inter-
ferenzerscheinung, die als Grundversuch in einer Vorlesung für
die Einfuhrung in die Wellenlehre des lichtes sehr geeignet er-
scheint Die Entstehungsweise dieser Streifen veranschaulicht die
nachstehende Figur. Von einem Lichtpunkte L werden von den
Jii--. Li
La
Flächen der Platte I die Bilder L\ und 1!% erzeugt Li gibt an
der Hinterfläche Ton II das Bild Xj und Li, an der Vorderfläche
von n das Bild L^. Die beiden lichtaussendenden Punkte L^ und
Ls lassen sich nun vollständig wie die beiden Bilder in Fresnels
Zweispiegelversuch betrachten und müssen genau das gleiche
Interferenzstreif ensystem geben. Die Mitte dieses Streifensystems,
also der in der Projektion allein sichtbare Teil, muß in der zu
der Strecke L^L^ senkrechten Symmetrieebene liegen. Sendet
man daher ein schmales lichtbündel aus einer Projektionslampe
auf die Platte, so kann man diese Mitte des Streifensystems in
dem zweimal reflektierten Bündel aus leicht zu übersehenden
298 Yerhdl. d. DeatBchen Physik. Geselhoh. y. 22. Sept. 1908. [Nr. 18/19.
geometrischen Gründen nur dann haben, wenn der reflektierte
Strahl zwischen den beiden Platten senkrecht zur Halbierungs-
linie des Winkels zwischen beiden Platten verläuft Genügt man
dieser Bedingung, so erhält man leicht auf dem Projektionsschirm
neben dem Lichtfleck, der von dem direkt durchgehenden Licht
herrührt, den yon dem zweimal reflektierten Lichte herrührenden
Fleck und in diesem, wenn der Winkel zwischen den Platten
hinreichend klein ist, deutliche und breite Interferenzstreifen. Ist
die Ebene des Neigungswinkels der Platten imd des Lichtstrahls
horizontal, so ist notwendig, da man nahezu senkrechte Inzidenz
hat, das zweimal reflektierte Licht sehr schwach. Wählt man den
Neigungswinkel größer, so wird zwar das reflektierte Licht heller,
aber gleichzeitig wird der Streifenabstand enger, so daß die Streifen
bald aus einiger Entfernung nicht mehr beobachtet werden können.
Bis zu sehr großen Neigungswinkeln und Fernrohrbeobachtung
und homogenem Licht ist diese Erscheinung von Lummer verfolgt
worden. Für die objektive Darstellung kann man die gleiche
Erscheinung in beträchtlicher Lichtstärke erhalten, wenn man die
Ebene des Neigungswinkels der Platten senkrecht stellt bei hori-
zontalem Lichtstrahl; man kann dann das Licht sehr schräg auf
die Platten auffallen lassen, ohne den Neigungswinkel zu ver-
größern, indem man in der Figur den Lichtpunkt gewissermaßen
senkrecht nach vorn aus der Papierfläche heraustreten und die
Lichtstrahlen schräg durch die Papierfläche hindurchtreten läfst
Man kann dann auch noch die. Platten bedeutend voneinander
entfernen und erhält eine Aufstellung, die äußerlich ganz der-
jenigen im Jamin sehen Interferenzrefraktometer ähnelt, nur daß
in ihr die Schnittlinie der Platten horizontal, während sie bei
Jamin vertikal ist Man kann dann das direkte Licht abblenden
und erhält ein lichtstarkes Interferenzstreifensystem, in dem man
durch Ändern der Plattenneigung den Streifenabstand beliebig
variieren kann.
Die Erscheinung wurde vorgeführt, indem dabei das Bild,
das das Kondensorsystem einer Projektionslampe von der positiven
Kohlenspitze entwirft, dicht an die Platte I gelegt wurde. Zum Ge-
lingen des Versuchs in dieser Anordnung ist nur ein gutes Platten-
paar erforderlich. Die Platten müssen gut plan und aus einem
Stück geschnitten sein, damit sie genau die gleiche Dicke haben.
299
Schneidentßne und Labtalpfeifen;
von R. Waehsmuth.
(Vorgetragen in der Sitznng vom 23. September 1903.)
(Vgl. oben S. 292.)
Zum Verständnis der Tonbildung bei Labialpfeifen muß man
die Vorgänge zwischen Kemspalt und Mitte der Pfeife genau
kennen. Um diese zu studieren, tut man gut, zunächst von dem
Resonanzrohr abzusehen und die Erscheinungen zu untersuchen,
welche auftreten, wenn in einen blattförmigen Luftstrom eine
Einlage gebracht wird. Um den Pfeifenteilen zu entsprechen,
wird der Luftstrom aus einem Windkasten mit rechteckiger Öffnung
austreten und gegen die scharfe Schneide öines der Spaltöffnung
parallelen Keils anschlagen müssen. Auch bei dieser Anordnimg
treten Töne auf, die sogenannten Schneidentöne. Sie sind im
allgemeinen höher aU die Töne von Orgelpfeifen mit der gleichen
Maulweite.
Bringt man zunächst die Schneide vor die Spaltöffnung, so
erhält man gar keinen Ton. Bei Vergrößerung des Abstandes
und möglichst axialer Führung der Schneide tritt jedoch schon
bei ziemlich kurzen Entfernungen ein hoher Ton auf. Die Ton-
höhe ist bei gleichem Abstand abhängig vom Luftdruck. Mit
wachsender Entfernung wird der Ton tiefer — entsprechend einem
abnehmenden Luftdruck — bis zu einem gewissen, vom Blase-
druck und der Spaltweite abhängigen Abstand. Hier springt der
Ton plötzlich um eine Oktaye in die Höhe, wird bei weiterem
Wachsen der Entfernung wieder tiefer, bis ein zweiter Sprung
erfolgt, diesmal um eine Quint in die Höhe. Jetzt verliert der
Ton schnell an Reinheit, doch gelingt es manchmal, noch einen
dritten Sprung zu hören. ScUießlich tritt noch ein Sprung,
diesmal um eine Oktave, in die Tiefe auf, wenn man in der Lage
300 VeAdL d. Deutschen Physik. GeseUsoh. v. 23. Sept. 1903. [Nr. 18/19.
zwischen erstem und zweitem Sprung mit dem Keil aus der Mitte
auf die Seite geht (Vgl. hierzu die yerschiedenen Lagen des
Keils in der Figur.)
Eine Erklärung dieser Sprünge wurde auf photographischem
Wege gesucht. Ein an anderer Stelle näher zu beschreibender
Apparat besaß in einem lichtdicht verschlossenen Kasten eine
große, sehr schnell rotierende Trommel, auf welche ein Film auf-
gespannt war. Die Belichtung des Films erfolgte durch eine
schmale Öffnung in dem KastendeckeL Über dieser Öffnung war
auf dünnster Glimmerplatte der zu photographierende Teil der
Pfeife oder die Windlade mit Keil aufgebaut 40 bis 50 cm über
dem Film war die Funkenstrecke angebracht Die Beleuchtungs-
funken wurden durch die Partialentladungen einiger Leydener
Flaschen gebildet Wenn nun der Luftstrom der Pfeife mit
Ätherdampf versetzt war, so erhielt man durch jeden Funken als
Schliere auf dem Film ein Bild von dem
augenblicklichen Zustande des Luftstroms. Der
Film rotierte so schnell, daß jede 4000 tel bis
6000 tel Sekimde eine Aufnahme erfolgen konnte,
eine einzelne Schallschwingung sich also in
mlBhrere Phasen zerlegen ließ.
Auf diesem Wege wurde nachgewiesen,
daß das Luftband, welches aus einem recht-
eckigen Spalt austritt, sich schon von vorn-
herein in einem labilen Gleichgewichtszustande
befindet und daher praktisch schon eine kurze
Strecke von der Öffnung entfernt abwechselnd
nach beiden Seiten pendelt Unter Wirkung
der widerstehenden, weil ruhenden Umgebung
entsteht dadurch ein Luftstrom von der hier-
neben abgebildeten Gestalt.
Die in die Figur hineingezeichneten verschiedenen Keillagen
I bis IV soUeü eine Erklärung für die verschiedenen Höhen und
Sprünge der Schneideiitöne bieten. Der Ton entsteht durch An-
schlagen dor sich vorwärts bewegenden, dabei aber quer gestellten
Blatt£äcfaen. Geht man mit dem Keil aus Stellung I langsam in
Stellung U über, so kommt der Augenblick, wo wegen der Krümmung
des Bandes statt eines Anschlages deren zwei in nahezu derselben
Nr. 1€^9.] R. Waohflmnth. 301
Zeit erfolgen 1). Das entspricht also dem ersten Tonqirung um
eine Oktaye in die Höhe. Analog erhält man bei der dritten
Stellung drei Anschläge statt zwei und dadurch den Quinten-
sprung. Bückt man schließlich von 11 zur Seite in Stellung IV,
so schlägt jetzt nur noch die gewöhnlich in einem Wirbel zu-
sammenhängende gemeinsame Kante zweier Luftschichten an den
Keil, und es muß ein Oktavensprung in die Tiefe erfolgen. Die
Entfernung der Sprungstellen voneinander und von dem Spalt
ist von der Stärke des Winddruckes abhängig. (Diese Erklärungs-
weise wird durch eine Reihe von projizierten Filmaufnahmen in
den verschieden Gebieten belegt)
Aus der Bewegungsgeschwindigkeit des Films und dem Ab-
stand zwischen zwei Bildern gleicher Phasen läßt sich die Ton-
höhe direkt berechnen.
Weitere Versuche betreffen die Resonanz. Hält man in die
Nähe des Keils in Lage II eine verstellbare Besonanzröhre, so
läßt sich nicht nur der vorhandene Schneidenton verstärken,
sondern auch durch Verdoppelung der Länge die tiefere Oktave
erzwingen.
Geht man jetzt von den Schneidentönen zu den Pfeifentönen
über, so wird der Unterschied lediglich im Besonanzraum liegen.
Ist der anblasende Luftstrom stark genug, um die Eigenschwingung
des Besonanzraumes lebhaft zu erregen, so kommt der Zerfall in
die einzelnen Schichten nicht mehr zustande, vielmehr unter-
stützt dann der Besonanzraum die ursprüngliche Schwingung der
Lamelle so kräftig, daß jetzt das Luftband nicht mehr abbricht,
sondern in ganzer Länge in der schon vielfach dargestellten
Weise um die Lippe pendelt. Dabei gehört zu einer beliebigen
Schwingungsperiode offenbar jedesmal ein ganz bestimmter Luft-
druck. Einen gewissen Spielraum gewährt die Besonanz.
Wird aber der Druck zu klein, so bietet diese keine Unter-
stützung mehr, und das Blatt zerfällt wie bei dem Keil allein.
Es treten Schneidentöne auf. Man kann bei kleinen Pfeifen
^) Diese Annahme ist, wie die Disknssion ergeben hat, in der vor-
liegenden Form unhaltbar. Die kinomatog^aphischen Aufnahmen der Luft-
schwingungen vor und nach dem ersten und zweiten Sprung ergaben jedoch
ganz der Figur entsprechende Bilder, so daß in dieser Richtung nach dem
noch unbekannten Zusammenhang gesucht werden muß.
302 Yerhdl. cL Deatsohen Physik. Geeellaoh. y. 2S. Sept. 1908. [Kr. 18A9.
durch vorsichtiges leises Anblasen leicht eine ganze Reihe von
ihnen erhalten. Von diesen werden, die einem Oberton der Pfeife
entsprechen, durch Resonanz verstärkt, behalten aber ihre Gestalt
als Schneidentöne genau wie in der Figur.
Wird der Luftdruck größer, als für die dem Resonanzraum
entsprechende Grundschwingung nötig ist, so zwingt auch hier
der Resonanzraum eine Zeitlang seine Periode auf, dann aber
springt der Ton plötzlich in den nächsten Oberton der Pfeife,
jedoch wieder als Grundschwingung und ohne Zerfall, weil eben
dem gesteigerten Luftdruck die erhöhte Periode entspricht und
die Resonanz der Pfeife den Zerfall verhütet
Auch von den Orgelpfeifen werden Filmaufnahmen projiziert,
die Grundton, sowie die Obertöne bei Über- und Unterdruck
demonstrieren.
303
Analyse und Syn^iese von Sehwi/ngungen;
van JE. GrtmsehL
(Yorgeira^en in der Sitzung vom 23. September 1908.)
(Vgl. oben S. 292.)
Zur Eonstraktion des Urnen heute Yorzuffihrenden Apparates
zur Analyse von Schwingungen veranlaßte mich der Wunsch , bei
der Bestinunung der Schwingungszahl eines Tones mit der ge-
wöhnlichen Lochsirene ein Zählwerk zu benutzen, das vollständig
unabhängig von der Umdrehung der Sirenenscheibe ist, um den
Übelstand zu yermeiden, daß durch die Einschaltung des Zähl-
werks eine Störung der Umdrehungsgeschwindigkeit erfolgt. Zu
dem Zwecke versuchte ich, einen durch die Lochreihe der ge-
drehten Sirenenscheibe fallenden Lichtstrahl auf eine bewegte
photographische Platte fallen zu lassen. Die Unterbrechung des
Lichtstrahls mußte sich dann auf der photographischen Platte
durch eine Reihe dunkler Punkte bemerkbar machen. Wenn man
die Zeit kennt, während welcher die Platte bewegt wird, so ist
.eine Abzahlung der dunklen Punkte, also auch eine unmittelbare
Bestimmung der Unterbrechungen, d. h. der Schwingungszahl des
Tones, ausführbar. Die einfachste Art der Bewegung schien mir
die zu sein, daß ich eine photographische Platte vor dem unter-
brochenen Lichtstrahl frei vorbeifallen ließ. In der Tat erwies
sich dieses Verfahren als gut ausführbar, und so kam es nur
darauf an, eine bequeme Versuchsanordnung zu treffen. Dieses
ist durch den vor Ihnen stehenden Apparat Fig. 1 (a. f. S.) voll-
kommen erreicht
Der Apparat besteht aus einem auf einem Stative aufgestellten
astronomischen Femrohr. - An der Stelle, wo das reelle Bild des
Gegenstandes erzeugt wird, ist eine Hülse angebracht, durch welche
hindurch eine photographische Platte von 3 cm Breite in einem
beabsichtigten Augenblicke hindurch fallen kann. Zu dem Zwecke
ist auf die obere und untere Seite der Hülse eine flache, durch
einen Schieber verschließbare Kassette aufgesteckt In die obere
Kassette wird vor Beginn einer Beobachtung eine photographische
304 VerhdL d. Deutschen Physik. Gesellsoh. v. 23. Sept. 1903. [Nr. 18/19.
Platte in einen passenden Metallrahmen eingebracht. Zieht mau
dann den Eassettenschieber heraus, so fällt der Metallrahmen mit
der Platte auf einen in der mit dem Femrohr verbundenen Hülse
befindlichen Haltestift, der entweder durch einen Druckknopf oder
auf pneumatischem Wege durch Drücken auf einen GummibaU
Fig.
zurückgezogen werden kann, wodurch der Metallrahmen mit der
photographischen Platte frei wird. Die Platte fällt herunter,
durch das Femrohr hindurch in die untere Kassette, die nun yer-
schlossen wird. In der Dunkelkammer kann dann die Platte
entwickelt werden.
Nr. 18/19.] £. GrimsehL 305
Um mit dem Apparate Beobachtangen zu machen, stellt man
zuerst das Okular des Fernrohres so ein, daß man das Korn
einer in die Hülse eingesetzten Mattscheibe oder die Zeichnung
eines eingesetzten photographischen Negativs oder DiaposiÜTS
möglichst scharf sieht Zur Einstellung eignet sich gut ein altes
photographisches Negativ, auf dessen Schicht man mit einem
scharfen Messer ekiige scharfe Striche gezogen hat. Das ein-
gestellte Okular des Femrohres dient jetzt als photographische
Einstelllupe, die man ohne Mattscheibe zur Einstellung des
OlgektiTB benutzen kann. Dann stellt man das Objektiv^ ohne
das Okular zu verschieben, scharf auf den zu beobachtenden
Gegenstand, also in dem oben beschriebenen Falle die Locher-
reihe der Sirenenscheibe, ein, nachdem man die beiden Kassetten,
die obere mit Platte versehen, eingesetzt hat Jetzt ist der
Apparat zur Aufnahme vorbereitet Man setzt die Sirenenscheibe
in Bewegung und drückt in dem Augenblicke, wo der erzeugte
Ton die verlangte Höhe hat, auf den Ball. Die Aufnahme ist
vollendet, und nadi Entwickelung der Platte kann die Zählung
der Schwingungen erfolgen. Um die Fallzeit der Platte zu be-
stimmen, macht man denselben Versuch mit einer gleichartigen
photographischen Platte, auf der man die Schwingungen einer
Stimmgabel von bekannter Schwingungszahl photographisch fixiert
Aus einer größeren Zahl Ton Beobachtungen hat sich ergeben,
daß die Fallzeit der photographischen Platte mit nur minimalen
Abweichungen immer dieselbe ist. Das ergibt sich daraus, daß
die verschiedenen photographischen Stimmgabelkurven vollständig
zur Deckung gebracht werden können. Bei dem vorliegenden
Apparat beträgt die Fallzeit, d. h. die Zeit, während welcher die
Platte vor einem Punkte des reellen Bildes vorbeifällt, annähernd
0,05 Sekunde.
Beim Arbeiten mit dem Apparat, der von der Firma A. Krüss,
Hamburg, gebaut wird, hat sich ein außerordentlich ausgedehntes
Anwendungsgebiet desselben geboten, von denen ich Ihnen einige
kleine Proben vorführen möchte.
Bevor ich Ihnen jedoch die Aufnahmen vorführe, möchte ich
noch eine Yersuchsanordnung zeigen, die sich zum Studium der
Schwingungen tönender Stimmgabeln, Saiten u. a. als brauchbar
erwiesen hat: Sie sehen hier den leuchtenden, horizontalen Leucht-
306 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. v. 28. Sept. 1903. [Nr. 18/19.
körper einer Nemstlampe, Modell B 1902, von der ich die Vor-
wärmespirale entfernt habe, die also zum Brennen mit einem
Streichholz vorgewärmt werden muß. Der Nernstkörper ist eine
für viele Zwecke bequem brauchbare Lichtquelle, die den Spalt
Fig. 5.
bei Tielen Versuchen ersetzen kann, wie ich übrigens gestern bei
einem Apparate, den ich in Abteilung XII vorgeführt habe, schon
gezeigt habe.
Vor dem leuchtenden Nemstfaden habe ich eine Stahlsaite
vertikal ausgespannt. Richte ich nun den photographischen
Nr. 18/19.] K Grimsehl. 307
Apparat auf den Nemstkörper und stelle auf die Saite scharf
ein, so sehe ich eine helle Linie mit einem dunkeln Fleck dort,
wo die Saite ist. Nun setze ich die Saite in Schwingungen,
drücke auf den Ball, und die Aufnahme der Saitenschwingung ist
beendet.
Der leuchtende Nemstfaden hat auf der Platte einen schwarzen
StSreifen erzeugt, auf dem sich beim Entwickeln eine Wellenkurve
zeigt, die daher rührt, daß die durch die Saite hervorgerufene
Unterbrechungsstelle des leuchtenden Fadens sich infolge der
Schwingung der Saite hin und her bewegt hat Aus der erhal-
tenen Schwingungskurve ist der Charakter des von der Saite er-
zeugten Tones mit Klarheit zu erkennen. Ich werde die eben
ausgeführte Aufnahme heute noch entwickeln, um sie Ihnen am
Schlüsse der heutigen Sitzung zu zeigen. Jetzt möchte ich
Ihnen die Resultate von Versuchen vorführen, die ich zu Hause
gemacht habe.
Fig. 2 zeigt eine Aufnahme des durch eine rotierende Sirenen-
scheibe fallenden Lichtstrahls. Daß diese Aufnahme wohl geeignet
ist, die Gesetze des freien Falles der fallenden photographischen
Platte aus dem zunehmenden Abstände der aufeinander folgenden
Lichteindrücke abzuleiten, mag nur nebenbei bemerkt werden.
Fig. 3 zeigt die Schwingungskurve, die dadurch erzeugt ist,
daß die Zinke einer schwingenden Stimmgabel von 435 Schwin-
gungen vor dem Nemstkörper in Schwingungen versetzt ist.
Fig. 4 ist die Aufnahme einer frei von Obertönen schwin-
genden ausgespannten Saite. In Fig. 5 sehen Sie das Mitklingen
der Oktave des Grundtones als Oberton.
Figg. 6 und 7 (a. f. S.)' zeigen noch andere Obertöne, deren
Schwingungszahl sich durch einfaches Abzählen der Schwingungen
ergibt.
Die oben gezeigten Kurven erinnerten mich an die schon
früher von Raps und Krigar-Menzel ausgeführten Photographien
von schwingenden Saiten. Tatsächlich ist das Grundprinzip der
Anordnung bei meinen Aufnahmen dasselbe wie bei den Raps-
schen Versuchen. Nur ist die Versuchsanordnung und die Aus-
führung der Versuche bei meinem Apparat so einfach, daß, wie
Sie eben gesehen haben, kaum eine Vorbereitung für eine Be-
obachtung nötig ist
308 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellich. v. 28. Sept. 1908. [Nr. 18/19.
Bei der Leichtigkeit der Aasfühning der Versuche lag es
nahe, auch andere oszillatorische oder schnell verlaufende Vor-
gänge mit dem Apparate zu untersuchen. So wurde denn auch
versucht, elektrische Entladungen zu studieren, um vielleicht elek-
trische Wellen aufzunehmen, obwohl die hohe Schwingungszahl
Fig. 6. Fig. 7. Fig. 8. Fig. 9.
der elektrischen Wellen wenig Aussicht auf Erfolg versprach. Bei
diesen Aufnahmen, die von stud. phys. Westphal in Hamburg
gemacht sind, ergab sich das in Fig. 8 dargestellte Bild. Das
Nr. 18A9.] E. Grimsehl. 309
Bild stellt die Funkenstrecke eines 30 cm-Induktors dar, in dessen
Zuleitung eine große Kapazität in Gestalt großer Leydener Flaschen
eingeschaltet wurde. Zwischen der einen Leydener Flasche und
der Funkenstrecke wurde eine Selbstinduktion eingeschaltet, deren
Größe aber ohne wesentlichen Einfluß auf das Auftreten der Er-
scheinung zu sein schien, wenn sie nur eine gewisse Größe
überstieg. Die bei dem Entladungsfunken auftretende Aureole
wurde, weil sie zu störenden Schleiern der Platte Veranlassung
gab, mit dem Munde fortgeblasen. Offenbar sind die eigentüm-
lichen Wiederholungen der Entladung Teilentladungen, die der
ersten Hauptentladung folgen. Die geringere Stärke der nach-
folgenden Entladungen rührt dayon her, daß durch den ersten
Entladungsschlag der Flaschen die zwischen den Spitzen befind-
liche Luft leitend wird, daß also demnach zu den folgenden
Entladungen nur ein geringeres Entladungspotential nötig ist
als zu der ersten Entladung. Daß diese wiederholten Entladungen
keine elektrischen Schwingungen sind, ergibt sich außer aus der
für elektrische Schwingungen zu geringen Schvdngungszahl daraus,
daß an den Elektroden keinerlei Polwechsel zu beobachten ist
Die Teilentladungen folgen der Hauptentladung in Zeitzwischen-
räumen Ton ungefähr 0,0003 Sekunden.
Fig. 9 endlich zeigt die Aufnahme einer singenden Bogen-
lampe. Die Helligkeitsschwankungen des Lichtbogens finden einen
genügend deutlichen Ausdruck in dem Bilde.
Ich glaube, daß die gezeigten Beispiele genügen, um das aus-
gedehnte Anwendungsgebiet des Apparates zu yeranschaulichen,
wenn auch mit den gebotenen Beispielen das Gebiet noch lange
nicht erschöpft zu sein scheint. Ich denke, daß Aufnahmen von
Insektenflügelschlägen, ähnlich wie sie Herr Prof. Lendenfeld,
Prag, ausgeführt hat, auch mit diesem Apparat ausführbar sind.
Die Bestimmung der Geschwindigkeit schnell verlaufender Be-
wegungen muß ebenfalls ausführbar sein, indem man eine Kurve
erhält, deren vertikale Komponente durch die Fallräume der
Platte, deren horizontale Komponente durch die beobachtete Be-
wegung erzeugt wird.
Im Anschluß an diesen Apparat, der die Schwingungen und
die schnell verlaufenden Erscheinungen gewissermaßen analytisch
310 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. v. 23. Sept. 1903. [Nr. 18/19.
aufnahm, möchte ich nun eine Wellenmaschine vorführen, die die
Synthese der Schwingungen ausführen solL
Der Apparat, dessen Grundidee in der bekannten Pfaündler-
schen Wellenmaschine schon yorhanden ist, besteht aus einer
Anzahl von Sinusschwingungen, die durch ihre Ordinaten in Ge-
stalt von Stablstäben mit aufgesetzten Knöpfen dargestellt wer-
den (Fig. 10). Das wesentlich Neue an dieser Wellenmaschine
Fig. 10.
ist, daß man die einzelnen Sinusschwingungen in beliebiger Wahl
mit beliebiger Phasenverschiebung dadurch zusammensetzen kann,
daß man die Ordinaten addiert. Das geschieht einfach dadurch,
daß man die einzelnen Stahlstabsysteme aufeinander setzt und
die Stahlstäbe bis zur Berührung mit den unteren Reihen her-
unterschiebt
So erhalten wir z. B. hier (Fig. 11) in der mittleren Reihe
ein Bild, das dem einen vorhin gezeigten Bilde der Saitenschwin-
gung, bei der der Grundton mit der Oktave zusammenschwingt.
Nr. 18A9.]
K GrimsehL
311
entspricht Hier ist die Amplitude des Obertons halb so groß
wie die Amplitude des Grundtons. Füge ich dieser Schwingung
noch die Quinte der Oktave mit einem Drittel der Amplitude des
Grundtons hinzu, so erhalte ich das Bild Fig. 11 in der obersten
Reihe.
Man kann nun in derselben Weise beliebige Obertöne in be-
liebiger Zahl den schon gezeigten Schwingungen hinzufügen. Dabei
Fig. 11.
kann man auch jede beliebige Phasendifierenz benutzen. Es kann
also jeder beliebige Klang durch die Summation der Ordinaten
der Einzelkurven synthetisch zur Darstellung gebracht werden.
812
tJher neue Olaearten von geeteigerter TTUra/Holett^
durehläsätgkeUf
van JE. Zschimmer.
(Vorgetragen in der Sitzung vom 23. September 1903.)
(Vgl oben S. 292.)
Die bisher bekannten Gläser von bester Durchlässigkeit ab-
sorbieren in 1 cm Dicke etwa bei der Wellenlänge 306 nii 100 Proz.
der ursprünglichen Intensität (nach Abzug der reflektierten Strah-
lung). Dem Vortragenden ist es gelungen, ein Verfahren zu
finden, nach welchem sich in großem Maßstabe verschiedene
optische Glasarten herstellen lassen, deren Ultraviolettdurchlässig-
keit bei derselben Wellenlänge (305 ^iii) in 1 cm Dicke etwa
50 Proz. beträgt; bei A = 288 fifi beträgt die Durchlässigkeit
ebenfalls 50 Proc. für etwa 1 nun Schichtdicke. Die wichtigsten
optischen Konstanten dieses bis jetzt im großen vom Jenaer
Glaswerk dargestellten Glases sind für den sichtbaren Teil an-
nähernd folgende:
Ni,
(J'-C)IO»
F-C
Fabriknuminer
Bezeiobnung
1^8
1,633
1,663
781
963
1270
64,4
66,4
61,4
0.8199
0.3248
S. 249
„Ü.V.-Kpon«
„Ü.V.-Flint«
„Schwentes
ü. V.-Flint«
Astrophotographische Versuchsaufnahmen haben gezeigt,
daß man durch Objektive aus diesen Gläsern eine erheblich
größere Stemzahl und feineres Detail gewinnt als durch gleiche
Objektive aus den gewöhnlichen Glasarten. Der Vortragende hat
femer ein „Filterglas für kurzwellige Strahlen^ dar-
gestellt, welches von Bot bis Blau stark absorbiert, Blau, Violett
und Ultraviolett etwa bis 280 fift in 1 mm Dicke gut durchläßt
313
tfber Me spekiroskapisehe BesHmtnung des Aiam-
gewichtes;
von C. JRunge,
(Yorgetragen in der Sitiung vom 22. September 1903.)
(Vgl. oben S. 298.)
Daß zwischen den Linienspektren der Elemente und ihrem
Atomgewicht Beziehungen bestehen, ist schon seit langem bekannt.
Man sieht es z. B. unmittelbar, wenn man die Spektren der
Alkalien miteinander vergleioht Die Linien rücken, im ganzen
genommen, mit wachsendem Atomgewicht nach dem roten Ende
des Spektrums.
Projektion: Die Spektren der Alkalien.
Bei genauerer Untersuchung zeigt sich sogar, daß jede Linie
des einen Elementes einer bestimmten Linie des andern Elementes
entspricht Man erkennt nämlich, daß der Bau eines jeden Spek-
trums ein ganz regelmäßiger ist Man muß nur die Linien
gruppenweise in sogenannte Serien zusammenfassen. Wir erhalten
dann bei jedem Element dasselbe Bild und können je zwei Bilder
Punkt für Punkt aufeinander beziehen.
Diese Beziehung der Spektren auf einander ist nun noch nicht
bei allen Familien chemischer Elemente gelungen. Ueberall, wo
Serien angefunden sind, wie bei MgCaSr, ZnCdHg, AlLiTl,
CuAgAu, können wenigstens die Serienlinien aufeinander bezogen
werden. Für die zahlreichen anderen Linien, die sich nicht zu
Serien haben ordnen lassen, muß man sich nach anderen Kriterien
umsehen, um sie von Element zu Element aufeinander zu be-
ziehen. Solche Kriterien liefern:
1. das Verhalten und Aussehen der Linien, ob sie leicht
umkehrbar, ob verbreitert oder scharf, wie die Wellen-
länge sich unter Druck ändert, die Intensität bei yer-
schiedenen Temperaturen in der Bunsenflamme, im
elektrischen Bogen, im Funken, bei Einschaltung von
Selbstinduktion, Yon Kapazität;
314 Verhdl, d. Deutschen Physik. GöSellsch. v. 22. Sept 1903. [Nr. 18/19.
2. das Gesetz konstanter Schwingungsdifferenzen;
3. das Verhalten der Linien im magnetischen Felde.
Besonders das Verhalten im magnetischen Felde ist vorzüg-
lich geeignet, uns über das Eiitsprechen der Linien Aufschluß zu
geben.
Projektion: Verschiedene Typen von Zerlegungen.
Wenn man die entsprechenden Linien einer Familie von
Elementen gefunden hat, so sind die Schwingungszahlen eine glatte
Funktion des Quadrats des Atomgewichtes.
Projektion: Tafel von Ramage.
Es wird auf diese Weise möglich, das Atomgewicht eines
Elementes aus den Atomgewichten verwandter Elemente zu be-
stimmen, graphisch oder durch empirische Formeln.
Natürlich darf man dabei die Linien nur auf Grund der
auseinandergesetzten Kriterien einander zuordnen. Wollte man
in der Zuordnung willkürlich verfahren, so verliert man bei der
großen Anzahl von Linien jeden festen Boden. So hat Watts
meiner Ansicht nach ganz vergeblich gearbeitet, indem er ohne
Rücksicht auf die Kriterien Linien einander zuordnet, um ein
vorher bekanntes Atomgewicht damit herauszukonstruieren. Bei
ihm erscheinen Linien einander zugeordnet, von denen wir mit
Bestimmtheit wissen, daß sie nichts miteinander zu tun haben.
Wenn man die Funktion analytisch kannte, nach der die
Wellenlängen entsprechender Linien mit dem Atomgewicht zu-
sammenhängen, so würde das zu einer sehr genauen Atomgewichts-
bestimmung führen können.
Bei den sich entsprechenden Linienpaaren konstanter Schwin-
gungsdifferenz läßt sich eine empirische Formel aufstellen, die
mit großer Genauigkeit den Abstand der beiden Linien eines
Paares in der Skala der Schwingungszahlen als Funktion des
Atomgewichtes darstellt Es ist nämlich der Abstand innerhalb
einer Gruppe chemisch verwandter Elemente proportional einer
Potenz des Atomgewichtes, oder, was dasselbe ist, die Loga-
rithmen sind lineare Funktionen voneinander.
Projektion: NaKRbCs,
Cu Ag Au,
AI Ga In Tl.
Nr. 18/19.] C. Runge. 315
Precht und ich haben yersucht, dies Gesetz auf die Atom-
gewichtsbestimmung von Radium anzuwenden. Man findet näm-
lich, daß die stärksten Radiumlinien Paare mit konstantem Ab-
stand bilden.
Projektion: Tabelle der Paare von Radiumlinien.
Diese entsprechen nach dem ZEEMAN-Effekt gewissen Paaren
im Spektrum von MgCaSrBa.
Projektion: Tabelle der entsprechenden Linien.
Der Abstand der beiden Linien eines Paares wächst von Ele-
ment zu Element mit dem Atomgewicht.
Projektion: Tabelle des Abstandes als Funktion des Atom-
gewichtes.
Wenn man die Logarithmen aufträgt, so ergibt sich die Figur.
Projektion: Logarithmus des Abstandes als Funktion des
Logarithmus des Atomgewichtes.
Die Verlängerung der Geraden gibt für Radium das Atom-
gewicht 257, während Mad. GüRiE 225 gefunden hat. Es bleibt
Yorläufig dahingestellt, ob unsere Zahl die richtigere ist. Mad.
CüRlE hält einen so großen Fehler ihrer Bestimmung nicht für mög-
lich. Für die Reinheit ihres Materials spräche Desmar^ays
spektroskopischer Befund.
Dagegen ist zu erwidern, daß erstens der spektroskopische
Befund kein sicherer Beweis der Reinheit ist, und zweitens, daß
sich unter den von Desmar^ay aufgeführten Linien zwei Linien
von beträchtlicher Litensität befinden, die nach unseren Unter-
suchungen unzweifelhaft Baryumlinien sind.
316
Neue physikalische Unterrichtsapparate;
von JE. Grimsehl.
(Vorgetragen in der Sitzung vom 21. September 1903.)
(Vgl. oben S. 293.)
Der Unterricht verlangt einfache Apparate und einfache Ver-
suchsanordnungen, damit die durch die Apparate vorzuführenden
Erscheinungen und die zu entwickelnden und bei den Schülern
festzulegenden Begriffe nicht verdunkelt und verdeckt werden
durch die Apparate selbst. Der Unterrichtsapparat muß immer
Beiwerk bleiben, er darf sich niemals durch seinen Aufbau oder
durch seine auffallende Form in den Vordergrund drängen. Die
Versuchsanordnungen müssen so durchsichtig und klar sein, daß
der Schüler nicht erst nötig hat, den Hauptteil seines Scharfsinnes
auf die Entwirrung der Anordnung zu verwenden. Auch die An-
forderungen an den mathematischen Verstand müssen möglichst
niedrig gehalten werden, wenn es sich um die Entwickelung der
physikalischen Begriffe handelt Damit soll durchaus nicht ge-
sagt sein, daß mathematische Entwickelungen aus dem Physik-
unterricht völlig zu verbannen sind. Vielmehr setzen die mathe-
matischen Entwickelungen dann ein, wenn die physikalischen
Grundbegriffe sicher fundiert sind.
Das sind die Grundlinien, die mich bei der Konstruktion
physikalischer Unterrichtsapparate, die von der Firma A. Krüss,
Hamburg, gebaut werden, geleitet haben, von denen ich Ihnen
heute einige vorführen möchte. Der erste Apparat soll dazu
dienen, die Polstärke eines Magneten in absolutem Maße zu
bestimmen, und dann mit Hilfe der bekannten Polstärke die
Messung der Horizontalintensität des Erdmagnetismus auszuführen;
der zweite Apparat soll die Aufgabe lösen, die optischen Erschei-
nungen bei Spiegeln, Prismen und Linsen, sowie bei den optischen
Instrumenten zu demonstrieren; der dritte Apparat dient zur Be-
stimmung des mechanischen Wärmeäquivalents.
Nr. 18/19.]
£. Grimsehl.
317
Die Polwage.
Der Apparat besieht aus drei yerschiedenen Teilen, der
eigentUchen Polwage« A, dem Vertikalmaßstab B und dem Stativ
für die abstoßende Magnetnadel C. Außerdem gehört noch ein
Satz kleiner Beitergewichte aus Aluminiumdraht dazu, die die
Größen yon 10 bis 50 Dyn haben, damit die Größe der zu
Fig. 1.
j
,
j
j
i
^- tv"^^^
messenden Kräfte direkt in Dyn ausgedrückt wird. Als Magnet-
nadeln werden Stricknadeln verwandt, die möglichst gleichartig
und gleich magnetisch sind.
Die eigentliche Polwage Ä besteht aus einem Messingstativ,
an dessen oberem Ende die Lager für die Schneiden einer Messing-
hülse angebracht sind, welche auf der einen Seite zum Hinein-
stecken einer der Stricknadeln, auf der anderen zum Hineinstecken
eines gleich schweren messingenen Reiterlineals dient Nach unten
ist an der Hülse eine lange Zunge angebracht, deren untere
Spitze einer auf dem Fuße des Stativs befindlichen Spitze der
Gleichgewichtslage gerade gegenüber stehen muß. Oberhalb der
Schneide sind noch zwei kleine Balanciergewichte zum Ausgleich
318 Verhdl. d. Deuteohen Physik. Geaellsch. v. 21. Sept. 1903. [Nr. W19.
geringer Abweichungen aus der Gleichgewichtslage und zur Ver-
schiebung des Schwerpunktes der Wage angebracht
Der Vertikalmaßstab B besteht aus einem an einem kleinen
Stativ auf und ab verschiebbaren Spiegelstreifen, von dem längs
der einen Hälfte die Belegung entfernt und durch einen Milli-
metermaßstab ersetzt ist
Das Stativ C dient zur horizontalen Befestigung einer zweiten
Magnetnadel, welche in eine federnde, auf der Stativstange ver-
schiebbare Hülse eingesteckt ist
Bestimmung der Polstärke. Nachdem man eine der
Stricknadeln in der Polwage befestigt und Gleichgewicht her-
gestellt hat, stellt man hinter dem freien Pol der Nadel den
Vertikalmaßstab so auf, daß der Pol vor dem Nullpunkt der Teilung
liegt, und lenkt dann diesen Pol durch den gleichnamigen Pol
einer zweiten in dem Stativ C befestigten Stricknadel von oben her
ab. Durch Keitergewichte auf dem Reiterlineal wird darauf das
Gleichgewicht wieder hergestellt Aus der Größe des Reiter-
gewichtes und dem Verhältnis der Hebelarme läßt sich die ab-
stoßende Kraft der Pole sofort bestimmen. Die Entfernung der
Pole wird am Vertikalmaßstabe abgelesen. Nach dem Coülomb-
schen Gesetze kann das Produkt der Polstärken der abstoßenden
Pole berechnet werden. Wenn man den Abstand der Pole inner-
halb der Grenzen 6 bis 15 cm wählt, so ergibt sich für das Pro-
dukt der Polstärken stets derselbe Wert. Für größere oder geringere
Entfernungen ergibt sich ein zu kleiner Wert aus Gründen, die
ich hier im einzelnen aus Zeitmangel nicht ausführen kann.
Bleibt man aber innerhalb der angegebenen Grenzen, so kann
die Polwage zur Verifikation des CouLOMBschen Gesetzes dienen.
Wenn man die Annahme machen kann, daß die beiden be-
nutzten Polstärken gleiche Größe haben, so kann man die ein-
zelne Polstärke unmittelbar durch Wurzelausziehen finden. Ist
diese Annahme nicht zulässig, so muß man noch eine dritte Nadel
zu Hilfe nehmen und kann aus drei Bestimmungen die Werte
m^ms, mifn», m^mi herleiten. Aus diesen Werten lassen sich dann
die einzelnen Polstärken sofort berechnen.
Bestimmung der Horizontalintensität des Erdmagne-
tismus. Hat man die Polstärke eines Magnetstabes bestimmt,
so ist die Bestimmung der Horizontalintensität des Erdmagnetis-
Nr. 18/19.]
R Grimsehl.
319
mus nach folgendem Verfahren leicht und rasch, ausführbar.
Fig. 2 zeigt die ganze Versuchsanordnung. Man braucht dazu
einen Spiegel B, auf dem eine Reihe paralleler Linien die Rich-
tung des magnetischen Meridians angeben. Parallel mit diesen
Linien ist ein Millimetermaßstab an einer Kante des Spiegels
unter dem Spiegel an einer von Belegung befreiten Stelle angebracht.
Außerdem ist längs einer dazu senkrechten Seitenkante ein Strich
senkrecht zur magnetischen Meridianrichtung gezogen. Femer
braucht man eine auf einer niedrigen Spitze mittels Glashütchens
aufgesetzte Doppelhülse, welche einerseits zur Aufnahme der
magnetisierten Stricknadeln, andererseits zur Aufnahme eines als
Fig. 2.
Gegengewicht dienenden Messingdrahtes dient Endlich ist noch
das schon vorhin benutzte Stativ mit der horizontalen Magnet-
nadel erforderlich.
Man legt nun den Spiegel so auf den Tisch, daß die Meri-
dianlinien wirklich in die Richtung des magnetischen Meridians
fallen. Die auf der Spitze schwebende Nadel dient zur Einstellung.
Hierauf lenkt man diese Nadel mittels der festen Nadel um 90^
ab, also so, daß sie mit der vorhin bezeichneten Senkrechten
zusammenfällt An dem Spiegelmaßstabe liest man dann die
Entfernung r der beiden gleichnamigen Pole ab. Die abstoßende
320 Yerhdl. d. DeutBchen Physik. Gesellsoh. v. 21. Sept. 1903. [Nr. 18^9.
Kraft der beiden Nadeln, von denen die drehbare die Polstärke
m^ die ablenkende die Polstärke m^ haben mag, beträgt
Der freie Pol 'der abgelenkten drehbaren Magnetnadel wird durch
das erdmagnetische Feld, dessen Horizontalintensität H betragen
mag, in entgegengesetzter Richtung mit der Kraft K =z m^.H
gezogen. Die Gleichheit der beiden Kräfte K ergibt die Gleichnng
♦»>-^=^'
woraus H = —^ folgt. Man braucht also nur die Polstärke der
ablenkenden Magnetnadel und die Entfernung der beiden Pole
zu kennen. Die Bestimmung nimmt so wenig Zeit und auch
so wenig Aufwand an mathematischen Berechnungen in Anspruch,
daß man innerhalb einer Unterrichtsstunde eine sehr große Zahl
von Bestimmungen ausführen kann an verschiedenen Orten des
Zimmers oder des Gebäudes. Das hat den praktischen Wert, daß
man auf die große Verschiedenheit des erdmagnetischen Feldes
innerhalb eines modernen Gebäudes mit seinen Eisenkonstruktionen
in gebührender Weise aufmerksam machen kann.
Bemerken muß ich noch, daß die Polwage auch zur Bestim-
mung der Größe von elektrischen Ladungen in absolutem Maße
geeignet ist, wenn man an Stelle der magnetisierten Stricknadeln
dünne Glasstäbchen anwendet, an deren äußersten Enden leichte
Kugeln, z. B. aus Holundermark, angebracht sind. Die Bezie-
hungen zwischen Elektrizitätsmenge, Spannung und Kapazität sind
ohne weiteres experimentell nachzuweisen. Die Polwage ist also
zugleich ein absolutes Elektrometer, das in seiner Behandlung
sehr einfach ist.
Die Glühlampenlateme.
Der zweite Yorzuführende Apparat ist eine optische Laterne
mit einer Glühlampe als Lichtquelle. Die eigentliche Laterne
(Fig. 3) besteht aus einem zylindrischen Gehäuse aus Messing-
blech, dessen eine in dem Zylinder drehbare Endfläche in der
Mitte die Fassung für eine Glühlampe zentrisch und axial trägt
Nr. 18/19.]
E. Grimsehl.
321
Das Gewinde für die Glühlampe liegt innerhalb des Blechzylinders,
dagegen der Ausschalter und die Klemmen für die Stromzufüh-
rung außerhalb des Zylinders. Die der Lampenfassung gegen-
überliegende Grundfläche des Zylinders ist durch eine Kapsel
yerschlossen, in welche mittels passender Nutenführyngen Blenden
und Spalte, sowie andere Hilfsapparate eingeführt werden können.
Die zylindrischen Flächen sind noch mit zwei Durchbohrungen
▼ersehen, in welche mittels Nutenführung eine einfache Spaltyor-
richtung eingesetzt werden kann. Der Blechzylinder, der im
Fig. 8.
Inneren mit Asbestpappe ausgekleidet ist, damit die brennende
Glühlampe die Außenwandungen nicht zu stark erhitzt, ist mit
einer Stativstange versehen, welche in einem passenden Hülsen-
stative oder einer kleinen optischen Bank aufgestellt werden kann.
Eine Reihe yon Blenden, Schirmen, Hülsen und Tischen, sowie
Yon passenden Linsen und Prismen gestattet die Ausführung jedes
in der Schulphysik vorkommenden Versuches in höchst einfacher
Weise, so daß ich glaube, mit der Glühlampenlateme einen be-
quemen und billigen Ersatz für die umfangreiche und kostspielige
Projektionslampe mit Bogenlicht geschaffen zu haben.
322 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. v. 21. Sept. 1908. [Nr. 18/19.
Die mir zur Verfügung stehende knappe Zeit gebietet, nur
eine beschränkte Auswahl von Versuchen und Versuchsanord-
nungen auszuführen.
Spektralerscheinungen. Als Lichtquelle verwende ich in
der Laterne eine Nemstlampe Modell B 1902, von der ich die
Vorwärmespirale entfernt habe, die ich also durch eine künst-
liche Erwärmung mittels Streichholz oder Bunsenbrenner erst
zum Brennen bringen muß. Der leuchtende Nemstlampenfaden
dient unmittelbar als Spalt, von dem ich mittels eines in der
Vorderseite der Lampe eingeschalteten Systems aus zwei Eonvex-
linsen ein reelles vergrößertes Bild auf dem Schirme erzeuge.
Vor der Lampe, die auf der kleinen optischen Bank aufgestellt
ist, ist ein kleines Tischchen zur Aufnahme eines Flintglasprismas
angebracht Drehe ich nun die Laterne auf dem Stativ so, daß
die Strahlen der Lampe durch das Prisma gehen, so erhalte ich
ein Spektrum, das so lichtstark ist, daß Sie es hier bis auf den
letzten Platz deutlich sehen werden.
Jetzt zeige ich Ihnen einige Absorptionsspektren, welche
durch vorgesetzte Gläser und Gelatinefolien erzeugt werden.
Will ich die Erscheinungen schärfer machen, allerdings auf
Kosten der Lichtstärke, so setze ich in die Laterne die verschieb-
bare Spaltvorrichtung ein, wodurch ein Teil des Nemstlampen-
fadens bis auf einen engen Spalt abgeblendet wird. Ich kann
den Spalt beliebig eng machen, aber denselben andererseits bis
auf 1 mm dem leuchtenden Nernstkörper nahem, erhalte also
trotzdem eine Helligheit, die für Schul- und Unterrichtszwecke
den weitestgehenden Anforderungen genügt
Ich bringe jetzt in den Strahlengang zwischen Linsensystem
und Prisma einen Löffel mit brennendem Natrium an. Sie sehen
die ümkehrung der Natriumlinie.
Objektive Darstellung des Strahlenganges bei der
Brechung und Reflexion des Lichtes. Zur objektiven Dar-
stellung der Reflexions- und Brechungserscheinungen, sowie des
Strahlenganges bei Prismen und Linsen drehe ich die Lampen-
fassung so, daß der Nernstkörper horizontal liegt, und verschiebe
das eingesetzte Linsenrohr so, daß der Nemstfaden in der Brenn-
ebene des Linsensystems liegt. Dadurch erhalte ich einen Strahlen-
komplex, der in seinem vertikalen Querschnitt nahezu unver-
Nr. 18/19.] K GrimseW. 323
änderliche Breite behält, der allerdings im horizontalen Querschnitt
aus diyergierenden Strahlen besteht; da aber der Beschauer in
horizontaler Richtung sieht, so erscheint ihm der Strahlenkomplex
wie ein paralleles Strahlenbündel, aus dem ich jetzt durch eine
vorgesetzte Blende mit drei breiten horizontalen Spalten drei
Strahlenbündel herausblende. Sie können die Strahlenbündel noch
weithin getrennt beobachten.
In diese Strahlenbündel werden Spiegel oder Linsen ein-
gesetzt, wie ich hier vorführe. Der Strahlenverlauf ist auch jetzt,
wenn ich Tabaksdampf in denselben hineinblase, weithin sichtbar.
Da ich die ganze LEuerne wegen ihres geringen Gewichtes
schief stellen liann, so kann ich das Strahlenbündel ohne Spiege-
lung in ein Gefäß mit ^Yasser leiten, um hier die Brechung zu
beobachten. In der Liichtigkeit und Beweglichkeit der Laterne
liegt ein Hauptvorzug vor der Bogenlampenlaterne, abgesehen da-
von, daß man die Laterne wegen ihres geringen Stromverbrauches
in jede beliebige Glühlampenfassung einschalten kann.
Wirkungsweise der optischen Instrumente. Zum Schluß
gestatten Sie bitte die objektive Vorführung der Wirkungsweise
der sogenannten optischen Instrumente.
Ich ersetze die bisher benutzte Nemstlampe durch eine ge-
wöhnliche Nernstlampe Modell B, 1902, mit mattierter Glaskuppel
oder durch eine mattierte 32 kerzige Kohlefadenglühlampe und
setze in die vordere Kapsel der Laterne eine Blende mit einem
durch Löcher dargestellten JP, dessen einzelne Löcher den gegen-
seitigen Abstand von 0,5 bzw. 1 cm haben; die Lochgröße beträgt
2 mm. Vor die Laterne setze ich in geeignetem Abstände einen
großen Blendschirm mit eingesetzter Konvexlinse und erzeuge
auf diesem Schirme, der mit einer horizontalen und vertikalen
Millimeterteilung versehen ist, ein reelles Bild. Sie erkennen, daß
man die Größe des Bildes, also demnach auch die Vergrößerung
der Linse, unmittelbar ablesen kann.
Als Linsen verwende ich gewöhnliche, nach Dioptrien geord-
nete Brillengläser, die alle auf denselben Durchmesser abgeschliffen
sind und demnach alle in jede der einfachen Linsenfassungen
passen.
Stelle ich nun in geeigneter Entfernung dieses aus Konvex-
linse und Mattscheibe bestehende normalsichtige Augenmodell
324 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. v. 21. Sept. 1903. [Nr. 18A9.
auf, Bo erkennen Sie das deutliche, reelle, aufrechte Bild auf der
Netzhaut des Auges. Letzteres ist das reelle Bild des von der
ersten Konvexlinse erzeugten umgekehrten reellen Bildes. Der
so zusammengesetzte Apparat ist ein nur aus einem Objektiv be-
stehendes Fernrohr. Setze ich vor das nonnalsichtige Auge dieae
Konvexlinse, so muß ich das Auge der ersten Linse nähern, um
ein scharfes Bild auf der Netzhaut zu erzeugen. Dadurch erreiche
ich aber wegen der verringerten Entfernung des Gegenstandes
(nämlich des ersten reellen Bildes) von der Augenlinse ein stark
vergrößertes Bild auf der Netzhaut Die vor das Auge gesetzte
Konvexlinse kann ich aber auch mit der ersten Konvexlinse fest
verbinden. So erhalte ich das astronomische Fernröhr oder bei
anders gewählter Brennweite von Objektiv und Okular das zu-
sammengesetzte Mikroskop.
Die Darstellung des terrestrischen Femrohres ist dadurch
leicht möglich, daß zwischen Objektiv und Okular noch eine Um-
kehrungslinse eingesetzt wird.
Das galileische Femrohr ist nach meiner Auffassung in seiner
Wirkungsweise am leichtesten durch folgende Darstellung ver-
ständlich : Das Netzhautbild eines Auges kann auf doppelte Weise
vergrößert werden. Erstens dadurch, daß man die Brennweite
der Augenlinse durch eine davor gesetzte Konvexlinse verkürzt»
dadurch also ermöglicht, daß man den betrachteten Gegenstftod
nahe an das Auge bringen kann; es wird hier die Bildweite un-
verändert gelassen, aber die Gegenstandsweite verringert Das
ist die Wirkungsweise der Lupe. Zweitens könnte man die Bild-
weite ohne Ändemng der Gegenstandsweite vergrößern, wenn
man die Augenlinse nach vom aus dem Auge verschieben und
durch eine Konvexlinse von größerer Brennweite ersetzen könnte.
In Verfolg dieses Gedankens setzt man vor das Auge em»
Konkavlinse, wodurch das reelle Bild hinter die Netzhaut fällt
Um nun das Bild wieder scharf auf die Netzhaut zu bekommen,
setzt man in geeigneter Entfernung von der Konkavlinse eine
Konvexlinse, welche die in das mit der Konkavlinse versehane
Auge eintretenden Lichtstrahlen schon konvergent macht, wodurdi
wieder eine Vereinigung der Lichtstrahlen zu einem reellen Bilde
auf der Netzhaut stattfindet Man kann nun, ohne einen bedeu-
tenden Fehler zu machen, den Abstand der letzteren Konvexlinse
Nr. 18/19.] E. Grimaehl. 325
von der Netzhaut als die neue vergrößerte Bildweite ansehen,
wodurch sich die Vergrößerung des Netzhautbildes erklärt
Meines Erachtens sollte man bei der schulgemäßen Dar-
stellung der Wirkungsweise der optischen Instrumente niemals
bei dem virtuellen Bilde des Okulars, das bei den Femrohren im
Unendlichen liegt, stehen bleiben, sondern das auf der Netzhaut
entstehende reelle Bild betrachten. Dadurch wird das Verständnis
der Wirkungsweise der optischen Instrumente wesentlich erleichtert.
Außerdem ist diese Darstellung frei von dem sonst der Erklärung
zugrunde gelegten subjektiven physiologischen Wirken des Auges,
das doch bis zur Entstehung des Bildes auf der Netzhaut rein
physikalischer Natur ist
Apparat zar Bestinunang des meoliauisolien
WärmeäquivaleiiteB.
Der Apparat ist schon beschrieben in der Physikalischen
Zeitschrift 4, 568—569, 1903.
j
326
Bin neuer spektraler Farbenmischapparatf
von Leon Asher (Bern).
(Vorgetragen in der Sitzung yom 22. September 1903.)
(Vgl. oben S. 293.)
Die vorzüglichen Reproduktionen des RowLANDschen Gitters
durch Thorpe gaben mir Veranlassung, den Versuch machen zu
lassen, einen spektralen Farbenmischapparat unter Benutzung
dieser recht billigen Gitter herzustellen. Die Firma Schmidt und
Haensch hat die Ausführung desselben übernommen und in ihrer
rühmlichst bekannten Weise einen Apparat gebaut, welcher sowohl
allen wesentlichen Anforderungen an einen spektralen Farben-
mischapparat gerecht werden, als auch eine für vielfache prak-
tische Anwendung erwünschte Handlichkeit besitzen soll. Das
Prinzip des Apparates sowie seine Verwendungsweise wird un-
schwer aus den beiden folgenden Zeichnungen ersichtlich, von
denen die eine den Apparat im Aufriß, die andere denselben in
der Seitenansicht wiedergibt.
In A befindet sich eine Auerlampe, in C^ und (7, zwei Re-
flektoren, welche das von der Auerlampe aufgenommene Licht
nach den Spalten Si und S^^ bezw. S^ und S^ reflektieren. Das
durch die Spalten S^ und S, getretene Licht wird durch die Ob-
jektive Ol und Oa parallel gemacht und tritt so durch das in
G aufgestellte Gitter. Die Strahlen treten dann durch ein Ob-
jektiv Os und ein Zwillingsprisma Z. Die beiden entstehenden
Spektren gelangen im Okularspalt S zur Abbildung. Vor diesem
Okularspalt befindet sich (von Os bis l) ein Femrohr zur Be-
trachtung der Spektren; im vorderen Teile desselben ist eine
Lisblende angebracht zur eventuellen Verkleinerung des Gesichts-
feldes. Durch die in der Figur angegebene Schrägstellung der
Spalte zum Gitter ist erreicht, daß nur je ein Spektrum erster
Ordnung in das Auge gelangen kann. Zur Einstellung der ver-
schiedenen Wellenlängen sind die Spalte im ganzen in einer sehr
genau gearbeiteten Schlittenführung verschiebbar; die Verschiebung
ist an einer Längsteilung mit V2o-Nonius ablesbar. Zwei von
Nr. 18/19.]
Leon Asher.
327
den yier Verstellschrauben der vier Spalte sind auf der Seiten-
ansicht sichtbar. Die Dimensionen des Apparates sind derart,
daß der in das Okular des vorderen Femrohres blickende Beob-
achter sitzend bequem die Spalte mit Hilfe der Schraube ver-
schieben kann. Die Spalte sind in ihren Offnungen variabel und
828 Yerhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. v. 22. Sept. 190S. [Nr. 18/19.
durch Trommelteilung ablesbar (siehe den Aufriß). Im Aufriß ist
durch die ausgezogenen Linien der Gang der violetten Strahlen,
durch die gestrichelten derjenige der roten angedeutet Es ist er-
sichtlich, daß man durch die beiden unteren Spalte S^ und 8^ je
nach ihrer Stellung zwei beliebige homogene Spektralfarben zur
Mischung bringen kann, ebenso durch die beiden oberen 8} (nicht
abgebildet) und S}, Jeder Spalt besitzt ein eigenes Verschluß-
stück. Durch das Zwillingsprisma Z werden die oberen und
unteren Spektren im kreisförmigen Gesichtsfelde durch eine
scharfe, gerade Mittellinie abgegrenzt. Das kreisförmige Gesichts-
feld kann also folgendermaßen angefüllt werden: oberes Halbfeld
eine homogene Farbe, unteres Halbfeld eine homogene Farbe
(nach Verschluß je eines Spaltes oben und unten); oberes Halb-
feld homogene Farbe, unteres Halbfeld eine Mischfarbe und um-
gekehrt; oberes und unteres Halbfeld je eine Mischfarbe. Schließ-
lich kann durch ein oben angebrachtes Zusatzrohr mit Spiegel
und Objektiv O4 weißes Tageslicht zugespiegelt und das eine
Halbfeld damit erfüllt werden. Die Zylinderspiegel Ci und C^
sind so angeordnet, daß bei jeder einzelnen Spaltstellung Strahlen-
büschel nahezu aus dem Zentrum der Auerlampe kommen. Der
benutzte Auerbrenner ist der stärkste zur Zeit vorrätige und liefert
schöne, lichtstarke Spektren.
Zwischen Z und S befindet sich ein abschließbares, kasten-
förmiges Zwischenstück, um event. einen Sektor eines rotierenden
Episkotisters aufzunehmen.
Die Vorzüge dieses neuen Apparates bestehen in folgenden
Punkten: 1. Die Benutzung nur eines lichtstarken Auerbrenners
für alle vier Spalte. 2. Die Vorteile, welche das Gitter mit sich
bringt. Man erhält ein natürliches und in keiner Weise verzerrtes
Spektrum; man bedarf einer weniger komplizierten Optik, wodurch
die Lichtschwächung geringer wird und der mechanische Aufbau
des Apparates sich wesentlich vereinfacht. Die Bestimmung der
Wellenlänge ist sehr einfach und, einmal ausgeführt, bleibend
gültig. Zur Bestimmung der Wellenlänge wird die Auerlampe
durch einen zur Verdampfung von Salzen passenden Brenner er-
setzt und in bekannter Weise werden die Skalenteile in Wellen-
längen umgewertet. Auf besonderen Wunsch liefert die Firma
Schmidt und Haensch die Längsteilung nach Wellenlängen ge-
Nr. 18A90 Leon Aeher. 329
eicht. 3. Die Handlichkeit des Apparates. Dieser Punkt ist ganz
besonders wichtig, weil derselbe yor allem auch bestimmt ist, der
praktischen Anwendung in den Augenkliniken usw. zu dienen.
Ich habe mit diesem Apparat bisher acht Farbenblinde ver-
schiedenen Bildungsgrades untersucht und mich überzeugt, daß
sie ohne Mühe die gewünschten Gleichungen selbst einstellen, da
sie nur bis zur Gewinnung eines bestimmten Farbeneindruckes
mit einer bzw. zwei Stellschrauben die Spalten zu verschieben
brauchen. Auch Physiologen und Physikern wird es nicht un-
erwünscht sein, an einem Apparat zu arbeiten, welcher die Di-
mensionen eines gewöhnlichen Spektralapparates besitzt und an
welchem ohne Mitwirkung einer zweiten Person alle Einstellungen
vom Sitz aus bewerkstelligt werden können. 4. Im Vergleich zu
den klassischen Farbenmischapparaten von Helmholtz und Hering
sind die Herstellungskosten nicht unwesentlich geringer. Dieselben
belaufen sich auf etwa 600 M. Der Apparat wird in zwei For-
men geliefert Für streng exakte Versuche, wie sie von Physio-
logen und Physikern benötigt werden, erhält der Apparat sym-
metrische Bilateralspalte zur Einstellung der Wellenlängen und
einen meßbar variablen Spalt am Zusatzrohr. Für die Unter-
suchung der Farbenblinden und für die Zwecke der Demonstration
und der praktischen Kurse genügt die oben beschriebene Aus-
führung mit einfachen Spalten^).
Die Ergebnisse meiner Untersuchungen an Farbenblinden
werde ich an einem anderen Orte veröffentlichen.
*) Der Apparat ist von der Firma Schmidt und Haeksch zum Muster-
schutz angemeldet.
Bern, Oktober 1903. Physiologisches Institut.
330
Weitere Mitteilung über ultramikroskopische
Untersuchtmg von Farbstoffmischungen und ihre
physikalisch ^physiologische Bedeutung;
von JE, Haehlmann^
(Vorgetragen in der Sitzung vom 23. September 1903.)
(Vgl. oben S. 293.)
In Nr. 16 der „Ophthalmologischen Klinik" habe ich über
Untersuchungen an Farbstoffen berichtet, die mit dem neuen
Mikroskop von H. Siedfntopf und Zsigmondy im Laboratorium
der Firma Carl Zeiss in Jena angestellt wurden i).
Ich habe inzwischen die Untersuchungen fortgeführt und
dabei einige neue Resultate über die physikalisch -physiologische
Farbenmischung gewonnen, welche mir wichtig genug erscheinen,
um hier in Kürze berichtet zu werden.
Unter den von mir in Nr. 16 der „Ophthalmologischen Klinik"
besprochenen mikroskopisch untersuchten Farbstoffen waren zwei,
welche sich durch besondere Reinheit ihrer kleinsten Bestandteile
auszeichneten, nämlich das Preußischblau und das Naphtholgelb.
Beide Farbstoffe schienen sich deshalb zur Erforschung des
Zustandekommens und des Charakters der Mischfarben besonders
zu eignen.
Beide Farbstoffe vermischen oder suspendieren sich im Wasser
so, daß man dieselben im gewöhnlichen Wortsinne als gelöst be-
trachten kann.
^) Das Prinzip der fokalen seitlioben Beleuchtung, welches diesem
Mikroskop zugrunde liegt, ist zuerst von Zsiomondt („Über kolloidale Gold-
lösungen und Goldrubingläser *^, Yerhandl. d. Deutschen Physik. Gesellsoh. 5,
209 — 216, 190S) bei Betrachtung eines intensiven Lichtkegels mittels eines
gewöhnlichen Mikroskopes angewandt worden.
Mittels dieses Verfahrens gelang es Zsiomondt, in Goldlösungen Teilchen
von etwa der Größe der Wellenlänge des Lichtes zu sehen. Feinere Teilchen
waren nicht nachweisbar.
Letzteres wurde erst möglich, als Siedentopf (Ann. d. Phys. (4) 10,
1 — 16, 1903) die optischen Prinzipien der Sichtbarmachung entwickelt und
die entsprechenden Einrichtungen am Mikroskop geschaffen hatte.
Nr. 18/19.] £. Kaehlmann. 331
Mit dem neuen Mikroskop sieht man aber in dieser wässerigen
Lösung die Farbstoffpartikel bis zu einer Feinheit 1 bis lOfift,
also his auf ein GröJBenvolumen von etwa 0,000001 mm. Diese
Partikel, welche ihrer Größe nach unserer Vorstellung von den
Molekülen sehr nahe kommen, leuchten in der fokalen Beleuch-
tung durch direktes Sonnenlicht oder eine starke Bogenlichtflamme
in ihrer Eigenfarbe.
Die kleinsten Teilchen des Preußischblau erscheinen violettrot,
die des Naphtholgelb messinggelb. Die Teile führen in der
wässerigen Lösung fortwährend Bewegungen aus, die nicht zur
Ruhe kommen und für jeden Farbstoff eigenartig zu sein scheinen.
Diese Bewegungen sind bei den kleinsten Teilchen, die das Licht
noch polarisieren, also unter 1/40 f* groß sind, vibrierend bis pen-
delnd, andere Teile scheinen Bogen zu beschreiben. Die Bewegungen
sind in ihrer Exkursion und wohl auch in ihrer Form abhängig
von der relativen Größe der Teile, dann aber auch von der Sub-
stanz selbst, d. h. von der Eigenbeschaffenheit des Farbstoffes.
Diese Bewegungen scheinen nach beiden Richtungen ihrer Ab-
hängigkeit bei verschiedener Konzentration der Lösungen ver-
schieden zu sein, also auch durch den Abstand der Teilchen
voneinander beeinflußt zu werden.
Welche Kräfte diese Bewegungen hervorrufen und welche
Beziehung sie zu den Brown sehen Molekularbewegungen haben,
läßt sich zunächst nicht sagen — doch scheint die Verteilung
der Farbstoffpartikeln in der wässerigen Lösung, die Form der
Bewegung und ihre Abhängigkeit von der Masse des Teilchens
dafür zu sprechen, daß wir es mit Anziehungen bzw. Abstoßungen
der Teile unter sich zu tun haben, welche elektromagnetischer Natur
sind; dafür spricht namentlich das Verhalten der Teile dem kon-
stanten Strom gegenüber, von dem noch weiter die Rede sein soll.
Mischt man die beiden obengenannten Farbstoffe, indem man
eine Mischung von Preußischblau und eine Lösung von Naphthol-
gelb in dem Verhältnis zusammengießt, daß die Mischung eine
deutliche und intensive grüne Farbe zeigt, so zeigt die Mischung
unter dem Mikroskop jetzt ganz veränderte Teile.
Die violettroten Teile des Preußischblau sind gelbrot geworden
und die früher messinggelben Teile des Naphtholgelb sind jetzt
intensiv grün.
332 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. v. 23. Sept. 1903. [Nr. 18/19.
An den Bewegungen der Teile scheinen keine wesentlichen
Veränderungen eingetreten zu sein und auch die Größen- und
Mengenyerhältnisse sind anscheinend die gleichen, nur die Farbe
hat sich rerändert Die Mischung, welche makroskopisch eine
gesättigte grüne (etwas gelbgrüne) Farbe besitzt, besteht aus
lauter kleinsten, gelbroten und grünen Teilchen, deren Abstand
voneinander höchstens etwa 4 ft ist, also so gering, daß sie —
in der Mischung — zu mehreren auf einer Seheinheit der Netz-
haut, einem Zapfenquerschnitt, sich abbilden.
Es entsteht also im Auge eine physiologische Farbenmischung
aus unendlich kleinen Lichtkomponenten, im beschriebenen Falle
aus der gelbroten Preußischblaukomponente und der grünen
Naphtholgelbkomponente.
"Wie aber kommt die Farbenveränderung der beiden Kompo-
nenten in der Mischung zustande, d. h. welche Kräfte sind wirk-
sam, wenn das blauviolettrote Preußischblauteilchen in der Mischung
mit Naphtholgelb gelbrot und das Naphtholgelbteilchen in der-
selben Mischung grün wird?
Denkbar wäre eine gegenseitige Beeinflussung der Teile durch
Keflexion, indem das von gelben Teilchen reflektierte Licht von
seiner Eigenfarbe dem violettroten mitteilte und umgekehrt. Aber
die Einrichtung der Beleuchtung im Verhältnis zu dem Öfifnungs-
winkel der Objektive ist eine solche, daß die gegenseitige Beein-
flussung benachbarter Teilchen durch reflektiertes Licht so gut wie
ausgeschlossen ist, indem das auf ein Teilchen a von einem Teil-
chen b durch Reflexion treffende Licht nur etwa Vaooo der
Leuchtkraft des Teilchens b sein kann, wie durch Rechnung leicht
festgestellt wird.
Man könnte zweitens an eine Kontrastempfindung von seiten
des Auges denken, indem in einem wesentlich roten Felde ein
gelbes Teilchen grünen Farbenton zeigen muß, und umgekehrt
— Allein für eine solche Kontrastwirkung ist die farbige Fläche
(d. h. das Gesichtsfeld des Mikroskopes) nicht einheitlich farbig
genug, so daß an eine Beeinflussung der Farbe durch Kontrast-
wirkung in diesem Falle nicht zu denken ist.
.Eine dritte Möglichkeit, die Farben Veränderung der Teilchen
zu erklären, wäre die Annahme einer chemischen Reaktion der
gemischten Farbstoffe durch materielle Umsetzung in Körper mit
Nr. 18/19.] E. Rftehlmann. 833
anderen Farbeneigenschaften. Gegen diese Annahme spricht
speziell bei der Mischung der gewählten Farbstoffe der Umstand,
daß die Teilchen in der Mischung dieselbe Form und Bewegung
behalten zu haben scheinen, dann aber das Resultat der später
zu erwähnenden elektrolytischen Trennung der Farbstoffe in die
ursprünglichen Komponenten.
Eine vierte Möglichkeit, welche in Betracht kommt, wäre die,
daß die einzelnen Komponenten der Mischung, d. h. die einzelnen
Preußischblauteilchen und die Naphtholgelbteilchen sich mit einer
dünnen Hülle von der Substanz der anderen Komponente um-
geben haben, so zwar, daß das Preußischblauteilchen eine Stoff-
hülle aus Naphtholgelb und das Naphtholgelbteilchen eine solche
von Preußischblau um sich herum entwickelt hat
Bei dieser Veränderung würde das Licht des Kernes des
Preußischblauteiles durch die ganz dünne gelbe Naphtholgelb-
hüUe durchschlagen, immerhin aber würde die violette Farbe
des Kernes durch Zumischung der Eigenfarbe der Naphtholgelb-
hüUe in Gelbrot umgewandelt werden. Ganz ebenso würde das
gelbe Licht des Naphtholgelbteilchens durch die dünne Einhüllung
mit Preußischblau ein Blau zugemischt erhalten und darum grün
erscheinen.
Bei dieser Farbenveränderung der Teilchen handelt es sich
also nicht um eine Mischung der Substanz, sondern um eine
physiologische Mischung der Farben, die der Kern des Teilchens
einerseits und der Reflex der Hülle andererseits liefern.
Es wäre das physiologisch eine Farbenmischung aus zwei
gesonderten Lichtem, welche auf dieselben Seheinheiten der Netz-
haut einwirken. Physikalisch wäre diese Wirkung dieselbe, wie
sie in der Malerei bei den sogenannten Lasuren beobachtet wird,
wo die eine Farbe des Grundes durch eine dünne, oberflächliche,
durchsichtige Farbe durchschlägt, sich aber im Auge mit der von
der durchsichtigen Schicht reflektierten Farbe mischt.
Um die Richtigkeit dieser Erklärung der Farbenänderung,
welche die Preußischblauteilchen und die Naphtholgelbteilchen in
der Mischung zeigen, zu prüfen, habe ich das spektroskopische
Verhalten der beiden Komponenten, also des Preußischblau und
des Naphtholgelb einzeln und dann auch das spektroskopische
334 Yerhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. ▼. 23. Sept. 1903. [Nr. 18/19.
Verhalten des aus beiden Farben gemischten Grün mit folgenden
Besultaten bestimmt:
1. Preußischblau zeigt bei durchfallendem Licht: das äußerste
Rot von der Wellenlänge 0,71 bis 0,64 fi, dann Grün von 0,52 fi
an; dann das ganze Blau und Violett
Das Gelb fehlt vollständig, Grün ist geschwächt; Blau und
Violett ist sehr hell.
2. Naphtholgelb zeigt das ganze Rot, femer Gelb und Grün;
löscht aber das ganze Blau und Violett aus.
3. Grün aus Preußischblau und Naphtholgelb löscht das
äußerste Rot bis etwa 0,63 fi aus, ebenso das meiste Blau und
Violett, zeigt aber Gelb und starkes intensives Grün.
Aus diesem spektroskopischen Verhalten der angewandten
Farbstofflösungen erklärt sich in der Tat die Farbenveränderung
der einzelnen Molekularteile jedes Farbstoffes, wenn man eine
Hülle aus feiner Substanz des anderen Farbstoffes um jedes Teil-
chen herum annimmt.
Es wäre nun, um die Veränderung der Farbstoffe in wässeriger
Lösung zu verstehen, noch zu erklären, wie die Stoffhülle um
jedes Teilchen herum zustande kommt.
Wir begeben uns damit auf das Gebiet der Theorien, welche
die elektromagnetischen Kräfte der Moleküle betreffen und welche
in der Neuzeit durch die Aufstellung der lonentheorien eine
greifbare Gestalt angenommen haben. Denken wir uns in den
einzelnen Teilchen der beiden gelösten Farbstoffe die Moleküle
elektrisch geladen, entsprechend der Vorstellung von MiEi) oder
denkt man sich mit Faraday und Nernst*) die elektrisch ge-
ladenen Moleküle als Ionen, welche elektrische Kräfte auslösen,
so würden wir den Vorgang der Stoffumhüllung sofort verstehen,
wenn wir den Molekülen des einen Farbstoffes positive, den Mole-
külen des anderen Farbstoffes negative elektrische Eigenschaften
zuschreiben könnten.
^) Mie: Die neueren Forschnngen über Ionen und Elektronen. Samm-
lung elektrotechnischer Vortrage von Ernbt Voit, Bd. IV, 1903.
*) Nernst: Über die Bedeutung elektrischer Methoden und Theorien
für die Chemie. (Vortrag auf der 73. Naturforscherversammlung zu Ham-
burg. Göttingen, Vandenhoeck u. Rupprecht, 1901.)
Nr. 18/19.] E. Raehlmann. 335
Der Spannungsausgleich würde erfolgen durch eine gegen-
seitige Anziehung, welcher die kleinsten Teilchen der Farbstoffe
am leichtesten folgen würden.
Da wir mittels des neuen Mikroskopes bzw. bei der neuen
Beleuchtung kleinste Teilchen bis zur Größe von etwa Ift^ noch
zu sehen vermögen, dürfen wir die Vermutung hegen, daß außer
den kleinen und kleinsten Teilen, welche wir noch zu sehen ver-
mögen, noch kleinere Teilchen im Wasser aufgelöst bzw. suspen-
diert sind, welche auch bei unserer mikroskopischen Untersuchungs-
methode unsichtbar bleiben, aber denselben physikalischen Gesetzen
wie die größeren unterworfen sind. Ob man sich unter diesen
kleinsten Teilchen freie Ionen vorstellen darf, bleibt dahingestellt,
jedenfalls ist es in hohem Grade wahrscheinlich, daß diese Teile bei
Voraussetzung der erwähnten elektromagnetischen Eigenschaften,
im Wasser zu wandern (Eohlrausoh) und sich um die größeren
Teilchen, die wir mit dem Mikroskop direkt sehen, so zu grup-
pieren vermögen, daß eine feine Hülle um die letzteren gebildet
wird, welche Hülle dann die erwähnten physiologisch - optischen
Eigenschaften der Farbenmischung herbeiführen könnte.
Wir hätten dann hier bei der Veränderung der Farbstoffe
ganz denselben physikalischen Vorgang, wie wir ihn nach Thomson
und TowNSEND als Ursache der Nebel- und Wolkenbildung auf-
fassen müssen.
Nach den genannten Forschem kommt die Nebelbildung
durch Dunst- bzw. Nebeltröpfchen zustande, welche sich um feine,
in der Luft vorhandene Staubpartikelchen als den Kern herum
entwickeln. — Aber auch in völlig staubfreier Luft kommt nach
den Verfassern um freie Ionen herum Nebelbildung zustande.
MiE (1. c. S. 26) schätzt die Thomson sehen Versuche gerade
deshalb hoch, „weil in ihnen die kleinsten Teilchen der Materie,
wenigstens im lonenzustande, direkt sichtbar gemacht werden da-
durch, daß man sie mit Hilfe einer Wasserhülle vergrößert. Sie
liefern also einen direkten Beweis für die Atomtheorie". — Was
MiE hier von den Ionen sagt, trifft auch für die kleinen Farb-
stoffpartikelchen zu, welche wir mit dem Mikroskop direkt wahr-
nehmen, und gleichzeitig sehen wir hier die „Nebelbildung" um
den Kern des Farbstoffpartikels herum in Form der Farbstoffhülle
336 Veriidl. d. Deutschen Physik. GeBeÜBch. v. 23. Sept. 1903. [Nr. 18/19.
auftreten bzw. sich unter unseren Augen bilden, von der ich ge-
sprochen habe.
Haben wir es aber bei diesen Farbstoffnebelbildungen mit
elektromagnetischen Kräften der einzelnen FarbstofEmolekiile zu
tun, so würde die weitei'e Frage entstehen, wodurch die Abstände
und die Bewegungen der einzelnen Teilchen reguliert werden.
Ob hier elektromagnetische Kräfte mit bestimmter dynamischer
Spannung eine Rolle spielen, ob die Newton sehen Gesetze der
Gravitation und Anziehimgskraft von Masse zu Masse mitwirken,
muß der Entscheidung berufenerer Forschung vorbehalten bleiben,
jedenfalls aber spricht der regelmäßige, ich möchte sagen gesetz-
mäßige Abstand, den die kleinen, farbig leuchtenden Partikelchen
der Farbstoffe in wässeriger Lösung zeigen, und welcher bei ver-
schiedener Konzentration der Lösung, so weit es das Auge zu
beurteilen vermag, immer regelmäßig und gesetzmäßig bleibt
für eine Abhängigkeit von elektromagnetischen Kräften, welche
zwischen den verschiedenen Teilchen besteht, und welche dwi
einzelnen Teilchen ihre Lage und auch wohl ihre Bewegung be-
stimmt.
Die letztere ist, wie schon erwähnt, nicht allein von der Masse
des Teilchens, sondern auch von der Stoffbeschaffenheit des Farb-
stoffes abhängig und in letzterer Beziehung offenbar auch von
der Gesamtheit der in Wasser gelösten Teile.
Die Lage und Bewegung der Teile würde nach dieser Auf-
fassung also durch Anziehung bzw. Abstoßung, welche die einzelnen
Teilchen aufeinander ausüben, bedingt sein, so daß jedes Teilchen
in einer Art von labilem Gleichgewicht zwischen den übrigen
verharren würde.
Für einen solchen Zustand sprechen auch die vibrierenden
und pendelnden Bewegungen, welche die Teilchen fortdauernd
ausführen, und welche sehr wohl der motorische Ausdruck der
fortwährend veränderlichen Spannung der Kräfte sein k<mnt6n,
Qut welchen sich die Moleküle bzw. deren lon^i gegenseitig be*
einflussen.
Diese elektromagnetischen Kräfte haben wir auch als wirksoon
erkannt bei den Farbenveränderungen, welche die einzelnen Teil-
chen des Preußischblau und des Naphtholgelb lin dex Mischuag
ihrer wässerigen Lösungen zeigen und welche wir darauf zurück*
Nr. 18A9J £. Baehlmann. 337
führten, daß die einzelnen Farbstoffteilchen sich mit einer dünnen
Hülle der Mischlingskomponente umhüllen.
Wenn diese Auffassung richtig war, muJßte man, wenn es
sich um eine einfache, durch Attraktion bedingte An- oder Um*
lagerung kleinster negativ geladener Teilchen um positive herum
handelt und umgekehrt, die angelagerten bzw. die vermischten
Teilchen elektrolytisch wieder zu trennen vermögen.
Der Versuch bestätigte diese Voraussetzung vollkommen.
I. Durch eine bogenförmige Glasröhre, die mit der grünen,
aus Preußischblau- und Naphtholgelblösung gemischten Farb-
flüssigkeit gefüllt war, und in welche die mit den beiden Polen
verbundenen Platinbleche eintauchten, wurde zunächst ein Strom
von 35 Volt und etwa Vio Amp. geleitet. Am negativen Pol
sammelte sich sehr bald eine gelbe Flüssigkeit an, während am
positiven Pol eine intensiv grüne Flüssigkeit sich ablagerte. Gleich-
zeitig findet Wasserzersetzung statt. Beide Flüssigkeiten wurden
mit einer Saugpipette herausgehoben und jede für sich mit dem
Mikroskop untersucht.
Die am negativen Pol angesammelte gelbe Flüssigkeit zeigte
lauter messinggelbe Naphtholgelbteilchen und so gut wie keine
Beimischung von Preußischblauteikhen. Die Napht^iolgelbteilchen
sind aber zum großen Teil jetzt zu kleinen Häufchen oder zu
kurzen Ketten geballt, zum Teil finden sie sich einzeln, vide in
frischer Naphtholgelblösung.
Die tiefgrüne Flüssigkeit am positiven Pol zeigt mikroskopisch
vorzugsweise gelbrote Teilchen des Preußischblau (mit gelber
Hülle) und wenige zugemischte grüne Naphtholgelbteilchen, nicht
geballt, sondern in einzelnen Partikelchen, wie in der grünen
Mischung, bevor sie der Elektrolyse unterworfen wurde.
11^ Eine Lösung von Preußischblau in Wasser wird auf die-
selbe Weise der Elektrolyse unterworfen.
Am positiven Pol sammeln sich sämtliche Partikel des
Preußischblau an, die andere Hälfte der Flüssigkeit am negativen
Pol wird wasserklar.
UI. Eine Lösung von Naphtholgelb in Wasser wird auf die-
selbe Weise behandelt. Außer Wasserzersetzung ist selbst nach
2V» Stunden an der Flüssigkeit keine Veränderung zu bemerken-
338 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. v. 23. Sept. 1903. [Nr. 18/19.
Aus diesen Versuchen folgt, daß Naphtholgelb ein vorzüg-
licher Leiter der Elektrizität ist, daß die Preußischblauteile negativ
elektrisch geladen sind, sowie daß die Naphtholgelbteile in der
Mischung mit Preußischblau elektrisch positive Eigenschaften ge-
winnen. Durch das elektrolytische Verhalten der Farbstoffe wird
unsere Annahme über das Zustandekommen der Verfärbung der
einzelnen Farbstoffteile in Mischungen in hohem Grade gestützt
bzw. bestätigt.
Bei der vorstehenden Betrachtung über die Entstehung der
Mischfarben habe ich mich an den einfachsten Fall gehalten, daß
zwei Farbstoffe, welche je ein charakteristisches Teilchen enthalten,
zur Mischung verwandt werden.
Bei vielen anderen Farbstoffen, auch bei solchen, die in der
Chemie für chemisch rein gelten, besteht der einzelne Farbstoff
mikroskopisch aus zwei, drei oder mehr verschiedenfarbigen Teil-
chen, welche dann dadurch, daß die letzteren wegen ihrer
Kleinheit gemeinsam auf ein und derselben Netzhautstelle, event.
einem Zapfenquerschnitt sich abbilden, die Mischfarbe hervor-
bringen.
Wenn solche aus mehreren verschiedenfarbigen Molekular-
teilchen zusammengesetzte Farbstoffe mit anderen Farbstoffen in
wässeriger Lösung gemischt werden, so tritt häufig der Fall ein,
daß ein Teilchen von ganz bestimmter Färbung, welches vor der
Mischung einem der Farbstoffe als charakteristischer Bestandteil
angehörte, scheinbar aus der Mischung verschwunden und dafür
ein neues andersfarbiges aufgetreten ist.
Nach dem, was oben über die Veränderung der beiden Farb-
komponenten in der Mischung des Preußischblau und Naphtholgelb
ausgeführt worden ist, scheint es berechtigt zu sein, in solchen
Fällen kein Verschwinden, d. h. keine chemische Auflösung des
Teilchens, sondern eine Umhüllung derselben und dadurch be-
wirkte Farbenveränderung anzunehmen.
Bei diesen Stoffwanderungen bzw. Umlagerungen ist es im
höchsten Grade auffallend, daß bei den neuen Gruppierungen der
Teilchen, wie wir sie mit dem Mikroskop direkt zu sehen ver-
mögen, keine Trübungen der wässerigen Lösung bzw. keine Nieder-
schläge auftreten.
Kr. 18/19.] E. Raehlmazin. SS9
In dieser Beziehung scheint das neue Mikroskop berufen zu
sein, auf dem Grenzgebiete zwischen Physik und Chemie bedeut-
same Aufklärung zu schaffen.
Nur auf einen Funkt muß ich besonders hinweisen, nämlich
auf die Anwendung der Farbstofflösungen bei der Färbung der
Gewebe und Gewebszellen in der Histologie. Wir gewinnen durch
unsere EbqperimdQte eine neue Vorstellung von dem Zustande-
kommen der Färbung dieser Teile. Bisher haben wir dabei an
einen stofflosen Vorgang gedacht, an eine Einwirkung der Farb-
lösung auf das Protoplasma oder den Kern, resp. die Ghromalin-
körper der Zellen, wobei diese Teile dAdurch, daß sie gefärbt
werden, ihre histologische Struktor genau erkennen käsen. Jetzt
mössen wir uns das etwas anders Torstellen und annehmet^
daß hier durch Verbindung resp. Umhüilung der Zellteile mit
materiellen Teilchen des Farbstoffes eine stoffliche Änderung,
wenigstens ein stofflicher Zusatz zum Gewebe hergestellt wird.
Dabei kann die Moglicfakeit, ja die Wahrscheinlichkeit nicht be-
stritten werden, daß es sich dabei um die Entstehungen ¥on
morphologischen Gestaltnngen handelt, welche durch die in die
Zelle dnwandemden Farfastoffteile herbeigefühii werden. Der
Vorgang der Reaktion, speziell der Zelle auf den Farbstoff, ist
dann nnzweifelhaft so mibufassen, daß bei Attraktion der Farb-
stoffteile durch die Teile des Gewebes, dieselben elektromagne-
tischen Kräfte maßgebend sind, wie wir sie bei den Wirkungen
der Farbstoff lösungen in Miscfaung studieren konnten.
340
ifber die praktische Anwendung des objektiven
Hörmafses;
von P. Ostmann.
(Vorgetragen in der Sitzung vom 23. September 1903.)
(Vgl. oben S. 293.)
Für die Ohrenheilkunde ist es von grundlegender Bedeutung,
Umfang und Form einer Hörstörung mit objektivem Maß messen
zu können; denn die Höranalyse ist eine der wesentlichsten, nicht
selten die einzige Stütze für die differentielle Diagnose zwischen
den Erkrankungen des schallleitenden und schallempfindenden
^Apparates des Ohres.
Telephon und Stimmgabel schienen zur objektiven Hörmessung
brauchbar; von Seiten der Ohrenärzte — Bezold - Edelmann,
SCHMIEGELOW, PaNSE, GrADENIGO, JAeOBSON-COROL — ist im
letzten Jahrzehnt ausschließlich versucht worden, mit Hilfe von
Stimmgabeln verschiedener Tonhöhe zu einer objektiven Hör-
messung zu gelangen, weil die Stimmgabel als das zur objektiven
Hörmessung handlichste und praktisch brauchbarste Instrument
erschien.
Bisher war es jedoch nicht gelungen, unbelastete Stimm-
gabeln verschiedenster Tonhöhe als objektive Hörmesser zu eichen,
weil die Messung auf der normalen Abschwingungskurve der
Gabeln fußen muß und diese bisher nicht oder nur sehr unvoll-
kommen dargestellt werden konnte.
Es fehlte demnach bisher eine objektive Hörmessung, was
eine sehr verschiedene Bewertung der Analyse der Hörstörungen
zur Folge haben mußte; denn man erhielt nach der bisherigen
Methode nach v. CoNTAschem Prinzip wohl untereinander ver-
gleichbare, aber objektiv unrichtige Bilder der bestehenden Hör-
störungen.
Durch die in meiner Arbeit: „Ein objektives Hörmaß und
seine Anwendung" — Verlag von J. F. Bergmann, Wiesbaden,
1903 — geschilderte Methode gelansf es, für die unbelasteten
Nr. 18/19.] P. Ofltmann. 341
Edelmann sehen C- und 6r- Gabeln von der großen bis zur vier-
gestrichenen Oktave die normale Abschwingungskurve bis zum
Verklingen des Tones für das normale Ohr — d. h. bis zum
normalen Schwellenwert — mit der Genauigkeit zu bestimmen,
daß für die ganze Dauer des Abschwingens die Größe der Ampli-
tuden, sofern sie nicht direkt unter dem Mikroskop gemessen
waren , im Sekundenintervall durch Rechnung gefunden werden .
konnte.
Dies geschah durch Interpolation der Werte für alle zwischen
gemessenen Amplituden gelegene Strecken, durch Extrapolation
für diejenigen Abschnitte der Abschwingungskurven der höheren
Gabeln, deren Amplituden wegen der außerordentlichen Kleinheit
der Exkursionen nicht mehr meßbar waren. Die Extrapolation
war anwendbar, weil sich herausstellte, daß die Abschwingungs-
kurven Exponentialkurven darstellten.
Als Ordinate der Exponentialkurve ließ sich nun auch für
die höheren und höchsten Gabeln die Größe derjenigen Amplitude
bestimmen, bei der ihr Ton für das normale Ohr im Mittel ver-
klingt, d. h. es ließ sich die Größe der Normalamplitude
finden. Dieselbe beträgt für:
C G
der großen Oktave 0,0711 mm 0,0118 mm
kleinen
t gestrichenen Oktave
2
3
4
0,00474 „ 0,00079
0,000316 „ 0,000053
0,0000211 „ 0,00000363
0,00000141 „ 0,0000002353
0,000000094 „ 0,0000000157
Wie ich in meiner vorerwähnten Abhandlung und insbesondere
in meiner Mitteilung: „Schwingungszahlen und Schwellenwerte"
— Archiv für Anatomie und Physiologie, physiologische Ab-
teilimg 1903 — dargelegt habe, läßt sich die Größe der nicht
mehr meßbaren Normalamplituden der höheren Gabeln auch aus
den gemessenen Normalamplituden der tieferen Gabeln und
schließlich auch aus den Schwingungszahlen selbst bestimmen.
Auf die sich hierbei ergebenden Größenunterschiede und ihre
Ursachen habe ich in den vorerwähnten Arbeiten hingewiesen.
Nachdem es gelungen war, die normale Abschwingungskurve
der unbelasteten C- und 6r-Gabeln von einem Moment möglichst
ausgiebiger Schwingung bis zum Verklingen für das normale Ohr
342 Verhdl. d. Deutschen PhyÄ. GeMllseh. v. 23. Sept. 1903. (Nr. 18/19.
mit der erforderUchen Genauigkeil f estamteUen , konnten zum
praktiftcheii GelHrattch AmpUtudeo- and HörprüfungstabeUen für
}ede der untersuchten Gftbehi aufgestellt werden; aas diesen
Tabellen kann für die game Dauer der Scbwingung im Sdomden-
interrall abgelesen werden: die Zdit des Abschwingens; die Größe
der Amplitude; die Größe, um welche die Amplitade Ton Sekunde
au Sekunde sieb verideinert, und schließlich , sofern die Größe
der Normalamplitude = 1 gesetzt wird, die Zahl der Normal-
amplituden ^ wekbe in jeder Toriiergehenden größeren Amplitude
der AbecbwingiingskurTe enthalten ist
An der Hand dieser Hörprifun^stabeBen ist eine objektive
Hörmessung ebenso leicht und admell wie exakt dnrchführbar
unter der Voraussetzung, daß man Gabeln benutzt ^ welche die
gköehen Absehwingungskurfen wie die von mir geeichten besitiaen.
Die Anwendung des objektiven Hörmaßes auf Grund do^ von
mir entworfenen HörprüfungstabeUen setzt also den Besitz von
unbelasteten Ei>ELMANKschen 0- und Cr-Gabeln voraus, und zwar
von solchen, welche den in letzter Zeit von diesior Firma ge
lieferten ecntsprechen.
Ein jeder, der die Entwickelung der v(m dieser Pinna in den
letzten zehn Jahren gelieferten Stimmgabeln verfolgt hat, wird
den großen Fortschritt erkannt haben, der hinsichtlich der Ver-
längerung der normalen Peraeptionsdauer durch Auswahl des.
Materials und Entwickelung der geeignetsten Form der Gabeln
gemacht ist.
Je länger aber bei gleicher Erregung eine Gabel für das
normale Ohr hörbar schwingt, d. h. je weniger sie vcm Sekunde
zu Sekunde an Schwingungsweite verliert, um so brauchbarer
wird sie zur objektiven Hörmessung sein; denn um so kleiner
werden die durch subjektive Tauschung, Unachtsamkeit und aadere
Bedingungen hervorgerufenen tatsächlichen Fehler sich geBtaUeu.
Die Perzeptionadauer der in der letzten Zeit von Epklmajkn
geliefertun unbelasteten Gabel ist,, wie die Darstellung <ier nor-
malen Abschwingungsknrven gezeigt hat^ bei kräftiger Err^ung
so gro&y daß diese Dauer allen praktischen Bedürfnissen der
objektiven Hörmessung genügen dürfte, und es handelt sich des-
h^b nunmehr in erster Linie darum, Reihen unbelasteter Stimm-
gabeln herzustellen, welche, soweit kleine Abweidlungen des
Nr. 18/19.] P. Ovtoium. 34S
Materials usw. es zulassen, dieselbe Abechwiugungskurve besitzen,
wie die tod mir geeichten, neuesten Edelmann seben Gabeln.
Herr Profeflsor Edelmann hat mir freundlichst zugesagt, die £r-
raebung dieses Zieles dadurch zu fördern, daß von mir nach
meiner Tonreihe eine zweite geeicht wird, welche dann den
weiteren^ zu Hörprüfungsaweckeu zu liefernden Reihen als Maßstab
zugrunde gelegt wird.
Ist diese für unsere praktischen Zwecke wohl hinreichende
Übereinstimmung in der Absehwingungskurve der Gabeln erreicht,
dann werden auch die Resultate der Messungen yerschiedener
Untersucher miteinander vergleichbar werden; wir werden auf
einheitlicher Basis an die Lösung so wichtiger Fragen, wie die
Analyse der Hör&törungen eine ist, herangehen können.
Die objektive Messung einer Hörstörung an der Hand meiner
Hörprüfungstabellen ist um so weniger zeitraubend, je geringer
die Hörstörung ist
Die Messung vollzieht sich:
1. bei normaler Hörfähigkeit des Arztes;
2. bei Schwerhörigkeit des Arztes auf beiden Ohren in folgen-
der Weise:
Ad 1. Bei beliebigem Anschlag der Gabel, welcher nur so
stark sein muß, daß das zu untersuchende, schwerhörige Ohr den
Stimmgabelton überhaupt noch wahrnimmt, sucht man in der
bekannten Weise den Schwellenwert des kranken Ohres und
mißt von dem Augenblicke an, wo dieser überschritten
wird, die Zeit bis zum Verklingen der Gabel vor dem
normalen Ohr. Diese Zeit nenne ich „Differenzzeit*.
Es kommt nun darauf an, die Lage des Schwellenwertes des
schwerhörigen Ohres innerhalb der Absehwingungskurve der Gabel
zu bestimmen, um an der Hand der Hörprüfungstabellen die
Größe derjenigen Amplitude zu finden, bei der der Stimmgabelton
für das schwerhörige Ohr erlosch.
Hierbei gehen wir von dem mittleren Schwellenwert des
normalen Ohres aus, oder was dasselbe ist, von der Größe der
Amplitude, bei der der Stimmgabelton für das normale Ohr unhör-
bar wird. Die Größe dieser Amplitude, der sogenannten Normal-
amplitude, ist als Mittelwert bekannt und bildet den Endpunkt der
Absehwingungskurve; somit brauchen wir nur die Abschwingungs-
344 Verhdl. d. Deutschen Physik. GeselUch. v. 23. Sept. 1903. [Nr. 18/19.
kurve um so viel Sekunden aufwärts zu verfolgen, als die ge-
fundene Differenzzeit betrug, um in den Hörprüfungstabellen die
Größe der Amplitude und die Zahl der in ihr enthaltenen Normal-
amplituden ablesen zu können, bei der der Ton für das kranke
Ohr verklang.
Das Größenverhältnis der für das kranke und normale Ohr
gefundenen Schwellenwertsamplituden gibt die Grundlage für die
objektive Hörmessung. Wir gewinnen einen unmittelbaren Aus-
druck für die Hörschärfe des kranken Ohres als Bruchteil der
normalen, wenn wir die Hörschärfen umgekehrt proportional setzen
dem Quadrat der Amplituden.
War also z. B. bei Messung mit G -der großen Oktave die
Schwellenwertsamplitude des kranken Ohres dreimal so groß als
die Normalamplitude gefunden, so beträgt die Hörschärfe des
kranken Ohres ^/c, der normalen.
Da die Hörprüfungstabellen für jede Amplitude die Zahl der
Normalamplituden, welche in ihr enthalten sind, angeben, so läßt
sich die Hörschärfe des kranken Ohres ohne weiteres als Bruch-
teil der normalen Hörschärfe berechnen. Man hat nur nötig, die
Zahl der Normalamplituden, welche in der Schwellenwertsamplitude
enthalten sind mit sich selbst zu multiplizieren und das Produkt
als Nenner eines Bruches zu setzen, dessen Zähler 1 ist.
Die Untersuchung Schwerhöriger verschiedenen Grades hat
mir gezeigt, daß bei wirklich störender Schwerhörigkeit die Ein-
buße, welche das normale Hörvermögen erlitten hat, eine über-
raschend große ist, und daß andererseits Herabminderung auf ^ 2
und i/s nicht selten gar nicht als Störung empfunden wird.
Das Ausmaß der Abschwingungskurven gestattet, für die C-
und 6f- Gabeln eine Herabminderung der Hörschärfe noch zu
messen, welche für
der normalen beträgt, für:
' V35372/
'"(3600)'
^' V20377J
''' ( 15166")
V 63830/
\ 95745/
Nr- 18/19.1
P. OBtmann.
345
Ad 2. Für den schwerhörigen Arzt ist das objektive
Hörmaß ebenso wie für den normal Hörenden anwendbar,
wenn er zunächst seine eigene Hörstörung von einem
normal Hörenden quantitativ bestimmen läßt
Ist dies geschehen, so hat er bei der Prüfung Ohrenkranker
in gleicher Weise wie der normalhörende Arzt vorzugehen, nur
hat er, sofern der Patient schwerhöriger ist als er, der
gefundenen Differenzzeit zwischen seinem und des Patienten Ohre
seine eigene Differenzzeit hinzuzuaddieren, um die Differenzzeit
seines Patienten gegenüber dem normal Hörenden und damit an
der Hand der Hörprüfungstabellen die Größe der Schwellen werts-
amplitude und die Hörschärfe als Bruchteil der normalen zu
finden.
Die nachstehende Kurve macht dieses Vorgehen anschaulich:
V
••
\
V
--
b
>
a
1
i
3
4
5
6
7
8
9
1(
X) 1
Sek.
an stelle die Abschwingungskurve der Gabel G dar, und es
bezeichne:
a: Lage des Schwellenwertes für das noimale Ohr in der
Abschwingungskurve ;
b: Lage des Schwellenwertes des schwerhörigen Ohres des
Arztes in der Abschwingungskurve;
c: Lage des Schwellenwertes des schwerhörigen Ohres des
Kranken in der Abschwingungskurve;
dann ist:
ab = Differenzzeit des schwerhörigen Arztes;
bc = Differenzzeit zwischen schwerhörigem Arzt und schwer-
hörigem Patienten;
ab -^ bc = Differenzzeit des schwerhörigen Patienten gegen-
über dem normal Hörenden.
Ist dagegen der Arzt schwerhöriger als der Patient,
so muß der erstere bei der Prüfung der flörsohärfe des letzteren
S46 Verhdl. d. Deutschen Physik. GaeeU«ch. v. 23. Sept 1903. (Kr. i%19.
ttcigekefart ron seinem Schwellenwert auflgehea und die Di&renz-
zeit zwi0cli6n seinem und des Patienten Ohr von der für sein
Ohr festgestellten Difiteienzzeit abziehen.
Die Aufzeichnung der Hdrprüfungsreeultafce geschieht
«o, daß man entweder die Größe der Schwelienwertsamplitude,
durch die Zahl der in ihr enthaltenen Normalamplitnden aus-
gedrückt, notiert oder die Hörschärfe des kranken Ohres als
Bruchteil der normalen berechnet
347
ZHaposittve mit stereoskopischer Wirkung;
von M. jPetzold,
(Vorgetragen in der Sitzung vom 21. September 1903.)
(Vgl. oben S. 291.)
Ducos DU Hauron hat das Verdienst, durch seine vor etwa
fünf Jahren erschienenen Anaglyphen auf eine außergewöhnliche
Axt der Stereoskopie hingewiesen zu haben. Es waren dies blaue
und rote, stereoskopische Autotypien, derart übereinander gedruckt,
daß sich die entferntesten Bildpunkte, die nicht mehr körperlich
wirken, deckten, während die näherliegenden nicht zur Deckung
gelangten und so ein Wirrwarr von roter und blauer Zeichnung
hervorriefen. Dieses Wirrwarr wurde aufgelöst beim Betrachten
mittels einer rot-blauen Brille, und der Effekt war ein Bild mit
plastischer Wirkung.
Die gemeinsame Eigenschaft eines stereoskopischen Bildes
einerseits und eines Projektionsbildes andererseits, ein vorzügliches
Anschauungsmittel zu sein, ließen den Wunsch rege werden, beide
zu vereinigen.
Versucht wurde z. B., polarisierende Prismeil zu verwenden;
man brachte solche vor den Projektionsapparaten, deren natürlich
zwei nötig waren, an, während die so übereinander projizierten
Bilder mit Prismen betrachtet wurden, deren Polarisationsebenen
parallel zu denjenigen der Prismen vor den Apparaten waren.
Es ist aber wohl einleuchtend, daß eine solche stereoskopische
Projektion an Mängeln leiden mußte, die ihre praktische Durch-
führung in Frage stellte.
Ein anderer Vorschlag basierte auf dem oben angedeuteten
Verfahren von Ducos du Hauron, und zwar wird empfohlen, zwei
stereoskopische Bildhälften (Diapositive) mittels zweier Projektions-
latemen in geeigneter Weise übereinander auf den Schirm zu
348 Verhdl. d. DeutBchen Physik. GeBeUsoh. v. 21. Sept 1903. [Nr. 18/19.
werfen, dabei ein rotes bzw. ein blaues Filter einzuschalten und
das entstehende Wirrwarr durch eine rot-blaue Brille aufzulösen.
Es liegt aber auf der Hand, daß ein derartiges Verfahren mangel-
haft sein muß, weil in diesem Falle das Bild selbst sehr licht-
schwach ausfallen muß.
Sehr nahe lag wohl der Gedanke, die beiden Hälften des
stereoskopischen Bildes in zwei Farben zu kopieren, und hierzu
bietet das Verfahren mit Ghromgelatine günstige Gelegenheit. Es
ist nur nötig, daß man sich zwei Farben sucht, die sich gegen-
seitig möglichst vollkommen verschlucken, ohne aber einen ge-
wissen Grad der Intensität und Durchlässigkeit zu überschreiten.
Diesen Anforderungen entsprechen sehr gut ein bläuliches Grün
und ein gelbliches Bot, die sich komplementär gegenüberstehen.
Unter den vorhandepen Teerfarbstoffen ist uns eine reichliche
Auswahl geboten von solchen, die unseren Bedingungen vollauf
genügen; es gibt eine ganze Reihe Blaugrüns und Gelbrots, die
sich gegenseitig vollkommen verschlucken, so daß die Lösung der
einen durch die der anderen betrachtet intensiv schwarz erscheint
Von diesen Farbstoffen zeichnen sich für unseren Zweck infolge
ihrer Brillanz die Ponceaus und Scharlachs einerseits und die
Säure-, Brillant- und Malachitgrüns andererseits aus. Selbstver-
ständlich sind aber andere Farbenzusammenstellungen nicht aus-
geschlossen.
Je genauer die komplementäre Gegenüberstellung der zwei
Farben, um so ausgesprochener die Wirkung. Wenn man sich
nun Brillen herstellt mit Gläsern in möglichst denselben Nuancen
und der Farbenstärke der farbigen Kopien, so muß die rote Kopie
durch das rote Glas und die grüne durch das grüne Glas be-
trachtet unsichtbar werden.
Wie schon gesagt, ist für die praktische Durchführung vor
allem eine möglichst gleiche Intensität der Farben maßgebend;
ist eine der beiden dunkler als die andere, so ist die stereo-
skopische Wirkung beeinträchtigt und wird unter Umständen
überhaupt aufgehoben. Aus weiteren, praktischen Gründen
ist darauf zu sehen, daß möglichst hell gefärbte Kopien und
Brillengläser in Anwendung kommen, um an die Lichtquelle nicht
allzu große Anforderungen stellen zu müssen. Was nun die Her-
Nr. 18/19.] M. Petzold. 349
Stellung von Projektionsdiapositiven mit plastischer Wirkung an-
belangt, so verfahre ich folgendermaßen:
Gelatineplatten werden mit. einer einprozentigen Lösung von
doppeltchromsaurem Kali, der einige Kubikzentimeter Ammoniak
zugesetzt sind, etwa drei Minuten lang bei Gas-, Petroleum- oder
sonstigem gelben, künstlichen Licht gebadet, kurz abgespült und
zum Trocknen in einen dunklen Baum gestellt, welch letzteres
sechs bis zehn Stunden in Anspruch nimmt.
Kopiert wird unter einem spektroskopischen Negativ für Grün
etwa eine Stunde, für Rot anderthalb Stunden. Das Bild muß
deutlich braun auf gelbem Grunde sichtbar sein.
Nach Wässern der Chromgelatinekopie nimmt diese an den
belichteten Stellen Farbstofflösung infolge Beizwirkung des durch
Reduktion entstandenen Chromdioxydes an, die zweckmäßig kon-
zentriert gehalten wird, und es entsteht nach einem Negativ ein
Positiv.
Zu beachten ist, daß die Weißen der Kopien möglichst rein
erhalten bleiben ; denn wenn auch sie gedeckt sind, wird die Klar-
heit des Bildes mehr als bei jeder gewöhnlichen Kopie beein-
trächtigt und damit auch die plastische Wirkung.
Die beiden »Farbenkopien werden nun derartig übereinander-
gelegt und verklebt, daß nicht mehr stereoskopisch wirkende,
korrespondierende Punkte übereinander fallen, was präzis nicht
eingehalten zu werden braucht. Ebenso wenig ist Erfordernis, daß
die Distanz der Objektive am Aufnahmeapparat derjenigen der
Augen entspricht, weil die Bildhälften nicht nebeneinander ge-
klebt werden. Jedes Augenpaar empfängt sofort den körperlichen
Eindruck, was beim Prismenstereoskop durchaus nicht immer der
Fall ist
Dem Gesagten zufolge benötigt man natürlich zum Pro-
jizieren solcher Diapositive mit plastischer Wirkung nur einen
Projektionsapparat, dessen Lichtquelle Kalklicht, Acetylen, am
vorteilhaftesten aber elektrisches Bogenlicht sei. Namentlich bei
Anwendung des letzteren gibt es fast keine Beschränkung in bezug
auf Entfernung und Zahl der Beschauer, wie auf Größe des pro-
jizierten Bildes; die körperliche Wirkung ist in allen Fällen voll-
kommen. Unterlassen will ich nicht, zu bemerken, daß die
350 Verhdl. d. Deutschen Physik. GeseUach. v. 21. Sept. 1903. [Nr. Ifi^'ig.
Wirkung naturgemäß am stärksten ist, wenn das Beschauen recht-
winklich zur Schirmfläche erfolgt, sie ist aber auch noch hin-
reichend, wenn der Beobachter in spitzem Winkel zum Schirme
steht
Ein wesentlicher Vorteil der Diapositive ist, daß sie nicht,
wie beim Stereoskop, an gewisse Größen gebunden sind. Man kann
sie vielmehr in jedem beliebigen Format herstellen, so daß auf
Einzelheiten im Bilde mehr Rücksicht genommen werden kann.
Verlag von Friedr. Vieweg & Sohn in Braunschwdg.
Vorlesungen
über
Experimentalphysik
von
Augrust Kundt,
weiland Professor an der Universität Berlin,
heraasgegeben von
Karl Scheel.
Mit d^m Bildnis Kundts, 634 Abbildungen und einer farbigen
Spektraltafel.
gr. 8. Preis geh. 16 M., geb. 17 M.
Die Vorlesungen Kundts verdanken ihre VeröfEenÜichnng dem viel-
fach ausgesprochenen Wunsche früherer Schüler des großen Experimen-
tators, die Vorlesungen nicht der Vergessenheit anheimfallen zu lassen.
Der Umstand, daß das Manuskript ein einheitliches Ganzes darbot,
mußte jeden Versuch zurückweisen, durch Einfügung neuer Kapitel
die Fortschritte der Wissenschaft im letzten Jahrzent zu berücksichtigen
und dadurch die Vorlesungen zu einem Lehrbuch der Physik auszu-
gestalten, um so mehr, als dieselben hierdurch sehr an ihrer Originalität
eingebüßt haben würden.
Kundts Vorlesungen geben ein Bild des klassischen Bestandteils
der physikalischen Wissenschaft und sind vermöge der überaus anschau-
lichen und leicht verständlichen Sprache so recht geeignet, nicht nur
dem Studierenden der Physik als Leitfaden neben den gehörten
Vorlesungen zu dienen, sondern auch dem Schüler die Einführung
in die physikalischen Erscheinungen zu erleichtem. Vor allem wird
aber auch derjenige, welcher mit den Lehren der Physik vollkommen
vertraut ist, sich der eleganten und originellen Darstellung der ihm
bekannten Tatsachen stets aufs neue freuen.
Za beziehen durch alle Bachhandlongen.
€Xeybol(l'$ßacbfolaer
Cöln a- Rhein
IMecbantsche und optische ^erketätten«
Deue ScbwuitdmascMite mit Electromotor
zum Hn9cbtuss an eine 8tarkstronitdtung.
Mit dem Hpparat taeeeti sidy eämtUcbe Vevsmfce beqiiem
anstclten« Die Hbbtldung zeigt die CentHfiigaimaed^ine in
Verbindung mit dem Hpparat na* 8fotte zur Bedtfmfifttng
des med>ani6d>en {Danneä<|uii^aUnted«
Preisliste über )Seue Hpparate und Verswthe atif Verfangen.
1903 Heft 20
f ^
Berichte
der
Oeotschen Physikaliscben (üeseMaft
enthaltend
Yerhandlungen
der Deutschen Physikalischen Gesellschaft
im Auftrage der Gesellschaft herausgegeben
von
Karl Scheel
und
Halbmonatliches Literaturyerzeichnls
der „Fortschritte der Physil<", dargestellt von der
Deutschen Physil^alischen Gesellschaft
redigiert von
Karl Scheel Richard Assmann
Beine Physik Koamiiiche Physik
Braunschweig
Dmok und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn
1903
^
MonaUii^ zwei Nummern. — Äbonnementspreis pro Jahrgang 8 Mark, — Zu beziehen
durch aUe Buchhandlungen und Fast anstauten (Postzeitungaliste Nr. 1042 a)
Inhalt.
" Seite
1. Verhandlungen der Dentsohen Physikalischen Gtesellschaft.
Bericht über die Sitzung vom 16. Oktober 1903 351
W. Jaeger u. H. v. St ein wehr, Erhöhung der kalorimetrischen
Meßgenauigkeit durch Anwendung von Platinthermometern.
(Mitteilung aus der Physikalisch -Technischen Reichsanstalt.)
(Vorgetragen in der Sitzung vom 16. Oktober 1903.) .... 353
2. Halbmonatliches Llteraturverzelohnis der Fortschritte der
Physik.
I. Allgemeine Physik 323
IL Akustik 324
in. Physikalische Chemie 324
lY. Elektrizität und Magnetismus 326
Y. Optik des gesamten Spektrums 328
YI. Wärme 329
YIL Kosmische Physik 381
Ankündigung.
Den Abonnenten der „Fortschritte der Physik** können wir die erfreu-
liche Mitteilung machen t da/s nach langen Vorbereitungen im Anschlufs an
das im Jahre i8g^ im Verlage von Georg Reimer in Berlin erschienene
Qeneral' Register su den ,J^ortschrätea der Pbysiic** , Band XXI 086$)
bis XLIII (i^J, das in Anlage und Ausführung übereinstimmend mit
diesem Registerbande bearbeitete
Namen 'Register nebst Sacli 'Ergänzungsregister zu den
^^Fortschritten der Pljysilc'% Band XLIV (i888) bis Uli
(i8gy) , unter Mitwirkung von Dr. E, Schwalbe bearbeitet
von Dr. G, Schwalbe,
jBur Ausgabe gelangt ist.
Nach einer Einleitung ^ welche dazu dient j den Gebrauch des Werkes
SU erleichtern f wird eine Übersicht über den Umfang der Bände, semne über
die Redakteure und Referenten t welche während der Jahre t88S bis tSgy
tätig waren f gegeben. Der Hauptteil selbst serfdllt in swei Teile: Das
Namenregister, in welchem sämtliche in den aehn Jahrgängen der ,JFort-
schritte" erwähnten nicht anonymen Titel in alphabetischer Reihenfolge der
Autorennamen sich vorfinden, und das Sacb'Ergänzuagsregister, in wei-
chem die anonymen Titel in sachlicher Weise geordnet sind. Wie aus der Ein-
leitung sich ergibt^ ist durch umfassende Vergleiche für die Richtigkeit der
einseinen Titel nach Möglichkeit gesorgt worden. Ebenso ist dem Bedürfnis
nach Vollständigkeit in weitestem. Mafse Rechnung getragen.
Für alle, welche auf den Gebrauch der „Fortschritte'* in ihren wissen-
schaftlichen Untersuchungen angewiesen sind, dürfte das vorliegende Re-
gister SU einem wichtigen, wenn nicht unentbehrlichen Nachschlagewerk
werden. Auch für Bibliotheken, welche die „Fortschritte der Physik"
halten, erscheint dasselbe als notwendige Ergänsung zu denselben.
Der Preis des siatilichen Bandes beträgt M. 6o. — , worauf den Mit-
gliedern der Deutschen Physikalischen Gesellschaft die bekannte Ermäfsigung
gewährt wird.
Die Verlagsbuchhandlung Friedr. Vieweg & Sohn
in Braunscbweig.
Verhandlungen
der
Deutschen Physikalischen Gesellschaft
im Auftrage der Gesellschaft herausgegeben
von
Karl Scheel
6. Jahrg. 80. Oktober 1906. Nr. 20.
SltBuns Tom 16. Oktober 1903.
Vorsitzender: Herr E. War bürg.
Der Vorsitzende macht der Gesellschaft Mitteilung von
dem am 22. August erfolgten Ableben ihres langjährigen
Mitgliedes
Prof« Dr. Julius Lange,
Direktor des Eönigstadtisohen RealgymnasiumB zu Berlin.
Die Anwesenden erheben sich zu Ehren des Dahin-
geschiedenen von den Sitzen.
Sodann sprach Hr. M. Thiesen
Über stationäre Flüssigkeitsströmung.
Femer berichtete Hr. W. Jaeger über
Erhöhung der kalorimetrischen Meßgenauigkeit durch
Anwendung von Platinthermometern.
(Nach gemeinsam mit Hrn. v. Steinwehr angestellten Versuchen.)
352 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsoh. vom 16. Okt. 1908. f^r. 20.
Endlich macht Hr. W. Biegen ?on Gzudnochowski einige
Bemerkungen über das Elektrolytbogenlicht.
Als Mitglied wird in die Gesellschaft aufgenommen:
Hr. H. Regener, Potsdam, Margaretenstr. 33
(vorgeschlagen durch Hm. E. Warburg).
S53
Erhöhti/ng der kcUortmetrißßhen Mefsgßnau4g1^ßU
durch Anwend/ui/ng van PlaUnOiernianhetern;
van W. Jaeger und H. v. Steinwehr»
(Mitteilung au8 der PhysikaliBch -Technischen Reichsanstalt.)
(Vorgetragen in der Sitzung vom 16. Oktober 1903«)
(Vgl. oben S. 351.)
Im Anfaage dieses Jahrganges (S. 60) haben wir berichtet
über Messungen zur Bestimmung des Wasserwertes eines Bkrthslot-
sehen Verbrennungskalorimeters in elektrischen Einheiten.
Die verschiedenen Versuchsreihen zeigten eine Übereinstim-
mung von etwa 1 bis 2 Promille, eine Genauigkeitsgrenze, die
durch die Anwendung von Quecksilberthermometem bedingt war;
es war schon damals die Hoffnung ausgesprochen worden, daß
man durch Anwendung von Platinthermometern eine wesentlich
größere Genauigkeit erreichen würde. Dies ifit in der Tat ge-
lungen, und es soll über das hierbei benutzte Platinthermometer
und die damit erzielte Genauigkeit berichtet werden.
Der Grund für die angegebene Genauigkeitsgrenze bei den
Quecksilberthermometem liegt hauptsächlich in den Kaliberfehlern,
die sich nicht hinreichend genau ermitteln und interpolieren
lassen, um ein kleines Temperaturintervall — bei den früheren
Versuchen 2® — genauer zu messen. Auch durch Anwendung
von Thermometern mit feinerer Teilung kann man nicht weiter
kommen. Benutzt man beispielsweise ein in i/ioo^ geteiltes Thermo-
meter, so kann man der Skala vielleicht eine Länge von 10<^
geben. Der Gradwert dieses Thermometers muß durch Ver-
gleichung der Endpunkte der Sksda mit fundamental unter-
suchten Thermometern ermittelt werden, die nur in Vio^ geteilt
sein können. Vioo^ Fehler kann diese Vergleichung audb bei aller
Sorgfalt leicht erreichen, so daß der Gradwert auch in diesem
Fall nur auf etwa ein Promille bekannt ist; bei Anwendung von
354 Yerhdl. d. Deutschen Physik. GeseUsoh. vom 16. Okt 1903. [Kr. 20.
fundamental untersuchten Thermometern ist es nicht anders. Das
einzige Mittel, um weiter zu kommen, wäre die Anwendung
größerer Temperaturintervalle; man müßte das Kalorimeter statt
um 2^ um 15 bis 20<^ erwärmen, um die Genauigkeit wesentlich
weiter zu treiben. Doch würden dadurch andere Unsicherheiten
entstehen, die zum Teil den erzielten Vorteil wieder illusorisch
machen würden. Bei kleineren Temperaturintenrallen als 2^ war
bei Quecksilberthermometem die Genauigkeit noch geringer als 1
bis 2 Promille.
Die* Plätinthermometer dagegen sind frei von solchen Un-
regelmäßigkeiten der Temperaturkurven, wie sie die Quecksilber-
thermometer besitzen; es läßt sich daher sogar bei noch kleineren
Temperaturdifferenzen eine bedeutend größere Sicherheit der
Messungen erzielen, so daß die Genauigkeit auf etwa den zehn-
fachen Betrag steigt
Ein kleines Temperaturintervall ist aber zweifellos an und
für sich beim Arbeiten mit Kalorimetern wünschenswert, weil nur
in diesem Falle das zur Ermittelung des Wärmeaustausches mit
der Umgebung benutzte Newton sehe Abkühlungsgesetz streng
gilt; hauptsächlich aber deshalb, weil man dann mit relativ
großen Wassermengen arbeiten kann. Dadurch wird der Wärme-
austausch mit der Umgebung geringer, und die Korrektion wegen
der Mötallmassen des Kalorimeters wird relativ kleiner und
dadurch sicherer.
Zum besseren Verständnis der von dem Platinthermometer
zu verlangenden Eigenschaften bei einer angestrebten Genauig-
keit von etwa einem Zehntausendstel möge zunächst kurz er-
läutert werden, in welcher Weise die Temperaturerhöhung des
Kalorimeters bestimmt wird; wir beschränken uns hierbei auf die
von uns befolgte Methode (vgl. auch die frühere Mitteilung L c),
die sich aber prinzipiell nicht von den anderen Ausführungs-
weisen unterscheidet
Das Hauptgewicht ist auf die Ermittelung der Anfangs- und
Endtemperatur des Thermometers zu legen, aus denen sich die
Erwärmung des Kalorimeters ergibt Diese Temperaturen be-
stimmen wir in der Weise, daß wir vor Beginn und nach Ablauf
der Erwärmung während einiger Minuten den Temperaturgang
Nr. 20.] W. Jaeger und H. y. Sieinwehr. 355
TOD Minute zu Minute beobachten und die so erhaltenen Punkte
durch eine gerade Linie darstellen. Irgend eine Stelle dieser für
die Vor- und Nachperiode erhaltenen Linien wird als Anfangs-
bzw. Endtemperatur' angenommen; dann muß auch die Korrektion
wegen des Wärmeaustausches des Kalorimeters mit der Umgebung
für die zwischen diesen willkürlich gewählten Zeitpunkten liegende
Zeit berechnet werden.
Ist die Temperatur des Kalorimeters u zur Zeit t^ die kon-
stante Umgebungstemperatur Uq, die Abkühlungskonstante des
Kalorimeters a und die Anfangs- bzw. Endtemperatur Ui bzw. tia,
entsprechend den auf den beiden Geraden der Vor- und Nach-
periode (dui/dt und dui/dt) gewählten Zeiten t^ und t^^ so er-
hält man nach dem Abkühlungsgesetz zwei Gleichungen von der
Form du/dt = — a{u — Uo), aus denen sich a und Uq, sowie
der gesamte Temperaturverlust in der Zeit (t^ — *i) als:
w' = — a \(u — Uq) dt
ergeben.
Die korrigierte Temperaturerhöhung ist dann (u^ — u^) — u'.
Das Integral u' erhält man durch eine nur roh auszuführende
Beobachtung des Temperaturverlaufs während des Versuchs; es
stellt die bei der graphischen Aufzeichnung des Temperaturganges
zwischen u und Uq liegende Fläche dar (vgl. d. Jahrg. S. 57).
Diese Korrektion läßt sich bei kleiner Abkühlungskonstante leicht
mit der gewünschten Genauigkeit ermitteln.
Die Genauigkeit der Anfangs- und Endtemperatur u, und u^,
auf die es hauptsächlich ankommt, hängt davon ab, wie genau
sich die einzelnen Punkte bei der Vor- und Nachperiode messen
lassen. In unserem Falle dürfen die einzelnen beobachteten
Punkte von der hindurchgelegten Geraden nur um wenige Zehn-
tausendstel abweichen, was auch stets erreicht wurde.
Femer ist aber nötig, daß das Temperaturintervall ü=th — th
selbst sich mit dieser Sicherheit absolut bestimmen läßt. Auch
dies ist bei dem regelmäßigen Verlauf der Widerstandsänderung
des Platins, der zwischen und 100® zudem wenig von einer
Geraden abweicht, durch Eichung des Thermometers in einem
356 Verhdl. d. Dett«Mh«ii Physik. OeMUacb. vom 16. Okt. 1903. [Kr. 30.
größeren Temperaturinteryall auch für kleine Temperaturerhöhungen
Ydn etwa 1* zweifellos zu erreidien.
Es darf indessen noch ein anderer Umstand nicht außer
acht gelassen werden, nämlich die Trägheit des Thermometers,
welche die Temperaturangaben mitunter fälschen kann. Zur Er-
mittelung des Temperaturganges der Vor- und Nachperiode ist
die Trägheit des Thermometers allerdings gleichgültig, weil nach
einiger Zeit das Thermometer stets den konstanten Temperatur-
gang des Kalorimeters annehmen muß. Zur Aufrechterhaltung
dieses Ganges muß aber ein bestimmter Temperaturunterschied
zwischen dem Thermometer und dem Kalorimeter bestehen, der
von der Trägheit des Thermometers abhängt. Durch diese not-
wendigerweise vorhandene Temperaturdifferenz müssen die Tempe-
raturen Ui und i«2 eine gewisse Korrektion erfahren.
Bezeichnet man die Temperatur des Thermometers zur Zeit t
mit u' (bzw. Ui und w^' zu den Zeiten ^i und <,), die des Kalori-
meters mit u und die Abkühlungskonstante des Thermometers mit 6,
so ist wieder nach dem Abkühlungsgesetz dui /dt=z — b (ui' — u^)
und dtij' /dt z= — b (uj' — Wj).
Da aber, wie erwähnt, du^' /dt = du^/dt, du^' /dt = du^/dt
ist, so erhält man, wenn J7' = Uj' — i*i', 17= u, — u^ gesetzt
wird:
Da aber andererseits du^/dt — dui /dt = — aU ist, so er-
gibt sich:
CT- tr _ g
u — b'
d. h. die prozentische Vergrößerung der wirklichen Temperatur-
erhöhung U durch die Trägheit des Thermometers ist gleich dem
Verhältnis der Abkühlungskonstanten des Kalorimeters und des
Thermometers. Diese Größe kann durch Bestimmung von a und b
als Korrektion an der beobachteten Temperaturzunahme U' an-
gebracht werden; sie wird um so kleiner, je kleiner a ist Auch
aus diesem Grunde ist es Ton Vorteil, große Wassermengen zu
verwenden.
Bei den früheren Messungen war a = 0,002, d. h. das Kalori-
meter kühlte sich bei V Temperaturüberschuß über die Umgebung
Nr. ».] W. Jaeger und H. ▼. Steinwehr. 357
am 0,002^ in der Minute ab. Bei den neueren Messungen mit
bedeutend größeren Massen ist a nur halb so groß. Soll die
Größe a/b den Wert I0~^ nicht übersteigen, so muß b also hier
(auf die Minute berechnet) etwa 10 sein.
Die Bedeutung der Konstante b ist ersichtlich aus der Ab-
kühlungsformel für das Thermometer:
u' — u =■- Äe-^*^
worin Ä eine Konstante bedeutet und t in Minuten anzugeben
ist. In der Sekunde müßte sich der Temperaturüberschuß des
Thermometers über das Kalorimeter also um den Faktor 1,2 ver-
ringern, d. h. z. B. von 10^ auf etwa 8,5 o fallen.
Dies entspricht aber etwa der Trägheit guter Quecksilber-
thermometer; bei einem Quecksilberthermometer haben wir beispiels-
weise b = 4,4, bei einem anderen b = II gemessen.
Aber auch aus einem anderen Grunde ist eine möglichst
große Abkühlungskonstante des Thermometers wünschenswert,
nämlich wegen der Erwärmung des Platindrahtes durch den Meß-
strom. Bei der von uns angestrebten Meßgenauigkeit von Vioooo
darf die Stromstärke nicht zu gering sein, da Vioooo® einer Wider-
standsänderung von etwa nur Vs Milliontel entspricht.
Bei diesen großen Ansprüchen an die Widerstandsmessung
ist auch eine sehr vollkommene elektrische Isolation des Instru-
ments notwendig.
Bei einem nach den Angaben von Callendar konstruierten
Platinthermometer, bei dem der Platindraht auf ein Glimmer-
kreuz gewickelt ist, und das in einem Glasrohre von etwa 1,5 cm
Durchmesser eingeschlossen ist, haben wir eine Abkühlungskonstante
b = 3,6 gefunden ; die Trägheit derselben ist für unseren Zweck
zu groß.
Platinthermometer. — Zur Erreichung einer großen Ab-
kühlungskonstante beabsichtigten wir ursprünglich, umsponnenen
feinen Platindraht in ein enges Metallröhrchen einzuziehen i).
Da uns kein umsponnener Draht zur Verfügung stand, benutzten
wir, um schneller zum Ziel zu kommen, ein fein ausgezogenes
*) Mittlerweile ist ein solches Thermometer hergestellt worden, das
auch eine etwas andere Montierung besitzt, als in Fig. 2 (a. f. S.) angegeben ist
358
Verhdl. d. Deutschen Physik. GeseUsch. vom 16. Okt. 1903. [Nr. 20,
Glasrohr, wobei dann der Draht blank eingezogen werden konnte.
Bei dem im Tätigkeitsbericht der Reichsanstalt vom Jahre 1894
und 1895 (ZS. f. Instrk. 14 u. 15) erwähnten Platinthermometer
benutzt Herr Thiesen ebenfalls, was dort allerdings nicht an-
gegeben ist, dünne Glasröhren; die Versuche sind damals ab-
gebrochen und später nicht weiter fortgesetzt worden. Das von
uns benutzte Thermometer
HB
besteht aus einem Platin-
draht von etwa 0,01 mm«
Quei-schnitt und 30 cm
Länge (Widerstand etwa
4,5 Ohm), das in ein fein
ausgezogenes Glasröhrchen
von etwa 1,5 mm Durch-
messer eingeschlossen ist.
Die Enden des Platindrahtes
(Fig. 1) sind je an einen
in der Mitte zusammen-
gelegten isolierten Kupfer-
draht k angelötet, der sich
zum größten Teil auch noch
innerhalb des Glasrohres
befindet, und dessen eines
Ende zur Stromzuführung,
das andere zur Potential-
abnahme benutzt wird. Bis
zu den Lötstellen e ist das
Glasrohr von den Enden her
mit Schwefel vollgegossen
und die austretenden Kupfer-
drähte sind in der aus der
Figur ersichtlichen Weise
noch mit Schellack isoliert.
Zur Vorsorge wird der
Schellack noch mit Öl angefeuchtet, damit keine Isolationsfehler
durch Wasser entstehen; besonders beim Eichen des Instruments
in Wasserdampf muß man sehr voraichtig verfahren. Das Glas-
rohr ist in der Mitte umgebogen (Fig. 2), so daß seine beiden
Nr. 20.] W. Jaeger und H. v. Steinwehr. 359
Schenkel mit den Kupferenden aus dem Wasser herausragen; die
Lötstellen befinden sich etwa 10 cm unterhalb der Wasseroberfläche.
Zum Schutze gegen mechanische Eingriffe ist das Instrument von
einem Metallkäfig umgeben und in der aus der Figur ersicht-
lichen Weise montiert Das Thermometer ist auf diese Weise
handlich und wenig zerbrechlich.
Strombelastung des Thermometers. — Die Erwärmung
des Thermometers durch Strom wurde mittels Widerstandsmessungen
bestimmt Wir benutzen eine Meßstromstärke von 0,01 Amp., für
welche sich eine dauernde Temperaturerhöhung des Thermometers
von 0,002^ ergibt. Da der Platindraht stets vom Strom durch-
flössen wird, so kommt diese Größe als Konstante zu der Anfangs-
und Endtemperatur hinzu und fällt bei der Differenz heraus, so
' daß man auch noch größere Belastungen anwenden könnte. Es
muß nur gefordert werden, daß die Erwärmung durch den Meß-
strom stets konstant ist, und es wird sich empfehlen, dieselbe
deshalb nicht zu groß zu wählen. Die Belastung mit 0,01 Amp.
ist ausreichend zur Erlangung der angestrebten Meßgenauigkeit
Trägheit des Thermometers. — Die Trägheit des Thermo-
meters ist so außerordentlich gering, daß wir sie nur schätzungs-
weise angeben können, da es beim Eintauchen in eine anders
temperierte Flüssigkeit fast momentan die Temperatur des Bades
annimmt Die Konstante b dürfte etwa 10 bis 20 mal so groß
sein als bei den empfindlichsten Quecksilberthermometern. Auch
ist der Wasserwert infolge der geringen Masse sehr klein, er be-
trägt noch nicht eine g-Kalorie.
Meßanordnung. — Zur Widerstandsmessung wurde die
Methode des übergreifenden Nebenschlusses von F. Kohlrausch
benutzt unter Verwendung eines differential gewickelten du Bois
und Rubens sehen Kugelpanzergalvanometers. Als Vergleichs wider-
stand dient ein fester Widerstand W (Fig. 3) mit einem variablen
Nebenschluß N (Widerstandskasten). Die Figur zeigt die An-
ordnung mit dem sechsnäpfigen Kommutator K\ durch geeignete
Kombination der Ausschläge bei verschiedenen Kommutator-
stellungen fallen die Ungleichheiten der Wirkung der beiden
Galvanometerhälften und ihrer Widerstandswerte heraus. Es
wurde immer nur mit ganz kleinen Ausschlägen gearbeitet, was
360 Verhdl. d. DeutBchen Physik. GeeeUsoh. vom 16. Okt. 1903. [Nr. 20.
durch Abänderung des Widerstandes der einen Galranometer-
hälfte mittels Nebenschlusses erreicht wird. Zu dem Platin-
thermometer P führen lange, dünne Drahte, deren Widerstand bei
dieser Methode eliminiert wird.
Bei unserer Anordnung entsprach ein Skalenteil (einseitiger
Ausschlag des Galvanometers) durchschnittlich etwa 0,005*; diese
Meßgenauigkeit ist ausreichend, da die Nulllage des aufgehängten
Galvanometers (mit schwerem System) sehr gut ist Bei derselben
Belastung des Thermometers könnte die Meßgenauigkeit durch
günstigere Schaltung leicht noch etwas erhöht werden.
Mit dieser Einrichtung wird nur der Temperaturgang der
Vor- und Nachperiode, also auch die Temperaturerhöhung IT des
Kalorimeters bestimmt, während zur Messung des Temperatur-
verlaufs während des Versuchs ein in i/jo® geteiltes Quecksilber-
thermometer dient. Für die Größe U und den Temperaturgang
sind die verschiedenen Nebenschlüsse N maßgebend, aus denen
sich mit Hilfe von Tabellen bequem die gesuchten Größen be-
rechnen lassen. Die Berechnung gestaltet sich auf diese Weise
einfacher als mit Quecksilberthermometern, an denen man zur
Erreichung der letzten Genauigkeit bis zu sieben Korrektionen
anbringen muß.
Eichung des Platinthermometers. — Die Eichung wurde
in der Weise vorgenommen, daß der Fundamentalabstand 0® bis
100^ direkt in Eis und Wasserdampf bestimmt und die Krümmung
der Widerstandskurve — das zweite Glied der Parabel — durch
Vergleichung mit fundamental untersuchten Quecksilberthermo-
metem an mehreren Punkten ermittelt wurde. Die Abweichung
der beobachteten und berechneten Werte betrug im Maximum
2 X lO-*^, entsprechend einer Temperaturdifferenz von 0,005^ so
daß also die Eichung genügend genau ist. Als Formel für die
Widerstandskurve fanden wir ►
wt = tt;o (1 + 0,0039648 f — 0,0000005835 «»>
Die Temperatur des Platinthermometers jp ist nach dieser
Formel von der Wasserstofftemperatur t verschieden um die Größe
P-t = omm{t-^),
Nr. 20.] W. Jaeger und H. v. Steinwehr. 361
also im Maximum bei 50® um 0,373" höher. Dies Ergebnis stimmt
mit den sonst gefundenen Zahlen gut überein i). Bei 20® ist daher
eine mit dem Platinthermometer bestimmte Temperaturdifferenz
um 0,0090 größer als die wahre Differenz. Dieser von dem
zweiten Glied herrührende Unterschied braucht bei der angestrebten
Genauigkeit nur auf etwa 1 Proz. bekannt zu sein, der Fundamental-
abstand 0® bis 100® nur auf Vioo^ so daß sich die Eichung leicht
mit der erforderlichen Genauigkeit hei-stellen läßt.
Versuche. — Die Messungen, welche wir mit diesem Thermo-
meter vorgenommen haben, zielen darauf hin, die Kalorie in
elektrischen Einheiten mit einer Genauigkeit von wenigen Zehn-
tausendsteln auszuwerten; es scheint, daß dies auch gelingen wird.
Wir verfolgen dabei das Prinzip, mit möglichst großen Wasser-
mengen und geringer Temperaturerhöhung zu arbeiten. Das Ge-
wicht des Wassers beträgt etwa 10 kg, der Wasserwert der Metall-
massen infolgedessen nur etwa 1 Proz., so daß dieser selbst nur
auf 1 Proz. bekannt zu sein braucht. Die zugeführte elektrische
Energie beträgt etwa 250 Watt in der Sekunde und läßt sich
mit Hilfe eines Kompensationsapparates und eines Kadmium-
elements auf etwa Vioooo bestimmen. Dies ist ja zur Zeit über-
haupt die Grenze für die Sicherheit der gesetzlichen elektrischen
Einheiten, da der Wert der Spannung von Normalelementen bzw.
der des Silbervoltameters nicht genauer definiert ist.
Die beobachteten Abweichungen der einzelnen Messungen
sind deshalb nicht im ganzen Betrag auf Rechnung des Thermo-
meters zu setzen. Die Rührwärme ist gegenüber der elektrischen
Energie minimal, da wir einen Zentrifugalrührer verwenden, der
nur etwa eine bis zwei Umdrehungen in der Sekunde machte.
Die entwickelte Wärme geht in den Temperaturgang ein und ist
für das Resultat unschädlich, wenn sie konstant bleibt. Wir
haben eine Anzahl endgültiger Messungen mit dieser Einrichtung
vorgenommen mit einer Temperaturerhöhung von etwa 1,3® bei
*) Siehe L. Holborn, Ann. d. Phys. 6, 251, 1901. Für einen ebenfalls
von Heraus gelieferten Platindraht findet Holborn: u'f^= /ro(l + 0,003966 f
— 0,000000582*") und dementsprechend p — t = 0,01489 (t — ^^ in sehr
guter Übereinstimmung mit den oben angegebenen Zahlen.
Yerhdl. d. Deutaohen Physik. Gesellsch. vom 16. Okt 1903. [Nr. 20.
einer Versuchsdauer von drei Minuten. Die Abweichung der ein-
zelnen Versuche vom Mittelwerte betrug durchschnittlich noch
nicht Vi 0000* ^ür die Güte des Platinthermometers und die Ge-
nauigkeit der damit ausgeführten Messungen kommt ja allein
diese relative Übereinstimmung in Betracht Diese Genauigkeit
ist aber die zehnfache der mit dem Quecksilberthermometer bei
einem fast doppelt so großen Temperaturinteryall erreichten, so
daß also begründete Aussicht vorhanden ist, die beabsichtigten
Messungen mit einer Genauigkeit durchzuführen, die derjenigen
der praktischen elektrischen Einheiten gleichwertig ist
Gleichzeitig folgt aber hieraus auch, daß sich kalorimetrische
Messungen unter günstigen Bedingungen mit einer erheblich
größeren Genauigkeit ausführen lassen, als man ihnen im all-
gemeinen zuzugestehen geneigt ist
Verlag von Friedr. Vieweg & Sohn in Braunschweig.
Vorlesungen
über
Experimentalphysik
von
Aug^ust Kundt,
weiland Professor an der Universität Berlin,
heraasgegeben von
Karl Scheel.
Mit dem Bildnis Hundts, 534 Abbildungen und einer farbigen
Spelctraltafel.
gr. 8. Preis geh. 16 M., geb.' 17 M.
Die Vorlesungen Kundts verdanken ihre Veröffentlicliung dem viel-
fach ausgesprochenen Wunsche früherer Schüler des gi*oßen Experimen-
tators, die Vorlesungen nicht der Vergessenheit anheimfallen zu lassen.
Der Umstand, daß das Manuskript ein einheitliches Ganzes darbot,
mußte jeden Versuch zurückweisen, durch Einfügung neuer Kapitel
die Fortschritte der Wissenschaft im letzten Jahrzent zu berücksichtigen
und dadurch die Vorlesungen zu einem Lehrbuch der Physik auszu-
gestalten, um so mehr, als dieselben hierdurch sehr an ihrer Originalität
eingebüßt haben würden.
Kundts Vorlesungen geben ein Bild des klassischen Bestandteils
der physikalischen Wissenschaft und sind vermöge der überaus anschau-
lichen und leicht verständlichen Sprache so recht geeignet, nicht nur
dem Studierenden der Physik als Leitfaden neben den gehörten
Vorlesungen zu dienen, sondern auch dem Schüler die Einführung
in die phyRikalischen Erscheinungen zu erleichtem. Vor allem wird
aber auch derjenige, welcher mit den Lehren der Physik vollkommen
vertraut ist, sich der eleganten und originellen Darstellung der ihm
bekannten Tatsachen stets aufs neue freuen.
Zo beziehen diiixh alle Bttchhandlnngen.
EXeybold's ßacMolger
Coln a. Rhein
IMechanidcbe und optische Qlerkstätten*
ßeue Scbwttttgnidscbine mit Elecfrotnotor
zum Hnschluss an eine Starkstromleitung.
Mit dem Hpparat laescti sid) eätntlicbeTersudie bequem
anstcUen* Die Hbbildung zeigt die Centrifugalmaecbitie in
Verbindung mit dem Hpparat nad) Slotte zur Bestimmung
des med>aniddien aiärmeaq(ii\>alente8«
preieltste über ]N[eue Hpparate und Tereud>e auf Verlangen.
1903 HeH 21
(
Berichte
der
Dentschen Physikalisehen OeseUscIiaft
enthaltend
Verhandlungen
der Deutschen Physikalischen Gesellschaft
im Auftrage der Gesellschaft herausgegeben
von
Karl Scheel
and
Halbmonatliches Llteraturyerzeichnis
der „Fortschritte der Physik", dargestellt von der
Deutschen Physikalischen Gesellschaft
redigiert von
Karl Scheel Richard Assmann
Reine Physik Kosmische Physik
Braunschwelg
Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn
19 3
^onaXUtih zwei Nummern, — Äbonnementspreis pro Jahrgang 8 Mark. — Zu heziehe^i
durch aüe Buchhandlungen und PostanstaUen (Poetzeitungsliste Nr, 1042 a)
Inhalt.
Seite
Verhandlungen der Deutschen PhysikaliBchen OeseUsohaft.
Bericht über die Sitzung vom 30. Oktober 1903 363
H. Starke, Über den Potentialverlauf bei der Elektrizitätsleitun^
dui'ch Gase, insbesondere der Flammenleituug. (Vorgetragen
in der Sitzung vom 30. Oktober 1903.) 364
H. Starke, Über die unipolare Leitung in Gasen. (Vorgetragen
in der Sitzung vom 30. Oktober 1903.) 377
Halbmonatliches Llteraturveraeichnis der Fortschritte der
Physik.
I. Allgemeine Physik 337
II. Akustik 339
III. Physikalische Chemie 339
lY. Elektrizität und MagnetismuB 341
V. Optik des gesamten Spektrums 344
VI. Wärme 345
Vn. Kosmische Physik 347
AnJkündiffunff.
Den Abonnenten der „FortscbriUe der Physik" können wir die erfreu-
liche Mitteilung machen, da/s nach langen Vorbereitungen int Anschlu/s an
das im fahre i8^ im Verlage von Georg Reimer in Berlin erschienene
Qeoeral' Register zu den „Portscisritten der Physik", Band XXl (iSös)
bis XLIII (tSSy), das in Anlage und Ausführung übereinstimmend mit
diesem Registerbande bearbeitete
Nameo' Register nebst Sach ' Brgänzungsregister zu den
..Fortschritten der Physik*', Band XLIV (i888) bis LHI
(i8g7) , unter Mitwirkung von Dr, E, Schwalbe bearbeitet
von Dr, G, Schwalbe,
aur Ausgabe gelangt ist.
Nach einer Einleitung^ welche dazu dient, den Gebrauch des Werkes
SU erleichtern t wird eine Übersicht über den Umfang der Bände ^ sowie über
die Redakteure und Referenten, welche während der fahre tSSS bis t8py
tätig waren, gegeben. Der Haupiteil selbst aerfällt in zwei Teile: Das
Namenregister, in welchem sämtliche in den zehn fahrgängen der „Fort-
schritte** erwähnten nicht anonymen Titel in alphabetischer Reihenfolge der
Autorennamen sich vorfinden^ und das Sach'Brg&nzungsregiater, in wel-
chem die anonymen Titel in sachlicher Weise geordnet sind. Wie aus der Ein-
leitung sich ergibt^ ist durch umfassende Vergleiche für die Richtigkeit der
einzelnen Titel nach Möglichkeit gesorgt worden. Ebenso ist dem Bedürfnis
nach Vollständigkeit in weitestem Mafse Rechnung getragen.
Für alle, welche auf den Gebrauch der ^^Fortschritte** in ihren wissen-
schaftlichen Untersuchungen angewiesen sind, dürfte das vorliegende Re-
gister zu einem wichtigen, wenn nickt unentbehrlichen Nachschlagewerk
werden. Auch für Bibliotheken, welche die „Fortscinitte der Piiysiic"
halten, erscheint dasselbe als notwendige Ergänzung zu denselben.
Der Preis des stattlichen Bandes beträgt M. 6o, — , worauf den Mit-
gliedern der Deutschen Physikalischen Gesellschaß die bekannte Ermäfsigung
gewährt wird.
Die Veriagsbucitiiandiung Friedn Vieweg & Sofia
in Brauasciiweig.
Verhandlungen
der
Deutschen Physikalischen Gesellschaft
Im Auftrage der Gesellschaft herausgegeben
von
Karl Scheel
5. Jahr;. 15« NoYember 1908. Nr. 21.
Sitzung Tom 80. Oktober 1908.
Vorsitzender: Herr E. Warbürg.
Hr. E. Warburg berichtet:
Über die galTanomagnetischen und thermomagnetischen
Effekte in Antimon und Wismut
(nach Versuchen von Hm. GyY Barlow).
Ferner spricht Hr. H. Starke:
1. Über den Potentialverlauf bei der Elektrizitätsleitung
durch Gase, insbesondere der Flammenleitung.
2. Über die unipolare Leitung in Gasen.
Als Mitglieder werden in die Gesellschaft aufgenommen:
Hr. Dr. FoRCH, Privatdozent an der Technischen Hochschule zu
Darmstadt.
(Vorgeschlagen durch Hrn. K. Schering.)
Hr. Dr. A. Byk, Berlin W., Lützowstr. 97.
(Vorgeschlagen durch Hrn. M. Planck.)
Hr. Dr. Anton Weber, Professor am Lyceum in Dillingen (Bayern).
(Vorgeschlagen durch Hrn. L. Graetz.)
364
Vber den JPotentialverlauf bei der JElektrizitätslettung
durch Gase, insbesondere der FltMfnmenleitung;
von H. Starke.
(Vorgetragen in der Sitzung vom 30. Oktober 1903.)
(Vgl. oben S. 863.)
Der Potentialverlauf zwischen zwei Elektroden, welche, auf
eine gewisse Spannungsdifferenz aufgeladen, sich in leitendem
Gase befinden, ist für eine Reihe von Fällen experimentell er-
mittelt worden. Die genauesten Messungen liegen wohl über den
Potentialgradienten bei der Glimmentladung durch verdünnte Gase
vor. Indessen sind bei dieser Form der Elektrizitätsleitung, wie
überhaupt bei den elektrischen Selbstentladungen, d. h. den Ent-
ladungen, welche ohne ein von außen einwirkendes Mittel sich
selbst den leitenden Weg durch das Gas schaffen, die Verhält-
nisse so kompliziert, daß ihre theoretische Behandlung auf große
Schwierigkeiten stößt. Dies liegt in der Erklärungsweise der
lonentheorie daran, daß die Ionisation, d. h. die pro Zeiteinheit
erfolgende lonenbildung, nicht unabhängig von der Stromstärke,
sondern eine komplizierte, unbekannte Funktion derselben ist, in-
dem jedes Ion vermöge seiner Geschwindigkeit fähig ist, neue
Ionen zu bilden. Als ein weiteres, die Rechnung erschwerendes
Moment kommt hinzu, daß bei geringen Gasdrucken zufolge der
verringerten Reibung die Geschwindigkeit der Ionen nicht mehr
der jeweiligen Feldstärke proportional gesetzt werden kann, son-
dern die Ionen im elektrischen Feld eine Beschleunigung erfahren.
Diese Beschleunigung tritt um so mehr hervor, je geringer der Gas-
druck wird. Die negativen Ionen, welche z. B. an der Oberfläche
der Kathode bei der Glimmentladung sich bilden, behalten die in
dem großen elektrischen Felde an der Kathode erlangte Geschwin-
digkeit mit abnehmendem Druck bis auf eine immer weitere Weg-
strecke bei, das negative Glimmlicht, welches sie erzeugen, dehnt
sich dabei immer weiter aus. Bei einem gewissen niedrigen Druck
ist der Zustand erreicht, in welchem die Teilchen die ganze
potentielle Energie, welche sie in dem elektrischen Felde besaßen.
Nr. 21.] H. SUrke. 365
in Form kinetischer Energie behalten, ohne Energie an die Gas-
teilchen abzugeben. Die Reibung ist dann unendlich klein ge-
worden, die Teilchen fliegen als Kathodenstrahlen durch beliebig
weite Strecken ohne ein elektrisches Feld. Wärmeerzeugung
findet in der Umgebung der Kathode dann nicht mehr statt, sie
findet sich erst außerhalb wieder an den Stellen, wo die Kathoden-
strahlen ihre kinetische Energie abgeben. Im folgenden sollen
nur solche Fälle von Gasleitung besprochen werden, in welchen
die Ionisierung unabhängig von dem das Gas durchfließenden
Strom, und ferner die Reibung des Gases so groß ist, daß man
die lonengeschwindigkeit stets proportional der Intensität des .elek-
trischen Feldes setzen kann. Hierher gehören sämtliche Fälle
unselbständiger Elektrizitätsleitung in Gasen bei nicht zu niedrigen
Drucken, wobei unter unselbständiger Elektrizitätsleitung diejenige
verstanden sein soll, bei welcher das Gas seine Leitfähigkeit nur
durch ein von außen einwirkendes Mittel (ionisierende Strahlen,
Temperatursteigerung usw.) besitzt. Bei höheren Spannungs-
differenzen der Elektroden verliert in der Regel die Leitung ihren
rein unselbständigen Charakter, indem durch lonenstoß Neubil-
dung von Ionen stattfindet.
An anderer, demnächst zu veröffentlichender Stelle habe ich
den Potentialverlauf zwischen zwei großen, plattenförmigen Elek-
troden für verschiedene Arten unselbständiger Strömung berechnet,
unter der Annahme, daß der das Gas durchfließende elektrische
Strom der Sättigungsstrom ist, oder, wie man dies anders aus-
drücken kann, daß keine spontane Wiedervereinigung von Ionen
stattfindet. Dies ist der Fall für eine genügend groß gewählte
elektromotorische Kraft. Man hat, wie ich dort zeigte, zwischen
zwei Hauptgruppen unselbständiger Strömungen zu unterscheiden,
bei denen der Potentialverlauf ein gänzlich verschiedener ist. Die
eine Gruppe enthält die Fälle, in welchen die Ionisation im ganzen
Volumen des Leitungsraumes stattfindet, die andere diejenigen, in
welchen die lonenerzeugung nur an der Oberfläche der Elektroden
vor sich geht.» Der Potential verlauf ist durch folgende Angaben
charakterisiert:
Volumenionisation. Der Potentialgradient hat zwischen
den Elektroden ein Minimum. Die Kurve, welche den Verlauf
des Potentialgradienten zwischen den Platten darstellt, ist eine
366 Verlidl. d. Deutschen Physik, Gesellsoli. vom 30. Okt. 1903. [Nr. 21.
Hyperbel, deren Scheitelpunkt die Stelle des Minimums ist An
dieser Stelle hat die Kurve, welche den Verlauf des Potentials
angibt, demnach einen Wendepunkt. Die Abstände dieses Wende-
punktes von der Anode bzw. Kathode verhalten sich wie die Be-
weglichkeiten des positiven und negativen Ions, wenn gleichviel
positive und negative Ionen per Kubikzentimeter und Sekunde
erzeugt werden. Ist demnach die Geschwindigkeit des einen, z. B.
des negativen Ions, bei weitem überwiegend, so rückt der Wende-
punkt in der Potentialkurve dicht an die positive Elektrode, und
das Gefälle nimmt von der Kathode zur Anode daher stetig ab,
nur dicht vor der Anode noch einmal etwas zu. In ähnlicher
Weise verschiebend auf den Wendepunkt wirkt ein Überschuß
der einen oder anderen lonenart. Ein Überschuß positiver Ionen
wirkt wie eine größere Geschwindigkeit der negativen, verschiebt
den Wendepunkt nach der Anode. Sind nur positive Ionen im
ganzen Volumen stetig neu entstehend (durch irgend welche Zu-
fuhr wie etwa Einblasen von außen), so liegt das größte Gefälle
an der Kathode, der Potentialgradient nimmt von Kathode nach
Anode hin ab. Die ihn darstellende Kurve ist die eine Hälfte
einer Hyperbel.
Oberflächenionisation. Der Potentialgradient hat an
keiner Stelle zwischen den Elektroden ein Minimum. Werden an
beiden Elektroden pro Quadratzentimeter und Sekunde gleich viel
Ionen erzeugt, so ist der Potentialgradient bei gleicher Beweg-
lichkeit beider lonenarten im ganzen Raum konstant; das Poten-
tial nimmt also linear von Anode nach Kathode hin ab. Ist die
Beweglichkeit des einen Ions größer, so wird die Kurve des Po-
tentialgradienten ein Parabelast, welcher in seiner Form sich
immer mehr von der einer geraden Linie unterscheidet, je größer
die Geschwindigkeitsdifferenz wird. Der Potentialgradient nimmt
von der Anode nach der Kathode hin zu, wenn die Geschwindig-
keit des negativen Ions die größere. Dasselbe bewirkt ein zahl-
reicheres Freiwerden positiver Ionen, so daß ein Vorhandensein
von nur positiven Ionen einen Potentialverlauf veff'anlassen kann
gleich demjenigen bei Vorhandensein positiver und negativer bei
größerer Geschwindigkeit der letzteren.
Den gleichen Verlauf wie im Fall von Oberflächenionisation
an nur einer Elektrode hat das Potential zwischen zwei Platten,
Nr. 21.] H. Starke. 367
an deren einer in unmittelbarer Nähe Yolumenionisation statt-
findet Dieser Fall ist zu realisieren durch ein schmales Bündel
von Röntgenstrahlen, welches streifend an einer Platte entlang
geführt wird, oder durch Bedecken der einen Elektrode mit einer
radioaktiven Substanz, welche sehr stark absorbierbare Strahlen
aussendet. In diesen Fällen übernimmt die Leitung zwischen den
Platten auch nur das Ion, welches das Vorzeichen der Elektrode
hat, aus welcher die Ionisierung stattfindet.
Experimentell ermittelt sind bisher, so viel als ich gefunden
liabe, Kurven, welche den Verlauf des Potentials darstellen im
Fall gleichförmiger Ionisation im ganzen Volumen durch Röntgen-
strahlen (C. D. Child, Wied. Ann. 65, 152, 1898), sowie im letzt-
genannten Fall unsymmetrischer Volumenionisation nahe an einer
Elektrode durch Röntgen- und Becquerelstrahlen (E. Rutherford,
Phil. Mag. (6) 2, 210, 1901) und durch eine Flamme (C. D. Child,
Phys. Rev. 12, 65, 1901). Letztere Untersuchungen geschahen
zum Zweck einer Geschwindigkeitsbestimmung der Ionen. End-
lich sind Potentialkurven mehrfach ermittelt worden für die Lei-
tung in der Flamme, in betreff welcher die Meinungen noch aus-
einandergehen, ob vorwiegend Volumen- oder Oberflächenionisation
Ursache der Leitfähigkeit ist. (E. Warburg, Ann. d. Phys. (4) 2,
302, 1900; E. Marx, Ann. d. Phys. (4) 2, 768, 1900; H. A. Wilson,
Phil. Trans. Roy. Soc. London 1899.)
Im folgenden soll über einige Versuche berichtet werden,
welche die Ermittelung des Potentialverlaufes in einer Reihe
weiterer Fälle unselbständiger Gasleitung zum Zweck hatten.
Einige Beobachtungen über die Flammenleitung seien zugleich
mitgeteilt, weil in der Literatur ein Irrtum bezüglich des Vor-
handenseins eines gewissen Elektrodeneinflusses verbreitet ist,
welcher in Wirklichkeit nicht besteht.
1. Photoelektrisolie Leitung.
Einer vor jedem Versuch frisch zu putzenden Zinkscheibe von
10 cm Durchmesser in 6 cm Abstand gegenüber steht als Anode
ein Rahmen mit ausgespannten dünnen Platindrähten. Durch die
Anode hindurch wird die Zinkscheibe mittels einer Bogenlampe
belichtet. Das Potential wird mit einer Wassertropfelektrode ge-
368
Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 30. Okt. 1903. [Nr. 21.
messen. Zinkscheibe auf — 640 Volt, Anode geerdet. Der ohne
Bestrahlung annähernd geradlinige Potentialverlauf nimmt je nach
der Intensität der Belichtung die mehr oder weniger abweichende
Form der Kurven in nachstehender Figur an. Bei intensiver Be-
strahlung befindet sich bei geerdeter Anode der ganze Zwischen-
raum zwischen den Platten mit Ausnahme des Teils nahe der
Anode auf hohem negativen Potential. Ist die Kathode geerdet
60
50
5.40
M
N 30
20
10
K
V
^.
\
^
\
\
^
V
X
\
^
\,
1
\\
"^
"^
'V;
^
8 cm
und die Anode auf + 640 Volt geladen, so ist der Zwischenraum
wesentlich auf dem Potential Null. Der Hauptabfall des Potentials
findet an der Anode statt, der Potentialgradient nimmt nach der
Kathode hin stetig ab.
2. Leitung zwischen zwei Elektroden, deren eine glüht.
Die experimentelle Anordnung ist die gleiche wie zuvor. Die
Zinkscheibe wurde ersetzt durch eine gleich große Messingscheibe,
um photoelektrischen Strom auszuschließen. Die Platindrähte des
vorher erwähnten Rahmens konnten elektrisch geglüht werden.
Bei Rotglut findet lonenerzeugung nur statt, wenn der Rahmen
Anode ist. Negative Teilchen werden aus rotglühendem Platin-
Nr. 21.] H. Starke. 369
draht in Luft nicht erzeugt. Bei Weißglut findet elektrische
Strömung statt, mag der flahmen Anode oder Kathode sein. Im
ersteren Fall findet die Leitung durch positive, im letzteren durch
negative Ionen statt. Der Potentialverlauf hat dieselbe Form wie
im Falle des photoelektrischen Stromes. Der Hauptfall des Po-
tentials findet an der dem glühenden Körper gegenüberstehenden
Platte statt, nach diesem hin stetig abnehmend.
3. Leitung zwisohen zwei Elektroden,
an deren einer das Oas durch Röntgenstrahlen oder
eine Flamme ionisiert wird.
Zwei Messingplatten von 10 cm Durchmesser in 8 cm Ab-
stand einander gegenüber stehend. Röntgenstrahlen fallen von
der Seite in den Zwischenraum, durch eine Bleiplatte derart ab-
geschirmt, daß eine Schicht von etwa 1 cm Dicke an der einen
Platte bestrahlt ist. Der Potentialverlauf ist derselbe wie in den
bisher besprochenen Fällen. Das Gefälle nimmt von der be-
strahlten Platte, wo es seinen kleinsten Wert hat, ständig nach
der gegenüberliegenden Platte hin zu. Denselben Fall hat, wie
ich erst nach Ausführung dieser Bestimmung sah, E. Rutherford
mit gleichem Resultat untersucht, wie auch den ähnlichen, daß
die eine Platte mit einer dünnen Schicht a-Strahlen aussendender
Substanz bedeckt ist. Ebendieselbe Art des Potentialverlaufes
erhält man, wie auch von Child bereits ermittelt wurde, wenn
die nächste Umgebung der einen Elektrode durch eine längs der-
selben hingleitende Flamme ionisiert wird.
4. Leitung zwischen zwei Elektroden in den heifsen
Oasen über einer Bunsenflamme.
Zwei quadratische Messingplatten von (3 cm)» Größe , einige
Zentimeter über der breiten, nichtleuchtenden Flamme dreier
nebeneinandergestellter Bunsenbrenner. Der Potentialverlauf, mit
einer Sonde aus dünnem Platindraht ausgemessen, hat dieselbe
Form wie zwischen Elektroden, deren Zwischenraum durch Röntgen-
strahlen ionisiert wird. An beiden Elektroden großes Potential-
gefälle, welches zwischen den Platten ein Minimum hat.
370 Yerhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 30. Okt. 1903. [Nr. 21.
5. Innere Flammenleitung in der nichtleuolitenden
Bunsenflamme.
Zur Untersuchung der inneren Flammenleitung befinden sich
beide Elektroden in der eigentlichen blauen Flamme. Als Elek-
troden dienten teils dünne Platindrähte, teils dünne Platinbleche,
quadratisch, mit 1,5 cm Seitenlänge.
Der größte Potentialfall befindet sich unter allen Um-
ständen an der Kathode. Er ist um so steiler, je kleiner deren
Oberfläche ist. Ist ein dünner Draht Kathode, so ist bereits in
etwa 1mm Entfernung das Potential merklich konstant; ist das
(1,5 cm)^ große Platinblech Kathode, so dehnt sich diese Entfernung
auf etwa 1 cm und mehr aus. Die Anode ist vollkommen
einflußlos^). Sie kann beliebige Größe haben, hell oder gar-
nicht glühen, der Potentialverlauf ist der gleiche. Auch auf ihre
Lage in der Flamme kommt es gamicht an. Die Temperatur
der Kathode hat auch keinen Einfluß auf die Kurve des Poten-
tialverlaufes. Einführung von Bromkalium ändert auch nichts
an derselben, gleichviel ob der Dampf desselben beide Elektroden
oder nur eine derselben umspült.
Die Stromstärke wird dagegen, wie bekannt ist, durch die
Einführung von Bromkalium auf das etwa 100 fache verstärkt; vor-
ausgesetzt ist dabei nur, daß die Einführung so erfolgt, daß der
Dampf desselben an die Kathode gelangt. Es braucht nur die
Umgebung der Kathode mit dem Salzdampf erfüllt sein. Sobald
dies nicht der Fall ist, ist die Einführung des Salzes wirkungslos.
Ob die Anode vom Salzdampf berührt wird oder nicht, ist auf die
Stromstärke ohne Einfluß. Die Stromstärke, welche in der nicht-
leuchtenden Flamme eines gewöhnlichen Bunsenbrenners bei
240 Volt Spannungsdifferenz der Elektroden und Benutzung des
Brenners als Kathode etwa 2,5 . 10"* Amp. beträgt und sich über-
aus in einer eigentlich kaum zu erwartenden Weise konstant zeigt,
ist vollständig unabhängig von Lage, Größe und Temperatur der
^) Dies experimentelle Ergebnis steht ganz in Übereinstimmung mit
Beobachtungen, welche Herr E. Warbübo (1. c.) über die Flammenleitung
gemacht und gelegentlich einer Arbeit über die Spitzenentladung mitge-
teilt hat.
Nr. 21.] H. Starke. 371
Anode. Nur der Zustand der Kathode ist maßgebend. Der Strom
wächst stark mit der Größe und der Temperatur der Kathode an.
Wenn z. B. als Kathode ein Eisenzylinder yon 8 mm Durchmesser
benutzt wurde, so betrug der Galvanometerausschlag 210 Skalen-
teile (Strom etwa 4,0. 10-*^ Amp.). Wurde der Eisenzylinder er-
setzt durch einen solchen von 2 mm Durchmesser, so sank der
Ausschlag zuerst wegen des kleineren Querschnittes auf etwa
80 Skalenteile. Wegen der Erhitzung stieg er aber sofort wieder
an, und bei beginnender Bothglut ging der Lichtzeiger aus der
Skala, d. h. der Ausschlag ging weit über 500 Skalenteile hinaus.
Das verschiedene Verhalten von Anode und Kathode beweist,
daß man es leicht erreichen kann, daß die Stromstärke je nach
der Richtung des elektrischen Feldes außerordentlich verschiedene
Werte zeigt (unipolare Leitung der Flamme.)
Ganz anders ist das Verhalten, sobald eine der Elektroden
sich außerhalb der eigentlichen Flamme befindet. Der
gesamte Potentialfall findet dann immer außerhalb der Flamme
statt, und zwar steil an der äußeren Elektrode, wenn diese klein
ist, flacher, wenn diese größeren Flächeninhalt besitzt. Folgender
Versuch kann gut zur Demonstration dieses Verhaltens dienen:
Kathode sei der Brenner, Anode ein Platindraht, der sich zunächst
einige Zentimeter über der Flamme befinde. Mit einem Exner-
schen Elektroskop ist eine Platinsonde verbunden, welche man in
dem Raum zwischen den Elektroden bewegen kann. Das ganze
Potentialgefälle ist am außenliegenden Anodendraht; ist dieser
zur Erde geleitet, so ist daher die Flamme und der Raum
über ihr bis zur Anode negativ geladen. Senkt man jetzt den
Anodendraht, so daß er in die Flamme ragt, so rückt das ge-
samte Gefälle an die Kathode und die Flamme nimmt das Po-
tential Null der Anode an. Wird jetzt die Erdleitung vom Anoden-
draht genommen und an den Brenner gelegt, so ist der ganze
Raum zwischen den Elektroden positiv geladen, das Potential fällt
aber auf Null, sobald der Anodendraht wieder aus der Flamme
entfernt wird. Das Übersiedeln des Potentialfalls von einer
Elektrode an die andere geschieht hierbei örtlich allmählich, so
daß es einen Zwischenbereich von Stellungen des Anodendrahtes
gibt, in welchen an beiden Elektroden größere Potentialgefälle
auftreten, die Kurve des Potentialverlaufes zwischen den Elek-
372 Verlidl. d. Deutschen Physik. Gesellsoh. vom 30. Okt. 1903. [Nr. 21.
troden also ähnliches Aussehen zeigt, wie im Falle durch Röntgen-
strahlen leitend gemachter Luft.
Diesen Übergang des größten Potentialgefälles von der Ka-
thode zur Anode beim Entfernen der Anode aus der Flamme hat
bereits Herr E. Marx (1. c.) festgestellt, aber ihn fälschlich als durch
die Temperatur der Anode bedingt angesehen, welche bei dem
Herausnehmen aus der Flamme natürlich sinkt. Daß die Anoden-
temperatur hier gar nicht mitspielt, davon kann man sich leicht
überzeugen, indem man als Anode dünne Drähte, welche in der
Flamme hell glühen, oder dickere Metallstücke nimmt, welche gar
nicht ins Glühen kommen. Sobald sich beide Elektroden in der
Flamme befinden, zeigt sich dabei kein unterschied, weder im
Potential verlauf, noch im Strom, der durch die Flamme fließt.
Die Erscheinung kann mithin nicht auf die Anodentemperatur
zurückzuführen sein. Sie ist vielmehr lediglich dadurch veranlaßt^
daß die Art der Leitung eine vollständig andere wird, sobald eine
Elektrode aus der Flamme herausrückt Herr Marx hätte die
Anodentemperatur nicht dadurch geringer machen dürfen, daß er
die Flammenhöhe reguliert, bis das Anodendrahtnetz nur noch
schwach rot glüht; dadurch rückt die Anode ja aus der Flamme
heraus! Dann haben wir aber nichts anderes vor uns als den
Fall, welcher in seiner einfachen, berechenbaren Form — 2 Platten,
an deren einer eine Flamme entlang streicht — unter Nr. 3 be-
handelt ist.
Die irrtümliche Meinung, die Anodentemperatur habe Einfluß
auf die Leitung in der Flamme, findet sich auf Grund der Marx-
schen Messungen mehrfach in der Literatur wieder i). Deshalb
betone ich besonders die vollständige Einflußlosigkeit der Anode
sowohl bei der Leitung in der reinen Bunsenflamme wie in der
salzerfüllten Flamme. Sobald die Anode nicht im eigentlichen
Flammenkegel sich befindet, hat man vollständig unreine Versuchs-
bedingungen, ein Gemisch zweier ganz verschiedener Ai-ten von
Leitung. Die Erörterungen, welche in der Abhandlung des Herrn
Marx an den Einfluß der Anodentemperatur sich lehnen, bedürfen
somit der Korrektion; ebenso muß das Mittel, für die Messung
^) Vgl. z. B. J. Stark, Elektrizität in Gasen, S. 159; J. J. Thomson,
Conduction of Electricity through Gases. Cambr. Univ. Press 1903, 190 u. a.
Nr. 21.] H. Starke. 373
des Halleffekts die Flamme so zu regulieren, daß die Anode nur
schwach rot glüht, und dadurch an der Stelle der Hallelektroden
ein Gefälle zu forcieren, bedenklich erscheinen.
Die Stromstärke verhält sich in nach vorigem voraussehbarer
Weise. Während sie, wenn beide Elektroden in der Flamme sind,
nur von dem Zustand der Kathode, an welcher der Potentialfall
sich befindet, abhängt, ist jetzt die Größe der äußeren Elektrode
maßgebend. Die Stromstärke wächst mit der Größe der außen
befindlichen Elektrode, mag diese nun Anode oder Kathode sein.
Einführung von Bromkalium ändert die Stromstärke nicht.
Alle genannten Erscheinungen bei der inneren und äußeren
Flammenleitung sind als die gleichen gefunden worden für Span-
nungsdifferenzen von einigen wenigen Volt bis zu 480 Volt zwischen
den Elektroden. Der Potentialverlauf ist allerdings nur für Span-
nungsdifferenzen von 110 Volt an gemessen worden. Indessen
aus dem gleichen Verhalten der Stromstärke bei kleiner wie bei
großer Spannungsdifferenz ist auf die Gleichheit auch des Poten-
tialverlaufs zu schließen. Daraus z. B., daß auch bei 6 Volt
Potentialdifferenz zwischen den Elektroden die Stromstärke ganz
unabhängig von dem Zustande und der Lage der Anode ist, muß
geschlossen werden, daß an derselben und im Flammenraum das
Potentialgefälle nur ganz klein sein kann, und auch bei dieser
Potentialdifferenz wie bei den größeren das ganze Gefälle an der
Kathode liegt.
(Zusatz bei der Korrektur: Inzwischen habe ich bis herab
zu einer Elektrodenspannung von 20 Volt denselben Potential-
verlauf konstatiert. Dabei wurde ein Quadrantenelektrometer
.Warbürg scher Konstruktion benutzt.)
Diskussion der Versuchsergebnisse.
Die Kurven des Potential Verlaufs zwischen zwei Elektroden
in leitendem Gas lassen sich ihrem äußeren Ansehen nach in
zwei Gruppen teilen, deren eine dadurch charakterisiert ist, daß
die Kurven, die ihr angehören, einen Wendepunkt besitzen; die
Kurven der anderen Gruppe haben keinen Wendepunkt Die
Kurve des Potentialgradienten hat in der ersten Gruppe ein Mini-
mum, in der zweiten nicht. Die Anwendung der PoissoN sehen
374 yerhdl. d. Deutschen Physik. Gesdlsch. vom 90. Okt. 1903. [Nr. 21.
Gleichung, welche sich im Falle eines einseitig gerichteten Kraft-
feldes auf die einfache Form
-3—- = — Ang
reduziert, ergibt für die Fälle der ersten Gruppe einen Über-
schuß freier Elektrizität an den Elektroden, welche an jeder
Elektrode das entgegengesetzte Vorzeichen der Elektrodenladung
hat In den Fällen der zweiten Gruppe ist im ganzen Räume
zwischen den Elektroden freie Elektrizität eines Vorzeichens,
und zwar des Vorzeichens, welches demjenigen der Elektrode, an
welcher der größere Potentialfall sich befindet, entgegengesetzt ist.
Die meisten Fälle dieser zweiten Gruppe sind auch dadurch ge-
kennzeichnet, daß sich in dem Räume zwischen den Elektroden
überhaupt nur Ionen eines Vorzeichens bewegen. Das sind die
Fälle, welche unter 1 bis 2 oben erwähnt sind. Indessen kann,
wie eingangs gesagt ist, dieser einionige Charakter der Leitung
auch nur vorgetäuscht werden, nämlich dann, wenn entweder:
Oberflächenionisation an beiden Elektroden vorliegt und eine kleine
oder große Geschwindigkeitsdifferenz der lonenarten oder: Volumen-
ionisation mit einer sehr großen Geschwindigkeitsdifferenz des
positiven und negativen Ions. Einer dieser beiden Fälle oder eine
Verbindung beider liegt nun offenbar vor bei der inneren Flam-
menleitung, und es besteht ein Zwiespalt der Ansichten darüber,
welcher der Fälle.
Entscheiden ließe sich die Frage durch eine genaue Messung
des Potentialgradienten zwischen zwei größeren Platten. Indessen
bietet eine solche Arbeit wohl zu große Schwierigkeiten. Wie
eingangs erwähnt, und wie ich an anderem Orte näher ausgeführt
habe, würde im Fall des Sättigungsstromes die Kurve des Poten-
tialgradienten im Falle der Volumenionisation eine Hyperbel, im
Falle der Oberflächenionisation eine Parabel sein.
Mir scheinen einige Gründe für eine starke Volumenionisation
verbunden mit einer großen Geschwindigkeitsdifferenz der Ionen
zu sprechen. Das Hauptgefälle liegt an der Kathode, keine —
oder wenn überhaupt, so doch nur eine ganz geringe Zunahme
des Gefälles — an der Anode. Es ist also wesentlich nur freie
positive Elektrizität zwischen den Elektroden vorhanden. Bei
Annahme einer Oberflächendissoziation müßte diese aus der Anode
Nr. 21.] H. Starke. 375
kommen. Nun ist letztere aber für die Flammenleitung vollständig
belanglos, sie kann beliebige Größe haben, glühend oder kalt sein.
All dergleichen sollte aber auf eine Oberflächenionisation seinen
Einfluß nicht verfehlen. Es ist demnach äußerst unwahrscheinlich,
daß die positiven Ionen aus der Anode kommen. Glühendes
Platin löst zwar positive Ionen, aber nur in Luft, nicht z. B. in
Wasserstoff. In Wasserstoffatmosphäre ist glühendes Platin als
Anode wirkungslos, indem es nur negative Ionen abgeben kann.
Dasselbe findet wohl in den Flammengasen statt. Bleibt also nur
die Annahme einer Yolumenionisation mit weit überwiegender
Beweglichkeit des negativen Ions. Diese letztere ist auch in der
Tat experimentell festgestellt worden, indem von Wilson die
Geschwindigkeit des negativen Ions zu 1000 cm/sec pro Volt-
zentimeter, die des positiven Ions nur zu 50 cm/sec bestimmt
wurde. Sind beide Elektroden kalt, so haben wir daher in der
Flamme nur eine Volumenionisation vor uns, ebenso wenn die
Anode glüht Glüht die Kathode, so kommen neue negative Ionen
durch Oberflächenionisation hinzu; diese verstärken den Strom
durch die Flamme, ohne indessen den Potentialverlauf bedeutend
beeinflussen zu können, wozu erst eine sehr starke Produktion
negativer Teilchen imstande wäre.
Zum Schluß noch einige kurze Bemerkungen über die Ver-
wendbarkeit der PoissoNschen Gleichung zur Berechnung
des Potentialverlaufs aus der räumlichen Dichte freier Elektrizität.
Die Verwendbarkeit der Formel hat Herr J. Stark angezweifelt.
(Ann. d. Phys. (4) 5, 98, 1901.) Die Gründe, welche er dafür an-
gibt, entbehren meines Erachtens der Berechtigung. Die Formel
bedarf natürlich einer Änderung, wenn sie für Medien angewendet
werden soll, welche dielektrisch inhomogen sind. So etwas liegt
aber doch in leitenden Gasen sicher nicht vor. Nun aber der
zweite Einwand. Herr Stark setzt den Fall, wir hätten einen
Körper mit räumlich variabler Leitfähigkeit vor uns, von einem
stationären Strom durchflössen. Dann erhält man eine gewisse,
aus den Leitfähigkeiten berechenbare Potentialverteilung und für
jede Stelle ein gewisses -j-^- Herr Stark fragt: Wollen wir hier
die Größe ;; ^ - als freie innere Dichte bezeichnen?
4;r dx^
376 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 30. Okt. 1903. [Nr. 21.
Aber ganz gewiß wollen wir das! Warum denn nicht?
Grenzen zwei Medien mit verschiedener Leitfähigkeit aneinander,
und fließt ein Strom durch die Grenzfläche, so bildet sich eine
wahre Flächenladung auf derselben. Wird die Grenze unscharf,
d. h. springt nicht die Leitfähigkeit, sondern geht durch eine ge-
wisse Schichtdicke hindurch kontinuierlich aus dem einen Wert
in den anderen über, so verteilt sich die vorherige Flächenladung
als räumliche Ladung durch die ganze Schicht, in welcher die
Leitfähigkeit variiert. Das ist es ja gerade, was wir im Falle des
leitenden Gases vor uns haben. Die räumliche Dichte, die Po-
tentialverteilung und die Verschiedenheit der Leitungsfähigkeit
des Gases von Stelle zu Stelle gehen ja Hand in Hand. Gewiß
mid man „nicht annehmen dürfen, daß der Einfluß der Variation
der Leitfähigkeit vernachlässigt werden kann^. Das tut auch
niemand. Die Größen von Leitfähigkeit, räumlicher Dichte und
Potentialgefälle sind eng miteinander verbunden und finden durch-
einander ihre Erklärung. Vernachlässigung des Einflusses der
Leitfähigkeit findet bei Anwendung der PoissoN sehen Gleichung
nicht statt.
Besultate:
1. Das Potentialgefälle hat ein Minimum zwischen den Elektroden
im Falle gleichförmiger Volumenionisation (Elektroden in
röntgenisierter Luft oder in den Gasen über einer Flamme).
2. Das Potentialgefälle hat kein Minimum, sondern nimmt von
einer Elektrode zur anderen hin nur ab oder nur zu in allen
Fällen von Oberflächenionisation (photoelektrischer Strom, Strom
zwischen glühenden Elektroden, Ionisation nahe an einer Elek-
trode durch Röntgenstrahlen, Becquerelstrahlen oder Flamme).
3. Bei der Leitung im Inneren einer Flamme ist die Anode einflußlos.
4. Die Leitung in der Flamme bei nichtglühenden Elektroden und
auch bei glühender Anode entsteht durch Volumenionisation
und verdankt den eigentümlichen Verlauf des Potentialgra-
dienten dem Umstand, daß die Beweglichkeit des negativen
Ions viel größer ist, als die des positiven. Bei glühender Ka-
thode kommt Oberflächenionisation an derselben hinzu.
Berlin, Physikalisches Institut der Universität, Oktober 1903.
377
tJber die unipolare Leitung in Gasen;
von Ä Starke*
(Vorgetragen in der Sitzung vom 30. Oktober 1903.)
(Vgl. oben S. 363.)
Mit dem Namen unipolare Leitung hat man die Erschei-
nung bezeichnet, daß der durch einen Leiter fließende Strom je
nach der Richtung der elektromotorischen Kraft verschiedene Stärke
besitzt Ausgeschlossen sind dabei die Fälle, in denen eine solche
Abhängigkeit des Stromes von der Feldrichtung durch Kontakt-
potentialdifferenzen oder Polarisation verursacht ist. Seit langer
Zeit ist die auffallend starke Unipolarität der Flammenleitung so-
wie der Leitung an glühenden Körpern bekannt. In neuerer Zeit
hat man auch an Gasen, welche durch Röntgen- und Becquerel-
strahlen leitend gemacht sind, sowie in der Umgebung einer
Flamme polare Unterschiede der Leitung messend verfolgt, welche
indessen in diesen Fällen von weit geringerer Größe sind. Im
folgenden soll erörtert werden, unter welchen Umständen Unipo-
larität der Leitung eintritt. Gleich von vornherein sei bemerkt,
daß die weitaus meisten Fälle von Elektrizitätsleitung in Gasen
unipolaren Charakter haben, und die Fälle, in denen der Strom
bei Umkehr der Feldrichtung seine Stärke nicht ändert, nur Aus-
nahmefälle sind. Ausnahmefälle sind naturgemäß alle diejenigen
Fälle, in welchen in jeder Beziehung vollkommene Symmetrie
herrscht Solcher Fälle sind indessen nur sehr wenige vorhanden.
Beispiele sind: Röntgen- oder ähnliche Strahlen gleichmäßig
zwischen zwei gleich großen Elektroden, Leitung zwischen zwei
gleich großen, gleichtemperierten glühenden Elektroden; Leitung
zwischen zwei gleich großen Elektroden über einer Flamme;
ebenso bei gleicher Temperatur derselben in einer Flamme an
einer Stelle derselben, wo sie homogen ist.
Im folgenden sei eine, wie ich glaube, alle Fälle unipolarer
Leitung umfassende Gruppierung derselben gegeben.
Man kann zwei Gruppen unipolarer Leitungsvorgänge unter-
scheiden.
378 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 30. Okt. 1903. [Nr. 21.
I. In den Fällen, welche zur ersten Gruppe zu rechnen sind,
liegt die Ursache der Unipolarität direkt in der Verschiedenheit
der lonenerzeugung mit der Feldrichtung. Es sind die Fälle,
in welchen positive bzw. negative Ionen an der Elektrodenober-
fläche selbst frei werden, aber nur frei werden können, wenn die
betreffende Elektrode Anode bzw. Kathode ist.
II. Die zweite Gruppe enthält alle übrigen Fälle unipolarer
Leitung. In ihnen wird die Uuipolarität bedingt durch die
Unterschiede in der Beweglichkeit des positiven und des negativen
Ions. Es muß aber außerdem noch eine Unsymmetrie in den
äußeren Versuchsbedingungen hinzukommen. Dieselbe kann ver-
ursacht sein durch:
a) eine Unsymmetrie in der Ionisierung, indem dieselbe nur
oder vorzugsweise an einer Elektrode stattfindet, oder
b) verschiedene Größe oder Zustand der Elektroden.
Die einzelnen Fälle mögen nun näher erörtert und durch
Beispiele illustriert werden.
Beispiele zur Gruppe I.
Photoelektrischer Strom, Strom zwischen zwei Platin-
elektroden in Luft, deren eine rot glüht. Es ist überhaupt
nur Strom vorhanden, wenn die lichtelektrisch empfindliche Elek-
trode Kathode, bzw. im zweiten Beispiel, wenn die rotglühende
Platinelektrode Anode ist. Andernfalls ist der Strom Null
Strom zwischen einer weißglühenden und einer
anderen kalten Elektrode, ist bei beiden Feldrichtungen,
aber mit verschiedener Stärke vorhanden.
Glüht auch die zweite Elektrode, so tritt Stromgleich-
heit nur ein, wenn beide Elektroden gleich groß und gleich
temperiert sind. Sonst nehmen zwar beide lonenarten an der
Leitung teil, aber in verschiedener und mit der Feldrichtung ver-
änderlicher Zahl.
Beispiele zur Gruppe IL
a) Unsymmetrie in der Ionisierung, Röntgenstrahlen,
Becquerelstrahlen oder eine Flamme ionisieren die Luft
nur in der Nachbarschaft der einen Elektrode. Es be-
wegen sich im Raum zwischen den Elektroden nur die Ionen des
Nr. 21.] H. Starke. 379
einen Vorzeichens. Tritt Stromverschiedenheit bei Umkehr der
Feldrichtung auf, so ist sie nur der verschiedenen Beweglichkeit
der Ionen zuzuschreiben. Es kann Stromverschiedenheit nicht ein-
treten, sobald der Sättigungsstrom erreicht ist. Dann werden näm-
lich alle Ionen nach der anderen Elektrode befördert, und da
gleich viel positive und negative Ionen erzeugt werden, müssen die
Ströme gleich sein. Für niedrige elektromotorische Kräfte, wenn
also Rekombinationen eintreten können, ist die Stromstärke größer,
wenn das schnellere (das negative) Ion sich bewegt. Und zwar
müssen für starke lonenkonzentration an der einen Elektrode und
schwache Ströme, d. h. also dann, wenn die lonenmenge an der
Elektrode wesentlich durch die Stärke der Rekombination bedingt
und nicht in merkbarer Weise durch die Fortführung der Ionen
im elektrischen Felde beeinflußt wird, die Ströme bei Umkehr der
Feldrichtung sich direkt verhalten wie die Geschwindigkeiten der
sich bewegenden Teilchen. (Vgl. die Beobachtungen von E. Rüther-
ford, Phil. Mag. (6) 2, 210, 1901 und C. D. Child, Phys. Rev.
12, 65, 1901.)
b) Unsymmetrie durch die Größe der Elektroden be-
dingt. In den hierher gehörigen Fällen wirkt die verschiedene
Geschwindigkeit der Ionen primär auf das Potentialgefälle an
den Elektroden. Dasselbe wird an der Kathode größer als an
der Anode, wenn die Geschwindigkeit der negativen Teilchen
größer ist, und umgekehrt. Querschnittsvergrößerung der Elek-
trode, an welcher das Potentialgefälle größer ist, setzt den Wider-
stand der Gasstrecke mehr herab als eine Vergrößerung der
anderen Elektrode. Sind daher die Elektroden verschieden groß,
so ist die Stromstärke dann größer, wenn das größere Gefälle an
der größeren Elektrode sich befindet. Dies hat sein Analogen in
der Hintereinanderschaltung eines sehr dünnen und eines dicken
Leiters. Das Hauptgefälle ist längs des dünnen Drahtes; ver-
größert man dessen Querschnitt, so steigt die Stromstärke,
während sie weniger beeinflußt wird durch eine gleiche Ver-
größerung des Querschnitts des dicken Leiterstückes. Die Uni-
polarität wird natürlich um so ausgeprägter, je größer die Diffe-
renz der Gefälle an den beiden Elektroden, also je größer die
Geschwindigkeitsdifferenz der beiden lonenarten ist. Daher er-
klärt sich die sehr starke Unipolarität der Flammenleitung. Das
380 Verhdl. d. Deutschen Physik. GeseUsoh. vom 30. Okt. 1903. [Nr. 21.
ganze Gefälle liegt bei ihr an der Kathode, fast gar keines an der
Anode. Macht man daher eine Elektrode sehr klein, die andere
sehr groß, so wächst die Stromstärke auf ein hohes Vielfaches
an, wenn der Strom so gewendet wird, daß die große Elektrode
zur Kathode wird. Dadurch, daß man an der großen Elektrode
noch weitere die Leitung verbessernde Mittel wirken läßt, als
Glühen derselben oder Einführen von Kaliumsalz an ihr in der
Weise, daß nur die große Elektrode, nicht die andere vom Dampf
desselben berührt wird, kann man es leicht erreichen, daß die
Stromstärke bei der einen Feldrichtung den vieltausendfachen
Betrag derjenigen bei der anderen Feldrichtung erreicht. Das^
Analogon der großen Wirkung des Salzdampfes an der Kathode
ist der Fall, daß ein guter und ein schlechter Leiter hinterein-
andergeschaltet sind. Das Hauptgefälle liegt im schlechten Leiter.
Wird dessen Leitfähigkeit vervielfacht, so vervielfacht sich auch
die Stromstärke, während sie durch eine starke Vergrößerung der
Leitfähigkeit des bereits guten Leiters kaum beeinflußt wird.
In diese Gruppe unipolarer Leitung gehört auch der Strom
der Glimmentladung durch verdünntes Gas, welcher — voraus-
gesetzt, daß eine der Elektroden vom negativen Glimmlicht bereits
ganz bedeckt ist — bekanntlich sehr viel stärker ist, wenn die
Elektrode, welche selbst größer ist, oder in deren unmittelbarer
Nähe der Rohrquerschnitt größer ist, zur Kathode gemacht wird,
als wenn er in umgekehrter Richtung fließt.
Berlin, Physikalisches Institut der Universität, Oktober 1903.
Verlag von Friedr. Vieweg & Sohn in Brannschweig.
Vorlesungen
über
Experimentalphysik
von
Aug^ust Kundt,
weiland Professor an der Universität Berlin,
herausgegeben von
Karl Scheel.
Mit dem Bildnis Kundts, 634 Abbildungen und einer farbigen
Spektraltafel.
gr. 8. Preis geh. 15 M.« geb. 17 M.
Die Vorlesungen K u n d t s verdanken ihre Veröffentlichung dem viel-
fach ausgesprochenen Wunsche früherer Schüler des großen Experimen-
tators, die Vorlesungen nicht der Vergessenheit anheimfallen zu lassen
Der Umstand , daß das Manuskript ein einheitliches Ganzes darbot,
mußte jeden Versuch zurückweisen, durch Einfügung neuer Kapitel
die Fortschritte der Wissenschaft im letzten Jahrzent zu berücksichtigen
und dadurch die Vorlesungen zu einem Lehrbuch der Physik auszu-
gestalten, um so mehr, al» dieselben hierdurch sehr an ihrer Originalität
eingebüßt haben würden.
Kundts Vorlesungen geben ein Bild des klassischen Bestandteils
der physikalischen Wissenschaft und sind vermöge der überaus anschau
liehen und leicht verständlichen Sprache so recht geeignet, nicht nur
dem Studierenden der Physik als Leitfaden neben den gehörten
Vorlesungen zu dienen, sondern auch dem Schüler die Einführung
in die physikalischen Erscheinungen zu erleichtem. Vor allem wird
aber auch derjenige, welcher mit den Lehren der Physik vollkommen
vertraut ist, sich der eleganten und originellen Darstellung der ihm
bekannten Tatsachen stets aufs neue freuen.
Za beziehen durch alle Buchhandlungen.
400 Verhdl. d, Deutschen Physik. GeseUsch. vom 13. Nov. 1903. [Nr. 22.
in unveränderter Weise jenseits der Biegungen, falls die flüssige
Luft daselbst einwirkt.
8. Wenn die bisherigen Versuche für die Annahme einer
Aussendung und Kondensierung ponderabler Massen nooh keine
hinreichenden Unterlagen geben, wenn also für scheinbares Ver-
schwinden von Masse bei Aufhebung der Kühlung nicht Rechen-
schaft gegeben zu werden braucht, so ist doch die Frage zu be-
antworten, was aus der Energie wird, die während der Kühlzeit
von dem Emanationskörper ausgesandt wird, und die, nach der
gleichzeitigen Schwächung des Leuchtens der Blende in y (Fig. 2)
zu schließen, sich in dem gekühlten Schenkel konzentrierte. Die
nähere Untersuchung hat hierbei folgendes ergeben: Die Glas-
wand nimmt bei der tiefen Temperatur große Mengen Emanations-
energie auf und gibt dieselben als induzierte Aktivität all-
mählich, namentlich bei gestiegener Temperatur, wieder aus. Man
kann sich hiervon leicht überzeugen. Bei
einer Röhre wie Fig. 4 befindet sich die
Blende zunächst in dem Schenkel ßi des
senkrecht zur Zeichnungsebene gebogenen
Rohres ß. Der leere Schenkel ßi wird unter
Zutritt der Emanation z. B. eine Viertelstunde
lang gekühlt, dann H gesperrt und die flüs-
sige Luft entfernt. Die Glaswand von /Jj
ist jetzt lichtlos, analog die Blende in ßi
ganz oder nahezu lichtlos. Schüttet man nun aber die Blende
durch geeignete Drehung des Rohres nach ß^^ so leuchtet sie
hell auf und behält ihr Leuchten (obwohl aus a keine Ema-
nation hinzutreten kann) Stunden hindurch. Wird die Blende
nach ßi zurückgebracht, so ist sie nach wenigen Sekunden
wieder dunkel, leuchtet aber von neuem auf, so oft sie wieder
nach ß2 gebracht wird. Läßt man die Blende in /J, dem Rohre
entlang wandern, so bemerkt man, daß das Leuchten der Blende
weitaus am hellsten in derjenigen W^andzone ist, die während
der Kühlung das Leuchten des Glases zeigte. Das Leuchten vard
besonders stark, wenn die Blende einige Sekunden auf dieser Zone
liegen bleibt.
Das in diesem Versuche erzeugte Leuchten der Blende be-
ruht nicht etwa auf gewöhnlicher Phosphoreszenz durch optische
Nr. 22.] E. GoldBtein. 401
Erregung, die man vielleicht auf schwaches, dem Auge unsicht-
bares Nachleuchten der Glaswand zurückführen könnte. Dies
folgt mit Sicherheit daraus, daß das Leuchten szintillierend
ist. (Bringt man zur Kontrolle noch Blende in eine infolge elek-
trischer Entladungen nachleuchtende Röhre, so ist ihr Leuchten
sehr viel schwächer und durchaus gleichmäßig, ohne Szintillation.)
Die Ausgabe der induzierten Aktivität erfolgt auch schon bei sehr
niedriger Temperatur. Sie wird aber beschleunigt, wenn die Tem-
peratur der Glaswand nach Entfernung der flüssigen Luft wieder
ansteigt. Daß die während einer Viertelstunde zugeführte Energie
als induzierte Aktivität ein viel länger dauerndes Leuchten erregt,
ist nicht paradox, weil 1. die Energie, welche sonst auf das ganze
Böhrensystem sich verteilt, in einer kleinen Zone konzentriert
wurde, und weil 2. die induziert aktiven Stellen nur auf relativ
geringe Entfernungen die Blende kräftig erregen, also wohl
Energie mit geringerer Intensität emittieren. Daraus erklärt sich
zugleich, weshalb die Blende in /Ja der Fig. 4 und früher in der
Röhre Fig. 2 nach Aufhebung der Kühlung keine Verstärkung
des Leuchtens zeigte.
Bestäubt man die Wandung von ß^ schon vor der Kühlung
mit Blende, so wird die Leuchtzone über dem Flüssigkeitsniveau
sehr hell und in allen Beziehungen bequemer beobachtbar.
9. Die obigen Ermittelungen über die induzierte Aktivität
sind unabhängig von der Entscheidung der Frage, ob bei den
tiefen Temperaturen das Glas unmittelbar die Emanationsenergie
stärker anzieht und absorbiert, oder ob die letztere durch einen
kondensierten materiellen Träger, dessen Kondensationspunkt dann
der Temperatur der leuchtenden Wandzone entsprechen würde, in
verstärktem Maße auf ihr abgelagert wird. —
Die Versuche, einen etwaigen materiellen Träger in Spektral-
röhren zu konzentrieren, sollen unter Verlängerung der bezüg-
lichen Versucbszeiten fortgesetzt werden. Ihr bisheriges negatives
Resultat gestattet natürlich nicht eine definitive Verneinung einer
ponderabeln Emanation bei dem GiESELschen Präparat, sondern
liefert nur eine obere Grenze für die Dichte der in den Spektral-
röhren etwa kondensierten Gase. Mit Berücksichtigung der Rohr-
dimensionen kann, wenn man annimmt, daß die betreffenden
Röhren die Entladung bei der angewandten Spannung bis etwa
402 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellech. vom 13. Nov. 1903. [Nr. 22.
VsoHim Druck hindurchlassen, angegeben werden, daß innerhalb
sechs Stunden, auf gewöhnlichen Druck bezogen, nicht mehr als
Vas cmm Gas von durchschnittlichen Widerstandsverhältnissen in
der gekühlten Spektralröhre kondensiert wurde.
10. Geprüft wurde noch, ob die Aussendung der primären
Emanation aus dem Emanationskörper auch bei der Temperatur
der flüssigen Luft fortdauert. Ein evakuiertes Glasröhrchen,
welches am Boden eine Schicht des Emanationskörpers von einigen
Millimetern Höhe enthielt, zeigte, in flüssiger Luft gekühlt, helles
Leuchten der Glaswand, soweit diese den Emanationskörper um-
gab. Das Leuchten hielt an, wie lange auch die Kühlung unter-
halten wurde, z. B. eine Viertelstunde oder länger. Da nun, wie
oben (Nr. 7) erwähnt, das durch die Emanation erzeugte Leuchten
der Glaswand binnen einigen Sekunden erlischt, wenn kein neuer
Zufluß von Emanation stattfindet, so folgt, daß im vorliegenden
Falle ein solcher Nachschub dauernd erfolgt, d. h. daß die Giesel-
sche Substanz auch bei der Temperatur der flüssigen Luft Ema-
nation aussendet.
11. Die Frage, ob die hier behandelte Emanationsenergie
identisch ist mit der Energie der Radiumemanation, kann, wie
mir scheint, verneint werden. Die Kapillarröhren, in welchen
Kam SAT die Radiumemanation aufsammelte, wurden durch die
Emanation gefärbt. Sie nahmen, wie ich durch Prof. Ram-
SAYs Freundlichkeit mich in Cassel überzeugen konnte, eine kräf-
tige Heliotropfarbe und zwar in der ganzen Dicke der Wandung
(etwa 2 mm) an. Es handelt sich also bei der Radiumemanation
um eine Energie, welche relativ dicke Schichten eines Körpers zu
durchdringen vermag. Demgegenüber ist schon eingangs erwähnt
worden, daß nach Giesel die Emanation seines Präparates sehr
geringes Penetrationsvermögen zeigt. — Die Farbe, welche die
Ram SA Y sehen Röhren angenommen hatten, glich derjenigen, welche
manganhaltiges Glas unter längerer Einwirkung dichter Röntgen-
strahlung annimmt.
Unter den schon untersuchten Energieformen scheint die
Emanationsenergie der GiESELschen Substanz am ehesten der-
jenigen vergleichbar zu sein, die in den Strahlen der ersten
Schicht des Kathodenlichtes induzierter Entladungen auftritt,
>>. 22.] E. Goldstern. 403
und die ich als iS^ -Strahlen Yorläufig bezeichnet habe^). Diese
Strahlen sind ausgezeichnet durch ihre sehr große Empfindlich-
keit gegen elektrostatische Einwirkungen, indem sie durch geringe
negative Ladungen stark angezogen, durch positive Ladungen
stark abgestoßen werden. Ihre Empfindlichkeit ist so groß, daß
es schwer ist, ihren Gang durch einen in sie eingeführten Leiter
nicht zu alterieren. Die geringste Abweichung des letzteren vom
elektrisch neutralen Zustande bewirkt sehr merkliche Ablenkungen
und Deformationen der Strahlen.
Goldstein, Verh. d. D. Phys. Ges. 4, 64; 4, 228, 1902.
404
Einige Versuche über JElektrizitätszerstretiung
in Luft;
von JB. Börnstein.
(Vorgetragen in der Sitzung vom 13. November 1903.)
(Vgl. oben S. 381.)
Die elektrische Leitfähigkeit der Luft hat sich bei neueren
Untersuchungen abhängig von mancherlei Einwirkungen gezeigt,
die ihrerseits wiederum durch örtliche Besonderheiten beeinflußt
erscheinen. In der Absicht, solche Einzelheiten am hiesigen Orte
zu untersuchen, wurden die im nachfolgenden beschriebenen Be-
obachtungen unternommen.
Zu den Messungen diente der bekannte Zerstreuungsapparat
von Elster und Geitel mit Bernsteinisolirung, hergestellt von
0. Günther in Braunschweig, dessen Gehäuse, Schutzzylinder
und Deckel stets zur Erde abgeleitet wurden. Um störende
Ladungsvorgänge in der Isolierungsvorrichtung zu vermeiden, wurde
sorgfältig darauf geachtet, daß das Instrument vor jeder Ablesung
eine Viertelstunde lang mit Ladung desjenigen Vorzeichens ver-
sehen war, welches für die bevorstehende Messung in Betracht
kam. Die vortreffliche Isolierung gestattete es, die ohne Zer-
streuungskörper etwa geschehende Abgabe von Elektrizität zu
vernachlässigen und die Beobachtungsergebnisse durch die Größen
darzustellen :
E = lOOhg Fo/K; a = JE;/ 15. 0,4343 (1—w),
worin Vq die in Volt ausgedrückte Ladung des Elektrometers bei
Beginn der Messung bedeutet, V dasselbe 15 Minuten später,
E die inzwischen vom Zerstreuungskörper neutralisierte Elektri-
zitätsmeiige, n das Verhältnis der Kapazitäten des Elektroskopes
Nr. 22.] R. BöruBtein. 405
ohne und mit 2^rstreuungskörper. Dann ist a das übliche Maß
für die Zerstreuung.
Zunächst untersuchte ich die Leitfähigkeit von Kellerluft.
Die Herren Elster und Geiteli) fanden in der Baumannshöhle
die Elektrizitätszerstreuung neunmal gegen die Außenluft vermehrt,
in einem Wolfenbütteler Keller sechsmal, während von anderen
Orten größere [München] 2) und kleinere [Clausthal und Zinno-
witz]8) Unterschiede gemeldet, im Kalisalzbergwerk bei Vienen-
burg3) sogar eine geringere Leitfähigkeit als außen gefunden
wurde. Neuerdings hat Herr Gockel*) in Freiburg (Schweiz)
einen in Süßwasser -Molasse -Boden liegenden Keller untersucht
und dort die Leitfähigkeit wenig größer als im Laboratorium und
bedeutend schwächer als in der freien Luft gefunden; dagegen
wies Herr Himstedt^) in Freiburg (Baden) fünf- bis sechsmal
stärkere Zerstreuung in der Luft eines seit drei Wochen ver-
schlossenen Kellers, verglichen mit Zimmerluft, nach.
Von den meinerseits untersuchten beiden Kellern ist der eine
gegen 20cbm groß und an mein im Berliner Vorort Wilmersdorf
gelegenes Wohnhaus derartig herangebaut, daß sein mit Ziegeln
belegter Fußboden sowie drei seiner Seitenwände in dem um-
gebenden Sandboden liegen, während die vierte Seite an das
Haus grenzt und hier durch Treppe und Falltür mit den höher
gelegenen Räumen verbunden ist. Leider ist der Luftabschluß
von dieser Seite recht unvollkommen, und außerdem trägt die
Decke des Kellers, welche in Höhe des äußeren Erdbodens liegt,
zwei mit Ventilationsöffnungen versehene Erhöhungen. Diese
Offnungen sowie die Eingangstür wurden drei Tage lang ver-
schlossen gehalten, ehe die Versuche begannen. Die Messungen
fanden abwechselnd im Keller und in meinem, im hochliegenden
*) Elbtbe und Geitel, Denkschr. d. luftelektr. Komm. f. d. Verßamml.
d. karteil. Akad. München 1903. Phys. ZS. 4, 522, 1903.
■) Ebert, Denkschr. d. luftelektr. Komm. f. d. Versamml. d. kartell.
Akad. Göttingen 1802.
■) Elster und Geitel , Denkschr. d. luftelektr. Komm. f. d. Versamml.
d. kartell. Akad. München 1903. Phys. ZS. 4, 522, 1903.
*) Gockel, Phys. ZS. 4, 604, 1903.
*) F. HiMSTEDT, Ber. d. Naturf.-Ges, Freiburg 13, 101, 1903. Ann. d.
Phys. (4) 12, 107, 1903.
406 Verhdl. d. Deutachen Physik. GeseUach. vom 13. Nov. 1903. [Nr. 22.
Erdgeschoß desselben Hauses befindlichen Arbeitszimmer nahe an
dem geöffneten Fenster statt. Die erste Versuchsreihe vom 24.
bis 26. April d. J. zeigte, sehr geringe Unterschiede, sogar etwas
kleinere Zerstreuung im Keller. Eine zweite Reihe vom 12. bis
14. Mai ergab als Mittel:
im Keller 0,68 0,56
im Arbeitszimmer . . . 0,46 0,43
Die Anfangsladungen des Zerstreuungskörpers lagen dabei
zwischen 210 und 220 F, der Ladungsverlust in 15 Minuten
betrug durchschnittlich:
im KeUer — 11,4 V + 9,6 F
im Arbeitszimmer . . — 8,8 F 4" '^i^ 1^
Hierauf setzte ich die Messungen im Gebäude der Landwirt-
schaftlichen Hochschule fort, und zwar in einem Keller von etwa
19cbm Größe, der mit einer Wand an den äußeren Boden (fein-
kömiger Talsand), im übrigen an Nachbarräume grenzte; der
Fußboden ist gleichfalls mit Ziegeln belegt Eine Tür, ein Fenster
und ein Yentilationsschacht wurden vier Tage lang möglichst gut
verschlossen gehalten, und dann die Messungen ausgeführt und
sogleich im physikalischen Laboratorium im zweiten Stockwerk
der Hochschule unmittelbar neben dem offenen Fenster wieder-
holt Die Messungen vom 15. Mai ergaben:
im Keller 0,84 0,84
im Laboratorium . . . 0,64 0,49
Die Ladungsverluste betrugen im Keller — 15 und -|- 15» ™
Laboratorium — 12 und -f- 8 F.
Ganz ähnlich verlief eine im Juli ausgeführte Beobachtungs-
reihe, welche noch etwas mehr Überschuß der Zerstreuung im
Keller ergab, und hieraus darf wohl gefolgert werden, daß auch
in hiesiger Gegend die Luft in Kellern größere Leitungsfähigkeit
hat als in anderen Räumen. Freilich ist der Unterschied recht
gering, und es bedarf noch weiterer Untersuchung, ob vielleicht
ein besserer Abschluß der Keller nach außen hin und ein weniger
Nr. 22.] R. Bömetein. 407
dichter Fußboden größere Zerstreuungswerte in der Kellerluft
hätten auftreten lassen.
In Ergänzung dieser Versuche wurde nun Luft aus dem
Boden gesaugt und auf Leitfähigkeit geprüft. Solche Versuche
sind zuerst von Elster und Geiteli) ausgeführt, welche im ton-
und kalkhaltigen Gartenland von Wolfenbüttel zwischen 16- und
4 mal, in Einzelfällen bis zu 30 mal größere Elektrizitätszerstreuung
in Bodenluft, wie in reiner Zimmer luft fanden. In München
maßen Ebert und Ewers 3) eine auf das 22 fache erhöhte Leit-
fähigkeit der Bodenluft und fanden dabei stets die Zerstreuung
der positiven Ladung etwas kleiner, als diejenige der negativen.^
Die in verschiedenen anderen Gegenden angestellten Versuche 3)
ergaben Zahlen, welche zwischen den genannten und 1,01 für
Wilhelmshöhe (Basalt) liegen; Gockel^) fand in Freiburg (Schweiz)
in einem Boden aus Süßwasser-Molasse, stellenweise mit Diluvial-
geschiebe bedeckt, etwa dreimal so große Leitfähigkeit wie in
Zimmerluft
Zum Ansaugen der Bodenluft benutzte ich ein für geolo-
gische Zwecke hergestelltes Stahlrohr, dessen Höhlung durch einen
Stahlstab ausgefüllt wird. An der Außenseite des unteren Endes
trägt das Rohr ein Gewinde, dessen Spitze durch das herausragende
Stabende gebildet wird, oben wird durch einen aufgeschraubten
Griff das Rohr verschlossen und der Stab an seiner Stelle fest-
gehalten. Ist das Rohr in den Boden geschraubt, so kann nach
Abnehmen des Griffes ein zweites Rohr gleicher Art mittels
passender Gewinde an das erste gesetzt und eine Tiefe von 2 m
erreicht werden. Entfernt man dann den inneren Stab und setzt
ein Schlauchstück an das obere Rohrende, so liefert der Apparat
in Verbindung mit einer Flasche, aus welcher Wasser ausfließt,
Bodenluft, und zwar aus der unmittelbaren Umgebung des unteren
Rohrendes; denn das Ganze ist so glatt in die Erde gebohrt, daß
ein Festtreten oder Angießen nicht erforderlich ist. Diese Vor-
richtung, deren Benutzung ich der Freundlichkeit meines Kollegen,
*) Elsteb und Gbitbl, Phys. ZS. 3, 574, 1902.
•) Ebert und Ewbbs, Phys. ZS. 4, 162, 1902.
') Zusammengestellt bei Elstbb und Gbttel, yergl. Zitat aus 1903.
*) Ä. Gockel, Phys. ZS. 4, 604, 1903.
408 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 13. Nov. 1903. [Nr. 22.
des Herrn Professor Grüner verdanke, wurde im Hofe der
Landwirtschaftlichen Hochschule, nahe bei dem vorerwähnten
Keller benutzt, um mehrere Glasflaschen von etwa je 10 Liter
Inhalt mit Bodenluft aus 1 bis 2 m Tiefe zu füllen. Auch hier
besteht der Boden aus feinkörnigem, steinfreiem, sogenanntem
Talsand.
Zur Untersuchung der Luft diente ein Glaszylinder von etwa
12 Liter Inhalt, 18 cm Durchmesser und 47 cm lichter Höhe, der
aufrecht stehend oben und unten mit luftdicht schließenden und
je einen Stopfen tragenden Deckeln versehen, sowie innen mit Draht-
netz ausgekleidet war. Jeder der Stopfen enthielt ein Glasrohr
zum Ein- und Ausfüllen der Luft, ferner eine Drahtleitung, welche
unten dauernd die Erdleitung für das Drahtnetz und das Gehäuse
des Zerstreuungsapparates bildete, oben nach Bedarf die Ladung
des Zerstreuungskörpers ermöglichte. In diesem Zylinder war der
Zerstreuungsapparat ohne Schutzzylinder und Deckel aufgestellt
und konnte durch das Drahtnetz hindurch beobachtet werden.
Durch ein Bleirohr von etwa 3 m Länge war der Versuchszylinder
mit der Wasserluftpumpe verbunden. Mit deren Hilfe wurde am
5. Juni der Zylinder bis auf etwa 90 mm Quecksilberdruck ent-
leert und sodann mit Bodenluft gefüllt, die unmittelbar vorher
aus dem Boden entnommen war und deren Raum in den Flaschen
durch Wasser ausgefüllt wurde. Zu den nachfolgenden Messungen
wurde dem Zerstreuungskörper jedesmal eine Ladung von nahezu
-|- oder — 200 V erteilt. Die Zerstreuung wird angegeben durch
die Größe a, daneben in Klammern durch die Anzahl der in einer
Viertelstunde neutralisierten Volt. Es fand sich:
a_
a +
am 5. Juni ....
—
3,71 (70 F)
IV? Stunden später
5,54 (95 V)
—
am 6. Juni ....
4,68 (84 V)
—
\^2 Stunde später .
—
4,84 (88 V)
am 8. Juni ....
—
2,56 (52 V)
i/'a Stunde später .
2,62 (51 V)
—
An den folgenden Tagen nahmen die Beträge stetig ab, und die
mit Ausnahme des 7., 9. und 14. bis zum 20. Juni täglich aus-
geführten Messungen von a_ und a^ lassen erkennen, daß die
a_
a+
2,71 (52 F)
2,68 (47 V)
1,61 (31 F)
1,39 (28 F)
Nr. 22.] R. Börnstein. 409
Leitfähigkeit zuerst erheblich vermehrt war und am ersten Tage
noch stieg, dann aber langsam sank, bis nach etwa zwei Wochen
der gewöhnliche Wert für Zimmerluft mit a = 0,2 bis 0,3 (5 bis
6 F) wieder erreicht war. Die größte beobachtete Leitfähigkeit
der Bodenluft erwies sich etwa 20 mal so groß, als diejenige der
Zimmerluft Dies ganze Verhalten entspricht den vorher ge-
nannten, in München gewonnenen Beobachtungen. Ob hier auch
Unipolarität in der Bodenluft herrscht, kann aus den Einzel-
messungen nicht entnommen werden, weil in den dazwischen
liegenden beträchtlichen Zeiten zweifellos erhebliche Änderungen
der Leitfähigkeit stattfanden. Vereinigt man aber die ersten 6
(5. bis 12. Juni) und die ersten 12 (5. bis 20. Juni) Beobachtungs-
tage zu Mittelwerten, so findet sich:
Durchschnitt der ersten 6 Tage .
Durchschnitt der ersten 12 Tage .
Da an den einzelnen Tagen immer abwechselnd mit positiver
oder mit negativer Ladung begonnen wurde, beziehen sich die
Mittelwerte nahezu auf den gleichen Zeitpunkt und können in
der Tat dahin gedeutet werden, daß in der untersuchten Boden-
Inft eine stärkere Zerstreuung der negativen Elektrizität stattfand.
Am 22. Juni wurde der Versuch nochmals begonnen. Boden-
luft, aus Im Tiefe an der nämlichen Stelle entnommen und in
den Versuchszylinder gebracht, lieferte folgende Zerstreuungswerte :
am 22. Juni .... — 4,53 (80 F)
Va Stunde später 6,02 (98 V) —
am 23. Juni .... 5,07 (92 F) —
Va Stunde später — 5,08 (88 F)
Hierauf wurde der Versuchszylinder mit Zimmerluft ausgespült
und von neuem mit Bodenluft gefüllt, die am Vortage aus etwa
1,70 m Tiefe gesogen und in einer Glasflasche aufbewahrt war.
Es wurde zunächst nur die Zerstreuungsgeschwindigkeit positiver
Ladungen gemessen, um den zeitlichen Verlauf einigermaßen un-
unterbrochen zu verfolgen, und dabei ergaben sich Werte, die
mit a^ == 4,78 (87 F) beginnend innerhalb dreier Stunden bis
410 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 13. Nov. 1903. [Nr. 22.
a^- = 6,87 (99 V) stiegen. Bei derselben Füllung des Zylinders
wurde am 24. Juni a+ = 6,62 (96 V) und vier Stunden später
a+ = 6,88 (101 F), am 25. Juni a+ = 5,11 (78 F) gefunden.
Die hierauf neu in den Zylinder gefüllte Bodenluft hatte sich
drei Tage lang in den Glasflaschen befunden, zeigte aber auch
noch deutlich vermehrte Leitfähigkeit, namentlich für negative
Elektrizität. Es ließ also auch dieser zweite Versuch erkennen,
daß die aus dem Boden geholte Luft an Leitungsfähigkeit zuerst
noch zunahm, und daß die Negativzerstreuung überwog. Der er-
reichte Maximalwert betrug hierbei fast das 30 fache der für
Zimmerluft ermittelten Größe.
Schreibt man diese Erscheinungen dem Einfluß der auf die
Keller- und Bodenluft wirkenden Erdmassen zu, so erscheint
es denkbar, die wirksame „Emanation" des Bodens auch im
Grundwasser zu finden. Demgemäß untersuchte ich den Ein-
fluß des Wassers, welches einer in Wilmersdorf neben dem Hause
stehenden Pumpe entnommen war, auf den Zerstreuungsapparat
Durch vorausgehendes Abpumpen wurde das in der Röhre be-
findliche Wasser entfernt und mit dem hierauf ausfließenden
Wasser Fließpapierstreifen benetzt, die sogleich an die Innenseite
des Schutzzylinders gelegt wurden. Der nach oben durch den
Deckel abgeschlossene Innenraum dieses Zylinders und somit die
unmittelbare Umgebung des Zerstreuungskörpers erfüllte sich nun
mit dem Dampf jenes Wassers. Es gelang aber nicht, eine
deutliche Änderung der Zerstreuungsgeschwindigkeit hierbei zu
bemerken.
Um auch an der zweiten Beobachtungsstelle eine etwaige
Beeinflussung der Versuche durch das Grundwasser zu berück-
sichtigen, setzte ich dort die Beobachtungen fort. Drei Glasgefäße
wurden mit durchbohrten Stopfen und je zwei Glasröhren so ein-
gerichtet, daß Luft in kleinen Blasen hindurchgesaugt werden
konnte und dabei insgesamt eine Wasserschicht von 90 cm durch-
laufen mußte. Diese Gefäße wurden mit dem zu untersuchenden
Wasser gefüllt, der Versuchszylinder durch die Wasserluftpumpe auf
80 bis 100 mm Quecksilberdruck (bei Untersuchung des Brunnen-
wassers auf 40 mm) evakuiert und hierauf mit Zimmerluft ge-
füllt, welche langsam in kleinen Bläschen durch die Wassergefäße
perlte. Es ergab sich durchaus keine Zunahme der Zerstreuungs-
Nr. 22.] R. Bömetein. 411
geschwindigkeit, gleichviel ob die Gefäße mit Leitungswasser ge-
füllt waren oder mit dem Wasser einer Pumpe, in deren unmittel-
barer Nähe die vorher erwähnten Luftproben aus dem Boden
entnommen waren. Ebenso verliefen Versuche, bei denen der
Yersuchszylinder einerseits mit der Pumpe, andererseits mit den
Wassergefäßen verbunden war, und Luft bis zur Dauer von zwei
Stunden hindurchgesaugt wurde. Ihre Leitungsfähigkeit unter-
schied sich nicht merklich von den vorher und nachher gemesse-
nen Beträgen.
Während diese letztere Wahrnehmung mit den Angaben von
HiMSTEDT 1) nicht übereinstimmt, verlief ein anderer Versuch hier
genau so, wie bei diesem und einigen anderen Beobachtern, näm-
lich die Vermehrung der Leitfähigkeit von Luft, die mittels eines
Wassergebläses in sehr innige Berührung und Mischung mit
Wasser gebracht wird. Von J. J. Thomson«), Pocchettino und
Sellas), Ebebt*) und Himstedt wird berichtet, daß auf solche
Art die Leitfähigkeit bis auf den zwanzigfachen (Thomson) Wert
gesteigert werden kann. Bei Thomson erscheint die Positiv-
zerstreuung größer, bei den anderen Beobachtern wird ein solcher
Unterschied nicht angegeben. Es wurde nun an derselben Wasser-
leitung, die zu den eben beschriebenen und negativ ausgefallenen
Versuchen das Wasser geliefert hatte, eine GEissLERsche Wasser-
luftpumpe angebracht und mit ihrem Saugrohr eine Bleiröhre
von 3 m Länge verbunden, die zu dem vorher beschriebenen glä-
sernen Versuchszylinder führte und aus dessen oberer Zuleitung
die Luft heraussog. Der untere Teil der Geißlerpumpe war mit-
tels Stopfen luftdicht in eine Glasglocke von etwa 3,5 Liter Größe
geführt, welche in einer flachen Glasschale stand, so daß das aus
der Pumpe in die Glocke tretende Wasser über den Rand der
Schale abfloß. Vom Oberteil der Glocke führte ein zweites Blei-
rohr die in der Glocke zusammengedrückte Luft nach dem unteren
Zuleitungsrohre des Versuchszylinders. Es war also die in den
Apparaten (Versuchszylinder und Glocke) eingeschlossene Luft in
') Himstedt, 1. c, 105; Ber. d. Naturf.-Ges., Freiburg 14, 181, 1903.
«) J. J. Thomson, Proc. Cambr. Phil. Soc. 11, 505, 1901 — 1902 j Phil.
Mag. (6) 4, 352, 1902.
■) A. PocCHBTTiNO und A. Sella, Rend. Line. (5) 11 [1], 527, 1902.
*) H. Ebebt, Münch. Sitzber. 33, 133, 1903.
412 Verhdl. d. Deutschen Phyaik. Ge«eU»oh. vom 13. Nov. 1903. [Nr. 22.
dauerndem Kreislauf und wurde dabei in der Pumpe selir innig
mit beständig erneuertem Wasser gemischt
Ein mit dieser Vorrichtung ausgeführter Versuch lieferte fol-
gende Zahlen. Nachdem alle Apparatteile miteinander verbunden
waren, betrug im Zylinder die Zerstreuung der jetzt darin befind-
lichen Zimmerluft:
0,29 (7,5 V) 0,28 (7 V)
Als hierauf ohne sonstige Änderung die Pumpe anderthalb
Stunden in Gang gewesen war, fand sich:
a_
«+
2,38 (49,5 F)
eine halbe Stunde später . . 3,44 (63 V)
—
am folgenden Tage .... 4,11 (70 F)
—
eine halbe Stunde später . . —
3,39 (57,5 F)
noch eine halbe Stunde später 3,67 (63 V)
—
noch eine halbe Stunde später —
3,00 (53 F)
Also Zunahme der Leitfähigkeit auf ungefähr das Zehnfache
des Anfangswertes, Erreichung des Höchstbetrages am zweiten
Tage und anscheinend etwas stärkere Vermehrung der Negativ-
zerstreuung.
Ein zweiter Versuch verlief an einem anderen Tage ganz
ähnlich; die Pumpe wirkte eine halbe Stunde lang und hob die
Leitimgsfähigkeit auf den drei- bis vierfachen Wert.
Um diesen Vorgang weiter zu verfolgen, wurde nun versucht,
durch inniges Berühren und Mengen der Luft mit Wasser auch
auf andere Weise die gleiche Wirkung zu erzielen. Eine gläserne
Flasche von etwa 1 Liter Inhalt wurde mit doppelt durchbohrtem
Stopfen, Zuflußrohr und Heber versehen. Durch das Zuflußrohr
und einen Schlauch wurde aus der Wasserleitung beständig Wasser
zugeführt, durch den Heber ebensoviel entfernt, so daß eine fort-
während erneuerte Wassermenge von etwa 200 bis 300 ccm sich
in der Flasche befand. Durch kräftiges Schütteln mit den Händen
brachte man die in der Flasche vorhandene Luft in innige Be-
rührung mit dem Wasser und sog, als diese Bewegung 20 Minuten
gedauert hatte, die Luft in den Versuchszylinder. An einem an-
deren Tage wurden drei Literflaschen zu etwa einem Viertel mit
Nr. 22.] R. Börnstein. 413
Wasser gefüllt, fest yerschlossen und nun anderthalb Stunden
lang in einer für chemische Zwecke gebauten Schüttelvorrichtung
lebhaft bewegt In den Versuchszylinder übergeführt, bewirkte
die aus diesen Flaschen kommende Luft ebensowenig eine ver-
mehrte Zerstreuungsgeschwindigkeit, wie das in dem vorigen Ver-
suche geschehen war.
Mehr Erfolg brachte ein anderes Verfahren. Eine Glasfiasche
von nahezu 10 Litern Inhalt wurde mit doppelt durchbohrtem
Kork, Zufluß- und Heberrohr versehen; das Zuflußrohr endete dicht
unter dem Kork und trug hier mittels eines kurzen Stückes Kaut-
schukschlauch ein in senkrechter Stellung befindliches Messing-
rohr von etwa 1 cm Weite und 5 cm Länge, in dessen Wand nahe
über dem verschlossenen unteren Ende zwölf feine Öffnungen ge-
bohrt waren. Wurde das Zuflußrohr mit der Wasserleitung ver-
bunden, so konnte man in zwölf dünnen Strahlen Wasser in die
Plasche treten und gleichzeitig durch das Heberrohi* eine ebenso-
große Wassermenge ausfließen lassen. Der stationäre Zustand
war leicht zu erreichen durch passende Höhenlage des äußeren
Heberendes, welches mittels eines Schlauches an das im Stopfen
befestigte Heberrohr angesetzt war. Der Wasserspiegel wurde in
nahezu gleich bleibender Höhe deraii erhalten, daß die Austritts-
öffnungen des Wassers sich etwa 15 bis 20 cm darüber befanden
und die Strahlen teils die Wasserfläche, teils auch die innere
Glaswand trafen. Auch hier war also die Luft der Flasche mit
fortwährend erneuertem Wasser in Berührung, und wenn nach
etwa zweistündiger Einwirkung diese Luft in den Versuchszylinder
übergeführt wurde, fand man daselbst die Zerstreuungsgeschwin-
digkeit gegen vorher auf den zwei- bis dreifachen Wert erhöht.
Dabei schien die negative Ladung verhältnismäßig rascher als die
positive zerstreut zu werden.
Zusammengefaßt lauten die Ergebnisse dieser Versuche also :
Durch Berührung mit Wasser konnte die Leitungsfähigkeit der
Luft nicht merklich beeinflußt werden, so lange eine abgeschlossene,
begrenzte Wassermenge zur Wirkung kam. Wenn aber eine fort-
während erneuerte Wassermasse auf die Luft wirkte, wuchs deren
Leitfähigkeit deutlich.
Dies sowie die große Leitfähigkeit der Bodenluft lassen die
Meinung zu, daß in dem untersuchten Wasser die „Emanation",
414 Verhdl. d. Deatoohen Physik. Geselltch. vom 13. Nov. 1903. [Nr. 22.
welcher man die beobachteten Wirkungen zuzuschreiben pflegt,
in sehr geringer Menge vorhanden ist, daß sie an Luft abgegeben
werden kann und in dieser merkliche Änderungen erst hervor-
bringt, nachdem die Luft mit einer ausreichend großen Wasser-
menge in Berührung war.
Ausdrücklich sei noch bemerkt, daß eine Beeinflussung der
Versuche durch Radium oder eine ähnliche Substanz aus-
geschlossen ist, denn dergleichen Körper sind in meinem Labora-
torium noch niemals benutzt worden.
Verlag von Friedr. View^ & Sohn in Braunschweig.
Vorlesungen
über
Experimentalphysik
von
August Kundt,
weiland Profesior an der Universität Berlin,
herausgegeben von
Karl Scheel.
Mit dem Bildnis Kundt«, 634 Abbildungen und einer farbigen
Spektraltafet.
gr. 8. Preis geh. 16 M., geb. 17 M.
Die Vorlesungen Slundts verdanken ihre YeröffentUchung dem viel-
fach aasgesprochenen Wunsche früherer Schüler des grollen Experimen-
tators, die Vorlesungen nicht der Vergessenheit anheimfallen zu lassen.
Der Umstand, dafi das Manuskript ein einheitliches Ganzes darbot,
mußte jeden Versuch zurückweisen, durch Einfügung neuer Kapitel
die Fortschritte der Wissenschaft im letzten Jahrzent zu berücksichtigen
und dadurch die Vorlesungen zu einem Lehrbuch der Physik auszu-
gestalten, um so mehr, als dieselben hierdurch sehr an ihrer Originalität
eingebüßt haben- würden.
Kundts Vorlesungen geben ein Bild des klassischen Bestandteils
der physikalischen Wissenschaft und sind vermöge der überaus anschau-
lichen und leicht verständlichen Sprache so recht geeignet, nicht nur
dem Studierenden der Physik als Leitfaden neben den gehörten
Vorlesungen zu dienen, sondern auch dem Schüler die Einführung
in die phyBikalischen Erscheinungen zu erleichtem. Vor allem wird
aber auch derjenige, welcher mit den Lehren der Physik vollkommen
verirant ist, sich der eleganten und originellen Darstellung der ihm
bekannten Tatsachen stets aufs neue freuen.
Zn beriehen durch alle Bnchhandfaingen.
eXeybold's ßacMolger
Cain a. Rhein
)VIecbamsd)e und optietbe^nerkstätten.
Heue ScbwuitdmascMne mit Ekctromctor
zum Hnscbluss an eine Starkstromleitung.
Mit dem Hpparat Useen eid> eämtticbeTereuche bequem
anstellen* Die Hbbildung zeigt die Centrifugalma9d){ne in
Verbindung mit dem Hpparat nad) 81otte zur Bestimmung
dee med>ani9d)en ^ärmeaquivalentee*
preistiete über JHeue Hpparate und Tereud^e auf Verlangen.
1903 Heft 23
f ^
Berichte
der
Deutschen Physikalischen GeseUschaft
enthaltend
Yerhandlungen
der Deutschen Physikalischen Gesellschaft
im Auftrage der Gesellschaft herausgegeben
von
Karl Scheel
and
Halbmonatliches Literaturverzeichiils
der „Fortschritte der Physik", dargestellt von der
Deutschen Physikalischen Gesellschaft
redigiert von
Karl Scheel Richard Assmann
Beine Physik Kosmische Physik
Braunschweig
Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn
19 03
UonaJ(\i<^ zwei Nummern. — Abonnementspreia pro Jahrgang 8 Mark. — Zu beziehen
durch aUe Buchhandlungen und Postanatalten (Postzeüungaliste Nr. 1042 a)
Inhalt. .
Seite
1. Verhandlungen der Deutschen Physikaliflohen Ghesellsohaft.
Bericht über die Sitzung vom 27. November 1903 415
Prof. Dr. 0. Lummer, Beitrag zur Klärung der neuesten Ver-
suche von R. Blondlot über die n-Strwilen. (Vorgetragen
in der Sitzung vom 27. November 1903.) 416
A. Wehnelt, Über die Phosphoroszenzerregung durch langsame
Kathodenstrahlen. (Vorgelegt in der Sitzung vom 27. Novem-
ber 1903.) ..423
2. Halbmonatliches Literaturrerzeichnis der Fortschritte der
Physik.
L Allgemeine Physik 375
n. Akustik 377
in. Physikalische Chemie 378
IV. Elektrizität und Magnetismus 380
V. Optik des gesamten Spektrums 384
VI. Wärme 385
Vn. Kosmische Physik 387
Den Abonnenten der „Fortschritte der Physik'* kdnnen wir die erfreu-
liche Mitteilung machen, da/s nach langen Vorbereitungen int Anschlufs an
das int Jahre x8gy int Verlage von Georg Reimer in Berlin erschienene
General -Register su den „Forischrittea der Physiic", Band XXI OS^s^
Ä^ XLIII (i8Sy)j das in Anlage und Ausführung übereinstimmend mit
diesem Registerbande bearbeitete
Namen 'Register nebst Sach ' Ergänzungsregister zu den
..Fortschritten der Physik*'. Band XLIV (x888) bis Uli
fiSgyJf unter Mitwirkung von Dr. E. Schwalbe bearbeitet
von Dr, G. Schwalbe,
Mur Ausgabe gelangt ist.
Nach einer Einleitung, welche dasu dient, den Gebrauch des Werkes
SU erleichtern, wird eine Übersicht über den Umfang der Bände, sowie über
die Redakteure und Referenten, welche während der Jahre t88S bis i8g^
tätig waren, gegeben. Der Hauptteü selbst zerfällt in gwei Teile:, Das
Namenregister, in welchem sämtliche in den eehn Jahrgängen der »fPort-
schritte*' erwähnten nicht anonymen Titel in alphabetischer Reihenfolge der
Autorennamen sich vorfinden^ und das Sacli ' Ergänzungsregister , in wel-
chem die anonymen Titel in sachlicher Weise geordnet sind. Wie aus der Ein-
leitung sich ergibt, ist durch umfassende Vergleiche für die Richtigkeit der
einzelnen Titel nach Möglichkeit gesorgt worden. Ebenso ist dem Bedürfnis
nach Vollständigkeit in weitestem Mafse Rechnung getragen.
Für alle, welche auf den Gebrauch der „Fortschritte*' in ihren wissen-
schaftlichen Untersuchungen angewiesen sind, dürfte das vorliegende Re-
gister zu einem wichtigen, wenn nicht unentbehrlichen Nachschlagewerk
werden. Auch für Bibliotheken, welche die „Fortschritte der Physik"
halten, erscheint dasselbe als notwendige Ergänzung zu denselben.
Der Preis des stattlichen Bandes beträgt M. 6o. — , worauf den Mit-
gliedern der Deutschen Physikalischen Gesellschaft die bekannte ^^mäfsigung
gewährt wird.
Die Verlagsbuchhandlung Frledn VIeweg A Sohn
in BrmunsGhweig.
Verhandlungen
der
Deutschen Physikalischen Gesellschaft
Im Auftrage der Gesellschaft herausgegeben
von
Karl Scheel
& Jahrgr« 15. Dezember 1908. Nr. 28.
Sitzung Tom 27. November 1903.
Vorsitzender: Herr E. Warbürg.
Vor Eintritt in die Tagesordnung legt Hr. E. Warburg eine
Mitteilung des Hrn. A Wehnelt:
Über die Phosphoreszenzerregung durch langsame
Kathodenstrahlen
vor und geht dann näher auf seine eigene, in der Sitzung vom
13. November bereits vorgelegte und im vorigen Heft dieser Ver-
handlungen, S. 382, veröffentlichte Mitteilung:
Zur Theorie der SiEMENSschen Ozonisierungsapparate
ein.
Ferner spricht Hr. E. Wandersieb (Jena):
Über einen neuen Apparat zur Betrachtung von Photo-
graphien vom richtigen Standpunkte aus
und demonstriert diesen Apparat.
Endlich gibt Hr. 0. Lnmmer einen
Beitrag zur Klärung der neuesten Versuche von
R. Blondlot über die n-Strahlen.
416
Bettrag zur Klärung der neuesten Versuche van
jB. Blondlot^) über die n^ Strahlen;
van JPraf, JOr, o. j^ummer^
(Vorgetragen in der Sitzung vom 27. November ;1908.)
(Vgl. oben S. 415.)
Bei seinen Versuchen über die Fortpflanzungsgeschwindigkeit
der Röntgenstrahlen entdeckte der französische Akademiker, Herr
R. Blondlot, eine neue Art von Strahlen, welche er nach dem
Ort Nancy, in welchem si^ sieb Wß^ pfEenbarten, die n^Stn^Uen
nannte. Diese Strahlen sollen von einem AuerbFenner und noek
besser von einer Nernstlampe bei 200 Watt Stromverbrauch aus-
gesandt werden. Sie sollen wie die Röntgenstrahlen leicht das
Aluminium durchdringen, dagegen von der geringsten Wasserschicht
absorbiert werden wie die längeren Wärmewellen. Während sie
angeblich vom kalten Platin absorbiert werden, durchdringen sie
Platin leicht bei Rotgluthitze.
Neuerdings hat nun Blondlot gefunden, dafi diese ii^Strahlea
von dem Faden der Nernstlampe ausgestrahlt werben, ^uch nach-
dem diese mehrere Stunden erloschßn isty und daß sogar von der
Sonne beleuchtet gewesene Kieselsteine eine deutliche Wirkung
im Sinne der n-Strahlen ausüben.
Bei allen diesen Beobachtungen Blondlots besteht die Wir-
kung der n- Strahlen im allgemeinen in einer Aufhellung einer
Lichtquelle bei Bestrahlung oder vielmehr in einer Verdunkelung
bei Aufhebung der Bestrahlung, sei es, dass man einen Blei-
schirm oder die Hand zwischen die analysierende Lichtquelle und
die strahlende n- Quelle bringt Als analysierende Lichtquelle
dient ein kleiner Funken, eine bläulich brennende Flamme, eine
phosphoreszierende Fläche, ein dunkelrot glühendes Platin-
blech oder eine von einer Lichtquelle schwach beleuchtete Papier-
fläche. Die Dimensionen aller dieser analysierenden Leuchtquellen
sind sehr klein (das beleuchtete Papier a. B. ist 2pim X 16mm
groß) und die Beobachtung geschieht im dunkeln Zimmer.
^) R. Blondlot, Sur de Qouvelles aotions produites par les rayonB n:
generalisation des phenomenes precedemment observ^B. G. R. 137, 6Ö4, 1908.
— Sur reiumagasinement des rayons n par certains corps. C. R. 137, 729, 1908.
Ih». 2Ä] 0. liWtamer. 417
Obgle^ dto HelliglmtsätHlerttii^ eine ziemlich große sein soll,
i«t 66^ his^tff wectei» ÄLOirDtol' »)v Aoch Bütbek«») utid Anderen»)
gehlAgeü, die 6nts{>i'ecliend!e Energieäuldlerung objektiv nachzu-
weisem Aber Äueh die von Blondlot subjektiv beobachteten
?&älnome]ie konnten von ItuBfiNS und Anderen bei dei" Wieder-
holung det neuesten Versuche mit schwach beleuchteten od^^
phosphoresäerenden- FTächen ilicht wahrgenommen' werden.
Ohne die objekti<ve Existenz dieser n- Strahlen vorläufig in
Abrede süelleU' zu Wollen, möchte ich im folgenden darlegen, daß
sich' eiM ganze Reihe der BLOKDLOTS(^en Versuche in ihrem
Effekte fast vollkommen nachahmen lassen ohne ßeüutzung
irgend einer Strahlungsqüelle bzw., daß Gestalts-, Hellig-
keits- und Färbuligsaüdeitungen der analysierenden Leuchtfläche,
wie sie Blondlot bei Bestrahlung und Abblendting beobachtet
hat, sieh zürilekführeH' lassen a^ Vorgäüge in unserem Auge, und
zwai* aiuf den Wettstreit der Stäbchen* und Zapfen unserer
Netzhaut beim Sehen- im D^unkeln.
Seit latigem weiJi* nkm, daß die Netzhautarchicht dier Zapfen
und Stäbchen die' lichtempfindlichen Gebilde sind, in denen die
von außen kommende Energie umgesetzt wird in Nervenreizüng.
Während man aber aus den Versucheü über die Sehschärfe schließen
zu müssen glaubte, daß den Zapfen allein die Vermittelung des
Sehe&B zufalle, ließ' der fast gleiche aiiatomische Bau immerhin
darauf schließen, dkß wohl auch die Stäbchen eine Rolle beim
Sehen spielen. Darüber hinaus weiß aber auch die neueste Auf-
lage der HELMabLi^zscheü physiologischen Optik nichts zu melden.
Erst auf Grund der neueren physiologiöoheii Forschungen über
das^ Sehen bei geringer Helligkeit und den Einfluß des Sehpurpurs
in den Stäbchen bei der Farbenperzeption gelang es mehr und
mehr, die Wirkungsweise unserer beiden Nefzhaütorgane von-
einandei« ^ trennen und ihre gesonderten Aufgaben zu ergründen.
Schon Av K<Jnio*) hatte das Farblossehön der Tötalfarbenblinden
bei jeder Helligkeit^, das farblose Sehen der Farbentüchtigen bei
sehr geringer Helligkeit und' die Empfindung des Blau den Stab-
") C. Ri IST, 167, 1908.
«) Ebenda.
•) Phy». ZS. 4, 73fl und 768, 190S.
*) A. Köitio, Über den mensehlKilien Selipnrptii« und' sein^ Bedeutung
beim Sehen. Sitzber. d. Berl. Akad. d. Wisse&flch. S. 577, 1894.
418 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsoh. vom 27. Nov. 1903. [Nr. 23.
chen zugeschrieben. J. v. Kries i) ging weiter und löste die noch
bestehenden Schwierigkeiten und Widersprüche, indem er die
Hypothese aufstellte, daß die Zapfen unseren färben tüchtigen
„Hellapparat" und die Stäbchen unseren total farbenblinden
„Dunkelapparat" bilden. Dieser KRiESschen Theorie gemäß
vermitteln die Zapfen das Sehen bei großer Helligkeit und ihre
Erregung durch die Lichtwellen erweckt im Gehirn die Empfin-
dung der Farbe, während die purpurhaltigen Stäbchen total
farbenblind sind, erst bei sehr geringer Helligkeit in Wirksamkeit
treten und mit der Fähigkeit ausgestattet sind, ihre Empfindlich-
keit im Dunkeln ganz bedeutend zu steigern. „Dunkeladaptation"
nennt Kries diese Eigenschaften der Stäbchen. Ehe die Zapfen
farbiges Licht empfinden, vermitteln die Stäbchen zum Gehirn
den Eindruck farbloser Helligkeit.
Aus der Anatomie der Netzhaut^) unseres Auges folgt zu-
nächst, daß auf der Netzhautgrube oder fovea Centralis nur Zapfen
und gar keine Stäbchen vorhanden sind, während die übrige
Netzhaut sowohl Stäbchen wie Zapfen enthält, und zwar in der
Anordnung, daß nach dem Rande der Netzhaut zu die Stäbchen
an Zahl die Zapfen überwiegen. Wie wir wissen, ist nun die
Netzhautgrube die bevorzugte Stelle, mit der wir sehen, wenn
wir einen Gegenstand fixieren und scharf ins Auge fassen. Beim
Fixieren oder beim direkten Sehen (foveal) sind daher
die Stäbchen ausgeschaltet und nur beim indirekten
Sehen (peripher) treten außerdem noch die Stäbchen in
Tätigkeit. Hier treten also bei geringer Helligkeit die beiden
Sehapparate in einen scharfen Wettstreit ein, der, wenn nur die
Helligkeit gering genug ist, zugunsten der farbenblinden Stäb-
chen ausfällt, so daß dann alles „Grau in Grau", d. h. in farb-
loser Helligkeit erscheint.
Mit Hilfe dieser Theorie erhielt man eine zwanglose Deutung
für vorher unerklärliche Erscheinungen, wie z.B. das PüRKiNJKsche
Phänomen, das Wandern des „neutralen Punktes" im Spektrum
der Rotgrün - Verwechsler mit abnehmender Intensität und die
*) J. V. Kries, Über die Funktion der Netzhautetäbchen. ZS. f. Psych,
u. Physiol. d. Sinnesorgane 9, 81—123, 1894.
*) R. Greep, Die mikroskopische Anatomie des Sehnerven und der
Netzhaut. Aus dem Handbuch der Augenheilkunde von Gbabfe u. Sähisch.
2. Aufl., I. Bd., V. Kap. Berlin, 1901.
Nr. 23.] 0. Lummer. 419
Abhängigkeit der Farbengleichungen von der absoluten Intensität
Und in meiner Arbeit „Grauglut und Rotglut" konnte ich zeigen '),
daß sian die merkwürdige und „gespensterhafte" Erscheinung der
Grau- und Rotglut erklären kann, wenn man den beiden licht-
empfindlichen Apparaten die Rolle zuschreibt, welche ihnen
y. Kries beigelegt hatte.
Beobachten wir im Dunkelzimmer die allmähliche Tempe-
ratursteigerung eines Körpers von der Zimmertemperatur bis zur
Glühtemperätur, so meldet unser Auge laut meiner Ansicht einen
zweimaligen Sprung, erst vom Dunkel zum Gespenstergrau
(Grauglut) und später von der Grauglut zur farbigen Glut (Rot-
glut). In beiden Fällen entsteht der „Sprung" durch das Über-
schreiten der Reizschwelle unseres Sehnerven ; nur die vermitteln-
den Organe sind in beiden Fällen andere: die Grauglut entspricht
der Reizschwelle der Stäbchen, die Rotglut der Reizschwelle der
Zapfen' unserer Netzhaut. Demnach haben vrir die Grauglut
als eine Empfindung der Netzhautstäbchen und die Rot-
glut als die Empfindung der Netzhautzapfen aufzufassen.
Das „Gespenstische" des Stäbchensehens tritt erst ein, wenn
man eine genügend kleine Fläche betrachtet, deren Netzhautbild
an Ausdehnung höchstens gleich der Stelle des deutlichsten Sehens,
der Netzhautgrube, ist und deren Helligkeitssteigerung man im
Dunkeln von Null an verfolgt. Am besten bedient man sich dazu
eines elektrisch geglühten Platinbleches, welches man durch ein
Diaphragma begrenzt und dessen Lichtentwickelung man mit gut
ausgeruhtem Auge im Dunkeln verfolgt. Hat das Platinblech
die Temperatur von etwa 400<> C erreicht, so werden zunächst nur
die Stäbchen des im Dunkeln umherirrenden Auges erregt und
im Gehirn wird die Empfindung farbloser Helligkeit (Grauglut)
ausgelöst Gewöhnt, das zu fixieren, was uns „Licht" zusendet,
wenden wir unser Auge in die Richtung, von der wir glauben,
daß die Lichtstrahlen gekommen sind. Da aber die Zapfen noch
nicht in Erregung geraten, sendet die Netzhautgrube auch keine
Lichtmeldung zum Gehirn, also können wir auch die „fixierte"
Stelle nicht sehen! Es tritt hier somit der merkwürdige Zustand
ein, daß wir etwas sehen, was wir nicht fixieren, während es un-
») 0. Lummer, Über Grauglut und Rotglut. Wied. Ann. 62, 14—29,
1897. Yerh. Phyg. Ges. Berlin 16, 121—127, 1897.
420 Yerhdl. d. Deutschen Physik. OeseHBoh. vom 27. Not. 1908. {¥h. 29.
sichtbar wird, weim wir es näher ins Auge fassen Wolfen. Und
da wir beim direkten Sehen nichts sehen können, so bewegen wir
unwillkürlich unser Auge weiter, wodurch die Strahlen wiederum
auf extrafoveale Netzhautstellen fallen; wiedierum erhalten wir den
Eindruck von Licht und ron neuem beginnt die Suche nach dem
Orte, von wo das merkwürdige Licht kommt So entsteht in: vmA
der Eindruck eines Lichtes, welches hin und her haB<^t, bald
Torhanden ist, dann wieder entflieht, und uns* gleich einem* ^irr-
licht" neckt Erst wenn die Helligkeit so groß geworden ist,- daß
auch die Zapfen erregt werden und dem Gehirn ^Licht^ am
melden im stände sind^ schwindet dieser ungewohnte Zustand;
dann sehen wir das, was wir fixieren, ganz wie wir es gewöhnt
sind, und das Gesehene flieht nicht mehr unseren prüfenden Blick.
Dies tritt beim Glühen erst ein, sobald der Körper die Temperatur
etwas über bOO^ C erreicht hat; erst dann werdlsn die Zapfen
erregt und wir empfinden außer der Helligkeit auch* noch Farbe:
Die ^Grauglut" geht über in y,Rotglut".
Aber bei noch viel höherer Temperatur (bis TOO® C und
darüber) treten die Stäbchen mit den Zapfen in starke Konkurrenz
und die beim Fixieren des Platinbleches gesehene hellrote Farbe
verwandelt sich beim indirekten Sehen in ein- eigentümliches,
farbloses Weiß, das „Stäbchenweiß^, während die Helliglmt des
Platinbleches gleichzeitig bedeutend zunimmt.
Bei einigen Versuchen Blondlots befindet man ^ch gana in
der Lage wie bei der Beobachtung des soeben geschilderten
^Gespenstersehens^. Man beobachtet im Dunkeln- und be-
trachtet eine sehr kleine schwachleuchtende Fläche,. z.B.
ein dunkelrot glühendes Platinblech. Ehe man seine ganze Auf-
merksamkeit auf dasselbe richtet, wird man es mit extrafovealen
Stellen der Netzhaut betrachten, weil das Auge unwillkürlich das
meiste Licht aufzufangen sucht, so daß also Zapfen und Stäbchen
am Sehen teilnehmen. Sobald man jetzt den Bleischirm oder die
Hand zwischen die Strahlungsquelle und die leuchtende Platinfläche
einschaltet, um dessen Veränderung zu beobachten, wird
man das Plaünblech möglichst schürf fixieren und damit also* die
Stäbchen ausschalten. Die notwendige Folge wird- sein, dfetß^ das
Platinblech weniger hell und rötlich erscheinen wird, da das
peripher mitwirkende Stäbchenweiß fortfällt Aber diese Fixation
kostet Zeit und Anstrengung. Die beobachtete Verdunkelung undt
tfr. ».] O. LuxuMT. 421
BetfiirlMEUig vird also mnA gewme Zeit in AoBpnich nehmen imd
4m Auge wird, sobald maa die Hand oder den Sdbinn fortnimmt,
baldmögüehst zur «Ktrt^orealen Beobachtung zurückkehren, bei
der es mehr Licht empfängt Nach Fortnahme des Schiimes
nimmt also die Helligkeit des Platinbleches wieder zu. Und falls
die Helligkeit der beobachteten Leuchtfläche sehr gering ist, wird
mit dem Dunkelwerden beim Fixieren zugleich eine Verundent-
liehung der Begrenzung eintraten, ja eyentuell das vollkommene
Verschwinden des Platinblecbes, falls die Energie unter der Reiz-
lehvelle der Zapfen gelegen und die beobachtete Fläche klein
genug ist
Zum Beweise, daß die hier geschilderten, von mir nicht nur
subjektiv beobachteten, sondern in meiner Vorlesung einem größeren
Zuhörerkreise vorgeführten Phänomene den neueren, von Blondlot
geschilderten Beobachtungen außerordentlich ähneln, will ich zwei
Sätze aus seiner Abhandlung vom 2. Nov. 1903 (G. R. 137, 685,
1903) wörtlich anführen. Nachdem er die Anordnung bei der
Beobachtung eines schwach beleuchteten Papierstreifens be-
sehrieben, fährt er fort: !
^6i maintenant on intercepte les rayons en interposant une
kme de plomb ou la main, on voit le petit rectangle de papier
s'assombrir, et ses contours perdre leur nettete; l'eloignement de
Fecran fait reparaitre Teclat et la nettete: la lumiere diffusee par
la bände de papier est donc accrue par Taction des rayons n.^
Und in dem Falle, wo Blondlot das an einer Nähnadel ge-
spiegelte transparent leuchtende Papier beobachtet und nun die
Nähnadel mit den n-Strahlen bestrahlt, schildert er die Wirkung
mit folgenden Worten: „II fut alors facile de constater que l'action I
de ces rayons renforce Timage, car si Ton vient ä les intercepter,
cette image s'assombrit et devient rougeätre. J'ai repete cette |
experience avec le meme succes en employant, au lieu de Taiguille
a tricoter, un miroir plan en bronze.^
In dieser Abhandlung heißt es auch: „Toutes ces actions des
rayons n sur la lumiere exigent un temps appreciable pour se
produire et pour disparaitre^; also ganz wie bei den Erscheinungen
der Grauglut und Rotglut beim Sehen im Dunkeln. Bei den in
dieser Abhandlung geschilderten Versuchen ist nicht die Rede
von dem Verhalten der verschiedenen Substanzen gegenüber den
n-Strahlen. Es versteht sich von selbst, daß das Sehen im Dunkeln
422 Yerhdl. d. Deutsohen Physik. Gesellsch. vom 27. Nov. 1903. [Nr. 28.
durchaus nicht im stände ist zu erklären, warum einige Substanzen
die n- Strahlung hindurchlassen, andere nicht Wohl aber läßt
sich ohne weiteres aussagen, daß weder eine Aufhellung, noch
eine Verdunkelung, noch eine Färbungsänderung eintreten wird,
wenn man während der Operation bei gedachter Strahlungsquelle
die analysierende Leuchtfläche andauernd fixiert, so daß ihr Bild
immer auf die Netzhautgrube fällt und nur die Zapfen wirksam
sind. Tatsächlich hat Herr Professor Rubens, wie er mir auf
meine Frage freundlichst mitteilte, in dieser Weise beobachtet tmd
selbst bei Anwendung einer sehr kräftigen Nernstlampe keine
Aufhellung bemerken können. Übrigens ist dieses andauernde
Fixieren im allgemeinen und besonders bei Betrachtung einer
sehr schwach leuchtenden kleinen Fläche im dunkeln Zimmer aus
den schon oben angeführten Gründen mit großer Anstrengung
verbunden. Ist doch, wie man aus den hypnotischen Ekperimenten
kennt, das andauernde Fixieren kleiner heller Objekte das wirk-
samste Mittel, um eine Person in hypnotischen Schlaf zu versetzen!
Aber trotzdem man nicht alle Versuche des Herrn Blondlot
durch rein subjektive Empfindungsvorgänge auch ohne An-
wendung einer Strahlungsquelle nachahmen kann, glaubte ich
doch auf diese neueren physiologischen Erkenntnisse hinweisen
zu sollen, umsomehr, als Herr Blondlot in keiner Publikation
darauf Bezug nimmt, und weder angibt, mit welchem Sehapparat
man beobachten soll, noch vor den Täuschungen warnt, denen
man bei seinen Versuchen verfallen kann. Mindestens aber sollen
diese Darlegungen allen denjenigen, welche sich bemühen, die
Blondlot sehen Versuche zu wiederholen, die Tatsache ins Ge-
dächtnis zurückrufen, daß beim Sehen im Dunkeln Helligkeits-,
Gestalts- und Färbungsänderungen auf rein subjektivem Wege
eintreten können. Diese rein subjektiven Veränderungen aber
beruhen auf keiner optischen Täuschung, sondern sind wie die
„gespensterhaften" Erscheinungen der „Grauglut" und „Rotglut"
durch den Wettkampf der beiden Sehapparate begründet und
entsprechen objektiven Vorgängen in unserer Netzhaut Sobald
die von Herrn Blondlot beobachteten Phänomene auch durch
objektive Meßinstrumente einwandsfrei nachgewiesen sein werden,
ist natürlich die liier gegebene Darlegung nur noch von sekundärer
Bedeutung für die w-Strahlen.
423
tfber ä4e Pho9phore9Z€n»^
erreftunff durch langsame Kathodenstrahlen;
von A. WehnelU
(Vorgelegt in der Sitzung vom 27. Noyember 1908.)
(Vgl oben S. 416.)
In einer Abhandlung ^Über die Beobachtung langsamer
Kathodenstrahlen mit Hilfe der Phosphoreszenz" teilt Herr
P. Lenard^) mit, daß Kathodenstrahlen unter einem bestimmten,
für yerschiedene phosphoreszierende Substanzen yerschiedenen
Werte der Geschwindigkeit (der Schwellengeschwindigkeit) keine
Phosphoreszenz zu erregen yermögen, wie groß auch ihre „Strahl-
dichte", d. h. die in der Sekunde durch die Einheit des Quer-
schnittes bewegte Elektrizitätsmenge, sei.
In einer Tabelle 3), in der die Schwellengeschwindigkeit (aus-
gedrückt durch die von den Kathodenstrahlen durchlaufenen
Potentialdifferenzen) vieler phosphoreszierender Substanzen auf-
geführt sind, ist für Thüringer Glas die 6000 Volt entsprechende
Geschwindigkeit als niedrigste Fluoreszenz erregende Geschwindig-
keit mitgeteilt.
In einer vor kurzem erschienenen vorläufigen Mitteilung „TTber
Kathodenstrahlen an glühenden Kathoden" >) teilte ich mit, daß
Kathodenstrahlen von sehr niedrigen Geschwindigkeiten (ent-
sprechend 300 Volt und weniger) helle Fluoreszenz auf Thüringer
Glas zu erregen vermögen. Da es nach den Lenard sehen Ver-
suchen scheinen könnte, als ob meine Beobachtung über Fluoreszenz
unrichtig wäre, so habe ich einige Substanzen Kathodenstrahlen
mit niedrigen Geschwindigkeiten ausgesetzt, um die untere Grenze
der Fluoreszenzerregungsfähigkeit der von mir verwandten Strahlen
festzustellen, wobei ich besonders darauf achtete, daß die Fluoreszenz
») P. Lbwabd, Ann. d. Phya. (4) 12, 466, 1903.
^ Ebenda, S. 469.
") A. Wehublt, Verhandl. d. D. phys. Ges. 5, 257, 1903.
424 Verhdl. d. DeutBchen Physik. Gesellsch. vom 27. Nov. 1905. [Nr. 23.
sofort ohne merkliche zeitliche Verzögerung i) beim Auftreffen der
Eathodenstrahlen auftrat
Folgende Tabelle I enthält die Versuchsergebnisse:
Tabelle I.
Unterauchte Substanz
Spannungsgrenze der
Fluoreszenz
für meine Strahlen
Schwellenwert
^ nach Lbnabd
Thüringer Glas
BALMAiNsche Leucht-
farbe
Zn8
etwa 260 Volt
« 300 ,
» 146 ,
» 670 „
etwa 6000 Volt
« 1700 „
Uranglas ...
, 6800 „
Da nicht alles fremde Licht von den fluoreszierenden Sub-
stanzen femgehalten werden konnte, so liegt wohl der wahre
Beginn der Fluoreszenz für die von mir verwandten Kathoden-
strahlen bei noch niedrigeren Potentialen.
Die Versuche zeigen jedenfalls, daß die von Herrn Lenard an-
gegebenen Schwellengeschwindigkeiten keine allgemeine Gültigkeit
haben, sondern sich nur auf seine äußerst geringe Elektrizitäts-
mengen transportierenden Strahlen beziehen. Wahrscheinlicher ist
wohl, daß die erregte Fluoreszenzhelligkeit (H) proportional der
Energie der Kathodenstrahlen (Vs^^O ^^^ Unterhalb eines be-
stimmten Wertes der Energie wird dann die Fluoreszenz nelleicht
verschwinden, oder so schwach werden, daß sie für unser Auge nicht
mehr wahrnehmbar ist, es wird also für die Fluoreszenzerregong
vielleicht einen Schwellenwert der Energie, aber nicht der Ge-
schwindigkeit geben.
Da die Energie mit dem Quadrat der Geschwindigkeit wächst,
wird man bei schnellen Kathodenstrahlen mit sehr kleinen, bei
langsamen Strahlen hingegen nur mit sehr großen Elektrizitäts-
mengen wahrnehmbare Fluoreszenz erhalten.
Die Strahldichte, die Herr Lenard >) anwendet, ist außer-
ordentlich gering, nämlich nur
0,57 . 10-10 CouL/sec-cm«.
') Vgl. P. Lbnaed, Ann. d. Phys. (4) 12, 466, 467, 1903.
*) Vgl. P. Lbkabd, Ann. d. Phys. (4) 12, 470, 1903.
Nr. 28.J
A. Wehnelt.
425
Um die Striihldichte bei den Yon mir rerwandten Kathoden-
strahlen zu bestimmen, fing ich dieselben in einem Farad at sehen
Zylinder aul Die Strahlen worden erzeugt Ton einer 20 plattigen
Influenzmaschine, die einen konstanten Strom Ton 0,35.10~~'Amp.
gab. Folgende Tabelle II gibt die bei verschiedenen Potentialen
Ton den Strahlen mitgeführten Ladungen.
Tabelle 11.
Druck
f
in mm Hg
Volt
in 10— »Amp.
Ck)cil./B6o.-om*
0,03
78,5
0,009
0,046. 1(HB
0,024
107
0,245
1,24 .10-8
0,021
110
0,26
1,32 .10-8
0,019
165
0,305
1,55 .10-8
0,025
199
0,32
1,62 .10-8
0,027
207
0,34
1,72 .10-8
ojm
215
0,34»)
1,72 .10-8
0,022
227
0,34»)
1,72 .10-^
0,026
300
0,305
1,55 .10-8
0,028
310
0,305 •
1,55 .10-8
0,014
500
0,296
1,52 .10-3
0,016
700
0,26
1,32 .10-8
0,022
900
0,197
1,08 .10-8
0,019
1100
0,192
0,98 .10-8
0,020
1500
1.165
0,84 .10-8
In der ersten Spalte der Tabelle 11 stehen die Drucke, in
der zweiten die von den Kathodenstrahlen frei durchlaufenen
Potentialdifferenzen, in der dritten Spalte die mitgeführten Elek-
trizitätsmengen und in der vierten die Strahldichten (CouL/sec-cm»).
Das Diaphragma, durch das die Strahlen in den Faraday sehen
») Diese Yersache bestätigen das Resultat von Herrn Leininoeb (Disser-
tation. Würzbarg, 1902), daß die Kathodenstrahlen bis zu 100 Proz. des er-
zeugenden Stromes führen können, d. h. daß sie unter gewissen Bedingungen
die Bahn des Stromes selbst darstellen. Letzteres folgt auch aus früheren
Versuchen von Herrn E. Wiedemann, welche zeigten, daß bei Ablenkung
von Kathodenstrahlen durch einen Magnet gegen die Rohrwand einer zylin-
drischen Entladungsröhre das positive Licht stets zur Auftreffstelle der
Kathodensti-ahlen wandert (E. Wiedemamn, Wied. Ann. 20, 780, 1883). Ob
und wieweit man aber aus solchen Versuchen überhaupt auf die von den
Kathodenstrahlen überhaupt mitgeführten Elektrizitätsmengen einen Schluß
ziehen kann, bedarf einer eingehenderen Untersuchung.
426 Verhdl. d. Deutschen Physik. GeseUsch. vom 27. Nov. 1908. [Nr. 23.
Zylinder eintraten, hatte 5 mm Durchmesser. Bei kleinen Poten-
tialen war das Kathodenstrahlenbündel diffus, so daß nicht alle
Strahlen in den Zylinder gelangten. Bei mittleren Potentialen
war das benutzte Strahlenbündel viel dünner als die Öffnung des
Diaphragmas, so daß die Strahlen, ohne die Wände desselben zu
streifen, in den Zylinder gelangten, die Strahldichte war also hier
noch viel größer, als sie in der Tabelle aus dem Diaphragmen-
durchmesser (5 mm) berechnet angegeben ist. Bei den höchsten
Potentialen traten wiederum nicht sdle Strahlen in den Zylinder,
die Strahldichte nimmt wieder ab.
Wie man sieht, ist die von mir benutzte Strahldichte (rund
10~' CouL/sec-cm') unvergleichlich viel größer, als die von Herrn
Lenard benutzte und ich glaube daher, meine abweichenden Be-
obachtungen auf die von mir oben erörterten Gründe zurückführen
zu können.
Eine eingehendere Beschreibung der Erzeugungsart dieser
weichen Strahlen, sowie der mit ihnen angestellten Versuche ge-
denke ich demnächst mitzuteilen.
Erlangen, Physik. Inst. d. Univ., November 1903.
Terlag yon Friedr. Yieweg & Sohn in Braunschweig.
Neu erBchienen:
Die Dissoziierung und Umwandlung
chemischer Atome.
Von
Dr. Johannes Stark,
Privatdozent an der Universität G'öttingen.
Preis seh. M. 1.50.
Die vorliegende Schrift gibt auf beschränktem Räume für den Physiker,
Chemiker und jeden naturwissenschaftlich Interessierten die Prin-
lipien der immer mehr an Boden gewinnenden lonentheorie, speziell der
elektrischen Dissoziier.ung, und berichtet über die bahnbrechenden Unter-
suchungen Rutherfords und Soddya über die Natur und Ursache der Radio-
aktivität sowie über Ramsays und Soddys epochemachende Entdeckung der
Umwandluog Ton Radium in Helium. Die Darstellung ist übersichtlich und
gemeinverstündlich.
= Zn beziehen durch alle Bnchhandliingreii* ^rz
l Verlag von Gustav Fischer in Jena.
Soeben erschien:
\ Wissenschaft und Buchhandel.
Zur Hbwebr.
DemtKbrift der DeutscDen UeriegerMMiKr
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beai'beitet von
Dr. Karl TrUbtier,
Straßburg i. E.
Interessenten steht, soweit der dafür bestimmte Vorrat reicht, die p
Schrift in einem Exemplar unentgeltlich zur Verfügung. Bestel- j^«
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dee med)ani9d>en Qlärmeaquivalented«
preieliete über Neue Hpparate und VersuAe auf Verlangen.
81^ Diesem Hefte ist beigegeben: Ein Prospekt der Verlagsbuch-
handlung von B. 0. Teabner in Leipzig, betr. „Wissenschaftliche Werice'^
f903 Heft 24
r —
Berichte
der
Dentsehen PhysiJLaliscben 6esellscbaft
enthaltend
Yerhandlungen
der Deutschen Physikalischen Gesellschaft
Im Auftrage der Gesellschaft herausgegeben
von
Karl Scheel
und
Halbmonatliches Literaturyerzeichnis
der „Fortschritte der Physik'^ dargestellt von der
Deutschen Physikalischen Gesellschaft
redigiert von
Karl Scheel Richard Assmann
Böine Physik Kosmische Physik
Brannschwelg
Druck und Verlag von Friedrich Vieweg und Sohn
19 3
MoncUUch anoei Nummern, — Äbonnementspreis pro Jahrgang 6 Mark, — Zu beziehen
durch aUe BuchhandltDigen und Postanstalten (Postzeitungsliste Nr. 1042 a)
Inhalt.
Seit«
1. Verhandlungen der Deutsohen Physikalisolien GtoBellaohaft*
Inhalt m
Bericht über die Sitzung vom 11. Dezember 1903 427
F. Kurlbaum und Günther Schulze, Pyrometrjsche Unter-
suchungen an Nematlampen und Hohlkörpern aus Nernst-
masse. (Vorgetragen in der Sitzung vom 11. Dezember 1903.) 428
F. F. Martena, Über einen neuen Beleuchtungsmesser. (Vor-
getragen in der Sitzung vom 23. September 1903.) 436
Erich Marx, Zur Kenntnis der Flammenleitung. (Bemerkung
zu der Arbeit des Herrn H. Starke.) (Vorgetragen in der
Sitzung vom 11. Dezember 1903.) 441
Mitgliederliste der Deutschen Physikalischen Gesellschaft .... 455
Alpha>)etisches Namenregister zu Jahrgang 1 bis 5 (1899 bis 1903)
der Verhandlungen der Deutschen Physikalischen Gesellschaft 463
2. HalbmonatUohes Literaturveraeiolinis der FortBohritte der
Physik.
L Allgemeine Physik 391
n. Akustik 394
III. Physikalische Chemie 394
IV. Elektrizität imd Magnetismus 397
V. Optik des gesamten Spektrums 400
VI. Warme 401
Vn. Kosmische Physik 403
Verhandlungen
der
Deutschen Physikalischen Gesellschaft
Im Auftrage der Gesellschaft herausgegeben
von
Karl Scheel
6. Jahrg. HO. Dezember 1908. Nr. 24.
Sitzung Tom 11. Dezember 1908.
Vorsitzender: Herr W. v. Bezold.
Die SitzuDgstage der Gesellschaft werden für das Jahr 1904
wie folgt festgesetzt:
8. und 22. Januar, 3. und 17. Juni,
5. und 19. Februar, I 1. Juli,
4. und 18. März, i 14. und 28. Oktober,
15. und 29. April, 11. und 25. November,
13. Mai, 9. Dezember.
Hr. F. Knrlbaum berichtet über:
Pyrometrische Untersuchungen an Nernstlampen und
Hohlkörpern aus Nernstmasse
(nach gemeinsam mit Hrn. Günther Schulze angestellten Unter-
suchungen).
Hr. E. Marx spricht ferner:
Zur Kenntnis der Flammenleitung
(Bemerkung zu der Arbeit des Hm. Starke).
428
Pyrometrische Untersuchungen an Nemstlampen
und Hohlkörpern aus Nemsttnasse;
von F. JKurlbaum und Günther Schulze.
(Vorgetragen in der Sitzung vom 11. Dezember 1903.)
(Vgl. oben S. 427.)
Die Messung hoher Temperaturen ist durch die theoretischen
und experimentellen Arbeiten auf dem Strahlungsgebiete inner-
halb des letzten Jahrzehnts außerordentlich gefördert Auf Grund
dieser Arbeiten sind optische Pyrometer konstruiert, welche auch
die höchsten Temperaturen leicht und schnell zu messen gestatten.
Die wesentlichste Grundlage für diese Apparate bildet die
Wien-Planck sehe Formel in der für pyrometrische Zwecke be-
quemen Gestalt:
loa ^^ — J^U^ — M
wobei Jo und J\ die bei den absoluten Temperaturen T^ Und Tj
vorhandenen Strahlungsintensitäten für die Wellenlänge k be-
deuten, während c im sichtbaren Gebiete stets gleich 14 500 ist
Auch bei Elektrikern und Chemikern hat das Vertrauen in
derartige Messungen so zugenommen, daß Anfragen bei der Physi-
kalisch-Technischen Reichsanstalt über die Temperatur einer ein-
gesandten Glühlampe, sei es mit Kohle-, Nemst- öder Osmium-
faden, nicht mehr ungewöhnlich sind.
Da nun die obige Formel nur für schwarze Körper, d. h. für
Körper mit dem größtmöglichen EmissionsveimÖgen gilt, so kann
zunächst auch nur die Temperatur schwärzet Körper oder von
Hohlräumen, die wie schwarze Körper strahlen, gemessen werden.
Will man auch die Temperatur von Körpern mit unbekann-
tem Emissionsvermögen angeben, so muß man eine neue Tem-
peraturskala, die sogenannte schwarze Temperatur einführen.
Als schwarze Temperatur eines Körpers ist diejenige Tem-
peratur definiert, bei welcher für eine bestimmte Wellenlänge
Nr. 24.] F. Kurlbaum und Günther Sobulze. 429
der schwarze Körper die gleiche Strahlungsintensität besitzt, wie
der untersuchte.
Bestimmt man mit einem optischen Pyrometer i) die schwarze
Temperatur der Nernstlampe, so findet man yerschiedene Tempe-
raturen, je nachdem man mit rotem, grünem oder blauem Licht
arbeitet Die Nernstlampe ist also jedenfalls nicht schwarz, sie
könnte aber immerhin noch grau sein, d. h. für jede Temperatur
und Wellenlänge den gleichen Bruchteil der Strahlung des schwarzen
Körpers aussenden.
Im folgenden möchten wir zeigen, daß die Nernstlampe auch
nicht grau ist, sondern selektiv emittiert '). Dabei haben wir eine
spektralphotometrische Methode benutzt, welche sehr einfach und
für orientierende Versuche zu empfehlen ist, da sie einen großen
Teil des Spektrums gleichzeitig photometrisch zu übersehen ge-
stattet und relativ empfindlich ist.
Auf den Spalt eines Spektrometers wird das Bild eines hori-
zontalen Nemstfadens 3) geworfen, während unmittelbar hinter dem
Faden ein schwarzer Körper steht, so daß auf dem Spalt zugleich
das diffuse Bild des schwarzen Körpers erscheint. Man sieht da-
her im Fernrohre das Spektrum des schwarzen Körpers, durch
welches sich als schmales Band das Spektrum des Nemstfadens
hindurchzieht. Die beiden Spektren berühren sich daher unmittel-
bar und gestatten eine photometrische Vergleichung der Intensität
gleicher Wellenlängen.
Reguliert man nun die Temperatur der Nernstlampe so, daß
im Grün die Lampe ebenso hell wie der schwarze Körper er-
scheint, so ist die Lampe im Gelb und Rot, also bei längeren
Wellenlängen, viel dunkler, aber auch bei kürzeren benachbarten
Wellenlängen etwas dunkler, sie wird aber bei ganz kurzen Wellen-
längen wieder heller.
Der Nernstfaden hat also für gewisse Temperaturen im Grün
eine selektive Emission. Von welchem Stoff dieselbe ausgeht und
*) HoLBOBN und KuBLBAüM, Ann. d. Phye. (4) 10, 225—241, 1903.
■) W. Nebnst und KBose, Phys. ZS. 1, 289—291, 1900; LeChatelikb
et BouDOUABD, C. R. 126, 1861, 1898; Bunte, Ber. d. D. ehem. Ges. 31,
7, 1898.
■) Zum Schutz gegen Luftzug und fremdes Licht war die Nernstlampe
von einer innen und außen geschwärzten HüUe umgeben, welche kleine Öff-
nungen besaß.
430 Verhdi. d. Deutschen Physik. Gesellsoh. vom 11. Dez. 1903. [Nr. 24.
ob es sich dabei um reine Temperaturstrahlung handelt, darüber
möchten wir uns heute noch nicht äußern. Es sei nur erwähnt,
daß Erbium- und Didymoxyd bei Erhitzung ein Emissionsspektrum
mit hellen Bändern geben, die mit den Absorptionsbändem der
entsprechenden Lösungen identisch sein sollen i).
Ersetzt man bei dem vorigen Versuch den schwarzen Körper
durch ein Platinblech, so ist die Erscheinung ähnlich, wenn auch
nicht so ausgesprochen. Der Nernstfaden zeigt auch hier größere
Intensität der kürzeren Wellenlängen und geringere Intensität
der längeren Wellenlängen. Da nun Platin, verglichen mit dem
schwarzen Körper, einen ähnlichen Gang der Intensitäten zeigt
wie der Nernstfaden, verglichen mit Platin, so liegt die Emission
des Platins innerhalb des sichtbaren Spektralgebietes und der
angewandten Temperaturen zwischen der Emission des schwarzen
Körpers und der des Nemstfadens^).
Die Eigentümlichkeit der Emission der Nernstlampe, welche
hier am Spektrometer zu sehen ist, tritt auch deutlich hervor,
wenn man den Versuch macht, eine Nernstlampe als schwarzen
Körper zu eichen.
Bekanntlich hat es große Schwierigkeiten, einen schwarzen
Körper für sehr hohe Temperaturen herzustellen. Der von Lümmer
und KuRLBAUM konstruierte, elektrisch geglühte schwarze Körper
ist zwar, abgesehen von den Stromverhältnissen, bequem, er
gestattet aber nur Temperaturen bis wenig über 1500° C herzu-
stellen, da sich bei höherer Temperatur die benutzte Porzellau-
masse durchbiegt.
Lümmer und Pringsheim haben nun einen elektrisch geglühten
Kohlekörper konstruiert, mit welchem sie eine Temperatur von un-
gefähr 2000° C erreichen konnten , und zwar wurde diese Tempe-
ratur übereinstimmend bei Benutzung der verschiedenen Strahlungs-
gesetze gefunden. Der Kohlekörper besitzt jedoch keine lange
Lebensdauer und bietet in der Handhabung Schwierigkeiten dar.
^) Die beiden Stoffe bilden also eine Ausnahme von dem Satz, daß
glühende feste Körper ein kontiuuierliches Spektrum geben. J. Bahb, Um-
kehrung der Absorptionsatreifen im Erbinspektrum, Ann. Chem. u. Pharm.
135, 376, 1865.
*) Vgl. betreffs Silber und (told Holborn und Kurlbaum, Ann. d. Phys.
(4) 10, 1>3'6 unten, 1903.
Nr. 24.] F. Eurlbaum und Günther Schulze. 4SI
Es ist deshalb bei häutiger wiederkehrenden Messungen sehr
erwünscht, einen bequemen Ersatz für den schwarzen Körper bei
hohen Temperaturen zu haben, und dies ist in folgender Weise
möglich, da man die Temperaturskala, welche durch Extrapolation
der Strahlungsgesetze gegeben ist, als sicher fundiert ansehen darf.
Auf den Spalt des Spektrometers wird wieder gleichzeitig der
Nemstfaden und der schwarze Körper, dessen Temperatur durch
ein Thermoelement bekannt ist, projiziert i). Dann werden bei
konstanter Temperatur des schwarzen Körpers diejenigen Strom-
stärken der Nernstlampe bestimmt, bei welchen die Konturen des
Fadens für verschiedene Wellenlängen auf dem spektralen Hinter-
grund verschwinden.
In dieser Weise sind die nachstehenden Kurven in Fig. 1 (a. f. S.)
bei den Temperaturen des schwarzen Körpers 1090, 1187, 1286
und 1434® C gefunden, indem horizontal die Wellenlänge, vertikal
der Lampenstrom aufgetragen wurde. Man sieht deutlich, wie die
Kurven bei der Wellenlänge 0,52 fi einen Sattel haben, dessen
Tiefe mit steigender Temperatur abnimmt. Bei den höheren
Temperaturen, die zuerst untersucht wurden, verschwindet der
Sattel immer mehr, so daß sein Auftreten zunächst als Messungs-
fehler betrachtet wurde. Die Einsenkung erschien aber beim
Variieren der Versuchsanordnung, beim Arbeiten mit Prisma und
Gitter mit wechselndem Einfallswinkel stets wieder.
Die gewonnenen Beobachtungsresultate können aber auch für
eine konstante Wellenlänge durch eine Kurve dargestellt werden,
indem man horizontal die Temperatur und vertikal die Strom-
stärke aufträgt, so daß die Nernstlampe für die betreffende Wellen-
länge als schwarzer Körper geeicht erscheint.
Die Temperaturen, welche über löOO^ C liegen, wurden in
folgender Weise bestimmt. Eine geeichte Lampe wurde bei be-
kannter Temperatur, ungefähr löOO^C, auf eine andere ungeeichte
Nernstlampe projiziert, dann beide auf den Spalt, so daß die eine
Lampe die andere zur Hälfte bedeckte. Darauf wurde die Grenz-
*) Es wird vorteilhaft zunächst der schwarze Körper auf die Nernst-
lampe projiziert uud dann werden beide auf den Spalt projiziert, wobei der
Eänfloü der reflektierenden Linse auf die Helligkeit des schwarzen Körpers
and eine etwaige Erwärmung des Nemstfadens durch das Bild des schwarzen
Körpers zu berdcksiohtigen ist.
432 Verhdl. d. Deutschen Physik. GeseÜBch. vom 11. Dez. 1903. [Nr. 24.
kante beider Lampen für eine bestimmte Wellenlänge zum Ver-
schwinden gebracht, indem man den Strom in der ungeeichten
Lampe variierte. Diese Einstellung auf gleiche Helligkeit wird
nun einerseits durch Einschaltung eines rotierenden Sektors zwischen
beiden Lampen gestört, andererseits aber durch Erhöhung der
Stromstärke in der geeichten Nernstlampe wieder hergestellt.
Milli-Amp. ^^«' 1-
100-
0,70 0,65
Vertikal ■' Lampenstrom
Horizontal '. Wellenlänge
0,40 ju.
Aus der bekannten Lichtschwächung des Sektors erhält man
mit Hilfe obiger Formel die unbekannte schwarze Temperatur der
Nernstlampe, welche dem gemessenen Lampenstrom entspricht
Auf diese Weise erhält man eine für verschiedene Wellen-
längen als schwarzer Körper geeichte Nernstlampe, welche für
manche Versuche als Ersatz des schwarzen Körpers gelten kann.
Nr. 24.] F. Kurlbaum und Günther Schulze. 433
Die Lampe bietet den Vorteil, .daß sie leicht zu handhaben ist,
wenig Strom verbraucht und schnell hintereinander auf Tempe-
raturen bis zu 21500 C gebracht werden kann.
Der Nachteil der Lampe besteht dariu, daß sie auch nur eine
begrenzte Lebensdauer besitzt und wegen einer möglichen Ände-
rung wiederholt geeicht werden muß. Diese Eichungen haben je-
doch ergeben, daß die hier verwandten Nemstlampen, welche nach
Probebelastungen unter vielen ausgesucht waren, trotz häufiger
Benutzung innerhalb mehrerer Monate sich kaum geändert hatten.
Über die wahre Temperatur der Nemstlampe ist hiermit
natürlich noch nichts bekannt, doch sind Versuche auch hierüber
im Gange. Der Widerstand der Nemstlampe wird hierbei einer-
seits gemessen, während sie brennt, andererseits während sie sich
stromlos mit zwei symmetrisch angeordneten Thermoelementen in
einem elektrisch geheizten Platinzylinder befindet. Die Messung
der Temperatur durch den Widerstand ist allerdings mit einer er-
beblichen Fehlerquelle behaftet, da die Temperaturverteilung an
den Enden der Nemstlampe in beiden Fällen sehr verschieden ist.
Up die Größe des Fehlers herabzudrücken, haben wir uns einen
möglichst langen Nemstfaden verschafft, dessen Widerstand mit
dem kürzerer Fäden verglichen werden soll.
Wäre die wahre Temperatur der Nemstlampe bekannt, so wäre
damit auch das Emissionsvermögen in bezug auf den schwarzen
Körper bekannt.
Um auch ohne Kenntnis der wahren Temperatur der Nemst-
lampe einen ungefähren Überblick über die Eigenschaften derselben
geben zu können, haben wir willkürlich das Emissionsvermögen
für rotes Licht, k = 0,671 fi, für alle Temperaturen gleich 100
und die schwarze Temperatur gleich der wahren gesetzt.
Unter diesen beiden willkürlichen Festsetzungen sind die nach-
stehenden Kurven (Fig. 2 a. f. S.) gezeichnet, indem horizontal die
Wellenlängen aufgetragen sind und für rotes Licht eine Gerade
im Abstände 100 von der Abszissenachse gezogen ist. Ferner ist
vertikal das Emissionsvermögen aufgetragen, welches sich aus den
zu den anderen Wellenlängen gehörigen schwarzen Temperaturen
nach obiger Formel ergibt.
Wenn auch durch den willkürlichen Maßstab die Darstellung
stark verzerrt sein mag, so leuchtet doch ein, daß das Emissions-
434 Verhdl. d. Deutschen Physik. GeseUech. vom 11. Dez. 1903. [Nr. 24.
vermögen des Nernstfadens von dem des schwarzen Körpers sehr
verschieden ist.
Es könnte nun scheinen, daß die Nernstmasse aus diesem
Grunde zur Herstellung eines schwarzen Hohlkörpers nicht ge-
eignet ist.
Wie man sieht, verschwinden aber die Unterschiede in der
Emission der Nernstmasse und des schwarzen Körpers immer mehr,
je höher die Temperatur wird.
Fig. 2.
600-
500
400
300
200
100
V
\
\
\
■
N
\
A=0,689
—
::r:
■ .
A=0,671
1100°
1300"
1500"
1700'
1900" 2000" C
Horizontal : Temperatur
Vertikal : Intensität
Durch die Freundlichkeit der Allgemeinen Elektrizitätsgesell-
schaft haben wir einen Hohlzylinder aus Nernstmasse erhalten,
dessen Länge 22 cm und dessen lichte Weite 1,3 cm beträgt
Der Körper befindet sich, in Zirkonoxyd gebettet, in einem
eisernen Zylinder. Bei 1930 o C gebraucht der Körper 99 Volt
und 7,68 Ampere.
Die von den inneren Wandungen des Nemstzylinders aus-
tretende Strahlung ist schon von 1400® C ab schwarz im optischen
Gebiete, da das optische Pyrometer für rote, grüne und blaue
Strahlung die gleiche Temperatur anzeigt. Dies gilt um so mehr
für höhere Temperaturen.
Nr. 24.] F. Kurlbaum und Günther Schulze. 435
Während also die Emission der Nemstmasse als strahlende
Oberfläche nicht schwarz ist, wird sie durch die im Inneren des
Zylinders hinzukommende Reflexion schwarz.
Das gleiche Resultat wurde erhalten, wenn man in die Mitte
des Nemstzylinders einen Stempel aus schlecht leitender Substanz,
in diesem Fall aus Zirkonoxyd, einschob. Der Stempel bestand
aus zwei dünnen kreisförmigen Platten, welche durch eine dünne
Querstange verbunden waren. Der Körper ist seit einem halben
Jahr mehrfach in Gebrauch gewesen und verträgt Temperaturen
bis 20300 C.
In der letzten Zeit hat er sich allmählich schwach durch-
gebogen, so daß der Zylinder kaum noch eine gerade Durchsicht
gestattet.
Ob die Messung der Gesamtstrahlung des Hohlzylinders unter
Benutzung des Stefan sehen Gesetzes die gleiche Temperatur wie
das . optische Pyrometer ergeben würde , haben wir noch nicht
untersucht.
436
ifber einen neuen JBeleucJitungsmesser ;
von F, F. Martens.
(Vorgetragen in der Sitzung vom 23. September 1903.)
(Vgl. oben 8. 292.)
§ 1. Der nachstehend beschriebene Apparat ermöglicht es, die
Beleuchtung eines Platzes schnell und ohne Rechnung zu
finden; um diesen Zweck zu erfüllen, hat derselbe folgende Ein-
richtung erhalten.
Als Vergleichslichtquelle dient eine Benzinkerze {B in Figg. 1
und 2) von 20mm Flammenhöhe; letztere wird durch Drehen der
Lampe eingestellt und durch ein Visier kontrolliert.
Fig. 1.
Die Schwächungsvorrichtung beruht auf dem Entfernungs-
gesetz. Ein Milchglas m (Fig. 1) wird von der Benzinkerze B
nach Reflexion der Strahlen an den Spiegeln Si und Sa beleuchtet
Die Weglänge der Strahlen zwischen B und m sei fj. Wird das
Spiegelsystem um die Strecke d nach rechts verschoben, so ist
die Weglänge ra =r r^ -|- 2 d. Die Entfernungen Vi und r^ können
an einer in Millimeter geteilten Skala abgelesen werden, und sind
Nr. 24.]
F. F. MartenB.
437
immer in Zentimetern anzugeben,
auf m hervorruft, ist gleich
Konst
bzw.
Die Beleuchtung, welche B
Konst.
Die GipsiBiäche F wird in die Ebene gebracht, deren Be-
leuchtung gemessen werden soll. Die von F ausgehenden Strahlen
(s. Fig. 2) treten in die obere Öffnung h des schräg liegenden
Beobachtungsrohres ein, während die untere Öffnung a von den
Fig. 2.
Strahlen der Benzinkerze durch das Milchglas m und Reflexions-
prisma p hindurch Licht erhält. Die beiden Lichtbündel durch-
laufen nun das Zwillingsprisma Z mit den beiden Hälften 1 und 2
und gelangen schließlich durch eine Blende ins Auge. Das eine
Lichtbündel beleuchtet die Hälfte 1, das andere die Hälfte 2 des
Zwillingsprismas; die Trennungslinie der beiden Vergleichsfelder
wird vom Auge scharf gesehen. Der Beobachter ändert
nun die Stellung des Spiegelsystems SjSj, bis die Ver-
gleichsfelder 1 und 2 gleich hell erscheinen.
438 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 23. Sept. 1903. [Nr. 24.
Durch Verschieben des Spiegelsystems kann der Abstand r
von 9 bis 32 cm variiert werden. Um den Meßbereich zu ver-
größern, kann ein Rauchglas g^^ entweder vor die Öffnung a, oder
vor die Öffnung b geschlagen oder ganz aus dem Strahlengange
entfernt werden; die Stellung wird durch einen kleinen Zeiger
angegeben, der bzw. auf Ci, Cz oder Ca zeigt. Wird außer dem
Rauchglas g^ noch ein weiteres Rauchglas vor die Öffnung h
gebracht!) und dadurch in den Gang der von F kommenden
Strahlen eingeschaltet, dann ist die Konstante C^ zu benutzen.
Je nach der Konstante, auf die man eingestellt hat, findet man
die Beleuchtung E der Fläche F aus der Formel
E = ^ bzw. % bzw. -% bzw. ^ • • ■ (1)
Um die Konstanten zu bestimmen, wurde senkrecht über dem
Gipsschirm F in der Entfernung Em eine Glühlampe angebracht,
deren Lichstärke ^ HK betrug. Die Beleuchtung auf F ist dann
| = ^;alsoC = i^(^y (2)
Nach Formel (1) ist dann eine Tabelle berechnet, welche aus
den abgelesenen Werten r für jede eingestellte Konstante die Be-
leuchtung E abzulesen gestattet.
I Ci r= 209
C^ = 1350
Cs = 8850 ! G^ = 44400
9 cm ' 2,58 MK.
10 „ ' 2,09 „
11 » 1,73 „
32 „ I 0,204 „
16,7 MK. 109,0 MK. 548 MK.
13,5 „ 88,5 „ i 444
11,2 „ 73,2 „ 367
1,32 „ 8,65 „ 43,4
Um die photometrische Messung auch dann ausführen zu
können, wenn F mit Licht beleuchtet ist, dessen Färbung von der
der Vergleichslichtquelle stark abweicht, wird das Weber sehe
Verfahren eingeschlagen (s. diese Verh. 5, 155, 1903). Die Blende
D des Rohres B kann mit einem roten oder grünen Glase be-
deckt werden. Ist JR das Resultat bei rotem, G das bei grünem
^) Das ursprÜDglich für diesen Zweck vorgesehene Rauchglas g^ gab
zu Reflexen Veranlass ang und mußte deshalb verworfen werden.
Kr. 24.] F. F. Martens. 439
Glase, so bildet man G ü, sucht man in der Weber sehen Tabelle
den hierfür geltenden Faktor /t auf, und findet als Resultat
E = fc.iJ.
Für eine Reihe von Lichtquellen wurde der Färbungsgrad G/R
ermittelt.
G/R
Hg-Lampe nach Hewitt ! 13 —
Tageslicht (bedeckter Himiuel) . . i 4,5 2,47
AüER-Lampe |' 2,9 1,99
Bogenlampe 2,6 1,88
NERNST-Lampe 1,6 1,40
Elektrische Glühlampe 1,4 1,28
Talglicht 1,2 1,15
Petroleumlampe 1,06 i 1,07
§ 2. Nach einer kleinen Änderung kann das Photometer zur
Messung von Lichtstärken eingerichtet werden. Man braucht
(s. Fig. 2) nur eine vertikale Milchglasplatte außen vor die Öffnung
zu stellen, durch welche die von F kommenden Strahlen in den
Photometerkasten eintreten.
Ein horizontales kurzes Rohr schützt das Milchglas vor dem
von F reflektierten Lichte. Man findet die Lichtstärke der unter-
suchten Lampe
j=?:r W
Wurde eine Hefnerlampe in der Entfernung R = 0,408 m
aufgestellt, während auf die Konstante C2 eingestellt war, so war
bei r = 23,8 cm gleiche Helligkeit der Vergleichsfelder vorhanden;
also ist a = 3400. Die gesamten Konstanten sind:
Gl C2 Cs C/4
525 3400 22200 111200.
Wird der Abstand der zu untersuchenden Lichtquelle vom
Milchglase R = 0,630 m gewählt, so kann man die Lichtstärke
direkt der obigen Beleuchtuugstabelle entnehmen; ist R = 2 m,
so hat man die für die Beleuchtung angegebenen Zahlen mit 10
zu multiplizieren, um die Lichtstärke zu finden.
§ 3. Zum Schlüsse seien dem Verfasser einige Bemerkungen
gestattet in bezug auf die photometrische Untersuchung einer Schule.
440 Verhdl. d. Deutachen Physik. Gesellsoll, vom 23. Sept. 1903. [Nr. 24.
Es erscheint zweckmäßig, durch den Apparat hindurch in
derselben Richtung auf die Gipsplatte F zu blicken, wie bei der
wirklichen Benutzung des Platzes der Schüler auf sein Buch. Nur
so ermittelt man wirklich das Licht, welches der Schüler ins Auge
bekommt.
Die Messung in den einzelnen -Schulzimmern sollte femer bei
vollständig bedecktem Himmel vorgenommen werden. So erhält
man die Verteilung der Helligkeit im Schulzimmer. Schulen in ver-
schiedenen Städten würde man hiernach nicht ohne weiteres mit-
einander vergleichen können, weil die Helligkeit des Himmels bei
den Messungen eine ganz verschiedene gewesen sein kann. Die
Messungen in den Innenräumen werden erst dann vergleichbar,
wenn man gleichzeitig etwa auf dem Dache der Schulgebäude die
Beleuchtung gemessen hat. Erst dann kann man die Beleuchtung
des Schulzimmers als reine Eigenschaft seiner Bauart und un-
abhängig von der Helligkeit des Himmels, die zufällig während
der Messungen herrschte, angeben.
Berlin, Physikalisches Institut der Universität, Dez. 1903.
441
Zur Kenntnis der Flammenleitung
(Bemerkung zu der Arbeit des Herrn H. Starke);
van Erich Marx.
(Vorgetragen in dei? Sitzung vom 11. Dezember 1903.)
(Vgl. oben S. 427.)
In seinem Vortrage „Über den Potentialverlauf bei der
Elektrizitätsleitung durch Gase, insbesondere der Flammenleitung",
werden von Herrn Starke *) experimentelle Bestimmungen des
Potentialverlaufes beschrieben für den Fall der unsymmetrischen
Ionisation. Die Methodik der Starke sehen Untersuchung, ihre
Theorie und die Hervorhebung ihres Anwendungsbereiches auf
alle Fälle äußerer lonisationsquellen ist von Rutherford *) und
Child ') vor zwei Jahren gegeben und vielfach verwendet worden.
Auch haben elementare Darstellungen (Riecke, Experimental-
physik 2, 364) für ihre Verbreitung Sorge getragen.
Für den Fall der Flammenleitung wurden von Herrn H. A.
Wilson *) und dem Vortragenden *) Messungen des Potential-
verlaufes gemacht, und es wurde aus den Potentialkurven auf die
Natur der Flammenleitung geschlossen und das Resultat erhalten,
daß neben der Oberflächendissoziation, deren Existenz Herr Wilson
zeigte, auch Volumendissoziation stattfindet, und daß diese in ge-
wissen Fällen bedeutend die erste Art der Dissoziation überragen
kann. Wie hier die Diskussion über die Potentialkurven zu
führen ist und schon früher geführt wurde, dies hat Herr Starke
in seinem Vortrage ausgeführt. — Herr Starke befindet sich
auch hier in Übereinstimmung mit schon vorhandenen Ergeb-
nissen anderer Forscher.
H. Stabke, Verb. d. D. Pbys. Ges. 5, 372, 1903.
*) E. RuTHERPORD, PhiL Mag. (6) 2, 224, 1901.
») C. D. Child, Phys. Rev. 12, 65, 1901.
^) H. A. Wilson, Phil. Trans. London (A) 193, 499, 1899.
*) E. Marx, Ann. d. Phys. (4) 2, 768, 1900.
442 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 11. Dez. 1903. [Nr. 24.
1. Ich komme nun zu dem Falle, in welchem dies nicht
mehr statt hat. Und zwar ist dies die Frage der Abhängigkeit
der lonenerzeugung in der Flamme von der Temperatur.
Daß die Erzeugung der negativen Ionen in der Flamme
von der Temperatur der Kathode abhängt, das war längst be-
kannt und ist so augenfällig, daß es gleich in den ersten Arbeiten
in diesem Gebiete von Hittorf i) festgestellt wurde. Es wurde
zu gleicher Zeit auch die bekannteste Erscheinung der Flammen-
leitung entdeckt, die sogenannte negative unipolare Leitung.
Hittorf zeigte , daß in der Flamme für Potentialdifferenzen,
die über dem Bruchteil von einem Volt liegen, der Wert des Stromes
unabhängig von Temperatur und Ort der Anode in der Flamme
ist, daß er nur abhängt von Lage und Beschaffenheit der Kathode.
Trotz dieser Einflußlosigkeit der Anode, deren Nachweis für
den beschriebenen Fall sich an Hittürfs Namen knüpft, hat
zuerst Herr H. A. Wilson auf Grund seiner Experimente und
nachher der Vortragende aus der mathematischen Diskussion
seiner Potentialkurven den Schluß gezogen, daß die lonenproduk-
tion in der Flamme nicht nur Funktion der Temperatur der
Kathode, sondern auch der der Anode ist. Dieser Ansicht
haben sich die Herren J. Stark 2) und J. J. Thomson s) in ihren
Werken angeschlossen.
2. Sowohl Herr H. A. Wilson wie der Vortragende haben
Experimentalanordnungen verwendet, bei denen gleichzeitig zwei
Parameter, Temperatur und Elektrodenentfernung variiert wurden ;
es ist klar, daß, um Schlüsse über die Abhängigkeit der Er-
scheinungen von nur einem der Parameter zu ziehen, die Einfluß-
losigkeit des anderen zuvor erwiesen werden mußte. — Herr Starke
hat übersehen, daß dieser Beweis erbracht ist; daraus erklärt sich
der erste Teil seiner Ausführungen. — Der zweite Teil derselben
(c. f. unten), die Bemerkung über die Anordnung bei der Halleffekt-
messung, ist erledigt, sobald die Haltlosigkeit des ersten Teiles
erwiesen ist. Wie hinfällig aber Herrn Starkes Kritik auch hier
ist, soll unabhängig aus Messungen gezeigt werden, die imstande
') Hittorf, Pogg. Ann. 136, 197, 1869; Jubelband S. 4S0, 1874.
*) J. Stark, Elektr. in Gasen, S. 159.
") J. J. Thomson, Conduction of Electricity through Gazes. Gambr.
Univ. Press. 1903, S. 190, 205 ff.
Nr. 24.] Erich Marx. 443
sind, nicht nur prinzipiell, sondern zahlenmäßig den Genauig-
keitsgrad der kritisierten Arbeit anzugeben. Diese Messungen
sind der Arbeit des Herrn Moreaü entnommen; sie ist, ohne Über-
treibung sei es gesagt, für die Physik der Flamme fundamental,
luid sie ist es dank einer Gesetzmäßigkeit, die klar und deutlich
zuerst in der Halleffektarbeit gefunden und ausgesprochen war.
Die theoretische einfache Deutung ist dem Vortragenden seinerzeit
entgangen, aber zugeben wird, wie ich glaube, am Schlüsse des
Vortrages auch Herr Kollege Starke, daß seine experimentellen
Bedenken hier zahlenmäßig widerlegt sind.
Herr Starke sagt: „... Diesen Übergang des größten Potential-
gefälles von der Kathode zur Anode beim Entfernen der Anode
aus der Flamme hat bereits Herr E. Marx (L c.) festgestellt,
aber ihn fälschlich als durch die Temperatur der Anode bedingt
angesehen, welche bei dem Herausnehmen aus der Flamme natür-
lich sinkt. Daß die Anodentemperatur hier gar nicht mitspielt,
davon kann man sich leicht überzeugen, indem man als Anode
dünne Drähte, welche in der Flamme hell glühen, oder dickere
Metallstücke nimmt, welche gar nicht ins Glühen kommen. So-
bald sich beide Elektroden in der Flamme befinden, zeigt sich
dabei kein Unterschied, weder im Potentialverlauf, noch im Strom,
der durch die Flamme fließt. Die Erscheinung kann mithin nicht
auf die Anodentemperatur zurückzuführen sein. Sie ist vielmehr
lediglich dadurch veranlaßt, daß die Art der Leitung eine voll-
ständig andere wird, sobald eine Elektrode aus der Flamme
herausrückt. Herr Marx hätte die Anodentemperatur nicht da-
durch geringer machen dürfen, daß er die Flammenhöhe regulierte,
bis das Anodendrahtnetz nur noch schwach rot glüht; dadurch
rückt die Anode ja aus der Flamme heraus! Dann haben wir
aber nichts anderes vor uns als den Fall, welcher in seiner ein-
fachen, berechenbaren Form — zwei Platten, an deren einer eine
Flamme entlang streicht — unter Nr. 3 behandelt ist.
Die irrtümliche Meinung, die Anodentemperatur habe Einfluß
auf die Leitung in der Flamme, findet sich auf Grund der Marx-
schen Messungen mehrfach in der Literatur wieder. Deshalb
betone ich besonders die vollständige Einflußlosigkeit der Anode
sowohl bei der Leitung in der reinen Bunsenflamme wie in der
salzerfüllten Flamme. Sobald die Anode nicht im eigentlichen
444 Verhdl. d. Deutschen Physik. GeselUch. vom 11. Dez. 1908. [Nr. 24.
Vlammeiikegel sich beünclet, hat man yoUständig uureine Ver-
NsUchsbediDgungen , ein Gemisch zweier ganz verschiedener Arten
v6n Leitung. Die Erörterungen , welche in der Abhandlung des
Hdrrn Marx an den Einfluß der Anodentemperatur sich lehnen,
bedürfen somit der Korrektion; ebenso muß das Mittel, für die
Messung des Halleffekts die Flamme so zu regulieren, daß die
Ano^e nur schwach rot glüht, und dadurch an der Stelle der
Hallelektroden ein Gefälle zu förzieren, bedenklich erscheinen — "
3. Soweit Herr Starke. Das Experiment, das Herr Starke
hier anführt, ist nicht ein Starke sches Experiment, es ist das
Experiment, das bereits erwähnt wurde, das der englische Meister
in seinem prächtigen Werk als „the old experiment of Hittorf"
bezeichnet hat Wir halten es aber aus dem trivialen Grunde
nicht für beweisend für die Frage der lonenerzeugung in der
Flamme, weil eine Größe, die als integrierender Bestandteil von
der dritten Größenordnung ist, auch dann noch außerhalb des
Beobachtungsbereiches fällt, wenn sie zweiter Ordnung wird, wir
aber bereits die zweite Ordnung nicht mehr beobachten können.
Sobald zwei Elektroden in der Flamme sind, und es liegt
mehr als der Bruchteil von einem Volt an den Elektroden, so
entsteht ein Potentialgefälle an der Kathode, das das Vieltausend-
fache des Gefälles an der Anode ist. Die negativen Ionen wan-
dern im Gefälle Eins im Mittel (Konzentration!) zehnmal schneller
als die positiven. Der Strom setzt sich additiv aus beiden lonen-
gesch windigkeiten zusammen; betrug, um den Fall zu fixieren, das
Gefälle an der Kathode das lO*^ fache desjenigen der Anode, so
ist der integrierende Bestandteil der negativen Ionen in bezug
auf den Strom (von Beschleunigungen abgesehen) das 10^ fache
des positiven; bei einer Genauigkeit der Strommessung von
0,1 Prom. kann sich also die positive lonenproduktion um das
1000 fache ändern, ohne bemerkbar zu werden.
Bei einer Experimentalanordnung, bei der eben der Strom
keine Funktion der Anzahl der positiven Ionen ist, kann man
natürlich auch bei Änderung der Anzahl keinen Einfluß erwarten.
4. Nun aber gibt es Mittel, die Experimentalanordnung so
zu treffen, daß der Strom eine Funktion der Anzahl der ihn mit-
tragenden positiven Ionen wird , und zwar ist eines dieser Mittel
das zuerst von Herrn H. A. Wilson und nachher zu anderem
Nr. 24.J
Erich Marx.
445
Zwecke von mir benutzte. Sowie man die Elektrodenentfernung
zweier übereinander liegender Elektroden ändert, werden die
poBitiyen Ionen von Einfluü. Hierbei ändert man allerdings gleich-
zeitig zwei Parameter, Temperatur t und Entfernung r.
Herrn Starkes Bedenken kann man so formulieren, daß er
behauptet: alsdann wird
i{r,t) = f(r,t) oder =f{r),
während durch Herrn Wilson gezeigt ist, daß trotz der gleich-
zeitigen Änderung von r und t
i(r,t) = f(t)^fir,t),
ist Beweis ist folgende Tabelle, die der Arbeit des Herrn Wilson i)
entnommen ist:
Entfemimg jl
der !
Elektrode
1,3
3,0
4,2
6,2
8,0
Strom
Obere positive Obere positive
Elektrode Elektrode
nicht geheizt geheizt
235
236
180
18
10
235
234
230
227
236
Bei 6 cm Entfernung war die obere Elektrode nur noch im
Zentrum rot, und blieb bis 10 cm „noch sichtbar heiß".
Also bei der gleichzeitigen Änderung von Elektroden-
entfernung und Temperatur ist die Entfernung so lange
unwesentlich, als die entfernte Elektrode die Flamme
berührt.
Das gleiche Resultat wie für den Strom erhält man für das
Gefälle.
Es ist also unrichtig, daß durch das Verschieben der
Anode allein hier neue Verhältnisse in bezug auf Größen ge-
schaffen sind, um die es sich hier handelt.
Das ist die erste Widerlegung des Herrn Starke.
») H. A. Wilson, 1. c. S. 504.
446 Verhdl. d. Deutschen Physik. Geselisoh. vom 11. Dez. 1903. [Nr. 24.
5. Es ergibt sich die Frage: Was ändert sich hier bei der
Änderung der Temperatur der Anode? Verfolgt man den Poten-
tialverlauf bei Änderung der Temperatur der Anode, so erhält
man aus diesem mit Hilfe der PoissoN sehen Gleichung, über
deren Berechtigung zu diskutieren mir durchaus müssig erscheint,
das Resultat, daß bei Sinken der Temperatur der Anode die
positive Elektrizität in der Flamme abnimmt, während die
negative wächst *).
Es ist also die in der Flamme vorhandene positive
lonenmenge eine Funktion der Temperatur der Elek-
troden.
Das ist das, was behauptet war.
Vielleicht hat Herr Starke, als er die Experimente und Rech-
nungen von Herrn Child wiederholte, übersehen, daß wir eben
nicht die Anode außerhalb der Flamme hatten wie im Falle
des Herrn Child, sondern als Begrenzung der Flamme. Das
ist ein Unterschied!
6. Hiermit und freilich auch erst hiermit sind die not-
wendigen und hinreichenden Stützen der Wilson sehen These be-
reits gegeben. (Nachdem gezeigt ist, daß sie richtig ist, darf ich
auf die mir von Herrn Starke zugedachte Autorschaft zugunsten
ihres ersten Vertreters verzichten.)
Ist es dann aber nicht möglich, auch innerhalb der Flamme
den Einfluß der Temperatur der Anode auf die Dissoziation in
der Flamme nachzuweisen? — Gewiß ist das möglich; es ist nichts
erforderlich als eine Experimentalanordung, bei der ein Gefälle
an der Anode stattfindet, das nicht gegenüber dem an der Kathode
verschwindet — Wie das große Gefälle an der Kathode sich
ausbildet, das kann man leicht zergliedern, und dann ergibt sich
unschwer, wie der Nachweis zu führen ist.
Die 10- bis 20 mal, je nach dem Partialdruck, schneller als
die positiven wanderden negativen Ionen haben, das lehrt die
Wahrscheinlichkeitsrechnung, erst nach Weglängen Rekombinations-
gelegenheit, die beträchtlich größer ist als die Rekombinations-
möglichkeit der positiven Ionen. Die so durcheilten Strecken
füllen sich mit positiver Elektrizität, da ja die positiven Ionen
') E. Mäex, Aun. d. Phys. (4) 2, 177, 1900,- Ber. d. Gött.Akad. 1900, 51.
Nr. 24.] . Erich Marx. 447
nicht durch Zusammenstoß neutralisiert werden. So wird gleich
bei Beginn des Prozesses ein größeres Polarisationsgebiet an der
Kathode als an der Anode entstehen.
Ist ein solches Gebiet anfangs nur allein wegen der Ge-
schwindigkeitsdifferenz beiderseitig verschieden, so muß aus der
eingetretenen Verschiedenheit sofort eine sich noch steigernde
herausbilden, da nun die stärkere Polarisation an der Kathode
ihrerseits den ankommenden positiven lonenfluß stärker staut als
die geringere negative Polarisation den negativen lonenfluß. So resul-
tiert eine weitere Abschwächung des positiven Gefälles. So ent-
steht im stationären Zustande bei verhältnismäßig geringen elektro-
motorischen Kräften ein Polarisationsgebiet an der Kathode, das in
dem Hittorf sehen Falle bis zur Anode reicht und dort die Ionen,
die austreten wollen, zurückhält. Will man diese Stauung vermeiden,
so ist nur nötig, dafür zu sorgen, daß die Polarisation an der
Kathode nicht erst entsteht, daß also die Str(Bcken, welche die nega-
tiven Ionen zurücklegen, ohne auf positive zu treffen, hinreichend
klein sind. Das aber ist der Fall bei geringer Potentialdifferenz
der Elektroden, denn bis zu 1/20 Volt, das zeigte schon Arrheniüs 1),
gilt das Ohm sehe Gesetz und das Gefälle bleibt linear.
Diese einfache Überlegung hätte Herrn Starke gewiß ver-
anlaßt, das Hittorf sehe Experiment nicht nur zu wiederholen,
sondern zweckentsprechend zu modifizieren. Legt er an seine
Elektroden eine Potentialdifferenz von V20 Volt und er-
hitzt die Anode, so wird er sehen, daß die negative uni-
polare Leitung verschwunden ist. Ich habe vorgestern den
Versuch bei uns in Leipzig gemacht.
Die Anode bestand aus einem Platinblechstreifen und konnte
durch 30 Volt auf Weißglut gebracht werden. Es ergab sich so-
fort ein beträchtliches Ansteigen des Stromes bei V20 Volt, während
bei gleicher Anordnung bei 10 Volt absolute negative unipolare
Leitung stattfand.
7. Also:
a) Der Nachweis des Herrn Wilson, daß
i(r,t) = at)^f{rt)
ist;
^) Arrheniüs, Wied. Ann. 42, 18—76, 1891.
448 Verhdl. d. Deutschen Physik. Qesellsch. vom 11. Dez. 1903. [Nr. 24.
b) der Nachweis des Vortragenden, daß gleichzeitig mit t
sich die lonenproduktion ändert;
c) das Aufhören der negativen unipolaren Leitung, sofern ein
gegen das Eathodengefälle beträchtliches Anodeugefälle
auftritt, auch innerhalb der Flamme
sind Beweise genug, daß nicht Herr H. A. Wilson, der Vor-
tragende, Herr J. J. Thomson oder Herr Stark sich geirrt haben,
sondern Herr Starke.
Es ist die positive lonenproduktion in der Flamme
zum Teil Funktion der Temperatur der Anode.
Mit sinkender Temperatur der Anode wird also Entlastung
der Flamme von positiver Elektrizität eintreten, und es wird ein
stärkerer Potentialfall an der Anode resultieren, und die positiven
Ionen können nun, dank der Entlastung von positiver Polarisation
sich wesentlich an der Stromleitung beteiligen. Während der
Charakter der Fiammenleitung durch das Ausschalten der positiven
Ionen getrübt war, tritt er jetzt klar in Erscheinung. Während
vorher, durch das steile Gefälle, Beschleunigungen der negativen
Ionen eintreten mußten, die undefinierbare Verhältnisse in bezug
auf die Geschwindigkeit schufen, ist jetzt das Gefälle weniger
steil, und die freie Elektrizität krümmt nicht mehr das Gefälle in
der Mitte; man möchte sagen, ein Depolarisator hat hier gerade
reine Versuchsbedingungeu geschaffen; das hat eben Herr Starke
mißverstanden, als er dieses wertvolle Mittel als „vollständig
unreine Versuchsbedingung" charakterisierte.
8. Daß hier aber wirklich durch die niedrigere Temperatur
der Anode, welche die Flamme begrenzt, auch bei der Untersuchung
des Halleffektes keine Störungen hineingekommen sind, die nicht
außerhalb dessen liegen, was berücksichtigt und berechnet werden
sollte, d. h. eben, daß die Versuchsbedingungen nicht ^unreine**
waren, das konnte so lange nicht bewiesen werden, als die noch
unerklärten Gesetzmäßigkeiten, die sich bei dieser Untersuchung
ergaben, nicht quantitativ aus direkten Geschwindigkeitsmessungen
sich wieder ergaben. Das aber ist jetzt vollständig erfüllt
Hat man ein elektrisches Feld X und senkrecht hierzu ein
magnetisches Ä, so entstellt senkrecht zur Ebene XH ein elek-
trisches Feld Z und
Nr. 24.] Brich Marx. 449
^- H.X
ist alsdann die als Hall scher Rotationskoeffizient von drei variabeln
Parametern unabhängige Konstante.
Diese Unabhängigkeit hatten meine Messungen ergeben ^), und
der Größenordnung nach, konnte ich femer zeigen, daß die
Größe jB, wie es die Theorie fordert,
B= C{u — v)
ist, wo
1>C>0,5
sein muß, wenn w, v die Wanderungsgeschwindigkeiten bedeuten.
Nicht befriedigend erklärt aber war bei diesen Messungen,
warum die Größe der Halleffekte von der Konzentration der zer-
stäubten Lösung abhing, und noch weniger vermochte ich ein-
zusehen, warum für die Salze
Cäs, Rb, K, Na, Li,
deren Atomgewicht A zwischen 132,9 und 7,03 liegt, der Hall-
effekt R so variierte, daß
jR.y^ = IconsL
war.
9. Die Hypothese, die ärrhenius seinerzeit aufstellte, um
die von ihm entdeckte fundamentale Eigenschaft der Flammen-
leitung, daß alle K- und Na- usw.- Salze unabhängig vom Radikal,
nach Gruppen, gleich gut leiteten, ist bekanntlich die gewesen,
daß die Salze sich hydrolytisch dissoziierten. Es ist dies damals
auch gewiß die einzig mögliche Erklärung gewesen. Eine
Theorie der Gasentladung existierte zu dieser Zeit noch nicht.
Die Aufklärung der Erscheinungen der Gasentladung, und die
Bestimmung der Größenordnung der Wanderungsgeschwindigkeit
des negativen Trägers, der nach direkten Messungen Herrn Wilsons
16 mal, nach indirekten des Vortragenden ») unter anderen Um-
ständen etw^a 10 mal so schnell wanderte als der positive, zeigte,
daß dem negativen Träger Geschwindigkeiten zukommen mußten,
die von anderer Größenordnung waren als die der positiven.
») VgL E. Marx, Ann. d. Phys. (4) 2, 812 ff., 1900.
«) Vgl. J. J. Thomson, 1. c. S. 205.
450 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom IL Dez. 1903. [Nr. 24.
Diese Größenordnungsunterschiede forderten aus kinetischen
Betrachtungen heraus auch eine andere Größenordnung für die
Masse des Trägers.
Herr Lenard^) und Herr J. J. Thomson ») und gleichzeitig
Herr Moreau*) zeigten, daß die Masse des negativen Trägers
wesentlich kleiner sein müsse als die des OH-Ions, das man bis-
her als den negativen Träger betrachtet hatte.
Ist D der Diffusionskoeffizient des K-Ions gegen Gas, p der
Druck senkrecht zur Diffusionsrichtung, N die Anzahl der Ladungen,
so ist die Geschwindigkeit
u = ^.e^N (1)
p
Nimmt man als Diffusionskoeffizient des K-Ions in das Gas
bei der Temperatur T© = 0» C
cm 2
Z>o = 0.1*2^ (CO, gegen Luft, A.-Gew. == 36, K = 39)
und setzt n
SO ergibt sich für 2000<* die Geschwindigkeit des K-Ions
u = 44 — i--
sek.
Die Geschwindigkeit des positiven Ions stimmt nun mit der
experimentell gefundenen Größenordnung, die des negativen nicht,
sondern fordert eine Größe, die einem Bruchteil der Atomgröße
gleichkommt
Die Arbeiten von J. J. Thomson, Lenard, Rütherford, Tow n-
SEND und vor allem von Langevin*) haben gezeigt, daß es Ionen
^ibt, deren Größe und Geschwindigkeit mit dem Druck variiert
von Elektronengröße bis zur Molekulargröße.
Lag hier bei Flammengasen ein gleicher Effekt vor, wie
Analogieschlüsse zum photoelektrischen Effekt, z. B. die Reihen-
folge der Leitfähigkeiten Cäsium bis Lithium nahe legten, so war
auch hier eine Änderung der Wanderungsgeschwindigkeit mit dem
Druck zu erwarten. — Daß diese existiert, das hat Herr Mo read
Ph. Lbnard, Ann. d. Phys. (4) 9, 649, 1902.
*) J. J. Thomson, Conduction of Electricity 1903, S. 204.
») G. MoRBAU, Journ. d. Phys. (4) 2, 560, 1903.
*) M. Langbvik, Recherches sur les gaz ionis^s. Paris 1902.
Nr. 24.] Erich Marx. 451
bewiesen. Er zeigte, daß die WaBdemngsgesch windigkeit des
positiven Trägers unabhängig von der Konzentration
= 80 ^ ^^
sek. cm
ist, daß aber das gleiehe mcht gilt für den negativen Träger.
Hier ändert sich die Wandemngsgeschwindigkeit mit der
Konzentration nm 200 Proz. und verschieden für die Gruppen
der K- und Na -Salze. Aber konstant bleibt durch alle äqui-
valenten Konzentrationen für K und Na auch bei Änderung
der Wanderungsgeschwindigkeit v der Ausdruck
v.^A^konst (2)
wo A das Atomgewicht des Metalles ist ^).
Nun ist von Loschmidt empirisch gefunden, daß
Do yjA = Jconst (3)
ist, wo Do den Diffusionskoeffizienten bedeutet. Nimmt man diese
Regel auch bei der Temperatur der Flamme als gültig an, so
folgt nach Formel (1) direkt die Formel (2) v,^A = Jconst., das
aber heißt: Für das negative Ion ist das Metall in der Flamme
selbst maßgebend. Das negative Ion ist also ein vom Metall
emittierter, der Masse desselben proportionaler, negativer Teil,
analog dem photoelektrischen Effekt.
10. Die Größe des Halleffektes, die vor drei Jahren bestimmt
wurde, muß sich nun, wie vorhin bereits erwähnt, aus den neuen
Bestimmungen der Wanderungsgeschwindigkeit quantitativ er-
geben, da
R = c {u — v)
1>^>0,5
sein muß.
Genauere Grenzen kann man so lange für c nicht angeben, als
man nicht weiß, wie viele der vorhandenen Metallatome sich dis-
soziieren, doch läßt sich im Zusamenhang mit der Menge des
zerstäubten Salzes mit Sicherheit schließen, daß der Dissoziations-
grad weit ab von vollständiger Dissoziation, die c = 0,5 ent-
spräche, liegen muß 3).
*) G. MOREAÜ, 1. c.
*) C. f. E. Marx, 1. c. S. 820.
452 Verhdl. d. Deutschen PhyBik. Geeellsch. vom 11. Dez. 1903. [Nr. 24.
Nehmen wir c = 0,7 als einen Mittelwert, so ergeben die
Messungen des HeiTn Moreau die Größe
0,7 (u — v).
Die Messungen des Vortragenden ergeben R. Die Konzentration
der zerstäubten Lösung wird nach der Normalität N angegeben.
Man erhält folgende Tabelle ^).
Reine _A^ K
Flamme ' 8 ! 4
2
2iS^
K
2X
Na
4,4 .10-6
I
^^^'' ^^ ' 8,54 5,7 I 4,9 4,3 I 3,6
Moreau ,1 I
JR nach dem | ^^^ .3 I ^^ 3Q ; 33 , ^^^ ^^-e
Halleffekt , 1 !
Hier ist keine innere Berechnung oder künstliche
Darstellung; es sind oben und unten nackte Beob-
achtungen!
Wenn man berücksichtigt, daß nicht an der gleichen Flamme
die Messungen ausgeführt wurden, daß bei der Halleffektbestimmung
ein weit offenes magnetisches Feld von 10000 Einheiten auf eine
Flamme einwirkte, bei der die obere Elektrode nur rotglühend,
die untere weißglühend während Stunden gehalten werden
mußte, in der Zuleitungen zu einem hochempfindlichen Quarz-
fadenelektrometer sich befanden, wobei nacheinander erst das
Potentialgefälle an der Stelle der Elektroden, dann der magne-
tische Transversaleffekt, und dann wieder der Potentialfall ge-
messen wurden, so wird jeder Experimentator zugeben, daß keine
noch so gewissenhafte Technik des Arbeitens diese flbereinstimmung
erzielen konnte, wenn nicht prinzipielle Fehler ausgeschaltet ge-
wesen wären. Diese Tabelle redet für sich, sie erspart mir
weitere Ausführungen über die von Herrn Starke geübte Kritik.
Ich komme zum Schluß. Für die Alkalisalze hatte ich ge-
zeigt, daß der Halleffekt umgekehrt proportional der Quadrat-
wurzel aus dem Atomgewichte des Metalles ist. Folgende Tabelle
ist der Arbeit entnommen.
*) In der Tabelle, Ann. d. Phys. (4) 2, 81G, 1900, müssen die Zahlen
™i^ "/i7 gemäß der auf S. 818 bestimmten Korrektion für Reduktion der
Beschleunigung der negativen Ionen auf reine Geschwindigkeiten multipliziert
werden.
Nr. 24.] Erich Marx. 453
I
Atomgewicht ' Rotationskoeffizient '^A . R
Gas I 132,9 —1,72.10-« 19,83
Rb j 85,4 —2,6 .10-6 24,95
K ' 39,14 —3,78.10-« 23,64
Na I 23,05 —5,06.10-« 24,8
Li 7,03 —7,86.10-« 20,79
Hier wurde bei größerem Potentialfall gearbeitet, so daß die
negativen Ionen etwas beschleunigt wurden, infolgedessen muß
der Einfluß der positiven Ionen, der an sich nicht groß ist, für
den Rotationskoeffizienten weitgehend unwesentlich werden,, und da
R = C {u — v),
ich aber gefunden, hatte, daß
u
ist, so ergibt sich für sehr kleines u gegen t;, wie dies hier zutrifft,
v.'^A = honst.
Es hat sich also fiir alle Erdalkalien ergehen, was Herr
HOBEAü drei Jahre später für E und Na gezeigt hat. — Es
ist die Wanderungsgeschwindigkeit des negativen Trägers
durch eine Eigenschaft des Hetalles gegeben.
v,\A = konstA Ein merkwürdiges Gesetz! Es zeigt, daß
der negative Träger in der Flamme vom Alkalimetall abhängt, daß
er abgesplittert ist vom Metall, wie beim photoelektrischen Elster-
und GEITEL-Effekt. Es beweist, daß die Herren J. J. Thomson
und Lenard recht hatten mit ihrer Ansicht, daß der negative
Leiter der Flamme hier ähnlich dem negativen Träger sein muß,
den J. J. Thomson und Lenard beim photoelektrischen Effekt
nachwiesen, und es eröffnet der Hypothese neue Perspektiven
über die Gestaltung der Materie.
Das Alkalimetall selbst ist es, das den negativen Träger
emittiert wie im photoelektrischen Effekt; liier wie dort ist
Größe und Geschwindigkeit des Trägers eine Funktion des Par-
tialdruckes! Der Vortragende hat als erster empirisch das
MoREAUsche Gesetz gefunden und ausgesprochen, er hat aber
vergeblich durch Bemülmngen, welche seine Arbeit dokumentieren.
454 Verhdl. d. Deutschen Physik. Gesellsch. vom 11. Dez. 1903. [Nr. 24.
die Brücke zum photoelektrischen Effekt gesucht. Das ist Herrn
MoREAü gelungen.
Wird man die Bedeutung der Konstanten
näher untersuchen können? Die Bedingungen scheinen erfüllt.
Die Herren Smithells, Wilson und Dawscn^) haben gezeigt,
daß der Strom in der Alkaliflamme sich durch die bekannte
Thomson-Rütherford sehe Formel ausdrückt:
wo J den Sättigungstrom bedeutet. Die drei Herren fanden in
der Nähe des Sättigungsstromes füi' Cäs, Rb, K, Na und Li:
K^= CA.
iTj hat aber streng definierte physikalische Bedeutung. Aus
ihr ergibt sich in der Nähe des Sättigungsstromes (wo u wesentlich
gegen v zurücktritt) direkt aus den Messungen der drei Herren:
V . ^A = Jconst.
*) A. Smithblls, H. A. Wilson, H. M. Dawson, Phil. Trans. London
(A) 193, 89-128, 1899.
Mitgliederliste
der
Deutschen Physikalischen Gresellschaft.
Im Jahre 1908 yerlor die Gesellschaft durch den Tod:
Dr. y(. Dtttehbeboeb, Prof. Dr. Julius Lange.
Am Ende des Jahres 1903 waren Mitglieder der Gesellschaft :
A. Berliner Mitglieder.
1. Herr Dr. M. Abbamczyk*), W., Regensburgerstraße 32.
2. „ Dr. M. AiiTSCHUL, N., Badstraße 67.
3. „ Dr. K Apt, N., Oranienburgerstraße 8.
4. „ F. S. Abchekhold,^, Treptow, StemwartCi Eöpenioker Landstraße 49.
5. „ Prof. Dr. H. Abon, W., Lichtensteinallee 3 a.
6. j, Dr. L. Abons, NW., BrückenaUee 3.
7. ., Dr, E. AscHKiNASS, W., Achenbachstraße 2.
8. „ Prof. Dr. R. Assmann, N., Seestraße 61.
9. „ Prof. Dr. L. Austin, Charlottenburg, Berlinerstraße 80 a.
10. „ 0. Baschin, N., Eichendorfifstraße 2.
11. „ Dr. W. Bein, W., Emserstraße 25.
12. „ Dr. G. Benisch KE, Pankow, Eavalierstraße 9.
13. n A. Bebbebich, SW., Linden straße 91.
14. „ Dr. A. Beblineb, N., Schlegelstraße 22.
15. y, Prof. Dr. W. v. Bezold, W., Lützowstraße 72.
16. „ W. BiEOON V. CzüDNOCHOwsKi, NW., Klopstockstraße 38,
17. „ Prof. Dr. E. Blasiüs, Charlottenburg, Knesebeckstraße 96.
18. „ Oberlehrer A. Blümel, SO., Melchiorstraße 22.
19. „ H. Boas, 0., Krautstraße 52.
20. „ Prof. Dr. R. Böbnstein, Wilmersdorf, Landhausstraße 10.
21. „ Prof. Dr. H. Böttqeb, NW., Lessingstraße 10.
22. „ A. DU Bois-Retmond, NW., Schiff bauerdamm 29 a.
23. „ Dr. E. Bolle, NW., Hanno verschestraße 13.
24. . „ Dr. F. Bbemeb, NW., Schleswiger Ufer 16.
25. „ Dr. W. Bbix, Steglitz, HohenzoUemstraße 1.
26. „ Prof. Dr. K Bbodhün, Grunewald, Hubertusbaderstraße 32.
27. „ Dr. C. Bbodmann, NW., Paulstraße 13.
28. „ Prof. Dr. E. Budde, Charlottenburg, Berlinerstraße 54.
29. „ Dr. A. Byk, W., Lützowstraße 97.
30. „ Dr. A. Denizot, Charlottenburg, Schlüterstraße 7.
♦) Berlin ist in dem Verzeichnis weggelassen.
456 Mitgliederliete.
31. Herr Dr. H. Diesbelhobbt, Charlottenburg, Marchstraße 25a.
82. „ Dr. F. DoLEZALEK, Halensee, Friedrichsmlierstraße 23.
33. ^ Dr. B. Donath, Charlottenborg, Stuttgarterplatz 16.
34. „ Dr. A. Ebeldto, W., Regenebargerstraße 3.
3Ö. „ Prof. Dr. Th. W. Engelmann, NW., Neue Wilhelmetraße 15.
36. „ F. Ernecke, SW., Königgrätzerstraße 112.
37. „ Dr. C. Fäbbbb, S., Fichtestraße 2.
38. „ Dr. Fblobntbägsb, Friedenau, Kaiserallee 86.
39. „ Prof. Dr. K. Feubsneb, Charlottenburg, Leibnizstraße 1.
40. „ Dr. H. W. FiBCHER, NW., Albreohtstraße 13/14.
41. „ Reg.-Kat Dr. A. Fbanke, W., Augsburgerstraße 7.
42. „ Dr. A. Feankb, Groß-Lichterfelde, Stemstraße 28.
43. „ Dr. F. FBANKBNHÄrsEB, Friedenau, Rembrandtstraße 18.
44. „ Dr. G. A. Fbeund, NW., Unter den Linden 69.
45. „ Dr. 0. Fbölich, Wilmersdorf, Berlinerstraße 41.
46. „ R. FüEss, Steglitz, Düntherstraße 8.
47. „ Dr. E. Gehbcke, S., Gneisenaustraße 55.
48. „ Dr. H. Gebstmann, Charlottenburg, Enesebeckstraße 70/71.
49. „ Dr. A. Gleichen, SW., Halleschestraße 7.
50. „ Prof. Dr. E. Goldstein, W., Bambergerstraße 6.
61. „ Dr. A. Gbadenwitz, SO., Michaelkirchplatz 13.
52. „ Prof. Dr. Th. Gboss, Westend, Königin-Elisabethstraße 1.
53. „ Dr. E. Gbüneiben, Charlottenburg, Marchstraße 25,
54. „ Prof. Dr. L. Gbunmach, W., Bayreutherstraße 9.
55. „ Oberlehrer Dr. R. Güntsche, W., Hohenstaufenstraße 7.
56. „ Prof. Dr. P. Gübbfeldt, NW., Beethovenstraße 1.
57. „ Prof. Dr. E. Gümlich, Charlottenbiu*g, Schlüterstraße 71.
58. „ Stabsarzt Dr. Guttmann, NW., Friedrichstraße 140.
59. „ W. Haenbch, S., Prinzenstraße 71.
60. „ Prof. Dr. E. Häntzschel, W., Gleditschstraße 43.
61. „ Prof. Dr. E. Hagen, Charlottenburg, Werner-Siemensstraße 7.
62. „ Oberlehrer H. Hahn, Grunewald, Bismarckallee 24.
63. „ Prof. Dr. G. Hauck, W., Bülowstraße 6.
64. „ Dr. 0. Hauseb, NW., Marienstraße 2.
65. „ Dr. F. V. Hefnbr-Alteneck, W., Hildebrandstraße 9.
66. „ P. Hbitchen, Charlottenburg, Bismarckstraße 77.
67. „ Prof. Dr. G. Hellmann, W., Margarethenstraße 2/3.
68. „ Dr. Fb. Henning, Charlottenburg, Marchstraße 25.
69. „ Prof. Dr. R. Heyne, W., Zietenstraße 8.
70. „ Prof. Dr. J. Hiusciiwald, Grunewald, Kunz Buntschuhstraße 16.
71. „ Dr. VOM Hofe, Groß-Lichterfelde, Stubenrauchstraße 5.
72. „ Prof. Dr. J. H. van't Hoff, Charlottenburg, Uhlandstraße 2.
78. „ F. Hoffmann, SW., Belle Aniancej)latz 6a.
74. „ Prof. Dr. H. Hohnhorst, SW., Großbeerenstraße 24.
75. „ Prof. Dr. L. Holbobn, Charlottenburg, Schloßstraße 3.
76. „ Dr. K. Hollefbkund, S., Alexandrinenstroße 86.
77. „ Dr. W. Howe, Westend, Kastanienallee 4.
78. „ Oberlehrer Dr. A. Hupe, Charlottenburg, Kantstraße 76.
Mitgliederliste. 457
79. Herr Dr. M. Ikle, Charlottenburg, Savignyplatz 18, Gth*
80. „ Prof. Dr. W. Jabobb, Friedenau, Handjerystraße 90.
81. „ Dr. £. Jahvkb, W., Ludwigskirchstraße 6b
82. „ Oberlehrer 0. Johanksbson, N., Schönhauserallee 169.
83. „ Reg.-Rat Dr. K. Kahle, Westend, Akarienallee 20.
84. „ Prof. Dr. S. Kalischeb, W., Ansbacherstraße 14.
85. „ Prof. G. Kiesel, 0., LangeatraJJe 31.
86. „ 0. KiBWBL, W., Schinkelplatz 6.
87. „ Dr. 0. Knöflbb, Gharlottenburg, Kantstraße 151.
88. „ Dr. A. Köpsel, Charlottenbarg, Kantstraße 69.
89. „ Prof. Dr. F. Kötteb, S., Annenstraße 1.
90. „ Prof. Dr. F. Kohlbausch, Charlottenbarg, Marchsti-aße 25 b.
91. „ Prof. Dr. M. Koppe, 0., Königsbergerstraße 16.
92. „ Prof. Dr. G. Kbech, S., Brandenburgstraße 48.
93. „ Prof. Dr. V. Kbemsbb, NW., Spenerstraße 34.
94. „ Dr. H. Kbeüblee, NW., Reichstagsufer 7/8.
95. „ Prof. Dr. 0. Kbigab-Mensel, W., Sigismundstraße 3.
96. „ Prof. Dr. F. Kurlbaüm, W., Meinekestraße 5.
97. „ Dr. Ebich Ladbnbubo, Charlottenbarg, Goethestraße 6.
98. „ Prof. Dr. E. Lampe, W., Fasanenstraße 82.
99. „ Prof. Dr. H. Landolt, NW., Albrechtstraße 14.
100. „ Dr. G. Lanobed^, Charlottenbarg, Schillerstraße 119.
101. „ Oberlehrer Dr. W. Leiok, Groß-Lichterfelde, Dahleroerstraße 89.
102. „ G. Lbithäüsbb, NW., Reichstagsafer 7/8.
103. „ Dr. E. Lbss, NW., Bachstraße 11.
104. „ Dt. L. Lbvy, W., Steglitzerstraße 85.
105. „ Schulamtskandidat L. Lewent, W., Motzstraße 87.
106. „ C. Liebbnow, W., Fasanenstraße 51.
107. „ Prof. Dr. 0. Libbbeich, NW., Xeastädtische Kirchstraße 9.
108. „ Prof. Dr. St. Lindeck, Charlottenbarg, Goethestraße 77.
109. „ Prof. Dr. E. Loew, SW., Groß beer enstraße 67.
110. „ Prof. Dr. 0. Lummeb, W., Nürnbergerplatz 1.
111. „ Dr. F. F. Mabtens, NW., Reichstagsufer 7/8.
112. „ Dr. 0. Mabtienssen, W., Würzburgerstraße 21.
113. „ Kapitän z. See a. D. A. Mebsinq, W., Karfnrstenstraße 99.
114. „ Reg.-Rat Dr. E. Meyeb, Friedenaa, Wielandstraße 10.
115. „ Dr. M. W. Meybb, Charlottenburg, Grolmannstraße 36.
116. „ Dr. Edoab Meyer, NW., Reichstagsufer 7/8.
117. „ Dr. C. Michaelis, Potsdam, Schützenplatz Ic.
118. „ Dr. Michaelis, W., Kurfürstenstraße 149.
119. „ Ministerialdirektor a. D. Dr. P. Micke, W., Kleiststraße 15.
120. „ Prof. Dr. Miethe, Charlottenbarg, Techn. Hochschule.
121. „ Dr. E. MüLLEB, S., Roßfitraße 7.
122. „ Dr. R. Müller, S., Schleiermacherstraße 11.
123. „ Prof. Dr. H. Munk, W., Matthäikirchstraße 4.
124. „ Dr. R. Nahbwold, C, Nieder wallst raße 12.
125. „ Prof. Dr. Fr. Neesen, W., Ansbaoherstraße 31.
126. „ Prof. Dr. A. Paalzow, W., Wilhelmstraße 50.
458 Mitgliederliste.
127. Herr Prof. Dr. M. Planck, W., Achenbachstraüe 1.
128. „ Prof. Dr. F. Poske, Friedenau, Hauffatraße 2.
129. „ Prof. Dr. E. Pbinoshedc, NW., Flensburgerstraße 14.
130. „ Prof. Dr. A. Raps, Westend, Ulmenallee 14.
131. „ Dr. Fbitz Reiche, W., Bendlerstraße 35.
132. „ Prof. Dr. 0. Reichbl, Charlottenburg, Bismarckstraße 126.
133. „ Dr. ing. H. Reissner, W., Rankestraße 22.
134. „ Dr. L. Rellstab, Schöneberg, Nene Culmstraße 5 a.
135. „ Dr. £. RiCHTEB, Charlottenburg, Enesebeckstraße 90.
136. „ Dr. H. RoHEBBCK, NW., Karlstraße 24.
137. „ Prof. Dr. 0. Rosenbach, W., Victoriastraße 20.
138. „ Prof. Dr. fi. Rttbens, Charlottenburg, Knesebeokstraße 29.
139. „ Dr. ScHAFHEiTLiN, W., Schaperstraße 17.
140. „ Dr. Kabl Scheel, Wilmersdorf, Güntzelstraße 43.
141. y, Dr. R. ScHELSKE, NW., Beethovenstraße 3.
142. „ Dr. £. ScHENCK, Charlottenburg, Eantstraße 27.
143. „ Prof. M. Schlegel, W., Bellevuestraße 15.
144. „ Dr. Ebich Schmidt, W., Pariserstraße 9.
145. „ Dr. 0. Schönbock, NW., Jagowstraße 10.
146. „ Prof. Dr. P. Scholz, Steglitz, Fichtestraße 34.
147. „ Dr. R. Scholz, Charlottenburg, Luisenplatz 3.
148. „ Prof. F. Schotte, SW., Großbeerenstraße 27 a.
149. „ Dr. W. ScHULEE, Charlottenburg, Friedbergstraße 16.
150. „ Dr. G. Schwalbe, Charlottenburg, Bismarckstraße 114.
151. „ Reg.-Rat a. D. R. Seebold, Charlottenburg, Fasanenstraße 13.
152. „ Frhr. v. Seherr-Thoss, W., Hohenzollemstraße 16.
153. „ Prof. Dr. G. Sieben, Groß-Lichterfelde, Stemstraße 9.
154. „ Prof. Dr. A. Siebert, Groß-Lichterfelde, Bellevuestraße 30.
155. „ WiLH. V. Siemens, SW., Askanischer Platz 3.
156. „ Dr. S. Simon, Charlottenburg, Windscheidstraße 21.
157. „ Prof. Dr. W. Sklarek, W., Landgrafenstraße 7.
158. „ Prof. Dr. A. Slaby, Charlottenburg, Sophienstraße 4.
159. „ Dr. W. Starck, Charlottenburg, Rönnestraße 24.
160. „ Dr. H. Starke, NW., Reichstagsufer 7/8.
161. „ 0. Steppens, NW., Scharnhorststraße 2.
162. „ Dr. H. V. Stein wehr, Charlottenburg, Marchstraße 25.
163. „ Prof. Dr. K. Strecker, W., Keithstraße 20.
164. „ Schulamtskandidat Jon. Theel, Groß-Lichterfelde, Ringstraße 58.
165. „ Prof. Dr. M. Thiesen, Friedrichshagen, Ahomallee 10.
166. „ Prof. Dr. J. Traube, W., Pariserstraße 55.
167. „ Prof. Dr. E. Warburg, NW., Neue Wilhelmstraße 16.
168. „ Reg.-Rat Dr. C. L. Weber, SW., Yorkstraße 19.
169. „ Prof. Dr. W. Wedding, Groß-Lichterfelde, Wilhelmstraße 2.
170. „ Prof. Dr. B. Weinstein, Charlottenburg, Kantstraße 148.
171. „ Dr. K. VON Wesendonk, NW., Reichstagsufer 10.
172. „ Ingenieur J. H. West, SW., Halleschestraße 20
173. „ Prof. Dr. H. F. Wiebb, Charlottenburg, Goethestraße 87.
174. „ Prof. Dr. W. Wolff, W., Fasanenstraße 78.
Mitgliederliste. ^59
175. Herr Dr. B. A. Wobinger, Grunewald, Hagenstraße 3.
176. „ Dr. R. WuRTZEL, NW., Philippstraße 6.
177. Versuchsabteilung der Verkehrstruppen, W., Wilhelm straße 101.
B. Auswärtige Mitglieder.
178. Herr Prof. Dr. R. Abegcx, Breslau, Kaiser-Wilhelmstraße 70.
179. „ Dr. M. Abraham, Göttingen, Nicolausbergerweg 17.
180. „ ' A. Ackermann-Tecbner, Leipzig, Poststraße 3.
181. „ Prof. Dr. K. Angström, Upsala.
182. „ Prof. Dr. F. Auerbach, Jena.
183. „ Dr. ü. Behn, Frankfurt a. M., Sachsenlager 13.
184. „ Dr. 0. Berg, Greifswald, Roßraarkt 8.
185. „ Dr. G. Berndt, Breslau, Physikal. Institut, Kl. Domstr. 3.
186. „ Dr. G. Berthold, Ronsdorf.
187. „ Dr. F. Bidlingmaier, Potsdam, Meteor.-Magn. Observatorium.
188. „ Prof. Dr. H. du Boia, Utrecht, Universität.
189. „ Prof. Dr. L. Boltzmann, Wien XVHI/l, Hainzingergasse 26.
190. „ Dr. E. Böse, Göttingen.
191. „ Prof. Dl'. F. Braun, Straßburg i. E., Physik. Institut.
192. „ Prof. Dr. IL Bruns, I^eipzig, Sternwarte.
193. „ Prof. Dr. F. Burckhardt, Basel, Elisabethstraße 30.
194. Exzellenz Prof. Dr. 0. Chwolson, St. Petersburg, Universität.
195. „ Prof. Dr. A. Coehn, Göttingen, Herzberger Chaussee 35.
196. „ Prof. Dr. E. Cohn, Straßburg i. E., Schweighauserstraße 19.
197. „ Dr. S. CzAPSKi, Jena.
198. „ Dr. A. Dahms, Leipzig, Thalstraße 35.
199. „ Dr. A. Day, Washington, DG. US. Geologial Survey.
200. „ Dr. R. Defregüer, München, Königinstraße 43.
201. „ Prof. Dr. C. Dieterici, Hannover, Alleestraße 7 k.
202. „ Prof. Dr. E. Dorn, Halle a. S., Paradeplatz 7.
203. „ Prof. Dr. Drecker, Aachen, Louabergstraße 26.
204. „ Prof. Dr. P. Drude, Gießen, Nahrungsberg 8.
205. „ Prof. Dr. E. v. Drygalski.
206. „ Prof. Henry Dufour, Lausanne, Universität.
207. „ Prof. Dr. H. Ebert, München, Techn. Hochschule.
208. „ Dr. J. Edler, Potsdam, licipziger straße 9a.
209. „ Dr. Joh. Ehlers, Jena, Berggasse 3.
210. „ Prof. Dr. J. Elster, Wolfenbüttel, Lessingsstraße 7.
211. „ Dr. R. Emden, München, Gabelsbergerstraße 77.
212. „ Dr. K. T. Fischer, München-Solln 47.
213. „ Dr. K. Forch, Darrastadt, Technische Hochschule.
214. „ Dr. J. Friedländer, Neapel Vomero, Via Luigia Sanfelice, Villa
Hertha.
215. „ Prof. Dr. ('. Fromme, (iießen.
216. „ Prof. Dr. J. Gad, Prag.
217. „ Dr. H. (iÄDEKE, Müncheu, Barerstraße 88.
218. „ Dr. A. Galle, Potsdam, Geodät. Institut.
460 Mitgliederliate.
219. Herr IVof. Dr. H. Geitel, Wolfenbüttel.
220. „ Prof. Dr. J. Ritter von Geitler, Prag II, 1594, Physik. Institut
der Deutschen Üniyersität.
221. „ Prof. Dr. D. Goldhammer, Kasan, Universität.
222. „ Prof. Dr. L. (trätz, München, Arcisstraße 8.
223. „ Prof. E. Grimsehl, Hamburg, Wagnerstraße 74.
224. „ Prof. Dr. 0. Grotrian, Aachen, Theresienstraße 13.
225. „ Prof. Dr. G. Grus», Smichow bei Prag.
226. „ Prof. Dr. S. Günther, München, Akademiestraße 5.
227. „ Dr. S. Guggenheimer, München, Briennerstraße 14.
228. „ Realgymnasialdirektor L. Hacker, Brandenburg a. H.
229. „ Dr. A. Hagen bach, Bonn, Breitestraße 28.
230. „ Prof. Dr. E. Hagenbach-Bischoff, Basel, Missionsstraße 20.
231. „ Prof. Dr. W. Hall wachs, Dresden-A., Münchenerstraße 2.
232. „ Prof. Dr. Hermann Hammerl, Innsbruck, Müllerstraße 28.
233. „ Dr. H. Hauswaldt, Magdeburg-Neustadt.
234. „ Dr. Hecker, Potsdam, Geodät. Institut.
235. „ Prof. Dr. A. Heydweiller, Münster i. W., Physik. Institut.
236. „ Prof. Dr. F. Himstedt, Freiburg i. B., Goethestraße 8.
237. „ Georg Hirzel i. Fa. S. Hirzel, Verlagsbuchhandlung, Leipzig,
Königstraße 2.
238. „ Dr. Christ, von Hofe, Jena, Erfurterstraße 4.
239. „ Dr. M. W. Hoffmann, Potsdam, Neue Königstraße 47.
240. „ Prof. Dr. D. Hurmtzescu, Jassy, Universität, Rumänien.
241. „ Prof. Dr. Georg W. A. Kahlbaum, Basel.
242. „ Prof. Dr. W. Kaufmann, Bonn, Physik. Institut.
243. „ Prof. Dr. H. Kayser, Bonn, Humboldstraße 2.
244. „ Dr. H. Kellner, Buffalo NY. US.
245. „ Prof. Dr. J. Kiessling, Hamburg.
246. „ Prof. Dr. L. v. Klecki, Krakau, Karmeiickastraße 44.
247. „ Prof. Dr. F. Klein, Göttingen, Wilhelm Weberstraße 3.
248. „ Prof. Dr. 0. Knoblauch, München, Haydnstraße 8.
249. „ Prof. Dr. K. R. Koch, Cannstatt bei Stuttgart, Taubenheimstraße,
Villa Koch.
250. „ Prof. Dr. W. König, Greifswald, Physik. Institut.
251. „ Dr. J. Königsbergek, Freiburg i. B., Stadtstraße 20.
252. „ Prof. Dr. W. Kohlrausch, Hannover, Nienburgerstraße 3.
253. „ Dr. A. Korn, München, HohenzoUernstraße la.
254. „ C. Krall, Elberfeld, Roonstraße 54.
255. „ Prof. Dr. H. Kronecker, Bern.
256. „ Dr. H. Krüs.s, Hamburg, Adolfsbrücke 7.
257. „ Prof. Dr. Kühnen, Potsdam, Geodät. Institut, Wilhelmsplatz 2.
258. „ Prof. Dr. V. von Lang, Wien IX, Türkenstraße 3.
259. „ Prof. Dr. E. Lecher, Prag II, 1594, Physik. Institut.
260. „ Prof. Dr. 0. Lehmann, Karlsruhe, Techn. Hochschule.
261. „ Dr. A. Lkssino, Göttingen, Walkmühlenweg 27.
262. „ Prof. Dr. Tir. Ltebisch, Göttinp:en, Wilhelm Weberstraße 17.
263. „ Prof. Dr. (\ Linde, München, Prinz Ludwigshöhe 44.
Mitgliederliste. 461
264. Herr Dr. A. Lindemann, Hamburg, Bundespassage 4.
265. „ Dr. Fe. Linke, Göttingen, Herzberger Chaussee 19.
266. „ Prof. Dr. H. A. Lorentz, Leiden.
267. „ Dr. LüDELiNO, Potsdam, Meteor. Institut.
268. „ Dr. B. Luyken, Potsdam, FranzÖBiscbestrafie 1.
269. „ Prof. Dr. K. Mack, Hohenheim bei Stuttgart.
270. „ Dr. A. Mahlke, Leutzsch b. Leipzig, Hauptstraße 87.
271. „ Dr. E. Marx, Leipzig, Physik. Institut.
272. „ A. Meiner i. Fa. J. A. Barth, Verlagsbuchhandlung, Leipzig,
Boßplatz 17.
278. „ Dr. (t. Melander, Helsingsfors, Skarpskyttegatan 17.
274. „ Prof. Dr. Georg Meyer, Freiburg i. B., Dreisamstraße 3.
275. „ Prof. Dr. 0. E. Mbyeh, Breslau, Göppertstraße 1.
276. „ Prof. Dr. G. Mie, (ireifswald, Domstraße 30.
277. „ Dr. James Moser, Wien VUI/l, Laudongasse 25.
278. „ Prof. Dr. K. von der Mühll, Basel, Universität.
279. „ Prof. Dr. W. Müller-Erzbach, Bremen, Ostertor-Steinweg 33.
280. „ Prof. Dr. A. Müttrich, Ebers walde.
281. „ Prof. Dr. W. Nernst, Göttingen, Herzberger Chaussee 13.
282. „ Prof. Dr. (-. Neumann, Leipzig, Querstraße 10/12.
288. „ Dr. A. Nippoldt, Potsdam, MeteoroL-Magnet. Observatorium.
284. „ Prof. Dr. A. v. Okttincjen, Leipzig, Mozartstraße 1.
285. „ Prof. Dr. W. Ostwald, Leipzig, Linnestraße 3.
286. „ Prof. Dr. L. Pfaundler, Graz, Haibarthgasse 1.
287. „ Dr. A. Pflüger, Bonn, Koblenzerstraße 176.
288. „ Prof. Dr. R. Pictet, Berlin N., Wattstraße 2.
289. „ Dr. M. von Pirani, Aachen, Hof 22/23.
290. „ Prof. Dr. Precht, Hannover, Techn. Hochschule.
291. „ . £. Pri'^mm, Braunschweig, Humboldstraße 6.
292. „ Prof. Dr. K. Prytz, Kopenhagen, Falkoneergaardsvej 12.
293. „ Dr. C. Pilfrkh, Jena.
294. „ Prof. Dr. (J. Quinckk, Heidelberg, Hauptstraße 47.
295. „ Prof. Dr. (i. Hecknacjel, Augsburg.
296. „ H. Rk(}Ener, Potsdam, Margarethenstraße 38.
297. „ Dr. W, Ukiss, Schloß Könitz (Thüringen).
298. „ Ingenieur H. Renisch, Essen a. Ruhr, Ostfeldstraße 5.
299. „ Prof. Dr. F. Rk^harz, Marburg i. H.
300. . „ Prof. Dr. E. Riecke, (iöttingen.
301. ^ Prof. Dr. W. (\ Röntgen, München, Physik. Institut.
802. „ Dr. M. v. Roiiu, Jena, Wagnergasse 11.
303. „ Prof. Dr. J. Rosknthal, Erlangen.
304. „ Prof. Dr. R. Rihlmann, Döbeln i. Sachsen, Kgl. Real-Gymnasium.
305. „ Prof. Dr. C. Ringe, Hannover, Techn. Hochschule.
306. „ Dr. K. Schaum, Marburg a. L., Frankfurterstraße 22.
807. „ Prof. Dr. J. Scheinek, Potsdam, Astrophysikal. Observatorium.
808. „ Dr. R. Schknck, Marburg i. IL, Universitätsstraße.
809. „ Gerhard Schendell, Stettin, Preußischestraße 11.
310. „ Prof. Dr. K. Sch krinc;, Darmstadt, Saalbaustraße 85.
462 Mitgliederliste.
311. Herr Prof. Dr. A. Schmidt, Potsdam, Telegraphenberg.
312. „ Prof. Dr. Gerhabd Schmidt, Erlangen.
313. „ Prof. Dr. Schubekt, Eberswalde, Forstakademie.
314. „ Dr. F. A. Schulze, Marburg i. H., Steinweg 31/S2.
315. „ Dr. Max Seddio, Marburg i. H., Physik. Institut.
316. „ Dr. H. Siedentopf, Jena, Oberer Löbdergraben 11.
317. „ Prof. Dr. P. Silow, Warschau, Universität.
318. „ Prof. Dr. H. Th. Simon, Göttingen.
319. „ Dr. P. Spies, Posen, Neue Gartenstraße 5.
320. „ Prof. Dr. A. Sprung, Potsdam, Meteorol.-Magnet. Observatorium.
321. „ Dr. Jon. Stark, Göttingen, Herzberger Chaussee 19.
322. „ Dr. K. Stöckl, Würzburg, Eichhornstraße 20.
323. „ Dr. R. Straubel, Jena, Beethovenstraße 2.
324. „ Prof. Dr. V. Strouhal, Prag, Clementinum.
325. „ Dr. R. Süring, Potsdam, Meteorol.-Magnet. Observatorium.
326. „ B. Tepelmann, Braunschweig, vor der Burg 18.
327. „ S. Tereschin, Petersburg, Nicolaewskaya 40.
323. „ Dr. M. Toepler, Dresden-A., Reichenbachstraße 9.
329. „ Prof. Dr. W. von Uljanin, Kasan.
330. „ Dr. ÜSENER, Kiel, Muhliusstraße 5.
331. „ Dr. Henri Veillon, Basel, Eulerstraße 27.
332. „ Dr. Fr. Vettin, Dessau, Antoinettenstraße 14.
333. „ Prof. Dr. H. C. Vogel, Potsdam, Astrophysik. Observatorium.
334. „ Prof. Dr. W. Voigt, Göttingen.
335. „ Prof. Dr. P. Volkmann, Königsberg i. Pr.-Tragheim, Kirchenstr. 11.
336. „ Prof. Dr. A. Voller, Hamburg, Physik. Staatslaboratorium.
337. „ Prof. Dr. R. Wachsmuth, Rostock, Prinzenstraße 4.
338. „ Prof. Dr. Anton Weber am Lyceum in DiUingen (Bayern).
339. „ Prof. Dr. H. Weber, Braunschweig, Techn. Hochschule.
.340. „ Prof. Da H. F. Weber, Zürich, Techn. Hochschule.
341. „ Prof. Dr. L. Weber, Kiel, Physik. Institut.
342. „ Dr. A. Wehnelt, Erlangen, Luitpoldstraße 6.
343. „ Prof. Dr. E. Wieciiert, Göttingen.
344. „ Prof. Dr. E. Wiedemann, Erlangen.
345. „ Prof. Dr. M. Wien, Aachen, Techn. Hochschule.
346. „ Prof. Dr. W. Wien, Würzburg, Physik. Institut.
347. „ Prof. Dr. (). Wiener, Leipzig, Thalstraße 35.
348. „ Prof. Dr. J. Wilsing, Potsdam, Astrophysik. Observatorium.
349. „ Prof. Dr. A. Winkelmann, Jena.
350. „ Dr. Wright, Wien III, Apostelgasse.
351. „ Prof. Dr. A. Wüllner, Aachen, Techn. Hochschule.
352. „ Prof. Dr. W. v. Zahn, Leipzig-Plagwitz, Carl Heinestraße 33.
353. „ Dr. W. Ziegler, Santiago de Chile, CassiUa 1389.
354. Die mathem.-physik. Sammlung des bayrischen Staates (Direktor:
Mechaniker W. Sinz, München, Neuhauserstraße 51.
355. Das Physik. Institut der Universität Leipzig.
Alphabetisches Namenregister
Jahrgang 1 bis 6 (1899 bis 1903)
der
VerhaDdlongen der Dentseheo Physikalischen Oeselkhaft").
Abraham, M. PriDzipien der Dynamik
des Elektrons 4, (260).
Almy, J. Über die £ntladungRpoten-
tiale iu festen und tropf bar -flüssigen
Dielektricis 1, (81), 95.
Ahoenheister, O. Beiträge zur Kennt-
nis der Elastizität der Metalle 5,
(67), 80.
Archenhold, F. 8. Über den Swift-
schen Kometen 1899a 1, (145).
— Eine neue Darstellung des Einflusses
der ßonnenflecke auf die Erdatmo-
sphäre 4, (260).
Arons, L. Lichtbogen zwischen Metall-
elektroden 1, (211).
AsCHKiNASS, £. Über anomale Disper-
sion im ultraroten Spektralgebiet 1,
(211).
— Ein Vorlesungsveräuch mit flüssiger ;
Luft 2, (11).
— Die nachträgliche Wirkung der
Becquerelstrahlen auf die Haut 3, '
(101).
— sh. Rubens, H. 1,(1), 11; 2,(11), 13. |
— u. Caspari, W. Über den Einfluß |
der Becquerelstrahlen auf organisirte
Substanzen 3, (150).
A8CHKINA8S, E. u. SoHAEFBR, Cl. Über
den Durchgang elektrischer Wellen
durch Besonatorensysteme 3, (77).
AsHER, Leon. Ein neuer spektraler
Farbenmiachapparat 5, (293), 326.
Aübel, Edh. van. Sur les conducti-
bilit^s ^lectriques et thermiques des
m6taux 2, (1), 3.
— Ri^ponse aux observations des Mes-
sieurs W. JÄGER etH. DiESSBLHORST 2i
(54), 77.
Austin, L. u. Starke, H. Über die
Beflexion der Kathodenstrahlen und
eine damit verbundene neue Erschei-
nung sekundärer Emission 4, (77), 106.
B.
Berger, E. Über stereoskopische Lupen
und Brillen 2, (145), 160.
Bergholz, P. Tropenorkane 1, (212).
Bezold, W. von. Über den gegen-
wärtigen Stand der erdmagnetischen
Forschung 1, (123).
— Nachruf auf Max Eschenhageh 4,
(77), 79.
Biegon von Czudnochowski, W. Be-
merkungen über das Elektrolytbogen-
licht 5, (352).
*) Die fettgedruckte Zahl gibt den Jahrgang an, die in Klammern bzw. ohne
Klammern stehenden Zahlen weisen auf die Seiten innerhalb des genannten Jahrganges
hin, auf denen ein kürzerer oder länjjerer Bericht über die betr. Mitteilung abgedruckt ist.
464
Alphabetisches Namenregister.
BiEOON VON CzuDNOOHOWBKi, W. Flam-
men- oder Effektbogenlicht 5, (129),
157.
Bjebknes. Über die Mechanik der
Zyklone 1, (212).
Bjebknes, V. Versuche über die schein-
baren Wirkungen in der Feme zwi-
schen pulsierenden und oszillierenden
Kugeln 4. (251).
BiLLiTZEB, O. Kolloidale Metalle 4,
(259).
Blondel, A. 8ur les oscillographes 5,
267.
Boas, H. Ein Polarisationsphotometer
zur Messung der Kontrast Intensität
der Röntgenstrahlen 1, (214), 242.
— Verfahren und Apparate zur Er-
zeugung stereoskopischer Röntgen-
bilder auf dem Leuchtschirm 2,
(41). 45.
— Eine automatische Sprengelpumpe
2, (93).
— Eine Bemerkung zur "Wirkung der
Spbenobl sehen Quecksilberluftpumpe
2, (211), 246.
BöRNBTBiN, R. über Luftdruck Vertei-
lung 1, (212).
— Zur Erinnerung an Hans Babtsch
V. SlOSFELD 4, (77), 78.
— Einige Versuche über Elektrizitäts-
zerstreuung in Luft 5, (381), 404.
Bois, H. Du. Umwandlungstempera-
turen im elektromagnetischen Felde
1, (2).
— u. Liebknecht, O. Molekulare
Suszeptibilität der Salze seltener Er-
den 1, (214), 286; 2, (12), 19.
— u. WiLLS, A. P. Zur thermometri-
schen und kryogenen Verwendung
des Kohlensäureschnees 1, (153), 168.
BoLTZMANN, L. Über die Ergänzung,
deren die Lagbanoe sehen Gleichun-
gen für nicht holonome Koordinaten
bedürfen 5, (293).
Bband, A. Über die elektromotorische
Kraft des Ozons 4, (245), 246.
Bbix, Philipp Wilhelm f- 1, (102, 123),
126.
Cady, Walteb. Über die Energie der
Kathodenstrahlen 1, (105), 181.
Caspabi, W. sh. Aschkinass, E. 3, (150).
Caspaby, F.f 3, (129).
Cebebotani. Typend ruck telegraph 1,
(211).
Classek, J. Fresnel sehe Interferenzen
an zwei planparallelen Platten als
Vorlesungsversuch 5, (292), 297.
D.
Denizot, Alfbed. Über ein Pendel-
problem von Eüleb 3, (191), 213.
Dessaueb, Friedbich. Über einen Ver-
such , die Burchdringungsföhlgkeit
der X-Strahlen unabhängig vom Va-
kuum zu regulieren 4, (260), 821.
Deutsche Physikal. Gesellschabt.
Vorschläge des wissenschafü. Aus-
schusses für einheitliche Bezeich-
nungen, Benennungen, Definitionen
und Kegeln in der Physik 5, 68.
Diesselhobst, H. Über die bisherigen
Bestimmungen der Wärmeleitung 2,
(236).
— , sh. Jaegbb, W. 1, (241, 245); 2,
(37), 39.
DiETEBici, C. Über die Zustandsglei-
chung von van beb Waals 1, (211).
Dolezalek, f. Über ein einfaches
und empßndliches Quadrantenelektro-
meter 3, (9), 18.
— Über die Energieänderungen bei
Konzentrationsverschiebungen in kon-
zentrierten Lösungen 5, (82), 90.
— MelSeinrichtung zur Bestimmung
von Selbstinduktion und Energiever-
lust in Wechselstromapparaten 5«
(186).
DoBN, E. Beseitigung elektrostatischer
Einflüsse bei Wägungen durch Ba-
dium 5, (186), 189.
Dbüde, P. Zur Theorie der magneto-
optischen Erscheinungen 1, (105), 107.
Alphabetisches Namenregister.
465
Bbube, P. Demonstration von Meß-
apparaten für elektrische Schwin-
gungen 5, (292), 294.
— Bemerkungen zu der Arbeit von
Hagen und Rubeks : „Über Beziehun-
gen zwischen dem Reflexionsvermögen
der Metalle und ihrem elektrischen
Leitvermögen** 5, (141), 142.
Dwbl8Hatjvers-Dery, f. V. Eine neue
Theorie der Wimshurst sehen Ma-
schine 4, (260), 276.
— Über einen Fall von Induktion 4,
(260), 278.
E.
Ebert, H. Rückstoß Wirkungen elektri-
scher Wechselstromentladungen 1,
(140), 141.
— Nekrolog auf E. v. Lümmel 1,(210).
— Die Dimensionen des dunklen Ea-
thodenraumes bei verschiedenen Gasen
2, (93), 99.
Edler, J. Untersuchungen des Ein-
flusses der VHgabundirenden Ströme
elektrischer Straßenbahnen auf erd-
roagnetiscbe Meßapparate 1,(146), 174.
Elster, J. Elektrizitätszerstreuung in
der freien Atmosphäre 1, (210).
— Über Becquerelstrahlen 2, (1), 5.
— u. Gbitel, H. Über den Einfluß
eines magnetischen Feldes auf die
durch die Becquerelstrahlen bewirkte
Leitfähigkeit der Luft 1, (123 u. 139),
136.
Emden, R. Demonstration eines sehr
rasch rotierenden Spiegels 1, (210).
— Schlieren in einem Luftstralil 1,
(211).
— sh. Haoenbach-Bischofp, E. 1,
(211).
Esohenhagew, M. Über erdmagnetische
Intensitätsvariometer 1, (146), 147.
ESCHENHAOEN, MAXf 3, (163); 4, 79.
Exmbe, Felix M. Zur inneren Lei-
tung von Quarz bei 100 bis 150^ und
von Olas bei Zimmertemperatur 3,
(25), 26.
Falleb, O. Eine neue Anschauung über
die Reibung 1, (210).
FiNKENER, R.t 4, (335).
FOERSTER, W. Bemerkung zu dem
„Nachruf für Johannes Pernet* von
M. Thiesen 4, (191), 225.
Fomm, L. Photographien der Struktur
trockener Hölzer 1, (210).
Friedenthal, Hans. Wieviel von der
Verbrennungawärme von Brennstoffen
läßt sich in mechanische Arbeit um-
setzen? 4, (386), 387.
I Fuchs, L.f 4, (189).
G.
Gehecke, E. Die Geschwindigkeits-
änderung der Kathodenstrahlen bei
der Reflexion 3, (100).
— Das MicHELSONsche Stafengitter und
das ZEBMANRche Phänomen 5, (177).
— Über die Elektrolyse der Schwefelsäure
bei großer Stromdichte 5, (234), 263.
— sh. LüMMEB, O. 4, (336), 337.
— u. LoMMEB, 0. Neuere Ergebnisse
über die Auflösung feinster Spektral-
linien 4, (2).
Geitel, f. Über Radium und Polo-
nium 1, (210).
— sh. Elster, J. 1, (123, 139), 136.
Gebstmann, Heinbioh. DieBestimmung
des absoluten Gewichtes der Mole-
küle nebst Beschreibung eines neuen
Kalorimeters 1, (193), 194.
Giebe, E. Über die Bestimmung des
W arm eleitungs Vermögens bei tiefen
Temperaturen 5, (49), 60.
Giesel, J. Einiges über Badium-Ba-
ryumsalze und deren Strahlen 2, (l), 9.
Gleichen, A. Grundznge einer Diop-
trik der Atmosphäre 1, (246); 2, 24.
— Über eine Eigenschaft eines Systems
von Wellennormalen 2, (41), 249.
— Erweiterung der Laplace sehen
Extinktionstheorie des Sternenlichtes
2, (221), 222.
466
AlphabetiBches Namenregister.
Gleichen, A. Die Scheitelkrümmung
der Bilder auf der Netzhaut des
Auges unter Berücksichtigung der
Linsenschichtung 4, (3), 13.
— Die Blendenstellung bei zentrierten
optischen Systemen endlicher Öffnung
5, (177), 193.
Goldstein, E. Über Spektra von Gas-
gemengen u.V. Entlailungsbüllen 2,110.
— Über den sogenannten dunklen Ka-
thodenraum 2, (114), 142.
— Über umkehrbare Lichtwirkungen
3, (181), 182.
— Über das Phänomen der „Fliegenden
Schatten" 3, (181), 189.
— Über sichtbare und unsichtbare Ka-
thodenstrahlen 3, (191), 192.
— Über Kanalstrahleu 3, (191), 204.
— Über den Einfluß der Lichtbrechung
auf Beobachtungen an GEissLERschen
Röhren 4, (3), 4.
— Über die erste Schicht des Kathoden-
lichtes induzierter Entladungen 4,
(45, 76), 64.
— Über Kathodenstrahlen von geringem
Entladungspotential 4, (191), 204.
— Über die Kanalstrahlengruppe 4,
(227), 228.
— Über einige Versuche mit dem
GiESEL sehen Emanationskörper 5,
(381), 392.
Gbaetz, L. Über mechanische Bewe-
gungen unter dem Einflüsse von Ka-
thodenstrahlen und Böntgenstrahlen
2, (54), 58.
Gbimsehl, E. Über den Volta sehen
Fundamentalversuch 4, (259), 262.
— Analyse und Synthese von Schwin-
gungen 5, (292), 303.
— Neue physikalische ünterrichi sappa-
rate 5, (293), 316.
Gross, Th. Über molekulare Induktion
5, (1), 39.
Grunhach, Leo. Experimentelle Be-
stimmung der Oberfläcljen Spannung
von Flüssigkeiten aus geschmolzenen
Metallen durch Messung der Wellen-
länge von Oberflrtch<»n wellen 1, (2), 13.
Gbunmach, Leo. Über den Einfluj»
des Streckens duixh Zugbelastung
auf die Dichte des Materials 1, (2).
— Neue experimentelle Bestimmungen
der Oberflächenspannung von Flüssig-
keiten durch Messung der Wellenlänge
der auf ihnen erzeugten Kapillar-
wellen 4, (259). 279.
Guericke, Otto von 4, (361), 362.
Guggenheimer, Siegfried. Zur Kennt-
nis des Puten tialgradienten bei der
Entladung durch Röntgenstralilen 1,
(207), 272.
H.
Hagen, E. sh. Rubens, H. 5, (291).
— - u. Rubens, H. Das Reflexionsver-
mögen von Metallen für ultraviolette
Strahlen 3, (164), 165.
— — Die Absorption ultravioletter,
sichtbarer und ultraroter Strahlen in
dünnen Meiallschichten 4, (45), 55.
Über Beziehungen zwischen dem
Reflexionsvermögen der Metalle und
ihrem elektrischen Leitvermögen 5,
(101), 113.
Das Emissionsvermögen der Me-
talle für Strahlen großer Wellenlänge
5, (141), 145.
Hagenbach. Reduzierende Wirkung
elektrolytisch abgeschiedener Metalle
1, (212).
Hagenbach-Bischoff, E. u. Emden, R.
Versuche mit Druckluft 1, (211).
Hansemann, Gustav voNf 4, (227).
Haupt, E. sh. Heüslee, Fr. 5, (217),
220.
— sh. Starck, W. 5, (217), 224.
Heinoke, C. Über Wechselstromenergie
1. (210).
Heuse, W. Über den Potentialgra-
dienten in Gasgemischen 1, (257), 269.
— Über die Glimmentladung im Helium
2. (12), 16.
Heusler, Fr. Über magnet. Mangan-
legierungen 5, (217), 219.
— Über die Synthese ferromagnetischer
Manganlegierungen 5, (217), 220.
Alphabetisches Namenregister.
467
Heüslbb, Fb., Starck, W. u. Haopt, E.
Magnetisch-chemische Studien 5, (217),
220.
HiLBERT. Über Mechanik der Eontinua
5, (292).
Hill, Bruce. Über die kalorimetrischen
Eigenschaften der ferromagnetischen
Körper 3, (101), 113.
— Über das msgnetische Verhalten der
Nickel-Kupfer- und Nickel-Zinnlegie-
rungen 4, (191), 194.
Holzknecht, Guido. Über die Erzeu-
gung von Nachfarben durch Röntgen-
strahlen 4, (3), 25.
Hoppe, Reinhold f 2, (113, 181), 183.
Jaeoer, "W. Beitrag zur Thermochemie
der Normalelemente mit verdünnter
Lösung 3, (47), 48.
— u. DiESSELHOBST, H. ÜberWärmc-
leitung und Elektrizitätsleitung in
Metallen 1, (241 u. 245).
Bemerkung zu einer Mitteilung
des Herrn Edm. van Aübbl über
Wärmeleitung 2, (37), 39.
— u. Lindeck, St. Über Normalele-
mente 3, (25).
— u. Steinwehr, H. von. Bestimmung
des Wasserwertes eines ' Bebthelot-
Bchen Kalorimeters in elektrischen
Einheiten. (Mitteilung aus der Phy-
sikalisch-Technischen Reichsanstalt)
5, (49), 50.
Erhöhung der kalorimetrischen
MeiJ;5enauigkeit durch Anwendung
von Flatlnthermometern. (Mitteilung
aus der Physikalisch - Technischen
Reichsanstalt) 5, (351), 353.
K.
Kahlbaük, H. Metalldestillation 1,
(211).
— , G. W. A. Erwiderung an Herrn
F. Nbesen 4, (45), 72.
Karsten, Gustav f 2, (71), 160.
Kaufmann, W. Über eine Methode
zur direkten Bestimmung magneti-
scher Momentanwerte 1, (8, 49), 42.
— Demonstration der elektrostatischen
Ablenkung der Kathodenstrahlen 1,
(81), 88.
— Versuch einer Erklärung des dunklen
Kathodenraumes 2, (114), 137.
— Über die magnetische Masse des
Elektrons 4, (260).
Ketteler, Eduard t 2, (235).
Klemencio, J. Versuch über das Mit-
schwingen nach BOLTZMANN 1, (211).
KÖNIG, Arthur! 3, (150), 149.
KoENiGSBBROER, J. Über die Abhängig-
keit der optischen Konstanten der
Metalle von der Temperatur 1, (246),
247.
KoHLRAüSCH, F. Nachruf auf G. Wiedb-
MANN 1, (153), 155.
— Über die Temperatur Verteilung in
einem elektrisch geheizten, zusammen-
gesetzten Leiter 1, (241).
— Über einige durch die Zeit oder
durch Belichtung hydrolysierte Lö-
sungen von Chloriden 1, (257), 259.
— Beobachtungen an Becquerelstrahlen
und Wasser 5, (186), 261.
Kotzauer. Ursächliche Entwickelung
der Naturerscheinungen und der Ent-
wickelung derselben im Weltall aus
zwei Grundstoffen 4, (261).
Krebs. Über Luftdruckbeobachtungen
in Britisch-Indien und Luftwogen 1
(212).
KuRLBAUM, F. Über das Emissions-
und Absorptionsvermögen von Platin-
schwarz und Ruß 1, (66).
— Über Temperatur und selektive
Emission leuchtender Flammen 4,
(29).
— Demonstration des Holborn -KuRL-
BAUM sehen und des Wanner sehen
optischen Pyrometers 4, (347).
— , sh. LUMMER, 0. 2, (79), 89.
— u. Rubens, H. Über die Emission
langer Wellen durch den schwarzen
Körper 2, (181).
468
Alphabetisches Namenregister.
KuRLBAüM, F. u. Schulze, Günthbb. t
PyrometriscUe Untersuchungen an
Nernstlanipen und Hohlkörpern aus
Nernstmasse 5, (427), 428.
Lampb , E. Zum Gedächtnis von
Philipp Wilhblm Brix 1, (123),
125.
— Nachruf für Prof. Dr. Beinhold
Hoppe 2, (181), 183.
— Georq Bernhard Schwalbe f 3,
(57), 58.
— Bemerkungen zu der Frage nach
der günstigsten Form der Geschoß-
spitzen gemäß der Newton sehen
Theorie 3, (lOl), 119.
— Weitere Bemerkungen zu der Frage
nach der günstigsten Form der Ge-
schoßspitzen gemäß der Newton sehen
Theorie 3, (150), 151.
Lange, C. f 1, (139).
— . Prof. Dr. Julius t 5, (351).
Lecheb, E. Schirmwirkung der Gase
gegen elektrische Schwingungen 4,
^259), 307.
Lehmann, 0. Üher Struktur, System
und magnetisches Verhalten flüssiger
Kristalle 2, (71), 72.
Leithäuseb, G. Über den Geschwin-
digkeitsverlust der Kathodenstrahlen
beim Durchgang durch dünne Metall-
schichten 4, (251).
Levy , M. Quecksilberstrahl - Unter-
brecher 1, (211).
Lewis, P. Über den Einfluß kleiner
Beimengungen zu einem Gase auf
dessen Spektrum 2, (93).
LiEBBNOW, G. Thermodynamische Be-'
rechnu n g thermo-ele k tromotori scher
Kräfte metallischer Leiter 1, (66, 81),
74, 82.
Liebknecht, O. sh. Bois, H. du 1, (214),
236; 2, (12). 19.
— sh. WiLLS, A. P. 1, (154), 170.
Lindbck, St., sh. Jaegeb, W. 3,
(25).
LoHMEL, Bügen von t- 1» (153,
210).
LowNDS, L. Zur Kenntnis desthermo-
magnetischen Longitudinaleffektes in
Wismut 3, (2), 3.
LüHMEB, O. Zueinander komplementäre
Interferenzerscheinungen im reflek-
tierten Lichte 2, (79).
— Geschichtliches über das DBAPBBsche
Gesetz und den schwarzen Körper 2,
(221).
— Eine neue Interferenzmethode zur
Auflösung feinster Spektrallinien 3,
(77, 99), 85.
— Ein neues Interferenz - Photo - und
Pyrometer 3, (130), 131.
— Hypothese über den Vorgang bei
der Totalreflexion 4, (40).
— Beitrag zur Klärung der neuesten
Versuche von R. Blondlot über die
n-Strahlen 5, (415), 416.
— sh. Gehbcke, E. 4, (2).
— u. Gehbcke, E. Über die Interferenz
des Lict>tes bei mehr als zwei Millio-
nen Wellenlängen - Gangunterschied
4, (336), 337.
— u. Kublbaum, f. Über das Fort-
schreiten der photometriscben Hellig-
keit mit der Temperatur 2, (79), 89
— u. Pbingsbeim, E. Die Energievertei-
lung im Spektrum des schwanen
Körpers 1, (3), 23.
Die Verteilung der Energie im
Spektrum des schwarzen Körpers
und des blanken Platins 1, (214),
215.
— — Temperaturbestimmung fester
glühender Körper 1, (214), 230.
Über die Strahlung des schwanen
Körpers für lange Wellen 2, (87),
163.
— — Temperaturbestimmung hoch-
erhitzter Körper (Glühlampe usw.)
auf bolometrischera und photometri-
schem Wege 3, (24), 86.
Die strahl ungs theoretische Tem-
peraturskala und ihre Verwirklichung
bis 2300' abs. 5, (2), 3.
Alphabetisches Namenregister.
469
M.
Maeckwald, M. Über Phototropie
1, (212).
— , W. Über das radioaktive Wismut
(PolODium) 4, (251, 259), 252.
Mabtens, f. f. Neues Polarisations-
photometer für weißes Licht 1, (193),
204.
— Neues Polarisationsphotometer für
weißes Licht 1, (211).
— Neues Vergleichskolorimeter für
Spektroskope 1, (211).
— Über eine neue photometrische Ver-
gleichsvorrichtung mit Zwillings-
prisma 1, (258), 278.
— Über eine Neukonstruktion des
KÖNIG sehen Spektralphotometers 1,
(258), 280.
— Neuer Flammenmesser für Hefner-
lampen 2, (107), 108.
— Über ein einfaches Spektrometer
und die wichtigsten direkten Me-
tboden zur Bestimmung v. Brechungs-
exponenten 3, (9), 10.
— Über die Dispersion ulti-a violett. Strah-
len in Steinsalz und Sylvin 3, ( 25), 31.
— Ein großes Präzisionsspektrometer
mit Einrichtung zur Spektralphoto-
graphie 3, (130).
— Die Brechungsindizes von Quarz
und Flußspat 3, (130).
— Ein Vorlesungsversuch über sphä-
rische Aberration 4, (39), 43.
— Erzeugung von Fresnel sehen Inter-
ferenzstreifen mittels eines recht-
winkligen Prismas 4, (39), 43.
— Über den Einfluß des Atomgewichtes
auf die Eigenschwingung, Dispersion
und Farbe von darchsichtigen Ele-
menten und Verbindungen 4, (137), 1 38«
— Über ein Prismenspektroskop mit
konstanter Bichtang des austretenden
Strahles 4, (245), 255.
— Über ein neues, tragbares Photo-
meter für weißes Licht 5, (129), 149.
— Demonstration zweier Photometer
5, (292).
Mabteks, f. f. Über einen neuen
Beleuchtungsmesser 5, 436.
Marx, fi. Zur Kenntnis der Flam-
meuleitung. (Bemerkung zu der Ar-
beit des Herrn Starke) 5, (427) 441.
Maurer, H. Erd magnetische Beob-
achtungen in Deutsch • Ostafrika 1,
(212).
Met, K. Über das Eathodengefalle der
Alkalimetalle 5, (67), 72.
Meter, Edgar. Über die Absorption
der ultravioletten Strahlung in Ozon
5, (82), 124.
— , Stefan. Bemerkung zu der Ab-
handlung der Herren H. du Boib
und O. Liebknecht : Molekulare Sus-
zeptibilität der Salze seltener Erden
1, (257), 275.
MiCHELi, J. Über den Einfluß der
Temperatur auf die Dispersion ultra-
violetter Strahlen in Steinsalz, Fluß-
spat, Quarz und Kalkspat 3, (181).
Miethe, A. Versuche mit radioaktiver
Substanz 3, (2).
MiNKOWSKY. Über Kapillarität 5, (292).
MOLLIER, B. Daten, -welche die Eigen-
schaften der Gase und Dämpfe be-
stimmen , insbesondere spezifische
Wärme, latente Dampfwärme und
Dichte 1, (211).
MÜLLER • Erzbach , W. Der nach der
Verdunstung dynamisch gemessene
relative und absolute Dampfdruck
des Quecksilbers und anderer Flössig-
keiten 2, (114), 127.
— Neue Beobachtungen über den Ad-
sorptionsvorgang 4, (29), 85.
N.
Neesen, f. Ein mechanischer Wider-
stand beim Auftreten von Kathoden-
strahlen 1, (66), 69.
— Vereinfachungen an der selbsttätigen
Kolben - Quecksilberluftpumpe u. ver-
gleichende Versuche über die Ge-
schwindigkeit der Wirkung verschie-
dener Luftpumpenarten 1, (81), 90.
470
Alphabetisches Namenregister.
Nbeskn, f. Bemerkung zu der Mitteilung
von Herrn H. Ebert 1, (246), 253.
— Vorführung einer Kolben-Quecksilber-
luftpumpe 2, (81), 82.
— Die während der dänischen Ex-
pedition, welche unter Leitung von
Adam Paulsen im Winter 1899/1900
nach Island zur Erforschung der
Nordlichtei-scheinuDgen entsandt war,
vom Maler Grafen Moltke aufge-
nommenen Bilder und die allgemeinen
vorläufigen Ergebnisse 2, (211), 218.
— Bemerkung zu einem Aufsatz von
Herrn Kahlbaüm über Queckailber-
luftpumpen 4, (29), 30.
— Erwiderung an Herrn G. W. A. Kahl-
baüm 4, (127), 136.
— Mitteilung über Vorschläge einer
vom Ausschuß d. elektrotechn. Vereins
niedergesetzten Kommisaion in betreff
einheitlicher Bezeichnungen 4, (227).
— Bestimmung der Geschwindigkeit
und Umdrehungszahl eines Geschosses
am Ende der Flugbahn 4, (379), 380.
— Bestimmung der Geschoßachsenrich-
tung am Ende der Flugbahn 5, (101),
110.
— Bemerkungen zu den Vorschlägen
des wissenschaftlichen Ausschusses
der Deutschen Physikalischeu Gesell-
schaft für einheitliche Bezeichnungen
5. (234), 251.
— Über die Frage der Beeinflussung
von Kathodenstrahlen 5, (292), 296.
— Demonstration einer Quecksilber-
pnmpe 5, (292), 296.
Nebnst, W. Zur Bestimmung hoher
Temperaturen 5, (291).
Neumakn, ELSEf 4, (335).
0.
Obekbeck, Anton t 2, (235).
Ostmann, P. Über die praktische An-
wendung des objektiven Hörmaßes
5, (293), 840.
Ostwald, W. Periodisch veränderliche
Keaktion»geschwindigkeit 1, (212).
p.
Pasche, O. Über ein Verfahren zur
Elimination der Sekundärstrahlung
in der Röntgentechnik 5, (292).
Pernbt, Johannes t 4, (38), 128.
Petzold , M. Diapositive mit stereo-
skopischer Wirkung 5, (291), 347.
Pictet, Raoul. Beitrag zur Klärung
der Theorie der Linde sehen Luft-
Verflüssigungsmaschine 4, (336).
Planck, M. Irreversible Btrahlungs-
vorgänge 1, (211).
— Deduktion der Strahlongsentropie
aus dem zweiten Hauptsatz der
Thermodynamik 2, (37).
— Über eine Verbesserung der Wien-
schen Spektralgleichung 2, (181), 202.
— Ein venneintlicher Widerspruch
des magneto - optischen Farad ay-
effektes mit der Thermodynamik 2,
(205), 206.
— Über das sogenannte Wien sehe
Paradoxon 2, (235).
— Zur Theorie des Gesetzes der Energie-
verteilung im Normalspektrum 2,
(235), 237.
— Vorlegung einiger von H. Haga und
0. H. Wind angefertigten Photo-
gramme zum Nachweis der Beugung
von Röntgenstrahlen 4, (379).
PosKE, F. Zum Gedächtnis Otto von
GUERIOKEs 4, (361), 362.
Pringsheim, E. Berichtigung 1, (102),
104.
— Referat über Lord Kelvins Ab-
handlung: The Age of the £arth as
an Abode fitted for Life 1, (145).
— Verteilung der Energie im Spektrum
des suhwsrzeu Körpers 1, (211).
— Einfache Herleitung des Kibchhoff-
schen Gesetzes 3, (77), 81.
— sh. LUMMER, O. 1, (3), 23; 1, (214),
215; 1, (214), 230; 2, (37), 163; 3,
(24). 36; 5, (2), 3.
Prytz, K. Ein Verfahren zur Dar-
stellung größerer Mengen von Argon
5, (205), 206.
Alphabetisches Namenregister.
471
Q.
Quincke, G. Über Oberflächenspan-
nung und flüssige Niederschläge 4,
(45), 46.
— Über Kristalle 5, (lOl), 102.
R.
Baehlmann, E. Weitere Mitteilung
über ultramiki'oskopische Unter-
suchung von Farbstoffmischuogen
und ihre physikalisch-physiologische
Bedeutung 5, (293), 330.
Eamsay , W. Über die neuentdeckten
Gase Argon, Helium, Neon, Krypton
und Xenon 1, (212).
Rasch, Ewald. Flammen- und Eflfekt-
bogenlicht. Erwiderung auf den
gleichnamigen Aufsatz des Herrn
W. BlEGON V. CZÜDNOCHOWSKI 5,
(234), 276.
Beich, M. sh. Simon, H. Th. 5, (292).
BiCHABZ, F. Bemerkung über das Ge-
setz von DULONG und Petit 1, (3,
49), 47.
BüBENS, H. Demonstration der Ein-
richtungen seines neuen Hörsales
unter Vorführung einiger Versuche
2, (11).
— Demonstration einiger Versuche mit
Beststrahlen von Quarz und Flußspat
5, (291).
— sh. Hagen, E. 3 (164), 165; 4, (45),
55; 5, (101), 113; (141), 145.
— sh. KüRLBAUM, F. 2, (181).
— u. AscHKiNASS, E. Isolierung lang-
welliger Wärmestrahlen durch Quarz-
prismen 1, (1), 11.
Vorlesungsversuch über die magne-
tische Ablenkbarkeit der Becquerel-
strablen 2, (11), 13.
— u. Hagen, E. Über die optischen
und elektrischen Eigenschaften der
Metalle 5, (291).
BüNOE, C. über die spektroskopische
Bestimmung des Atomgewichtes 5>
(293), 313.
S.
Schaefeb, Clemens. Über den Ein-
fluß der Temperatur auf'die Elasti-
zität der Metalle 2, (114), 122.
— sh. A8CHKINA88, E. 3, (77).
Schaum, Kabl. Über den photogra-
pbischen Negativprozeß 4, (259), 292.
ßCHEBL, Kabl. Bericht über den inter-
nationalen Katalog der wissenschaft-
lichen Literatur 5, (81), 83.
— Über die Ausdehnung des amorphen
Quarzes. (Mitteilung aus der Physi-
kalisch - Technischen Beichsaustalt)
5, (101), 119.
— Über die Spannkraft des Wasser-
dampfes unter 0* 5, (234), 287.
— sh. Thiesen, M. 1, (140).
Schmidt, G. C. Über den Einfluß der
Temperatur auf das Poteutialgefälle
in verdünnten Gasen 1, (257), 265.
— , N. Eine Beobachtung an sensiblen
Flammen 2, (12), 22.
Schönbock, O. Über die Abhängigkeit
der speziflschen Drehung des Zuckers
von der Temperatur 2, (81).
— sh. Wachsmuth, B. 4, (137),
183.
Schrötteb, Hbbmann V. Demonstration
eines Apparates zur Bestimmung der
chemischen Lichtintensität 4, (261),
296.
Schulze, A. Über die Wärmeleitung
von Wismut im magnetischen Felde
1,(49).
— Über eine Methode zur Bestimmung
der Wärmeleitfähigkeit fester Körper
1, (49).
— , GüNTHEB sh. Kublbaum, P. 5,
(427), 428.
Schumann, V. Photographische Auf-
nahme mit neuen, ultraviolett - emp-
findlichen Platten 3, (9).
Schwalbe, B. H. W. Vogel f li (3),
60.
— Nachruf auf G. Kabsten 2, (145),
147.
— , GEOBG BERNHABDt 3, (57), 58.
472
Alphabetisches Namenregister.
81EDBNTOPF, Q. u. ZsiGMONDY, R. Über
Größen besÜDimuDg ultramikroskopi-
scher Goldteilcben 5, (205), 213.
SiosFELD, Hans Bartsch v. f 4, (99), 88.
Simon, H. Th. und Reich, M. Über
Erzeugung hochfrequenter Wechsel-
ströme und ihre Verwendung zur
drahtlosen Telegrapfaie 5, (292).
Spiss, P. u. Wehnelt, A. Über den
elektroiy tischen Unterbrecher 1, (3), 53.
Stabck, W. und Haupt, B. Über die
magnetischen Eigenschaften von eisen-
freien Manganlegierungen 5,(217), 224-
— sh. HeüSLEK, Fe. 5, (217), 220.
Stark, J. Über elektrische Wirkungen
einer partiellen Erhitzung eines durch-
strömten Oases 2, (81), 84.
— Kritische Bemerkungen zu der Mit-
teilung der Herren Austin u. Starke
über Kathodenstrahlreflezion 4,(137),
167.
— Der abnormale Kathodenfall des
Glimmstromes 5, (1), 23.
— Über eine eigenartige Erscheinung
am Quecksilberlichtbogen im Magnet-
felde 5, (81), 87.
Starke, H. Ein Refraktometer zur
Bestimmung des Brechungsexponenten
von Flüssigkeiten mit dem Mikroskop
1, (102), 117.
— Über die Reflexion der Kathoden-
strahlen 2, (107).
— Ein Unterbrecher hoher Schwingungs-
zahlen zur Anwendung bei der Be-
stimmung^ von Leitfähigkeiten usw.
mittels Wheatstone scher Brücke und
Telephon 3, (100).
— Über einen Wehnelt sehen Unter-
brecher für ganz schwache Ströme
3, 125.
— Berichtigung 3, 148.
— Erwiderung auf die kritischen Be-
merkungen des Hrn. J. Stark bezüg-
lich der Arbeit: Austin- Starke, Über
Kathodenstrahlreflexion 4, (191), 212.
— Über eine Interferenzbeobachtung
an Lippmann sehen Spektralphotogra-
phien 4, (361), 377.
Starke, H. Die magnetische u. elek-
trische Ablenkbarkeit reflektierter
und von dünnen Metallblättchen hin-
durchgelassener Kathodenstrahlen 5,
(2). 14.
— Über die elektrische und magnetische
Ablenkung schneller Kathodenstrahlen
5, (233), 241.
— Über den Föten tialverlauf bei der
Elektrizitätsleitung durch Gase, ins-
besondere der Flammenleitung 5, (363),
364.
— Über die unipolare Leitung in Oasen
5, (363), 377.
— sh. Austin, L. 4, (77), 106.
Steinwehr, fi. v., sh. Jaeqbr, W. 5,
(49), 50; (351), 353.
Stevens, E. H. Über Schallgeschwin-
digkeit in Luft bei hoher Temperatur
3, (25), 54.
Stöckl, K. Das FEDOROwsche üni-
versalgoniometer in der Konstruktion
von FüESS. Anwendung dieses Listru-
mentes zur Auflösung sphärischer
Dreiecke 5, (67), 76.
Strasser, B. sh. Warbürg, E. 5, (233),
269.
Straübel, R. Über die Energiebahnen
des gebeugten Lichtes 1, (211).
— Zusammenhang zwischen Absorption
und Auflösungsvermögen 4, (260), 323.
— Über einen allgemeinen Satz der
geometrischen Optik und einige An-
wendungen 4, (260), 328.
— Demonstration eines Literferenzmeß-
apparates 4, (261).
T.
Teichner, G. sh. Traube, J. 5, (218),
235.
Thiesen, M. Über das Gesetz der
schwarzen Strahlung 2, (87), 65.
— Über allgemeine Naturkonstanten 2,
(114), 116.
— Über die angebliche Anomalie des
Sauerstoffs bei geringem Drucke 3,
(57).
Alphabetisches Namenregister.
473
Thissen, M. über die Bohb sehe Ano-
malie 3, (77). 80.
— Über den Keibungswiderstand des
Lichtäthers 3, (164), 177.
— Über die gegenseitige Zuordnung der
Elemente zweier Scharen nach den
Gesetzen des Zi^falls 4, (77), 98.
— Nachruf für Johannes Pbenet 4,
(127), 128.
— Zur Theorie der Diffusion 4, (347),
348.
— Dasselbe. (Zweite Mitteilung.) 5,
(129), 130.
— Über stationäre Flüssigkeitsstrom ung
5, (351).
— u. Scheel, K. Über eine Bestim-
mung der Spannkraft des Wasser-
dampfes bei und in der Nähe von 0^
1, (140).
Tbaube, J. Theorie der kritischen Er-
scheinungen und der Yerdampfaug.
Beitrag zur Theorie der Lösungen 4,
(137).
— Beitrag zur Theorie von van der
Waals 4, (259).
— u. Teichnee, G. Zur Theorie des
kritischen Zustandes 5, (218), 235.
YiBCHOW, Rudolf t 4, (335).
Vogel, H. W.f 1, (3), 60.
Voigt, W. Über pleochroi tische Kri-
stalle 4, (379).
— Über eine neue Methode, die opti-
schen Konstanten von Metallen im
ultravioletten Lichte zu bestimmen
4, (379).
VOLLEB, A. Demonstration der Slaby-
schen und Braun sehen Apparate zur
Wellentelegraphie 4, (261).
w.
Wachsmüth, R. Schneidentöne und
Labialpfeifen 5, (292), 299.
— u. Schönrock, 0. Beiträge zu einer
Wiederholung des MASCARTschen Ver-
suches 4, (137), 183.
WANDSB8LEB, E. Über einen neuen
Apparat zur Betrachtung von Photo-
graphien vom richtigen Standpunkte
aus 5, (415).
Wabbübg, E. Bemerkung über die
Temperatur der Sonne 1, (49), 50.
— KiOHi Scherversuch über das optische
Verhalten des Natriumdampfes im
magnetischen Felde 1, (67).
— Über die Wärmeeinheit 1, (211).
— Über die Wärmeleitung verdünnter
Gase 2, (55).
— Bemerkungen über den Nickelstahl
2. (145).
— Über die Wirkung der Strahlung
auf die Funkenentladung 2, (211), 212.
— Über die Polarisationskapazität des
Platins 3, (101), 102.
— Über leuchtenden elektrischen Wind
4, (259, 361), 294.
— Über die galvanomagnetischen und
thermomagnetischen Effekte in Anti-
mon und Wismut (nach Versuchen
von Guy Barlow) 5, (363).
— Zur Theorie der Siemens sehen Ozo-
nisierungsapparate 5, (381,415), 382.
— und Strabser, B. Zum Verhalten
sogenannter un polarisierbarer Elek-
troden gegen Wechselstrom 5, (233),
269.
Weber, C. L. Vorschlag zu der Auf-
gabe, Kompaßablesungen zu über-
tragen 3, (47).
Wehnelt, A. Einige neuere Versuche
über den elektroly tischen Unterbrecher
1. (146).
— Eine Braun sehe Röhre für elektro-
statische Ablenkung 5, (l), 29.
— Ein einfacher Oszillograph 5, (141),
178.
— Über Kathodenstrahlen an glühen-
den Kathoden. (VorläufigeMitteilnng.)
5, 255.
— Über eine BöntgenrÖhre mit ver-
änderlichem Härtegrad 5, 259.
— Bemerkung zur Mitteilung des Herrn
Prof. A. Blondel „Sur les oscillo-
graphes*" 5, 268.
474
Alphabetisches Namenregister.
Wbhnblt, A. Über die Phosphores-
zenzerregung; durch langsame Ka-
tbodenstrahlen 5, (415), 423.
— sb. Spies, P. 1, (3) 53.
Wesendonk, K. V. Einige Bemerkungen
über die Betttimmung der kritischen
Temperatur 5, (233), 238.
West, J. Über den Telephonographen
von POULSEN 2, (205).
WiEDEBURG, O.t 3, (129).
WlBDBMANN, GUSTAVf 1, (101, 153), 155.
Wien, Max. Über die Empfindlichkeit
des menschlichen Ohres für Töne ver-
schiedener Höhe 4, (260), 297.
— Demonstration eines mechanischen
Modelle« zur Bbaun sehen Methode
der Wellen telegraphie 4, (261).
WiLLS, A. P. sh. DU BOIS, H. 1, (153),
168.
— und Liebknecht, O. Molekulare
Suszeptibilität paramagnetischer Salze
1, (154), 270.
I Wood, E. W. Cyaninprismen 3, (9).
I WüLLNEB, A. Über Spektren der Ka-
thoden- und Kanalstrablen 1, (210).
I Wulff. Methoden der künstlichen Kri-
stallzucht 1, (212).
z.
I Zachabias, J. über neue magnetische
I Untersuchungen und die Mechanik
der magnetischen Erscheinungen 5,
(49).
, Zehndeb, L. Über neue Wirkungen
I von Kathodenstrahlen u. Lichtstrahlen
i (Vorläufige Mitteilung.) 5. (l), 35.
ZSCHIMMEB, E. Über neue Glasarten
von gesteigerter ultra violettdurch-
lässigkeit 5, (292), 312.
ZsiOHONDY, B. über kolloidale Gold-
lösungen und Goldrubiugläser 5, (205),
I 209.
; — sh. SiEDBNTOPF, H. 5, (205), 213.
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Leo Koenlgsberger's große Helmholtz -Biographie ist
nach dem einstimmigen Urteile der Presse als eine biographische
Leistung ersten Banges anerkannt worden und für die gesamte
wissenschaftliche Welt imd für weite Kreise des gebildeten PubK-
kums Ton dem größten Interesse.
Die Entwickelung, das Leben und Wirken und die Bedeu-
tung einer Persönlichkeit zu schildern, die durch den Umfang und
die Tiefe des Wissens und die Macht des Könnens die meisten
ihrer Zeitgenossen überragt, aUe Welt durch das Produkt ihrer
Arbeit während mehr als eines halben Jahrhunderts in Staunen
und Bewunderung versetzt und der Wissenschaft neue fundamen-
tale Lehren geschenkt und neue Wege zu fruchtbarer Tätigkeit
gewiesen hat, war eine ebenso reizroUe wie schwierige Aufgabe,
deren Durchführung dem Verfasser, welchem nicht nur die Feder,
sondern auch die auf eingehender Sachkenntnis ruhende Teil-
nahme für Person und Stoff zu Gebote stand, in yoUendetem
Maße gelungen ist.
Dem großen Naturforscher und Gelehrten ist mit
dieser meisterhaften Darstellung seines in der Geschichte
der Wissenschaft wohl einzig dastehenden Entwicke-
lungsganges und seiner unvergleichlichen Lebensarbeit
ein würdiges biographisches Denkmal errichtet worden,
wie es der Mit- und Nachwelt nicht schöner überliefert
werden konnte.
Zu betUehen durch aUe Buehhanähing0n,
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